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Der Kindergarten während der NS-Herrschaft - Paedagogika

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zunächst einem starken „Mobbing“ ausgesetzt und wurden wenig später entlassen bzw.<br />

pensioniert (Hollitscher). An<strong>der</strong>sdenkende wurden „erziehungsunwürdig“ erklärt und in<br />

an<strong>der</strong>e Dienststellen innerhalb <strong>der</strong> Verwaltung versetzt (Franzi Schreiner, Maria Cervenka,<br />

die nachmaligen Inspektorinnen Novotny und Trepka ). Desgleichen gab es ohne Ariernachweis<br />

keine Anstellung als Kin<strong>der</strong>gärtnerin (Neufeld).<br />

Die konfessionellen Kin<strong>der</strong>gärten wurden nach und nach von <strong>der</strong> <strong>NS</strong>V übernommen. Die<br />

Fachzeitschrift Unsere Kin<strong>der</strong> (Caritas Linz) wurde etwa Ende 1939 eingestellt, obwohl man<br />

bemüht gewesen war, durch Übernahme von nationalsozialistische Floskeln und Inhalten<br />

dem Regime Rechnung zu tragen; <strong>der</strong>artige Selbstbehauptung ist im Falle eines absolut<br />

autoritären Regimes vermutlich beinahe als eine Art Wi<strong>der</strong>stand anzusehen. Auch die<br />

städtischen Kin<strong>der</strong>gärten wurden <strong>der</strong> <strong>NS</strong>V angeglie<strong>der</strong>t in <strong>der</strong> Form, dass Gebäude,<br />

Personalkosten u.dgl. in <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Gemeinde verblieb, die oberste Leitung aber<br />

<strong>der</strong> <strong>NS</strong>V unterstand. Hierzu gibt es eine Wie<strong>der</strong>gabe eines Briefes von <strong>der</strong> <strong>Kin<strong>der</strong>garten</strong>inspektorin<br />

Anna Arbeiter ( sie war 1938 im Amt belassen worden, musste aber 1945 den<br />

Hut nehmen) an alle Landesbehörden in Österreich mit dem Ersuchen, die bestehenden<br />

Strukturen doch zu belassen. Natürlich wird auch in diesem Schreiben <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Erziehung prinzipiell gehuldigt (Kuchar, Niegl & Wurst : Das <strong>Kin<strong>der</strong>garten</strong>wesen<br />

in Kärnten, S. 48 – 50).<br />

Um diese Aussagen zu beleben, habe ich mich um Interviews mit Kolleginnen bemüht, die<br />

diese Zeit im <strong>Kin<strong>der</strong>garten</strong> o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Ausbildung erlebt haben, im Sinne von„oral history“ .<br />

<strong>Der</strong>en Berichte haben im Großen und Ganzen mit dem übereingestimmt, was ich auch aus<br />

an<strong>der</strong>en Quellen erfahren habe. Interessant ist hierbei, dass des Öfteren ausgesagt wurde, die<br />

Umsetzung des nationalsozialistischen Gedankengutes sei nicht generell erfolgt. Das berichtet<br />

auch Manfred Berger in seinem Buch über Vorschulerziehung im Nationalsozialismus<br />

-- Recherchen zur Situation des <strong>Kin<strong>der</strong>garten</strong>wesens in Deutschland 1933 – 1945, Beltz<br />

Verlag 1986; es mag dies teilweise auf Verdrängung beruhen, auch ist seither immerhin<br />

bereits ein halbes Jahrhun<strong>der</strong>t vergangen.<br />

Sehr klar kam bei den Zeitzeugen jedoch die entsetzliche Angst zutage, die die Menschen im<br />

Allgemeinen, so auch die in den Kin<strong>der</strong>gärten Tätigen, hatten, „verna<strong>der</strong>t“ zu werden, sei es<br />

von Eltern, MitarbeiterInnen, NachbarnInnen......Das führte mitunter dazu, dass man sich<br />

entgegen <strong>der</strong> eigenen Überzeugung gezwungen fühlte, dienstliche Anordnungen -- etwa des<br />

vorgegebenen Wochenthemas -- zu befolgen. So lautete etwa das Thema vom 9.Nov.1943,<br />

also ausgerechnet am Jahrestag des antisemitischen Progroms 1938 : „Kameraden, die<br />

Rotfront und Reaktion erschossen....“(einem mir vorliegenden Wochenbericht aus dem Jahr<br />

1943 entnommen).<br />

An dieser Stelle erscheint es mir notwendig, prinzipiell und zusammenfassend <strong>Kin<strong>der</strong>garten</strong>erziehung<br />

, wie sie vom <strong>NS</strong>-Regime gefor<strong>der</strong>t wurde, zu charakterisieren. Die Fakten<br />

sind dem bereits oben erwähnten Buch entnommen. Das Werk behandelt die Entwicklung in<br />

Deutschland, hat aber, da Österreich nach dem Anschluss gleichgeschaltet wurde, prinzipiell<br />

auch für unser Land Gültigkeit. Es enthält Ausführungen über:<br />

• die Grundzüge <strong>der</strong> <strong>NS</strong>.- Erziehung,<br />

• <strong>der</strong>en Umsetzung in den Kin<strong>der</strong>gärten,<br />

• Vorschulerziehung unter <strong>NS</strong>V - Trägerschaft,<br />

• Vorschulerziehung unter katholischer Trägerschaft,<br />

• Vorschulerziehung unter evangelischer Trägerschaft, -- sowie, in den letzterwähnten<br />

Kapiteln, Abschnitte über<br />

• die Ausbildungssituation.

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