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Der Kindergarten während der NS-Herrschaft - Paedagogika

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Bäumler -- seit 1933 Inhaber des Lehrstuhls für „Politische Pädagogik“ – war einer <strong>der</strong><br />

wichtigen <strong>NS</strong>-Erziehungsideologen; nach ihm war es Aufgabe <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Erziehung, den Typus des „politischen Soldaten“ heranzuzüchten. Er glaubte an ein<br />

Erziehungssystem, das durch ein festes System von Gewöhnungen zunächst.... „mit dem Leib<br />

beginnt; nur dann tut sich die Weite <strong>der</strong> geistigen Welt ohne Schaden für den Menschen auf.“<br />

Bäumler meint, “dass die Anlagen des Menschen.....jedem Einzelnen von den Ahnen<br />

überkommen sind und durch Erziehung nicht ersetzt werden können.“(Zitat S.29) Ziel und<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Erziehung musste es sein, „hinstrebend auf die rassisch bedingte Einheit“ dieser<br />

zur vollen Entfaltung und Blüte zu verhelfen. Die beson<strong>der</strong>e Aufgabe <strong>der</strong> völkischen<br />

Erziehung lag in <strong>der</strong> „politischen Leibeserziehung“ <strong>der</strong> Jugend: „Sinn <strong>der</strong> männlichen<br />

Leibeserziehung ist die Entfaltung des Mannestums, das männliche Zusammenleben auf dem<br />

Turnplatz.....Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Leibeserziehung <strong>der</strong> Frau sollen Spiel und Tanz stehen.“<br />

Den Unterschied fasst er folgen<strong>der</strong>maßen zusammen :<br />

Volkstümlich<br />

Politisch<br />

Kin<strong>der</strong> Mädchen und Frauen Knaben, Jünglinge und Männer<br />

Spielfreude<br />

Kampfgeist<br />

Spiel und Tanz<br />

Übung und Turnen<br />

Übung (tummeln) in Gruppen Wettkampf in Mannschaften<br />

H.Schemm -- Führer des <strong>NS</strong>L Bundes stellt aller Erziehung die Züchtung voran, indem er<br />

formuliert: „Die Ausübung eines erzieherischen Einflusses auf die Erbmasse ist nicht<br />

möglich. Sie wird unberührt weitergereicht und die einzig mögliche Beeinflussung geschieht<br />

durch Züchtung, indem das rassisch Saubere ausgewählt und geför<strong>der</strong>t, das Schlechte aber<br />

ausgerottet wird.“<br />

Wenn man diese Überlegungen betrachtet, wie kommt es eigentlich, dass auch arische<br />

Menschen schlechte Eigenschaften haben können ? Die Antwort : durch Rassenmischung !<br />

Daher ist die „Ausmerzung dieser vererbten, negativen Eigenschaften geboten (sprich :die<br />

Ausmerzung von Angehörigen an<strong>der</strong>er, min<strong>der</strong>er Rassen ).<br />

Eine eindeutige Diskriminierung <strong>der</strong> Frauen wird in folgendem Zitat deutlich : „Während die<br />

Erziehungstätigkeit an <strong>der</strong> männlichen deutschen Jugend durch das heldische Ideal<br />

männlicher körperlicher und geistiger jugendlicher Kraft nach dem Vorbild <strong>der</strong> Heroen <strong>der</strong><br />

deutschen Geschichte auf allen Lebensgebieten des praktischen und kulturellen Wirkens<br />

zielweisend geleitet wird, steigt in <strong>der</strong> Erziehung des Mädchens zur deutschen Frau das<br />

Idealbild <strong>der</strong> liebevollen, sorgenden, opfernden und doch das Leben siegreich bejahenden,<br />

deutschen Mutter auf...........Das soll <strong>der</strong> Leitstern aller weiblichen Erziehung sein.“<br />

Im Grunde genommen stellt die <strong>NS</strong> - Erziehungslehre nichts absolut Neues dar ( wenn man<br />

von <strong>der</strong> plakativen Diktion absieht), son<strong>der</strong>n hat sich aus den autoritären und kleinbürgerlichen<br />

Vorstellungen <strong>der</strong> Kaiserzeit folgerichtig entwickelt. Alle fortschrittlichen Theoretiker<br />

und Praktiker wurden denunziert, ausgeschaltet o<strong>der</strong> sogar ins K.Z. verschleppt, z.B. Otto<br />

Felix Kanitz ( nach dem Ersten Weltkrieg Leiter <strong>der</strong> Schönbrunner Schule <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>freundein Wien).<br />

Zusammenfassend wird die Aufgabe <strong>der</strong> <strong>NS</strong>.- Erziehung in einem Vorwort zu einem<br />

Geschichtsbuch aus jener Zeit wie folgt definiert : „<strong>Der</strong> Liberalismus hatte eine sehr hohe,<br />

man muss heute sagen übertriebene Auffassung von den Möglichkeiten <strong>der</strong> Erziehung. Weil<br />

er den Menschen in seiner Eigenart durchaus als ein Erzeugnis seiner Umwelt und seiner<br />

Verhältnisse ansah, glaubte er, in <strong>der</strong> Erziehung ein Mittel in <strong>der</strong> Hand zu haben, um nicht nur<br />

den einzelnen, son<strong>der</strong>n die Menschen überhaupt im Sinne seiner sog. Ideale dauernd umzuprägen.<br />

Die Gesetze <strong>der</strong> Rasse und <strong>der</strong> Vererbung , die <strong>der</strong> Nationalsozialismus seinem<br />

politischen Aufbau zugrunde legt, räumten mit diesem Unsinn gründlich auf. Sie zeigten, dass

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