analoge & digitale Bilder - Visuelle Kompetenz im Medienzeitalter
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Das Verständnis für Digital Imaging führt also zur Präzisierung zukünftiger Bildfindungen, über<br />
die ja die visuelle Kommunikation abläuft. Diese ist aber nur mit einem vorhandenen Wissen um<br />
die <strong>analoge</strong> Fotografie möglich. Auch deshalb scheint es mir sinnvoll <strong>im</strong> Folgenden einen<br />
gründlichen Vergleich anzustellen.<br />
3.4.1 Kameramodelle<br />
Betrachtet man zunächst die äußere Erscheinung der Kameramodelle, muss man feststellen,<br />
dass sich die Geräte eigentlich kaum voneinander unterscheiden. Erst sehr spät kamen die<br />
Hersteller auf die Idee, das Design der <strong>digitale</strong>n Fotoapparaten zu verändern. Denn durch die<br />
neue Technik sind gewisse Konstruktionsvorgaben nicht mehr notwendig und man kann den<br />
inneren Aufbau der Apparate neu gestalten. So ergibt sich heute ein neues Erscheinungsbild<br />
der Digitalkameras, die bekannten Gehäuseformen wurden durch veränderte abgelöst. Bisher<br />
wurde durch die äußere Ähnlichkeit suggeriert, dass beide Apparate auch gleich arbeiten.<br />
Aber wie zuvor gezeigt wurde, hat man es mit zwei sehr verschiedenen Verfahren der<br />
Aufzeichnung von Bildinformationen zu tun.<br />
Christian Wittwer, der 1996 in der Neuen Zürcher Zeitung eine Serie von Artikeln zur <strong>digitale</strong>n<br />
Fotografie veröffentlichte, beschreibt die Situation wie folgt: „Äußerlich haben sich die<br />
Geräte erst spät gewandelt, denn anstatt von Grund auf neue Kameramodelle zu<br />
konstruieren, werden schon vorhandene Gehäuse (von Nikon und Canon) zu Digitalkameras<br />
umgerüstet, wodurch bestehendes Zubehör weiter eingesetzt werden kann. Dies hat den<br />
Nachteil, dass eine enge Verwandtschaft zwischen <strong>analoge</strong>r und <strong>digitale</strong>r Bildtechnologie<br />
angenommen wird, dies umso mehr, als das Endresultat, das Bild als Farbprint oder<br />
Druckerzeugniss, keine Rückschlüsse auf seine Entstehungsgeschichte mehr zulässt.“ 35<br />
Dies zeigt die Problematik. Im Prinzip stellt er dasselbe fest, spricht aber noch einen<br />
interessanten Punkt an. Er bemerkt, dass man am Endresultat keine Rückschlüsse mehr auf<br />
die Enstehungsgeschichte des Bildes ziehen kann. Hierin besteht natürlich ein großes<br />
Problem. Wenn man an den fertigen vorliegenden <strong>Bilder</strong>n nicht mehr erkennen kann, wie sie<br />
erzeugt wurden, ist es zum Beispiel unmöglich auf die bisher gewohnte hohe Authentizität<br />
des <strong>analoge</strong>n Bildes zu vertrauen. Das ist ein sehr sensibler Bereich. Denn es könnten den<br />
Bildkonsumenten sehr leicht „gefakte“ <strong>Bilder</strong> untergeschoben werden, denen sie hilflos<br />
ausgeliefert sind. 36 Auf die Differenz der Authentizität wird noch eingehend in Kapitel 3.4.6<br />
eingegangen.<br />
35 Christian Wittwer (1996), S. 37<br />
36 vgl. hierzu auch Christian Doelker, Ein Bild ist mehr als ein Bild: visuelle <strong>Kompetenz</strong> in der Mult<strong>im</strong>edia-Gesellschaft, Klett-Cotta,<br />
Stuttgart 1997, S.24-28<br />
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