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analoge & digitale Bilder - Visuelle Kompetenz im Medienzeitalter

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das als codierte Information vorliegende <strong>digitale</strong> Bild kann nur reproduziert werden, indem es<br />

ausgelesen und erzeugt wird. Also ist die Lesart in dieser Weise bekannt.<br />

3.4.3.2 Zeitlichkeit<br />

Die entstehende Linearität bewirkt aber noch eine weitere Veränderung des Bildes. Die<br />

Zeitlichkeit, die <strong>im</strong> Bild steckt ist eben eine andere, wie die der <strong>analoge</strong>n Fotografie. In der<br />

<strong>analoge</strong>n Fotografie können die Lichtstrahlen für einen festgelegten Zeitraum, eben während<br />

der Belichtungszeit, durch das Linsensystem auf den Film gelangen. Dabei gelangen alle<br />

Lichtstrahlen synchron, was Jäger als ganzheitlichen und komplexen Vorgang beschreibt,<br />

gleichzeitig auf den Film und werden dort festgehalten. Dagegen haben wir be<strong>im</strong> Digital<br />

Imaging das „lineare Herausschieben“ der Bildinformationen. Wenn <strong>im</strong> <strong>analoge</strong>n<br />

Aufzeichnungsprozess jeder Raumpunkt seine relative Position zum Nachbarpunkt behält,<br />

werden die Bildpunkte be<strong>im</strong> Digital Imaging neu angeordnet und verlieren so die frühere<br />

Zeitlichkeit. Während be<strong>im</strong> <strong>analoge</strong>n Foto die Struktur der Bildpunkte zueinander auf eine<br />

gewisse Weise erhalten bleibt, wird diese be<strong>im</strong> Digital Imaging aufgelöst.<br />

Betrachtet man den Vorgang genauer wird es wirklich komplexer. Denn ein Lichtstrahl<br />

bewegt sich mit einer <strong>im</strong>mens hohen Geschwindigkeit von ca. 300.000 km/s und dennoch<br />

benötigt er Zeit für den Weg den er zurückgelegt hat. Sind also die Objekte die fotografiert<br />

werden in unterschiedlichem Abstand zur Fotokamera, so benötigen die ausgesandten<br />

Lichtstrahlen verschiedene Zeiten. Dies würde aber bedeuten, das man generell <strong>im</strong><br />

festgehaltenen Bild verschiedene Zeitlichkeiten festhält. Also noch einmal etwas abstrakter:<br />

Belichtet man <strong>im</strong> Zeitraum t0 bis t1 den Film, so sind die Objekte <strong>im</strong> Abstand s0 Distanzeinheiten<br />

(z.B. Meter) zur Realzeit t0 - k0 bis t1 -k0 festgehalten und die Objekte <strong>im</strong> Abstand s1<br />

Distanzeinheiten (z.B. Meter) zur Realzeit t0 - k1 bis t1 -k1. Wobei sich die Verschiebungs-<br />

Summanden k1 und k2 aus der Zeit die das Licht vom Objekt auf den Film benötigt berechnen.<br />

Also k0 = s0 / c und k1 = s1 / c , wobei c = const. die Lichtgeschwindigkeit darstellt. Der<br />

Sachverhalt spielt natürlich bei geringen Distanzdifferenzen eine kleine Rolle. Mit<br />

zunehmenden Distanzdifferenzen ∆s entsteht ein nicht unerheblicher Unterschied in der<br />

festgehaltenen Realzeit der Objekte. Dies wird besonders offensichtlich bei astronomischen<br />

Aufnahmen, wie man sie auch zum Beispiel <strong>im</strong> Werk von Thomas Ruff 41 sehen kann. Ruff<br />

thematisiert genau dieses Phänomen, indem er Sternenbilder aus dem Archiv der ESO<br />

(European Southern Observatory) ankauft, nachbearbeitet und ausstellt. Als<br />

Lichtzeichnungen <strong>im</strong> ursprünglichsten Sinn zeigen sie genau die unterschiedliche Zeitlichkeit<br />

der Sterne zu einem best<strong>im</strong>mten Aufnahmezeitpunkt. Das gezeigte Phänomen wirkt aber<br />

sowohl bei der <strong>analoge</strong>n, wie auch be<strong>im</strong> Digital Imaging, führt also zu keiner Unterscheidung.<br />

41 Thomas Ruff: Fotografien 1979 - heute, hg. von Thomas Winzen, Ausstellungskatalog: Baden-Baden 2001/02, Verlag der<br />

Buchhandlung Walther König, Köln 2001, S.193<br />

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