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analoge & digitale Bilder - Visuelle Kompetenz im Medienzeitalter

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funktioniert. So können durch die eingesetzten Hardware, aber auch durch die Programme<br />

Fehler entstehen. Dabei ist es möglich, dass der Fehler <strong>im</strong> Programm bereits angelegt ist, dass<br />

also das Programm fehlerhaft erstellt wurde oder dass das Programm durch ein weiteres<br />

gestört wird. Wenn zum Beispiel zwei Programme versuchen, denselben Speicherbereich <strong>im</strong><br />

Computer zu belegen, so kann dies Konflikte verursachen, die zu unerwarteten Resultaten<br />

führen können. Störungen können also auf verschiedene Art entstehen. Fehlerhafte<br />

Hardware oder Programme können die Ursache sein. Das Aufeinandertreffen von<br />

verschiedenen eigentlich fehlerlosen Programmen oder die Unst<strong>im</strong>migkeit zwischen<br />

Programmen und der Hardware kann ebenfalls Störungen auslösen. Nun kann man diese<br />

Störungen nicht nur als unerwünschte Fehler ansehen, sondern kann ihnen auch<br />

interessante Aspekte abgewinnen. Man kann mit ihnen arbeiten, indem man sie bewusst<br />

hervorruft und sie als künstlerischen Ausgangspunkt einsetzt. Im Prinzip ist es eine gängige<br />

Methode des Künstlers: indem er das gewohnte in Frage stellt und versucht vorhandene<br />

Grenzen zu überschreiten. Mit Störungen löst er Irritationen aus, die den Rezipienten dazu<br />

anregen, über die grundsätzliche Arbeitsweise eines funktionierenden Systems<br />

nachzudenken. Der Reiz liegt also in dem Versuch, die konventionellen Ausgangsmengen zu<br />

erweitern oder zu verändern, aber <strong>im</strong>mer in dem Maße, dass sie weiterhin kommunizierbar<br />

sind. Denn Kommunikation funktioniert nur über Konventionen. Die syntaktischen und<br />

semantischen Eigenschaften des verwendeten Codes müssen vorab zwischen Sender und<br />

Empfänger geklärt sein. Ist dies nicht der Fall, wird jede Äußerung zur privaten Sprache, die<br />

hermetisch und für andere nicht decodierbar ist und damit unverständlich bleibt. Die<br />

Möglichkeit bewusst mit Störungen zu arbeiten, eröffnete den Künstlern schon <strong>im</strong>mer neue<br />

Felder: „Schon in der klassischen Zeit gab es die Frage, ob nun die Harmonie, die Einheit<br />

oder die Gesetzlichkeit oder ob nicht eher die Abweichung oder Entfremdung vom<br />

Normalen, die Innovation, das Eigentliche in der Kunst wäre. Diese scheinbar<br />

widersprüchlichen Kriterien lassen sich mit der Informationspsychologie sehr gut vereinen.<br />

Es stellt sich nämlich heraus, dass weder die hundertprozentige Ordnung ein interessant zu<br />

nennendes Kunstwerk hervorbringt noch das völlige Chaos, sondern das Opt<strong>im</strong>um liegt<br />

irgendwo in der Mitte, was man auch quantifizieren kann. Es ist eine Art Gleichgewicht<br />

zwischen den verschiedenen Ordnungen des Gesetzlichen und der Innovation. Das gilt nicht<br />

nur für <strong>Bilder</strong>, sondern auch für alle anderen Kunstformen.“ 105 Die Schwierigkeit besteht also<br />

darin, die so genannte goldene Mitte zwischen Bekanntem und Unbekanntem, dem Neuem zu<br />

finden. Die enstehenden Veränderungen müssen sich noch erklären lassen.<br />

Wie können Störungen bei <strong>digitale</strong>n Bildmedien aussehen? Um Störungen bei <strong>digitale</strong>n <strong>Bilder</strong>n<br />

zu erzeugen, gibt es verschiedene Ansätze. Eine erste, sehr brachiale Möglichkeit könnte<br />

darin bestehen, die Technik des Systems, also die Hardware teilweise zu zerstören. Durch<br />

leichte Beschädigungen könnten unerwartete ausgefallene Resultate erzielt werden. Man<br />

kennt solche Vorgänge auch als User, wenn zum Beispiel die eingebaute Grafikkarte des<br />

105 Herbert W. Franke, Der Monitor als Fenster in einen unbegrenzten Raum, in: Florian Rötzer (1991), S. 285-286<br />

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