sonderdruck aus tierärztliche umschau - Borna-Borreliose-Herpes
sonderdruck aus tierärztliche umschau - Borna-Borreliose-Herpes
sonderdruck aus tierärztliche umschau - Borna-Borreliose-Herpes
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
SONDERDRUCK<br />
der zyklischen Amine, der Wirkstoff<br />
Amantadin, erwies sich jedoch in vitro<br />
mit einem Humanisolat und in vivo bei<br />
einer depressiven Patientin als virostatisch<br />
und damit erfolgreich. Dieses lange<br />
bekannte Arzneimittel erreichte eine<br />
sehr viel stärkere Infektionshemmung<br />
(ID 50 ) bei einer viel geringeren Stoffkonzentration<br />
als Hexamin (Bode et al.,<br />
1997). Her<strong>aus</strong>zuheben ist nicht nur der<br />
Hemmeffekt in vivo, sondern auch die<br />
erfolgreiche Inhibition humaner und<br />
equiner BDV-Isolate in Zellkultur (Invitro-Assays),<br />
bei denen der Virustiter<br />
im Gegensatz zu Versuchen mit Laborviren<br />
dosisabhängig signifikant reduziert<br />
werden konnte (Bode et al., 1997;<br />
Ludwig und Bode, 2000; Bode und Ludwig,<br />
2003). Daraufhin erfolgten erste<br />
präliminäre Behandlungsversuche an<br />
todkranken Pferden, die bei weit fortgeschrittener<br />
neurologischer Symptomatik<br />
in Einzelfällen zu spektakulärer<br />
Besserung führten (Thein, Bode, Ludwig,<br />
unpubliziert). Eine weniger stark<br />
<strong>aus</strong>geprägte Symptomatik beim Pferd<br />
ließ hoffen, dass nach Amantadinbehandlung<br />
vollständige Symptomfreiheit<br />
erzielt werden könnte, ohne dass<br />
Nebenwirkungen zu befürchten wären<br />
(Bode, 1999).<br />
Die <strong>Borna</strong>sche Krankheit findet sich in<br />
der bisher geltenden deutschen Gesetzgebung<br />
in der Verordnung über meldepflichtige<br />
Tierkrankheiten, eine Verordnung,<br />
die auf dem deutschen Tierseuchengesetz<br />
basiert. Außerdem finden<br />
sich nähere Informationen zur BK<br />
auch in den Erläuterungen zu den meldepflichtigen<br />
Tierkrankheiten wieder.<br />
Anlass für unsere Untersuchungen waren<br />
das gehäufte Auftreten ungeklärter<br />
klinischer Symptomatiken bei Pferden<br />
im Saarland, die teilweise dazu führten,<br />
dass schwer erkrankte (z.B. aggressive)<br />
Tiere eingeschläfert werden mussten.<br />
Differentialdiagnostische Überlegungen<br />
ließen an eine <strong>Borna</strong>virus-Infektion<br />
denken. Tierarzt Dr. Vidovic<br />
brachte vor einiger Zeit die Erfahrungen<br />
über <strong>Borna</strong>-Pferdepatienten <strong>aus</strong> der<br />
Tierklinik Hochmoor mit in die<br />
Tierärztliche Klinik Altforweiler ein<br />
und sensibilisierte damit die Kollegen<br />
Doctores Rupp und Schubert für die<br />
auffälligen und bisher ungeklärten<br />
Krankheits<strong>aus</strong>brüche im Saarland, denen<br />
bis dahin bereits wertvolle Pferde<br />
durch Euthanasie zum Opfer gefallen<br />
waren. Tierärztin Kiefer befasste sich<br />
daraufhin intensiv mit auffälliger<br />
Krankheitssymptomatik bei Verdachtsfällen,<br />
aber auch mit Kontrollbeständen<br />
im Saarland und angrenzenden Praxisgebieten.<br />
Nachfolgend dargestellte Ergebnisse<br />
basieren auf klinischen und labordiagnostischen<br />
Untersuchungen an über<br />
300 Pferdepatienten, wobei die Blutproben<br />
im Projekt <strong>Borna</strong>virus-Infektionen<br />
des Robert Koch-Instituts mit den dort<br />
in Kooperation mit Kollegen der Freien<br />
Universität entwickelten ELISA-Testen<br />
untersucht wurden. Die initiale Virusdiagnostik<br />
ermöglichte zusammen mit<br />
therapiebegleitendem Blutmonitoring<br />
eine äußerst erfolgreiche systematische<br />
Implementierung ursächlicher antiviraler<br />
Behandlung (Amantadin).<br />
Am Beispiel dieser BDV-Epizootie<br />
wurden außerdem schwelende Fragen<br />
der tierseuchenrechtlichen Maßregelung<br />
der <strong>Borna</strong>schen Krankheit aufgegriffen<br />
und Vorschläge für eine praxisgerechte<br />
Neujustierung der tierseuchenrechtlichen<br />
Betrachtung der BDV-<br />
Infektion beim Pferd vorgestellt.<br />
2 Eigene Untersuchungen<br />
2.1 Material und Methoden<br />
2.1.1 Patienten und Probensammlung<br />
In der Pferdepopulation von ca. 5 000<br />
Tieren mit Schwerpunkt im Umkreis<br />
der Tierklinik Altforweiler wurden etwa<br />
500 Pferde untersucht und ca. 300<br />
unter nähere Beobachtung gestellt. In<br />
die Diagnostik wurden Fahrsportpferde,<br />
Traber, Dressur- und Freizeitpferde<br />
eingeschlossen. Die unterschiedlichsten<br />
Rassen wie Orlow-Traber, Hannoveraner,<br />
Trakehner, Zweibrücker, Haflinger,<br />
Westfälisches Warmblut (hier<br />
nur einige Beispiele ungeachtet der<br />
Häufigkeit) gingen in die Untersuchung<br />
ein. Die Pferde stammen <strong>aus</strong> verschiedensten<br />
Regionen des Saarlandes<br />
und sind zum Teil auch <strong>aus</strong> anderen<br />
Bundesländern ins Saarland eingeführt<br />
worden.<br />
Aus Vorberichten von Tierbesitzern<br />
und Tierärzten wurden alle Verdachtsfälle<br />
<strong>aus</strong>gewählt und einer gründlichen<br />
klinischen Untersuchung unterzogen.<br />
Dabei wurde der Blickwinkel der bisherigen<br />
bekannten klassischen Symptomatik<br />
<strong>aus</strong>geweitet auf ungewöhnliche<br />
auffallende Abweichungen vom<br />
Normalbefinden und Verhalten.<br />
In allen Verdachtsfällen wurde neben<br />
Abb. 1: Schematischer Aufbau des ELISA zum Nachweis von<br />
zirkulierenden BDV-spezifischen Immunkomplexen im Blut.<br />
Abb. 2: Regionale Verteilung von BDV-positiven und -negativen<br />
Pferden im Saarland.<br />
4