neunerNEWS Nr. 19, Juni 2012 - neunerHAUS
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Mario H., 32,<br />
<strong>neunerHAUS</strong> Hagenmüllergasse<br />
»Vom Kleinen Mario mit<br />
den groSSen Plänen«<br />
Mario hat in seinem noch jungen Leben nicht viel<br />
ausgelassen. Geboren wurde er in Oberwart im Burgenland.<br />
Seine Familie zählt zu den Roma, sie ist arm<br />
und Mario krank. Seine Eltern entschließen sich, ihr<br />
Kind wegzugeben. Mit acht Monaten ist er das jüngste<br />
Kind im SOS-Kinderdorf in Tirol. Er wächst mit 12 Geschwistern<br />
auf und besucht die interne, streng katholische<br />
Grundschule, danach Hauptschule und „Poly“.<br />
Heute bezeichnet er seine Kindheit als die schönste<br />
Zeit seines Lebens.<br />
Er wächst in einem liebevollen Umfeld und behütet<br />
auf. „Du bekommst alles, bis 15 bist du reich und<br />
schön“, erinnert er sich. Dann kommt der Umzug ins<br />
SOS-Jugendhaus. Der Ausbruch ist vorprogrammiert,<br />
er macht viel Blödsinn, erzählt vom „Rauchen, Saufen<br />
und Giftln“. Als er beim Schwarzfahren erwischt wird,<br />
bleibt seine Kinderdorfmutter streng, zahlt die Strafe<br />
nicht. Irgendwann landet er schließlich im Gefängnis.<br />
Es sollte nicht das letzte Mal sein. Als Jugendlicher findet<br />
er es cool, gibt bei seinen Freunden sogar damit an.<br />
Er lernt Installateur und absolviert seinen Wehrdienst.<br />
Er geht nach Wien um eine berufliche Karriere<br />
zu starten, hält dem psychischen Druck aber nicht<br />
stand. Mit 21 Jahren und kaum Geld in der Tasche reist<br />
er auf der Suche nach seinen Wurzeln ins Burgenland.<br />
Seine Mutter freut sich, ihn zu sehen, aber wirklich<br />
Anschluss findet er nicht. Er gerät zusehends auf die<br />
schiefe Bahn, wird mehrmals wegen Körperverletzung<br />
und Waffen- und Drogenbesitzes verurteilt. „Der klane<br />
Mario isch zum unvernünftigen Gauner worden“ bringt<br />
er seine unrühmliche<br />
Vergangenheit in tirolerischem<br />
Dialekt auf<br />
den Punkt. Wieder in<br />
Wien, lernt er die alleinerziehende<br />
Christine<br />
kennen. Sie und<br />
ihre Tochter werden<br />
zu seinem Ruhepol.<br />
Die Beziehung zerbricht,<br />
als das gemeinsame<br />
Kind nach nur wenigen Tagen stirbt.<br />
Seit fast drei Jahren wohnt er in der „HAMÜ“. Er zählt<br />
zu den Engagiertesten im Haus. „Ich bin hier heimisch<br />
geworden und habe zurück in die Normalität gefunden.“<br />
Seine Einzimmerwohnung zählt zu den Vorzeigewohnungen<br />
des Hauses. Sauberkeit ist ihm wichtig,<br />
Alkohol im Zimmer verboten. Sport – im speziellen<br />
Fußball – ist seine Passion. Er ist vernünftiger, selbstbewusster<br />
und lebensfroher geworden. Ein Fixpunkt in<br />
seinem Leben ist seine Oma, die er oft besucht und<br />
schaut, ob alles passt. Am Freitag oder Samstag geht<br />
er einkaufen und sonntags essen sie gemeinsam zu<br />
Mittag. Ein Pflichttermin.<br />
Im Juli wird er 33. Er wünscht sich eine Familie und<br />
eine geregelte Arbeit, vielleicht noch einen Hund. Sein<br />
Traum ist es, in Tirol wieder Fuss zu fassen. Viel hat er<br />
sich vorgenommen, denn er will es alleine schaffen. Und<br />
dann wird er ein Buch schreiben: Das Leben des Mario H.<br />
Hanna Esezobor, <strong>neunerHAUS</strong><br />
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