07.11.2013 Aufrufe

Frühe Bildung - vpod-bildungspolitik

Frühe Bildung - vpod-bildungspolitik

Frühe Bildung - vpod-bildungspolitik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

te oder ergänzend dazu) und für «frühe Hilfen»<br />

3 nicht mehr gesprochen oder gekürzt<br />

werden.<br />

Die Bedeutung<br />

eigener Wirksamkeit<br />

und aufmerksamer Menschen<br />

3 Vgl. dazu: <strong>Frühe</strong> Hilfen und Interdisziplinäre Vernetzung<br />

(Frühförderung interdisziplinär; Zeitschrift für <strong>Frühe</strong> Hilfen und<br />

frühe Förderung benachteiligter, entwicklungsauffälliger und<br />

behinderter Kinder, Schwerpunktheft Heft 2, 2009)<br />

Wie Kinder sich trotz belasteter Umstände<br />

gesund entwickeln können, ist Inhalt der so<br />

genannten «Resilienz». Das Konzept und die<br />

Forschung dazu beschäftigen sich mit der<br />

psychischen Widerstandsfähigkeit von Kindern<br />

gegenüber biologischen, psychischen<br />

und psychosozialen Entwicklungsrisiken.<br />

Der dementsprechende Fokus vermeidet<br />

den defizitären Blick auf das Kind und umfasst<br />

auch die Potentiale eines Kindes, die<br />

zum fortlaufenden Erwerb neuer Fähigkeiten<br />

und Kompetenzen und zur erfolgreichen<br />

Bewältigung seiner angemessenen<br />

Entwicklungsaufgaben benötigt werden<br />

(Wustmann, 2005). Widerstandsfähigkeit<br />

ist in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen<br />

bedeutsam: Beim Aufwachsen unter<br />

Armutsbedingungen, in einer durch die<br />

Scheidung der Eltern belasteten Lebensphase,<br />

während herausfordernder Übergänge<br />

usw. Eine hohe Widerstandsfähigkeit<br />

können Kinder in schwierigen Situationen<br />

mobilisieren, wenn sie sich selber etwas<br />

zutrauen und ihre bereits erworbenen Fähigkeiten<br />

nutzen können.<br />

Auf Seiten des Individuums sind es bestimmte<br />

«emotionale, kognitive und soziale<br />

Kompetenzen», die einen Menschen stärken.<br />

Trotz unterschiedlicher individueller<br />

Voraussetzungen kann ein kleines Kind diese<br />

Kompetenzen erst in der Auseinandersetzung<br />

mit seiner Umwelt erwerben und<br />

entfalten. Deshalb sind für die gesunde Entwicklung<br />

unter schwierigen Umständen in<br />

allererster Linie Menschen bedeutsam, die<br />

sich für das Kind an sich, seine Bedürfnisse,<br />

Wünsche und Fragen interessieren. Dies<br />

können nicht zuletzt aufmerksame Menschen<br />

ausserhalb des engsten Umfeldes<br />

des Kindes sein. Das Potential aufmerksamer<br />

Erwachsener besteht darin, dem Kind<br />

Orientierung zu ermöglichen, kindgerechte<br />

Information anzubieten, seine Fragen zu hören,<br />

mit ihm Antworten zu suchen und es<br />

dabei so weit herauszufordern, dass es Erfahrungen<br />

von Selbstwirksamkeit erleben<br />

kann, die seiner Persönlichkeit und seinem<br />

Entwicklungsstand entsprechen (Wustmann,<br />

2008).<br />

Eine sichere soziale Basis sowie die Erfahrung<br />

von Selbstwirksamkeit spielen für<br />

die Entwicklung und Lernprozesse in den<br />

ersten Lebensjahren eine zentrale Rolle.<br />

Sie speisen die Fähigkeiten, neugierig und<br />

beharrlich zu sein, sich zu konzentrieren<br />

und zu engagieren. Insbesondere in der<br />

Gestaltung familienergänzender Betreuung<br />

ganz kleiner Kinder müssen die beiden Aspekte<br />

und deren Zusammenspiel auch beim<br />

Fehlen besonderer Belastungen gebührend<br />

beachtet werden (GAIMH, 2009).<br />

Kindertageseinrichtungen<br />

zu <strong>Bildung</strong>seinrichtungen<br />

für alle Kinder machen<br />

Zur Ebene der Verhältnisprävention gehört<br />

eine ausreichende Anzahl qualitativ guter<br />

Betreuungsplätze für Kinder im Vorschulalter.<br />

Eine Kita kann einem kleinen Kind eine<br />

geschützte, anregungsreiche Umgebung<br />

mit frühen, regelmässigen Kontaktmöglichkeiten<br />

zu anderen Kindern bieten. Sie kann<br />

es Eltern ermöglichen, ihrer Verantwortung<br />

gegenüber ihren Kindern in emotionaler<br />

und materieller Hinsicht gerecht zu werden.<br />

Gefragt ist ausserdem im Sinne des<br />

oben skizzierten <strong>Bildung</strong>sverständnisses<br />

eine Perspektivenerweiterung von der blossen<br />

Betreuung zur frühkindlichen <strong>Bildung</strong><br />

(EKFF, 2009; Stamm, 2009). Die Betreuung<br />

und <strong>Bildung</strong> von Kindern in Kitas sind eine<br />

Ergänzung zur Familie, die den vielfältigen<br />

Familienformen sowie den gesellschaftlichen<br />

und wirtschaftlichen Gegebenheiten<br />

entspricht und einen Beitrag zur Realisierung<br />

von Chancengleichheit leisten kann.<br />

Das Kürzel FBBE (Frühkindliche <strong>Bildung</strong>,<br />

Betreuung und Erziehung) bezeichnet ein<br />

umfassendes, mehrdimensionales Konzept,<br />

das sich mit Formen und Bedingungen<br />

des Aufwachsens junger Kinder zwischen<br />

null und sechs Jahren beschäftigt. Es umfasst<br />

die Bedürfnisse des Kleinkindes nach<br />

Schutz und Zugehörigkeit ebenso wie seinen<br />

angeborenen Drang, sich ein Bild von<br />

der Welt zu machen. Kern der FBBE ist<br />

deshalb eine anregungsreiche, liebevolle<br />

und beschützende Umwelt mit Bezugspersonen,<br />

die einen bewussten, erzieherischen<br />

Umgang mit dem Kind pflegen (vgl. dazu:<br />

Stamm, 2009, S. 21).<br />

Der Anspruch früher <strong>Bildung</strong>s- und Resilienzförderung<br />

bedeutet für die pädagogische<br />

Arbeit in Kitas, kontinuierlich jedes<br />

Kind individuell in den Blick zu nehmen,<br />

um Beziehungsangebote zu gewährleisten,<br />

Ressourcen zu aktivieren und mögliche Be-<br />

Zeichnung: Ruedi Lambert<br />

18 <strong>vpod</strong>-<strong>bildungspolitik</strong> 161/09

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!