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hegels historische ansichten in der philosophie der religion

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DIE RELIGIONSPHILOSOPHIE HEGELS<br />

63<br />

se<strong>in</strong>e willkürlichen Entscheidungen h<strong>in</strong>. Man konnte jeden das Haupt<br />

abschlagen, <strong>der</strong> mißfiel. Man stützte sich auf das Heer, und man respektierte<br />

nicht die sittlichen Werte <strong>der</strong> Religion, sofern sie überhaupt<br />

vorhanden waren. Ke<strong>in</strong> türkischer Sultan väre später dessen fähig. 57<br />

In <strong>der</strong> römischen Religion konnten sich Sittlichkeit und Humanität<br />

nicht entwickeln. Sie war Religion <strong>der</strong> kalten Zweckmäßigkeit; Götter<br />

wurden <strong>in</strong> ihr nur geehrt, soweit sie nützlich waren. Die römische Religion<br />

war im Grunde e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> unfreien Religion, es fehlte <strong>in</strong> ihr<br />

das Gefühl des Tragischen, das durch das Mor<strong>der</strong>n ersetzt wurde. 58<br />

Trotz allem bildete aber die römische Religion e<strong>in</strong>e Ubergangsstufe<br />

zu <strong>der</strong> christlichen Religion. Zum ersten Mal treffen wir <strong>in</strong> ihr die<br />

abstrakte Persönlichkeit, die aber über e<strong>in</strong> Eigentum verfügt, was die<br />

E<strong>in</strong>schaltung des Verstandes <strong>in</strong> das Recht ermöglichte.<br />

So s<strong>in</strong>d Hegels Ansichten zur Entwicklung <strong>der</strong> Welt<strong>religion</strong>en manchmal<br />

überraschend. Hegel weiß trotz <strong>der</strong> idealen Begrifflichkeit zum<br />

realen Kern <strong>der</strong> Entwicklungstendenzen durchzudr<strong>in</strong>gen, er verb<strong>in</strong>det<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> Religion mit den gesellschaftlichen Verhältnissen,<br />

sieht das Phänomen <strong>der</strong> Religion historisch. Es handelt sich aber ke<strong>in</strong>eswegs<br />

um e<strong>in</strong>e äußere Geschichte, son<strong>der</strong>n um die Historizität <strong>in</strong> engsten<br />

S<strong>in</strong>ne, die nicht nur die objektiven Verhältnisse, son<strong>der</strong>n auch das<br />

Individuelle <strong>der</strong> Persönlichkeit e<strong>in</strong>bezieht. Mit an<strong>der</strong>en Worten handelt<br />

es sich nicht nur um objektive Zusammenhänge, son<strong>der</strong>n um ihre Wi<strong>der</strong>spiegelung<br />

im Bewußtse<strong>in</strong> und um die konkrete Begriffsgeschichte.<br />

57<br />

Ebenda, S. 230.<br />

B Ebenda, S. 235.

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