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Weiter: Fußnoten bearbeiten - Geschichte in Pirna

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Hugo Jensch, www.geschichte-pirna.de 25<br />

sicherlich zustimmen, ob me<strong>in</strong>e Parteiorganisation dem zustimmen würde, kann ich nicht sagen.“ 235<br />

Da die Entente damals für die Auflösung der E<strong>in</strong>wohnerwehren e<strong>in</strong>trat, hatte <strong>in</strong>zwischen die Reichsregierung<br />

Empfehlungen für e<strong>in</strong>e Umbildung der E<strong>in</strong>wohnerwehren <strong>in</strong> Organisationen mit der Bezeichnung "Ortsschutz"<br />

gegeben. In den hierfür erschienenen Richtl<strong>in</strong>ien war nicht mehr die Hede von der "Sicherung der gesäuberten<br />

Spartakistennester", sondern nur noch vom "Schutz von Leben und Eigentum". 236 Man wechselte nur die Namen und<br />

drückte sich <strong>in</strong> dar Aufgabenstellung etwas milder aus.<br />

Übrigens war der <strong>Pirna</strong>er Polizeidezernent gar nicht gewillt, den Liebesdienst des Genossen Schirmer anzunehmen,<br />

denn zur gleichen Zeit wandte er sich an die Kreishauptmannschaft: "Die Arbeiterwehr entspricht zur Zelt <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er<br />

Waise den Richtl<strong>in</strong>ien vom 3. Mai 1920 für die Organisation Freiwilliger zum Schutze von Leben und Eigentum.<br />

Machtmittel, die Waffen den Arbeitern gewaltsam wegzunehmen, stehen uns nicht zur Verfügung." 237<br />

Ob mit oder ohne die Hilfe der Parteien, das ist nicht mehr festzustellen: Bis zum 11. 6. 1920 hatte sich auf der<br />

Polizeiwache e<strong>in</strong> Infanteriegewehr 98 und e<strong>in</strong> Karab<strong>in</strong>er 98 e<strong>in</strong>gefunden. 238 Am 21. 6. 1920 stellt dar<br />

Krim<strong>in</strong>alschutzmann fest: "E<strong>in</strong>e freiwillige Waffenabgabe ist nicht erfolgt und auch nicht zu erwarten.“ 239 Deshalb<br />

empfahl dieser auch die Entwaffnung durch das Militär. 240<br />

Nun wurde staatlicherseits Druck h<strong>in</strong>ter die Entwaffnung gemacht. Am 7. 8. 1920 wurde das "Gesetz über die<br />

Entwaffnung der Bevölkerung" 241 erlassen. Es wurde e<strong>in</strong> Reichskommissar für die Entwaffnung dar Zivilbevölkerung<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Ihm standen Sicherheitspolizei, Reichswehr und das Gericht zur Verfügung. 242 In den Ländern wurden<br />

Landeskommissare ernannt. Diesem gaben <strong>in</strong> Sachsen die Gewerkschaften e<strong>in</strong>en Stallvertreter bei. 243 Allen, die nicht<br />

gewillt waren, ihre Waffen abzugeben, wurden hohe Strafen angedroht. Jedem, der e<strong>in</strong>e Waffe oder Munition abgab,<br />

wurden Geldprämien versprochen. 244 Der Erwerb der Waffen brauchte nicht nach-<br />

57 –<br />

gewiesen und der Name bei Abgabe derselben nicht angegeben zu werden. Nun lieferten viele ihre Waffen ab, zum<br />

Teil weil sie der staatlichen Gewalt wichen, zum Teil weil sie der SPD oder der USPD Glauben schenkten, die doch<br />

letztlich beide die Entwaffnung unterstützten, wenn auch die USPD sich vorerst noch Kundgebungen gegen die<br />

Entwaffnung mit anschloß. 245 Andere mögen aus<br />

Resignation über die Une<strong>in</strong>heitlichkeit des Handelns der Arbeiterklasse die Waffen abgegeben haben. Auch das Geld<br />

lockte zur Abgabe der Waffen.<br />

Insgesamt wurden <strong>in</strong> der Stadt <strong>Pirna</strong><br />

452 Gewahre, 5 Granatwerfer, 109 Revolver, 35 Handgranaten, 17 375 Patronen<br />

und verschiedene andere Waffen- und Munitionsteile abgegeben, für die 51.177,45 M. Ablieferungsprämie gezahlt<br />

wurde. 246<br />

Am 15.12.1920, als die Ablieferungsaktion schon offiziell abgeschlossen war, fand <strong>in</strong> <strong>Pirna</strong> e<strong>in</strong>e Durchsuchung nach<br />

Waffen statt, an der sich 8 Krim<strong>in</strong>albeamte aus Dresden und die 5. Hundertschaft der Landessicherheitspolizei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Stärke von 89 Mann beteiligten. Da man zuerst das Volkshaus durchsuchte, g<strong>in</strong>g man zum Sche<strong>in</strong> auch <strong>in</strong> die<br />

bürgerliche Gaststätte „Schwarzer Adler“. Dann konzentrierte sich die Polizeiaktion auf bekannte Arbeiter und<br />

Arbeiterfunktionäre der Stadt <strong>Pirna</strong>. Insgesamt betrug die Ausbeute zwei Infanteriegewehre und 109 Schuß<br />

Infanteriepatronen. 247<br />

Für die Entwaffnung der Arbeiterklasse wurden weder Mühe noch Kosten gescheut, sicherte sich doch damit die<br />

Bourgeoisie vor e<strong>in</strong>em eventuell später erfolgenden revolutionären Angriff der Arbeiterklasse. Die SPD-Führung als<br />

treuer Vasall der Bourgeoisie unterstützte auch diese Maßnahme.<br />

-58-<br />

3. Die KPD verteidigte die Rechte der Arbeiterklasse<br />

Die KPD verteidigte die Interessen der Arbeiterklasse gegen die Maßnahmen der Bourgeoisie zur Entwaffnung der<br />

Arbeiter. Geme<strong>in</strong>sam veranstaltete die KPD mit der USPD und dem Arbeiterrat am 8. 8. 1920 auf der Reitbahn (Ernst-<br />

Thälmann-Platz) e<strong>in</strong>e Demonstrationsversammlung unter dem Thema "Das neue Zuchthausgesetz gegen die<br />

revolutionäre Arbeiterschaft". 248 In e<strong>in</strong>er 20m<strong>in</strong>ütigen Ansprache betonte Genosse Rudolf Renner vor 300<br />

235 Ebenda, Bl. 3.<br />

236 Ebenda, Bl. 1.<br />

237 Ebenda, Bl. 5.<br />

238 Vgl. ebenda, Bl. 12.<br />

239 Ebenda, Bl. 13.<br />

240 Vgl. ebenda.<br />

241 Vgl. ebenda, lose <strong>in</strong>liegend: Reichsgesetzblatt, Jahrgang 1920, Nr. 169, S. 1553.<br />

242 Vgl. ebenda.<br />

243 Vgl. ebenda, Bl. 21.<br />

244 Vgl. Anlage Kr. 22.<br />

245 Vgl. Anlage Kr. 21.<br />

246 Vgl. Bericht über die Verwaltung und den Stand der Geme<strong>in</strong>deangelegenheiten der Stadt <strong>Pirna</strong> auf die Jahre 1919, 1920 und 1921, o. 0. u. J., S.<br />

77.<br />

247 Vgl. Stadtarchiv <strong>Pirna</strong>, B III - XXVI. 31. Bl. 126.<br />

248 Vgl. Anlage Nr. 21.

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