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Wirkung schulischer Gesundheitsförderung auf ... - Gesunde Schule

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FORSCHUNGSBERICHT<br />

<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong><br />

<strong>Gesundheitsförderung</strong><br />

<strong>auf</strong> soziale Ungleichheit<br />

bei Schüler/inne/n<br />

Systematischer Review<br />

Untere Donaustraße 47/ 3. OG, 1020 Wien, Tel: +43-1-2121493-10, e-mail: office@lbihpr.lbg.ac.at, web: http://lbihpr.lbg.ac.at


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong><br />

<strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong><br />

soziale Ungleichheit bei<br />

Schüler/inne/n<br />

Systematischer Review<br />

In Kooperation mit:


Institutsleiter:<br />

Priv.Doz. Mag. Dr. phil. Wolfgang Dür<br />

Stellvertretende Institutsleiterin:<br />

Mag.Dr. Karin Waldherr<br />

Projektleitung:<br />

Mag.Dr. Rosemarie Felder-Puig, MSc<br />

Projektteam:<br />

Mag. Felix Hofmann<br />

Mag. Edith Flaschberger<br />

Mag.Dr. Rosemarie Felder-Puig, MSc<br />

Korrespondenz:<br />

Mag. Felix Hofmann, felix.hofmann@lbihpr.lbg.ac.at<br />

Zitationsweise:<br />

Hofmann,F., Flaschberger,E., Felder-Puig,R. (2013): <strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />

<strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n. LBIHPR Forschungsbericht<br />

Downloads :<br />

www.lbihpr.lbg.ac.at<br />

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IMPRESSUM<br />

Medieninhaber und Herausgeber:<br />

Ludwig Boltzmann Gesellschaft GmbH<br />

Nußdorfer Straße 64/ 6. Stock, A-1090 WIEN<br />

http://www.lbg.ac.at/gesellschaft/impressum.php<br />

Für den Inhalt verantwortlich:<br />

Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research (LBIHPR)<br />

Untere Donaustraße 47/ 3.OG, A-1020 Wien<br />

http://lbihpr.lbg.ac.at/


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Inhalt<br />

Zusammenfassung ...................................................................................................... 7<br />

1 Hintergrund ..........................................................................................................10<br />

1.1 Ungleichheit, Gesundheit und die Inverse-Equity-These .......................................10<br />

1.2 <strong>Gesundheitsförderung</strong> und Ungleichheit: Stand der Forschung und Fragestellung ....11<br />

2 Methode ...............................................................................................................13<br />

2.1 Der systematische Review ................................................................................13<br />

2.2 Durchführung .................................................................................................14<br />

2.2.1 Literatursuche .......................................................................................... 14<br />

2.2.2 Literaturauswahl und Datenextraktion ......................................................... 15<br />

3 Ergebnisse ............................................................................................................17<br />

3.1 Ernährung und Bewegung ................................................................................19<br />

3.1.1 Ungleichheit nach Geschlecht ..................................................................... 19<br />

3.1.2 Ungleichheit nach ethnischer Herkunft......................................................... 20<br />

3.1.3 Ungleichheit nach sozioökonomischen Kriterien ............................................ 21<br />

3.2 Zahngesundheit ..............................................................................................22<br />

3.2.1 Ungleichheit nach ethnischer Herkunft......................................................... 22<br />

3.2.2 Ungleichheit nach sozioökonomischen Kriterien ............................................ 22<br />

3.3 Psychische Gesundheit .....................................................................................23<br />

3.3.1 Ungleichheit nach Geschlecht ..................................................................... 23<br />

3.3.2 Ungleichheit nach ethnischer Herkunft......................................................... 23<br />

3.3.3 Ungleichheit nach sozioökonomischen Kriterien ............................................ 23<br />

3.4 Substanzkonsum.............................................................................................24<br />

3.4.1 Ungleichheit nach Geschlecht ..................................................................... 24<br />

3.4.2 Ungleichheit nach sozioökonomischen Kriterien ............................................ 24<br />

3.5 Allgemeine Gesundheitsaspekte ........................................................................25<br />

3.5.1 Ungleichheit nach Geschlecht ..................................................................... 25<br />

3.5.2 Ungleichheit nach ethnischer Herkunft......................................................... 25<br />

4 Diskussion und Conclusio ........................................................................................26<br />

5 Literatur ...............................................................................................................29<br />

6 Anhang ................................................................................................................33<br />

6.1 Systematische Reviews und Metaanalysen .........................................................33<br />

6.2 Primärstudien .................................................................................................38<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 2-1: Darstellung des Auswahlprozesses ............................................................ 16<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 2-1: Suchstrategie .............................................................................................. 14<br />

Tabelle 3-1: Inkludierte Arbeiten – Systematische Reviews ................................................ 17<br />

Tabelle 3-2: Inkludierte Arbeiten – Primärstudien ............................................................. 18<br />

LBIHPR | 2013 5


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Zusammenfassung<br />

Zweck der vorliegenden Arbeit ist es, zu Aussagen über <strong>Wirkung</strong>sunterschiede der <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />

an <strong>Schule</strong>n zu gelangen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob entsprechende Interventionen<br />

soziale Ungleichheiten insofern beeinflussen, als sie sich bei Schüler/innen mit unterschiedlichen<br />

sozialen Merkmalen (wie sozioökonomischer Status, ethnische Herkunft oder<br />

Geschlecht) verschieden stark auswirken.<br />

Den theoretischen Ausgangpunkt der Untersuchung bildet die sogenannte Inverse-Equity-<br />

Hypothese. Sie besagt, dass gesundheitspolitische oder -fördernde Maßnahmen prinzipiell zuerst<br />

in jenen sozialen Schichten wirksam sind, die sich ohnehin in einer besseren Ausganglage<br />

befinden. Erst in weiterer Folge kann es demnach durch Kompensationeffekte zu einem Aufholprozess<br />

minderpriviligierter Gruppen kommen.<br />

Ein systematischer Review sollte die wissenschaftliche Evidenz bereitstellen, die entweder für<br />

oder gegen die Ausgangsthese spricht. Die Recherche erfolgte in vier elektronischen Datenbanken,<br />

sowie durch Referenz- und Handsuche. Aus dem Ergebnis wurden mit Hilfe vorab definierter<br />

Einschlusskriterien 25 relevante Arbeiten ausgewählt.<br />

Interventionsdauer<br />

1 Std. bis 4<br />

Jahre<br />

1-9 Wo.<br />

(2 mal)<br />

> 10 Wo.<br />

(4 mal)<br />

10 Wo.<br />

bis<br />

30 Mo.<br />

Systematische Reviews<br />

Erstautor/in Jahr GF-Interventionen Ergebnisse in Bezug <strong>auf</strong><br />

Ungleichheit<br />

Bourdeaudhuij<br />

2011 3 zu Bewegung Kein Effekt <strong>auf</strong> Ungleichheit<br />

nach SES* (3<br />

mal)<br />

Kavanagh 2009 6 zu psychischer<br />

Gesundheit<br />

Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach SES<br />

Mercken 2012 3 zu Rauchverhalten Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach SES (2 mal) und kein Effekt<br />

(1 mal); Ungleiche <strong>Wirkung</strong><br />

nach Geschlecht (3 mal)<br />

NCCDH** 2012 Je 1 zu:<br />

psychischer Gesundheit,<br />

Zahngesundheit<br />

Ernährung & Bewegung<br />

Verkleinerung Ungleichheit<br />

nach SES und Ethnie (je 1<br />

mal); Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach Geschlecht (1 mal)<br />

Oldroyd 2008 3 zu Ernährung Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach SES (2 mal);<br />

Verkleinerung Ungleichheit<br />

nach Ethnie (1 mal)<br />

1 Jahr<br />

bis<br />

2 Jahre<br />

7 Wo.<br />

bis<br />

9 Mo.<br />

* SES = soziökonomischer Status; ** NCCDH = National Collaborating Centre for Determinants of Health<br />

Sample<br />

n=3800<br />

n=2343<br />

n=12739<br />

n=1514<br />

n=3458<br />

Bei den ausgewählten Arbeiten handelt es sich um fünf systematische Reviews und 20 Primärstudien.<br />

Wie aus den beiden Tabellen ersichtlich unterscheiden sich diese nach den thematischen<br />

Schwerpunkten Ernährung, Bewegung, Zahngesundheit, psychische Gesundheit, Substanzkonsum<br />

und allgemeine Gesundheitsaspekte. Ernährung und Bewegung sind in jeweils<br />

zwölf Studien vertreten (in acht davon gemeinsam) und kommen somit am häufigsten vor.<br />

Die Studienergebnisse lassen Aussagen über drei Formen sozialer Ungleichheit zu:<br />

<br />

Ungleichheit nach Geschlecht: kommt 14 mal vor; 9 mal in Verbindung mit Ernährung<br />

und/oder Bewegung, nie mit Zahngesundheit, 2 mal mit psychischer Gesundheit, 2 mal<br />

mit Substanzkonsum, 1 mal mit Gesundheit allgemein.<br />

<br />

Ungleichheit nach Ethnie: 9 mal; 6 mal mit Ernährung (& Bewegung), 1 mal mit Zahngesundheit,<br />

1 mal mit psychischer Gesundheit, nie mit Substanzkonsum, 1 mal mit Gesundheit<br />

allgemein.<br />

LBIHPR | 2013 7


Ungleichheit nach sozioökonomischen Status (SES): 13 mal; 6 mal mit Ernährung und/<br />

oder Bewegung, 3 mal mit Zahngesundheit, 3 mal mit psychischer Gesundheit, 1 mal<br />

mit Substanzkonsum, nie mit Gesundheit allgemein<br />

Interventionsdauer<br />

Sample<br />

20 Mo. n=1463<br />

8 Mo. n=1512<br />

26 Wo. n=93<br />

12 Wo. n=491<br />

1 Jahr n=269<br />

9 Mo. n=450<br />

1 Jahr n=1170<br />

24 Wo n=1271<br />

2 Jahre n=1173<br />

9 Mo. n=659<br />

10 Mo. n=262<br />

10 Wo. n=121<br />

k.A. n=242<br />

(<strong>Schule</strong>n)<br />

13 Mo n=378<br />

6 Jahre n=420<br />

k.A. n=2202<br />

3 Jahre n=1807<br />

5 Mo. n=6359<br />

4 Mo. n=147<br />

4 Jahre n=6174<br />

Primärstudien<br />

Erstautor/in Jahr Land GF-Intervention Ergebnisse in Bezug <strong>auf</strong><br />

Ungleichheit<br />

Bergh 2012 NOR Bewegung Kein Effekt <strong>auf</strong> Ungleichheit<br />

nach SES*<br />

Bjelland 2011 NOR Ernährung & Vergrößerung Ungleichheit nach<br />

Bewegung Geschlecht; kein Effekt nach SES<br />

Cooley- 2011 USA Psychische Kein Effekt <strong>auf</strong> Ungleichheit<br />

Strickland<br />

Gesundheit nach Geschlecht<br />

Dietrich 2008 AT Ernährung & Vergrößerung Ungleichheit<br />

Bewegung nach Geschlecht<br />

Drexler 2012 D Psychische Verkleinerung Ungleichheit<br />

Gesundheit nach SES<br />

Greening 2011 USA Ernährung & Kein Effekt <strong>auf</strong> Ungleichheit<br />

Bewegung nach Geschlecht & Ethnie<br />

Hoelscher 2010 USA Ernährung &<br />

Bewegung<br />

Holen 2012 NOR Psychische<br />

Gesundheit<br />

Vergrößerung Ungleichheit nach<br />

Geschlecht; Verkleinerung<br />

Ungleichheit nach Ethnie<br />

Vergrößerung Ungleichheit nach<br />

Geschlecht, Vekleinerung nach<br />

SES<br />

Verkleinerung Ungleichheit<br />

nach Ethnie<br />

Hollar 2010 USA Ernährung &<br />

Bewegung<br />

Hoppu 2010 FI Ernährung Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach Geschlecht<br />

Huberty 2011 USA Bewegung Vergrößerung Geschlechterungleichheit,<br />

kein Effekt nach Ethnie<br />

Jaenke 2012 AUS Ernährung Vergrößerung der Ungleichheit<br />

nach Geschlecht<br />

Muirhead 2011 CA Zahngesundheit Verkleinerung Ungleichheit<br />

nach SES<br />

Naylor 2008 CA Bewegung Vergrößerung der Ungleichheit<br />

nach Geschlecht<br />

Pieper 2011 D Zahngesundheit Kein Effekt <strong>auf</strong> Ungleichheit<br />

nach SES & Ethnie<br />

Roustit 2010 CA Ernährung Verkleinerung der Ungleichheit<br />

nach SES<br />

Sanigorski 2008 AUS Ernährung & Verkleinerung Ungleichheit<br />

Bewegung nach SES<br />

Vigna-<br />

Taglianti<br />

2009 IT,AT,<br />

GR,S,<br />

BE,D,<br />

ES<br />

Substanzkonsum:<br />

Rauchen,<br />

Alkohol,<br />

Cannabis<br />

Voorhees 2011 USA Ernährung &<br />

Bewegung<br />

Wilde 2011 USA Gesundheit<br />

allgemein<br />

* SES = soziökonomischer Status<br />

Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach Geschlecht (Rauchen);<br />

Verkleinerung Ungleichheit<br />

nach Geschlecht (Alkohol)<br />

Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach Ethnie<br />

Verkleinerung Ungleichheit<br />

nach Ethnie; Vergrößerung<br />

Ungleichheit nach Geschlecht.<br />

8 LBIHPR | 2013


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Die Überprüfung der Anwendbarkeit der Inverse-Equity-These <strong>auf</strong> den Bereich der schulischen<br />

<strong>Gesundheitsförderung</strong> erfolgte strukturiert nach Thema und Ungleichheitsform.<br />

Die Ergebnisse deuten dar<strong>auf</strong> hin, dass Ernährungs- und Bewegungsinterventionen die bestehende<br />

Ungleichheit zwischen den Geschlechtern üblicherweise erhöhen: Nur eine von neun Studien<br />

zeigt keine <strong>Wirkung</strong>sunterschiede nach Geschlecht. Jedoch wird die Ungleichheit zwischen<br />

ethnischen Gruppen durch diese Interventionen meist nicht vergrößert: nur eine von sechs Studien<br />

liefert teilweise Hinweise dar<strong>auf</strong>, alle anderen berichten von gleichmäßigen oder Ungleichheit<br />

reduzierenden <strong>Wirkung</strong>en. Auch die Ungleichheit nach sozioökonomischen Status (SES)<br />

wird von Ernährungs- und Bewegungsinterventionen meist nicht vergrößert: nur eine von sechs<br />

Studien liefert Hinweise dar<strong>auf</strong>, zwei dagegen <strong>auf</strong> eine Verkleinerung und drei <strong>auf</strong> eine gleichmäßige<br />

<strong>Wirkung</strong>.<br />

Keine der evaluierten Interventionen zur Zahngesundheit vergrößerte die soziale Ungleichheit:<br />

Eine von drei zeigte keine <strong>Wirkung</strong>sunterschiede nach SES und Ethnie und zwei sprechen für eine<br />

Verkleinerung der Ungleichheit nach SES.<br />

Die evaluierten Interventionen im Bereich psychische Gesundheit zeigen, je nach Ungleichheitsform,<br />

gemischte Effekte: eine von zweien liefert Hinweise <strong>auf</strong> eine Vergrößerung, eine <strong>auf</strong> eine<br />

Verkleinerung der Ungleichheit nach Geschlecht. Eine weitere Studie untersuchte <strong>Wirkung</strong>sunterschiede<br />

zwischen ethnischen Gruppen und liefert Hinweise <strong>auf</strong> eine Reduzierung der Ungleichheit<br />

nach Ethnie. Eine von drei Studien liefert außerdem Hinweise <strong>auf</strong> eine Vergrößerung<br />

sozioökonomischer Ungleichheit, zwei sprechen aber eher für deren Verkleinerung.<br />

Die beiden Studien im Bereich Substanzkonsum enthalten jeweils gemischte Ergebnisse zum<br />

Einfluss <strong>auf</strong> die Ungleichheit nach Geschlecht. Dieser hängt ab von der jeweiligen Substanz (Nikotin,<br />

Alkohol, Cannabis), der Intervention und der Ausgangslage. Eine Studie untersucht auch<br />

<strong>Wirkung</strong>sunterschiede nach SES und weist hier eher <strong>auf</strong> eine Vergrößerung der Ungleichheit hin.<br />

Eine Intervention, die langfristige, allgemeine Gesundheitsaspekte behandelt, führt zu einer Reduktion<br />

ethnischer Ungleichheit. Sie scheint jedoch ungeeignet für die Bekämpfung der Ungleichheit<br />

nach Geschlecht.<br />

Auf Basis dieser Ergebnisse ergeben sich folgende Schlussfolgerungen:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Inverse-Equity-These scheint <strong>auf</strong> die Ungleichheit nach Geschlecht gut zuzutreffen.<br />

Besonders bei Ernährungs- und Bewegungsinterventionen besteht die Gefahr von <strong>Wirkung</strong>sunterschieden,<br />

die jene in der besseren Ausgangslage bevorzugen. In puncto Bewegung<br />

sind dies die Burschen, in puncto Ernährung die Mädchen.<br />

Dennoch sollte die "Inverse-Equity-Hypothese" nicht undifferenziert <strong>auf</strong> alle Maßnahmen<br />

der schulischen <strong>Gesundheitsförderung</strong> übertragen werden.<br />

Angehörige ethnischer Minderheiten können von vielen GF-Maßnahmen zumindest ebenso<br />

stark profitieren wie Kinder und Jugendliche aus der Mehrheitsbevölkerung.<br />

Auch Angehörige minderpriviligierter sozialer Schichten können erreicht werden, wenn<br />

es gelingt, <strong>Gesundheitsförderung</strong> konsequent in ihre Lebenswelt zu integrieren, ohne<br />

dass dazu bewusste Auswahlentscheidungen nötig sind.<br />

Schulische <strong>Gesundheitsförderung</strong> zeigt in bestimmten Situationen ungleichheitsreduzierende<br />

Kompensationseffekte, z.B. wenn sich priviligierte Gruppen bereits <strong>auf</strong> einem<br />

schwer zu übertreffenden Gesundheitsniveau befinden, z.B. in puncto Zahngesundheit,<br />

oder wenn dadurch dringende armutsbedingte Defizite, z.B. hinsichtlich Ernährung, ausgeglichen<br />

werden.<br />

LBIHPR | 2013 9


1 Hintergrund<br />

1.1 Ungleichheit, Gesundheit und die Inverse-Equity-These<br />

Mit sozialer Ungleichheit in puncto Gesundheit und Bildungerfolg, im Folgenden als gesundheitliche<br />

und bildungsbezogene Ungleichheit bezeichnet, sind Unterschiede zwischen Gruppen von<br />

Personen gemeint, die bestimmte soziale Merkmale <strong>auf</strong>weisen (Carr-Hill und Chalmers-Dixon<br />

2005, 3). Diese Unterschiede können sich <strong>auf</strong> diverse Indikatoren beziehen, z.B. <strong>auf</strong> Aspekte<br />

der psychischen und physischen Gesundheit, des Gesundheitsverhaltens oder der schulischen<br />

Leistungsfähigkeit. Gängige Erklärungen dafür sind der unterschiedliche Zugang zu individuellen<br />

(Wissen, Werthaltungen etc.) und sozialen (Netzwerke, allgemeine Lebensbedingungen etc.)<br />

Ressourcen, kulturelle Normen (Wilson 2009), oder auch bestimmte Verhaltenserwartungen<br />

(Rollenbilder), die mit der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe verbunden sind.<br />

Als bedeutende Merkmale, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit beeinflussen, werden neben<br />

anderen Faktoren 1 immer wieder der sozioökonomische Status (SES) bestehend aus den Dimensionen<br />

Bildung, Berufsstatus und Einkommen, die ethnische Zugehörigkeit (bzw. der „Migrationshintergrund“)<br />

und das Geschlecht genannt. Es existieren etliche bekannte Zusammenhänge<br />

zwischen diesen Variablen und gesundheits- und bildungsspezifischen Outcomes: Geschlechterunterschiede<br />

(z.B. Ramelow et al. 2011) etwa gibt es beim subjektiven physischen<br />

und psychischen Gesundheitszustand, wo Mädchen meist schlechtere Werte angeben. Sie verhalten<br />

sich aber auch gesünder als Burschen, indem sie z.B. mehr Obst und Gemüse essen, weniger<br />

Softdrinks trinken und ihre Zähne besser pflegen. Burschen hingegen haben öfter Übergewicht<br />

und trinken häufiger Alkohol, bewegen sich aber auch mehr. Das Rauchverhalten der<br />

beiden Geschlechter hat sich mittlerweile in vielen Ländern aneinander angeglichen. In Österreich<br />

rauchen Mädchen bereits häufiger als Burschen (Ramelow & Felder-Puig 2012). Kinder und<br />

Jugendliche aus weniger wohlhabenden Familien verfügen für gewöhnlich über eine schlechtere<br />

physiche, psychische und dentale Gesundheit, ernähren sich ungesünder, bewegen sich weniger<br />

und rauchen öfter (z.B. Ramelow et al. 2011; Mielck 2005). Die Risiken, denen Kinder mit niedrigem<br />

SES verstärkt ausgesetzt sind, gelten oft auch für Angehörige ethnischer Minderheiten<br />

,z.B. was Ernährung und Bewegung betrifft (Wilson 2009, Wilson et al. 2008 & 2011).<br />

Weniger Wissen als zur bestehenden Ungleichheit gibt es über soziale Unterschiede in der Wirksamkeit<br />

gesundheitsförderlicher Maßnahmen (z.B. Kavanagh et al. 2009, 61). Mitunter wird<br />

vermutet, dass solche <strong>Wirkung</strong>sunterschiede bestehen und gesundheitliche Ungleichheit noch<br />

vergrößern (Oldroyd et al. 2008, De Bourdeaudhuij et al. 2011, Mercken et al. 2012).<br />

Solche Befürchtungen stützen sich meist <strong>auf</strong> die „inverse equity hypothesis“ (Victora et al.<br />

2000). Diese unterstellt, dass Personen aus priviligierten sozialen Gruppen eher neue Verhaltensweisen<br />

annehmen und früher <strong>auf</strong> Interventionen ansprechen, wodurch es zur Vergrößerung<br />

der gesundheitlichen Ungleichheit kommt. Wenn die „innovativen“ Gruppen ein Gesundheitsniveau<br />

erreicht haben, ab dem in einem gegebenen Umfeld nur mehr schwer Verbesserungen<br />

möglich sind, kann es aber zu einem (verspäteten) Aufholprozess der „Nachzügler/innen“ kommen.<br />

Übertragen <strong>auf</strong> die schulische <strong>Gesundheitsförderung</strong> hieße dies, dass die Schüler/innen in<br />

der günstigeren Ausgangsposition üblicherweise mehr von einer GF-Intervention profitieren.<br />

Profitieren sie dennoch weniger, so sollte der Grund darin liegen, dass sie bereits ein schwer zu<br />

übertreffendes Niveau erreicht haben und die anderen nun ihr Aufholpotential nutzen. Die These<br />

ist <strong>auf</strong>grund der beobachteten Folgen mehrerer flächendeckender gesundheitspolitischer Maßnahmen<br />

recht gut empirisch belegt, liefert aber keine Erkenntnisse über zugrundeliegende Mechanismen<br />

(Mackenbach 2012). Es ist daher unklar, ob sie sich <strong>auf</strong> alle Settings, Populationen,<br />

Interventionsformen usw. verallgemeinern lässt oder ob sich die <strong>Wirkung</strong>sunterschiede durch<br />

eine bestimmte Form von GF, etwa verhältnisbezogene Programme, die den Prinzipien der<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO) folgen, überwinden lassen (vgl. Tubert-Jeannin 2012).<br />

1 Auflistungen denkbarer sozialer Determinanten bleiben wohl immer unvollständig. Zusätzliche potenziell<br />

relevante Variablen bieten z.B. Oliver et al. (2008, 27).<br />

10 LBIHPR | 2013


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

1.2 <strong>Gesundheitsförderung</strong> und Ungleichheit: Stand der<br />

Forschung und Fragestellung<br />

In der Ottawa-Charta der WHO zur <strong>Gesundheitsförderung</strong> (1986) findet die Ermöglichung von<br />

Chancengleichheit zur Realisierung individueller Gesundheitspotentiale Erwähnung als explizites<br />

Ziel von <strong>Gesundheitsförderung</strong> (GF). Der Fokus von Evaluationen <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />

liegt aber traditionell eher <strong>auf</strong> ihrer Eignung zur Hebung des Gesundheitsniveaus im<br />

Durchschnitt. (Meta-)Reviews einschlägiger Studien (z.B. Stewart-Brown 2006; Lister-Sharp et<br />

al. 1999) bestätigen schulischen Interventionen dahingehend eine gewisse Wirksamkeit, insbesondere<br />

wenn sie Elemente des health promoting school-Ansatzes <strong>auf</strong>greifen. Dazu zählen die<br />

Implementierung als längerer Prozess mit klaren Zielen, die Verbindung von Unterrichtsinhalten<br />

und –aktivitäten mit Modifikationen im (physischen, sozialen, regulativen) Schulumfeld, die Einbindung<br />

der Eltern und anderer kommunaler Stakeholder und der Einbau in die bestehenden<br />

schulischen Abläufe (IUHPE 2009).<br />

Der Ruf nach Implementierung <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> erfolgt aber auch im Namen<br />

des Anspruches soziale und ökonomische Benachteiligungen zu lindern (Tang et al. 2008). Zu<br />

diesem Zweck gibt es prinzipiell mehrere Strategien. So können sich GF-Maßnahmen zielgerichtet<br />

<strong>auf</strong> eine bestimmte soziale Gruppe beschränken, die vorher als gesundheitlich „benachteiligt“<br />

oder „gefährdet“ identifiziert wurde. Solche Maßnahmen sind speziell im angelsächsichen<br />

Raum verbreitet und richten sich z.B. explizit an afroamerikanische Kinder aus einkommensschwachen<br />

Familien (Wilson et al. 2011).<br />

Zur Effektivität dieser „targeted interventions“ wie zur prinzipiellen Erreichbarkeit sozialer Gruppen<br />

mit höherem Gesundheitsrisiko gibt es wegen der relativen Häufigkeit an Evaluationen bereits<br />

umfangreiche Übersichtsarbeiten (Asthana und Halliday 2006). Es existiert dazu auch ein<br />

evidenzbasierter Leitfaden, der erfolgreiche Strategien strukturiert nach zu beeinflussenden Determinanten<br />

und sozialen Kontexten <strong>auf</strong>listet und Vorschläge zu ihrer Umsetzung in benachteiligten<br />

Wohngegenden bereitstellt (Komro et al. 2011) 2 . Dieser Ansatz passt zur Realität amerikanischer<br />

Metropolen, wo Armut mitunter stark räumlich konzentriert <strong>auf</strong>tritt und eine geografisch-zielgerichtete<br />

<strong>Gesundheitsförderung</strong> besonders sinnvoll erscheint.<br />

In Österreich ist die räumliche Lokalisierbarkeit sozialer Probleme wohl weniger gegeben. Außerdem<br />

stellt <strong>Gesundheitsförderung</strong> hier eher ein universelles Angebot dar, das meist allen<br />

<strong>Schule</strong>n unabhängig von der kommunalen Sozialstruktur bzw. allen Schüler/inne/n einer <strong>Schule</strong><br />

offen steht. Diese Universalität von <strong>Gesundheitsförderung</strong> hat den Vorteil, dass Maßnahmen der<br />

GF eine größere Zahl von Personen erreichen können, dass etwaige stigmatisierende Effekte unterbleiben<br />

und dass bei der Beurteilung ihrer <strong>Wirkung</strong> prinzipiell Aussagen darüber möglich sind,<br />

wie sie sich <strong>auf</strong> soziale Gefälle bzw. Unterschiede zwischen Gruppen auswirken (Kavanagh et al.<br />

2009). Dies ist bei der Evaluierung rein zielgerichteter Maßnahmen, wo gar kein Vergleich nach<br />

sozialen Gruppen erfolgt, nicht möglich. Es ist sogar denkbar, dass eine Intervention, die bei einer<br />

gesundheitlich benachteiligten Zielgruppe nachweislich wirkt, bei nicht benachteiligten noch<br />

besser wirkt, wodurch sie die gesundheitliche Ungleichheit sogar erhöhen würde.<br />

Um Aussagen über das (Nicht-)Vorhandensein von Ungleichheitseffekten zuzulassen, müssen<br />

Evaluationsstudien also streng genommen Vergleiche der Wirksamkeit von Interventionen nach<br />

Subgruppen der untersuchten Population vornehmen. Laut Petticrew et al. (2012: 95) geschieht<br />

dies weder in Experimental- noch in Beobachtungsstudien häufig. Entsprechende Ergebnisse<br />

wurden bis vor kurzem auch kaum in Literaturreviews explizit <strong>auf</strong>gegriffen und in der Analyse<br />

berücksichtigt (ebda) 3 . Manche von ihnen gingen zwar (am Rande) <strong>auf</strong> das Ungleichheitsthema<br />

ein, verzichteten aber <strong>auf</strong> Subgruppenvergleiche (Gepkens und Gunning-Schepers 1996; de Sa<br />

und Lock 2008; Oliver et al. 2008).<br />

2 Mit dazugehöriger Website, verfügbar unter: http://promiseneighborhoods.org/what-works<br />

3 Dies dürfte sich in den letzten Jahren jedoch leicht verbessert haben, wie einige rezente Reviews<br />

mit statistischen Sekundäranalysen, die auch in diese Arbeit einbezogen wurden, zeigen.<br />

LBIHPR | 2013 11


Als Grund dafür führen Petticrew et al. (2012) u.a. methodische Schwierigkeiten an, wie die Gefahr<br />

des Unter- oder Überschätzens divergierender Effekte <strong>auf</strong>grund unterschiedlicher oder nicht<br />

adäquater Gruppengrößen, sowie die Vergrößerung der α- und β-Fehler 4 , die im Zuge von Mehrfachvergleichen<br />

entsteht. Um die Qualität dennoch akzeptabel zu halten, geben Petticrew et al.<br />

(2012) einige Empfehlungen ab, die bei der Durchführung ungleichheitssensitiver Evaluationen<br />

mit Subgruppenanalysen Berücksichtigung finden sollten. Sie lauten folgendermaßen:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Ergebnisse von Subgruppenvergleichen sollen nur im Lichte vorab definierter theoretischer<br />

Annahmen über den Ursprung von Ungleichheit und die <strong>Wirkung</strong>sweise der betroffenen<br />

Intervention interpretiert werden.<br />

Die relevanten Ungleichheitsdimensionen sind vorab zu spezifizieren.<br />

Die Evalutionsstudie sollte mit einer für Subgruppenvergleiche ausreichenden Stichprobengröße<br />

(Power) ausgestattet sein.<br />

Subgruppenvergleichen sollte ein formaler Interaktionstest vorausgehen<br />

Subgruppenvergleiche können Entscheidungsträger/inne/n aber Anhaltspunkte liefern, was zu<br />

beachten ist, wenn mit GF-Interventionen gesundheitliche und bildungsbezogene Ungleichheit<br />

reduziert bzw. nicht weiter vergrößert werden soll. Sie bilden daher den Fokus dieser Arbeit. Die<br />

Forschungsfrage lautet: „Wie wirksam sind Maßnahmen <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> im<br />

Hinblick <strong>auf</strong> die Reduzierung gesundheitlicher und bildungsbezogener Ungleichheit unter den<br />

Schüler/inne/n?“ Die Beantwortung soll auch im Lichte der vorgestellten These der „inverse<br />

equity“ erfolgen, indem diskutiert wird, inwiefern sie zutrifft und wo etwaige Beschränkungen<br />

liegen.<br />

Ziel des Berichts ist es, einen fundierten und aktuellen Überblick über die verfügbare empirische<br />

Evidenz zum Thema zu erstellen, diese zu kategorisieren und zu Schlussfolgerungen zu gelangen,<br />

die für die (politische) Praxis relevant sind. Diese werden allerdings mit entsprechender<br />

Vorsicht zu treffen sein, da die oben erwähnten Empfehlungen von Petticrew et al. (2012) nicht<br />

in allen relevanten Evaluationsstudien vollständig eingehalten werden.<br />

Um den aktuellen Wissensstand möglichst vollständig zu erfassen, wird ein systematischer Review<br />

durchgeführt. Der letzte umfassende Überblick zum Thema Jugend, Ungleichheit und <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />

in Form eines solchen Reviews erschien im Jahr 2008 (Oliver et al. 2008).<br />

Dieser umfasst eine Beschreibung aller relevanten Evaluationsstudien, leitet aber kaum Aussagen<br />

zum Ungleichheitseffekt von Gesundheitförderung ab, die die vorliegende Arbeit anstrebt.<br />

Letztere beschränkt sich außerdem <strong>auf</strong> das Setting <strong>Schule</strong> und weist insofern einen engeren Fokus<br />

<strong>auf</strong>.<br />

4 D.h. die Gefahr, eine Hypothese zu Unrecht zurückzuweisen oder zu akzeptieren erhöht sich.<br />

12 LBIHPR | 2013


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

2 Methode<br />

2.1 Der systematische Review<br />

Ein systematischer Review ist eine wissenschaftliche Methode zur Lokalisierung, zur Beurteilung<br />

und zur Synthese verfügbarer und aktueller Forschungsergebnisse in einem definierten Themenbereich<br />

(Bambra 2011, CRD 2009). Dabei sollen möglichst alle Quellen empirischer Evidenz,<br />

die vorab spezifizierten Auswahlkritierien (Inklusionskriterien) genügen, erfasst werden, um eine<br />

bestimmte Forschungsfrage zu beantworten. Man folgt außerdem einer expliziten Vorgehensweise,<br />

die dar<strong>auf</strong> abzielt, systematische Verzerrungen zu minimieren.<br />

Die Methode beinhaltet folgende Schritte, die in einem strukturierten Abl<strong>auf</strong> nacheinander abgearbeitet<br />

werden (CRD 2009): Beim Formulieren der Forschungsfrage sind insbesondere relevante<br />

Populationen, Interventionen und Auswirkungen (Outcomes) zu spezifizieren. Gegebenenfalls<br />

kann sie zusätzlich in Frage kommende Kontrollbedingungen (Comparators) und Studiendesigns<br />

enthalten. Sie entspricht damit den entscheidenden Kriterien, die unter dem Acronym PICOS<br />

zusammengefasst werden. Die Erstellung eines Protokolls dient vor allem dem vorherigen Festlegen<br />

der Ein- und Ausschlusskriterien, sowie der Darstellung des Such- und Auswahlprozesses.<br />

Die eigentliche Literatursuche erfolgt möglichst umfassend <strong>auf</strong> mehrere Arten, etwa durch elektronische<br />

Datenbankenrechereche, Referenzssuche, Handsuche und etwaige Hinweise von Expert/inn/en.<br />

Aus dem (meist sehr umfangreichen) Ergebnis der Suche erfolgt die Selektion der<br />

Literatur streng nach definierten Kriterien und der Relevanz für die Forschungsfrage. Zwei oder<br />

mehrere Reviewer/inn/en sichten dabei parallel Referenzen und Volltexte. Auf Basis der schließlich<br />

einbezogenen Artikel erfolgt dar<strong>auf</strong>hin die Extraktion der relevanten Inhalte, meist mittels<br />

eines eigens dafür konzipierten Rasters. Dabei werden auch die Studiendesigns nach den Qualitätsnormen<br />

der Evidenzhierarchie (Greenalgh et al. 2003, CRD 2009) und etwaige Verzerrungsrisiken<br />

erfasst. Die Extraktionen bilden die Grundlage der dar<strong>auf</strong>folgenden Synthese, die entweder<br />

narrativ erfolgt oder statistische Sekundär- oder Metaanalysen (<strong>auf</strong> Basis der in den Primärstudien<br />

analysierten Daten) umfasst. Im Rahmen der abschließenden Berichterstellung werden<br />

die Ergebnisse des Reviews interpretiert und Schlussfolgerungen für Politik, Praxis und Forschung<br />

gezogen. Es soll aber auch <strong>auf</strong> Limitationen in den Ergebnissen eingegangen werden.<br />

Systematische Reviews kommen ursprünglich aus der medizinischen Forschung und sind dort<br />

als Informationsgrundlage zu Interventionen (z.B. Therapieformen) und ihren <strong>Wirkung</strong>en für die<br />

Praxis (evidence-based medicine) schon lange unverzichtbar. Da auch ein gesundheits- und sozialpolitischer<br />

Bedarf an übersichtlicher wissenschaftlicher Fundierung von Entscheidungen besteht,<br />

wurde die Review-Methode <strong>auf</strong> sozialwissenschaftliche Probleme und politische Entscheidungskontexte<br />

übertragen (Bambra 2011). Das Interesse gilt in diesen Kontexten aber meist<br />

breiteren Fragestellungen, die sich schwieriger <strong>auf</strong> klar eingrenzbare Interventionen und Verhältnisse<br />

beschränken lassen (Khangura 2012). In der sozialwissenschaftlichen Forschung werden<br />

im Vergleich zur medizinischen zudem oft Studiendesigns verwendet, die in der klassischen<br />

Evidenzhierarchie niedriger angesiedelt sind. Die Messinstrumente, z.B. zur Erfassung von Outcome-Indikatoren<br />

oder sozialen Determinanten, sind überdies recht uneinheitlich.<br />

Um diese Eigenheiten zu berücksichtigen wurden Ansätze konzipiert, die den Review-Prozess<br />

entscheidungsorientiert gestalten und dabei eine größere Heterogenität zulassen wollen (z.B.<br />

Bambra 2011, Khangura 2012). Dem trägt die vorliegende Arbeit v.a. durch die recht breite<br />

Forschungsfrage Rechnung. Sie bezieht sich prinzipiell <strong>auf</strong> viele mögliche Interventionen, darunter<br />

schulumfeldbezogene (Angebotsänderungen, neue Regeln etc.) sowie wissens- und verhaltensorientierte<br />

(Therapien, Anreize, Aufklärung, Erziehung etc.). Außerdem lässt sie eine ganze<br />

Reihe potentiell interessanter Instrumente zur Erfassung von sozialer Ungleichheit und diversen<br />

Gesundheits- und Bildungsauswirkungen zu. Relevant sind alle Studien mit Kontroll- und Vergleichsgruppe<br />

(kontrollierte Studien) (CRD 2009, 9), und wegen ihrer zu erwartenden großen<br />

Diversität erfolgt die Synthese narrativ und nicht quanitativ (ebda, 45).<br />

LBIHPR | 2013 13


2.2 Durchführung<br />

2.2.1 Literatursuche<br />

Ausgehend von den Kernelementen der Forschungsfrage „Maßnahmen <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong>“<br />

(Intervention), „Ungleichheit“ (Outcome) und Schüler/innen (Population) wurde eine<br />

Suchstrategie entwickelt. Dazu wurden diese Begriffe um komplementäre Konzepte und Synonyme<br />

ergänzt und zu folgendem Verzeichnis relevanter Suchwörter zusammengeführt:<br />

Tabelle 2-1: Suchstrategie<br />

AND<br />

School* “Health promotion” interven* Inequalit* Adolescen* OR<br />

“public health” effect* Inequit* Student*<br />

“social policy” measure* Equit* Pupil*<br />

approach Equal* Child*<br />

program* Disparit* Teen*<br />

project Gradient* young*<br />

action Gap* youth<br />

effic*<br />

affect<br />

impact<br />

outcome<br />

evaluat*<br />

assess*<br />

address*<br />

soci* diversit*<br />

soci* variation*<br />

soci* difference*<br />

soci* factor*<br />

soci* determinant*<br />

soci* disadvantage*<br />

economic [+noun]<br />

demografic [+noun]<br />

ethnic [+noun]<br />

gender [+noun]<br />

unequal <br />

differential <br />

subgroup*<br />

Setting Forschungskontext Aktivität <strong>Wirkung</strong> (<strong>auf</strong>) Population<br />

verbunden mit Hauptwörtern, wie: chances, performance, opportunit*, development, achievement etc.<br />

Die Aufteilung der Begriffe <strong>auf</strong> Zeilen und Spalten ergibt ihre semantisch sinnvollen Kombinationsmöglichkeiten.<br />

Diese wurden zu Suchabfragen in einigen elektronischen Literaturdatenbanken<br />

herangezogen.<br />

Bei der Auswahl der Datenbanken wurde dar<strong>auf</strong> geachtet, einerseits möglichst viele potentiell<br />

relevante Disziplinen, wie Soziologie, Pädagogik, Medizin, Psychologie usw. einzuschließen, und<br />

andererseits auch die relevanten Forschungsfelder <strong>Gesundheitsförderung</strong>, Public Health und Sozialpolitik<br />

abzudecken. Schlussendlich wurden die folgenden vier Datenbanken ausgewählt:<br />

Scopus: deckt alle relevanten Fachrichtungen der Natur- und Sozialwissenschaften ab. Umfasst<br />

auch stärker spezialisierte Datenbanken wie Medline.<br />

DoPher: allgemein zugängliche Online-Datenbank; spezialisiert <strong>auf</strong> Reviews im Bereich <strong>Gesundheitsförderung</strong>sforschung.<br />

14 LBIHPR | 2013


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

TroPhi: allgemein zugängliche Online-Datenbank; spezialisiert <strong>auf</strong> experimentelle Studien zu Interventionen<br />

im Bereich <strong>Gesundheitsförderung</strong> und Public Health.<br />

Social Services Abstracts: thematischer Fokus <strong>auf</strong> Sozialpolitik, soziale Dienstleistungen, Armutsforschung<br />

usw.<br />

Neben der erwähnten zeitlichen Eingrenzung (2008-2012) beschränkte sich die Datenbankabfrage<br />

außerdem <strong>auf</strong> kontrollierte Studien und Reviews in referierten Fachzeitschriften, auch<br />

wenn sie am Zeitpunkt der Abfrage mit dem Zusatz „in Druck“ versehen waren. Zudem erfolgte<br />

eine Eingrenzung <strong>auf</strong> Artikel in deutscher oder englischer Sprache. Der Suchprozess selbst wurde<br />

<strong>auf</strong> Englisch durchgeführt, da anzunehmen war, dass auch die deutschsprachigen Artikel<br />

englische Abstracts enthalten.<br />

2.2.2 Literaturauswahl und Datenextraktion<br />

Nach dem Download der Rechercheergebnisse wurden Titel und Abstracts der gesamten Ergebnisliste<br />

von zwei Reviewer/inne/n nach Relevanz selektiert. Maßgeblich dabei waren die folgenden<br />

Ein- bzw. Ausschlusskriterien:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Länder: Die <strong>Schule</strong>n, an denen die evaluierten GF-Maßnahmen durchgeführt wurden,<br />

müssen sich aus Vergleichbarkeitsgründen in entwickelten Ländern befinden. Als Abgrenzungskriterium<br />

dient die Mitgliedschaft eines Landes bei EU oder OECD.<br />

Inhalt: Ein Artikel gilt als inhaltlich relevant, wenn er die Wirksamkeit gesundheitsförderlicher<br />

Aktivitäten evaluiert und dabei nach Subgruppen mit bestimmten sozialen Merkmalen<br />

differenziert. Der Inhalt soll Aussagen darüber enthalten, ob die evaluierte Maßnahme<br />

soziale Unterschiede hinsichtlich Gesundheit oder <strong>schulischer</strong> Leistungsfähigkeit verringert,<br />

vergrößert oder unberührt lässt, bzw. die Ableitung solcher Aussagen zulassen.<br />

Zeit: Einbezogen wurden Primärstudien und Reviews, deren Erscheinungsdatum zwischen<br />

dem 1.1.2008 und dem 30.9.2012 (Zeitpunkt der Suche) liegt.<br />

Sprache: Einbezogen wurden Artikel, deren Volltexte in den Sprachen Deutsch oder Englisch<br />

verfasst wurden.<br />

Setting: Durchführungsort der evaluierten GF-Maßnahmen ist die Organisation <strong>Schule</strong>.<br />

Damit sind Bildungseinrichtungen der Primär- oder Sekundarstufe gemeint. Breitere Settings<br />

(z.B. die Dorfgemeinschaft) sind ebenfalls zulässig, wenn der evaluierte Ansatz auch<br />

Maßnahmen an <strong>Schule</strong>n mit einschließt.<br />

Zielgruppe: Die Adressat/inn/en der gesundheitsförderlichen Aktivität sind Kinder und Jugendliche<br />

im Alter von 5 bis 19 Jahren, die an den betreffenden <strong>Schule</strong>n unterrichtet werden.<br />

Subgruppenvergleiche: Einzubeziehende Studien müssen Evaluationen beschreiben, bei<br />

denen zumindest ein Vergleich zwischen verschiedenen sozialen Gruppen angestellt wurde,<br />

um festzustellen, ob sich eine Maßnahme <strong>auf</strong> diese gleich oder ungleich auswirkt.<br />

Ungleichheitsformen: Relevant sind insbesondere Auswirkungen <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit<br />

nach ethnischer Zugehörigkeit (bzw. „Migrationshintergrund“), Geschlecht und sozioökonomischen<br />

Status (bzw. Bildung, Beruf oder Einkommen der Eltern).<br />

Outcomes: Relevant sind grundsätzlich alle Indikatoren, die Gesundheitszustand, -<br />

verhalten, und -wissen oder auch den Bildungserfolg abbilden bzw. messen. Ausgeklammert<br />

werden Prozessindikatoren und Indikatoren zur Inanspruchnahme medizinischer<br />

Dienstleistungen.<br />

<br />

Interventionen: Alle Aktivitäten mit der Intention, die Gesundheit der Schüler/innen zu<br />

fördern, ihre Bildungsleistungen zu verbessern oder gesundheitliche und bildungsbezogene<br />

Ungleichheit zu reduzieren.<br />

Der gesamte Selektionsprozess unter Anwendung der oben angeführten Kriterien ist in Abbildung<br />

2-1 schematisch dargestellt. Er führte zur Identifikation von 81 Artikeln, die <strong>auf</strong>grund von<br />

Titel und Abstract als potentiell relevant angesehen wurden. Nach Durchsicht der dazugehörigen<br />

Volltexte wurden aus diversen Gründen weitere 56 Studien exkludiert.<br />

LBIHPR | 2013 15


Included Eligibility Screening<br />

Identification<br />

Screening<br />

Bei Datenbankrecherche identifizierte<br />

Titel und Abstracts<br />

(n = 1172)<br />

Durchgesehene Titel und<br />

Abstracts<br />

(n = 1180)<br />

Beschaffte und <strong>auf</strong> Relevanz<br />

geprüfte Volltexte<br />

(n = 81)<br />

In Synthese einbezogene<br />

Arbeiten<br />

(n = 25)<br />

Zusätzliche Titel und Abstracts<br />

aus anderen Quellen<br />

(n = 8)<br />

Referenzsuche: n=6<br />

Handsuche: n=2<br />

Exkludierte Titel und<br />

Abstracts<br />

(n = 1111)<br />

Exkludierte Volltexte<br />

(n = 56); Gründe:<br />

Keine Evaluation: n=7<br />

Nicht kontrolliert: n=2<br />

Keine Signifikanz: n=1<br />

Kein Schul-Setting: n=12<br />

Kein Subgruppenvgl: n=13<br />

≠ soziale Ungleichheit: n=5<br />

Prozessevaluation: n=12<br />

Keine GF-Maßnahme: n=4<br />

Abbildung 2-1: Darstellung des Auswahlprozesses<br />

Die Ursachen für den Ausschluss der Volltexte hingen mit Abweichungen von einzelnen Inklusionskriterien<br />

zusammen. Der häufigste Grund war mit 13 Fällen ein fehlender Subgruppenvergleich.<br />

Danach kommen zwölf Fälle mit Interventionen, die nicht an Grund- oder weiterführenden<br />

<strong>Schule</strong>n, sondern an Kindergärten oder Hochschulen stattfanden. Ebenfalls zwölf Studien<br />

behandelten exkludierte Outcome-Indikatoren, wie Prozessbewertungen oder die Aufnahme angebotener<br />

Dienstleistungen. In sieben exkludierten Studien wurden die Maßnahmen nicht evaluiert,<br />

sondern nur vorgestellt. Fünf Studien behandelten keine sozialen, sondern z.B. medizinisch<br />

oder psychologisch definierte Ungleichheitsformen. In vier Fällen handelte es sich nicht um GF-<br />

Maßnahmen, sondern um Impfprogramme, in zweien gab es keine Kontrollgruppe und in einer<br />

kein signifikantes Ergebnis.<br />

Anschließend erfolgte die Extraktion der für die Synthese potentiell relevanten Inhalte und zwar<br />

nach jeweils einheitlichen Schemata für die einbezogenen fünf Reviews und 20 Originalstudien.<br />

Beide sind im Anhang zu finden. Wichtige inhaltliche Aspekte dabei waren im Fall der Reviews:<br />

die Forschungsfrage, die behandelten Ungleichheitsformen und Outcomes, eine kurze<br />

Charakterisierung der inkludierten Studien und evaluierten Maßnahmen und das Fazit der Reviews.<br />

Im Fall der Primärstudien waren dies: das Studiendesign, die Ungleichheitsformen, eine<br />

kurze Beschreibung der evaluierten Maßnahmen, die Zusammensetzung von Interventions- und<br />

Kontrollgruppe sowie etwaige Pretest-Unterschiede zwischen ihnen, die durchgeführten Subgruppenvergleiche<br />

hinsichtlich der diversen Outcomes, die Auflistung der relevanten und signifikanten<br />

Ergebnisse sowie die daraus ableitbaren Schlüsse über Ungleichheitseffekte.<br />

16 LBIHPR | 2013


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

3 Ergebnisse<br />

Im Folgenden wird eine Synthese aus den relevanten Inhalten der inkludierten Artikel erstellt.<br />

Sie werden im Überblick in Tabelle 3-1 vorgestellt. Detailbeschreibungen finden sich im Anhang.<br />

Die Subkapitel differenzieren nach verschiedenen Gesundheitsaspekten. Sie enthalten jeweils<br />

einen zusammenfassenden Überblick über einige Grundmerkmale der relevanten Studien. Dann<br />

wird jede vorkommende Form sozialer Ungleichheit einzeln behandelt und ausgehend von der<br />

Inverse-Equity-These eine Annahme formuliert. Die Aufarbeitung der Studienergebnisse soll<br />

zeigen, inwiefern diese durch die Evidenz gestützt wird und wo Abweichungen bestehen.<br />

Tabelle 3-1: Inkludierte Arbeiten – Systematische Reviews<br />

Interventionsdauer<br />

1 Std. bis 4<br />

Jahre<br />

1-9 Wo.<br />

(2 mal)<br />

> 10 Wo.<br />

(4 mal)<br />

10 Wo.<br />

bis<br />

30 Mo.<br />

Systematische Reviews<br />

Erstautor/in Jahr GF-Interventionen Ergebnisse in Bezug <strong>auf</strong><br />

Ungleichheit<br />

Bourdeaudhuij<br />

2011 3 zu Bewegung Kein Effekt <strong>auf</strong> Ungleichheit<br />

nach SES* (3<br />

mal)<br />

Kavanagh 2009 6 zu psychischer<br />

Gesundheit<br />

Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach SES<br />

Mercken 2012 3 zu Rauchverhalten Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach SES (2 mal) und kein Effekt<br />

(1 mal); Ungleiche <strong>Wirkung</strong><br />

nach Geschlecht (3 mal)<br />

NCCDH** 2012 Je 1 zu:<br />

psychischer Gesundheit,<br />

Zahngesundheit<br />

Ernährung & Bewegung<br />

Verkleinerung Ungleichheit<br />

nach SES und Ethnie (je 1<br />

mal); Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach Geschlecht (1 mal)<br />

Oldroyd 2008 3 zu Ernährung Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach SES (2 mal);<br />

Verkleinerung Ungleichheit<br />

nach Ethnie (1 mal)<br />

1 Jahr<br />

bis<br />

2 Jahre<br />

7 Wo.<br />

bis<br />

9 Mo.<br />

* SES = soziökonomischer Status; ** NCCDH = National Collaborating Centre for Determinants of Health<br />

Sample<br />

n=3800<br />

n=2343<br />

n=12739<br />

n=1514<br />

n=3458<br />

LBIHPR | 2013 17


Tabelle 3-2: Inkludierte Arbeiten – Primärstudien<br />

Interventionsdauer<br />

Sample<br />

20 Mo. n=1463<br />

8 Mo. n=1512<br />

26 Wo. n=93<br />

12 Wo. n=491<br />

1 Jahr n=269<br />

9 Mo. n=450<br />

1 Jahr n=1170<br />

24 Wo n=1271<br />

2 Jahre n=1173<br />

9 Mo. n=659<br />

10 Mo. n=262<br />

10 Wo. n=121<br />

k.A. n=242<br />

(<strong>Schule</strong>n)<br />

13 Mo n=378<br />

6 Jahre n=420<br />

k.A. n=2202<br />

3 Jahre n=1807<br />

5 Mo. n=6359<br />

4 Mo. n=147<br />

4 Jahre n=6174<br />

Primärstudien<br />

Erstautor/in Jahr Land GF-Intervention Ergebnisse in Bezug <strong>auf</strong><br />

Ungleichheit<br />

Bergh 2012 NOR Bewegung Kein Effekt <strong>auf</strong> Ungleichheit<br />

nach SES<br />

Bjelland 2011 NOR Ernährung & Vergrößerung Ungleichheit<br />

Bewegung nach Geschlecht; kein Effekt<br />

nach SES<br />

Cooley- 2011 USA Psychische Kein Effekt <strong>auf</strong> Ungleichheit<br />

Strickland<br />

Gesundheit nach Geschlecht<br />

Dietrich 2008 AT Ernährung & Vergrößerung Ungleichheit<br />

Bewegung nach Geschlecht<br />

Drexler 2012 D Psychische Verkleinerung Ungleichheit<br />

Gesundheit nach SES<br />

Greening 2011 USA Ernährung & Kein Effekt <strong>auf</strong> Ungleichheit<br />

Bewegung nach Geschlecht & Ethnie<br />

Hoelscher 2010 USA Ernährung & Vergrößerung Ungleichheit<br />

Bewegung nach Geschlecht; Verkleinerung<br />

Ungleichheit nach Ethnie<br />

Holen 2012 NOR Psychische Vergrößerung Ungleichheit<br />

Gesundheit nach Geschlecht, Vekleinerung<br />

nach SES<br />

Hollar 2010 USA Ernährung & Verkleinerung Ungleichheit<br />

Bewegung nach Ethnie<br />

Hoppu 2010 FI Ernährung Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach Geschlecht<br />

Huberty 2011 USA Bewegung Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach Geschlecht<br />

Jaenke 2012 AUS Ernährung Vergrößerung der Ungleichheit<br />

nach Geschlecht<br />

Muirhead 2011 CA Zahngesundheit Verkleinerung Ungleichheit<br />

nach SES<br />

Naylor 2008 CA Bewegung Vergrößerung der Ungleichheit<br />

nach Geschlecht<br />

Pieper 2011 D Zahngesundheit Kein Effekt <strong>auf</strong> Ungleichheit<br />

nach SES & Ethnie<br />

Roustit 2010 CA Ernährung Verkleinerung der Ungleichheit<br />

nach SES<br />

Sanigorski 2008 AUS Ernährung & Verkleinerung Ungleichheit<br />

Bewegung nach SES<br />

Vigna-<br />

Taglianti<br />

2009 IT,AT,<br />

GR,S,<br />

BE,D,<br />

ES<br />

Substanzkonsum:<br />

Rauchen,<br />

Alkohol,<br />

Cannabis<br />

Voorhees 2011 USA Ernährung &<br />

Bewegung<br />

Wilde 2011 USA Gesundheit<br />

allgemein<br />

* SES = soziökonomischer Status<br />

Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach Geschlecht (Rauchen);<br />

Verkleinerung Ungleichheit<br />

nach Geschlecht (Alkohol)<br />

Vergrößerung Ungleichheit<br />

nach Ethnie<br />

Verkleinerung Ungleichheit<br />

nach Ethnie; Vergrößerung<br />

Ungleichheit nach Geschlecht<br />

18 LBIHPR | 2013


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

3.1 Ernährung und Bewegung<br />

Zum Thema Ernährung entsprachen zwölf Studien den Einschlusskriterien, darunter ein systematischer<br />

Review und zehn Primärstudien. Von diesen befassen sich sechs nebenbei auch mit<br />

dem Thema Bewegung. Aufgrund dieser Überschneidung, die sich aus der Absicht vieler GF-<br />

Programme ableitet, den Anteil Übergewichtiger und Adipöser unter den Schüler/inne/n zu reduzieren,<br />

werden beide Themen gemeinsam behandelt. Vier Studien befassen sich nur mit Bewegung.<br />

Insgesamt gab es also 16 Studien zu ernährungs- bzw. bewegungsfördernden Maßnahmen.<br />

Sie waren meist verhältnisorientiert und beinhalteten mehrere Komponenten.<br />

Bei den Forschungsdesigns jener Studien, die sich ausschließlich oder unter anderem mit Ernährung<br />

beschäftigen, handelt es sich dreimal um kontrollierte Studien mit Randomisierung <strong>auf</strong><br />

Schul- oder Klassenebene (Cluster-RCTs), sechsmal um nicht randomisierte, aber kontrollierte<br />

Vergleichsstudien und einmal um eine retrospektive Kohortenstudie. Im systematischen Review<br />

werden eine randomisierte und zwei kontrollierte Vergleichsstudie analysiert.<br />

Alle drei Primärstudien, die sich <strong>auf</strong> Bewegung konzentrieren, sind Cluster-RCTs. Im systematischen<br />

Review zum Thema wurden ebenfalls drei Cluster-RCTs verarbeitet.<br />

Obwohl die Studien nur zwei (zusammenhängende) Themenbereiche behandeln, ist ihre Heterogenität<br />

hinsichtlich der verwendeten Outcomes groß. Je nach konkretem Erkenntnisinteresse<br />

werden verschiedene Messmethoden für die Wirksamkeit einer GF-Maßnahme herangezogen.<br />

Viele der Ergebnisse aus den „Ernährungsstudien“ beruhen <strong>auf</strong> Selbsteinschätzungen der Befragten,<br />

etwa zu ihren Ernährungsgewohnheiten, ihrem Body-Mass-Index oder ihrer Körperzufriedenheit.<br />

Manchmal wurde Körpergröße, -gewicht und Taillenumfang auch von Fachpersonal<br />

erhoben. In anderen Fällen wurde das Ernährungs- oder sonstiges Schulwissen mittels spezieller<br />

Tests abgefragt. Vereinzelt erfolgte sogar eine Abschätzung zugeführter Energiemengen und<br />

Nahrungsbestandteile (Hoppu et al. 2010).<br />

Eine ähnliche Bandbreite findet sich unter den Bewegungsindikatoren. Sie reicht von Einstellungen,<br />

wie „Freude an Bewegung“, über selbst protokollierte Bewegungshäufigkeiten bis zu technisch,<br />

mittels so genannter Pedometer und Akzelerometer, gemessenen Bewegungshäufigkeiten<br />

und -intensitäten. In Verbindung mit dem Ernährungsthema kommen außerdem die im Sitzen<br />

(vor Computer, Fernseher etc.) verbrachte Zeit, beobachtete Bewegungshäufigkeiten von mittlerer<br />

bis höherer Intensität und die Ergebnisse eines Fitness-Tests als Outcome-Indikatoren vor.<br />

3.1.1 Ungleichheit nach Geschlecht<br />

Im Allgemeinen weisen Mädchen bei den verschiedenen Outcomes zum Thema Ernährung günstigere<br />

Werte <strong>auf</strong> als Burschen, z.B. was die Häufigkeit des Obst- und Gemüsekonsums betrifft.<br />

Führt man das <strong>auf</strong> ihre gesellschaftliche Rolle zurück, die sich in ihrem Verhalten niederschlägt,<br />

können hier die Burschen gegenüber den Mädchen als „benachteiligt“ gelten. Daraus lässt sich<br />

ableiten, dass Mädchen Ernährungsthemen gegenüber öfter <strong>auf</strong>geschlossen sind, woraus sich<br />

die Hypothese ergibt, dass entsprechende GF-Maßnahmen bei ihnen besser wirken und damit<br />

zur Vergrößerung der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern beitragen.<br />

Diese Vermutung wird durch die Ergebnisse der inkludierten Studien bestärkt. Zwei davon (Jaenke<br />

et al. 2012, Hoppu et al. 2010) befassen sich ausschließlich und vier (Bjelland et al. 2011,<br />

Greening et al. 2011, Hoelscher et al. 2010, Dietrich et al. 2008) unter anderem mit der Geschlechterungleichheit<br />

hinsichtlich des Ernährungsverhaltens. Fünf von ihnen weisen tatsächlich<br />

überwiegend dar<strong>auf</strong> hin, dass die jeweilige Intervention bestehende Unterschiede noch vergrößert.<br />

So zeigen Jaenke et al. (2012), dass eine Maßnahme, die Unterrichtseinheiten zu Ernährungsthemen<br />

mit praktischen Tätigkeiten wie der Pflege eines Schulgartens kombiniert (experimentelles<br />

Lernen) bei Mädchen die Bewertung des Geschmacks verschiedener Obst- und Gemüsesorten<br />

und die durchschnittliche Probierbereitschaft stärker verbessert als bei Burschen. Eine wei-<br />

LBIHPR | 2013 19


tere Intervention mit Unterrichtselementen und Umfeldveränderungen bewirkt nur bei Mädchen<br />

eine signifikante Verminderung des Konsums gezuckerter Getränke und sitzender Tätigkeiten<br />

(Bjelland et al. 2011). Hoelscher et al. (2010) zeigen, wie eine erfolgreiche Maßnahme mit stärkerer<br />

Einbeziehung kommunaler Akteure den Anteil Übergewichtiger bei Mädchen stärker reduziert<br />

als bei Burschen. Dietrich et al. (2008) zeigen, dass sich durch eine erlebnisorientierte Intervention<br />

nur bei Mädchen das Ernährungswissen längerfristig verbessert, was sich bei ihnen<br />

auch in einem geringeren Verzehr ungesunder Lebensmittel niederschlägt. Die Effekte einer<br />

vorwiegend umfeldbezogenen Maßnahme (Hoppu et al. 2010) sind hingegen weniger einheitlich,<br />

was die Vergrößerung der Geschlechterungleicheit betrifft. Sie unterscheiden sich in Abhängigkeit<br />

vom betrachteten Indikator: Bei den Mädchen wird der Rückgang des Obstkonsums eingebremst,<br />

der Konsum von Süßigkeiten verringert und jener von Roggenbrot erhöht. Bei den Burschen<br />

wird der Konsum gezuckerter Getränke und der Saccharosekonsum reduziert.<br />

Einzig die von Greening et al. (2011) evaluierte Intervention scheint die Ernährungsgewohnheiten<br />

und Fitness beider Geschlechter gleichermaßen zu verbessern. Sie umfasst unter anderem<br />

viele Aktionen und Bewerbe, die in bereits etablierte und kommunal gut besuchte Veranstaltungen<br />

integriert werden und auch die Erziehungberechtigten aktiv miteinbeziehen. Das Programm<br />

wirkt sich, in Abwesenheit eines Interaktionseffekts mit dem Geschlecht, u.a. positiv <strong>auf</strong> die Ergebnisse<br />

eines Fitness-Tests aus, mit dem Kraft- und L<strong>auf</strong>leistung festgestellt wurden.<br />

Indikatoren zu Bewegungshäufigkeit und -intensität zeigen meist, dass sich die Burschen hier<br />

gesundheitsförderlicher verhalten. Es kann daher vermutet werden, dass Burschen auch <strong>auf</strong><br />

bewegungsförderliche Maßnahmen besser ansprechen. Diese Vermutung wird von den inkludierten<br />

Studien mehrheitlich bestätigt. Von den reinen Bewegungsstudien befasst sich nur jene von<br />

Naylor et al. (2008) ausschließlich und die von Huberty et al. (2011) unter anderem mit der Ungleichheit<br />

nach Geschlecht. Überdies beinhalten die Studien von Bjelland et al. (2011), Greening<br />

et al. (2011), Hoelscher et al. (2010) und Dietrich et al. (2008) neben Ernährungs- auch Bewegungsaspekte.<br />

Hinweise <strong>auf</strong> eine Vergrößerung der Geschlechterunterschiede finden sich in vier<br />

dieser Studien. So ergibt eine Evaluierung des ganzheitlichen Ansatzes der „aktiven <strong>Schule</strong>n“<br />

nur im Fall der Burschen eine signifikante Erhöhung der gemessenen Schrittzahlen durch die Intervention<br />

(Naylor et al. 2008). Auch eine Maßnahme zur bewegungsförderlichen Pausengestaltung,<br />

untersucht von Huberty et al. (2011), erhöht bei Burschen die Zeit mittlerer bis intensiver<br />

körperlicher Betätigung generell in stärkerem Ausmaß. Die von Hoelscher et al. 2010 und Dietrich<br />

et al. 2008 analysierten Interventionen wirken wie erwähnt ebenfalls besser bei Buben.<br />

Die einzige Maßnahme, die auch in puncto Bewegung die Geschlechterungleichheit nicht vergrößert,<br />

ist wiederum die aus Greening et al. (2011). Die von Bjelland et al. (2011) evaluierte<br />

Maßnahme begünstigt zwar die Mädchen, weil sie die von ihnen bei sitzenden Tätigkeiten verbrachte<br />

Zeit reduziert. Allerdings ist dies der einzige Bewegungsindikator, bei dem Mädchen von<br />

einem durchschnittlich günstigeren Ausgangsniveau starten.<br />

Das von Hollar et al. (2010 und 2010b 5 ) beschriebene GF-Programm schließlich umfasst verhältnisbasierte<br />

Komponenten und Unterrichtseinheiten zu Ernährung und Bewegung, wobei der<br />

<strong>auf</strong> Geschlechterunterschiede untersuchte Outcome keinem der beiden Aspekte allein zuzuordnen<br />

ist. Es handelt sich dabei um den systolischen Blutdruck, der laut Hollar et al. (2010b) nur<br />

bei Mädchen, nicht bei Burschen, durch die Intervention positiv beeinflusst wurde. Auch das<br />

steht in Einklang mit der These der Vergrößerung der Ungleichheit.<br />

3.1.2 Ungleichheit nach ethnischer Herkunft<br />

Von den sechs Studien mit Bezug zu Ernährung und/oder Bewegung behandelt ein systematischer<br />

Review unter anderem den Aspekt der ethnischen Ungleichheit. Darin werden ethnische<br />

Gruppen nach Herkunft der Eltern unterschieden. Die fünf inkludierten Primärstudien stammen<br />

aus Nordamerika. Dort sind Kategorisierungen nach Hautfarbe üblich. Meist werden die Schü-<br />

5 Die Publikation Hollar et al. (2010b) wird vom Review des National Collaborating Centre for Determinants<br />

of Health erfasst und unterscheidet sich inhaltlich leicht von Hollar et al. (2010).<br />

20 LBIHPR | 2013


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

ler/innen europäischer, afroamerikanischer und hispanischer Abstammung miteinander verglichen.<br />

Vereinzelt werden noch jene asiatischer Abstammung hinzugezogen. Generell befinden<br />

sich Schüler/innen mit weißer Hautfarbe (tlw. mit Ausnahme der „Asiaten“) in der günstigsten<br />

Ausgangslage: Sie essen gesünder, bewegen sich mehr und sind weniger oft übergewichtig. Die<br />

Vermutung lautet daher, dass sie auch entsprechende GF-Angebote besser wahrnehmen.<br />

Diese Annahme wird durch die fünf inkludierten Artikel zum Thema Ernährung kaum gestützt.<br />

Zwei davon (Voorhees et al. 2011, Hollar et al. 2010) behandeln ausschließlich, drei weitere,<br />

darunter ein systematischer Review (Oldroyd et al. 2008) und zwei Primärstudien (Greening et<br />

al. 2011, Hoelscher et al. 2010), unter anderem den Aspekt der ethnischen Ungleichheit. Von<br />

der Vergrößerung bestehender Unterschiede lässt sich nur im Fall von Voorhees et al. (2011)<br />

sprechen. Die analysierte Maßnahme wirkt bei einer asiatisch-stämmigen Gruppe in den USA,<br />

den Hmong, besser. Diese gilt zwar als Risikogruppe für Übergewicht, weist aber bei Nahrungmittelkonsum,<br />

Präferenzen und Einstellungen im Vergleich zu den „Weißen“ bessere Ausgangswerte<br />

<strong>auf</strong>. Die übrigen Artikel berichten entweder von einer <strong>Wirkung</strong> unabhängig von der Ethnie<br />

(Greening et al. 2011) oder davon, dass eine gewisse Reduktion der Ungleichheit eintritt, sei es<br />

hinsichtlich des Obst- und Gemüsekonsums (Oldroyd et al. 2008), des Körpergewichts (Hoelscher<br />

et al. 2010) oder der schulischen Leistung (Hollar et al. 2010).<br />

In puncto Bewegung gibt es fünf nordamerikanische Studien, die einen Vergleich zwischen ethnischen<br />

Gruppen beinhalten. Bei Voorhees et al. (2011) und Hollar et al. (2010) ist dies der einzige<br />

Ungleichheitsaspekt. Greening et al. (2011), Hoelscher et al. (2010) und Huberty et al.<br />

(2011) stellen auch andere Subgruppenvergleiche an, wobei sich letztere als einzige nur mit<br />

dem Bewegungsaspekt befassen. Bei Huberty et al. (2011) und Greening et al. (2011) zeigen<br />

sich keine <strong>Wirkung</strong>sunterschiede nach Ethnie. Hoelscher et al. (2010) berichten von einer Verringerung<br />

der Unterschiede zwischen Hispanics und Weißen hinsichtlich des Anteils an Übergewichtigen.<br />

Bei Hollar et al. (2010) verbessern die Schwarzen ihre Mathematik-Leistungen gegenüber<br />

den Weißen. Vorhees et al. (2011) berichten von einer Vergrößerung der Ungleichheit<br />

hinsichtlich des selbstberichteten Bewegungsverhalten zugunsten der Weißen.<br />

3.1.3 Ungleichheit nach sozioökonomischen Kriterien<br />

Von den inkludierten Studien aus den Bereichen Ernährung und Bewegung differenzieren sechs<br />

nach sozioökonomischen Kriterien wie Schichtindices, Bildungs-, Berufs- und Einkommensstatus<br />

der Eltern sowie absolute sozioökonomische Benachteiligung (Armut). Vier der Studien, darunter<br />

ein systematischer Literaturüberblick, beschäftigen sich ausschließlich (Oldroyd et al. 2008; Sanigorski<br />

et al. 2008, Roustit et al. 2010) oder unter anderem (Bjelland et al. 2011) mit Interventionen<br />

zur Verbesserung der Ernährung. Im Allgemeinen weisen Schüler/innen aus einem Elternhaus<br />

mit niedrigem sozioökonomischem Status (SES) bei Indikatoren zur Ernährungsweise,<br />

zum Körpergewicht oder auch zur schulischen Leistung, die mitunter damit zusammenhängt,<br />

ungünstigere Werte <strong>auf</strong>. Die These von Victora et al. (2000) bezieht sich hauptsächlich <strong>auf</strong> diese<br />

Gruppe und besagt, dass sie für gesundheitsfördernde Maßnahmen weniger empfänglich ist.<br />

Auf Basis der vorliegenden Studienergebnisse lässt sich die These zumindest nicht uneingeschränkt<br />

bestätigen. Die einzige Studie, die eine Vergrößerung sozioökonomischer Ungleichheit<br />

durch GF zumindest nicht ausschließt, ist das Review von Oldroyd et al. 2008. Zwei der drei<br />

analysierten GF-Programme wirken besser bei sozioökonomisch besser gestellten Gruppen. Bjelland<br />

et al. (2011) können jedoch keine <strong>Wirkung</strong>sunterschiede hinsichtlich des SES feststellen.<br />

Bei Roustit et al. (2010) und Sanigorski et al. (2008) zeigt sich sogar eine Verkleinerung der sozioökonomischen<br />

Unterschiede. Bei ersteren wird absolute Ernährungsarmut und ihre Auswirkung<br />

<strong>auf</strong> die schulische Leistung gelindert, letztere untersuchen im Unterschied dazu ein umfassendes<br />

GF-Programm mit starker kommunaler Beteiligung.<br />

Im Rahmen des Themas Bewegung behandelt der systematische Review von De Bourdeaudhuij<br />

et al. (2011) ausschließlich und jener von Bergh et al. (2012) unter anderem sozioökonomische<br />

Ungleichheit. Die von Sanigorski et al. (2008) und Bjelland et al. (2011) evaluierten Interventionen<br />

beinhalten ebenfalls Bewegungskomponenten. Bei Sanigorski et al. (2008) wird eine Reduktion<br />

der sozialen Ungleichheit in puncto Körpergewicht erreicht. Auch die weiteren Studien<br />

LBIHPR | 2013 21


können die These, dass GF-Maßnahmen die Benachteiligung von Kindern mit niedrigem SES fördern,<br />

nicht untermauern. Bjelland et al. (2011) und Bergh et al. (2012) evaluieren dasselbe<br />

Mehrkomponentenprogramm. Erstere finden keine, letztere vereinzelte nach SES divergierende<br />

Effekte (für die Determinante „Unterstützung“), die aber wegen ihrer Uneinheitlichkeit nicht für<br />

eine Vergrößerung der Ungleichheit sprechen. In Sekundärdatenanalysen zeigen auch De Bourdeaudhuij<br />

et al. (2011), dass sich die Effekte dreier Interventionen <strong>auf</strong> Bewegungshäufigkeit<br />

und -intensität zwischen hohen und niedrigen Statusgruppen kaum unterscheiden.<br />

3.2 Zahngesundheit<br />

Zum Thema Zahngesundheit fanden sich ingesamt nur drei Artikel, die den Inklusionskriterien<br />

ganz entsprachen, wobei auch der Review des National Collaborating Centre for Determinants<br />

of Health (2012) eine relevante Intervention <strong>auf</strong>greift. Die GF-Programme umfassen verhaltens-<br />

(Beratung, Information) und verhältnisorientierte Elemente der GF (schulinterne Regeln,<br />

Nahrungsmittelangebot etc.) und teilweise präventive Zahnbehandlungen. Ihr Ziel ist die<br />

positive Beeinflussung einer Reihe von Outcome-Variablen – von einer Reduzierung der Zahnbehandlungsangst,<br />

über eine Verbesserung des Zahngesundheitswissens und des Mundhygieneverhaltens,<br />

bis zu einer Verringerung des Behandlungsbedarfs und der Vorbeugung von Karies.<br />

Als Studiendesigns kommen neben einem „Express“-Review ohne Sekundärdatenanalyse<br />

(NCCDH 2012) nur zwei retrospektive Kohortenstudien vor (Pieper et al. 2012; Muirhead und<br />

Lawrence 2011). Der Review beinhaltet eine kontrollierte Vergleichsstudie zum Thema.<br />

3.2.1 Ungleichheit nach ethnischer Herkunft<br />

Einer der drei Artikel (Pieper et al. 2012) behandelt den Aspekt der Ungleichheit nach ethnischer<br />

Zugehörigkeit am Rande. Auf Basis dieses Artikels lässt sich die Annahme, dass Kinder aus ethnischen<br />

Minderheiten mit der betreffenden Maßnahme – erweiterte Gesundheitserziehung mit<br />

Ernährungsberatung, Mundhygiene-Schulungen und Behandlung mit haftendem Fluoridlack<br />

viermal im Jahr – schlechter erreicht werden, jedenfalls nicht erhärten.<br />

Diese nachträgliche Betrachtung des langjährigen Programms an <strong>Schule</strong>n in Niedersachsen und<br />

Hessen ergibt einen generellen Rückgang von Kariesfällen (Zahl befallener oder <strong>auf</strong>grund von<br />

Karies fehlender bzw. gefüllter Zähne) und der Behandlungsangst unabhängig vom ethnischen<br />

Hintergrund. Speziell der Effekt <strong>auf</strong> die Karieserfahrung ist laut Autor/inn/en aber vor allem <strong>auf</strong><br />

die präventive medizinische Dienstleistung im Rahmen des Programms und weniger <strong>auf</strong> die GF-<br />

Komponente zurückzuführen.<br />

3.2.2 Ungleichheit nach sozioökonomischen Kriterien<br />

Das soeben Erwähnte gilt im Fall der Studie von Pieper et al. (2012) auch für die sozioökonomisch<br />

definierte Ungleichheit. Der Artikel von Muirhead & Lawrence (2011) und auch die im Review<br />

des NCCDH (2012) enthaltene Primärstudie befassen sich nur mit dieser Ungleichheitsform.<br />

Auch diese Studien finden keine Hinweise dar<strong>auf</strong>, dass jene Gruppen die gemeinhin als<br />

benachteiligt gelten, von den betreffenden Interventionen weniger profitieren.<br />

Muirhead and Lawrence (2011) evaluieren ein umfassendes GF-Programm mit der Bezeichnung<br />

„<strong>Gesunde</strong> <strong>Schule</strong>n“ in Kanada und dessen Effekt <strong>auf</strong> die Zahngesundheit, wobei hier <strong>Schule</strong>n in<br />

reicheren und ärmeren Gegenden verglichen werden. Dort wo das <strong>Gesunde</strong> <strong>Schule</strong>-Programm in<br />

einer ärmeren Gegend implementiert wurde, zeigen sich stärkere Effekte. Das deutet dar<strong>auf</strong> hin,<br />

dass das Programm dazu beiträgt, das wenig-gesundheitsförderliche Umfeld in diesen Gebieten,<br />

zumindest was die Zahngesundheit betrifft, etwas auszugleichen. Änliches gilt für die im Review<br />

(NCCDH 2012) wiedergegebene Studie, laut der schulintere Ernährungsregeln nur bei Schüler/inne/n<br />

von niedrigem SES zur Verbesserung der Zahngesundheit führen.<br />

22 LBIHPR | 2013


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

3.3 Psychische Gesundheit<br />

Aus dem Bereich der psychischen Gesundheit entsprachen ingesamt fünf Studien den Einschlusskriterien,<br />

darunter wiederum der Express-Review des NCCDH (2012), der <strong>auf</strong> diesen Aspekt<br />

teilweise eingeht. Evaluiert werden diverse Maßnahmen, darunter regelmäßige psychologische<br />

Beratungsleistungen, Mentoring-Programme und verhaltensorientierte kognitiv-behaviorale<br />

Interventionen. Je nach Projekt sollten Bewältigungsstrategien vermittelt, lebensnotwendige<br />

Kompetenzen (funktionaler, sozialer Art etc.) gestärkt, bestimmte Verhaltensweisen (Aggression,<br />

Hyperaktivität etc.) reduziert oder Depressionen, Angststörungen und andere emotionale<br />

Probleme gelindert werden.<br />

Die im Review des NCCDH (2012) enthaltene Studie hat das Design einer kontrollierten Vergleichsstudie.<br />

Darüber hinaus gibt es einen systematischen Review mit versuchter Metaanalyse<br />

(Kavanagh et al. 2009), eine klassische randomisiert-kontrollierte Studie (Cooley-Strickland et<br />

al. 2011), eine <strong>auf</strong> <strong>Schule</strong>bene randomisierte kontrollierte Studie (Holen et al. 2012) und eine<br />

weitere nicht-randomisierte Vergleichsstudie (Drexler et al. 2011).<br />

3.3.1 Ungleichheit nach Geschlecht<br />

Die Studien von Holen et al. (2012) und Cooley-Strickland et al. (2011) enthalten unter anderem<br />

einen Geschlechtervergleich hinsichtlich psychischer Outcomes. Mädchen weisen bezüglich<br />

der meisten psychischen Gesundheitsindikatoren sowie der Bewältigungsressourcen eher ungünstigere<br />

Werte <strong>auf</strong>. Bei den Verhaltensindikatoren besteht dagegen eine umgekehrte Tendenz.<br />

Die beiden Artikel geben recht wenig Hinweise <strong>auf</strong> eine Vergrößerung oder Verkleinerung dieser<br />

Unterschiede. Cooley-Strickland et al. (2011) können keine Interaktion zwischen Versuchsbedingung<br />

und Geschlecht feststellen. Der kognitiv-behaviorale Ansatz hat bei Burschen und Mädchen<br />

in etwa den gleichen Erfolg hinsichtlich der Vorbeugung von Angststörungen, der Reduktion<br />

der Gewaltexposition und der Verbesserung <strong>schulischer</strong> Leistungen. Einige Ergebnisse aus<br />

Holen et al. (2012) sprechen dagegen eher für eine Vergrößerung der Geschlechterungleichheit:<br />

Bei Mädchen werden die aktiven Coping-Strategien, die sie verglichen mit Buben ohnehin öfter<br />

anwenden, weiter gestärkt, während Auflehnungs- und Trotzreaktionen, die sie vergleichsweise<br />

selten anwenden, geschwächt werden. Der Gesamtindex für die (von Lehrer/innen beurteilte)<br />

psychische Last sinkt dagegen nur bei Burschen, wobei aber aus dem Text nicht hervorgeht, ob<br />

die Ausgangslage für die Burschen in diesem Fall die bessere oder schlechtere war.<br />

3.3.2 Ungleichheit nach ethnischer Herkunft<br />

Eine einzige relevante Primärstudie, die im systematischen Review des NCCDH (2012) enthalten<br />

ist, setzt sich mit der ethnisch (hier: durch Flüchtlingsstatus) definierten Ungleichheit auseinander.<br />

Die Wirksamkeit einer regelmäßigen psychologischen Beratungsleistung wird zwischen drei<br />

Gruppen, nämlich einer aus weißen Kindern, einer aus Zugehörigen der ansässigen indischbzw.<br />

pakistanischstämmigen Minderheit und einer aus Flüchtlingskindern, verglichen. Die Intervention<br />

wirkt offenbar besser bei den psychisch stärker belasteten Flüchtlingskindern und<br />

gleicht dadurch deren Benachteiligung etwas aus.<br />

3.3.3 Ungleichheit nach sozioökonomischen Kriterien<br />

Drei inkludierte Arbeiten, darunter der systematische Review von Kavanagh et al. (2009), setzen<br />

sich mit sozioökonomisch definierter Ungleichheit auseinander und beinhalten Vergleiche<br />

von SES-Statusgruppen. Der Review enthält sogar eine statistische Metaanalyse, die sich aber<br />

nur <strong>auf</strong> wenige Primärstudien stützen kann. Die Autor/innen kommen <strong>auf</strong> dieser Datenbasis zum<br />

Schluss, dass kognitiv-behaviorale Verhaltensinterventionen Anzeichen von Depression eher bei<br />

LBIHPR | 2013 23


hohen und mittleren sozioökonomischen Statusgruppen reduzieren und dadurch Ungleichheit<br />

eher vergrößern.<br />

Die Primärstudien von Holen et al. (2012) und Drexler et al. (2011) weichen davon etwas ab.<br />

Erstere evaluieren ein klassenbasiertes, aber sehr interaktives Programm, das eine zentrale Rolle<br />

im Schulalltag einnimmt. Es verkleinert die Ungleichheit insofern als es nur bei niedrigen Statusgruppen<br />

die (ungünstigen) Bewältigungsmuster Auflehnung und Trotz reduziert. Drexler et<br />

al. (2011) wiederum evaluieren ein Mentoring-Programm, das ebenfalls Fähigkeiten zur Bewältigung<br />

alltäglicher Herausforderungen vermittelt. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass dies bei sozial<br />

benachteiligten Kindern mit großem Nachholbedarf am besten funktioniert.<br />

3.4 Substanzkonsum<br />

Zwei der inkludierten Studien befassen sich mit Interventionen, die den Konsum diverser legaler<br />

und illegaler Drogen reduzieren sollen. Konkret wird ihre Wirksamkeit mit einer Reihe von<br />

Indikatoren gemessen, z.B. am Anteil der Raucher/innen in der Population, an der (selbstberichteten)<br />

Rauchhäufigkeit, am Anteil der (regelmäßigen) Alkoholkonsument/inn/en, an der Häufigkeit<br />

von Konsum und Trunkenheit, an der Verbreitung von Erfahrungen mit Cannabis usw.<br />

Bei den Forschungsdesigns handelt es sich einmal um einen systematischen Review mit Sekundärdatenanalyse<br />

zum Thema Rauchen und einmal um eine randomisiert-kontrollierte Studie.<br />

Evaluiert werden im Rahmen des Reviews ein schulinterner Wettbewerb, eine Maßnahme mit<br />

Fokus <strong>auf</strong> die Einbeziehung von Eltern und diversen kommunalen Akteuren sowie ein Peer-<br />

Support-Programm. Bei der Primärstudie handelt es sich um die Evaluation eines EU-weit an<br />

<strong>Schule</strong>n implementierten Präventionsprogramms, das bei der sozialen Beeinflussung des Rauchund<br />

Trinkverhaltens ansetzt. Durch Verwendung interaktiver Techniken (u.a. Peer-Teaching)<br />

sollen die Kompetenzen, die den Verzicht erleichtern, gestärkt werden.<br />

3.4.1 Ungleichheit nach Geschlecht<br />

Die Primärstudie von Vigna-Taglianti (2009) konzentriert sich <strong>auf</strong> die geschlechterspezifischen<br />

<strong>Wirkung</strong>en der untersuchten Intervention. Die Ausgangslage unterschied sich abhängig von der<br />

betrachteten Verhaltensweise: in puncto Rauchen verhielten sich in den meisten teilnehmenden<br />

Ländern Mädchen ungesünder als Burschen, hinsichtlich des Konsums von Alkohol und Cannabis<br />

war es umgekehrt. Festgestellt wird eine positive <strong>Wirkung</strong> nur bei Burschen, wodurch sich die<br />

Geschlechterungleichheit in puncto Rauchen leicht erhöht, während sie sich bei den anderen<br />

Verhaltensweisen reduziert.<br />

Von den (recht unterschiedlichen) Interventionen gegen das Rauchen, die im Rahmen des Reviews<br />

von Mercken et al. (2012) untersucht wird, wirkt die stärker wettbewerbsorientierte Maßnahme<br />

eher bei Burschen. Die anderen, eher interaktiv orientierten Maßnahmen wirken eher bei<br />

den Mädchen.<br />

3.4.2 Ungleichheit nach sozioökonomischen Kriterien<br />

Im Zuge der Sekundärdatenanalyse in Mercken et al. (2012) finden auch sozioökonomische Unterschiede<br />

Beachtung. Die Ergebnisse sind hier uneinheitlich und hängen mit dem verwendeten<br />

SES-Indikator zusammen. Die dritte Intervention (Peer-Support) wirkt bei hohen und niedrigen<br />

Statusgruppen gleichermaßen, war aber in benachteiligten Gegenden erfolgreicher. Die anderen<br />

sind tendenziell bei höheren sozioökonomischen Statusgruppen wirksamer.<br />

24 LBIHPR | 2013


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

3.5 Allgemeine Gesundheitsaspekte<br />

Eine der inkludierten Primärstudien (Wilde 2011) beschäftigt sich mit der <strong>Wirkung</strong> bestimmter<br />

<strong>schulischer</strong> Interventionen im Jugendalter <strong>auf</strong> den allgemeinen Gesundheitszustand und die berufliche<br />

Performance im Erwachsenenalter. Bei den beiden evaluierten Maßnahmen handelt es<br />

sich erstens um die Reduzierung der Klassengrößen während der Grundschule <strong>auf</strong> 13 bis 17<br />

Schüler/innen und zweitens um die Bereitstellung einer Hilfslehrkraft für Klassen mit der normalen<br />

Größe von 22 bis 25 Kindern. Vergleichsbasis bilden jeweils Klassen mit „regulärem“ Unterricht.<br />

Bei den betrachteten Outcomes handelt es sich um drei später (ab 8 Jahre nach der Intervention,<br />

zwischen 1997 und 2008) bei der Sozialversicherung erfasste Indikatoren, nämlich die<br />

Zeit der Erwerbsunfähigkeit, die jährliche Beschäftigungsdauer und den jährlichen Verdienst.<br />

Das Forschungsdesign der Studie entspricht einer randomisiert-kontrollierten Studie, da die<br />

Schulanfänger/innen noch im letzten Kindergartenjahr zufällig einer der drei Vergleichsgruppen<br />

zugewiesen wurden. Die Effekte der Intervention werden zwischen Männern und Frauen sowie<br />

zwischen ethnischen Gruppen verglichen.<br />

3.5.1 Ungleichheit nach Geschlecht<br />

Was den Vergleich der Geschlechter betrifft, so zeigt die Studie von Wilde et al. (2011), dass die<br />

Verkleinerung der Klassen unter den Afroamerikaner/inne/n nur bei Männern zu einer Erhöhung<br />

des späteren Gehalts führt. In der Gruppe der Weißen wird ein positiver Effekt <strong>auf</strong> den Verdienst<br />

nur bei den Männern festgestellt, während sich bei den Frauen sogar ein negativer Effekt zeigt.<br />

Beides spricht für eine Vergrößerung der Geschlechterungleichheit. Ein Effekt der Intervention<br />

wird von den Autor/inn/en dann angenommen, wenn die Durchschnittswerte in drei Jahren während<br />

der Nachbeobachtungsphase über jenen der Vergleichsgruppen lagen.<br />

3.5.2 Ungleichheit nach ethnischer Herkunft<br />

Die Autor/inn/en stellen außerdem fest, dass die Intervention in der afroamerikanischen Subgruppe<br />

innerhalb dreier Jahre eine signifikante Erhöhung der Beschäftigungsdauer hervorrief.<br />

Ein Teil ihres Rückstands gegenüber den Weißen kann damit also kompensiert werden, was <strong>auf</strong><br />

Reduzierung ethnischer Ungleichheit hindeutet. Wie die Verdiensthöhe ist die jährliche Beschäftigungsdauer<br />

eine potentielle Gesundheitsdeterminante. Auf die Erwerbsunfähigkeit, einen vergleichsweise<br />

direkten Gesundheitsindikator, scheint die Intervention keinen Einfluss zu haben.<br />

Hier zeigt sich in keiner der Subgruppen ein Effekt.<br />

LBIHPR | 2013 25


4 Diskussion und Conclusio<br />

Die Inverse-Equity-Hypothese (Victoria et al. 2000) besagt, dass Personen aus privilegierten<br />

sozialen Gruppen eher neue Verhaltensweisen annehmen und früher <strong>auf</strong> Interventionen ansprechen,<br />

wodurch es zunächst zur Vergrößerung der gesundheitlichen Ungleichheit kommt. Übertragen<br />

<strong>auf</strong> die schulische <strong>Gesundheitsförderung</strong> hieße dies, dass Schüler/innen in einer günstigeren<br />

Ausgangsposition überlicherweise mehr von einer GF-Intervention profitieren. Der vorliegende<br />

systematische Review ging deshalb der Frage nach, ob und wie sich Maßnahmen <strong>schulischer</strong><br />

<strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> die gesundheitliche und/oder bildungsbezogene Ungleichheit<br />

zwischen den Schüler/inne/n auswirken.<br />

Die meisten der inkludierten Arbeiten beschäftigen sich mit den Themen Ernährung und/oder<br />

Bewegung. Was die Geschlechterungleichheit betrifft, so werden die aus der Inverse-Equity-<br />

These abgeleiteten Annahmen durch die vorliegenden Ergebnisse gestützt. Es bestätigte sich die<br />

Vermutung, dass im Hinblick <strong>auf</strong> ernährungsspezifische Outcomes meist die Mädchen, im Hinblick<br />

<strong>auf</strong> Bewegungsindikatoren die Burschen stärker profitieren. Nur in einer von neun relevanten<br />

Studien zeigte sich ein Benefit für beide Geschlechter. Sowohl in puncto Ernährung als auch<br />

Bewegung ist die Studie von Greening et al. (2011) die einzige, die keine Vergrößerung der Ungleichheit<br />

zwischen den Geschlechtern zeigte. Die darin evaluierte Maßnahme setzt insbesondere<br />

das Add-In-Prinzip sehr konsequent um, etwa indem Programmkomponenten in bestehende<br />

Veranstaltungsprogramme integriert werden. Dies könnte gemeinsam mit der Verbindung von<br />

Ernährungs- und Bewegungselementen ein Schlüssel zur Vermeidung des Anwachsens der Geschlechterungleichheit<br />

sein.<br />

In der Mehrheit der Studien zu Bewegung und Ernährung zeigt sich aber eine leichte Verringerung<br />

der Ungleicheit zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen oder zumindest ein gleichmäßiger<br />

Effekt. Die Inverse-Equity-Annahme scheint sich in diesem Fall also nicht zu bestätigen.<br />

Von den sechs relevanten Studien liefert eine einzige Hinweise <strong>auf</strong> eine Vergrößerung der Ungleichheit,<br />

wobei aber auch hier die ethnische Minderheit, die Volksgruppe der Hmong, zumindest<br />

teilweise profitiert. Was bei fast allen evaluierten Interventionen <strong>auf</strong>fällt, ist das starke<br />

Bemühen, das Schulumfeld für alle ethnischen Gruppen möglichst gesundheitsförderlich zu gestalten,<br />

wobei Add-In-Komponenten wie eine Modifikation der Schulveranstaltungen (Greening<br />

et al. 2011), die sinnvolle Gestaltung der Pausenzeit (Huberty et al. 2011) oder auch die stärkere<br />

Vernetzung mit kommunalen Akteuren (Hoelscher et al. 2010) sich anscheinend gut mit<br />

Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche aus Minderheitengruppen vereinbaren lassen. Im<br />

Fall von Hollar et al. (2010) führt womöglich der Ausgleich starker armutsbedingter Ernährungsdefizite<br />

dazu, dass auch schulische Leistungsschwächen teilweise kompensiert werden.<br />

Auch im Hinblick <strong>auf</strong> sozioökonomische Ungleichheit lässt sich die Inverse-Equity-These nicht<br />

uneingeschränkt <strong>auf</strong> die schulische <strong>Gesundheitsförderung</strong> übertragen. Die Art der durchgeführten<br />

Intervention scheint hier der maßgebliche Faktor zu sein. Die beiden Studien im Review von<br />

Oldroyd et al. (2008), die eine Vergrößerung sozioökonomischer Ungleichheit zeigen, evaluierten<br />

jeweils GF-Programme mit starkem Fokus <strong>auf</strong> Wissensvermittlung und Bewusstseinbildung<br />

(ergänzt um Lebensmittelkostproben und Bewegungselemente). Hingegen geht es in der Primärstudie<br />

von Sanigorski et al. (2008), die eine Reduktion der Ungleichheit zeigt, um ein sehr<br />

umfassendes GF-Programm, bestehend aus einer Vielzahl von verhaltens- und verhältnisbasierten<br />

Maßnahmen unter Einbeziehung aller kommunalen Settings und vieler Akteure und einer<br />

langen Implementierungsdauer von 3 Jahren. Ein ähnlich langes und umfassendes GF-<br />

Programm (evtl. mit weniger kommunaler Einbindung) blieb wiederum ohne klare <strong>Wirkung</strong>sunterschiede<br />

(Bjelland et al. 2011; Bergh et al. 2012). Dasselbe trifft <strong>auf</strong> die Whole-School-<br />

Programme in De Bourdeaudhuij et al. (2011) zu. Unerwünschte <strong>Wirkung</strong>sunterschiede lassen<br />

sich also eventuell mit Interventionen vermeiden, denen die Adressat/inn/en automatisch ausgesetzt<br />

sind, weil sie Routinehandlungen mit vertrauten Akteur/inn/en beeinflussen, ohne dabei<br />

aktives Bemühen oder Interesse vorauszusetzen, ein Angebot anzunehmen. Auch bei Roustit et<br />

al. (2010) wird Ungleichheit reduziert, wobei hier ein dringendes Defizit, nämlich Nahrungsman-<br />

26 LBIHPR | 2013


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

gel, ausgeglichen wird, was sich positiv <strong>auf</strong> die schulischen Leistungen sozioökonomisch sehr<br />

schlecht gestellter Schüler/innen auswirkt.<br />

Die Ergebnisse der wenigen Studien zum Thema Zahngesundheit sprechen dafür, dass<br />

schulumfeldbezogene Programme (Muirhead und Lawrence 2011), Regulierungen (NCCD 2012)<br />

oder flächendeckende Präventivleistungen (Pieper et al. 2012) in <strong>Schule</strong>n, die sich in benachteiligten<br />

Gebieten befinden, positivere Effekte haben. Dort ist der Anteil von Schüler/inne/n mit<br />

niedrigem SES, um deren orale Gesundheit es oft schlecht bestellt ist, groß. Jedoch profitieren<br />

sie im Kontext der Zahngesundheit wohl von dem von Victora et al. (2000) beschriebenen Kompensationseffekt:<br />

Während sich Kinder mit hohem SES bereits <strong>auf</strong> einem schwer zu übertreffenden<br />

Niveau befinden, können bei anderen noch Verbesserungen <strong>auf</strong>treten.<br />

Jene Studien, die <strong>Wirkung</strong>sunterschiede <strong>auf</strong> Aspekte psychischer Gesundheit untersuchen,<br />

kommen zu relativ uneinheitlichen Ergebnissen. Die Ursachen dieser (scheinbaren) Widersprüche<br />

könnten an den Merkmalen der jeweiligen Maßnahmen liegen. Möglicherweise ist eine verhaltensorientierte<br />

Maßnahme, die Schüler/innen dazu anregen soll, eigene Gefühle und Verhaltensweisen<br />

zu reflektieren und zu modifizieren, und die in Gruppen "verabreicht" wird, eher <strong>auf</strong><br />

die Compliance der Teilnehmenden angewiesen (Kavanagh et al. 2009). Diese ist bei Schüler/inne/n<br />

mit niedrigem SES vielleicht in geringerem Ausmaß vorhanden. Zudem sind Hemmungen,<br />

sich aktiv mit psychosozialen Problemen zu befassen, in dieser Gruppe vielleicht<br />

schwerer zu überwinden. Dies würde wieder der Inverse-Equity-These entsprechen. In Mentoring-Beziehungen<br />

und Einzelberatungen, bei denen die Betreuenden sich genauer mit den individuellen<br />

Lagen und Problemen der Betreuten befassen, ist dies wohl besser zu bewerkstelligen:<br />

So lassen sich offenbar bei Flüchtlingskindern (NCCD 2012) und Schüler/inne/n mit besonders<br />

ungünstigem familiärem Hintergrund und niedrigen Basiskompetenzen (Drexler et al. 2012)<br />

psychosoziale Probleme verringern. Die teilweise günstigeren Outcomes der Mädchen bei Holen<br />

et al. (2012) könnten ebenfalls mit Compliance und größerer Aufgeschlossenheit der Mädchen<br />

gegenüber der gruppenbasierten Intervention zu tun haben. Bei Cooley-Strickland et al. (2011)<br />

werden hingegen für beide Geschlechter gleich dringende Probleme und Krankheitsbilder kompensiert,<br />

was auch beide gleich anspricht.<br />

Was den Konsum gesundheitsschädlicher Substanzen betrifft, so offenbaren die beiden inkludierten<br />

Studien zu diesem Thema möglicherweise Wege, wie man in der <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />

Mädchen oder Burschen effektiver ansprechen kann, je nachdem welche dieser Gruppen vorrangig<br />

erreicht werden soll. Sie hängen mit den unterschiedlichen Rollenerwartungen an junge<br />

Männer bzw. junge Frauen zusammen. Wie die Ergebnisse von Mercken et al. (2012) vermuten<br />

lassen, lassen sich Mädchen eher in informellen Gesprächen mit Gleichaltrigen und durch Aufklärung,<br />

Diskussion und vernünftige Ratschläge anderer Vertrauenspersonen (Eltern, Lehrkräfte)<br />

vom Rauchen abbringen, insbesondere wenn sie über wenig finanzielle Ressourcen verfügen,<br />

wodurch auch die sozioökonomische Ungleichheit bekämpft werden könnte. Bei Burschen funktioniert<br />

dies (zumindest kurzfristig) auch mit Wettbewerben. Bei ihnen wirkt aber auch eine<br />

Stärkung ihrer sozialen und kommunikativen Fähigkeiten sowie ihrer Bewältigungskompetenzen.<br />

Entsprechende Interventionen scheinen erfolgversprechend (Vigna-Taglianti et al. 2009), wenn<br />

sie den Burschen dabei helfen, dem sozialen Druck ihrer Peer-Gruppe zu widerstehen und sich<br />

auch ohne das soziale Interaktionsmittel Rauchen Anerkennung zu verschaffen.<br />

Wie die Studie zur Gesundheit im Allgemeinen (Wilde 2011) zeigt, kann eine Verkleinerung<br />

der Klassengrößen langfristig durchaus erwünschte Effekte haben, wenn es darum geht, ungünstige<br />

Voraussetzungen von Minderheiten auszugleichen und ihren sozialen Aufstieg zu fördern.<br />

Diese betreffen im vorliegenden Fall wohl eher die unterschiedlichen Lebensbedingungen<br />

zwischen Weißen und Afroamerikaner/inne/n als Sprachprobleme. Zum Ausgleich von Geschlechterungleichheit<br />

scheint die Intervention weniger empfehlenswert.<br />

Aus dem vorliegenden Review lassen sich einige interessante Schlussfolgerungen ziehen, die<br />

bei Gestaltung und Durchführung von GF-Interventionen beachtet werden können:<br />

<br />

Die Inverse-Equity-These scheint <strong>auf</strong> die Ungleichheit nach Geschlecht gut zuzutreffen.<br />

Besonders bei Ernährugs- und Bewegungsinterventionen besteht die Gefahr von <strong>Wirkung</strong>sunterschieden,<br />

die jene in der besseren Ausgangslage bevorzugen. In puncto Bewegung<br />

sind dies die Burschen, in puncto Ernährung die Mädchen.<br />

LBIHPR | 2013 27


Dennoch sollte die "Inverse-Equity-Hypothese" nicht undifferenziert <strong>auf</strong> alle Maßnahmen<br />

der schulischen <strong>Gesundheitsförderung</strong> übertragen werden.<br />

Z.B. finden sich Hinweise dar<strong>auf</strong>, dass auch Angehörige ethnischer Minderheiten zumindest<br />

so stark von GF-Maßnahmen profitieren können wie Kinder aus der Mehrheitsbevölkerung.<br />

Das Problem scheint hier vor allem im mangelnden Zugang zu <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />

zu liegen. Vorurteile, die in Richtung (kulturell bedingter) mangelnder Motivation<br />

oder Aufnahmebereitschaft gehen, werden jedenfalls nicht bestätigt<br />

Auch Angehörige minderpriviligierter sozialer Schichten können erreicht werden, wenn<br />

es gelingt, <strong>Gesundheitsförderung</strong> konsequent in ihre Lebenswelt zu integrieren, ohne<br />

dass dazu bewusste Auswahlentscheidungen nötig sind.<br />

<strong>Gesundheitsförderung</strong> kann auch über Kompensationseffekte ungleichheitsreduzierend<br />

wirken, z.B. wenn sich priviligierte Gruppen bereits <strong>auf</strong> einem schwer zu übertreffenden<br />

Gesundheitsniveau befinden, z.B. in puncto Zahngesundheit, oder wenn durch die Intervention<br />

dringende armutsbedingte Defizite, z.B. hinsichtlich Ernährung, ausgeglichen<br />

werden. Diese Möglichkeit ist auch in der Inverse-Equity-These vorgesehen.<br />

Abschließend ist zu sagen, dass diese Schlussfolgerungen <strong>auf</strong> einer geringen Zahl kontrollierter<br />

Studien beruhen, da es nur wenige Evaluationen mit Subgruppenanalysen gibt. Sie sind daher<br />

mit entsprechender Vorsicht zu genießen. Umso wichtiger scheint es, diese in Zukunft routinemäßig<br />

in Evaluationsstudien zu integrieren, wobei dies <strong>auf</strong> methodisch akzeptable Weise mit Interaktionstests,<br />

mit entsprechenden Stichprobengrößen und theoriegeleitet erfolgen sollte. Zudem<br />

sei angemerkt, dass einige der inkludierten Studien in kulturellen und sozialen Kontexten<br />

durchgeführt wurden, die mitunter bedeutend vom österreichischen abweichen. Dies gilt besonders<br />

für einige US-amerikanische Arbeiten (z.B. Cooley-Strickland et al. 2011).<br />

28 LBIHPR | 2013


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

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30 LBIHPR | 2013


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32 LBIHPR | 2013


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

6 Anhang<br />

6.1 Systematische Reviews und Metaanalysen<br />

Ernährung<br />

Autor/inn/en (Jahr) Oldroyd et al. (2008)<br />

Titel<br />

The effectiveness of nutrition interventions on dietary outcomes by relative social disadvantage:<br />

a systematic review<br />

Land/Publikationssprache Englisch<br />

Studientyp<br />

Systematischer Review<br />

Fragestellung<br />

Untersuchung, ob gesundheitsförderliche Interventionen die sozioökonomische Ungleichheit<br />

hinsichtlich Ernährungsverhalten erhöhen.<br />

Behandelte Dimensionen der sozioökonomischer Status (SES), ethnische Herkunft<br />

Ungleichheit<br />

Inkludierte Studien<br />

Insgesamt 6 Studien, davon fanden 3 an <strong>Schule</strong>n statt:<br />

Eine randomisiert-kontrollierte Studie (RCT) zur <strong>Wirkung</strong> einer schulbasierten Intervention<br />

zur Erhöhung des Obst- und Gemüsekonsums und zur Erfassung unterschiedlicher<br />

<strong>Wirkung</strong> nach Haushaltseinkommen.<br />

Eine kontrollierte Vergleichsstudie zur <strong>Wirkung</strong> eines Unterrichtskonzepts zur Verbesserung<br />

des Wissens, des Verhaltens und der Präferenzen irischer Schüler/innen in puncto<br />

Ernährung und Bewegung. Vergleich ökonomisch begünstigter und benachteiligter Regionen.<br />

Eine kontrollierte Vergleichsstudie zum Vergleich einer Gratis-Abgabe von Obst und Gemüse<br />

und eines Mehrkomponenten-GF-Programms zur Erhöhung des Obst- und Gemüsekonsums.<br />

Vergleich von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund.<br />

Studien publiziert in Zeitraum 1999 bis 2007<br />

Outcomes<br />

Indikatoren zum Thema Ernährung: Alle Studien erhoben die selbst berichtete Lebensmittel<strong>auf</strong>nahme<br />

in den letzten 24 Stunden.<br />

Analysiert wurden u.a. die Häufigkeit konsumierter Lebensmittel und die Portionsgrößen,<br />

Obst- und Gemüseverbrauch, Fettzufuhr, Ernährungswissen, -verhalten sowie Präferenzen<br />

für gesunde Ernährung.<br />

Ergebnis/Fazit<br />

Zwei der drei analysierten schulischen GF-Programme wirkten besser bei sozioökonomisch<br />

besser gestellten Gruppen, eine zeigte größeren Erfolg bei Kindern mit Migrationshintergrund.<br />

Wegen der geringen Anzahl an (quasi-)experimentellen Studien zum Thema sind zusammenfassende<br />

Aussagen schwer möglich. Die Möglichkeit, dass GF im Bereich Ernährung<br />

die Ungleichheit vergrößert, kann aber nicht ausgeschlossen werden und sollte zukünftig<br />

bei der Interventionsplanung berücksichtigt werden.<br />

Limitationen<br />

Zwei der drei schulbasierten Studien wurde ein hohes Risiko eines Bias attestiert wegen<br />

der fehlenden Randomisierung und bestehenden Unterschieden zwischen den Gruppen<br />

vor der Intervention. Der randomisierten Studie wurde ein mittleres Risiko eines Bias attestiert.<br />

LBIHPR | 2013 33


Bewegung<br />

Autor/inn/en (Jahr) De Bourdeaudhuij et al. (2011)<br />

Titel<br />

Are physical activity interventions equally effective in adolescents of low and high socioeconomic<br />

status (SES): results from the European Teenage project<br />

Land/Publikationssprache Englisch<br />

Studientyp<br />

Systematischer Review<br />

Fragestellung<br />

Untersuchung, ob sich Programme zur Bewegungsförderung für Jugendliche in hohen<br />

und niedrigen sozioökonomischen Statusgruppen gleichmäßig auswirken.<br />

Behandelte Dimensionen der sozioökonomischer Status (SES)<br />

Ungleichheit<br />

Inkludierte Studien<br />

3 Evaluationen von schulbasierten Interventionen:<br />

Eine kontrollierte Studie, randomisiert <strong>auf</strong> <strong>Schule</strong>bene, zu Intervention mit Unterrichtskomponente,<br />

Umfeld-Veränderungen und tlw. Elterneinbindung. SES: berufliche Stellung<br />

der Eltern.<br />

Eine kontrollierte Studie, randomisiert <strong>auf</strong> <strong>Schule</strong>bene, Intervention mit Unterrichtselement,<br />

Umfeld-Veränderungen, Einbindung der Eltern und kommunaler Akteure. SES:<br />

berufliche Stellung der Eltern.<br />

Eine kontrollierte Studie, randomisiert <strong>auf</strong> <strong>Schule</strong>bene, computerunterstützte Befragung<br />

der Schüler/innen mit automatischem Feedback. SES: besuchter Schultyp als Proxy.<br />

Studien publiziert in Zeitraum 2006 bis 2008<br />

Outcomes<br />

Häufigkeit und Dauer physischer Bewegung: gesamt in Min.; nur an der <strong>Schule</strong>, in der<br />

Freizeit, während alltäglicher Fortbewegung/ am Schulweg, in Sportvereinen; in mittlerer<br />

und höherer Intensität (MVPA) in Min. Erhoben mit Fragebögen. In einer Studie auch<br />

Akzelerometer-Messung.<br />

Ergebnis<br />

Sekundäranalyse der in den Studien verwendeten Posttest-Daten mit einheitlicher Analyse-Prozedur.<br />

Signifikant untersch. Veränderungen in Bewegung<br />

Studie 1: Vergleichsgruppen I+E (Intervention + Elterneinbindung), I (nur Intervention)<br />

und K (Kontrollgruppe), in Min./Tag, nach einem Jahr<br />

gesamt: +6,2 (I+E**> I; I+E**> K), -4,6 (I), -4,7 (K) bei hohem SES<br />

an <strong>Schule</strong>: +8,2 (I+E*> I; I+E***> K), +4,1 (I), +0,7 (K) bei hohem SES<br />

an <strong>Schule</strong>: +5,7 (I+E**> K), +4,6 (I*> K), -0,7 (K) bei niedrigem SES<br />

tägl. Fortbew.: -3 (I+E), -2,9 (I**> K), -4,6 (K) bei niedrigem SES<br />

Bewegung von mittlerer bis höherer Intensität: +6,1 (I+E***> K), -0,2 (I*> K), -8,4 (K)<br />

bei niedrigem SES<br />

Studie 2: Vgl. I und K, in Std./Woche, in Jahr X (JX) gegenüber Jahr 0<br />

an <strong>Schule</strong>: +1,35 (I***>K, J3); +1,35 (I***>K, J4) bei hohem SES;<br />

+0,95 (I***>K, J1); +0,61 (I**>K, J2) ; +0,81 (I**>K, J3) niedriger SES<br />

Studie 3: Vgl. I und K, in Min./Tag, nach 3 Monaten<br />

an <strong>Schule</strong>: +4,6 (I**>K) bei hohem SES;<br />

tägl. Fortbew.: +2,7 (I**>K) bei niedrigem SES<br />

Signifikanzniveaus: *p


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Psychische Gesundheit<br />

Autor/inn/en (Jahr) Kavanagh et al. (2009)<br />

Titel<br />

School-based cognitive-behavioural interventions: A systematic review of effects and inequalities<br />

Land/Publikationssprache Englisch<br />

Studientyp<br />

Systematischer Review mit Meta-Analyse<br />

Fragestellung<br />

Feststellen, ob der sozioökonomische Status oder andere soziodemografische Faktoren<br />

die Effektivität schulbasierter Interventionen, die einem kognitiv-behavioralen Ansatz<br />

folgen, beeinflussen.<br />

Behandelte Dimensionen der Sozioökonomischer Status (SES)<br />

Ungleichheit<br />

Inkludierte Studien<br />

Gesamt 17 Evaluationen schulbasierter Interventionen:<br />

6 davon lieferten genug Daten für nachträglichen Subgruppen-Vergleich nach familiären<br />

bzw. regionalen SES.<br />

je 2 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit Zielgruppen von niedrigem, mittlerem<br />

und hohem SES.<br />

Jeweils kognitiv-behaviorale Therapien mit Gruppen durchgeführt.<br />

Ziele der Interventionen: durch Stärkung individueller Sozial-, Problemlösungskompetenz<br />

und positivem Denken bei 11- bis 19-jährigen Jugendlichen Verbesserung mentaler<br />

Gesundheit<br />

Studien publiziert in Zeitraum 1998 bis 2006<br />

Outcomes<br />

Depressions-Score, Erhebung mit diversen Fragebatterien; Berechnung standardisierter<br />

Mittelwert-Differenzen (SMD) zwischen IG und KG.<br />

Ergebnis<br />

Effekte nach 4 Wo. Posttest; Studien mit gleichen Adressat/inn/en gepoolt<br />

Stärke Reduktion oder Anstieg von Depression in SMD:<br />

niedriger SES: +0,44 # (-0,09 bis 0,97)<br />

mittlerer SES: -0,28* (-0,27 bis -0,11)<br />

hoher SES: -0,31* (-0,54 bis -0,07)<br />

Signifikanzniveaus: # n.s., *p


Substanzkonsum<br />

Autor/inn/en (Jahr) Mercken et al. (2012)<br />

Titel<br />

The effectiveness of school-based smoking prevention interventions among low- and high-<br />

SES European teenagers<br />

Land/Publikationssprache Englisch<br />

Studientyp<br />

Systematischer Review<br />

Fragestellung<br />

Untersuchung, ob sich effektive Rauch-Präventions-Programme <strong>auf</strong> hohe und niedrige sozioökonomische<br />

Statusgruppen gleichmäßig auswirken.<br />

Behandelte Dimensionen sozioökonomischer Status (SES), Geschlecht<br />

der Ungleichheit<br />

Inkludierte Studien<br />

3 Evaluationen von schulbasierten Interventionen:<br />

Eine kontrollierte Studie, randomisiert <strong>auf</strong> <strong>Schule</strong>bene, zur Wirksamkeit eines schulinternen<br />

Wettbewerbs unter Berücksichtigung von Bildungs- und Beschäftigungsstand der Eltern.<br />

Eine kontrollierte Studie, randomisiert <strong>auf</strong> Regionsebene, zur <strong>Wirkung</strong> einer Intervention<br />

<strong>auf</strong> Community-Ebene mit Einbindung von Eltern und externen Experten. Berücksichtigt<br />

wurden Beschäftigungsstand der Eltern und verfügbares Taschengeld der Schüler/innen.<br />

Eine kontrollierte Studie, randomisiert <strong>auf</strong> <strong>Schule</strong>bene, zur <strong>Wirkung</strong> eines Peer-Support-<br />

Programms unter Berücksichtigung des Familienwohlstands, des Anspruchs <strong>auf</strong> Schulverpflegung<br />

und Standorts der <strong>Schule</strong>.<br />

Publikationszeitraum 2003 bis 2008<br />

Outcomes<br />

Indikatoren zu Rauchverhalten wurden in allen Studien mit Fragebögen erhoben, meist eine<br />

Form von Rauchhäufigkeit, unterschiedlich kategorisiert (jemals; täglich, wöchentlich; letzte<br />

Woche).<br />

Ergebnis<br />

Signifikante Odds Ratios für Raucher/in (ja) nach Intervention<br />

Studie 1: Eltern mittlere oder höhere Bildung 0,35* (0,13-0,95), bei Burschen: 0,24* (0,07-<br />

0,79); ein Elternteil mit Vollzeit-Job: 0,57* (0,33-0,97).<br />

Studie 2: Vater voll beschäftigt 0,56** (0,43-0,73), bei Burschen 0,67* (0.45-1,00), bei Mädchen<br />

0,46** (0,29-0,74); Mutter voll beschäftigt 0,67** (0,49-0,91); Mutter


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Verschiedene Themen<br />

Autor/inn/en (Jahr) National Collaborating Centre for Determinants of Health (NCCDH) (2012)<br />

Titel<br />

Assessing the impact and effectiveness of intersectoral action on the social determinants<br />

of health and health equity: an expedited systematic review<br />

Land/Publikationssprache Englisch<br />

Studientyp<br />

(Express-) Systematischer Review<br />

Fragestellung<br />

Welche <strong>Wirkung</strong> und Effektivität besitzt intersektorale Zusammenarbeit als öffentliche<br />

Gesundheitsmaßnahme zur Beeinflussung sozialer Gesundheitsdeterminanten im Hinblick<br />

<strong>auf</strong> gesundheitliche Ungleichheit?<br />

Behandelte Dimensionen der SES (u.a. Einkommen, Anspruch <strong>auf</strong> Schulverpflegung), Ethnie bzw. Flüchtlingsstatus,<br />

Ungleichheit<br />

Geschlecht<br />

Inkludierte Studien<br />

17 inkludierte Studien, 6 im Setting <strong>Schule</strong>, 3 mit Subgruppenvergleich:<br />

Eine kontrollierte Vergleichsstudie zur Wirksamkeit wöchentlicher psychologischer Beratung<br />

an <strong>Schule</strong>n <strong>auf</strong> verschiedene Dimensionen mentaler Gesundheit nach Flüchtlingsstatus<br />

und Ethnie.<br />

Eine kontrollierte Vergleichsstudie zur <strong>Wirkung</strong> der schulinternen Regulierung von Speiseangebot<br />

und Pausenmahlzeiten <strong>auf</strong> Zahngesundheit. Vergleich: hoher vs. niedriger<br />

SES.<br />

Eine kontrollierte Vergleichsstudie zur <strong>Wirkung</strong> eines Mehrkomponentenprogramms<br />

(Unterricht, Speisenangebot, Bewegung) <strong>auf</strong> BMI, Blutdruck (nach Geschlecht) & Leistung<br />

(SES + Ethnie).<br />

Publikationszeitraum 2001 bis 2012<br />

Outcomes<br />

SDQ-Score (Stärken & Schwierigkeiten), Dimensionen Emotionale Symptome, Hyperaktivität,<br />

Probleme mit Gleichaltrigen (Fragebogen); DMFT-Score: Kariesbefall (beschädigte<br />

+ ausgefallene + gefüllte Zähne), kariesfreie Zähne (Untersuchung); BMI in Perz., systolischer<br />

& diastolischer Blutdruck (Messungen), Mathematik Score (Test)<br />

Ergebnis<br />

Studie 1: SDQ-Scores Dimensionen mit sign. Änderungen<br />

SDQ total: -1,7 (<strong>auf</strong> 10,6) Flüchtlinge (IG); -1,3 (<strong>auf</strong> 6,6) ethnische Minderheiten (KG 1 ); -<br />

0,2 (<strong>auf</strong> 8,6) Weiße (KG 2 )<br />

SDQ total Flüchtlinge: -4,6* (<strong>auf</strong> 9,8) direkt untersucht (IG 1 ); -0,9 (<strong>auf</strong> 10,8).. nur Beratung<br />

(IG 2 )<br />

Peer-Probleme: -0,2 (<strong>auf</strong> 2,4) Flüchtlinge (IG); -0,5 (<strong>auf</strong> 1,5) ethnische Minderheiten<br />

(KG 1 ); -0,7 (<strong>auf</strong> 1,5) Weiße (KG 2 )<br />

Peer-Probleme Flüchtlinge: -1,5** (<strong>auf</strong> 2,2) direkt untersucht (IG 1 ); +0,2 (<strong>auf</strong> 2,5) nur Beratung<br />

(IG 2 )<br />

Hyperaktivität: -1,0* (<strong>auf</strong> 3,7) Flüchtlinge (IG); -0,5 (<strong>auf</strong> 2,8) ethnische Minderheiten<br />

(KG 1 ); +0,3 (<strong>auf</strong> 3,7) Weiße (KG 2 )<br />

Anteil "hohe psych. Morbidität": -9% (32%* <strong>auf</strong> 23% # ) Flüchtlinge (IG), -5% (<strong>auf</strong> 4%)<br />

ethn. Minderheiten (KG 1 ), +2% (<strong>auf</strong> 21%) Weiße (KG 2 )<br />

Studie 2: Sign. Änderungen Zahngesundheit, zw. Jahr 1 und 2<br />

-Zahl gesunder Zähne, <strong>Schule</strong>n mit niedrigem SES (IG vs. KG):<br />

+2,27* (<strong>auf</strong> 14,71) vs. +0,9 (<strong>auf</strong> 14,65)<br />

-Zahl gefüllter Zähne, <strong>Schule</strong>n mit niedrigem SES (IG): +0,56* (<strong>auf</strong> 1,05)<br />

Studie 3: Sign. Änderungen Blutdruck, zw. Frühjahr und Sommer 2005<br />

Systolisch (mmHg), Mädchen: +3,07** (<strong>auf</strong> 101,44; KG), +0,3 # (<strong>auf</strong> 98,5; IG)<br />

systolisch, Burschen: +2,65** (<strong>auf</strong> 101,93; KG), +1,11** (<strong>auf</strong> 101,94; IG)<br />

diastolisch, Mädchen: +3** (<strong>auf</strong> 63; KG), +0,8** (<strong>auf</strong> 60; IG)<br />

diastolisch, Burschen: +2** (<strong>auf</strong> 62; KG), +1,2** (61; IG)<br />

Conclusio<br />

Limitationen<br />

Signifikanzniveaus: # nicht signifikant; *p


6.2 Primärstudien<br />

Ernährung/Übergewicht<br />

Autor/inn/en (Jahr) Bjelland et al. (2011)<br />

Titel<br />

Changes in adolescents' intake of sugar-sweetened beverages and sedentary behaviour:<br />

results at 8 month mid-way assessment of the HEIA study: a comprehensive, multicomponent<br />

school-based randomized trial<br />

Land/Publikationssprache Norwegen / Englisch<br />

Studientyp<br />

kontrollierte Studie, randomisiert <strong>auf</strong> <strong>Schule</strong>bene (Cluster-RCT)<br />

Form der Ungleichheit<br />

Sozioökonomischer Status (SES), Geschlecht<br />

Ungleichheits-Indikator<br />

Bildungsstatus des Elternteils mit höchstem Abschluss, nach Dauer (≤12, 13-16, >16 J.),<br />

erhoben im Rahmen der Einverständniserklärung; Über- und Normalgewicht nach BMI,<br />

gemessen; Geschlecht.<br />

Intervention<br />

Schulbasierte Intervention Health in Adolescents (HEIA). Ziele: niedrigerer Konsum gezuckerter<br />

Getränke, weniger sitzendes Verhalten (z.B. TV-Konsum), mehr physische Aktivität<br />

und Obst- / Gemüsekonsum. Elemente: Infomaterial für Eltern; "Inspirationkurs"<br />

für Turnlehrer/innen; Unterrichtseinheiten mit Broschüre, Poster, Obst-/ Gemüse- und<br />

Bewegungspausen; Geräte für Pausenaktivitäten.<br />

Interventionsgruppe (IG) 12 <strong>Schule</strong>n, 553 (71% von n=784) Schüler/innen, 542 an Posttest (69%).<br />

Kontrollgruppe (KG) 25 <strong>Schule</strong>n, 975 (71% von n=1381) Schüler/innen, 970 an Posttest (70%).<br />

Setting<br />

37 <strong>Schule</strong>n der Sekundarstufe in 7 Bezirken um Oslo, dicht besiedelt.<br />

Adressaten Alle Kinder in 6. Schulstufe (11-12 J.), -Alter: 11,2 J., Übergewicht: 15,1% (IG), 11,5<br />

(KG); SES-Klasse: 32% (IG) & 26,3% (KG) niedrigste, 35,7% & 37,8% mittlere, 32,3 &<br />

35,9% höchste, Unterschiede jeweils n.s; analytisches Sample: n=1512<br />

Outcome-Indikatoren<br />

Kinder: Häufigkeit und Menge konsumierter Softdrinks und gezuckerter Fruchtsäfte,<br />

Std. vor TV oder Computer (unter bzw. am Ende der Woche) Eltern: Kenntnis des Programms<br />

(davon gehört?), erhaltene Dosis (Infomaterial erhalten und gelesen?), Zufriedenheit<br />

mit beidem?<br />

Subgruppenvergleich<br />

Erst wurde festgestellt, ob BMI-Klasse und SES den Interventionseffekt beeinflussen,<br />

insgesamt und innerhalb der Geschlechtergruppen. Das war bei BMI der Fall, nicht bei<br />

SES. Deshalb wurden normal- und übergewichtige Kinder hins. der Verhaltens-<br />

Outcomes verglichen. Die Outcomes der Eltern wurden nach Geschlecht des Kindes &<br />

SES verglichen.<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Pretest, ein Posttest (nach 8 Mo.), Interventionsdauer gesamt: 2 Schuljahre<br />

Beobachtungsdauer<br />

Limitationen<br />

Die Variable zum Getränkekonsum wurde nicht validiert, die Ergebnisse entsprachen<br />

aber denen einer landesweiten Erhebung; eine Generalisierung ist schwierig, da Sample<br />

geografisch begrenzt; möglicher Einfluss sozialer Erwünschtheit <strong>auf</strong> Antworten<br />

Ergebnisse<br />

Sign. Effekte nach Subgruppen (MW-Unterschiede, IG vs. KG)<br />

Conclusio<br />

nach Geschlecht (m/w); Wochentag (WT) oder Wochenende (WE):<br />

gezuckerte Getränke in dl/Tag: 1,9* vs. 2,1 (WE, w);<br />

TV/DVD in Std/Tag: 1,3** vs. 1,6 (WT, w); 2,1* vs. 2,3 (WE, w);<br />

Comp./Videospiele in Std./Tag: 0,9** vs. 1,0 (WT, w); 1,1** vs. 1,4 (WE, w)<br />

nach Geschlecht, wenn Interaktion GruppeBMI-Status*:<br />

Burschen, TV/DVD in Std/Tag (WT):<br />

1,5 vs. 1,6 (Normalgewichtige); 2,4 vs. 2,0 (Übergewichtige/Adipöse)<br />

Burschen, Comp./Videospiele in Std./Tag (WT):<br />

1,2 vs. 1,3 (Normalgewichtige); 2,0 vs. 1,5 (Übergewichtige/Adipöse)<br />

Signifikanzniveaus: *p


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Autor/inn/en (Jahr) Roustit et al. (2010)<br />

Titel<br />

Food Insecurity: could school food supplementation help break cycles of intergenerational<br />

transmission of social inequalities?<br />

Land/Publikationssprache Kanada / Englisch<br />

Studientyp<br />

retrospektive kontrollierte Kohortenstudie<br />

Form der Ungleichheit<br />

absolute sozioökonomische Benachteiligung, Armut<br />

Ungleichheits-Indikator<br />

Armut erfasst mit folgenden drei Items zur Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln:<br />

- „..die letzten Tage dasselbe gegessen wegen zu wenig Geld“<br />

- „..zu wenig gegessen wegen Knappheit an Geld für Lebensmittel“<br />

- „..können uns keine ausgewogene Ernährung für Kinder leisten“<br />

Wenn eine Frage mit „manchmal“ oder „oft“ beantwortet wurde, galt man als arm.<br />

Intervention<br />

schulisches Angebot an kostenlosen bzw. preisreduzierten Mahlzeiten<br />

Interventionsgruppe (IG) 678 Schüler/inne/n im Alter von 13 und 16 Jahren in <strong>Schule</strong>n mit einem solchen Angebot,<br />

davon 12,7% zu Hause von Ernährungsunsicherheit betroffen.<br />

Kontrollgruppe (KG)<br />

1.524 Schüler/innen im Alter von 13 und 16 Jahren in <strong>Schule</strong>n ohne ein solches Angebot,<br />

davon 10,4% in Ernährungsunsicherheit zu Hause.<br />

Setting<br />

<strong>Schule</strong>n der Sekundarstufe, geschichtete Zufallsauswahl, repräsentativ für die Provinz<br />

Quebec.<br />

Adressaten<br />

Schüler/innen im Alter von 13 und 16, analytisches Sample: n=2202, befragt nach schulischen<br />

Schwierigkeiten. Befragt wurden auch Eltern (n=1983) zu Ernährungsarmut,<br />

schulischen Schwierigkeiten, demografischen und sozio-ökonomischen Merkmalen.<br />

Outcome-Indikatoren<br />

schulische Schwierigkeiten: eingeschränkter Schulbesuch, Wiederholung eines Jahres<br />

(beantwortet von Eltern); schlechte Benotung in der Unterrichtssprache, negative<br />

Selbsteinschätzung der Leistungen (beantwortet von Schüler/inne/n); zusammengefasste<br />

Indikatoren: eine oder zwei bzw. drei oder vier schulische Schwierigkeiten.<br />

Subgruppenvergleich<br />

zwischen Familien mit und ohne Ernährungsunsicherheit<br />

Messzeitpunkte/<br />

nur ein Posttest;<br />

Beobachtungsdauer<br />

keine Angabe zur Interventionsdauer<br />

Limitationen<br />

Formale Vergleichbarkeit von Interventions- und Kontrollgruppe nicht hergestellt, da<br />

Randomisierung und Pretest fehlen. Systematische Unterschiede der beiden Gruppen<br />

vor der Intervention daher nicht auszuschließen, z.B. hinsichtlich eines Einflusses bestehender<br />

Fördermaßnahmen in den Interventionsschulen.<br />

Keine detaillierten Angaben zu den Interventionen, daher keine Erkenntnis über besonders<br />

effektive oder ineffektive Interventionsformen.<br />

Selbstberichtete Indikatoren zu schulischen Schwierigkeiten unterschätzen möglicherweise<br />

Leistungen sozial benachteiligter Schüler/innen.<br />

Ergebnisse<br />

Odds Ratios Ernährungsunsicherheit (ja) und:<br />

eingeschränkter Schulbesuch: 2,76** / 1,57 # (IG / KG)<br />

Wiederholung eines Jahres: 2,14** / 0,87 #<br />

schlechte Noten Unterrichtssprache: 2,19** / 0,59 #<br />

negative Selbsteinschätzung: 1,74* / 0,81 #<br />

3 oder 4 schulische Schwierigkeiten: 4,33** / 1,28 #<br />

1 oder 2 schulische Schwierigkeiten: 2,16** / 0,48 #<br />

Conclusio<br />

Signifikanzniveaus: # nicht signifikant; *p


Autor/inn/en (Jahr) Hollar et al. (2010)<br />

Titel<br />

Land/Publikationssprache<br />

Studientyp<br />

Form der Ungleichheit<br />

Ungleichheits-Indikator<br />

Intervention<br />

Interventionsgruppe (IG)<br />

Kontrollgruppe (KG)<br />

Setting<br />

Adressaten<br />

Outcome-Indikatoren<br />

Subgruppenvergleich<br />

Messzeitpunkte/<br />

Beobachtungsdauer<br />

Limitationen<br />

Effect of a two-year obesity prevention intervention on percentile changes in body mass<br />

index and academic performance in low-income elementary school children<br />

USA / Englisch<br />

kontrollierte Vergleichsstudie<br />

Ethnie<br />

Ethnizität (weiß, afroamerikanisch, hispanic) zu Studienbeginn von Forscher/inne/n erhoben.<br />

Programm Healthier Options für Public Schoolchildren (HOPS) zur Verbesserung von<br />

Gewichtszustand und <strong>schulischer</strong> Leistung mit 3 Komponenten.<br />

Ernährung: Angebot an <strong>Schule</strong> mit höherem Ballaststoffgehalt, weniger Fettanteil, weniger<br />

hochglykämischen Produkten (mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukte).<br />

Unterricht: Multimedia-Materialien zu gesunder Ernährung und Lebensweise + Schulgärten.<br />

Bewegung: Aktivierende Übungen, Verteilung von Pedometern.<br />

4 <strong>Schule</strong>n, n=974, Gruppenzuteilung v. Schuladministrationen (KG detto)<br />

eine <strong>Schule</strong> (n=199) plus eine <strong>Schule</strong>, die nachträglich entfernt wurde, weil dort eine<br />

ähnliche Intervention wie in IG stattfand.<br />

6 Grundschulen in Osceola/Florida mit insgesamt 4588 Schüler/innen, Alter 6-13 J.:<br />

„Convenience Sample“ aus <strong>Schule</strong>n mit ähnlicher Sozialstruktur.<br />

Alle ökon. benachteiligten Schüler/innen (Kriterium: Berechtigung für preisreduzierte<br />

oder Gratis-Verköstigung an <strong>Schule</strong>), -Alter 7,8; 68% hispanic, 9% schwarz, 15% weiß,<br />

8% anders, sign. Differenzen zw. IG und KG hins. Anteil Weißer (höher in KG); analysiertes<br />

Sample n=1173.<br />

Ergebnisse Schulleistungsstandard-Test für Florida (FCAT), Kategorien: Stufe 3 (300 bis<br />

399 Punkte) = staatl. Bildungsziele erreicht, Stufe 2 (200 bis 299 Pt.) = Minimalziele erreicht;<br />

BMI in alters- und geschlechtsspezifische Perzentilen (Messung)<br />

Entwicklung FCAT-Ergebnisse Mathematik und Lesen, nach Ethnie<br />

Ein Pretest, zwei Posttests (nach einem und nach zwei Jahren)<br />

Interventionsdauer: 2 Schuljahre.<br />

Gruppenzuteilung nicht randomisiert und nur 1 <strong>Schule</strong> in KG.<br />

Erschwerte Generalisierbarkeit wegen engen geografischen Fokus.<br />

Zweifel an der Aussagekraft standardisierter Leistungstests.<br />

Ergebnisse Sign. Effekte (Veränderung in Pkt., von 2004 bis 2006)<br />

Conclusio<br />

Mathematik gesamt: IG: +22,3** (<strong>auf</strong> 307,9), KG: -3 (<strong>auf</strong> 276,2 )<br />

nach Subgruppen:<br />

Hispanics: IG +21,7** (<strong>auf</strong> 303,4), KG -7,8 (<strong>auf</strong> 270,1);<br />

Weiße: IG +21,5** (<strong>auf</strong> 330,8), KG +6,8 (<strong>auf</strong> 299,7);<br />

Schwarze: IG +40,6* (<strong>auf</strong> 311,5), KG +23,8 (<strong>auf</strong> 267,6)<br />

Lesen: n.s.<br />

Signifikanzniveaus: *p


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Autor/inn/en (Jahr) Sanigorski et al. (2008)<br />

Titel<br />

Reducing unhealthy weight gain in children through community capacity-building: results<br />

of a quasi-experimental intervention program, Be Active Eat Well<br />

Land/Publikationssprache Australien / Englisch<br />

Studientyp<br />

kontrollierte Vergleichsstudie<br />

Form der Ungleichheit<br />

relative sozioökonomische Benachteiligung (SES)<br />

Ungleichheits-Indikator<br />

Bildungsstatus Eltern (keine Sekundarstufe, Sekundarstufe, weiterführend tertiär, universitär),<br />

Haushaltseinkommen in $ (100.000+, 75.000-99.000, 50.000-74.999, 30.000-<br />

49.999,


Autor/inn/en (Jahr) Greening et al. (2011)<br />

Titel<br />

Efficacy of a school-based childhood obesity intervention program in a rural southern<br />

community: TEAM Mississippi project<br />

Land/Publikationssprache USA / Englisch<br />

Studientyp<br />

Kontrollierte Vergleichstudie<br />

Form der Ungleichheit<br />

Ethnie, Geschlecht<br />

Ungleichheits-Indikator<br />

Ethnie (weiß, afroamerikanisch), Geschlecht<br />

Intervention<br />

Intervention TEAM <strong>auf</strong> Basis der Theorie sozialen Lernens mit Einbindung von Lehrer/inne/n,<br />

Spezialist/inn/en aus Verwaltung und den Universitäten. In 8 Mon. etliche<br />

Veranstaltungen mit Ernährungs- oder Bewegungsfokus, z.B. Sport-, Kochwettbewerbe,<br />

Einbindung in bestehendes Veranstaltungsprogramm. In KG: üblicher Gesundheits- und<br />

Turnunterricht. Ziel: Verringerung von Übergewicht durch Bewegung und gesunde Ernährung<br />

Interventionsgruppe (IG) 1 <strong>Schule</strong>, n=204 an Posttest (90% von 227 an Pretest), willkürlich ausgewählt, Zuteilung<br />

nach Zufall<br />

Kontrollgruppe (KG)<br />

1 <strong>Schule</strong>, n=246 an Posttest (88% von 280 an Pretest)<br />

Setting<br />

2 Grundschulen in zwei Kommunen in Mississippi, dem US-Bundesstaat mit dem höchsten<br />

Anteil an Adipösen mit um die 4000 Einwohner/innen und ca. 30000$ Medianeinkommen<br />

Adressaten<br />

Schüler/innen zwischen 6 und 10 Jahren (-Alter 8,34 J.). Keine demogr. Unterschiede<br />

zwischen Gruppen: fast 2/3 Afroamerikaner/innen (KG: 63%, IG: 58%) und der Rest<br />

Weiße (KG: 37%, IG: 42%), jedoch IG mit geringerem Taillenumfang, schlechterer L<strong>auf</strong>und<br />

besserer Dehnleistung; analysiertes Sample: n=450<br />

Outcome-Indikatoren<br />

Ernährungswissen, physische Aktivitäten, Fitness-Testergebnisse (Dehnen, L<strong>auf</strong>en,<br />

Kraft), Ernährungsgewohnheiten, Taillenumfang, BMI in Perzentilen, Anteil Körperfett<br />

(Anthropometrische Messungen und Fitness-Tests), Ernährungs-/Bewegungswissen<br />

(Schüler/innen-Befragung) und Ernährungsgewohnheiten (Eltern-Befragung).<br />

Subgruppenvergleich<br />

afroamerikanische vs. weiße Grundschüler/innen<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Pretest, ein Posttest (nach 8 Mo.)<br />

Beobachtungsdauer<br />

Interventionsdauer: 9 Monate<br />

Limitationen<br />

Variablen zum Verhalten selbstberichtet<br />

An Pretest einige signifikante Gruppendifferenzen: mögl. Auswahl-Bias<br />

Evtl. Wachstum als unberücksichtigter Störfaktor bei einigen Outcomes.<br />

Langzeitwirkung der Intervention unklar<br />

Ergebnisse<br />

Sign. Effekte 1 Veränderung von Pretest zu Posttest:<br />

%-Anteil Körperfett*: -0,58% (IG), +0,4% (KG)<br />

Shuttle Run Test**: -1,21s (IG), +0,55s (KG)<br />

Curl-Ups (Anzahl in 60s)**: +3,57 (IG), -0,59 (KG)<br />

Körperliche Aktivität (Score)*: +0,76 (IG), -0,55 (KG)<br />

Ernährungsgewohnheiten Kinder (Score)**: +1,38 (IG), -0,58 (KG)<br />

Ernährungsgewohnheiten Eltern (Score)*: +0,33 (IG), -0,91 (KG)<br />

Conclusio<br />

Signifikanzniveaus: *p


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Autor/inn/en (Jahr) Voorhees et al. (2011)<br />

Titel<br />

Impact of the harvest of the month program on low-income Hmong and white middle<br />

school students<br />

Land/Publikationssprache USA / Englisch<br />

Studientyp<br />

Kontrollierte Vergleichsstudie<br />

Form der Ungleichheit<br />

Ethnie<br />

Ungleichheits-Indikator<br />

Ethnie (Hmong oder weiß)<br />

Intervention<br />

Intervention Harvest of the Month (HOTM) mit Verkostungen, klassenbasierten Aktivitäten,<br />

Infomaterial für Eltern und Unterrichtsinhalten. Ziel: Verstärkung von Obst- und<br />

Gemüsevorlieben .<br />

Interventionsgruppe (IG) 101 Schüler/innen<br />

Kontrollgruppe (KG)<br />

46 Schüler/innen aus Klassen ohne HOTM-Programm<br />

Setting<br />

Eine Mittelschule mit überwiegend Schüler/inne/n aus ärmeren Familien in Nord-<br />

Kalifornien. Ethnische Zusammensetzung: Weiße und Hmong<br />

Adressaten<br />

67 weiße Schüler/innen und 80 aus der Volksgruppe der Hmong (Teil asiatischer Bevölkerung<br />

in Kalifornien mit erhöhtem Adipositas-Risiko und niedrigem durchschnittlichen<br />

Familieneinkommen, analysiertes Sample: n=147<br />

Outcome-Indikatoren<br />

Häufigkeit des Verzehrs verschiedener Nahrungsmittel, bestimmte Verhaltensweisen<br />

(TV-Konsum etc.). Einstellung und Präferenzen gegenüber Obst und Gemüse, erhoben<br />

mit Fragebogen.<br />

Subgruppenvergleich<br />

Hmong vs. Weiß hins. der Outcome-Indikatoren.<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Pretest und ein Posttest (nach 4 Mo.)<br />

Beobachtungsdauer<br />

Interventionsdauer: 4 Monate<br />

Limitationen<br />

Selbstberichtete Daten.<br />

Nur 1 <strong>Schule</strong>: evtl. mangelnde Generalisierbarkeit für Population der sozioökonomisch<br />

benachteiligen Hmong und Weißen in Kalifornien; Gefahr eines sozialen Interaktionsbias:<br />

auch Schüler/innen aus KG könnten mit HOTM in Berührung gekommen sein.<br />

Mögliche Störvariable Jahreszeit: Pretest im Winter, Posttest im Frühjahr, wenn mehr<br />

Obst und Gemüse verfügbar.<br />

Ergebnisse<br />

Veränderung (%-Anteile, Portionen) zw. Pre- und Posttest<br />

Obstkonsum Portionen/Tag: +0,3* (IG), bei beiden Ethnien<br />

„Empfohlenen Tagesbedarf an Obst und Gemüse einhalten ist wichtig“, (starke) Zustimmung:<br />

Hmong: +10**% (IG, <strong>auf</strong> 88%); Weiße: +6**% (IG, <strong>auf</strong> 78%)<br />

Präferenz Karotten bzw. Spinat, Anteile „mag ich“ + „mag ich sehr“<br />

Hmong: Zuwachs** (IG); Weiße: Zuwachs** (IG), %-Werte nicht angeg.<br />

Häufigkeit Obstkonsum in den letzten 24 Stunden, mind. 2 mal<br />

Hmong: +12*% (IG, <strong>auf</strong> 71%); Weiße: +7*% (IG, <strong>auf</strong> 58%)<br />

Häufigkeit Gemüsekonsum in den letzten 24 Stunden, mind. 3 mal<br />

Hmong: +6 # % (IG, <strong>auf</strong> 39%); Weiße: -7 # % (IG, <strong>auf</strong> 29%)<br />

Selbstberichtetes Einhalten der nationalen Bewegungs-Richtlinien:<br />

Hmong: n.s. (keine %-Werte); Weiße: +18**% (IG, <strong>auf</strong> 72%)<br />

Conclusio<br />

Signifikanzniveaus: # nicht signifikant; *p


Autor/inn/en (Jahr) Hoelscher et al. (2010)<br />

Titel<br />

Reductions in child obesity among disadvantaged school children with community involvement:<br />

the Travis County CATCH trial<br />

Land/Publikationssprache USA / Englisch<br />

Studientyp<br />

kontrollierte Vergleichsstudie<br />

Form der Ungleichheit<br />

Ethnie, Geschlecht<br />

Ungleichheits-Indikator<br />

Geschlecht, Ethnie (weiß, afroamerikanisch, hispanic): Selbstbericht in Fragebogen.<br />

Intervention<br />

Kontrollintervention CATCH Basic Plus (BP). Mittel: Unterrichtsinhalte, Bewegungsprogramm,<br />

Ernährungsservice, Einbeziehung Familie. Test-Intervention CATCH BP+C (community<br />

involvement): zusätzlich: stärkere Vernetzung mit kommunalen Akteuren und<br />

anderen <strong>Schule</strong>n, Selbst-Evaluation, zus. moderierte Aktionen (Verkostungen, Gärtnern,<br />

Bewegungspausen etc.). Ziele: Erhöhung Bewegung und Konsum v. Obst und Gemüse,<br />

Reduktion sitzenden Verhaltens und Konsum gezuckerter Getränke, Förderung gesunder<br />

Ernährungsmuster.<br />

Interventionsgruppe (IG) 15 <strong>Schule</strong>n (administrativ zugeteilt), n=554 an Pretest, n=699 bei Nachbeobachtung,<br />

Kontrollgruppe (KG)<br />

15 <strong>Schule</strong>n (mit ähnlicher Sozialstruktur wie in IG), n=553 an Pretest, n=471 bei Nachbeobachtung<br />

Setting<br />

59 <strong>Schule</strong>n mit mehrheitlich (mind. 60%) ökon. benachteiligter Schülerschaft in vier Bezirken<br />

in Zentral-Texas.<br />

Adressaten Alle Kinder der vierten Schulstufe, Alters- 9,92 J., 66% Hispanics, 14% Schwarze, 20%<br />

Weiße/Andere; 89,2% ökon. Benachteiligte keine Unterschiede zw. IG und KG hinsichtlich<br />

dieser Merkmale; Sample: n=1170<br />

Outcome-Indikatoren Messungen Körpergewicht: BMI in Perzentilen (Übergewicht ≥85., Adipositas ≥95.<br />

Perzentil); Bewegung von mittlerer bis hoher Intensität (MVPA, Beobachtungsdaten);<br />

Ernährungs- und Bewegungsmuster (Fragebogen)<br />

Subgruppenvergleich<br />

Vergleich der Veränderungen im Anteil Übergewichtiger (≥85.) und Adipöser (≥95. P),<br />

nach Geschlecht und Ethnie.<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Pretest, ein Posttest (nach 1 Jahr)<br />

Beobachtungsdauer<br />

Interventionsdauer gesamt: 3 Jahre<br />

Limitationen<br />

Zwei Querschnitt-Erhebungen statt einem Längsschnitt.<br />

Kontrollgruppe ohne Intervention fehlt.<br />

Selektionsbias: Da Schuladministrationen Zuteilung zu IG beeinflussten, evtl. in IG günstigere<br />

org. Bedingungen für Durchführung.<br />

Abweichende Subgruppen-Größen (225 Weiße vs. 721 Schwarze) evtl. nur scheinbare<br />

Verringerung der ethn. Ungleichheit.<br />

Ergebnisse<br />

Veränderung Anteil Schüler/innen mit Übergewicht, in %-Punkten<br />

Gesamt: -8,3** (IG), n.s. (KG);<br />

Burschen: -7,8* (IG), n.s. (KG), Mädchen: -9,0** (IG), n.s. (KG);<br />

Hispanics: -7,5**, Weiße: n.s., Schwarze: n.s. (IG), n.s. (KG)<br />

Unterschied Veränderung zw. IG und KG, in %-Punkten<br />

Gesamt: -7,0*;<br />

Mädchen: -7,7*, Burschen: n.s.<br />

Signifikanzniveaus: *p


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Autor/inn/en (Jahr) Jaenke et al. (2012)<br />

Titel<br />

The impact of a school garden and cooking program on boys' and girls' fruit and vegetable<br />

preferences, taste rating, and intake<br />

Land/Publikationssprache AUS / Englisch<br />

Studientyp<br />

kontrollierte Vergleichsstudie<br />

Form der Ungleichheit<br />

Geschlecht<br />

Ungleichheits-Indikator<br />

Geschlecht<br />

Intervention<br />

Experimentelles Lernen <strong>auf</strong> Basis sozialkognitiver Theorie, Ziel: den Verzehr von Obst<br />

und Gemüse erhöhen, die Probierbereitschaft und die geschmackliche Beurteilung verbessern.<br />

Mittel: Unterrichtseinheiten zu Ernährung & Infomaterial für Eltern (IG 1 ) plus<br />

Pflegen eines Schulgartens mit Gemüseanbau sowie Kocheinheiten (IG 2 ).<br />

Interventionsgruppe (IG) eine <strong>Schule</strong>, 4 Klassen <strong>auf</strong> Vorschlag von Schuladministration zugeteilt zu IG 1 (n=35) und<br />

IG 2 (n=35)<br />

Kontrollgruppe (KG) eine <strong>Schule</strong>, 3 Klassen mit n=57, Einwilligung bei n=51 (89%)<br />

Setting<br />

Die 5. & 6. Klassen aus 2 <strong>Schule</strong>n der Primarstufe in der Region Hunter, New South Wales,<br />

Australien.<br />

Adressaten<br />

Schüler/innen aus 7 Klassen, Alter: 11-12 J., sign. höherer Obstkonsum bei Mädchen gegenüber<br />

Burschen in IG 1 und Mädchen in IG 2 und KG; analysiertes Sample: n=121<br />

Outcome-Indikatoren<br />

Probierbereitschaft & Bewertung des Geschmacks von Karotten, Erbsen, Tomaten,<br />

Brokkoli, Paprika, Kopfsalat (Fragebogen: 5-Punkt Likertskala); Obst-, Gemüseverzehr in<br />

letzten 24 Std. (Interviews, Berechnung Gramm)<br />

Subgruppenvergleich<br />

Vergleiche IG 2 vs. KG, IG 2 vs. IG 1 und IG 1 vs. KG hins. aller Outcomes, getrennt nach Geschlecht<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Pretest, ein Posttest (6 Wochen nach Ende der Intervention)<br />

Beobachtungsdauer<br />

Interventionsdauer: 10 Wochen<br />

Limitationen<br />

Kleine Stichprobengröße: evtl. zu wenig Power für Subgruppenvergleich.<br />

Generalisierbarkeit fraglich: Convenience Sample von nur 2 <strong>Schule</strong>n.<br />

Möglicher Bias durch soziale Interaktion, weil beide Interventionen in selber <strong>Schule</strong>.<br />

Clusterung führte evtl. zur Unterschätzung der p-Werte.<br />

Möglicher Störfaktoren: Geschlecht der Lehrkraft (3 von 4 waren Frauen), und Motivation<br />

der Lehrkraft.<br />

Ergebnisse<br />

MW-Unterschiede zwischen Gruppen (IG 1 , IG 2 , KG) an Posttest<br />

Probierbereitschaft, 6 Sorten: Mädchen: +2,22** (IG 2 vs. KG), +1,17* (IG 1 vs. KG); Burschen:<br />

+1,79** (IG 2 vs. KG), +0,93* (IG 1 vs. KG)<br />

Geschmacksbewertung, 6 Sorten: Mädchen: +8,01** (IG 2 vs. KG), + 4,26* (IG 2 vs. IG 1 ),<br />

+3,75* (IG 1 vs. KG); Burschen: +4,47* (IG 2 vs. KG), +3,6* (IG 1 vs. KG)<br />

Obstkonsum: Mädchen: -0,02 # (IG 2 vs. KG), -0,67* (IG 2 vs. IG 1 ), +0,65* (IG 1 vs. KG); Burschen:<br />

n.s.<br />

Gemüsekonsum: Mädchen: n.s., Burschen: n.s.<br />

Signifikanzniveaus: # nicht signifikant; *p


Autor/inn/en (Jahr) Hoppu et al. (2010)<br />

Titel<br />

The diet of adolescents can be improved by school intervention<br />

Land/Publikationssprache Finnland / Englisch<br />

Studientyp<br />

kontrollierte Studie, randomisiert <strong>auf</strong> <strong>Schule</strong>bene<br />

Form der Ungleichheit<br />

Geschlecht<br />

Ungleichheits-Indikator<br />

Geschlecht<br />

Intervention<br />

Ziele: Akzeptanz der Gratis-Schulmahlzeiten erhöhen und die Wahl der Zwischenmahlzeiten<br />

gesünder gestalten (weniger Saccharose, mehr Obst, Gemüse und Ballaststoffe).<br />

Mittel: Unterrichtsmaterial zu Ernährung; Umfeld-Verbesserungen, v.a. an Qualität erhältlicher<br />

Imbisse, Einschränkung Süßigkeitsverk<strong>auf</strong>; Schulleitung, Eltern, Lehrkräfte, Caterer<br />

involviert<br />

Interventionsgruppe (IG) 6 <strong>Schule</strong>n mit n=338<br />

Kontrollgruppe (KG)<br />

6 <strong>Schule</strong>n mit n=321, einfache Zufalls<strong>auf</strong>tteilung innerhalb der Städte<br />

Setting<br />

12 <strong>Schule</strong>n der Sekundarstufe in den drei finnischen Städten Tampere (n=6), Lahti (n=4)<br />

und Mikkeli (n=2), nur die 7. Klassen (zum Zeitpunkt des Pretests)<br />

Adressaten<br />

Alle 1469 Schüler/innen, Einwilligung 52%, Rückl<strong>auf</strong> ca. 45%, -Alter 13,8 Jahre. IG und<br />

KG vergleichbar hins. SES, aber Unterschiede bei einigen Outcomes; analysiertes Sample:<br />

n=659<br />

Outcome-Indikatoren<br />

Häufigkeit des Konsums von Roggenbrot, Süßigkeiten, Gemüse und Obst; Art der Imbisse<br />

während der Schulstunden (Fragebogen); Speiseplan der letzten 48 Std. (computerunterstützte<br />

Abfrage mit n=287)<br />

Subgruppenvergleich<br />

Wechsel in Konsumhäufigkeit zw. Pre- und Posttest, nach Geschlecht.<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Pretest (3 Mo. Vor Intervention), ein Posttest (nach 9 Mo.)<br />

Beobachtungsdauer<br />

Interventionsdauer: 9 Monate<br />

Limitationen<br />

Die zwischen IG und KG unterschiedlichen Ausgangswerte hinsichtlich der Outcomes<br />

wurden nicht statistisch kontrolliert.<br />

Relativ geringe Rückl<strong>auf</strong>quote, weil aktiver Konsens erforderlich.<br />

Ergebnisse<br />

Sign. Änderungen Selbstbericht 2007-2008 (in %-Anteilen, IG vs. KG)<br />

Roggenbrot, Tage/Woche, Mädchen*:<br />

34% vs. 25% erhöht; 40% vs. 41% unverändert, 26% vs 34% vermindert<br />

Süßigkeiten, Tage/Woche, Mädchen**:<br />

16% vs. 25% erhöht; 51% vs. 53% unverändert, 33% vs 22% vermindert<br />

Konsum von Süßigkeiten während der <strong>Schule</strong>, Mädchen*:<br />

-5% (<strong>auf</strong> 41%) vs. +7% (<strong>auf</strong> 35%)<br />

Konsum gesüßter Saft oder Softdrinks während der <strong>Schule</strong>, Burschen*:<br />

0% (<strong>auf</strong> 18%) vs. +13% (<strong>auf</strong> 30%)<br />

Sign. Änderungen 48h-Rückschau (in Gramm/Energiezufuhr, IG vs. KG)<br />

Verzehrtes Obst, in g/MJ*: gesamt: +1 (<strong>auf</strong> 28) vs. -6 (<strong>auf</strong> 23);<br />

Mädchen: +2 (<strong>auf</strong> 33) vs. -9 (<strong>auf</strong> 25), Burschen: -1 (<strong>auf</strong> 21) vs. -3 (<strong>auf</strong> 20)<br />

Anteil Saccharose, in % Energieeinnahme*: gesamt: -2,3% (<strong>auf</strong> 10,5)vs. +0,1% (<strong>auf</strong> 12,3),<br />

Mädchen: -1,6% (<strong>auf</strong> 10,8) vs. +0,5% (<strong>auf</strong> 12,1), Burschen: -3% (<strong>auf</strong> 10,2) vs. -0,6% (<strong>auf</strong><br />

12,3)<br />

Signifikanzniveaus: *p


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Autor/inn/en (Jahr) Dietrich et al. (2008)<br />

Titel<br />

Obesity intervention on the healthy lifestyle in childhood: results of the PRESTO (PrEvention<br />

Study of Obesity) Study<br />

Land/Publikationssprache Österreich/Englisch<br />

Studientyp<br />

kontrollierte Studie, randomisiert <strong>auf</strong> Klassenebene<br />

Form der Ungleichheit<br />

Geschlecht, Körpergewicht<br />

Ungleichheits-Indikator<br />

Geschlecht, BMI-Gewichtsklassen (Übergewicht ab 90. BMI-Perzentil)<br />

Intervention<br />

Ziel: Ernährungswissen und gesunde -gewohnheiten sowie Bewegung, speziell bei<br />

Übergewichtigen, fördern. Mittel: 12 Unterrichtseinheiten zu Ernährungs- und Gesundheitsthemen,<br />

erlebnisorientiertes Lernen mit Spielen, Sinneserfahrungen, Peer-<br />

Unterricht, Aktivtage mit Bewegungsübungen, Ideenwettbewerb mit Schlussveranstaltung.<br />

Eingebundene Fachleute aus Medizin, Psychologie, Sportphysiologie, Ernährungswissenschaft.<br />

Interventionsgruppe (IG) 10 Klassen mit 260 (85%) teilnehmenden Schüler/inne/n<br />

Kontrollgruppe (KG)<br />

10 Klassen mit 231 (74%) Schüler/inne/n, randomisiert zugeteilt (wie IG)<br />

Setting<br />

20 zufällig ausgewählte Klassen an <strong>Schule</strong>n in Wien<br />

Adressaten<br />

Schüler/innen von 10- bis 11 Jahren; -Alter: 11,1 J., -BMI: 19,4 keine sign. Unterschiede<br />

zw. IG und KG; analysiertes Sample: n=491,<br />

Outcome-Indikatoren<br />

Ernährungswissen (Fragebogen), Verbrauchshäufigkeiten div. Nahrungsmittel (Aufzeichnungen<br />

für letzte 3 Tage), Körpergröße und -gewicht (Messungen), BMI (Berechnung)<br />

Subgruppenvergleich<br />

Score Ernährungswissen und Ernährungsgewohnheiten (2 Scores: vorteilhafte und<br />

nachteilige Nahrungsmittel), nach Geschlecht und BMI-Status<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Pretest, 2 Posttests (nach 14 Wochen und 10 Monaten)<br />

Beobachtungsdauer<br />

Interventionsdauer: 12 Wochen;<br />

Limitationen<br />

Keine angegeben<br />

Ergebnisse<br />

Ernährungsquiz, Änderung im MW der Punkte (IG vs. KG)<br />

Nach 14 Wo.: +3** vs. +0,8 (Mädchen), +3** vs. -0,1 (Burschen)<br />

Nach 10 Mo.: +2,7** vs. +1,1 (Mädchen), +2,3 # vs. +1,5 (Burschen)<br />

Nach 14 Wo.: +3** vs. +0,5 (< 90. Perz.), +2,8** vs. -0,4 (≥ 90 Perz.)<br />

Nach 10 Mo.: +2,5* vs. +1,5 (< 90. Perz.), +2,4* vs. +0,9 (≥ 90 Perz.)<br />

Unvorteilhafte Nahrungsmittel, Änderungen Score 1<br />

Nach 14 Wo.: -0,7** (IG), n.s. (KG)<br />

Nach 10 Mo.: -0,7** (IG), n.s. (KG)<br />

Signifikanzniveaus: # nicht signifikant; *p


Bewegung<br />

Autor/inn/en (Jahr) Huberty et al. (2011)<br />

Titel<br />

Environmental modifications to increase physical activity during recess: preliminary findings<br />

from Ready for Recess<br />

Land/Publikationssprache USA/Englisch<br />

Studientyp<br />

kontrollierte Studie, randomisiert <strong>auf</strong> <strong>Schule</strong>bene<br />

Form der Ungleichheit Geschlecht, Ethnie<br />

Ungleichheits-Indikator Geschlecht, Ethnie (weiß, afroamerikanisch, hispanisch, asiatisch), alters- und geschlechtsspezifische<br />

BMI-Klassen: Normal- vs. Übergewicht oder Adipositas (Cut-Off: 85. bzw.<br />

95.Perzentile, Messungen)<br />

Intervention<br />

Programm „Ready for Recess“. Ziel: Schulumfeld bewegungsförderlicher gestalten. Mehr<br />

Bewegung der Schüler/innen in den Pausen. Mittel: Installieren von „activity zones“ in Experimentalschulen<br />

in mehreren Abwandlungen: einmal Ausstattung mit diversen Sportgeräten<br />

(IG 1 ), einmal Ausbildung in bewegungsförderlicher Pausengestaltung (IG 2 ) für Personal,<br />

einmal beides (IG 3 )<br />

Interventionsgruppe (IG) 3 <strong>Schule</strong>n, randomisiert zugeteilt als IG 1 (n=86), IG 2 (n=62), und IG 3 (n=48)<br />

Kontrollgruppe (KG) 1 <strong>Schule</strong> (n=66)<br />

Setting<br />

4 Grundschulen im mittleren Westen der USA (urbaner Raum)<br />

Adressaten<br />

Alle Schüler/innen der 3. bis 6. Klassen, aktive Zustimmung von 77,5%. Ethnische Unterschiede<br />

zwischen IG 1 (65% Weiße), IG 2 (82% Hispanic) und IG 3 (53% afroamerikanisch); in<br />

IG 3 an Pretest signifikant weniger Pausenzeit; analysiertes Sample: n=262<br />

Outcome-Indikatoren MVPA: Bewegung mittlere bis höhere Intensität (Beschleunigungsmesser) und Anteil an<br />

Pausenzeit (Berechnung aus Aufzeichnungen).<br />

Subgruppenvergleich Vier separate Modelle für Buben, Mädchen, Normal- und Übergewichtige, Anteil MVPA an<br />

Pausenzeit als abhängige, Versuchsbedingungen und Interaktionen als unabhängige Variablen.<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Pretest, ein Posttest (nach 10 Mo.)<br />

Beobachtungsdauer Interventionsdauer: 10 Monate<br />

Limitationen<br />

Sample sehr klein, Zufallszuteilung <strong>auf</strong> <strong>Schule</strong>bene, Unterschiede zw. den <strong>Schule</strong>n → könnte<br />

die <strong>Wirkung</strong> der Intervention beeinflussen.<br />

Ergebnisse<br />

%-Anteile MVPA an Pausenzeit, Unterschiede IG und KG an Posttest<br />

Nach Ethnie: n.s.<br />

Nach Geschlecht und Gewicht:<br />

Burschen, normalgewichtig: +34,2%** (IG 3 vs. KG), +46,7%** (IG 3 vs. IG 1 ), +35,3** (IG 3 vs.<br />

IG 2 ), -12,5%* (IG 1 vs. KG)<br />

Burschen, übergewichtig: +21,6%* (IG 2 vs. KG), +22,7%* (IG 2 vs. IG 1 )<br />

Mädchen, normalgewichtig: n.s.<br />

Mädchen, übergewichtig: +12,8%* (IG 3 vs. KG), +19,3%** (IG 3 vs. IG 1 )<br />

Signifikanzniveaus: *p


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Autor/inn/en (Jahr) Naylor et al. (2008)<br />

Titel<br />

An active school model to promote physical activity in elementary schools: Action schools!<br />

BC<br />

Land/Publikationssprache Kanada/ Englisch<br />

Studientyp<br />

kontrollierte Studie, randomisiert <strong>auf</strong> <strong>Schule</strong>bene<br />

Form der Ungleichheit Geschlecht<br />

Ungleichheits-Indikator Geschlecht<br />

Intervention<br />

"Aktive <strong>Schule</strong>", folgend dem Whole School Approach. Ziel: Zeit körperlicher Bewegung <strong>auf</strong><br />

150 Min pro Woche erhöhen. Implementierung hinsichtlich: Schulumfeld, Familie und<br />

Community, Turnunterricht, Aktivitäten in den Klassen und außerhalb des Unterrichts.<br />

Verpflichtend: regelmäßig zusätzliche Bewegungsübungen in Klassen. Sonst individuell an<br />

Bedürfnisse der <strong>Schule</strong> angepasst. 2 Versuchsbedingungen: externe (IG 1 ) vs. interne Koordinator/innen<br />

(IG 2 ) zuständig für Implementierung.<br />

Interventionsgruppe (IG) 4 <strong>Schule</strong>n IG 1 (n=165), 3 <strong>Schule</strong>n IG 2 (n=146)<br />

Kontrollgruppe (KG) 3 <strong>Schule</strong>n (n=133), Randomisierung, geschichtet nach Größe und geografischer Lage<br />

Setting<br />

10 <strong>Schule</strong>n in 2 Bezirken (Richmond und Vancouver) in British Columbia, Kanada. 20 <strong>Schule</strong>n<br />

bekundeten Interesse, 10 abgewiesen wegen hoher Fluktuation an Schüler/innen oder<br />

bestehendem Bewegungsprogramm; Familieneinkommen leicht unter regionalem und nationalem<br />

Schnitt.<br />

Adressaten<br />

Schüler/innen der 4. + 5.Klassen, 48% aktive Zustimmung; Alter: 10,2; 56% asiatischer Herkunft,<br />

an Pretest leichte Gruppen-Unterschiede hins. Bewegungsniveau (stat. kontrolliert);<br />

analysiertes Sample n=378<br />

Outcome-Indikatoren Anzahl täglicher Schritte (4 Messungen mit Pedometer)<br />

Subgruppenvergleich Je Geschlecht eigenes Mehrebenenmodell mit durchschn. Anzahl der Schritte/Tag als abhängige<br />

und Versuchsbedingungen als unabhängige Variablen.<br />

Messzeitpunkte/<br />

4 Pedometer-Messungen während der Intervention (2, 5, 9 und 12 Monate nach dem Start)<br />

Beobachtungsdauer Interventionsdauer: 13 Monate<br />

Limitationen<br />

Geschwindigkeitsmessung wäre aussagekräftiger als Schrittzählung.<br />

Auswahl durch Interessensbekundung, mittelmäßige Rückl<strong>auf</strong>quote (48%), keine Informationen<br />

über Merkmale der Nicht-Teilnehmenden evtl. Auswahlbias.<br />

Stichprobengröße nicht in Abhängigkeit von der Outcome-Variable Bewegung berechnet,<br />

sondern <strong>auf</strong> Basis von Daten zur Knochenstärke evtl. Unterschätzung des Interventionseffekts<br />

Ergebnisse<br />

Durchschnittliche Schrittzahl während der Intervention, Vergleich IG 1 , IG 2 und KG<br />

Burschen: 10982* vs. 9755 Schritte (IG 1 vs. KG), sonst: n.s.<br />

Mädchen: n.s.<br />

Signifikanzniveaus: *p


Autor/inn/en (Jahr) Bergh et al. (2012)<br />

Titel<br />

Mid-way and post-intervention effects on potential determinants of physical activity and<br />

sedentary behavior, results of the HEIA study - a multi-component school-based randomized<br />

trial<br />

Land/Publikationssprache Norwegen / Englisch<br />

Studientyp<br />

kontrollierte Studie, randomisiert <strong>auf</strong> <strong>Schule</strong>bene (Cluster-RCT)<br />

Form der Ungleichheit Sozioökonomischer Status (SES), Geschlecht, Gewichtsklasse<br />

Ungleichheits-Indikator Bildungsstatus des Elternteils mit höchstem Abschluss, nach Dauer (≤12, 13-16, >16 J.), erhoben<br />

im Rahmen der Einvertändniserklärung; Über- und Normalgewicht nach BMI, gemessen;<br />

Geschlecht.<br />

Intervention<br />

Schulbasierte Intervention Health in Adolescents (HEIA). Ziele: niedrigerer Konsum gezuckerter<br />

Getränke, weniger sitzendes Verhalten (TV-Konsum), mehr physische Aktivität und<br />

Obst-/Gemüsekonsum Determinanten dieses Verhaltens beeinflussen!<br />

Mittel: u.a. Infomaterial für Eltern; "Inspirationkurs" für Turnlehrer/innen; Unterrichtseinheiten<br />

mit Broschüre, Poster, Bewegungspausen; Geräte für Pausenaktivitäten; Kampagnen<br />

für einen aktiven Schulweg .; Support für Lehrer/innen<br />

Interventionsgruppe (IG) 12 <strong>Schule</strong>n, 553 (71% von n=784) Schüler/innen, 541 an Posttest 1 (69%), 518 an Posttest 2<br />

(66%), einfache Ziehung<br />

Kontrollgruppe (KG) 25 <strong>Schule</strong>n, 975 (71% von n=1381) Schüler/innen, 970 an Posttest 1 (70%), 945 an Posttest<br />

2 (68%)<br />

Setting<br />

37 <strong>Schule</strong>n der Sekundarstufe in 7 Bezirken um Oslo, dicht besiedelt.<br />

Adressaten<br />

6.+7. Schulstufe (11-13 J.), -Alter: 11,2 J., Übergewicht: 11,4% (IG), 14,5% (KG); SES-Klasse:<br />

26,2% (IG) & 31,1% (KG) niedrigste, 37,7% & 35,8% mittlere, 36,1 & 33,1% höchste an<br />

Pretest keine sign. Unterschiede zwischen IG und KG, analysiertes Sample: n=1463<br />

Outcome-Indikatoren Freude an Bewegung, Selbstwirksamkeit; Unterstützung der Eltern, der Lehrkräfte, der<br />

Freunde, günstige Umfeldbedingungen für Bewegung; Regulierung des Fernseh-/DVD-<br />

Konsums, des Computer-/ Videospiel-Verhaltens durch Eltern, Soz. Einbindung an <strong>Schule</strong><br />

(selbst berichtet).<br />

Subgruppenvergleich Effekt <strong>auf</strong> alle Outcome-Indikatoren, nach Gewichtsklasse (Normal- vs. Übergewicht) und<br />

SES<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Pretest, zwei Posttests (nach 8 Mo. und 20 Mo.)<br />

Beobachtungsdauer<br />

Limitationen<br />

Berechnung der Stichproben dar<strong>auf</strong> ausgerichtet, einen Effekt <strong>auf</strong> Verhalten entdecken zu<br />

können, nicht <strong>auf</strong> seine potentiellen Determinanten; Evtl. soziale Erwünschheit nicht auszuschließen;<br />

verschiedene Jahreszeiten bei Pre- und Posttest-Erhebungen haben evtl. Resultate<br />

beeinflusst; Generalisierbarkeit unsicher, da unerwartet oft keine Einverständniserklärung;<br />

Höherer Anteil Übergewichtiger zu Beginn: evtl. Bias durch Ausfälle.<br />

Ergebnisse<br />

Sign. Effekte nach Subgruppen (MW-Unterschiede, IG vs. KG)<br />

nach SES (Posttest 2):<br />

Unterstützung durch Lehrkräfte: 2,21** vs. 2,38 (mittlerer SES), sonst n.s.<br />

Unterstützung durch Eltern: 1,72** vs. 1,49 (niedriger SES); 1,6** vs. 1,4 (hoher SES), sonst<br />

n.s.<br />

nach BMI-Status (Posttest 1):<br />

Selbstwirksamkeit: 4,06* vs.3,96 (Normalgewichtige); sonst n.s.nach Gewichts-Status (Posttest<br />

2):<br />

Freude: 3,58** vs. 3,92 (Übergewicht/Adipositas), sonst n.s.<br />

Signifikanzniveaus: *p


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Zahngesundheit<br />

Autor/inn/en (Jahr) Pieper et al. (2012)<br />

Titel<br />

Evaluation of an intensified preventive programme aimed at 12-year-olds with increased<br />

caries risk<br />

Land/Publikationssprache Deutschland / Englisch<br />

Studientyp<br />

retrospektive kontrollierte Kohortenstudie<br />

Form der Ungleichheit Sözioökonomischer Status (SES), Ethnie<br />

Ungleichheits-Indikator Abschluss des Elternteils mit höchstem Bildungsstatus; Berufsstatus des Elternteils mit dem<br />

höchsten; innerhalb der Famile verwendete Sprache (Befragung der Eltern)<br />

Intervention<br />

Zielgerichtete intensive Prävention, seit 1995. Ziel: Schüler/innen in Grundschulen mit erhöhtem<br />

Kariesrisiko (niedriger SES, frühe Karieserfahrung) erreichen. Erweiterte Gesundheitserziehung<br />

mit Ernährungsberatung, Mundhygiene-Einschulungen und Schuluntersuchungen<br />

durch Zahnärzt/innen inkl. Behandlung mit haftendem Fluoridlack 4-mal im Jahr.<br />

Interventionsgruppe (IG) n=210; gezielt ausgewählt da Vorsprung in Umsetzung der Intervention<br />

Kontrollgruppe (KG) n=210; gezielt ausgewählt da demografische Ähnlichkeit zu IG<br />

Setting<br />

19 Grundschulen in sozioökonomisch benachteiligten Gegenden in Marburg-Biedenkopf<br />

und Osnabrück mit hoher Karies-Prävalenz<br />

Adressaten<br />

Sechstklässler/innen in Marburg-Biedenkopf; Sample n=925 (66% von n=1403); n=689 in<br />

Osnabrück (KG) herangezogen zur Paarbildung mit n=210 in IG; -Alter 12,06 Jahre; 46,9%<br />

niedriger SES, analysiertes Sample: n=420<br />

Outcome-Indikatoren Durch Untersuchung festgestellte Karies-Erfahrung (befallene, fehlende, gefüllte Zähne):<br />

ICDAS 2-Index von 0 (gesund) bis 6 (extremer Befall); Zahngesundheitswissen, Mundhygieneverhalten,<br />

Zahnbehandlungsangst (Fragebogen)<br />

Subgruppenvergleich Karieserfahrung; nach SES: Index in 3 Kategorien (niedrig, mittel, hoch) und nach Migrant/inn/engruppen.<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Posttest (nach 6 Jahren)<br />

Beobachtungsdauer Interventionsdauer: die ganze Primarstufe (6 Schuljahre)<br />

Limitationen<br />

Möglicher Mittelklasse-Bias: Teilnahme durch aktiven Konsens, Selbstselektion höherer<br />

Schichten trotz zielgerichteter Rekrutierung in <strong>Schule</strong>n mit durchschnittlich niedrigem SES<br />

und hoher Karies-Gefährdung nicht auszuschließen. Kein Pretest, keine randomisierte<br />

Gruppenzuteilung.<br />

Ergebnisse<br />

Vergleich der -Werte, sign. Unterschiede zwischen IG und KG<br />

Index Karieserfahrung: 0,88 ** (IG) vs. 1,73 (KG)<br />

Index Zahnbehandlungsangst: 2,51* (IG) vs. 3,35 (KG)<br />

keine signifikanten Effekte nach SES und Ethnie<br />

Signifikanzniveaus: *p


Autor/inn/en (Jahr) Muirhead and Lawrence (2011)<br />

Titel<br />

Exploring school oral-health outcomes and neighbourhood factors in schools participating in<br />

Ontario's "Healthy Schools" recognition program.<br />

Land/Publikationssprache Kanada / Englisch<br />

Studientyp<br />

retrospektive kontrollierte Kohortenstudie<br />

Form der Ungleichheit regionaler sozioökonomischer Status (SES)<br />

Ungleichheits-Indikator Nachbarschaft nach Postleitzahl, definiert als "arm" ab Anteil von 16,5% wohnhafter Familien<br />

mit niedrigem Einkommen (mind. 70% Ausgaben für Grundbedürfnisse). Quelle: Zensusdaten.<br />

Intervention<br />

Freiwilliges, breit angelegtes <strong>Gesundheitsförderung</strong>sprogramm "Healthy Schools" in Ontario/Kanada.<br />

Aktivitäten mit Fokus <strong>auf</strong> Ernährung, Bewegung, Bullying, persönl. Sicherheit,<br />

Verletzungsprävention, Substanzkonsum, mentale Gesundheit etc.<br />

Interventionsgruppe (IG) <strong>Gesunde</strong> <strong>Schule</strong>n: n=129, davon 66 in reicheren, 63 in ärmeren Gebieten.<br />

Kontrollgruppe (KG) Nicht-teilnehmend: n=113, davon 77 in reicheren, 36 in ärmeren Gebieten<br />

Setting<br />

Alle öffentlichen und katholischen Grundschulen in der Region York in Ontario/Kanada<br />

Adressaten Schüler/innen der 243 Grundschulen in der Region York/Ontario im Alter von 4-5, 7, 9, 11<br />

und 13 Jahren; analysiertes Sample: n=242 <strong>Schule</strong>n<br />

Outcome-Indikatoren Anteil Kinder mit mind. 2 kariesbefallenen Zähnen, Kinder mit dringendem, nichtdringendem<br />

und vorsorglichem Behandlungsbedarf. Zahnuntersuchungen an 55% der Schüler/innen<br />

durch Dentalhygieniker/innen.<br />

Subgruppenvergleich <strong>Schule</strong>n in Gegenden mit hohem vs. niedrigem Wohlstand (dichotom)<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Posttest<br />

Beobachtungsdauer Keine Angabe zur Interventionsdauer<br />

Limitationen<br />

Die Nachbarschaft wird mit einem einzigen Indikator beschrieben.<br />

Wegen Querschnittsdesign keine kausalen Interpretationen möglich.<br />

Berücksichtigung des Einflusses der Variable "Zugang zur Gesundheitsversorgung" nicht<br />

möglich, da fehlende Daten.<br />

Unklar, ob für "ärmere" und "wohlhabendere" <strong>Schule</strong>n die gleiche Wahrscheinlichkeit besteht,<br />

am GF-Programm teilzunehmen.<br />

Möglichkeit, dass nicht-teilnehmende <strong>Schule</strong>n in andere GF-Programme involviert waren,<br />

von denen man nichts wusste.<br />

Ergebnisse<br />

Sign. Effekte nach Subgruppen (Veränderung %-Anteil, IG vs. KG)<br />

Interaktion "<strong>Gesunde</strong> <strong>Schule</strong>" SES:<br />

vorsorglicher Behandlungsbedarf**:<br />

14,17 vs. 16,66 (niedriger SES), 10,79 vs. 10,97 (hoher SES)<br />

nicht-dringender Behandlungsbedarf # :<br />

5,81 vs. 6,43 (niedriger SES), 4,32 vs. 4,77 (hoher SES)<br />

dringender Behandlungsbedarf**:<br />

2,81 vs. 3,94 (niedriger SES), 1,86 vs. 2,65 (hoher SES)<br />

mind. 2 kariesbefallene Zähne**:<br />

4,09 vs. 4,99 (niedriger SES), 2,53 vs. 3,39 (hoher SES)<br />

Conclusio<br />

Signifikanzniveaus: # nicht signifikant; *p


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Psychische Gesundheit<br />

Autor/inn/en (Jahr)<br />

Drexler et al.<br />

Titel<br />

Learning life skills strengthening basic competencies and health-related quality of life of socially<br />

disadvantaged elementary school children through the mentoring program “Balu und<br />

Du” (“Baloo and you”)<br />

Land/Publikationssprache Deutschland/Englisch<br />

Studientyp<br />

Kontrollierte Vergleichsstudie<br />

Form der Ungleichheit Sozioökonomischer Status (SES), Geschlecht<br />

Ungleichheits-Indikator Grad familiärer und persönlicher Probleme nach Einschätzung der Lehrkräfte; Kriterien: Arbeitslosigkeit,<br />

Scheidung, Armut, niedrige Bildung, + extrem geringe Basiskompetenzen <br />

Definition der Problemgruppe „Mowgli extreme“ (IG Ext ) für separate Auswertungen.<br />

Intervention<br />

„Balu und Du“: Mentoring-Programm, folgend dem Lebenskompetenz-Ansatz. Ziel: Entwickeln<br />

von Basiskompetenzen (funktionale, soziale und persönliche); Kindern Chancen für informelles<br />

Lernen eröffnen, die ihnen ihr familiäres Umfeld nicht bieten kann. Mittel: Aufbau<br />

persönlicher Beziehung zum/zur Mentor/in, der/die bei Entscheidungen und Alltagsproblemen<br />

hilft sowie als „Role Model“ Werte und Normen vermittelt.<br />

Interventionsgruppe (IG) n=141, zugewiesen durch Lehrer/innen<br />

Kontrollgruppe (KG) n=158, zugewiesen durch Paarbildung mit IG nach ähnlichen Persönlichkeitsmerkmalen.<br />

Setting<br />

Zweite und dritte Klassen von 38 Grundschulen an 12 Standorten im Raum 125 km um Osnabrück.<br />

Adressaten Alle Teilnehmenden von „Balu und Du“, die laut Lehrkräften einen Bedarf <strong>auf</strong>wiesen. -<br />

Alter: 8 J., 50% Migrationshintergrund; Unterschiede: 60% Burschen in IG, 50% in KG. Familiensituation<br />

„sehr schwierig“: 20% in IG und 2% in KG, „schwierig“: 40% in IG und 20% in<br />

KG; analysiertes Sample: n=269<br />

Outcome-Indikatoren Kompetenzen nach Dimensionen „funktionell“ = schulisch erworbene Problemlösungskapazitäten;<br />

„persönlich“ = Selbstorganisation, Konzentrationsfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit;<br />

„sozial“ = Empathie und realistische Selbsteinschätzung (Befragung der Lehrkräfte); gesundheitsbezogene<br />

Lebensqualität (Befragung der Schüler/innen)<br />

Subgruppenvergleich Vergleich IG Ext mit IG hinsichtlich aller Outcome-Indikatoren<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Pretest, ein Posttest.<br />

Beobachtungsdauer Interventionsdauer: 1 Jahr<br />

Limitationen<br />

Daten beruhen tlw. <strong>auf</strong> Selbsteinschätzung durch Kinder; fehlende Randomisierung; evtl.<br />

Bias, da mehr Hochrisiko-Schüler/innen in IG.<br />

Ergebnisse<br />

Basiskompetenzen, Nettoeffekte gegenüber KG bzw. KG Ext , Cohen’s d<br />

Conclusio<br />

„Funktional“: selbstsicherer Umgang mit Aufgaben 0,25 (IG), 0,3 (IG Ext ); selbstständige Lösung<br />

von Aufgaben 0,2 (IG), 0,7 (IG Ext ); Mitarbeit im Unterricht 0,25 (IG), 0,7 (IG Ext ); Lernmotivation<br />

0,3 (IG), 0,8 (IG Ext ), generelle schulische Fähigkeiten 0,25 (IG), 0,5 (IG Ext ).<br />

„Persönlich – Selbstorganisation“: Mitnahme der Schulunterlagen 0,55 (IG), 0,55 (IG Ext );<br />

Niederschrift der Hausübung 0,5 (IG), 1,45 (IG Ext ); Erledigung der Hausübung 0,7 (IG), 1,75<br />

(IG Ext ).<br />

„Persönlich – Entscheidungsfähigkeit“: Entscheidungen fallen leicht 0,25 (IG), 0,15 (IG Ext );<br />

Entscheidungen unabhängig von anderen Kindern 0,25 (IG), 0,3 (IG Ext ); keine sprunghaften<br />

Entscheidungen 0,1 (IG), 0,5 (IG Ext ).<br />

„Persönlich – Konzentrationsfähigkeit“: angefangene Aufgaben zu Ende bringen 0,3 (IG),<br />

0,15 (IG Ext ); geistige abwesend im Unterricht 0,2 (IG), 0,1 (IG Ext ); konnte sich konzentrieren<br />

0,2 (IG), 1,0 (IG Ext ); Kaseler Konzentrations-Test 0,2 (IG), 1,25 (IG Ext ).<br />

„Sozial – Empathie“: bei Burschen 0,3 (IG), 0,8 (IG Ext ); bei Mädchen 0,4 (IG), 0,25 (IG Ext );<br />

„Sozial – Realistische Selbsteinschätzung“: schulische Fähigkeiten 0,25 (IG), -0,1 (IG Ext );<br />

sportliche Fähigkeiten 0,2 (IG), 0,85 (IG Ext ).<br />

„gesundheitsbezogene Lebensqualität“: physische Gesundheit 0,15 (IG), 1,2 (IG Ext ); Wohlbefinden<br />

0,1 (IG), 0,55 (IG Ext ); soziale Unterstützung 0,2 (IG), 0,2 (IG Ext ); Autonomie und Eltern<br />

0,05 (IG), 0,8 (IG Ext ); schulisches Umfeld 0,25 (IG), 0,9 (IG Ext ).<br />

Die Intervention war am wirksamsten bei Kindern mit ungünstigem familiärem Hintergrund<br />

und zudem sehr geringem Ausmaß an Basiskompetenzen. Sie scheint daher geeignet, tlw.<br />

familiär bedingte Nachteile in puncto Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu kompensieren.<br />

Bei Burschen, die über ein besonders geringes Maß an Einfühlungsvermögen verfügen, wird<br />

dieses durch die Intervention stark gefördert Reduktion von Geschlechterungleichheit.<br />

LBIHPR | 2013 53


Autor/inn/en (Jahr) Holen et al. (2012)<br />

Titel<br />

The effectiveness of a universal school-based programme on coping and mental health: a<br />

randomised, controlled study of Zippy's Friends<br />

Land/Publikationssprache Norwegen / Englisch<br />

Studientyp<br />

kontrollierte Studie, randomisiert <strong>auf</strong> <strong>Schule</strong>bene<br />

Form der Ungleichheit Sozioökonomischer Status (SES), Geschlecht<br />

Ungleichheits-Indikator Eltern der teilnehmenden Schüler/innen gaben Auskunft über Geschlecht der Kinder und<br />

eigenen Bildungsstatus. Letzteres in dichotomisierter Form (tertiäre Ausbildung ja/nein)<br />

verwendet als SES-Indikator.<br />

Intervention<br />

Klassenbasierte Intervention "Zippy's Friends" zur Prävention/Reduktion mentaler Probleme<br />

durch Vermittlung von Coping-Strategien zur Bewältigung negativer Erlebnisse. Interaktive<br />

Aufgaben (Rollenspiele, Vorführungen, Dialoge…) über 24 wöchentliche Einheiten in einem<br />

Schuljahr, <strong>auf</strong>bauend <strong>auf</strong> Comic-Geschichten, die psychosozialeThemen <strong>auf</strong>greifen.<br />

Interventionsgruppe (IG) 640 befragte Schüler/innen, 628 Eltern und 673 Lehrer/innen (angefragt jeweils 745).<br />

Kontrollgruppe (KG) 631 befragte Schüler/innen, 617 Eltern und 625 Lehrer/innen (angefragt jeweils 738)<br />

Setting<br />

35 <strong>Schule</strong>n der Primarstufe, aus drei Regionen in Norden, Süden und der Mitte Norwegens.<br />

Sie bekundeten Interesse, daher keine Zufallsauswahl, leichte Abweichung von der Sozialstruktur<br />

der Bevölkerung hinsichtlich Bildungsstatus. "Matching" der <strong>Schule</strong>n um ähnliche<br />

Zusammensetzung von IG und KG in puncto sozioökonomische und ethnische Struktur und<br />

sonderpädadogische Betreuung zu erreichen.<br />

Adressaten Schüler/innen mit Durchschnittsalter 7,3 Jahre; analysiertes Sample: n=1271<br />

Outcome-Indikatoren Coping Strategien: erhoben mit 15 Items (beantwortet von Kindern) und 12 Items (beantwortet<br />

von Eltern zum Verhalten der Kinder). Laden je <strong>auf</strong> drei latenten Faktoren:<br />

aktiv/emotional, innerer Rückzug, Auflehnung & Trotz (Kinder)<br />

emotional, aktiv, innerer Rückzug/Auflehnung & Trotz (Eltern)<br />

Mentale Gesundheit: beantwortet von Lehrer/inne/n, erhoben mit 25 Items, die 5 latente<br />

Konstrukte abbilden - emotionale Symptome, Verhaltensprobleme, Hyperaktivität/Un<strong>auf</strong>merksamkeit,<br />

Probleme mit Gleichaltrigen, sozial erwünschtes Verhalten. Plus ein<br />

Item zur Erfassung des Gesamteffekts der psychischen Last <strong>auf</strong> das Kind und seine Umgebung<br />

("Hatte das Kind … irgendwelche Probleme…" = Impact Score)..<br />

Subgruppenvergleich Zwischen Burschen und Mädchen sowie höheren und niedrigen sozök. Statusgruppen.<br />

Messzeitpunkte/<br />

Beobachtungsdauer<br />

Ein Pretest, ein Posttest (nach mind. 8 Mo.)<br />

Interventionsdauer: 24 Wo.<br />

Limitationen<br />

Keine Zufallsauswahl. Rückschlüsse <strong>auf</strong> nationale Bevölkerung erschwert.<br />

Implementierung: betreuende Lehrkräfte nahmen leichte Adaptionen am Programm vor.<br />

Eventuell nicht kontrollierter Einfluss bestehender Fördermaßnahmen im Bereich sozialer<br />

Fähigkeiten an den teilnehmenden <strong>Schule</strong>n.<br />

Ergebnisse<br />

Signifikante Gesamteffekte der Intervention (Cohen’s d, IG vs. KG) <strong>auf</strong>:<br />

Coping – Auflehnung/Trotz: -0,380* (beantwortet v. Kindern)<br />

Coping – aktiv: 0,186** (beantwortet v. Eltern)<br />

Mentale Gesundheit – Impact: -0,146* (beantwortet v. Lehrkräften)<br />

Signifikante Effekte (Cohen’s d), differenziert nach Subgruppen:<br />

Coping – Auflehnung/Trotz (Schüler/innen): -0,166# / -0,551** (Burschen / Mädchen)<br />

Coping – Auflehnung/Trotz (Schüler/innen): -0,443* / -0,352 # (niedriger SES / hoher SES)<br />

Coping – aktiv (Eltern): 0,088 # / 0,258* (Burschen / Mädchen)<br />

Mentale Gesundheit – Impact (Lehrer/innen): -0,224** / 0,001 # (Burschen / Mädchen)<br />

Conclusio<br />

Signifikanzniveaus: # nicht signifikant; *p


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Autor/inn/en (Jahr) Cooley-Strickland et al. (2011)<br />

Titel<br />

Land/Publikationssprache<br />

Studientyp<br />

Form der Ungleichheit<br />

Ungleichheits-Indikator<br />

Intervention<br />

Interventionsgruppe (IG)<br />

Urban African American youth exposed to community violence: a school-based anxiety preventive<br />

intervention efficacy study<br />

USA/Englisch<br />

Randomisiert-kontrollierte Studie<br />

Geschlecht, Gewaltrisiko<br />

Geschlecht, niedrige vs. hohe Gewaltrate in der Kommune<br />

FRIENDS Gruppen-Intervention für Schüler/innen mit milden bis mittelmäßig ausgeprägten<br />

Angsstörungen, kognitiv-behavioraler Ansatz. Mittel: Unterrichtseinheiten, Aktivitäten, Rollenspiele<br />

zur Darstellung bedrohlicher Alltagssituationen und Bewusstmachen von Angstreaktionen;<br />

Vermittlung von Bewältigungs-, Problemlösungsstrategien (Aufbauen sozialer Unterstützung,<br />

Reden über Probleme, risikoarme Entscheidungen treffen) + Entspannungstechniken<br />

(Selbstbelohnung, positiv Denken), Eltern-Einbindung. Ziel: Reduktion Gewaltexposition<br />

und Angststörungen, Verbesserung <strong>schulischer</strong> Leistungen<br />

n=48, randomisiert zugeteilt (wie KG)<br />

Kontrollgruppe (KG) n=45<br />

Setting<br />

2 öffentliche Grundschulen, 3. bis 5. Schulstufe, in Baltimore, Maryland, USA in ökon. benachteiligten<br />

Stadtteilen, wo über 90% der Schüler/innen Anspruch <strong>auf</strong> kostenloses oder<br />

preisreduziertes Mittagessen haben und die Kriminalitätsrate hoch ist.<br />

Adressaten<br />

vorwiegend afroamerikanische Schüler/innen aus 12 Klassen im Alter von 8 bis 12 Jahren,<br />

die durch eine Mischung aus Lehrer/innen-Vorschlag und psychologischer Tests als ängstlich<br />

eingestuft wurden, kein aggressives Verhalten zeigten, in ihrer Kommune Gewalt ausgesetzt<br />

waren und von Eltern eine Einwilligung hatten. Keine Gruppenunterschiede hins.<br />

demografischer und Outcome-Variablen; -Alter ca. 9,4 Jahre; analysiertes Sample, n=93<br />

Outcome-Indikatoren Verschiedene Scores: schulische Leistung Lesen & Mathematik (Wechsler Individual Achievement<br />

Test-Screener = WIAT), Exposition gegenüber Gewalt (Children’s Report of Exposure<br />

to Violence = CREV) mit Teildimension "als Opfer" (CREV Victimization), Ängstlichkeit<br />

(Revised Children’s Manifest Anxiety Scale = RCMAS) & widrige Lebensereignisse (Multicultural<br />

Events Schedule for Adolescents = MESA)<br />

Subgruppenvergleich Alle Outcome-Scores nach Geschlecht und über- vs. unterdurchschnittliche Gewalt-<br />

Exposition an Pretest (CREV Median)<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Pretest, ein Posttest (nach 26 Wo.)<br />

Beobachtungsdauer Dauer: 26 Wochen (13 einstündige Sitzungen alle 2 Wochen)<br />

Limitationen<br />

Ergebnisse<br />

Conclusio<br />

Relativ niedrige bis mittelmäßige Zustimmungsraten der Eltern (82% fürs Screening und davon<br />

59% für die Intervention); eng eingegrenzte Auswahl an Teilnehmenden, daher schwierige<br />

Generalisierbarkeit; Erhebung mit Selbsteinschätzung → Eltern als zusätzl. Informanten<br />

nicht erreicht; späterer Posttest evtl. wünschenswert, da Kinder das Erlernte erst umsetzen<br />

müssen; möglicher Bias durch soziale Interaktion zw. IG und KG.<br />

Sign. Änderungen in den -Testscores (IG vs. KG)<br />

CREV: -14,3** (<strong>auf</strong> 19,4) vs. -10,4** (<strong>auf</strong> 25,6);CREV-Victimization: -1,1** (<strong>auf</strong> 0,6) vs. -0,6 #<br />

(<strong>auf</strong> 1); RCMS: -5** (<strong>auf</strong> 12,1) vs. -5** (<strong>auf</strong> 10,9); WIAT Lesen: 0,7** (<strong>auf</strong> 10,2) vs. 0,4** (<strong>auf</strong><br />

10,3); WIAT Mathe: 0,4** (<strong>auf</strong> 10) vs. 0,2 # (<strong>auf</strong> 9,8); MESA: -4,7** (<strong>auf</strong> 12,7) vs. -3,9 # (<strong>auf</strong><br />

14,8); keine Interaktionen: Gruppe x Geschlecht oder Gruppe x Pretest-CREV<br />

Signifikanzniveaus: # nicht signifikant; *p


Substanzkonsum<br />

Autor/inn/en (Jahr) Vigna-Taglianti (2009)<br />

Titel<br />

Is universal prevention against youths' substance misuse really universal? Gender-specific<br />

effects in the EU-Dap school-based prevention trial<br />

Länder/Publikationssprache IT, AT, GR, SE, BE, D, ES/ Englisch<br />

Studientyp<br />

randomisiert-kontrollierte Studie<br />

Form der Ungleichheit Geschlecht<br />

Ungleichheits-Indikator Geschlecht<br />

Intervention<br />

Spezieller Lehrplan für 12 standardisierte Einheiten basierend <strong>auf</strong> einem Modell des sozialen<br />

Einflusses. Mittel: Interaktive Techniken, die inter- (Gruppendynamik, Problemlösung)<br />

und intraspersonale Kompetenzen (Kommunikations-, Bewältigungsfähigkeiten) vermitteln,<br />

tlw. zusätzlich Seminar mit Eltern oder "Peer-teaching".<br />

Interventionsgruppe (IG) 102 <strong>Schule</strong>n mit 3547 Schüler/inne/n, 77 bis Posttest (75%)<br />

Kontrollgruppe (KG) 68 <strong>Schule</strong>n mit 3532 Schüler/inne/n, 64 bis Posttest (94%)<br />

Setting<br />

170 <strong>Schule</strong>n in den 7 teilnehmenden Ländern<br />

Adressaten<br />

7079 Schüler/innen, bei allen Substanzen: Pretest-Konsum bei Burschen in IG sign. unter jenem<br />

in der KG; analysiertes Sample n=6359<br />

Outcome-Indikatoren Gebrauch von Nikotin, Alkohol (Trunkenheit), Cannabis in den letzten 30 Tagen bzw. bisher<br />

im Leben; Selbstwertgefühl-Score, Positive Erwartungen an die Substanz, direkte und soziale<br />

Effekte (Fragebogen).<br />

Subgruppenvergleich Substanzkonsum in den letzten 30 Tagen: gelegentlich (1-6 Zigaretten; 1-3 mal betrunken;<br />

1-3 mal Cannabis), häufig (7-19 Zigaretten; >3 mal betrunken, >3 mal Cannabis) und täglich<br />

(≥20 Zigaretten), sowie Wechsel in Häufigkeit zw. Pre- und Posttest, nach Geschlecht.<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Pretest, ein Posttest (nach 8 Mo.)<br />

Beobachtungsdauer Interventionsdauer: 5 Monate<br />

Limitationen<br />

Beschränkte stat. Power in der Subgruppenanalyse; Zeit zwischen Pre- und Posttest relativ<br />

kurz; möglicher Bias wegen Selbstbericht; unterschiedliche „Interventionsarme“ gemeinsam<br />

analysiert<br />

Ergebnisse<br />

Odds Ratios: Risiko für Outcome in IG vs. KG<br />

Conclusio<br />

Burschen: Rauchen gelegentlich: 0,68 (0,50-0,93); Rauchen täglich: 0,49 (0,34-0,71); Trunkenheit<br />

jemals: 0,64 (0,49-0,85); Cannabis jemals: 0,62 (0,45-0,85); Cannabis regelmäßig:<br />

0,60 (0,40-0,91); Illegale Drogen jemals: 0,64 (0,48-0,86); Mädchen: Jeweils n.s.<br />

Signifikante Änderungen Substanzkonsum 2004-2005 (in %-Anteilen, IG vs. KG)<br />

Gelegentliches oder häufiges Rauchen (1-19 Zig.), Burschen: 37,2% vs. 36,5% unverändert;<br />

46,8% vs. 35% vermindert, 16% vs. 28,5% erhöht<br />

Gelegentliches oder häufiges Rauchen (1-19 Zig.), Mädchen: 47,7% vs. 50,4% unverändert;<br />

37,1% vs. 24,8% vermindert, 15,2% vs. 24,8% erhöht<br />

Tägliches Rauchen, Mädchen: 87,2% vs. 81,9% unverändert; 12,8% vs. 18,1% vermindert<br />

Keine Trunkenheit/letzte 30 Tage, Burschen: 94,1% vs. 90,3% unverändert; 5,9% vs. 9,7%<br />

erhöht<br />

Trunkenheit, ≥1 mal, letzte 30 Tage; Burschen: 50% vs. 62,5% unverändert; 50% vs. 37,5%<br />

vermindert<br />

Trunkenheit, ≥1 mal, letzte 30 Tage; Mädchen: 46,5% vs. 58,3% unverändert; 53,5% vs.<br />

41,7% vermindert<br />

Kein Cannabiskonsum/letzte 30 Tage; Burschen: 96,5% vs. 93,8% unverändert; 3,5% vs.<br />

6,2% erhöht<br />

Cannabis, ≥1 mal, letzte 30 Tage; Burschen: 66,7% vs. 78,8% unverändert; 33,3% vs. 21,2%<br />

vermindert<br />

Cannabis, ≥1 mal, letzte 30 Tage; Mädchen: 75% vs. 69,4% unverändert; 25% vs. 30,6%<br />

vermindert<br />

Bei Burschen hat die Intervention bei 6 von 8 Outcome-Indikatoren eine positive <strong>Wirkung</strong>,<br />

bei Mädchen ist kein sign. Effekt feststellbar. In puncto Rauchen vergrößert sich dadurch<br />

die Ungleichheit, in puncto Cannabis und Alkoholkonsum werden sie kleiner, da das Ausgangsniveau<br />

der Burschen hier höher liegt. Das bestätigen auch die Analysen zum Wechsel<br />

des Konsumstatus, wo sich Intervention bei Mädchen zweimal sogar negativ auswirken<br />

(tägliches Rauchen und Cannabis-Gebrauch).<br />

56 LBIHPR | 2013


<strong>Wirkung</strong>en <strong>schulischer</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>auf</strong> soziale Ungleichheit bei Schüler/inne/n<br />

Allgemeine Gesundheitsaspekte<br />

Autor/inn/en (Jahr) Wilde et al (2011)<br />

Titel<br />

The effect of class size in grades K-3 on adult earning, employment, and disability status: evidence<br />

from a multi-center randomized controlled trial<br />

Land/Publikationssprache USA / Englisch<br />

Studientyp<br />

randomisiert-kontrollierte Studie<br />

Form der Ungleichheit Ethnie, Geschlecht<br />

Ungleichheits-Indikator Hautfarbe (schwarz vs. weiß); Geschlecht<br />

Intervention<br />

Projekt STAR (Student Teacher Achievement Ratio): Reduktion der Klassengrößen oder zusätzliche<br />

Hilfslehrkraft: Zuteilung der Schüler/innen zu Klassen mit 13-17 Personen (IG 1 ) o-<br />

der regulären Klassen von 22-25 Personen mit Hilfslehrer/in (IG 2 ) bzw. ohne (KG). Ziel: soziale<br />

Ungleichheit im Erwachsenenalter in puncto Einkommen und Gesundheit reduzieren.<br />

Interventionsgruppen (IG) IG 1 : n=3024, IG 2 : n=4249 erhielten Intervention zw. 1985 und 1989 zumindest tlw.; IG 1 :<br />

n=1630 (54%),IG 2 : n=2284 (54%) konnten bei Nachbetrachtung ab 1997 mittels Sozialversicherungsnummer<br />

zu Outcome-Daten zugeordnet und analysiert werden<br />

Kontrollgruppe (KG) KG: n=4328 in Testperiode, n=2260 (52%) für Posttests ab 1997, einfache Zufalls<strong>auf</strong>teilung<br />

innerhalb der <strong>Schule</strong>n (ebenso: IG 1 & IG 2 )<br />

Setting<br />

<strong>Schule</strong>n in städtischen, suburbanen und ländlichen Gebieten an mehreren Orten im US-<br />

Staat Tennessee<br />

Adressaten<br />

Schüler/innen an 79 <strong>Schule</strong>n in Tennessee, ab Ende Kindergarten bis Ende Grundschule, ca.<br />

48% Mädchen, ca. 2/3 Weiße|Asiat/innen, ca. 48% berechtigt für Gratis-Mahlzeit an <strong>Schule</strong>.<br />

Keine Gruppen-Unterschiede hinsichtlich dieser Merkmale an Pretest (Zugänge, Abgänge,<br />

Wechsel nicht berücksichtigt), analysiertes Sample: n=6174<br />

Outcome-Indikatoren Dauer Erwerbsunfähigkeit, -Einkommen, Zeit in Beschäftigung, jeweils innerhalb eines<br />

Jahres (Sozialversicherungsdaten)<br />

Subgruppenvergleich Die Outcome-Variablen nach Subgruppen Schwarze und Weiße und je Ethnie nach Geschlecht;<br />

≥3 Jahre über gelten als signifikanter Impact.<br />

Messzeitpunkte/<br />

Ein Pretest, 12 jährliche Nachbetrachtungen (ab dem 8. Jahr nach Ende)<br />

Beobachtungsdauer Interventionsdauer: 4 Jahre<br />

Limitationen<br />

Neuzugänge und Fluktuationen zwischen IG 2 und KG in den Jahren 2 bis 4. Einige Schüler/innen<br />

also nur tlw. der Intervention ausgesetzt. Diese wurden für Analyse nochmal zufällig<br />

<strong>auf</strong> Gruppen <strong>auf</strong>geteilt: evtl. unterschätzte Effektgrößen!<br />

Ergebnisse<br />

Effekt kleine Klasse (ja/nein) <strong>auf</strong> Outcome (IG vs. KG)<br />

Conclusio<br />

Gesamteffekte: nicht signifikant<br />

Sign. Effekte nach Subgruppen (gerundete Werte)<br />

Schwarze*: +0,06 Jahre (2000), +0,06 J. (2005), +0,055 J. (2006) .. zusätzliche Zeit in Beschäftigung<br />

Schwarze Männer*: +1500$ (1999), +2000$ (2000), +1500$ (2001), +2300$ (2008) .. zusätzlicher<br />

Verdienst<br />

Weiße Männer*: +1800$ (2003), +2000$ (2004), +2200$ (2005) .. zusätzlicher Verdienst<br />

Weiße Frauen*: -2200$ (2005), -2500$ (2006), -2000$ (2007) .. .. zusätzlicher Verdienst<br />

Signifikanzniveaus: *p

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