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Franz Ludwig von Hornthal - Bezirk Oberfranken

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ULRICH WIRZ<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Hornthal</strong><br />

Zu dem Personenkreis in Bamberg, dessen wirtschaftlicher<br />

und gesellschaftlicher Aufstieg durch die Umbrüche<br />

infolge der Säkularisation maßgeblich begünstigt wurde,<br />

zählt <strong>Franz</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Hornthal</strong> 1 . Dass er überhaupt die<br />

für seine spätere Karriere unabdingbare ausgezeichnete<br />

juristische Ausbildung erfahren durfte, verdankte der 1760<br />

in Hamburg als Sohn eines Rabbiners geborene Simon<br />

dem liberalen Geist, der den fürstbischöflichen Hof in<br />

Bamberg insbesondere nach dem Amtsantritt <strong>Franz</strong> <strong>Ludwig</strong><br />

<strong>von</strong> Erthals 2 prägte. Dieser stand im Ruf, ein Förderer eifriger<br />

und talentierter Schüler zu sein. So wechselte der junge<br />

Jude und Zögling der berühmten Fürther Talmudschule<br />

im Frühjahr 1779 an die fürstbischöflichen Lehranstalten<br />

nach Bamberg und kam direkt in die Obhut des Bischofs.<br />

Gemeinsam mit dem Domkapitular Johann Karl Joseph<br />

Horneck zu Weinheim übernahm Erthal nämlich die<br />

Patenschaft für den am 2. Mai 1779 getauften Schützling 3 .<br />

Seine neuen Vornamen und die zweite Silbe des Nachnamens<br />

verweisen auf den fürstlichen Paten, der erste Teil<br />

des Nachnamens auf den Domherrn Horneck.<br />

In kürzester Zeit absolvierte der junge <strong>Hornthal</strong> die Schule<br />

und anschließend ein Studium der Rechtswissenschaften<br />

an der wegen ihrer Fortschrittlichkeit viel gerühmten<br />

Bamberger Universität 4 . Dort nahm er im Besonderen<br />

die Lehre Immanuel Kants und anderer Philosophen der<br />

Aufklärung auf. Erthal, aufklärerischem Gedankengut<br />

zugeneigt, hatte mit der Berufung seines Freundes Eduard<br />

Daum in Bamberg und des Maternus Reuß in Würzburg<br />

als einer der ersten Kirchenführer gewagt, an seinen<br />

Universitäten die neue Philosophie – und damit die<br />

aktuelle Denkart des protestantischen Deutschlands –<br />

lehren zu lassen 5 . Auch die juristische Fakultät war in<br />

ihrem Lehrangebot auf der Höhe der Zeit und orientierte<br />

sich vor allem an der damals in den juristischen Fächern<br />

führenden Göttinger Universität, wo einige der Bamberger<br />

Professoren studiert hatten 6 .<br />

Die ihm angebotene akademische Laufbahn schlug <strong>Hornthal</strong><br />

aus. Er strebte ein höheres Staatsamt an. Nachdem<br />

Staatsämter zu Erthals Zeiten gewöhnlich aus dem Advokatenstand<br />

besetzt wurden, suchte er die Bewährung dafür<br />

als Anwalt zu erlangen. Als solcher erwarb er sich bald<br />

weit über Bamberg hinaus einen hervorragenden Ruf 7 .<br />

Seine Hartnäckigkeit und Unbeugsamkeit sowie die Fähigkeit,<br />

seine Anliegen in pointierter Form und ohne die<br />

damals übliche Zurückhaltung gegenüber der Obrigkeit zu<br />

vertreten, brachten ihn seit 1797 wiederholt auf die Tagesordnung<br />

<strong>von</strong> Verhandlungen der Hofkammer 8 .<br />

Seine Verehelichung mit Anna Maria Betz, der Tochter<br />

des Konvertiten und fürstbischöflichen Leibarztes<br />

Johann Philipp Betz, am 17. September 1792 in Amlingstadt<br />

war ihm nicht nur privat ein Gewinn, sondern verlieh<br />

ihm den nötigen finanziellen Rückhalt, um bald<br />

selbst langwierigste Fälle zu übernehmen 9 . Wegen seiner<br />

hebräisch-talmudistischen Bildung wurde der gefragte<br />

Anwalt bevorzugt bei Rechtsstreitigkeiten, an denen<br />

Juden beteiligt waren, beigezogen 10 .<br />

Aufgrund der äußerst erfolgreichen Advokatentätigkeit<br />

verlor er das einst angestrebte Staatsamt bald aus dem<br />

Blickfeld, folgte aber Erthals Bitte, ehrenamtlich als Assessor<br />

am kaiserlichen Landgericht zu wirken, das nicht zuletzt<br />

Vormundschaftsbehörde für die Ritterschaft war 11 .<br />

Aus dieser Tätigkeit entstanden in der Folgezeit besonders<br />

einträgliche Mandantschaften in Adelskreisen.<br />

Während dieser überaus erfolgreichen Anfangszeit seiner<br />

Karriere wurde das einzige Kind der <strong>Hornthal</strong>s, Johann<br />

Peter, am 4. Dezember 1794 geboren, der den Vornamen<br />

seines Taufpaten Johann Peter Raulino erhielt, dem Besitzer<br />

der gleichnamigen Tabakfabrik 12 .<br />

Nach der „Wiedervereinigung“ Bambergs mit Bayern 13<br />

1802 ließ sich <strong>Hornthal</strong> zunächst mit der Berufung zum<br />

Landkommissar <strong>von</strong> Kronach in kurfürstliche Dienste<br />

nehmen. Zugleich wurde ihm in Bamberg die Organisation<br />

der Polizei übertragen, die nach der Inbesitznahme<br />

des Fürstbistums <strong>von</strong> dessen Vizedomamt zum bayerischen<br />

Staat gekommen war 14 .<br />

Eilig holte er in größeren Städten wie Augsburg und<br />

München Anregungen zur Verbesserung der Situation<br />

in Bamberg ein. Bis zum Frühjahr 1804 eröffnete er eine<br />

Reihe <strong>von</strong> Verordnungen, welche u.a. das Straßenbild in<br />

Bamberg – z.B. ließ er eine Straßenbeleuchtung installieren<br />

– und die Polizeidienstleistungen verbessern sollten<br />

15 .<br />

Heinrich Joachim Jaeck charakterisiert in seinem „Pantheon<br />

der Litteraten und Künstler Bambergs“ <strong>Hornthal</strong>s<br />

Wirken als Polizeidirektor wie folgt: <strong>Hornthal</strong> erwarb<br />

sich bald die allgemeine Achtung des Publikums in eben<br />

dem Grade als er gefürchtet wurde. – Ihm galt kein<br />

Unterschied der Personen, weder Rang noch Ansehen<br />

derselben hatten Einfluß auf die Erfüllung der polizeilichen<br />

Verfügungen; der Diener mochte seinen Herrn<br />

oder die Frau ihre liebreizende Dienerin belangen, so<br />

fanden beyde gleichen Bescheid – im festen Vertrauen<br />

auf seine Talente, Kenntnisse, Geistesgegenwart und<br />

Reichtümer trat er Jedermann kühn entgegen – sein<br />

427


durchdringender Blick vereint mit der kraftvollen Stimme<br />

brachten jeden Verbrecher schon im ersten Augenblick<br />

außer Fassung, ohne daß er des gewöhnlichen Reizmittels<br />

süßer Worte zur Beförderung des Geständnisses<br />

nötig hatte. Er gab jedem Bittenden oder Klagenden auch<br />

in gedrängter Kürze Gehör, und ließ jede polizeiliche<br />

Maßregel mit erforderlicher Strenge, ohne das menschliche<br />

Gefühl zu beleidigen, durchführen; ein Mittel, welches<br />

bey jeder neuen Polizeianstalt unumgänglich notwendig<br />

ist, um das Gebäude gegen alle Widersprüche<br />

verjährter Vorurteile etc. in dauerhafter Form darzustellen<br />

16 .<br />

Im Jahr 1805 ging <strong>Hornthal</strong>s Tätigkeit als Polizeidirektor<br />

etwas überraschend bereits zu Ende. Aufgrund der Missernte<br />

1805 war es in Bamberg zu massiven Preissteigerungen<br />

bei Getreide gekommen. Spekulantentum und<br />

<strong>Hornthal</strong>s Einschreiten dagegen führten am 24. Juli 1805<br />

zu einem mehrtägigen „Getreidekrawall“, im Zuge dessen<br />

zahlreiche Bürger u.a. das große Getreidelager im<br />

Kapuzinerkloster sowie die privaten Getreidedepots und<br />

Geschäfte der vermeintlichen Wucherer zu stürmen versuchten<br />

und <strong>Hornthal</strong> sich genötigt sah, beim Stadtkommandanten<br />

militärische Unterstützung anzufordern.<br />

Zwar gelang es, <strong>von</strong> kleinen Plünderungen abgesehen,<br />

eine Eskalation zu verhindern. Mit seinen restriktiven<br />

Maßnahmen gegen die rapiden Preissteigerungen, die in<br />

Getreidezuteilungen an die hungernde Bevölkerung gipfelten,<br />

zog er allerdings den Unmut zahlreicher Händler<br />

auf sich und rief eine Schar einflussreicher Gegner auf<br />

den Plan, die ihn schließlich aus dem Amt zu drängen<br />

verstanden 17 .<br />

Nach kurzem Karriereknick avancierte er 1806 zum<br />

Obersten Justizrat in Franken, als welcher er die wichtigsten<br />

Prozesse zu leiten hatte, die infolge der Landes- und<br />

Regierungsveränderung zu führen waren. Aufgrund <strong>von</strong><br />

Differenzen mit einem Kollegen wurde er jedoch bereits<br />

im folgenden Jahr in den Ruhestand versetzt, aber kurz<br />

darauf, im Herbst 1807, vom nunmehrigen König Max I.<br />

Joseph mit der Kommission zur Liquidation und Regulierung<br />

des Nürnberger Staatsschuldenwesens betraut 18 .<br />

Innerhalb <strong>von</strong> drei Jahren gelang es ihm, das diffizile<br />

Gebilde aus Staats- und Stadtschulden aufzuschlüsseln<br />

und den Ministerien des Innern und der Finanzen einen<br />

umfassenden Bericht vorzulegen. In Anerkennung seiner<br />

Verdienste bekam <strong>Hornthal</strong> <strong>von</strong> König Maximilian I.<br />

Joseph am 23. April 1815 den erblichen Adel verliehen 19 .<br />

<strong>Hornthal</strong>, inzwischen ein vermögender Mann, zog aufgrund<br />

seines Erfolges mehr und mehr die Missgunst<br />

mancher Bamberger Mitbürger auf sich. Anders als im<br />

Februar 1791 in einer Serie <strong>von</strong> zehn Pasquillen, die<br />

Fürstbischof <strong>von</strong> Erthal als „Judenkönig“ verunglimpften,<br />

richtete sich der Neid nun nicht mehr gegen seinen Ein-<br />

428<br />

fluss am Hof, sondern allein gegen sein unterdessen<br />

angehäuftes stattliches Vermögen. Dem Vorwurf, er habe<br />

sich vor allem bei der Regelung des Schuldenwesens<br />

zahlreicher Adeliger unrechtmäßig bereichert, trat er<br />

1811 und 1812 durch mehrere Gerichtsakten zitierende<br />

Flugschriften entgegen 20 . Großen Rückhalt gab ihm<br />

ohne Zweifel auch sein mittlerweile großer Freundeskreis.<br />

So verkehrte <strong>Hornthal</strong> in den Gesellschaften bei<br />

Adalbert Friedrich Marcus und beim Wein- und Buchhändler<br />

Carl Friedrich Kunz, was auch seine spätere politische<br />

Karriere nicht unwesentlich beförderte.<br />

Erstmals politisch in Erscheinung trat <strong>Hornthal</strong>, als er<br />

gemeinsam mit Marcus und Kunz sowie dem Herausgeber<br />

des „Fränkischen Merkurs“, Friedrich Gottlob Wetzel,<br />

eine Jahresfeier der Völkerschlacht für den 18. und 19.<br />

Oktober 1814 in Bamberg organisierte 21 . Aus jener Zeit<br />

stammen auch seine ersten politischen Schriften. Zahlreiche<br />

Druckschriften und Aufsätze <strong>von</strong> ihm erschienen<br />

in der Folgezeit in preußischen Oppositionsblättern, so<br />

im „Rheinischen Merkur“. Aufsehen erregte z.B. seine<br />

Druckschrift gegen das mit der Demission verbundene,<br />

nach <strong>Hornthal</strong>s Überzeugung widerrechtliche Urteil gegen<br />

den Jenaer Professor und Hofrat Lorenz Oken 22 .<br />

Große Hoffnungen setzte <strong>Hornthal</strong> in die Reformpolitik<br />

der bayerischen Regierung nach dem Sturz Montgelas’.<br />

Die Verabschiedung der Bayerischen Konstitution im<br />

Jahr 1818, die Bayern den Ruf des liberalsten Staates im<br />

Deutschen Bund einbrachte 23 , kommentierte er in Form<br />

einer betont sachlich und konstruktiv konzipierten Flugschrift<br />

unter dem Titel „Zur Kritik der Verfassungsurkunde<br />

des Königreichs Baiern“. Seine dort dargelegten<br />

Reformvorschläge weisen ihn als gemäßigten Liberalen<br />

aus 24 .<br />

Die im Vollzug des bayerischen Gemeindeediktes vom<br />

27. Mai 1818 im Herbst desselben Jahres erfolgte Wahl<br />

brachte ihn in das Amt des Ersten Bürgermeisters <strong>von</strong><br />

Bamberg. Ihm war vor allem an der Ordnung des<br />

Gemeindehaushalts sowie an der Förderung der städtischen<br />

Anstalten und Wohltätigkeitsinstitutionen gelegen<br />

25 . Dass seine Amtszeit nach nur einer Periode endete,<br />

lag zu einem wesentlichen Teil an der Affäre um den<br />

„Wunderheiler“ Alexander <strong>von</strong> Hohenlohe 26 , der durch<br />

seine angeblichen Heilerfolge im Sommer 1821 ganze<br />

Heerscharen <strong>von</strong> Heilung Suchenden nach Bamberg zog.<br />

Der radikale Aufklärer <strong>Hornthal</strong>, religiöser Schwärmerei<br />

abhold und nicht zuletzt in Furcht um die öffentliche<br />

Ordnung, ging mit seinen Magistratskollegen restriktiv<br />

gegen den in weiten Teilen der Bamberger Gesellschaft<br />

durchaus geachteten Kirchenmann vor, scheute nicht einmal<br />

den Konflikt mit den seiner Meinung nach untätigen<br />

übergeordneten Stellen und zwang Hohenlohe schließlich<br />

zur Aufgabe 27 . Diese die Bamberger Bürgerschaft


polarisierende Affäre kostete <strong>Hornthal</strong> bei den Neuwahlen<br />

im Herbst 1821 vermutlich das Bürgermeisteramt, hatte<br />

er sich doch den Unmut zahlreicher Geschäftsleute und<br />

Gastwirte zugezogen, die <strong>von</strong> den Besucherströmen profitiert<br />

hatten 28 .<br />

Ähnlich unglücklich endete seine politische Karriere in<br />

der Zweiten Kammer der Bayerischen Ständeversammlung,<br />

in die er als einer <strong>von</strong> vier Städteabgeordneten des<br />

Obermainkreises ebenfalls 1818 gewählt worden war.<br />

Gemeinsam mit dem Würzburger Staatsrechtslehrer und<br />

Bürgermeister Wilhelm Joseph Behr bestimmte er <strong>von</strong><br />

Anbeginn die Szenerie des noch in den Kinderschuhen<br />

steckenden parlamentarischen Lebens in Bayern und<br />

führte die sich rasch herauskristallisierende liberale<br />

Opposition an, deren Hauptziel es war, durch geschicktes<br />

Taktieren der Zweiten Kammer die Gesetzesinitiative<br />

zuzuführen. Großes Aufsehen erregte <strong>Hornthal</strong> mit seinem<br />

Antrag, das Militär auf die Verfassung vereidigen zu<br />

lassen, womit er ein „Kernproblem des ganzen deutschen<br />

Konstitutionalismus“ anschnitt 29 , nämlich „die Militärhoheit<br />

des Königs“ 30 . Der Ausschuss wollte dieser weitgehenden<br />

Forderung indes nicht folgen, und so kam es<br />

nicht zur Vorlage an die Kammer 31 .<br />

In Folge der „Karlsbader Beschlüsse“, die spätestens seit<br />

Ende 1820 auch in Bayern zu verschärften Zensurmaßnahmen<br />

gegen Oppositionszeitungen führten, änderte<br />

sich das bislang relativ liberale Klima im Bayerischen<br />

Landtag. Mehr und mehr versuchten die Regierenden die<br />

Öffentlichkeitswirksamkeit <strong>von</strong> Männern wie <strong>Hornthal</strong><br />

und Behr zu beschränken. <strong>Hornthal</strong> im Besonderen hatte<br />

sich während des Ersten Landtages wiederholt der Presse<br />

bedient, um seine politischen Forderungen einer breiteren<br />

Öffentlichkeit nahe zu bringen.<br />

Im Landtag selbst wurden ebenfalls Maßnahmen ergriffen,<br />

den Spielraum <strong>von</strong> Querdenkern wie <strong>Hornthal</strong> zu<br />

begrenzen. So gelang es den Konservativen, in den den<br />

Zweiten Landtag vorbereitenden Sitzungen die Zusammensetzung<br />

der Ausschüsse dahingehend zu beeinflussen,<br />

dass die Oppositionellen aus dem Ersten Landtag<br />

<strong>von</strong> ihren vormaligen Hauptbetätigungsfeldern fern gehalten<br />

wurden.<br />

Dennoch verstand es <strong>Hornthal</strong>, abermals durch oppositionelles<br />

Treiben auf sich aufmerksam zu machen,<br />

zunächst, als er sich – letztlich vergebens – für seinen<br />

alten Mitstreiter Wilhelm Joseph Behr einsetzte. Dieser<br />

war nach seiner Wahl zum Bürgermeister <strong>von</strong> Würzburg<br />

<strong>von</strong> der Regierung als Universitätsprofessor in Ruhestand<br />

versetzt worden und hatte damit seinen Sitz als Vertreter<br />

der Würzburger Universität in der Ständeversammlung<br />

verloren 32 .<br />

Einen Teilerfolg erzielte dagegen <strong>Hornthal</strong>s Antrag auf<br />

Einführung der Landräte nach dem Vorbild des Rhein-<br />

kreises, der nach längeren Debatten einstimmig angenommen<br />

wurde. Zur Ausführung kam dieses Statut<br />

freilich erst mit dem bayerischen Landratsgesetz vom 15.<br />

August 1828 33 . <strong>Hornthal</strong> wurde dann auch der erste Präsident<br />

des Landrates des Obermainkreises 34 .<br />

Seine Tätigkeit im Landtag wiederaufzunehmen, war ihm<br />

allerdings nicht vergönnt. Zwar hatte man sich nach dem<br />

Tod König Maximilian Josephs <strong>von</strong> dessen Sohn <strong>Ludwig</strong><br />

nicht ohne Grund ein gemäßigteres Regiment erwartet,<br />

doch fanden auch die folgenden Landtage ganz ohne die<br />

führenden Köpfe der fränkischen liberalen Bewegung<br />

statt. <strong>Hornthal</strong>s Wahl konnte durch geschicktes Taktieren<br />

seiner Gegner schon bei den Urwahlen in Bamberg verhindert<br />

werden. Für die Wahlen zur Ständeversammlung<br />

1830 schöpfte <strong>Hornthal</strong> nochmals kurzzeitig Hoffnung<br />

hinsichtlich einer Rückkehr in dieses Gremium, hatte<br />

doch <strong>Ludwig</strong> I. 1829 bis dahin beargwöhnte Männer wie<br />

ihn, Behr oder Karl Heinrich Ritter <strong>von</strong> Lang in die neu<br />

geschaffenen Landräte einziehen lassen. Tatsächlich gingen<br />

die Wahlen auch ohne gravierende Eingriffe seitens<br />

der Staatsmacht <strong>von</strong>statten. Und so wurde <strong>Hornthal</strong> dann<br />

zusammen mit Ignaz <strong>von</strong> Rudhart als Abgeordneter des<br />

Obermainkreises gewählt. Der Einzug in die Ständeversammlung<br />

freilich wurde dem Bamberger Liberalen<br />

ebenso wie vier weiteren gewählten Gesinnungsfreunden<br />

per Dekret vom 29. Januar 1831 verwehrt. Stürmische<br />

öffentliche Proteste fanden kein Gehör bei den Regierenden<br />

35 . <strong>Hornthal</strong> ließ daraufhin eine ganze Serie <strong>von</strong> Flugschriften<br />

unter dem Gesamttitel „Zum Bayerischen Landtage<br />

1831“ folgen. Diese Flugschriften beinhalten nahezu<br />

den gesamten Kodex liberaler Forderungen im Vormärz,<br />

wie Vereidigung des königlichen Hauses auf die Verfassung,<br />

die Aufhebung der Zensur, die Gleichheit vor dem<br />

Gesetz, die Gleichheit der Besteuerung, die Öffentlichkeit<br />

der Rechtspflege usw. 36 .<br />

Seinen letzten großen Auftritt auf der großen politischen<br />

Bühne hatte <strong>Hornthal</strong> beim Verfassungsfest in Gaibach<br />

1832, dem fränkischen Pendant zum Hambacher Fest.<br />

Berühmtheit erlangte das Gaibacher Fest nicht durch<br />

<strong>Hornthal</strong>s vergleichsweise moderate Rede, sondern<br />

wegen des Auftritts Wilhelm Joseph Behrs, der wegen seiner<br />

anschließenden Verurteilung zu mehrjähriger Haftstrafe<br />

mit seinem Leidensgenossen Johann Gottfried<br />

Eisenmann zu einem der ersten Märtyrer der fränkischen<br />

Einheits- und Freiheitsbewegung wurde.<br />

<strong>Hornthal</strong> blieb dieses Schicksal erspart. Dies dürfte freilich<br />

neben der Tatsache, dass er bereits dreizehn Monate<br />

nach dem Gaibacher Fest, am 27. Juni 1833, starb 37 , ein<br />

wesentlicher Grund dafür sein, warum er im Gegensatz<br />

zu Behr und Eisenmann als Vorkämpfer der liberalen<br />

Idee in Franken schon bald in Vergessenheit geraten ist.<br />

Für seine zeitgenössische Popularität spricht jedoch die<br />

429


Tatsache, dass er mit Behr und Eisenmann zu den 16 Persönlichkeiten<br />

zählt, die auf dem berühmten Erinnerungstuch<br />

zum Hambacher Fest <strong>von</strong> 1832 abgebildet sind 38 .<br />

Anmerkungen<br />

1 Zu ihm vgl. zuletzt ULRICH WIRZ, <strong>Franz</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Hornthal</strong>. In:<br />

Die Einheits- und Freiheitsbewegung und die Revolution <strong>von</strong><br />

1848/1849 in Franken. Kolloquiumsbericht hrsg. vom Haus der<br />

Bayerischen Geschichte. München 1999, S. 80–86. Dort zitiert<br />

sämtliche ältere biographische Literatur zu <strong>Hornthal</strong>.<br />

2 Zu <strong>Franz</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> Erthal vgl. zuletzt Kat. <strong>Franz</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong><br />

Erthal.<br />

3 AEB, Taufmatrikel St. Martin, Bamberg, Bd. 8, fol. 316.<br />

4 Vgl. JAECK, Pantheon, Sp. 487.<br />

5 Vgl. zuletzt WERNER K. BLESSING, Bambergs ferner Nachbar? Die<br />

„protestantische“ Universität Erlangen. In: Kat. Haus der Weisheit,<br />

S. 482. – WERNER ZEISSNER, Fürstbischof <strong>Franz</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong><br />

Erthal und die Universität Bamberg. In: Kat. <strong>Franz</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong><br />

Erthal, S. 219.<br />

6 Vgl. LOTHAR BRAUN, Die juristische Fakultät der Universität Bamberg<br />

(1735–1803). In: Kat. Haus der Weisheit, S. 146f.<br />

7 WIRZ, <strong>Hornthal</strong> (wie Anm. 1), S. 80.<br />

8 Vgl. z.B. StAB, Rep. B 67 V Nr. 27, Prod. 107 und Nr. 28, Prod.<br />

816. Zu Letzterem ist nur der Registereintrag <strong>Hornthal</strong>, Regierungsadvocat,<br />

gebraucht sich einer sehr beisenden Schreibart<br />

erhalten, das zugehörige Protokoll fehlt.<br />

9 JAECK, Pantheon, S. 489. – SCHUSTER, Alt-Bamberg, Bd. VI, S. 514.<br />

– Zu Betz vgl. FRIEDRICH LEITSCHUH, <strong>Franz</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> Erthal,<br />

Fürstbischof <strong>von</strong> Bamberg und Würzburg, Herzog <strong>von</strong> Franken.<br />

Bamberg 1894 S. 214.<br />

10 Solche Fälle schildert ADOLF ECKSTEIN, Geschichte der Juden im<br />

ehemaligen Fürstbistum Bamberg. Bamberg 1898, S. 176f.<br />

11 JAECK, Pantheon, Sp. 491.<br />

12 Zu Johann Peter <strong>von</strong> <strong>Hornthal</strong> vgl. OSKAR KRENZER, <strong>Hornthal</strong>,<br />

Johann Peter <strong>von</strong>, romantischer Dichter, Jurist und Politiker<br />

1794–1864. In: Lebensläufe aus Franken, Bd. 3. Würzburg 1927,<br />

S. 244–277.<br />

13 Da der Bistumsgründer, Kaiser Heinrich II., bis 1004 Herzog <strong>von</strong><br />

Bayern gewesen war, betrachtete man, vor allem <strong>von</strong> Seiten Bayerns,<br />

Bamberg als ursprünglich bayerisch.<br />

14 WIRZ, <strong>Hornthal</strong> (wie Anm. 1), S. 80.<br />

15 Beispiele finden sich bei HANS PROBST, Bamberg hundert Jahre<br />

unter Wittelsbacher Herrschaft. Bamberg 1903, S. 11. – HEINRICH<br />

JOACHIM JAECK, Bamberg’sche Jahrbücher <strong>von</strong> 741–1833. Bamberg<br />

1833, S. 622. – SCHUSTER, Alt-Bamberg, Bd. III. S. 268.<br />

16 JAECK, Pantheon, Sp. 492.<br />

17 Ausführliche Schilderungen der Vorgänge in den Gerichtsakten<br />

StAB, Rep. K 100/II Nr. 6693. – SCHUSTER, Alt-Bamberg, Bd. III, S.<br />

269–271. – JAECK, Jahrbücher (wie Anm. 15), S. 636. – JAECK, Pantheon,<br />

Sp. 493.<br />

18 Vgl. JOHANN PETER VON HORNTHAL, <strong>Franz</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Hornthal</strong>, S.<br />

69f. – JAECK, Pantheon, Sp. 493–495.<br />

19 Vgl. HORNTHAL (wie Anm. 18), S. 69f.<br />

20 Z.B. Abdruck des an das königl. Ober-Appellat.-Gericht zu München<br />

erlassenen Beschwerden- und Nichtigkeitslibells, das <strong>von</strong> Lichtensteinische<br />

Schulden-Arrangement betreffend. Bamberg 1811.<br />

21 <strong>Hornthal</strong> folgte dabei einem Aufruf des Frankfurter Justizrats<br />

und Begründers des „Hoffmannschen Bundes“, Karl Heinrich<br />

Wilhelm Hoffmann. Vgl. WIRZ, <strong>Hornthal</strong> (wie Anm. 1), S. 80.<br />

430<br />

22 FRANZ LUDWIG VON HORNTHAL, Über das großherzoglich Weimarische<br />

Strafurtheil gegen den Hofrath Dr. Oken zu Jena. Bamberg<br />

und Leipzig 1818. – Oken war wegen apologetischer Darstellungen<br />

und Kommentare zu den Ereignissen beim Wartburgfest<br />

bzw. zur Auseinandersetzung zwischen Heinrich Luden und<br />

August <strong>von</strong> Kotzebue, die er in der <strong>von</strong> ihm herausgegebenen<br />

Zeitschrift „Isis“ sowie in Ludens „Nemesis“ veröffentlichte,<br />

schon im Frühjahr 1818 eines der ersten Opfer einer verschärften<br />

Pressepolitik in den Staaten des Deutschen Bundes. Vgl. KARIN<br />

LUYS, Die Anfänge der deutschen Nationalbewegung <strong>von</strong> 1815 bis<br />

1819. Münster 1992, S. 216–218.<br />

23 KARL MÖCKL, Der moderne bayerische Staat. Eine Verfassungsgeschichte<br />

vom aufgeklärten Absolutismus bis zum Ende der<br />

Reformepoche. München 1979 (Dokumente zur Geschichte <strong>von</strong><br />

Staat und Gesellschaft in Bayern 3,1), S. 237.<br />

24 WIRZ, <strong>Hornthal</strong> (wie Anm. 1), S. 81. – FRANZ LUDWIG VON HORN-<br />

THAL, Zur Kritik der Verfassungsurkunde des Königreichs Baiern.<br />

Bamberg 1818, S. 60–63.<br />

25 WIRZ, <strong>Hornthal</strong> (wie Anm. 1), S. 81 und S. 84f. Anm. 23.<br />

26 Dazu ausführlich: STEPHAN VON KOSKULL, Wunderglaube und<br />

Medizin. Die religiösen Heilungsversuche des Fürsten Alexander<br />

<strong>von</strong> Hohenlohe in Franken 1821–1822. Bamberg 1988 (BHVB,<br />

Beiheft 22) und LUDWIG SEBASTIAN, Fürst Alexander <strong>von</strong> Hohenlohe-Schillingsfürst<br />

1794–1849 und seine Gebetsheilungen.<br />

Kempten/München 1918. – Siehe auch SEBASTIAN MERKLE,<br />

Hohenlohe-Waldenburg-Schullingsfürst, Alexander, der Wunderheiler,<br />

Titularbischof <strong>von</strong> Sardika 1794–1849. In: Lebensläufe aus<br />

Franken, Bd. 1. Würzburg 1919, S. 204–213.<br />

27 Zu diesen Vorgängen vgl. auch die eigene Darstellung <strong>von</strong> FRANZ<br />

LUDWIG VON HORNTHAL, Darstellung der Ereignisse bei den vom<br />

Herrn Fürsten <strong>von</strong> Hohenlohe zu Bamberg unternommenen Heil-<br />

Versuche, wie sie sich in Wahrheit zutrugen. Bamberg 1821. –<br />

<strong>Hornthal</strong>s geharnischte Briefe, die er an die Kreisregierung und<br />

z.T. den Dienstweg missachtend direkt an das Ministerium sandte,<br />

in Auszügen wiedergegeben bei KOSKULL (wie Anm. 26), S. 32–34.<br />

28 StadtAB, Rep. C2 Nr. 31873. Gemeindewahlen <strong>von</strong> 1821-1824. – Vgl.<br />

auch SCHUSTER, Alt-Bamberg, Bd. VII, S. 129. – Zu Hohenlohes<br />

Wirkung auf die Bevölkerung vgl. KOSKULL (wie Anm. 26), S. 100.<br />

29 ERNST RUDOLF HUBER, Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd.<br />

1: Reform und Restauration (1789-1830). Stuttgart 1957, S. 362f. Zu<br />

<strong>Hornthal</strong>s Wirken als Abgeordneter der Zweiten Kammer vgl. v.a.<br />

DIRK GÖTSCHMANN, Bayerischer Parlamentarismus im Vormärz. Die<br />

Ständeversammlung des Königreichs Bayern 1819–1848 (Handbuch<br />

der Geschichte des deutschen Parlamentarismus, Bd. 7), Düsseldorf<br />

2002, passim.<br />

30 WOLF DIETER GRUNER, Das bayerische Heer 1825–1864. Eine kritische<br />

Analyse der bewaffneten Macht Bayerns vom Regierungsantritt<br />

<strong>Ludwig</strong>s I. bis zum Vorabend des deutschen Krieges. Boppard<br />

am Rhein 1972, S. 53.<br />

31 Vgl. Verhandlungen der zweyten Kammer der Ständeversammlung<br />

des Königreichs Baiern, Bd. 1. München 1819, S. 326f.; Verhandlungen<br />

der zweyten Kammer... 1819, Bd. 2, S. 165–167. –<br />

LUDWIG GRÖSSER, Der gemäßigte Liberalismus im Bayerischen<br />

Landtag <strong>von</strong> 1819–1848. Augsburg 1929, S. 20. – LOTHAR SACHS,<br />

Entwicklungsgeschichte des Bayerischen Landtags in den ersten<br />

drei Jahrzehnten nach der Verfassungsgebung 1818-1848. Würzburg<br />

1914, S. 35f.<br />

32 Vgl. WIRZ, Liberalismus, S. 36f. sowie MAX DOMARUS, Bürgermeister<br />

Behr. Ein Kämpfer für den Rechtsstaat. Würzburg 3 1985,<br />

S. 104–107.<br />

33 Vgl. ULRICH WIRZ, Vom Landrath im Obermainkreis zum <strong>Bezirk</strong><br />

<strong>Oberfranken</strong>. In: Das Gebäude der Regierung <strong>von</strong> <strong>Oberfranken</strong>.


Geschichte – Räume – Freiräume und Details. Hrsg. <strong>von</strong> HELL-<br />

MUT ALBRECHT. Bayreuth 1998, S. 16f.<br />

34 Ebd., S. 18. Der Generalkommissär und Regierungspräsident des<br />

Obermainkreises <strong>von</strong> Welden bemerkte <strong>Hornthal</strong> gegenüber<br />

dazu Folgendes: Es ist Ihnen bei den letzten Wahlen (1824) sehr<br />

unrecht geschehen, – Sie haben für das Verfassungsmäßige so<br />

vieles geleistet; man hat Sie verdrängt. Ihr edles Streben ist anerkannt,<br />

– Sie werden zum Präsidenten des Landrathes gewählt;<br />

diese Genugthuung gebührt Ihnen, – ich bin darüber erfreut.<br />

Zitiert nach FRANZ LUDWIG VON HORNTHAL, Zum Bayerischen<br />

Landtage 1831. Nürnberg 1831, S. 72.<br />

35 Vgl. WIRZ, <strong>Hornthal</strong> (wie Anm. 1), S. 81f.<br />

36 Alle zusammengefasst abgedruckt bei HORNTHAL (wie Anm. 34)<br />

37 Vgl. AEB, Sterbematrikel der katholischen Pfarrei St. Gangolf in<br />

Bamberg 1806–1840 (Bd. 11). – Längerer Nachruf im Fränkischen<br />

Merkur vom 1. Juli 1833.<br />

38 Abgebildet bei WIRZ, Liberalismus, S. 13. Ausgestellt ist dieses<br />

Tuch in der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der<br />

deutschen Geschichte, Rastatt.<br />

227 Porträt des<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Hornthal</strong><br />

Barbara Krafft<br />

Bamberg, 1822<br />

Öl auf Leinwand<br />

H. 51,0 cm; Br. 78,0 cm<br />

Historisches Museum Bamberg, Inv.-Nr. 1020 Abb.<br />

Lit.: KARL-GEORG PFÄNDTNER. In: Von der Romantik bis zur Gründerzeit.<br />

Bürgerkultur im 19. Jahrhundert in Bamberg. Führer durch die<br />

Sammlung des Historischen Museums Bamberg (Schriften des<br />

Historischen Museums Bamberg, Nr. 37), S. 63. – ULRICH WIRZ, Der<br />

deutsche Liberalismus und seine fränkischen Vorkämpfer – <strong>Franz</strong><br />

<strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Hornthal</strong>, Wilhelm Josef Behr und Johann Georg August<br />

Wirth. In: Die Revolution <strong>von</strong> 1848/49 in Franken. Hrsg. <strong>von</strong> GÜN-<br />

TER DIPPOLD/ULRICH WIRZ. Bayreuth 1998, S. 11–53, bes. S. 21–25.<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Hornthal</strong>, 1760 als Sohn eines Rabbiners<br />

in Hamburg geboren, kam zunächst in die berühmte Talmudschule<br />

nach Fürth. Er studierte dann in Bamberg<br />

Rechtswissenschaft, Mathematik und Philosophie, wobei<br />

er sich besonders für die dort gelehrten aufklärerischen<br />

Ideen und Kant interessierte. Er erhielt wegen seiner<br />

Begabung bald spezielle Förderung durch den Fürstbischof<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> Erthal (1730–1795), der zusammen<br />

mit dem Domkapitular Horneck <strong>von</strong> Weinheim auch<br />

Pate stand, als <strong>Hornthal</strong> im Jahr 1779 zum katholischen<br />

Glauben übertrat. Deshalb erhielt er seinen christlichen<br />

Vornamen nach dem des Fürstbischofs, während sich<br />

sein Nachname aus den Nachnamen der beiden Paten<br />

zusammensetzte. Nach dem Studium lehnte er die akademische<br />

Laufbahn ab und wurde Anwalt, mit dem Ziel,<br />

ein höheres Staatsamt zu übernehmen. Nach der Säkularisation<br />

wurde <strong>Hornthal</strong> Landeskommissär <strong>von</strong> Kronach<br />

und war hauptsächlich mit der Mediatisierung der<br />

Reichsritterschaften betraut. Gleichzeitig war er in Bamberg<br />

in der 1804 neu gegründeten Polizeidirektion erster<br />

Polizeydirektor. Wegen seiner drastischen Maßnahmen<br />

musste er <strong>von</strong> letzterem Posten jedoch schon 1805<br />

zurücktreten. 1806 wurde er dann oberster Justizrat in<br />

Franken und französischer Generalkommissär. Für seine<br />

Verdienste wurde er 1815 vom König geadelt. Ab 1813<br />

engagierte er sich gegen die französische Vorherrschaft<br />

in Bayern. Als Erster Bürgermeister <strong>von</strong> Bamberg (ab<br />

1818) setzte er sich unter anderem für die Verbesserung der<br />

Infrastruktur ein. Als Abgeordneter der Ständeversammlung<br />

war er mehr als unbequem und führte die liberale<br />

Opposition an, weswegen er in der Folgezeit als unliebsame<br />

Stimme politisch stark eingeschränkt wurde. 1832<br />

hielt <strong>Hornthal</strong> beim Gaibacher Verfassungsfest seine letzte<br />

wichtige Rede. Ihn deshalb als Wegbereiter der Revolution<br />

<strong>von</strong> 1848 zu sehen, ist übertrieben, jedoch war er<br />

ohne Zweifel einer der wichtigsten fränkischen Liberalen.<br />

Am 27. Juni 1833 starb er in Bamberg.<br />

Das Porträt <strong>von</strong> Barbara Krafft (1764–1825), bei der sich<br />

ab 1821 fast alle wichtigen Persönlichkeiten in Bamberg<br />

malen ließen, entstand 1822 und zeigt einen freundlichen,<br />

offenen Gesichtsausdruck. Das nicht näher definierbare<br />

Buch in seiner rechten Hand, das auch auf dem <strong>von</strong><br />

Nordheim gestochenen Stahlstich erscheint, war ihm<br />

offenbar ein wichtiges Attribut. Als Pendant gibt es <strong>von</strong><br />

derselben Malerin im Historischen Museum Bamberg<br />

auch ein Bildnis seiner zweiten Frau Philippine. R.H.<br />

431


Kat.-Nr. 227<br />

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