11.11.2013 Aufrufe

Öl abbauende Bakterien in X-OIL TEX Matten - TU Bergakademie ...

Öl abbauende Bakterien in X-OIL TEX Matten - TU Bergakademie ...

Öl abbauende Bakterien in X-OIL TEX Matten - TU Bergakademie ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Versuche zur Anreicherung und Isolierung <strong>Öl</strong>-<strong>abbauende</strong>r Sporenbildner<br />

zum E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>Öl</strong> aufsaugenden <strong>Matten</strong> (X-<strong>OIL</strong> ® <strong>TEX</strong>)<br />

C<strong>in</strong>dy Seifert<br />

<strong>TU</strong> <strong>Bergakademie</strong> Freiberg<br />

Abstract<br />

X-<strong>OIL</strong> ® <strong>TEX</strong> is an oil absorb<strong>in</strong>g material that consists of recycled leather granules with a textile cover.<br />

To optimize the useful life of the mats they should be implied with oil-degrad<strong>in</strong>g microorganisms.<br />

Some former <strong>in</strong>vestigations had been done, but just with negative results. In this work a preloaded soil<br />

was used to enrich microorganisms with first, the ability to degrade lubricat<strong>in</strong>g oil and second to build<br />

spores. For select<strong>in</strong>g such microorganisms a m<strong>in</strong>imum medium was used, that doesn’t conta<strong>in</strong> an other<br />

carbon source apart from the admitted oil. To select the spore form<strong>in</strong>g organisms the enrichment<br />

cultures was pasteurised at 80°C. It was able to show that the preloaded soil from the soil clean-up<br />

plant (Bauer & Mourik, Roßwe<strong>in</strong>) conta<strong>in</strong>s oil degrad<strong>in</strong>g organisms. It was also possible to enrich oil<br />

degrad<strong>in</strong>g and heat-resistant microorganisms <strong>in</strong> liquid media but it was not successful on oil<br />

conta<strong>in</strong><strong>in</strong>g agar.<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Die Firma PMG Spezitex Chemnitz vertreibt unter der Bezeichnung X-<strong>OIL</strong> ® <strong>TEX</strong> bioaktive<br />

<strong>Öl</strong>b<strong>in</strong>dematten <strong>in</strong> textiler Umhüllung. Es handelt sich hierbei um <strong>Öl</strong>b<strong>in</strong>dematten mit e<strong>in</strong>er Füllung aus<br />

recyceltem Ledergranulat und e<strong>in</strong>er Ummantelung aus Polypropylen. Die <strong>Öl</strong>b<strong>in</strong>dematten s<strong>in</strong>d überall<br />

dort e<strong>in</strong>setzbar, wo durch regelmäßige Tropfverluste und Leckagen von M<strong>in</strong>eralölen e<strong>in</strong>e<br />

Verschmutzung des Bodens vermieden werden muss.<br />

Die Firma wirbt damit, das dass recycelte Ledergranulat mit öl<strong>abbauende</strong>n Mikroorganismen<br />

impliziert ist, welche dazu <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, das aufgenommene <strong>Öl</strong> zu verwerten, die Verwendungszeit<br />

der <strong>Matten</strong> zu verlängern und e<strong>in</strong>e Wiederverwendbarkeit ermöglichen. Herkömmliche <strong>Öl</strong>b<strong>in</strong>demittel<br />

(meist gezielt konstruierte synthetische Faserstoffe) werden nach dem Vollsaugen auf konventionelle<br />

Weise (unterschiedlich je nach E<strong>in</strong>satzzweck) mit der Endstufe Verbrennung entsorgt. Der Wirtschaft<br />

stehen ebenfalls Re<strong>in</strong>igungsmittel zur Verfügung, durch die biologisch abbaubare Tenside mit<br />

<strong>Bakterien</strong> komb<strong>in</strong>iert werden, die sowohl die Emulsion von <strong>Öl</strong> als auch den Abbau verschiedener<br />

<strong>Öl</strong>bestandteile ermöglichen sollen. Durch den E<strong>in</strong>satz von Recycl<strong>in</strong>gmaterial und die Komb<strong>in</strong>ation mit<br />

Mikroorganismen soll e<strong>in</strong>e Optimierung und Mehrfachnutzung der <strong>Öl</strong>b<strong>in</strong>der erreicht werden. [1]


Die Bed<strong>in</strong>gungen, unter denen die Mikroorganismen im H<strong>in</strong>blick auf den <strong>Öl</strong>abbau aktiv s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d<br />

bisher noch nicht befriedigend geklärt. Durch den Fachbereich Textil- und Ledertechnik der<br />

Westsächsischen Hochschule Zwickau (FH) wurde bereits e<strong>in</strong> <strong>Öl</strong>abbautest durchgeführt [1]. Sie<br />

verwendeten <strong>Matten</strong> die zuvor mit öl<strong>abbauende</strong>n Mikroorganismen von der Firma<br />

ASA-Spezialenzyme GmbH besprüht worden waren. Über die Art der Mikroorganismen war nichts<br />

bekannt. Die <strong>Matten</strong> mit den Lösungen waren bereits 3 Monate gelagert. Der Test erfolgte über die<br />

tägliche Wägung der zu 50% mit <strong>Öl</strong> vollgesaugten und besprühten <strong>Matten</strong> über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 4<br />

Wochen. Es konnte ke<strong>in</strong> Abbau nachgewiesen werden.<br />

Da die trockene Lagerung der <strong>Matten</strong> nicht mit den Wachstums- und den Überlebensbed<strong>in</strong>gungen der<br />

meisten <strong>Bakterien</strong> vere<strong>in</strong>bar ist, bestand das Ziel der vorliegenden Arbeit dar<strong>in</strong> öl<strong>abbauende</strong><br />

Mikroorganismen aus bereits mit M<strong>in</strong>eralöl kontam<strong>in</strong>iertem Boden anzureichern und zu isolieren,<br />

welche Überdauerungsformen bilden oder auf andere Weise trockenresistent s<strong>in</strong>d, damit die<br />

biologische Aktivität der <strong>Matten</strong> auch über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum sichergestellt werden kann. Von<br />

den Zugesetzten <strong>Bakterien</strong> darf dabei ke<strong>in</strong>e Gesundheitsgefährdung ausgehen.<br />

Beide Fähigkeiten, sowohl der Abbau von <strong>Öl</strong> (-komponenten) als auch die Bildung von Sporen, s<strong>in</strong>d<br />

ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit für Mikroorganismen, kommen jedoch <strong>in</strong> der Natur häufig vor und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

der Literatur h<strong>in</strong>reichend beschrieben. Bei der Literaturrecherche konnten jedoch ke<strong>in</strong>e<br />

Mikroorganismen Stämme gefunden werden die beide Fähigkeiten <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation aufweisen. Durch<br />

selektive Anreicherungsversuche sollte es jedoch möglich se<strong>in</strong> Mikroorganismen zu f<strong>in</strong>den die dazu <strong>in</strong><br />

der Lage s<strong>in</strong>d.<br />

2. Material und Methoden<br />

Boden<br />

Der für die Anreicherungsversuche verwendete Boden stammt ursprünglich aus dem Glaswerk Pirna<br />

vom Gelände der Gasanstalt. Am 10.11.2004 wurde e<strong>in</strong>e Probe aus dem Bodensanierungswerk der<br />

Firma Bauer und Maurik Umwelttechnik GmbH (Anlage Hirschfeld) entnommen. E<strong>in</strong>e Analyse<br />

(Durchführung: Umweltanalytik Dr. Rietzler & Kunze, Freiberg) ergab e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>eralölgehalt von<br />

2500 mg/kg (Diesel-/Schmierölgemisch).<br />

E<strong>in</strong>e zweite Bodenprobe (aus Rositz vom 22.11.2001) stammte von Nicole Popp, der Boden war<br />

tiefgefroren bei – 80°C.


<strong>Öl</strong><br />

Bei dem für die Anreicherungsversuche verwendeten <strong>Öl</strong> handelt es sich um e<strong>in</strong> handelsübliches<br />

Motorenöl mit der Bezeichnung: BayWa M<strong>in</strong>eralöle, HDC 1540, HD-Motorenöl, SAE 15 W-40.<br />

Flüssigmedium<br />

Zusammensetzung des M<strong>in</strong>imalmediums (MM): dest. Wasser, 0,2-fach PP-Puffer, 0,2-fach Salzlösung<br />

(Sl 50). Das Medium für die Ansätze <strong>in</strong> den OxiTop ® -Flaschen enthielt außerdem noch 10 mM CaCl 2 .<br />

Die Salzlösung wurde nach dem autoklavieren des Mediums steril zugegeben.<br />

Agar-Platten<br />

Der M<strong>in</strong>eralsalz-Agar enthielt 15g/l Agar-Agar, 10 ml/l PP-Puffer (20-fach), 400 µl/l Salzlösung (50-<br />

fach), 200 µl/l <strong>Öl</strong> (autoklaviert) und dest. Wasser. Die Salzlösung und das <strong>Öl</strong> wurden nach dem<br />

autoklavieren zugegeben. Um das <strong>Öl</strong> zu verteilen wurde das Medium auf der Heizplatte unter<br />

ständigem rühren nochmals aufgekocht.<br />

Lösemittelplatten<br />

Herstellen e<strong>in</strong>er 2%-igen <strong>Öl</strong>lösung <strong>in</strong> Aceton/Hexan (1:1 v/v) nach den Angaben von Heitkamp et. al<br />

[4] und anschließendes ausplattieren von 200 µl auf die schon vorhandenen Platten (MM, MM + <strong>Öl</strong>).<br />

Damit das Lösungsmittel (mögliche C-Quelle) verdampfen kann wurden die Platten für 3 Tage bei<br />

Raumtemperatur aufbewahrt.<br />

Mikroskopie<br />

Phasenkontrastmikroskopie mit 400-facher Vergrößerung (40-fach Objektiv CP-Archromat)<br />

OxiTop ® -System<br />

Die Untersuchung der autochthonen Mikroorganismen auf ihre Fähigkeit, das verwendete <strong>Öl</strong><br />

abzubauen, wurde über die Sauerstoffzehrung mit dem OxiTop ® -Meßsystem durchgeführt.<br />

Beim aeroben Abbau f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Umsetzung des organischen Kohlenstoffs mit O 2 zu CO 2 statt. Die<br />

spezifischen Eigenschaften der Gase erlauben deren Untersuchung mit verhältnismäßig e<strong>in</strong>fachen<br />

Mitteln. So führen Verbrauch und Bildung gasförmiger Reaktionspartner zu Druckänderungen die<br />

mittels Manometer (z.B. Warburg-Gerät) oder mit Drucksensoren (OxiTop ® -System) gemessen<br />

werden können.<br />

Beim respirometrischen Verfahren beziehen die Mikroorganismen <strong>in</strong> der Probe ihren Sauerstoff aus<br />

dem gelöst Sauerstoff und aus dem e<strong>in</strong>geschlossenen Luftvorrat über der Probe. Die Bestimmung der<br />

Sauerstoffzehrung mit dem OxiTop ® -System beruht auf e<strong>in</strong>er Druckänderung <strong>in</strong> der gasdicht


verschlossenen Messflasche. Die Umwandlung von Druckwerten <strong>in</strong> elektrische Signale <strong>in</strong> den<br />

Sensoren beruht auf dem piezoelektrischen Effekt.<br />

Das System besteht aus der Probenflasche mit e<strong>in</strong>em def<strong>in</strong>ierten Volumen, sowie dem<br />

OxiTop ® -Messkopf, e<strong>in</strong>em Köcher mit CO 2 -Absorber (hier: NaOH-Plätzchen) und e<strong>in</strong>em<br />

Magnetrührstab. Der von den Mikroorganismen benötigte Sauerstoff wird <strong>in</strong> der gerührten Flasche aus<br />

dem Luftraum ständig nachgeliefert. Das beim Abbau gebildete CO 2 wird <strong>in</strong> den Luftraum abgegeben<br />

und an den NaOH-Plätzchen im Köcher absorbiert. Der Druck <strong>in</strong> der Messflasche s<strong>in</strong>kt durch die<br />

Abnahme der O 2 -Menge. Die vom Sensor erfasste Druckm<strong>in</strong>derung ist e<strong>in</strong> Maß für den O 2 -Verbrauch<br />

<strong>in</strong> der Probe. [5]<br />

Jeweils 100 ml M<strong>in</strong>imalmedium und 8g (Rositz) bzw. 10g (Pirna) Boden wurden <strong>in</strong> 8 braune<br />

OxiTop ® -Flaschen gegeben. Die Hälfte der Ansätze wurde 20 M<strong>in</strong>uten lang bei 80°C im Wasserbad<br />

pasteurisiert. Anschließend erfolgte die Zugabe von 50 µl <strong>Öl</strong>, wobei den negativ Kontrollen ke<strong>in</strong> <strong>Öl</strong><br />

zugegeben wurde. Die Inkubation erfolgte 40 Tage lang im OxiTop-Schrank bei 20°C. Nach 5; 12 und<br />

26 Tagen wurden die OxiTop ® -Flaschen mit dem nicht pasteurisierten Boden aus Rositz neu belüftet.<br />

Die Flaschen mit dem nicht pasteurisierten Boden aus Pirna wurden nur 1-mal (nach 5 Tagen) neu<br />

belüftet. Am 13 Tag erfolgte e<strong>in</strong>e Probenahme (20 ml) aus der Flasche mit dem nicht pasteurisierten<br />

Boden aus Pirna (mit <strong>Öl</strong>). Die Probe wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Schikanenkolben überführt und 5 M<strong>in</strong>uten bei<br />

80°C pasteurisiert. Nach der Zugabe von 20 µl <strong>Öl</strong> erfolgte die Inkubation bei 30°C im Schüttler.<br />

Bei den pasteurisierten Ansätzen war die Sauerstoffzehrung so ger<strong>in</strong>g das ke<strong>in</strong> Belüften notwendig<br />

war. Nach der Laufzeit von 40 Tagen erfolgte die Animpfung von 19 ml M<strong>in</strong>imalmedium mit 1 ml<br />

Probenüberstand aus den OxiTop ® -Flaschen mit dem Boden aus Pirna. Jeweils 1 Ansatz wurde bei<br />

80°C für 5 M<strong>in</strong>uten pasteurisiert, e<strong>in</strong> zweiter nicht. Die Zugabe des <strong>Öl</strong>s erfolgte danach.<br />

Flüssiganreicherungen<br />

Parallel zu den Respirationsversuchen <strong>in</strong> den OxiTop ® -Flaschen, wurden Flüssiganreicherungen im<br />

Schikanenkolben durchgeführt. Dazu wurden zunächst, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Becherglas, 30g der Bodenprobe<br />

Pirna <strong>in</strong> 300 ml PP-Puffer (0,2-fach) suspendiert und 10 M<strong>in</strong>uten im Ultraschallbad behandelt. Nach<br />

dem abfiltrieren durch e<strong>in</strong>en Papierfilter erfolgte die Zugabe von 1,2 ml Salzlösung (50-fach). Da die<br />

Lösung noch sehr trüb war erfolgte e<strong>in</strong>e Zentrifugation des Ansatzes bei 100 g für 30 m<strong>in</strong>. Der<br />

Überstand wurde nochmals gefiltert und anschließend 2 mal 30 M<strong>in</strong>uten bei 500 g abzentrifugiert, was<br />

jedoch nicht zur gewünschten Klärung der Lösung führte. Da durch e<strong>in</strong>e Erhöhung der<br />

Zentrifugationsgeschw<strong>in</strong>digkeit die Gefahr bestanden hätte das auch die Mikroorganismen aus der<br />

Lösung abzentrifugiert werden, wurde der bräunlich trübe Überstand ohne weitere Behandlung<br />

verwendet. Je 20 ml des Überstandes wurden <strong>in</strong> 100 ml Schikanenkolben pipettiert. 2 Ansätze wurden<br />

10 m<strong>in</strong> bei 80°C im Wasserbad pasteurisiert. Im Anschluss daran wurden zu e<strong>in</strong>em dieser Ansätze


sowie zu e<strong>in</strong>em nichtpasteurisierten Ansatz 20 µl <strong>Öl</strong> pipettiert. Beim 5. Ansatz erfolgte die Zugabe<br />

von 20 µl Hexadekan (C 16 H 34 ), als evtl. leichter verwertbares Substrat. Nach e<strong>in</strong>er Inkubationszeit von<br />

3 Wochen wurde jeweils 2 mal 1 ml (aus den Ansätzen mit <strong>Öl</strong>) <strong>in</strong> 19 ml frisches M<strong>in</strong>imalmedium<br />

überimpft. Zu e<strong>in</strong>em der beiden Ansätze wurden 20 µl <strong>Öl</strong> zugegeben, der andere diente als negativ<br />

Kontrolle. Ob e<strong>in</strong> Wachstum der Mikroorganismen stattf<strong>in</strong>det wurde über die Trübung des Mediums<br />

geprüft.<br />

In der Folgezeit wurden die Ansätze, <strong>in</strong> denen sich Mikroorganismen vermehrt hatten, mehrfach<br />

überimpft und pasteurisiert.<br />

Um festzustellen ob die Trübung des Mediums nur durch e<strong>in</strong>e Emulgierung des <strong>Öl</strong>s zustande kommt<br />

wurden 20 ml M<strong>in</strong>imalmedium mit 20 µl <strong>Öl</strong> versetzt und unter denselben Bed<strong>in</strong>gungen, wie die<br />

anderen Ansätze, <strong>in</strong>kubiert.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n aller Anreicherungsversuche wurde nicht steril gearbeitet, da das Ziel lediglich dar<strong>in</strong><br />

Bestand <strong>Öl</strong> <strong>abbauende</strong> und Sporen bildende Mikroorganismen zu f<strong>in</strong>den, d.h. es war nicht zw<strong>in</strong>gend<br />

notwendig das die dazu fähigen Mikroorganismen aus e<strong>in</strong>er der beiden Bodenproben stammen<br />

müssen.<br />

Isolierung<br />

Um Re<strong>in</strong>kulturen zu erhalten wurde e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil der Kultur 10 - ² <strong>in</strong> 0,9 %-iger Sal<strong>in</strong>e verdünnt und<br />

davon 100 µl auf <strong>Öl</strong> haltigen Agar-Platten ausplattiert.<br />

Die erhaltenen Kolonien wurden entweder mit der 3-Strichmethode vere<strong>in</strong>zelt oder <strong>in</strong> Sal<strong>in</strong>e<br />

suspendiert und anschließend erneut ausplattiert.<br />

3. Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Auswertung der Druckänderung ergab die <strong>in</strong> Abbildung 1 und 2 dargestellten Kurven. Bei der<br />

Bodenprobe aus Rositz (Abb.1) ist der Sauerstoffverbrauch (Druckabnahme) bei den beiden Ansätzen<br />

mit <strong>Öl</strong> viel ger<strong>in</strong>ger als bei den Ansätzen ohne <strong>Öl</strong>. Was darauf schließen lässt, dass das zugegebene<br />

Motorenöl den Metabolismus der vorhandenen Mikroorganismen nachteilig bee<strong>in</strong>flusst. In den<br />

beobachteten 4 Wochen konnte auch ke<strong>in</strong>e Adaption an das neue Substrat beobachtet werden. Der<br />

stärkere Sauerstoffverbrauch bei den nicht pasteurisierten Ansätzen ist auf die höhere Anzahl an<br />

Mikroorganismen zurückzuführen, da durch das pasteurisieren der anderen Ansätze nur der Anteil an<br />

hitzeresistenten Mikroorganismen überlebt hat. Bei den Ansätzen mit dem Boden aus Pirna ist der<br />

gegenteilige Fall zu beobachten (Abb.2), hier ist der Sauerstoffverbrauch (Druckabnahme) <strong>in</strong> den<br />

Ansätzen mit <strong>Öl</strong> höher. Dadurch ist zu vermuten, das Mikroorganismen vorhanden s<strong>in</strong>d, die zusätzlich<br />

zu den im Boden enthaltenen Substraten auch Bestandteile des Motorenöls für ihren Stoffwechsel<br />

verwerten können.


0<br />

-50<br />

0<br />

10000<br />

20000<br />

30000<br />

40000<br />

50000<br />

60000<br />

-100<br />

-150<br />

Druck <strong>in</strong> hPa<br />

-200<br />

-250<br />

-300<br />

-350<br />

-400<br />

-450<br />

-500<br />

Zeit <strong>in</strong> m<strong>in</strong><br />

pasteurisiert, ohne <strong>Öl</strong><br />

nicht pasteurisiert, ohne <strong>Öl</strong><br />

pasteurisiert, mit <strong>Öl</strong><br />

nicht pasteurisiert, mit <strong>Öl</strong><br />

Abb.: 1 Druckabnahme <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Zeit, bei der Bodenprobe aus Rositz<br />

-10<br />

-30<br />

0<br />

10000<br />

20000<br />

30000<br />

40000<br />

50000<br />

60000<br />

-50<br />

Druck <strong>in</strong> hPa<br />

-70<br />

-90<br />

-110<br />

-130<br />

-150<br />

-170<br />

Zeit <strong>in</strong> m<strong>in</strong><br />

pasteurisiert, ohne <strong>Öl</strong><br />

nicht pasteurisiert, ohne <strong>Öl</strong><br />

pasteurisiert, mit <strong>Öl</strong><br />

pasteurisiert, mit <strong>Öl</strong><br />

Abb.: 2 Druckänderung <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Zeit, bei der Bodenprobe aus Pirna<br />

Bei den Anreicherungen <strong>in</strong> Flüssigkultur konnte e<strong>in</strong>e deutliche Trübung der Ansätze mit <strong>Öl</strong><br />

beobachtet werden. Die Ansätze ohne <strong>Öl</strong>zugabe (negativ Kontrolle) zeigten wie vermutet ke<strong>in</strong>e<br />

Trübung. Die Zugabe von Hexadekan, anstatt Motorenöl, bewirkte nur e<strong>in</strong>e leichte Trübung des<br />

Flüssigmediums, was darauf h<strong>in</strong> deutet, dass das Hexadekan für die Mikroorganismen ke<strong>in</strong> leichter zu<br />

verwertendes Substrat darstellt.


Ebenfalls positive Ergebnisse lieferten die Anreicherungen aus der OxiTop ® -Flasche mit dem Boden<br />

aus Pirna (mit <strong>Öl</strong>, nicht pasteurisiert). Die Anreicherung aus der zweiten OxiTop ® -Flasche mit dem<br />

Boden aus Pirna (mit <strong>Öl</strong>, pasteurisiert) lieferte dagegen negative Ergebnisse, hier konnte ke<strong>in</strong>e<br />

Trübung der Flüssigkulturen beobachtet werden. Betrachtet man den Verlauf der beiden oberen<br />

Kurven <strong>in</strong> Abbildung 2, so ist nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Differenz zwischen den beiden Kurvenverläufen zu<br />

erkennen. Die Gesamtdruckänderung <strong>in</strong>nerhalb der 40-tägigen Laufzeit beläuft sich nur auf 9 hPa im<br />

Ansatz ohne <strong>Öl</strong> bzw. 13 hPa im Ansatz mit <strong>Öl</strong>, dies deutete schon darauf h<strong>in</strong> das nur sehr wenige<br />

stoffwechselaktive Mikroorganismen enthalten waren.<br />

Auf den Agar-Platten waren grundsätzlich 2 verschiedene Kolonieformen zu erkennen, zum e<strong>in</strong>en<br />

runde, weiße Kolonien mit glattem Rand und zum anderen weiße, wurzelförmig verzweigte Kolonien<br />

(Abb. 3). Die runden Kolonien waren auf den meisten Platten zu f<strong>in</strong>den, die wurzelförmigen kamen<br />

nur auf e<strong>in</strong>er Platte vor. Sie stammen aus dem Ansatz mit Boden aus Pirna, der gleich zu Beg<strong>in</strong>n der<br />

Anreicherung pasteurisiert wurde und nach dem überimpfen <strong>in</strong> frisches Medium e<strong>in</strong> zweites mal<br />

pasteurisiert wurde. Es ist jedoch anzumerken, das beim mikroskopieren des ersten Ansatzes ke<strong>in</strong>e<br />

Mikroorganismen erkannt werden konnten. Da zu Versuchsbeg<strong>in</strong>n mit unsterilem <strong>Öl</strong> gearbeitet wurde<br />

ist es möglich das die angereicherten Mikroorganismen direkt aus dem <strong>Öl</strong> und nicht aus der<br />

Bodenprobe stammten.<br />

Abb.: 3 Aufnahme der wurzelförmig verzweigten Kolonien auf MM + <strong>Öl</strong> Agar<br />

Bei dem Versuch die Kolonien zu vere<strong>in</strong>zeln, wurde festgestellt das die Mikroorganismen sowohl auf<br />

den Platten mit <strong>Öl</strong> als auch auf den Platten ohne <strong>Öl</strong> gleichgut wachsen. Es wurde deshalb vermutet das<br />

sich das <strong>Öl</strong> schlecht im Medium verteilt und so für die Mikroorganismen nicht nutzbar ist. Daher<br />

wurde versucht das <strong>Öl</strong> mit Hilfe e<strong>in</strong>es Lösungsmittels auf den Platten zu verteilen. Doch auch dieser<br />

Versuch scheiterte. Auf den so behandelten Agar Platten s<strong>in</strong>d erst nach gut 2 Wochen sehr kle<strong>in</strong>e<br />

Kolonien zu erkennen gewesen, was vermuten lässt, das nicht verdampfte Lösemittelreste das<br />

Wachstum der <strong>Bakterien</strong> hemmen. Man kann aber davon ausgehen das sich die Mikroorganismen


nicht bzw. nicht ausschließlich von Bestandteilen des Agars ernähren, da <strong>in</strong> den Flüssiganreicherungen<br />

mit M<strong>in</strong>imalmedium ohne <strong>Öl</strong> ke<strong>in</strong> Wachstum beobachtet werden konnte.<br />

E<strong>in</strong> mögliche Ursache für das ger<strong>in</strong>ge Wachstum der Mikroorganismen, auf Platten mit und ohne <strong>Öl</strong>,<br />

könnte dar<strong>in</strong> zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong>, das die ausplattierte Lösung aus den Flüssigkulturen mit <strong>Öl</strong> stammt und<br />

somit etwas <strong>Öl</strong> mit ausplattiert worden ist.<br />

Auf Grund der durchgeführten Experimente kann man davon ausgehen, dass die vorhandenen<br />

Flüssigkulturen Mikroorganismen enthalten die zum e<strong>in</strong>en dazu <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d Bestandteile des<br />

Motorenöls als Energie- und Kohlenstoffquelle zu nutzen und zum anderen hitzeresistente<br />

Dauerformen bilden. Da das verwendete M<strong>in</strong>imalmedium ke<strong>in</strong>e Kohlenstoffquelle enthielt, müssen<br />

die dar<strong>in</strong> wachsenden Mikroorganismen zwangsläufig Bestandteile des zugegebenen Motorenöls als<br />

Kohlenstoffquelle nutzen. Die vorhandenen Kulturen s<strong>in</strong>d mehrfach im Wechsel pasteurisiert und<br />

überimpft worden, wobei die neuen Flüssigkulturen immer wieder angewachsen s<strong>in</strong>d.<br />

4. Ausblick<br />

Da die <strong>Bakterien</strong> nicht erfolgreich auf den <strong>Öl</strong> haltigen Platten kultiviert werden konnten, soll als<br />

nächster Schritt die Isolierung von E<strong>in</strong>zelkolonien auf 0,1-fach NB (nutrient broth) oder LB Platten<br />

erfolgen. Die auf diesen nicht selektiven Platten wachsenden E<strong>in</strong>zelkolonien sollen anschließend auf<br />

aktiven <strong>Öl</strong>abbau und Hitzeresistenz geprüft werden <strong>in</strong>dem sie wieder <strong>in</strong> (selektivem) M<strong>in</strong>imalmedium<br />

angezogen und pasteurisiert werden. Die Überprüfung der Fähigkeit zum <strong>Öl</strong>abbau kann dabei wieder<br />

über die Trübung des Mediums oder über die Sauerstoffzehrung <strong>in</strong> den OxiTop ® -Flaschen erfolgen.<br />

Die so erhaltenen Re<strong>in</strong>kulturen sollen dann mit Hilfe der PCR (Polymerase cha<strong>in</strong> reaction) und<br />

anschließender Sequenzierung identifiziert werden. Für die Identifizierung werden die erhaltenen<br />

Sequenzen mit e<strong>in</strong>er Datenbank verglichen. Für den Fall das sich unter den isolierten Stämmen<br />

pathogene bef<strong>in</strong>den, können diese nicht für den E<strong>in</strong>satz auf X-<strong>OIL</strong>-<strong>TEX</strong> ® -<strong>Matten</strong> <strong>in</strong> Betracht gezogen<br />

werden. Ob die isolierten und somit potentiell geeigneten Mikroorganismen auch unter realen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen dazu <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d das <strong>Öl</strong> zu verwerten, müsste ebenfalls noch <strong>in</strong> weiteren<br />

Untersuchungen geprüft werden.<br />

weitere mögliche Lösungsansätze<br />

Bei allen vorangegangenen Untersuchungen wurde das Hauptaugenmerk auf die Isolierung von<br />

<strong>Bakterien</strong> gelegt. E<strong>in</strong> möglicher E<strong>in</strong>satz von Pilzen wurde bisher noch nicht <strong>in</strong> Betracht gezogen. In<br />

der Literatur s<strong>in</strong>d verschiedene Pilzarten beschrieben die <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d Kohlenwasserstoffe zu<br />

verwerten, z.B. der Weißfäulepilz Phanerochaete chrysosporium. [2,3]


P. chrysosporium ist e<strong>in</strong> sehr effektiver Lign<strong>in</strong>abbauer dessen unspezifisches Enzymsystem darüber<br />

h<strong>in</strong>aus auch <strong>in</strong> der Lage ist e<strong>in</strong>e Reihe von toxischen und kanzerogenen Substanzen, mit ähnlichen<br />

Substrukturen wie die des Lign<strong>in</strong>s, zu spalten (z.B. Polyzyklische aromatische Kohlenstoffe (PAK),<br />

Benzo(a)pyrene, Diox<strong>in</strong>e, Furane, Polychlorierte Biphenyle (PCB), Anil<strong>in</strong>e).<br />

Abb.: 4 Phanerochaete chrysosporium, hymenium and basidia, CBS 316.75. a. hymenium with cystidia, 500 x ;<br />

b. branch<strong>in</strong>g pattern of basidiogenous hypha, 1100 x ; c. lateral basidium, 2000 x ; d-e. basidia with more than<br />

four sterigmata; d. 2800 x ; e. 3500 x ; f. basidium with six spores, matur<strong>in</strong>g <strong>in</strong> two groups of three, 2500 x .<br />

5. Literaturverzeichnis<br />

[1] Anders / Heßberg; Bericht gemäß Vere<strong>in</strong>barung zw. dem<br />

Sächsischen Textilforschungs<strong>in</strong>stitut Chemnitz e.V. und der Fachbereich Textil- und<br />

Ledertechnik der Westsächsischen Hochschule Zwickau (FH) vom 02.08.2003<br />

[2] Brodkorb / Legge; “Enhanced biodegradation of phenanthrene <strong>in</strong> oil tar-contam<strong>in</strong>ated<br />

soils supplemented with Phanerochaete chrysosporium”; AEM 1992, Vol. 58, No. 9,<br />

p. 3117-3121<br />

[3] Bumpus; “Biodegradation of polycyclic aromatic hydrocarbons by Phanerochaete<br />

chrysosporium”; AEM 1989, Vol. 55, No. 1, p. 154-158<br />

[4] Heitkamp, Frankl<strong>in</strong>, Cerniglia "Microbial metabolism of polycyclic aromatic<br />

hydrocarbons: Isolation and characterization of a pyrene-degrad<strong>in</strong>g bacterium" AEM<br />

1988, Vol.54, No. 10, p. 2549-2555<br />

[5] Süßmuth / Eberspächer / Haag / Spr<strong>in</strong>ger; Mikrobiologisch-Biochemisches Praktikum,<br />

2. Auflage 1999, Thieme Verlag<br />

[6] Thelen, Reg<strong>in</strong>e „Anzucht und E<strong>in</strong>satz von Phanerochaete chrysosporium (Weißfäulepilz)<br />

- Abbau von Abwasser<strong>in</strong>haltsstoffen“, 8 UWSF (1) 16-22 (1996)<br />

[7] http://ip.library.uu.nl/cbs/sim24/content.htm (01.07.2005)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!