Augenblick 3/2006 - Freundeskreises Goethe-Nationalmuseum ...
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AUGENBLICK 3<br />
MITTEILUNGEN DES FREUNDESKREISES GOETHE-NATIONALMUSEUM e.V. 15. JULI <strong>2006</strong><br />
Enthüllung der <strong>Goethe</strong>-Gedenktafel in Vaduz<br />
Sponsor Edeltrud Martin mit Dieter<br />
Höhnl und Denkmalpfleger Reimar<br />
Frebel (KSW)<br />
Editorial<br />
Enthüllung der Tafel am Rathaus von Vaduz durch Bürgermeister Karlheinz Ospelt und Präsident<br />
KLW Henning Freiherr von Vogelsang<br />
(Fotos: KLW)<br />
Auf der Rückreise von Italien im Jahr<br />
1788 kam Johann Wolfgang von <strong>Goethe</strong><br />
Ende Mai/Anfang Juni in die Alpengegend<br />
des Fürstentums Liechtenstein. Am 24. Mai<br />
schrieb er von Mailand an Karl Ludwig von<br />
Knebel: »Nun habe ich eine schöne Reise vor<br />
mir. Auf Como über den See nach Cleven,<br />
Chur und so weiter. Da wird auch manches<br />
Stück Granit betreten und wieder einmal<br />
geklopft werden. Ich kaufe hier einen Hammer<br />
und werde an den Felsen pochen.«<br />
Am 28. Mai fuhr <strong>Goethe</strong> in Mailand ab, war<br />
am 29. in Riva, am 30. in Splügen, um dann<br />
am 31. Mai die Reise bis Chur fortzusetzen.<br />
Vom 1. zum 2. Juni übernachtete er in Vaduz<br />
und fuhr weiter nach Feldkirch. Im Ausgabenbuch<br />
von <strong>Goethe</strong>s Reisebegleiter, dem<br />
Musiker Christoph Kayser, sind die Ausgaben<br />
in Chur, Vaduz und Feldkirch vermerkt.<br />
Mit dem Ort Chur machte <strong>Goethe</strong> über<br />
die dort geborene Malerin Angelika Kauffmann<br />
indirekt schon eher Bekanntschaft.<br />
Zusammen mit Herder traf er sie in Rom.<br />
Sie fertigte mehrere beachtliche Porträts<br />
von <strong>Goethe</strong> und Herder an und machte die<br />
beiden mit Motiven aus der Alpenwelt und<br />
der katholischen Frömmigkeit ihrer Bewohner<br />
bekannt.<br />
Schon vor mehreren Jahren wurde die<br />
Idee einer Gedenktafel, die an den Aufenthalt<br />
des Dichterfürsten in Vaduz erinnert, geboren.<br />
Die Umsetzung scheiterte jedoch bisher<br />
an den fehlenden finanziellen Mitteln. Dank<br />
THEMA<br />
der Unterstützung des Kulturkreises Liechtenstein-Weimar,<br />
der Firma Robert F. Schmidt<br />
Bauservice Weimar und durch Eigenmittel<br />
des <strong>Freundeskreises</strong> des <strong>Goethe</strong>-<strong>Nationalmuseum</strong>s<br />
konnte die Tafel nun angefertigt und<br />
am Eingang des Rathauses der Landeshauptstadt<br />
angebracht werden. Sie ist jetzt ein Teil<br />
des in Vaduz neu errichteten Erlebnisweges<br />
»Mit <strong>Goethe</strong> durch Vaduz«, auf dem an 17 Stationen<br />
die Geschichte, Sehenswürdigkeiten<br />
und die Einzigartigkeit des kleinen Fürstentums<br />
Liechtenstein erläutert werden.<br />
»Dagegen vernehme ich, daß man die<br />
Absicht hat, ihrer Enthüllung einige Feyerlichkeit<br />
zu geben, wogegen ich denn auch<br />
nichts einwenden will ...«<br />
Und so konnte die Tafel, eingebettet in die<br />
zweitägigen Feierlichkeiten zum 15jährigen<br />
Bestehen des Kulturkreises Liechtenstein-<br />
Weimar am 14. Mai <strong>2006</strong> in Vaduz enthüllt<br />
werden. Mit einem Festakt im Rathaus von<br />
Vaduz, bei dem prominente Persönlichkeiten<br />
beider Länder und Freunde des Kulturkreises<br />
Liechtenstein-Weimar anwesend waren,<br />
wurde ein würdiger Rahmen für die Enthüllung<br />
geschaffen. Bleibt zu hoffen, daß die<br />
Zusammenarbeit zwischen dem Kulturkreis<br />
Liechtenstein-Weimar und dem Freundeskreis<br />
des <strong>Goethe</strong>-<strong>Nationalmuseum</strong>s weiter<br />
Früchte trägt und der Name <strong>Goethe</strong> über die<br />
Grenzen hinweg den kulturellen Austausch<br />
fördert.<br />
Katrin Katzung<br />
Unvergeßliche Momente erlebten<br />
wir in den letzten 3 Monaten:<br />
Langzeitprojekte, wie die Sanierung<br />
des Rokokoschlosses in Dornburg<br />
oder die endgültige Aufstellung<br />
des Sockels vom Denkmal<br />
des Großherzogs Carl Alexander<br />
von Adolf Brütt, konnten erfolgreich<br />
beendet werden. Der Biberacher<br />
Stadtrat besuchte Anfang Juli<br />
die Stadt Weimar und das Wielandgut<br />
in Oßmannstedt. Die Informationsreise<br />
diente dem näheren Kennenlernen<br />
der wichtigsten Schaffensstätten<br />
des großen Sohnes ihrer<br />
Stadt und berühmten Dichters.<br />
Beim Abschlußabend in Oßmannstedt<br />
stellte der Oberbürgermeister<br />
der Stadt Biberach, Thomas Fettback,<br />
einen Antrag auf Mitgliedschaft<br />
in unserem Freundeskreis.<br />
Die Freude war groß, daß das<br />
gemeinsam Begonnene nun mit<br />
vereinten Kräften fortgesetzt werden<br />
kann. Die abgeschlossenen<br />
Projekte gestatten nicht nur einen<br />
kritischen Rückblick, sondern<br />
geben auch die Möglichkeit für<br />
neue Visionen.<br />
Die bevorstehende Urlaubszeit<br />
bietet dazu eine weitere Chance.<br />
Doch bevor ich Ihnen eine ruhige,<br />
erholsame Urlaubszeit wünsche,<br />
gestatten Sie mir noch ein paar<br />
Fortsetzung siehe Seite 2
organisatorische Bemerkungen.<br />
Wie gewohnt, begehen wir traditionell<br />
den <strong>Goethe</strong>-Geburtstag am<br />
28. August <strong>2006</strong>. Den genauen<br />
Ablauf der Feierlichkeiten können<br />
Sie auf Seite 4 nachlesen.<br />
Da wir nicht selbst Organisatoren<br />
der Abendveranstaltung sind,<br />
bitte ich Sie, folgendes zu beachten:<br />
Die Aufführung der »Fischerin«<br />
beginnt um 20.45 Uhr mit einer<br />
Einstimmung auf dem Parkweg.<br />
Es besteht die Möglichkeit, nur an<br />
der Aufführung teilzunehmen oder<br />
das gesamte Angebot mit dem Tennenmenü<br />
(4 Gängemenü, Getränke,<br />
Einlagen und Tafelmusik) in<br />
Anspruch zu nehmen. Hier beginnt<br />
die Veranstaltung bereits um 17.45<br />
Uhr. Da wir die Karten ebenfalls<br />
käuflich erwerben müssen, bitte<br />
ich Sie um Einhaltung des Zahlungstermins,<br />
da wir sonst Ihre<br />
Bestellung nicht berücksichtigen<br />
können.<br />
Ein besonderes Programm<br />
erwartet Sie am 5. September <strong>2006</strong><br />
ab 17.00 Uhr im Wielandgut<br />
Oßmannstedt. Brigitte Goebel aus<br />
Mainz wird uns als »Sophie La<br />
Roche« empfangen. Ein frugales<br />
Buffet schließt diesen Abend ab.<br />
Abschließend darf ich Sie noch<br />
einmal bitten, uns bei dem Nachguß<br />
der Bacchantin für den Rosengarten<br />
in Dornburg durch Spenden<br />
bzw. durch Vermittlung von<br />
Sponsoren und Interessierten zu<br />
unterstützen.<br />
In diesem Sinne wünsche ich<br />
uns allen erholsame und erlebnisreiche<br />
Urlaubstage!<br />
Ihr Dieter Höhnl<br />
Nachruf auf Gretel Hecht<br />
(22.2.1931–27.6.<strong>2006</strong>)<br />
Nach geduldig ertragener schwerer<br />
Krankheit ist Frau Gretel Hecht, langjähriges<br />
Mitglied unseres <strong>Freundeskreises</strong>, im<br />
Alter von 75 Jahren verstorben. Mit Gretel<br />
Hecht verliert die Stadt Weimar eine Kulturbürgerin<br />
im wahrsten Sinne des Wortes. Als<br />
kenntnisreiche Kommunalpolitikerin im<br />
Stadtrat sowie als Mitglied in mehreren Kulturvereinen<br />
äußerte sie sich stets geradlinig,<br />
engagiert und leidenschaftlich zu den<br />
brennenden Fragen der Zeit.<br />
Die von bürgerschaftlicher Verantwortung<br />
getragene Meinung der humanistisch gebildeten<br />
Germanistin und überzeugten Christin<br />
war dabei immer fundiert. Mit jugendlichem<br />
Elan ließ sie ihren Worten Taten folgen, die<br />
der Belebung der Kulturstadt sowie der<br />
Bewahrung ihrer Werke dienten.<br />
Wer die Freude hatte, Gretel Hecht näher<br />
zu kennen und mit ihr ein Stück Wegs<br />
gemeinsam gehen konnte, wird sie umso<br />
mehr vermissen. Eine wesentliche Seite ihrer<br />
starken Persönlichkeit war die Verbindung<br />
von Intelligenz und Humor. Der Freundeskreis<br />
des <strong>Goethe</strong>-<strong>Nationalmuseum</strong>s wird<br />
Frau Hecht in Dankbarkeit ein lebendiges<br />
und tätiges Andenken bewahren.<br />
Sockeleinweihung<br />
Der Vorstand<br />
Nachruf auf Dr. Heinrich Weber<br />
(26.1.1917–11.4.<strong>2006</strong>)<br />
Heinrich Weber gehörte einer leidgeprüften<br />
Generation an: Krieg, Unterbrechung des<br />
Studiums, erfrierungsbedingte Lebenseinschränkung.<br />
Nach 1945 widmete er sich dem<br />
Wiederaufbau Deutschlands und beruflich<br />
der Beseitigung der Arbeitslosigkeit, dem<br />
Sozialgesetzbuch, der Familien- und Sozialpolitik,<br />
Elterngeld und vielem mehr. Pionierarbeit<br />
leistete er Jahrzehnte in der evangelischen<br />
Kirche. Er warb in der Ökumene für<br />
das Verständnis der Andersgläubigen.<br />
In den letzten Jahren half er, Kirchen in<br />
Ostdeutschland zu restaurieren. Seine »späte<br />
Liebe« galt dem <strong>Goethe</strong>-<strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Tatkräftig war sein Mäzenatentum: u. a.<br />
Restaurierung des <strong>Goethe</strong>schen Familienteppichs,<br />
Nachguß der Dornburger Tänzerin,<br />
der Katalog »Der Sammler und die Seinigen«.<br />
Die konkrete Erschließungs- und<br />
Forschungsarbeit unterstützte er mit der<br />
Stiftung, die seinen Namen trägt.<br />
Mit der jährlichen Verleihung des »Dr.-<br />
Heinrich-Weber-Preises« werden sein Name<br />
und sein Werk in unserem Bewußtsein fortleben<br />
und von seinem großherzigen Charakter<br />
künden.<br />
Der Vorstand<br />
Liebe Frau Katzung,<br />
Die Spende der <strong>Goethe</strong>-Gedenktafel<br />
durch den Freundeskreis des<br />
<strong>Goethe</strong>-<strong>Nationalmuseum</strong>s war ein<br />
Höhepunkt unserer Jubiläumsfeiern,<br />
und wir sind sehr erfreut<br />
darüber, daß wir diesen Anlaß so<br />
schön in die Feiern integrieren und<br />
sie damit sogar beginnen konnten.<br />
Bei den Gästen hat die freundschaftliche<br />
Geste des Geschenks<br />
dieser Tafel einen bleibenden positiven<br />
Eindruck hinterlassen, und das<br />
ist beim Bürgermeister von Vaduz<br />
ebenso. Bei allen, die die Tafel in<br />
ihrer so schön zur Rathausfassade<br />
passenden Ausführung und prominenten<br />
Anbringung gesehen haben,<br />
war das Echo sehr positiv. Auch<br />
die Medienberichte hier in Liechtenstein<br />
und, wie ich inzwischen<br />
gesehen habe, auch in Thüringen,<br />
belegen dies. Bitte teilen Sie den<br />
Dank des Kulturkreises Liechtenstein-Weimar<br />
und meinen persönlichen<br />
dem Vorstand des <strong>Freundeskreises</strong><br />
mit.<br />
Ich danke Ihnen und dem<br />
Freundeskreis für diese gelungene<br />
Mitwirkung und für die Bemühungen,<br />
mit denen sie zum Erfolg der<br />
Jubiläumsfeiern beigetragen<br />
haben, sehr herzlich.<br />
Mit freundlichen Grüßen, auch an<br />
Ihren Gatten<br />
Kulturkreis Liechtenstein-Weimar<br />
Henning K. Frhr. v. Vogelsang<br />
Präsident<br />
Die CDU-Fraktionsvorsitzende im Thüringer Landtag Christine Lieberknecht und der Weimarer Stadtkulturdirektor<br />
Dr. Felix Leibrock bei der Einweihung des Sockels<br />
Ausstellung »100 Jahre <strong>Goethe</strong>-Kalender«<br />
Dr. Gabriele Kalmbach (Patmos Verlag) und Dr. Jochen Klauß (KSW) bei der Eröffnung der Ausstellung<br />
»100 Jahre <strong>Goethe</strong>-Kalender«<br />
(Fotos: Renate Wagner)<br />
RÜCKSCHAU
Abb. 1: Historische Aufnahme des Speisesaals<br />
von 1928<br />
Im wiedereröffneten Rokokoschloß Dornburg:<br />
der Speisesaal als Porzellankabinett<br />
Der bei der umfassenden Sanierung des<br />
Schlosses mit besonderer Sorgfalt wiederhergestellte<br />
Saal gleicht einem Glücksfall,<br />
da es nur wenige historische Einrichtungen<br />
gibt, die in dieser Vollständigkeit überliefert<br />
sind. Ein wichtiger Grund hierfür war die<br />
im Auseinandersetzungsvertrag festgelegte<br />
Vereinbarung von 1921 zwischen dem<br />
Gebiet Weimar und dem letzten Großherzog,<br />
Wilhelm Ernst, die Dornburger Schlösser<br />
samt Interieur an die <strong>Goethe</strong>gesellschaft zu<br />
übergeben. (Abb. 1)<br />
Die Idee zur Gestaltung des Saals geht auf<br />
das großherzogliche Paar Carl Alexander<br />
und Sophie zurück, die in den Jahren<br />
1874/75 den Kammerherrn Oskar von Wedel<br />
mit der Koordination der Arbeiten beauftragten.<br />
Ähnlich wie beim Wittumspalais,<br />
das zur gleichen Zeit wiedereröffnet wurde,<br />
spielten Tradition und Überlieferung innerhalb<br />
der herzoglichen Familie eine wichtige<br />
Rolle.<br />
Bis in die jüngste Vergangenheit galt die<br />
Einrichtung des Dornburger Speisesaals als<br />
Erfindung aus der Bauzeit des Schlosses um<br />
1740. Allerdings wurde das Mobiliar zum<br />
Teil, wie die Ständer für die Fayencen und<br />
Porzellane, durchaus richtig eingeschätzt<br />
und als Arbeiten des 19. Jahrhunderts angesehen.<br />
Das galt ebenso für die Meißner<br />
Tafelaufsätze und die Standleuchter aus der<br />
Werkstatt von Emile Gallé, dem berühmten<br />
französischen Jugendstilkünstler. Als Grund<br />
für diese zeitliche Fehleinschätzung kann<br />
die überwiegende Anzahl von Keramiken,<br />
von chinesischen Porzellanen und Delfter<br />
Fayencen aus dem 17. und frühem 18. Jahrhundert<br />
angesehen werden. Erst die intensive<br />
Beschäftigung mit Altinventaren aus<br />
dem 19. Jahrhundert und die Ergebnisse<br />
bauarchäologischer Untersuchungen im<br />
Innenraum brachten die Wahrheit ans Licht.<br />
Das Schloß war im gesamten 18. Jahrhundert<br />
leer und wurde vom Weimarer Hof<br />
kaum genutzt. »Nachts auf der Streue (Stroh)<br />
mit d. Herzog«, notierte <strong>Goethe</strong> im Juli 1777<br />
ins Tagebuch und hält damit den unmöblierten<br />
Zustand des Schlosses fest. Herzog Carl<br />
August begann es erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
mit wenigen Gegenständen auszustatten.<br />
Abb. 2: Teller mit Chrysanthemen-Dekor, China,<br />
Famille rose, um 1730<br />
(Foto: Georg Seifert)<br />
Üppig und prunkvoller, dem Geschmack<br />
des Neorokoko entsprechend, wird die Ausstattung<br />
zwei Generationen später zur Zeit<br />
Carl Alexanders. Der Speisesaal, im wesentlichen<br />
in der farblichen Kombination von<br />
Blau und Weiß gehalten, besticht nicht nur<br />
durch seine reizvolle Optik, zugleich sind<br />
die keramischen Objekte bewußt nach entwicklungsgeschichtlichen<br />
Kriterien ausgewählt<br />
worden. Zu den frühesten Stücken<br />
gehören wertvolle Porzellane aus dem<br />
Ursprungsland China. Die Mehrzahl sind<br />
jedoch Fayencen aus Delft, die sich durch<br />
die Herkunft der Großherzogin Sophie aus<br />
dem niederländischen Königshaus erklären.<br />
Versuche der Delfter Werkstätten, echtes<br />
Porzellan nach chinesischem Vorbild herzustellen,<br />
scheiterten an der Qualität des vorhandenen<br />
Materials. Im Ergebnis schufen<br />
sie allerdings eine reizvolle Fayence, die zu<br />
Beginn des 17. Jahrhunderts vor allem in<br />
Dekor und Formensprache chinesische Vorbilder<br />
nachahmten und die europäischen<br />
Märkte zu erobern in der Lage waren. Gerade<br />
aus der Anfangszeit der Delfter Produktion<br />
sind etliche Arbeiten in Dornburg vertreten.<br />
Erst hundert Jahre später sollte es Meißen<br />
1710 als erster europäischer Manufaktur<br />
unter Verwendung von Kaolinerde gelingen,<br />
richtiges Porzellan herzustellen.<br />
Doch nicht nur die niederländischen Traditionen<br />
auf keramischen Gebiet sind im<br />
Dornburger Speisesaal festgehalten, auch<br />
die Überlieferungen aus dem Haus Sachsen-<br />
Weimar-Eisenach haben Carl Alexander und<br />
Sophie aufgegriffen. So sind aus dem Porzellankabinett<br />
des Bauherrn Herzog Ernst<br />
August acht chinesische Teller der berühmten<br />
Rosa Familie in Porzellanständer am<br />
exponierten Ort aufgestellt worden. (Abb. 2)<br />
Die Weimarer Hofmaler Ernst Rentsch und<br />
Johann Carl Rheintaler hatten im Auftrag<br />
des Herzogs dieses Modell neben anderen<br />
wertvollen Porzellanen seiner Sammlung<br />
aus China und Meißen in den Jahren 1734<br />
und 1736 im Bild festgehalten.<br />
Susanne Schroeder<br />
Anläßlich des 200. Todestags<br />
der Herzogin Anna Amalia<br />
(1739–1807) widmet sich der<br />
<strong>Goethe</strong>-Kalender 2007 dieser<br />
ungewöhnlichen Frau. Bereits<br />
1759, nach dem frühen Tod<br />
ihres Mannes, übernahm die<br />
junge Anna Amalia die Regierungsgeschäfte.<br />
Trotz notwendiger<br />
Sparmaßnahmen, um<br />
die Schulden nach Siebenjährigem<br />
Krieg und früherer<br />
Mißwirtschaft zu verringern,<br />
war der Herzogin die Förderung<br />
von Kunst und Wissenschaften<br />
ein großes Anliegen.<br />
Anna Amalia holte Wieland<br />
als bürgerlichen Prinzenerzieher<br />
nach Weimar und<br />
unterstützte ihren Sohn Carl<br />
August bei der Berufung<br />
<strong>Goethe</strong>s in den Staatsdienst.<br />
Betrachtet wird ihr Beitrag<br />
zum geselligen und kulturellen<br />
Geschehen im Herzogtum<br />
Sachsen-Weimar-Eisenach;<br />
insbesondere wird die<br />
Legende vom Musenhof kritisch<br />
beleuchtet.<br />
<strong>Goethe</strong>-Kalender 2007,<br />
Hrsg. von Jochen Klauß,<br />
144 S. mit ca. 30 s/w-Abb.,<br />
EUR 7,90 (D), EUR 8,20 (A),<br />
sFr 14,60; Bestellung im<br />
Buchhandel und unter<br />
www.goethe-weimar.de<br />
möglich.<br />
ISBN 3-7600-4807-9<br />
UMSCHAU
Kostenbeiträge für den <strong>Goethe</strong>und<br />
Wielandgeburtstag<br />
Für die Teilnahme am <strong>Goethe</strong>und<br />
Wielandgeburtstag bitten<br />
wir, wie auf dem Bestellformular<br />
vermerkt, die Überweisung des<br />
Kostenbeitrages in folgender<br />
Höhe vorzunehmen:<br />
– <strong>Goethe</strong>geburtstag nur Programm:<br />
22,00 Euro für Mitglieder<br />
– <strong>Goethe</strong>geburtstag Programm<br />
und Essen:<br />
45,00 Euro für Mitglieder<br />
– Wielandgeburtstag:<br />
20,00 Euro für Mitglieder<br />
25,00 Euro für Nichtmitglieder<br />
Die Zahlung des Kostenbeitrages<br />
gilt gleichzeitig als Anmeldung.<br />
Wir bitten um Verständnis, daß<br />
nur Personen, die rechtzeitig vor<br />
der jeweiligen Veranstaltung den<br />
Betrag überwiesen haben, als<br />
angemeldet gelten und an der<br />
Veranstaltung teilnehmen können.<br />
Mitgliedsbeiträge <strong>2006</strong><br />
Wir bitten alle Mitglieder, die<br />
ihren Beitrag für das Jahr <strong>2006</strong><br />
noch nicht gezahlt haben, um<br />
Überweisung bis Ende Juli <strong>2006</strong><br />
in folgender Höhe:<br />
– voll zahlende Person:<br />
40,00 Euro<br />
– ermäßigt zahlende Person:<br />
25,00 Euro (Auszubildender,<br />
Student, Behinderter, Arbeitsloser,<br />
Rentner)<br />
– voll zahlendes Ehepaar:<br />
60,00 Euro<br />
– ermäßigt zahlendes Ehepaar:<br />
35,00 Euro<br />
– Schüler: 5,00 Euro<br />
– juristische Person: 120,00 Euro<br />
Bitte haben Sie Verständnis dafür,<br />
wenn wir für Mahnungen, die ab<br />
August <strong>2006</strong> verschickt werden,<br />
einen Unkostenbeitrag zur Dekkung<br />
der zusätzlichen Aufwendungen<br />
berechnen müssen.<br />
Herausgeber:<br />
Freundeskreis des<br />
<strong>Goethe</strong>-<strong>Nationalmuseum</strong>s e.V.<br />
6. Jahrgang <strong>2006</strong><br />
Redaktion:<br />
Dieter Höhnl,<br />
Dr. Jochen Klauß<br />
Konto:<br />
Sparkasse Mittelthüringen<br />
BLZ 820 510 00;<br />
Kto. 036 500 03 37<br />
Druck:<br />
Buch- und Kunstdruckerei<br />
Keßler GmbH<br />
Veranstaltungen des <strong>Freundeskreises</strong> August - Dezember <strong>2006</strong><br />
14. September <strong>2006</strong>, 18 Uhr, Vortragssaal im<br />
<strong>Goethe</strong>-<strong>Nationalmuseum</strong>: »Der Krieg zeigt die<br />
Menschen in der rohen Stärke aller Leidenschaften.«<br />
Zum 200. Jahrestag der Schlachten von Jena<br />
und Auerstedt spricht Dr. Jens Riederer, Weimar.<br />
28. September <strong>2006</strong>, 18 Uhr, Vortragsraum im<br />
<strong>Goethe</strong>-<strong>Nationalmuseum</strong>: »Um ewig einst zu leben.<br />
Caspar David Friedrich und Joseph Mallord William<br />
Turner«. Buchvorstellung und Lesung mit Dr.<br />
Christoph Werner.<br />
Feierlichkeiten anläßlich des 257. Geburtstages<br />
von Johann Wolfgang von <strong>Goethe</strong> am<br />
28. August <strong>2006</strong>:<br />
– 10 Uhr: Festsaal des <strong>Goethe</strong><strong>Nationalmuseum</strong>s:<br />
Eröffnung der Ausstellung »<strong>Goethe</strong><br />
in Böhmen und seine Karlsbader Sammlungen«,<br />
anschließend Verleihung des Dr.-Heinrich-Weber-Preises<br />
– 12 Uhr: Garten am <strong>Goethe</strong>haus: »Mittags mit<br />
dem Glockenschlag zwölf...« Traditionelle<br />
Geburtstagsfeier des <strong>Freundeskreises</strong><br />
(geschlossene Veranstaltung)<br />
– 18 Uhr: Tiefurter Park, Ilmufer, »Die Fischerin«<br />
Um ewig einst zu leben<br />
Der jetzt im Bertuch Verlag Weimar<br />
erschienene Roman von Christoph Werner<br />
»Um ewig einst zu leben. Caspar David Friedrich<br />
und Joseph Mallord William Turner«<br />
läßt den Leser eine distanzierte Begegnung<br />
der Maler Caspar David Friedrich und<br />
Joseph Mallord William Turner erleben und<br />
führt ihn in die Welt ihrer Bilder, ihrer Motive<br />
und in ihre Zeit. Dazu bedient sich der<br />
Autor einer erfundenen Person, die, mit<br />
einer historisch gut eingebetteten Biographie<br />
versehen, eine glaubhafte Verbindung<br />
zwischen den beiden Malern herstellt.<br />
Friedrichs düster-melancholische wie auch<br />
christlich-protestantisch geprägte Lebenssicht<br />
und Joseph Mallord William Turners<br />
Weltoffenheit sind der Kontrast, der vor dem<br />
Hintergrund ihres Lebens diesen Roman<br />
durchzieht. Und dennoch verbindet die beiden<br />
Maler etwas Entscheidendes: das Unangepaßte,<br />
ja das Unbotmäßige ihrer Kunst.<br />
Der eine sagt, der Maler soll nicht bloß<br />
malen, was er vor sich sieht, sondern auch,<br />
was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in<br />
sich, so unterlasse er auch zu malen, was er<br />
vor sich sieht.<br />
Der andere erzählt, er wäre vier Stunden<br />
lang an den Mast gebunden gewesen und<br />
hätte keine Hoffnung mehr gehabt, mit dem<br />
Leben davonzukommen, aber falls er davonkäme,<br />
müßte es aufgezeichnet sein, und<br />
malt danach sein Bild.<br />
Aus unterschiedlichen Gründen werden<br />
die beiden Zeitgenossen (Friedrich lebte von<br />
1774 bis 1840, Turner von 1775 bis 1851) erst<br />
viele Jahre nach ihrem Tode zu ihrem Ruhm<br />
kommen. Der eine trifft mit seinen Bildern<br />
ein existentielles Lebensgefühl, der andere<br />
bereitet mit seiner ungeheuren Impression<br />
von Licht und Farbe einer umfassenden<br />
neuen Kunstrichtung den Weg.<br />
Wir sind geneigt, diese beiden Maler der<br />
Romantik zuzurechnen, obwohl ihre Bilder<br />
12. Oktober <strong>2006</strong>, 18 Uhr, Vortragssaal im<br />
<strong>Goethe</strong>-<strong>Nationalmuseum</strong>: »In dieser Welt (...) hat<br />
niemand eine reichere Ernte als der dramatische<br />
Schriftsteller...« Leiden und Größe der Meister:<br />
Schiller, Ibsen, Thomas Mann. Zum 100. Todestag<br />
von Henryk Ibsen. Vortrag von Prof. Dr. Hans-<br />
Joachim Sandberg, Søreidgrend, Norwegen.<br />
09. November <strong>2006</strong>, 18 Uhr, Vortragssaal im<br />
<strong>Goethe</strong>-<strong>Nationalmuseum</strong>: »In’s Herz, das fest wie<br />
zinnenhohe Mauer/Sich ihr bewahrt und sie in<br />
sich bewahret...« <strong>Goethe</strong> und Ulrike von Levetzow.<br />
Vortrag von Priv. Doz. Dr. med. K. M. Koeppen,<br />
Berlin.<br />
14. Dezember <strong>2006</strong>, 18 Uhr, Weihnachtsfeier<br />
(Genaueres wird noch bekanntgegeben;<br />
geschlossene Veranstaltung).<br />
Feierlichkeiten anläßlich des 273. Geburtstages<br />
von Christoph Martin Wieland am 5. September<br />
<strong>2006</strong>:<br />
– 17 Uhr: Wielandgut Oßmannstedt: Sophie<br />
la Roche gibt sich die Ehre. Von und mit<br />
Brigitte Goebel.<br />
(Die Höhe der Kostenbeiträge für die Geburtstagsveranstaltungen<br />
entnehmen Sie bitte der<br />
linken Spalte.)<br />
hinsichtlich ihrer Entstehungsgeschichte<br />
und ihres Ausdrucks so unterschiedlich<br />
sind wie die dahinterliegende Philosphie<br />
ihrer Schöpfer.<br />
Der Leser wird nach London, Dresden<br />
und Meißen geführt und erlebt am englischen<br />
und sächsischen Königshof, wie die<br />
Herrscher die Maler und ihre Kunst betrachten<br />
und versuchen, sie ihrer Herrschaft<br />
nutzbar zu machen.<br />
Wie schon in seinem Roman über Karl<br />
Friedrich Schinkel »Schloss am Strom«, wo<br />
uns der Autor den preußischen König Friedrich<br />
Wilhelm III. und den Kronprinzen persönlich<br />
nahe bringt, gelingt es Christoph<br />
Werner auch in diesem Buch, die Monarchen<br />
und ihre Motive der Förderung der<br />
Kunst zu beschreiben und glaubhaft zu<br />
machen.<br />
Die Sprache zeugt erneut von äußerster<br />
Sorgfalt. Dies zeigt sich dann besonders<br />
deutlich, wenn der Leser behutsam an einzelne<br />
Bilder herangeführt wird und ihm,<br />
wie bei der Betrachtung von Turners »Frosty<br />
Morning«, das Bild sowohl als unmittelbares<br />
Wirklichkeitserlebnis wie auch als transzendentes<br />
Werk des Künstlers nahe gebracht<br />
wird.<br />
Wer auf anregende belletristische Weise<br />
etwas über Friedrich und Turner, ihre Zeit<br />
und ihre Kunst lesen möchte, ist mit diesem<br />
Buch ausgezeichnet bedient und wird am<br />
Ende dem Bedürfnis nicht entgehen, sich<br />
die Bilder der Maler anzuschauen, die übrigens<br />
alle im Internet in guter Qualität zu<br />
finden sind.<br />
Christoph Werner. <strong>2006</strong>. Um ewig einst<br />
zu leben. Caspar David Friedrich und<br />
Joseph Mallord William Turner. Roman.<br />
Weimar: Bertuch Verlag. Broschiert, ca. 220<br />
Seiten, 17,80 Euro.<br />
Dr. Frank Meyer, Trier<br />
VORSCHAU