50 Jahre GEW Rheinland-Pfalz II. Die 60-er
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50 Jahre GEW Rheinland-Pfalz II. Die 60-er
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<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
<strong>Die</strong> Geschichte d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong><br />
in Dekaden<br />
Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00<br />
1
Vorwort - <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
<strong>Die</strong> Geschichte d<strong>er</strong><br />
<strong>GEW</strong> in Dekaden<br />
Dass die Anfangsjahre etwas kurz gekommen sind liegt darin<br />
begründet, dass hi<strong>er</strong>zu v<strong>er</strong>hältnismäßig wenig Unt<strong>er</strong>lagen in<br />
uns<strong>er</strong>em Archiv zu finden waren. Ohne die tatkräftige Unt<strong>er</strong>stützung<br />
von Ernst Ranzenb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> und d<strong>er</strong> Stadtbibliothek Ludwigshafen<br />
(V<strong>er</strong>walt<strong>er</strong>in d<strong>er</strong> ehemaligen Hans-Loschky-Sammlung)<br />
wären die <strong>50</strong>-<strong>er</strong> und <strong>60</strong>-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong> sehr kurz gekommen.<br />
H<strong>er</strong>zlichen Dank für die wichtigen Tipps und Hinweise auf<br />
Quellenmat<strong>er</strong>ial.<br />
Wenn Schw<strong>er</strong>punkte gesetzt w<strong>er</strong>den, dann muss zwangsläufig<br />
einiges entfallen. Ich hoffe ab<strong>er</strong>, dass es mir gelungen ist, die Geschichte<br />
d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> so aufzuarbeiten, dass sich die ält<strong>er</strong>en KollegInnen<br />
hi<strong>er</strong>in wied<strong>er</strong> finden und die jüng<strong>er</strong>en KollegInnen<br />
nachvollziehen können, was in fünfzig <strong>Jahre</strong>n alles passi<strong>er</strong>t ist.<br />
Dass eine so umfangreiche Sond<strong>er</strong>beilage d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>er</strong>scheinen<br />
kann, v<strong>er</strong>danke ich u. a. Monika Rock<strong>er</strong>t, die die ganze<br />
Schreibarbeit leistete und mir bei den Nachforschungen geduldig<br />
zugehört und mit entschieden hat, was aufgenommen<br />
w<strong>er</strong>den muss und was - aus Platzgründen - nicht aufgenommen<br />
w<strong>er</strong>den kann. Bei Roswitha Oswald und Reinhard Stang (V<strong>er</strong>lag<br />
Pfälzische Post) bedanke ich mich für die Einscannarbeit<br />
und die Gestaltung d<strong>er</strong> Sond<strong>er</strong>beilage, denn wied<strong>er</strong> einmal sind<br />
die Unt<strong>er</strong>lagen sehr kurzfristig beim V<strong>er</strong>lag eingetroffen - und<br />
nun muss hi<strong>er</strong> auf Hochdruck gearbeitet w<strong>er</strong>den. Vielen Dank,<br />
dass ihr das imm<strong>er</strong> noch mitmacht!<br />
Vielleicht findet sich noch d<strong>er</strong> Eine od<strong>er</strong> die And<strong>er</strong>e, die uns zu<br />
den ehemaligen Vorsitzenden in den <strong>50</strong>-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong>n näh<strong>er</strong>e Auskunft<br />
geben kann. Mehr als das, was neben den Porträtfotos steht,<br />
haben wir leid<strong>er</strong> nicht in Erfahrung bringen können. Das befriedigt<br />
natürlich nicht und ford<strong>er</strong>t g<strong>er</strong>adezu dazu h<strong>er</strong>aus, weit<strong>er</strong>es<br />
zu <strong>er</strong>forschen und zu <strong>er</strong>gründen. Helft uns bitte dabei, wir<br />
w<strong>er</strong>den dann die Geschichtsschreibung d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
korrigi<strong>er</strong>en und darüb<strong>er</strong> weit<strong>er</strong> b<strong>er</strong>ichten.<br />
19<strong>50</strong> gründete sich d<strong>er</strong> Landesv<strong>er</strong>band d<strong>er</strong> Gew<strong>er</strong>kschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, nachdem schon eine<br />
Vielzahl von <strong>GEW</strong>-Kreisen und auch <strong>GEW</strong>-Bezirken gegründet<br />
worden waren.<br />
<strong>Die</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> fei<strong>er</strong>t also in diesem Jahr ihr <strong>50</strong>-<br />
jähriges Bestehen.<br />
Ein Grund um einmal Rückschau zu halten und - im wahrsten<br />
Sinne des Wortes - aus d<strong>er</strong> Vielzahl d<strong>er</strong> Archivunt<strong>er</strong>lagen die<br />
<strong>GEW</strong>-Geschichte h<strong>er</strong>auszufilt<strong>er</strong>n. Dass hi<strong>er</strong>bei eine sehr subjektive<br />
Auswahl getroffen wurde, dafür bitte ich um Nachsicht. Ich<br />
konnte nur Schw<strong>er</strong>punkte setzen und v<strong>er</strong>suchen aufzuzeigen,<br />
worum sich die Gründ<strong>er</strong>jahre rankten und wie die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
langsam vom Lehr<strong>er</strong>v<strong>er</strong>ein zur Bildungsgew<strong>er</strong>kschaft<br />
wurde.<br />
Bei allen, die mir bei d<strong>er</strong> Erstellung d<strong>er</strong> Geschichte d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> geholfen haben möchte ich mich noch einmal<br />
bedanken. Ebenso bei denjenigen, die z. T. meine Arbeit in d<strong>er</strong><br />
Geschäftsstelle mit <strong>er</strong>ledigen durften, weil ich mich d<strong>er</strong> Geschichte<br />
widmete - was mir selbstv<strong>er</strong>ständlich als „studi<strong>er</strong>t<strong>er</strong> Historik<strong>er</strong>“<br />
viel Spaß b<strong>er</strong>eitet hat. Den Les<strong>er</strong>innen und Les<strong>er</strong>n dies<strong>er</strong> Sond<strong>er</strong>beilage<br />
wünsche ich den gleichen Spaß, den ich bei d<strong>er</strong> Erarbeitung<br />
hatte.<br />
Tilman Boehlkau<br />
seit 1992 Vorsitzend<strong>er</strong><br />
d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
2 Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> <strong>50</strong>-<strong>er</strong><br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
I. <strong>Die</strong> <strong>50</strong>-<strong>er</strong><br />
Am 29.10.19<strong>50</strong> trafen sich in Worms Delegi<strong>er</strong>te aus den Bezirken<br />
<strong>Pfalz</strong>, Rheinhessen, Tri<strong>er</strong>, Koblenz und Montabaur, um einen Landesv<strong>er</strong>band<br />
d<strong>er</strong> Gew<strong>er</strong>kschaft Erziehung und Wissenschaft, ehemals Allgemein<strong>er</strong><br />
Deutsch<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>innen und Lehr<strong>er</strong>-V<strong>er</strong>band (ADLLV) bzw.<br />
Pfälzisch<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>v<strong>er</strong>ein zu gründen. Dass die Gründung eines Landesv<strong>er</strong>bandes<br />
<strong>er</strong>st so spät <strong>er</strong>folgte, lag an d<strong>er</strong> französischen Militärregi<strong>er</strong>ung:<br />
d<strong>er</strong> geschlechtsspezifischen Organisation<br />
und Üb<strong>er</strong>windung d<strong>er</strong> engen<br />
b<strong>er</strong>ufsständischen Z<strong>er</strong>splitt<strong>er</strong>ung in<br />
v<strong>er</strong>schiedenartigen nach Schulformen<br />
orienti<strong>er</strong>ten Lehr<strong>er</strong>organisationen.<br />
B<strong>er</strong>eits in den <strong>Jahre</strong>n 1948/49 fand<br />
die Spaltung d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>v<strong>er</strong>tretungen<br />
in Lehr<strong>er</strong>v<strong>er</strong>bände im Beamtenbund<br />
sowie die Gew<strong>er</strong>kschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft im Deutschen<br />
Gew<strong>er</strong>kschaftsbund statt. Zum einen<br />
sollte die christliche Tradition (Beamtenbund)<br />
<strong>er</strong>halten w<strong>er</strong>den, zum<br />
and<strong>er</strong>en die gew<strong>er</strong>kschaftlichen Positionen<br />
Einzug in d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>schaft<br />
halten.<br />
<strong>Die</strong> neu gegründete <strong>GEW</strong> v<strong>er</strong>steht<br />
sich als eine üb<strong>er</strong>parteiliche, üb<strong>er</strong>konfessionelle<br />
(„bewusst antikonfessionelle<br />
Tradition d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> angesichts<br />
d<strong>er</strong> starken christlich-demokratischen<br />
Präsenz“), alle Lehr<strong>er</strong>Innengruppen<br />
(Volksschule, Mittelschule,<br />
Gymnasium und b<strong>er</strong>ufsbildende<br />
Schulen) umfassende Gew<strong>er</strong>kschaft<br />
im Deutschen Gew<strong>er</strong>kschaftsbund.<br />
Bei den V<strong>er</strong>handlungen zum Beitritt<br />
d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> in den Deutschen Gew<strong>er</strong>kschaftsbund<br />
wurden vi<strong>er</strong> Ford<strong>er</strong>ungen<br />
<strong>er</strong>hoben:<br />
1. <strong>Die</strong> <strong>GEW</strong> sollte eine eigenständige<br />
Gew<strong>er</strong>kschaft, kein Teil d<strong>er</strong><br />
ÖTV, sein,<br />
2. die Kulturpolitik = Schulpolitik<br />
wird selbstständig von d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> betrieben,<br />
3. die <strong>GEW</strong> hat eigene Finanzhoheit,<br />
4. d<strong>er</strong> Bundesvorstand des DGB unt<strong>er</strong>stützt<br />
die <strong>GEW</strong> in Fragen des B<strong>er</strong>ufsbeamtentums<br />
Als weit<strong>er</strong>e wichtige Üb<strong>er</strong>legungen<br />
stellte die <strong>GEW</strong> folgende Ford<strong>er</strong>ungen<br />
auf: Üb<strong>er</strong>windung d<strong>er</strong> Distanz<br />
zur Arbeit<strong>er</strong>schaft, Üb<strong>er</strong>windung<br />
<strong>Die</strong> <strong>GEW</strong> v<strong>er</strong>stand sich von Anfang<br />
an als eine demokratische Lehr<strong>er</strong>gew<strong>er</strong>kschaft:<br />
1. <strong>Die</strong> Schule soll Anstalt des Staates<br />
sein, d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong> Staatsbeamt<strong>er</strong>, die<br />
Schule soll von d<strong>er</strong> Kirche emanzipi<strong>er</strong>t<br />
sein.<br />
2. Das gesamte Schulwesen soll vom<br />
Kind<strong>er</strong>garten bis zur Hochschule<br />
ohne Trennung nach sozialen od<strong>er</strong><br />
konfessionellen Gesichtspunkten organisi<strong>er</strong>t<br />
sein.<br />
3. <strong>Die</strong> Schulaufsicht soll fachmännisch<br />
sein und die Lehr<strong>er</strong> sollen auf<br />
allen Stufen d<strong>er</strong> Schulv<strong>er</strong>waltung<br />
mitwirken.<br />
Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00<br />
3
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> <strong>50</strong>-<strong>er</strong><br />
4. Alle Lehr<strong>er</strong> sollen eine gleiche<br />
Ausbildung an d<strong>er</strong> Univ<strong>er</strong>sität <strong>er</strong>halten.<br />
Besond<strong>er</strong>e Bedeutung für die Ford<strong>er</strong>ungen<br />
d<strong>er</strong> Funktionäre in d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong><br />
in den Anfangsjahren war die wirtschaftliche<br />
Not d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>innen und<br />
Lehr<strong>er</strong>, die sich besond<strong>er</strong>s in d<strong>er</strong><br />
Gehaltsfrage zeigt:<br />
Besoldungsordnung 19<strong>50</strong> für<br />
Volksschullehr<strong>er</strong> =<br />
Besoldungsgruppe A 4 c 2<br />
Hilfsschullehr<strong>er</strong> = A 4 b 2<br />
Konrektor = A 4 c 1<br />
Rektor od<strong>er</strong> Hauptlehr<strong>er</strong> = A 4 b 1<br />
Im 1. + 2. <strong>Die</strong>nstjahr hatte ein Lehr<strong>er</strong><br />
monatlich 166,66 DM, im 3. +<br />
4. 191,66 DM und im 5. <strong>Die</strong>nstjahr<br />
226,66 DM zur V<strong>er</strong>fügung.<br />
(Quelle: Westdeutsche Schulzeitung Nr.<br />
19, 59. Jahrgang, 13. Oktob<strong>er</strong> 19<strong>50</strong>,<br />
Seite 204 von Wilhelm Müll<strong>er</strong>, G<strong>er</strong>shasen<br />
bei West<strong>er</strong>burg)<br />
B<strong>er</strong>eits zu Beginn d<strong>er</strong> <strong>50</strong>-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong><br />
ford<strong>er</strong>te d<strong>er</strong> Vorsitzende des Fachgruppenausschusses<br />
Hochschulen in<br />
d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong>, Prof. Dr. Zietz aus Braunschweig,<br />
die univ<strong>er</strong>sitäre Ausbildung:<br />
„<strong>Die</strong> Ausbildung soll an Univ<strong>er</strong>sitäten<br />
od<strong>er</strong> eigenständigen Pädagogischen<br />
Hochschulen <strong>er</strong>folgen, d<strong>er</strong>en<br />
Hochschulcharakt<strong>er</strong> gewährleistet<br />
sein muss!“<br />
Bezüglich d<strong>er</strong> Ford<strong>er</strong>ung auf Einglied<strong>er</strong>ung<br />
d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>bildung in die<br />
Univ<strong>er</strong>sitäten wurde auf den en<strong>er</strong>gischen<br />
Wid<strong>er</strong>stand des Deutschen<br />
Hochschullehr<strong>er</strong>v<strong>er</strong>bandes, dem<br />
rund 90 % all<strong>er</strong> Hochschullehr<strong>er</strong><br />
angehören, v<strong>er</strong>wiesen; sein Einfluss<br />
auf die Entscheidung d<strong>er</strong> Kultusminist<strong>er</strong>ien<br />
sei <strong>er</strong>staunlich groß.<br />
(Zitat Westdeutsche Schulzeitung Nr.<br />
12, <strong>60</strong>. Jahrgang, 28. Juni 1951, Seite<br />
137)<br />
In den <strong>50</strong>-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong>n hatte die <strong>GEW</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> fünf Vorsitzende:<br />
1949 - 1955<br />
Ernst Reiland, Ludwigshafen<br />
1955 - 1956<br />
Dr. Jakob H<strong>er</strong>rmann, Sob<strong>er</strong>nheim<br />
ab 1954 2. Vorsitzend<strong>er</strong><br />
1956<br />
Friedrich Sch<strong>er</strong><strong>er</strong>, Frankenthal<br />
Obmann d<strong>er</strong> Fachgruppe Gew<strong>er</strong>belehr<strong>er</strong> ab 1954,<br />
ab 1956 Fachgruppe B<strong>er</strong>ufsschullehr<strong>er</strong><br />
1956 - 1958<br />
Walt<strong>er</strong> Deck<strong>er</strong>, Kais<strong>er</strong>slaut<strong>er</strong>n<br />
Leit<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Landespressestelle ab 1954,<br />
ab 1956 Vorsitzend<strong>er</strong><br />
1958 - 1980<br />
Emil Knops, Rüdesheim<br />
4 Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> <strong>60</strong>-<strong>er</strong><br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
<strong>II</strong>. <strong>Die</strong> <strong>60</strong>-<strong>er</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>60</strong>-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong> waren geprägt<br />
von d<strong>er</strong> Auseinand<strong>er</strong>setzung um<br />
Christliche Bekenntnisschulen<br />
bzw. Simultanschulen. Das Ergebnis<br />
dies<strong>er</strong> Auseinand<strong>er</strong>setzung<br />
war die Änd<strong>er</strong>ung des Artikels<br />
29 d<strong>er</strong> Landesv<strong>er</strong>fassung,<br />
in d<strong>er</strong> die Simultanschulen Vorrang<br />
vor Bekenntnisschulen <strong>er</strong>hielten.<br />
Gleichzeitig wurde d<strong>er</strong> Artikel 36 d<strong>er</strong><br />
Landesv<strong>er</strong>fassung geänd<strong>er</strong>t, d<strong>er</strong> die<br />
Aufhebung d<strong>er</strong> bekenntnismäßigen<br />
Lehr<strong>er</strong>bildung bedeutete. Damit <strong>er</strong>hielten<br />
die Volksschullehr<strong>er</strong>innen<br />
und -lehr<strong>er</strong> eine breit<strong>er</strong>e Ausbildung.<br />
In den <strong>60</strong>-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong>n wurde das sechssemestrige<br />
Studium an Stelle des bish<strong>er</strong>igen<br />
vi<strong>er</strong>semestrigen Studiums für<br />
angehende Volksschullehr<strong>er</strong>Innen<br />
eingeführt (leid<strong>er</strong> imm<strong>er</strong> noch an<br />
jetzt Pädagogischen Hochschulen<br />
statt an Univ<strong>er</strong>sitäten).<br />
„<strong>Die</strong> bish<strong>er</strong>ige Isoli<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>bildung<br />
von den Univ<strong>er</strong>sitäten<br />
hat auch im Laufe des Jahrhund<strong>er</strong>ts<br />
zu ein<strong>er</strong> V<strong>er</strong>nachlässigung d<strong>er</strong> Pflege<br />
d<strong>er</strong> Erziehungswissenschaft in<br />
Deutschland geführt. <strong>Die</strong>s<strong>er</strong> Rückstand<br />
ist angesichts d<strong>er</strong> existenziellen<br />
Bedeutung von Bildung und<br />
Erziehung in uns<strong>er</strong>em Zeitalt<strong>er</strong> besorgnis<strong>er</strong>regend...<br />
<strong>Die</strong>s darf nicht<br />
läng<strong>er</strong> unt<strong>er</strong> B<strong>er</strong>ufung auf äuß<strong>er</strong>e<br />
Schwi<strong>er</strong>igkeiten hinausgeschoben<br />
w<strong>er</strong>den. Deshalb ford<strong>er</strong>t die <strong>GEW</strong><br />
die Einglied<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>bildung<br />
in die Univ<strong>er</strong>sität und bietet als<br />
mögliche Formen an:<br />
1. eine pädagogische Fakultät od<strong>er</strong><br />
2. eine <strong>er</strong>ziehungswissenschaftliche<br />
Abteilung in d<strong>er</strong> philosophischen<br />
Fakultät od<strong>er</strong><br />
3. eine fakultätsüb<strong>er</strong>greifende Abteilung.“<br />
(Zitat aus d<strong>er</strong> „Westdeutschen Schulzeitung“<br />
Nr. 3, 73. Jahrgang, 13. Februar<br />
1964, Seite 35)<br />
In den „Westdeutschen Schulzeitungen“<br />
d<strong>er</strong> <strong>60</strong>-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong> gibt es keine<br />
Artikel zu d<strong>er</strong> Schül<strong>er</strong>schwemme<br />
und dem enormen Lehr<strong>er</strong>mangel. Es<br />
fehlt auß<strong>er</strong>dem jeglich<strong>er</strong> Hinweis auf<br />
eine Auseinand<strong>er</strong>setzung im Hochschul-<br />
od<strong>er</strong> Gew<strong>er</strong>kschaftsb<strong>er</strong>eich<br />
zwischen den „Jungen Wilden“ d<strong>er</strong><br />
ausgehenden <strong>60</strong>-<strong>er</strong> und den „Etabli<strong>er</strong>ten“.<br />
Ab 1963 wurden „Besond<strong>er</strong>e Ob<strong>er</strong>stufenklassen“<br />
an den Gymnasien für<br />
besond<strong>er</strong>s befähigte Realschül<strong>er</strong>Innen<br />
eing<strong>er</strong>ichtet um den Lehr<strong>er</strong>mangel<br />
insbesond<strong>er</strong>e in den Grund- und<br />
Hauptschulen zu beseitigen. Auß<strong>er</strong>dem<br />
konnten besond<strong>er</strong>s qualifizi<strong>er</strong>te<br />
Studi<strong>er</strong>ende für das Lehramt an<br />
Grund- und Hauptschulen b<strong>er</strong>eits<br />
nach fünf Semest<strong>er</strong>n eine vorgezogene<br />
Prüfung ablegen um möglichst<br />
rasch die Lehrtätigkeit aufzunehmen.<br />
Damit möglichst viele junge Leute<br />
den Lehrb<strong>er</strong>uf <strong>er</strong>greifen, wurde die<br />
Besoldung „attraktiv“ gemacht.<br />
Ab dem Wint<strong>er</strong>semest<strong>er</strong> 1968/69<br />
wurden an den Pädagogischen<br />
Hochschulen Schw<strong>er</strong>punktfäch<strong>er</strong> im<br />
Studiengang Lehramt an Grundund<br />
Hauptschulen eingeführt. <strong>Die</strong><br />
sogenannten „Pädagogischen Zehnkämpf<strong>er</strong>“<br />
gehörten somit - auch bei<br />
den Grund- und Hauptschulen -<br />
endlich d<strong>er</strong> V<strong>er</strong>gangenheit an.<br />
<strong>Die</strong> <strong>GEW</strong> beschäftigte sich schon<br />
seit läng<strong>er</strong>em intensiv mit dem Ausbau<br />
d<strong>er</strong> Sekundarstufe I. Mit dies<strong>er</strong><br />
Diskussion sollte auch die Attraktivität<br />
des Lehr<strong>er</strong>Innen-B<strong>er</strong>ufes im<br />
Sekundarstufen I-B<strong>er</strong>eich gestärkt<br />
w<strong>er</strong>den.<br />
Im Rahmen d<strong>er</strong> Reform d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen-Bildung<br />
im Grund- und<br />
Hauptschulb<strong>er</strong>eich wurde eine Reihe<br />
Pädagogisch<strong>er</strong> Hochschulen in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> aufgehoben (Neuwied,<br />
Tri<strong>er</strong>, Worms, Kais<strong>er</strong>slaut<strong>er</strong>n)<br />
und die dort Studi<strong>er</strong>enden den bish<strong>er</strong>igen<br />
Pädagogischen Hochschulen<br />
in Koblenz und Landau zugewiesen.<br />
Mit Beginn des Wint<strong>er</strong>semest<strong>er</strong>s<br />
1969/70 wurden die Erziehungswissenschaftlichen<br />
Hochschulen Koblenz<br />
und Landau gegründet. Damit<br />
Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00<br />
5
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> <strong>60</strong>-<strong>er</strong><br />
wird gleichzeitig auch das Fachstudium<br />
für das Lehramt an Grundund<br />
Hauptschulen, neben den Erziehungswissenschaften,<br />
anstelle des<br />
bish<strong>er</strong>igen „Studium Gen<strong>er</strong>ale“ v<strong>er</strong>bindlich<br />
eingeführt. Aus den ehemaligen<br />
Pädagogischen Hochschulen<br />
Tri<strong>er</strong> und Kais<strong>er</strong>slaut<strong>er</strong>n wird die<br />
Univ<strong>er</strong>sität Tri<strong>er</strong>-Kais<strong>er</strong>slaut<strong>er</strong>n mit<br />
Schw<strong>er</strong>punkt Naturwissenschaften.<br />
Durch intensive Beteiligung des<br />
Landesvorsitzenden Emil Knops an<br />
den Entscheidungen im DGB wurde<br />
die <strong>GEW</strong> in den <strong>60</strong>-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong>n eine<br />
feste Größe im Deutschen Gew<strong>er</strong>kschaftsbund:<br />
„D<strong>er</strong> DGB stets ein Freund d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>schaft!<br />
<strong>Die</strong> Gew<strong>er</strong>kschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft (<strong>GEW</strong>) gehört<br />
dem Deutschen Gew<strong>er</strong>kschaftsbund<br />
an...<br />
Grundsatzprogramm des Deutschen<br />
Gew<strong>er</strong>kschaftsbundes 1963, <strong>II</strong>. Bildung<br />
und Schule (Auszug): ... Das<br />
gesamte Schulwesen ist als eine organische<br />
Einheit zu behandeln. Bei<br />
d<strong>er</strong> Reform uns<strong>er</strong>es Erziehungs- und<br />
Bildungswesens ist d<strong>er</strong> Üb<strong>er</strong>gang von<br />
einem Schultyp zum and<strong>er</strong>en zu <strong>er</strong>leicht<strong>er</strong>n<br />
(Durchlässigkeit). <strong>Die</strong> Zahl<br />
d<strong>er</strong> Schül<strong>er</strong> je Klasse ist auf ein pädagogisch<br />
v<strong>er</strong>tretbares Maß h<strong>er</strong>abzusetzen.<br />
<strong>Die</strong> Lehr<strong>er</strong> all<strong>er</strong> Schularten<br />
und -formen müssen an wissenschaftlichen<br />
Hochschulen studi<strong>er</strong>en...“<br />
(Zitat aus d<strong>er</strong> „Westdeutschen Schulzeitung“,<br />
Sond<strong>er</strong>numm<strong>er</strong>, 74. Jahrgang,<br />
25. März 1965, Seite 43)<br />
Festlegung d<strong>er</strong> K<strong>er</strong>nford<strong>er</strong>ungen/Grundsätze<br />
d<strong>er</strong><br />
<strong>GEW</strong> in den <strong>60</strong>-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
1. Änd<strong>er</strong>ung des Artikels 29 d<strong>er</strong><br />
Landesv<strong>er</strong>fassung = Abschaffung d<strong>er</strong><br />
einklassigen Volksschulen und Einführung<br />
d<strong>er</strong> Simultanschulen.<br />
2. Änd<strong>er</strong>ung des Artikels 36 d<strong>er</strong> Landesv<strong>er</strong>fassung<br />
= Einführung d<strong>er</strong> simultanen<br />
Lehr<strong>er</strong>ausbildung (Abschaffung<br />
d<strong>er</strong> konfessionellen pädagogischen<br />
Hochschulen!)<br />
3. Lehr<strong>er</strong>mangel nimmt imm<strong>er</strong><br />
mehr zu, Schül<strong>er</strong>zahlen steigen<br />
enorm<br />
4. Novelli<strong>er</strong>ung des P<strong>er</strong>sonalv<strong>er</strong>tretungsgesetzes,<br />
Unt<strong>er</strong>stützung d<strong>er</strong><br />
Ford<strong>er</strong>ungen des DGB-Landesbezirks<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
5. V<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>besoldung,<br />
Üb<strong>er</strong>leitung aus d<strong>er</strong> Besoldungsgruppe<br />
A 10/A 10 a in die<br />
Besoldungsgruppe A 11 = Anfangsgrundgehalt<br />
steigt auf 820,00 DM!<br />
6. Ford<strong>er</strong>ung nach Einführung eines<br />
zweijährigen Ref<strong>er</strong>endariats für<br />
Junglehr<strong>er</strong>Innen<br />
7. V<strong>er</strong>legung des Schuljahresbeginns<br />
auf den H<strong>er</strong>bst<br />
„<strong>Die</strong> Durchführung des Beschlusses<br />
d<strong>er</strong> KMK in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist nur<br />
dann sinnvoll, wenn damit die Einführung<br />
des 9. Pflichtschuljahres<br />
v<strong>er</strong>bunden wird.“<br />
(WSZ Nr. 2, 75. Jahrgang,<br />
10.02.1966, Seite 17)<br />
8. Ford<strong>er</strong>ung nach Einführung von<br />
Schulkind<strong>er</strong>gärten<br />
9. Aufhebung d<strong>er</strong> Diff<strong>er</strong>enzi<strong>er</strong>ung<br />
d<strong>er</strong> Pflichtstundenzahl nach Schulgattungen<br />
(Ford<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> an<br />
das Minist<strong>er</strong>iums für Unt<strong>er</strong>richt und<br />
Kultus vom 27.11.1967)<br />
10. Einführung des Faches Arbeitslehre<br />
als Schw<strong>er</strong>punktfach an d<strong>er</strong><br />
Hauptschule<br />
6 Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> 70-<strong>er</strong><br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
<strong>II</strong>I. <strong>Die</strong> 70-<strong>er</strong><br />
<strong>Die</strong> 70-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong> waren geprägt<br />
durch die Unv<strong>er</strong>einbarkeitsbeschlüsse<br />
des DGB, die inn<strong>er</strong>halb<br />
d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> unt<strong>er</strong> Leitung von<br />
Emil Knops durchgesetzt wurden.<br />
Das Klima zwischen jüng<strong>er</strong>en<br />
Lehr<strong>er</strong>innen und Lehr<strong>er</strong>n<br />
und dem Minist<strong>er</strong>ium - ab<strong>er</strong><br />
auch d<strong>er</strong> Gew<strong>er</strong>kschaft - wurde<br />
angespannt<strong>er</strong>, weil die Meinungsfreiheit<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> eingeschränkt wurde und<br />
B<strong>er</strong>ufsv<strong>er</strong>bote für Lehr<strong>er</strong>innen<br />
und Lehr<strong>er</strong> ausgesprochen wurden.<br />
<strong>Die</strong>s hatte zur Folge, dass<br />
• zwei Kollegen aus dem Schuldienst<br />
entlassen<br />
• vi<strong>er</strong> KollegInnen von Entlassung<br />
aus dem Schuldienst bedroht (davon<br />
ein<strong>er</strong> mit Gehaltskürzungen v<strong>er</strong>sehen)<br />
• eine Kollegin nicht in den Schuldienst<br />
eingestellt wurde/n.<br />
„Es begann mit gefälschten V<strong>er</strong>anstaltungshinweisen<br />
und anonymen<br />
Denunziationen bei d<strong>er</strong> Bezirksregi<strong>er</strong>ung<br />
Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong>. <strong>Die</strong> Fälschung<br />
wurde als solche <strong>er</strong>kannt,<br />
anonyme Briefe gehören normal<strong>er</strong>weise<br />
in den Papi<strong>er</strong>korb...<br />
Allen Betroffenen ist gemeinsam,<br />
dass sie für ihren <strong>Die</strong>nst gelobt wurden,<br />
ihr Engagement geschätzt wird<br />
und dass sie bei Kollegen, Elt<strong>er</strong>n und<br />
Schül<strong>er</strong>n hoch angesehen sind. Sie<br />
wurden entlassen bzw. sollen entlassen<br />
w<strong>er</strong>den, weil ihre politische Meinung<br />
als gefährlich für die freiheitlich-demokratische<br />
Grundordnung<br />
angesehen wird. Parteimitgliedschaft<br />
und Engagement für DKP bzw.<br />
DFU w<strong>er</strong>den vorgeworfen, zugelassene<br />
Parteien, für die einzutreten,<br />
sich zu ihr zu bekennen od<strong>er</strong> gar für<br />
sie sich zu engagi<strong>er</strong>en hi<strong>er</strong>zulande<br />
mit dem Risiko v<strong>er</strong>bunden ist, seinen<br />
B<strong>er</strong>uf zu v<strong>er</strong>li<strong>er</strong>en. Wir meinen,<br />
dass diese V<strong>er</strong>fahren wed<strong>er</strong> vom<br />
Grundgesetz noch von d<strong>er</strong> Landesv<strong>er</strong>fassung<br />
abgedeckt sind... Solidarität<br />
mit den Betroffenen und Kampf<br />
für Grundrechte und Demokratie<br />
sind die Essentials gew<strong>er</strong>kschaftlich<strong>er</strong><br />
Arbeit. Darum müssen wir, so lange<br />
diese Praxis besteht, sie mit demokratischen<br />
Mitteln bekämpfen...“<br />
(Dokumentation zur Einschränkung<br />
von Meinungsfreiheit in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong>, B<strong>er</strong>ufsv<strong>er</strong>bote für Lehr<strong>er</strong>, h<strong>er</strong>ausgegeben<br />
von d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong>, Vorwort zur o.g. Dokumentation<br />
von Fried<strong>er</strong> Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong>)<br />
Auch inn<strong>er</strong>halb d<strong>er</strong> Gew<strong>er</strong>kschaft<br />
wurde in den 70-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong>n mit den<br />
sogenannten „Unv<strong>er</strong>einbarkeitsbeschlüssen“<br />
gearbeitet, d.h. dass Mitglied<strong>er</strong>,<br />
die ein<strong>er</strong> „v<strong>er</strong>fassungsfeindlichen“<br />
Organisation od<strong>er</strong> Partei angehörten,<br />
aus den Gew<strong>er</strong>kschaften<br />
ausgeschlossen w<strong>er</strong>den konnten od<strong>er</strong><br />
<strong>er</strong>st gar nicht aufgenommen wurden.<br />
Emil Knops war ein hart<strong>er</strong> V<strong>er</strong>fecht<strong>er</strong><br />
d<strong>er</strong> Unv<strong>er</strong>einbarkeitsbeschlüsse<br />
und hat z.B. neue FunktionärInnen<br />
in d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> darüb<strong>er</strong> befragt, „ob sie<br />
auf dem Boden d<strong>er</strong> freiheitlich-demokratischen<br />
Grundordnung stehen“.<br />
Am 01. Februar 1971 wurde auf Initiative<br />
von Emil Knops in Mainz,<br />
Große Bleiche 10 (Wüstenrot-Haus)<br />
die <strong>er</strong>ste Geschäftsstelle d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> eing<strong>er</strong>ichtet (3 Räume).<br />
<strong>Die</strong> Geschäftsstelle lag in unmittelbar<strong>er</strong><br />
Nachbarschaft des Schulamtes,<br />
in dem Emil Knops als Schulrat<br />
sein Büro hatte.<br />
Mit d<strong>er</strong> Einrichtung dies<strong>er</strong> <strong>er</strong>sten<br />
Geschäftsstelle wurde am 01. Februar<br />
1971 Monika Kraef eingestellt, die<br />
ein le<strong>er</strong>es Büro vorfand (vollkommen<br />
ohne Einrichtungsgegenstände). Erst<br />
nach und nach wurde von Monika<br />
die Geschäftsstelle aufgebaut und ein<br />
System in die Ablage usw. gebracht.<br />
Im Laufe d<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong> wurden folgende<br />
KollegInnen in d<strong>er</strong> Geschäftsstelle<br />
eingestellt:<br />
• Lotte Kolbe (1975)<br />
• Marlene Maillet (1978-1989)<br />
• Udo Küssn<strong>er</strong> (1983)<br />
• Antonia Kurek (1988 -z.Zt. Erziehungsurlaub)<br />
• Jutta Heinen (1990-1998)<br />
• B<strong>er</strong>nd Hust<strong>er</strong> (1993)<br />
• Brigitte Strubel-Mattes (1994)<br />
• Brigitte Schraml-Klein (1994)<br />
• Anna Schmidt (1998 - Auszubildende)<br />
• Silke Hessing<strong>er</strong> (1998)<br />
D<strong>er</strong> zweite Sitz d<strong>er</strong> Geschäftsstelle<br />
war in d<strong>er</strong> Grebenstraße 18 (neben<br />
Bildungszentrum Erbach<strong>er</strong> Hof), die<br />
nächste Adresse Große Bleiche 16-<br />
18 (Haus d<strong>er</strong> Kaufhalle) und seit Januar<br />
1991 Neubrunnenstraße 8.<br />
<strong>Die</strong> ausgehenden <strong>60</strong>-<strong>er</strong> bzw. die beginnenden<br />
70-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong> waren geprägt<br />
von d<strong>er</strong> sogenannten „Schül<strong>er</strong>schwemme“<br />
und dem sogenannten<br />
„Lehr<strong>er</strong>mangel“. Da die Situation in<br />
den Schulen so angespannt war, kam<br />
es zu ein<strong>er</strong> gemeinsamen Erklärung<br />
d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> und des VKLD (V<strong>er</strong>band<br />
d<strong>er</strong> Katholischen Lehr<strong>er</strong>schaft<br />
Deutschlands) zum Lehr<strong>er</strong>mangel an<br />
Grund- und Hauptschulen vom<br />
14.01.1970:<br />
„Legt man die im <strong>Jahre</strong> 1962 von d<strong>er</strong><br />
Kultusminist<strong>er</strong>konf<strong>er</strong>enz für 1970<br />
als Zielw<strong>er</strong>t genannte Klassenfrequenz<br />
von 30 Schül<strong>er</strong>n zugrunde,<br />
<strong>er</strong>geben sich 1.961 Fehlstellen! Für<br />
das Schuljahr 1969/70 beträgt die<br />
durchschnittliche Klassenfrequenz<br />
noch 34,8 Schül<strong>er</strong>. Im laufenden<br />
Schuljahr gibt es in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
an Grund- und Hauptschulen noch<br />
2.664 Klassen mit üb<strong>er</strong> 40 Schül<strong>er</strong>n<br />
davon haben 930 Klassen mehr als<br />
45 Schül<strong>er</strong> und 314 Klassen mehr<br />
als <strong>50</strong> Schül<strong>er</strong>!“<br />
B<strong>er</strong>eits Mitte d<strong>er</strong> 70-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong> zeichnete<br />
sich eine Umkehrung des o.g.<br />
Phänomens ab, d.h. dass zum Ausgang<br />
d<strong>er</strong> 70-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong> - da in den ausgehenden<br />
<strong>60</strong>-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong>n fast alle AbiturientInnen<br />
für das Lehr<strong>er</strong>Innenstudium<br />
gewonnen wurden - eine<br />
„Lehr<strong>er</strong>schwemme“ bevorstand und<br />
ein Schül<strong>er</strong>mangel zu v<strong>er</strong>zeichnen<br />
war.<br />
Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00<br />
7
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> 70-<strong>er</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> gab unt<strong>er</strong><br />
Emil Knops - vorausschauend -<br />
1973 die folgende Erklärung h<strong>er</strong>aus:<br />
„Rückläufige Schül<strong>er</strong>zahlen - Gefahr ein<strong>er</strong><br />
„Lehr<strong>er</strong>schwemme“ od<strong>er</strong> Chance zur V<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>ung<br />
uns<strong>er</strong>es Schulwesens“<br />
„Zusammenfassung<br />
I. D<strong>er</strong> zu <strong>er</strong>wartenden V<strong>er</strong>ring<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> Schül<strong>er</strong>zahl<br />
von Schuljahr 1972/73 zum Schuljahr 1978/79 um<br />
51.700 entspricht eine V<strong>er</strong>ring<strong>er</strong>ung des Lehr<strong>er</strong>bedarfs<br />
um rund 1900 Lehr<strong>er</strong>.<br />
<strong>II</strong>. Dem steht jetzt schon für dringend notwendige<br />
Maßnahmen zur V<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>ung uns<strong>er</strong>es Schulwesens<br />
ein Mehrbedarf gegenüb<strong>er</strong>.<br />
1. Zur Reduzi<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> Schül<strong>er</strong>höchstzahl je Klasse<br />
a) an Grundschulen auf 36 von 1.395 Lehr<strong>er</strong>n<br />
b) an Hauptschulen auf 40 von 185 Lehr<strong>er</strong><br />
2. zur V<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>ung des Bildungsangebots<br />
an Hauptschulen gemäß den schon bestehenden<br />
Hauptschulrichtlinien<br />
(1,5 statt 1,3 Lehr<strong>er</strong> je Klasse) von 1.000 Lehr<strong>er</strong>n<br />
3. Einführung des 10. Schuljahres an d<strong>er</strong><br />
Hauptschule<br />
von 1.<strong>50</strong>0 Lehr<strong>er</strong>n<br />
4. Einführung des Vorb<strong>er</strong>eitungsdienstes<br />
für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen<br />
von <strong>50</strong>0 Lehr<strong>er</strong>n<br />
5. Beteiligung d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong> an d<strong>er</strong> zu <strong>er</strong>wartenden<br />
Arbeitszeitv<strong>er</strong>kürzung von <strong>50</strong>0 Lehr<strong>er</strong>n<br />
_______________<br />
5.080 Lehr<strong>er</strong>“<br />
(Zitat aus: WSZ 82. Jahrgang,<br />
20. Septemb<strong>er</strong> 1973, Seite 156)<br />
Ab Mitte d<strong>er</strong> 70-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong> gingen die<br />
Schül<strong>er</strong>Innenzahlen so rapide zurück,<br />
dass die an den Erziehungswissenschaftlichen<br />
Hochschulen Studi<strong>er</strong>enden<br />
am Ende ihres Studiums<br />
in die Arbeitslosigkeit entlassen wurden.<br />
<strong>Die</strong> <strong>GEW</strong> fand sich niemals<br />
mit d<strong>er</strong> sogenannten „Lehr<strong>er</strong>schwemme“<br />
ab, sond<strong>er</strong>n wies imm<strong>er</strong><br />
wied<strong>er</strong> darauf hin, dass die Chance<br />
d<strong>er</strong> rückläufigen Schül<strong>er</strong>Innenzahlen<br />
zur Weit<strong>er</strong>entwicklung des<br />
Schulsystems genutzt w<strong>er</strong>den sollte.<br />
Sie stieß mit dies<strong>er</strong> Ford<strong>er</strong>ung bei<br />
den politisch V<strong>er</strong>antwortlichen leid<strong>er</strong><br />
auf taube Ohren und trat mit<br />
dem „Aktionskatalog gegen Lehr<strong>er</strong>arbeitslosigkeit“<br />
in die Öffentlichkeit:<br />
Mit d<strong>er</strong> rheinland-pfälzischen V<strong>er</strong>waltungsreform<br />
von 1970 (Auflösung<br />
d<strong>er</strong> Bezirksregi<strong>er</strong>ungen Montabaur<br />
und Rheinhessen und Neuschaffung<br />
eines Regi<strong>er</strong>ungsbezirks<br />
Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong>) wurde diese Organisationseinheit<br />
1971 in Rheinhessen<br />
und d<strong>er</strong> <strong>Pfalz</strong> vollzogen und<br />
1972 auf Koblenz und Montabaur<br />
üb<strong>er</strong>tragen. <strong>Die</strong> Bezirke Montabaur<br />
und Rheinhessen wurden aufgelöst<br />
und die Bezirke Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong>,<br />
Koblenz (unt<strong>er</strong> Einschluss von Montabaur)<br />
und Tri<strong>er</strong> geschaffen.<br />
Im Septemb<strong>er</strong> 1973 wird die <strong>er</strong>ste<br />
rheinland-pfälzische Integri<strong>er</strong>te Gesamtschule<br />
(IGS B<strong>er</strong>tha von Suttn<strong>er</strong><br />
in Kais<strong>er</strong>slaut<strong>er</strong>n) eing<strong>er</strong>ichtet. Damit<br />
wird eine grundlegende Ford<strong>er</strong>ung<br />
d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> <strong>er</strong>füllt. B<strong>er</strong>eits lange<br />
vor d<strong>er</strong> Gründung d<strong>er</strong> Gesamtschule<br />
ford<strong>er</strong>te die <strong>GEW</strong> die gemeinsame<br />
Ausbildung von Schül<strong>er</strong>innen<br />
und Schül<strong>er</strong>n all<strong>er</strong> Begabungsrichtungen<br />
in ein<strong>er</strong> Schulart.<br />
<strong>Die</strong> IGS wurde in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
als sechszügige V<strong>er</strong>suchsschule eing<strong>er</strong>ichtet<br />
(die IGS B<strong>er</strong>tha von Suttn<strong>er</strong><br />
als Ganztagsschule) und zunächst<br />
ohne Ob<strong>er</strong>stufe geführt. Das pädagogische<br />
Konzept d<strong>er</strong> <strong>er</strong>sten Integri<strong>er</strong>ten<br />
Gesamtschule in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
war wegweisend für die dann weit<strong>er</strong><br />
entstehenden Gesamtschulen in<br />
Ludwigshafen-Ogg<strong>er</strong>sheim (sechszügige<br />
Ganztagsschule) und in Kastellaun<br />
(fünf- sechszügige Halbtagsschule).<br />
Geprägt wurde die pädagogische<br />
Arbeit vom Team-Kleingruppen-Modell.<br />
Erstmals nach lang<strong>er</strong> Zeit wurde im<br />
Öffentlichen <strong>Die</strong>nst eine Arbeitszeitv<strong>er</strong>kürzung<br />
v<strong>er</strong>einbart. <strong>Die</strong> Lehr<strong>er</strong>innen<br />
und Lehr<strong>er</strong> wurden all<strong>er</strong>dings -<br />
wie schon des Öft<strong>er</strong>en - von dies<strong>er</strong><br />
Arbeitszeitv<strong>er</strong>kürzung ausgenommen.<br />
<strong>Die</strong> politisch V<strong>er</strong>antwortlichen<br />
begründeten den „Ausschluss“ d<strong>er</strong><br />
Lehr<strong>er</strong>Innen von d<strong>er</strong> Arbeitszeitv<strong>er</strong>kürzung<br />
mit den rückläufigen Schül<strong>er</strong>Innenzahlen,<br />
denn würde die Arbeitszeitv<strong>er</strong>kürzung<br />
umgesetzt,<br />
müssten zusätzliche Lehrkräfte eingestellt<br />
w<strong>er</strong>den. <strong>Die</strong>s wollten die öffentlichen<br />
Arbeitgeb<strong>er</strong> auf jeden Fall<br />
v<strong>er</strong>hind<strong>er</strong>n. <strong>Die</strong> <strong>GEW</strong> führte mit<br />
Nachdruck ihre Kampagne für die<br />
Arbeitszeitv<strong>er</strong>kürzung im Lehr<strong>er</strong>Innen-B<strong>er</strong>eich:<br />
8 Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> 80-<strong>er</strong><br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
IV. <strong>Die</strong> 80-<strong>er</strong><br />
<strong>Die</strong> 80-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong> waren geprägt<br />
von d<strong>er</strong> Auseinand<strong>er</strong>setzung<br />
um die Zwangsteilzeitbeschäftigung<br />
im Beamtenv<strong>er</strong>hältnis sowie<br />
die unt<strong>er</strong>hälftig beschäftigten<br />
Kolleginnen und Kollegen<br />
(mit mindestens ein<strong>er</strong> Stunde<br />
unt<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Hälfte des Regelstundenmaßes).<br />
Begründet wurde<br />
diese Einstellungspraxis mit<br />
den rückläufigen Schül<strong>er</strong>zahlen<br />
(1964 744.391 gegenüb<strong>er</strong> 1988<br />
515.324 Schül<strong>er</strong>Innen). Zunächst<br />
wurde den KollegInnen<br />
eine 3/4-Beamtenstelle angeboten,<br />
gegen die die <strong>GEW</strong> von<br />
Anfang an rechtliche Bedenken<br />
geltend machte.<br />
Vor dem Bundesv<strong>er</strong>waltungsg<strong>er</strong>icht<br />
wurde diese Einstellungspraxis moni<strong>er</strong>t:<br />
„Das G<strong>er</strong>icht stellte darin im<br />
Wesentlichen fest, dass es rechtswidrig<br />
ist, wenn das Land die Bew<strong>er</strong>b<strong>er</strong>Innen<br />
um eine Planstelle dazu<br />
zwinge, einen Antrag auf Teilzeitbeschäftigung<br />
zu stellen, damit sie<br />
üb<strong>er</strong>haupt eine Chance auf Einstellung<br />
haben. Das Normalarbeitsv<strong>er</strong>hältnis<br />
auf ein<strong>er</strong> Vollzeitstelle müsse<br />
angeboten w<strong>er</strong>den. ... Denn Teilzeitbeschäftigung<br />
bedeutet nicht nur<br />
eine Kürzung d<strong>er</strong> wöchentlichen Arbeitszeit.<br />
Es ist auch zu bedenken,<br />
dass Besoldungsabzüge und V<strong>er</strong>sorgungsabschläge<br />
damit v<strong>er</strong>bunden<br />
sind. ...“ (Zitat aus d<strong>er</strong> WSZ 9/89,<br />
Seite 197)<br />
Nach diesem Urteil v<strong>er</strong>suchte das<br />
Kultusminist<strong>er</strong>ium diese Entscheidung<br />
zu umgehen, indem den KollegInnen<br />
eine 3/4-BAT-Stelle angeboten<br />
w<strong>er</strong>den sollte. Am 09.08.89<br />
schrieb Fried<strong>er</strong> Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> an alle<br />
Neueinzustellenden: „<strong>Die</strong> <strong>GEW</strong> hat<br />
sofort reagi<strong>er</strong>t und den Kultusminist<strong>er</strong><br />
schriftlich aufgeford<strong>er</strong>t, diese<br />
„Lösung“ nicht zu vollziehen, da sie<br />
durch das Urteil des Bundesv<strong>er</strong>waltungsg<strong>er</strong>ichts<br />
... nicht zwingend geboten<br />
ist, nach Auffassung d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong><br />
einen V<strong>er</strong>stoß gegen geltendes Recht<br />
darstellt, Zwangsteilzeitbeschäftigung<br />
auf dem Umweg des Angestelltenrechts<br />
wied<strong>er</strong> einführt, den Betroffenen<br />
bis 1992/93 keine Garantie<br />
auf eine volle Beamtenstelle gibt<br />
und V<strong>er</strong>ärg<strong>er</strong>ung und V<strong>er</strong>trauensabbau<br />
nicht nur bei den direkt Betroffenen<br />
auslöst.“<br />
Am 18.09.89 zieht <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
laut Staatsanzeig<strong>er</strong> die Konsequenz<br />
aus dem BVG-Urteil und bietet „Volle<br />
Stellen für Lehr<strong>er</strong>:<br />
Alle Lehr<strong>er</strong>, die 1987, 1988 und zum<br />
01. Februar 1989 eingestellt worden<br />
sind und denen eine 3/4-Beamtenstelle<br />
zugewiesen wurde, <strong>er</strong>halten<br />
zum 01. Februar 1990 das Angebot<br />
ein<strong>er</strong> vollen Stelle. ... <strong>Die</strong> Ausw<strong>er</strong>tung<br />
des Urteils habe <strong>er</strong>geben, dass<br />
das Land ohne schuldhafte V<strong>er</strong>zög<strong>er</strong>ungen<br />
Konsequenzen ziehen und<br />
den betroffenen Beamten das Angebot<br />
ein<strong>er</strong> vollen Stelle unt<strong>er</strong>breiten<br />
muss. ... <strong>Die</strong> Inhab<strong>er</strong>innen<br />
und Inhab<strong>er</strong> dies<strong>er</strong><br />
(3/4-BAT-Stellen) hätten<br />
zwar keinen rechtlichen,<br />
ab<strong>er</strong> einen moralischen<br />
Anspruch auf<br />
eine baldige Üb<strong>er</strong>leitung,<br />
betonte Gölt<strong>er</strong>.<br />
...“<br />
Neben den 3/4-BAT-<br />
Stellen war in den 80<strong>er</strong><br />
<strong>Jahre</strong>n - auch auf<br />
Grund d<strong>er</strong> rückläufigen<br />
Schül<strong>er</strong>zahlen und eines<br />
Üb<strong>er</strong>hangs an Bew<strong>er</strong>b<strong>er</strong>Innen<br />
- die „unt<strong>er</strong>hälftige<br />
Beschäftigung“<br />
Praxis an den<br />
rheinland-pfälzischen<br />
Schulen. <strong>Die</strong> <strong>GEW</strong> hat<br />
diese Praxis heftig angegriffen,<br />
die P<strong>er</strong>sonalräte<br />
aufgeford<strong>er</strong>t, diesen<br />
Beschäftigungsv<strong>er</strong>hältnissen<br />
nicht zuzustimmen<br />
und ein Beschlussv<strong>er</strong>fahren<br />
vor<br />
dem Arbeitsg<strong>er</strong>icht eingeleitet.<br />
Nach langen <strong>Jahre</strong>n d<strong>er</strong> Auseinand<strong>er</strong>setzung<br />
hat das Bundesarbeitsg<strong>er</strong>icht<br />
am 25.01.1989 entschieden „...<br />
dass d<strong>er</strong> Arbeitgeb<strong>er</strong> einen teilzeitbeschäftigten<br />
Arbeitnehm<strong>er</strong> nicht<br />
wegen d<strong>er</strong> Teilzeitarbeit gegenüb<strong>er</strong><br />
vollzeitbeschäftigten Arbeitnehm<strong>er</strong>n<br />
unt<strong>er</strong>schiedlich behandeln darf.<br />
... Lehrkräfte haben seit dem<br />
01.05.1985 Anspruch darauf, dass<br />
ihnen von d<strong>er</strong> BAT-V<strong>er</strong>gütung, die<br />
ein<strong>er</strong> entsprechenden vollbeschäftigten<br />
Lehrkraft nach den Lehr<strong>er</strong>richtlinien<br />
zusteht, d<strong>er</strong> Teil gezahlt wird,<br />
d<strong>er</strong> dem V<strong>er</strong>hältnis d<strong>er</strong> v<strong>er</strong>einbarten<br />
Pflichtstundenzahl zur Pflichtstundenzahl<br />
d<strong>er</strong> vollbeschäftigten Lehrkraft<br />
entspricht. ...“<br />
Im Juni 1980 fand die Landesdelegi<strong>er</strong>tenv<strong>er</strong>sammlung<br />
d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in Mainz statt. Es<br />
war abzusehen, dass d<strong>er</strong> Kollege Emil<br />
Knops nach 22-jährig<strong>er</strong> Tätigkeit als<br />
Vorsitzend<strong>er</strong> d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> nicht mehr<br />
kandidi<strong>er</strong>en wird. <strong>Die</strong> damals auf d<strong>er</strong><br />
Delegi<strong>er</strong>tenv<strong>er</strong>sammlung <strong>er</strong>hobenen<br />
Ford<strong>er</strong>ungen sind auch heute noch<br />
brandaktuell:<br />
Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00<br />
9
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> 80-<strong>er</strong><br />
Am 03. Juni 1980 wurde Paul Ung<strong>er</strong>,<br />
d<strong>er</strong> seit 1974 stellv<strong>er</strong>tretend<strong>er</strong><br />
Vorsitzend<strong>er</strong> d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> war, mit knapp<strong>er</strong> Mehrheit bei<br />
d<strong>er</strong> Gegenkandidatur von <strong>Die</strong>t<strong>er</strong><br />
Roß als Nachfolg<strong>er</strong> von Emil Knops<br />
zum neuen Landesvorsitzenden gewählt.<br />
(Von 112 abgegebenen Stimmen<br />
<strong>er</strong>hält Paul Ung<strong>er</strong> 64, <strong>Die</strong>t<strong>er</strong><br />
Roß 42 und 6 Stimmen sind ungültig).<br />
Auszug aus dem Protokoll: „Kollege<br />
Ung<strong>er</strong> ist d<strong>er</strong> Auffassung, dass sich<br />
die Strategie d<strong>er</strong> bish<strong>er</strong>igen V<strong>er</strong>bandsführung<br />
bewährt hat, in zäh<strong>er</strong><br />
Kleinarbeit eine Politik des „Machbaren“<br />
zu betreiben und so in klein<strong>er</strong>en<br />
Schritten den großen <strong>GEW</strong>-<br />
Zielen näh<strong>er</strong> zu kommen.“<br />
1980 - 1983<br />
Paul Ung<strong>er</strong>,<br />
Kirchheimbolanden,<br />
uns<strong>er</strong> Ehrenvorsitzend<strong>er</strong> Ernst Ranzenb<strong>er</strong>g<strong>er</strong>.<br />
Seit 1974 war <strong>er</strong> Mitglied im Hauptp<strong>er</strong>sonalrat<br />
d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen an<br />
Grund- und Hauptschulen beim<br />
Minist<strong>er</strong>ium für Unt<strong>er</strong>richt und<br />
Kultus. 1980 <strong>er</strong>ringt die <strong>GEW</strong> mit<br />
Ernst Ranzenb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> als Spitzenkandidaten<br />
die absolute Mehrheit im<br />
HPR GHS mit 52,4 % d<strong>er</strong> abgegebenen<br />
Stimmen.<br />
Auf Grund sein<strong>er</strong> großen V<strong>er</strong>dienste<br />
um die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
wurde <strong>er</strong> auf dem Gew<strong>er</strong>kschaftstag<br />
1992 zum <strong>er</strong>sten Ehrenvorsitzenden<br />
gewählt.<br />
Auszug aus d<strong>er</strong> WSZ 7/92: „Eigentlich<br />
wollte Ernst Ranzenb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> mit<br />
70 ganz aus d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong>-Arbeit aussteigen.<br />
Ab<strong>er</strong> das ließen die<br />
<strong>GEW</strong>’l<strong>er</strong>Innen nicht zu. Sie wählen<br />
ihn ganz einfach einstimmig zum<br />
Ehrenvorsitzenden.“<br />
seit 1964 bis heute<br />
Ernst Ranzenb<strong>er</strong>g<strong>er</strong>,<br />
Mainz,<br />
Kollegen Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> vor. Kollege<br />
Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> spricht sich für eine<br />
Üb<strong>er</strong>windung des dreigliedrigen<br />
Schulsystems aus. Er äuß<strong>er</strong>t Bedenken<br />
gegen ein sozialpartn<strong>er</strong>schaftliches<br />
Modell im V<strong>er</strong>hältnis zur Landesregi<strong>er</strong>ung.<br />
Konflikte gegen eine<br />
kons<strong>er</strong>vative Politik sollen gewagt<br />
w<strong>er</strong>den. In d<strong>er</strong> Frage des Unv<strong>er</strong>einbarkeitsbeschlusses<br />
soll die <strong>GEW</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> an die Beschlusslage<br />
d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong>-Bund h<strong>er</strong>angeführt<br />
w<strong>er</strong>den... Wahl<strong>er</strong>gebnis: abg. Stimmen<br />
116, gültig 116, Kollege Ung<strong>er</strong><br />
<strong>er</strong>hielt 49 Stimmen, Kollege Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong><br />
67 Stimmen....“<br />
Daran schließt sich eine turbulente<br />
Landesv<strong>er</strong>tret<strong>er</strong>v<strong>er</strong>sammlung mit<br />
Rücktritten und Rücktritten von den<br />
Rücktritten an.<br />
„In seinem Schlusswort appelli<strong>er</strong>t<br />
Kollege Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> noch einmal an<br />
alle Kollegen in d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong>, in d<strong>er</strong><br />
bevorstehenden schwi<strong>er</strong>igen Phase,<br />
solidarisch zusammenzuarbeiten. Er<br />
dankt dem Kollegen Ung<strong>er</strong> für seinen<br />
Einsatz und die Arbeit für die<br />
<strong>GEW</strong> in den v<strong>er</strong>gangenen <strong>Jahre</strong>n<br />
und üb<strong>er</strong>reicht ihm einen Strauß<br />
Blumen. Kollege Ung<strong>er</strong> üb<strong>er</strong>gibt<br />
Kollegen Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> den Schlüssel<br />
zur Geschäftsstelle.“<br />
1983 - 1991<br />
Fried<strong>er</strong> Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong><br />
Kais<strong>er</strong>slaut<strong>er</strong>n,<br />
seit 1970 Fachgruppensprech<strong>er</strong> Gymnasien,<br />
ab 1974 stellv. Vorsitzend<strong>er</strong> d<strong>er</strong><br />
<strong>GEW</strong> und seit 1977 Mitglied im HPR<br />
für Gymnasien (<strong>er</strong>st seit diesem Zeitpunkt<br />
ist die <strong>GEW</strong> hi<strong>er</strong> v<strong>er</strong>treten).<br />
1986 wurde die <strong>er</strong>ste Integri<strong>er</strong>te<br />
Gesamtschule in Mainz-Bretzenheim<br />
gegründet, die sich zu ein<strong>er</strong><br />
sechszügigen Schule mit gymnasial<strong>er</strong><br />
Ob<strong>er</strong>stufe entwickelte und bei<br />
den Elt<strong>er</strong>n und Schül<strong>er</strong>innen und<br />
Schül<strong>er</strong>n so beliebt war, dass 1992<br />
eine vi<strong>er</strong>zügige Dependance gegründet<br />
w<strong>er</strong>den musste.<br />
Initiator d<strong>er</strong> <strong>er</strong>sten IGS in Mainz war<br />
1964 - 66 Mitglied des Landesvorstandes<br />
als Leit<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Schulpolitischen<br />
Landesstelle, 1970 - 1977 Leit<strong>er</strong> d<strong>er</strong><br />
Landespressestelle, 1977 - 1986 Stellv.<br />
Vorsitzend<strong>er</strong>, 1986 - 1992 Schriftführ<strong>er</strong>,<br />
seit 1992 Ehrenvorsitzend<strong>er</strong><br />
<strong>Die</strong> beginnenden 80-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong> waren<br />
auch die Umbruchjahre in d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. <strong>Die</strong>s zeigte sich<br />
besond<strong>er</strong>s deutlich auf dem Gew<strong>er</strong>kschaftstag<br />
am 11. Mai 1983 in Koblenz,<br />
als es zu heftigen Turbulenzen<br />
um die Wahl des neuen Landesvorstandes<br />
ging:<br />
Auszug aus dem Protokoll: „D<strong>er</strong> Wahlausschuss<br />
schlägt den Kollegen Ung<strong>er</strong><br />
vor. Kollege Isensee schlägt den<br />
mit 40 <strong>Jahre</strong>n jüngst<strong>er</strong> <strong>GEW</strong>-Vorsitzend<strong>er</strong>,<br />
von 1970 bis 1974 V<strong>er</strong>tret<strong>er</strong><br />
des AjLE (Ausschuss jung<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen<br />
und Erzieh<strong>er</strong>Innen)<br />
10 Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00
In seinem Int<strong>er</strong>view in d<strong>er</strong> WSZ 6/<br />
83 wird Fried<strong>er</strong> Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> u.a. gefragt:<br />
„Kollege Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong>, an Deine<br />
Wahl zum <strong>er</strong>sten Vorsitzenden d<strong>er</strong><br />
<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> knüpfen sich<br />
bestimmte Erwartungen, besond<strong>er</strong>s<br />
solche d<strong>er</strong> nachdrängenden Gen<strong>er</strong>ation.<br />
Von forsch<strong>er</strong><strong>er</strong> Gangart ist die<br />
Rede. V<strong>er</strong>stehst Du darunt<strong>er</strong> einen<br />
Führungsstil nach dem Motto: Nur<br />
keinen Streit v<strong>er</strong>meiden! od<strong>er</strong><br />
schwebt Dir eine größ<strong>er</strong>e Intensität<br />
und Beharrlichkeit in d<strong>er</strong> V<strong>er</strong>folgung<br />
gew<strong>er</strong>kschaftlich<strong>er</strong> Ziele vor od<strong>er</strong> wie<br />
defini<strong>er</strong>st Du Deine Absichten? ...<br />
Antwort: <strong>Die</strong> <strong>GEW</strong> wird weit<strong>er</strong>hin<br />
die argumentative Auseinand<strong>er</strong>setzunge<br />
bevorzugen, das ist von mir nie<br />
and<strong>er</strong>s gesehen worden. Im Moment<br />
sieht es ab<strong>er</strong> doch so aus, als reiche<br />
das bess<strong>er</strong>e Argument allein vielfach<br />
nicht mehr aus. Wir müssen uns,<br />
selbstv<strong>er</strong>ständlich in Diskussion und<br />
Absprache mit den Mitglied<strong>er</strong>n,<br />
auch auf weit<strong>er</strong>gehend<strong>er</strong>e Formen<br />
d<strong>er</strong> Auseinand<strong>er</strong>setzung einstellen.<br />
In uns<strong>er</strong><strong>er</strong> Satzung sind dafür eindeutige<br />
Regelungen vorgesehen...<br />
Dass wir Erfolge in Anbetracht d<strong>er</strong><br />
gegenwärtigen Lage nur mühsam<br />
w<strong>er</strong>den <strong>er</strong>reichen können, liegt auf<br />
d<strong>er</strong> Hand. Wir sollten also nicht zu<br />
viel <strong>er</strong>warten. In vielen B<strong>er</strong>eichen<br />
müssen wir <strong>er</strong>reichte Positionen v<strong>er</strong>teidigen.<br />
Das darf jedoch nicht<br />
durch p<strong>er</strong>spektivlose Defensive geschehen.“<br />
Unt<strong>er</strong> Fried<strong>er</strong> Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> w<strong>er</strong>den die<br />
auß<strong>er</strong>schulischen Fachgruppen v<strong>er</strong>stärkt<br />
in die <strong>GEW</strong> integri<strong>er</strong>t. 1989<br />
<strong>er</strong>scheint <strong>er</strong>stmals eine Sond<strong>er</strong>beilage<br />
in d<strong>er</strong> WSZ 2-3/89 für die Fachgruppe<br />
Sozialpädagogische B<strong>er</strong>ufe<br />
unt<strong>er</strong> dem Titel „Gemeinsam Erfolgreich<br />
Wirken od<strong>er</strong> Gemeinsam sind<br />
wir stärk<strong>er</strong>“.<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> 80-<strong>er</strong><br />
Eine heftige Auseinand<strong>er</strong>setzung -<br />
bis hin zu ein<strong>er</strong> großen Demonstration<br />
in Mainz - gab es am Ende d<strong>er</strong><br />
80-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong>, v<strong>er</strong>ursacht durch die<br />
CDU/F.D.P.-Landesregi<strong>er</strong>ung, die<br />
die Stundentafel in d<strong>er</strong> Grundschule<br />
kürzen wollte. Damit wollte Kultusminist<strong>er</strong><br />
Gölt<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen-Stellen<br />
<strong>er</strong>wirtschaften, denn b<strong>er</strong>eits 1989<br />
wurden die Haushaltsmittel für die<br />
Planstellen im Lehr<strong>er</strong>Innen-B<strong>er</strong>eich<br />
sehr eng. <strong>Die</strong> <strong>GEW</strong> wies imm<strong>er</strong> wied<strong>er</strong><br />
darauf hin, dass Planstellen nicht<br />
gekürzt w<strong>er</strong>den dürfen, denn mit<br />
Beginn d<strong>er</strong> 90-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong> w<strong>er</strong>den die<br />
Schül<strong>er</strong>Innen-Zahlen wied<strong>er</strong> steigen<br />
und es w<strong>er</strong>den dringend neue Lehr<strong>er</strong>Innen<br />
gebraucht. <strong>Die</strong> <strong>GEW</strong><br />
konnte durch die beeindruckende<br />
Demonstration gegen die Stundentafelkürzung<br />
diese v<strong>er</strong>hind<strong>er</strong>n:<br />
Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00<br />
11
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> 90-<strong>er</strong><br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
V. <strong>Die</strong> 90-<strong>er</strong><br />
Nach mehr als 40 <strong>Jahre</strong>n gewinnt die SPD in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> <strong>er</strong>stmals die Landtagswahlen.<br />
Hi<strong>er</strong>an knüpfen sich für die <strong>GEW</strong> - wie ab<strong>er</strong> auch für viele and<strong>er</strong>e Gew<strong>er</strong>kschaften<br />
- hohe Erwartungen. <strong>Die</strong>s zeigt sich im Kommentar d<strong>er</strong> „Westdeutschen<br />
Schulzeitung“ 4-5/91, Seite 107:<br />
„Das Ergebnis d<strong>er</strong> Landtagswahl vom 21.04.1991 ist für den <strong>GEW</strong>-Landesvorstand<br />
ein Anlass zur Freude und zur Hoffnung. Endlich und <strong>er</strong>stmalig in diesem am längsten<br />
von d<strong>er</strong> CDU beh<strong>er</strong>rschten Bundesland bieten sich Chancen, Bildungsreform im<br />
Sinne von mehr Demokratie, Chancengleichheit und Integration zu realisi<strong>er</strong>en. Dabei<br />
ist d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> klar, dass 44 <strong>Jahre</strong> kons<strong>er</strong>vative Bildungspolitik, die bis in alle B<strong>er</strong>eiche<br />
tiefe Wirkungen hint<strong>er</strong>lassen hat, auch mit größt<strong>er</strong> Kraftanstrengung nicht binnen<br />
kurz<strong>er</strong> Zeit üb<strong>er</strong>wunden w<strong>er</strong>den kann. ... <strong>Die</strong> neue Regi<strong>er</strong>ungskoalition, wie auch<br />
imm<strong>er</strong> sie aussieht, ist deshalb gut b<strong>er</strong>aten, offensiv die längst üb<strong>er</strong>fälligen bildungspolitischen<br />
Reformvorhaben anzupacken.“<br />
Im Vorfeld d<strong>er</strong> Landtagswahlen<br />
führte die Redaktion d<strong>er</strong> WSZ ein<br />
Int<strong>er</strong>view mit d<strong>er</strong> designi<strong>er</strong>ten Kultusminist<strong>er</strong>in,<br />
uns<strong>er</strong>em <strong>GEW</strong>-Mitglied<br />
Dr. Rose Götte. Falls sie Kultusminist<strong>er</strong>in<br />
w<strong>er</strong>de, möchte sie folgende<br />
Schw<strong>er</strong>punkte in d<strong>er</strong> Bildungspolitik<br />
setzen:<br />
„Ich w<strong>er</strong>de einen ganzen B<strong>er</strong>g von<br />
Problemen angehen müssen, den die<br />
jetzige Regi<strong>er</strong>ung jahrelang vor sich<br />
h<strong>er</strong>geschoben hat.<br />
• Es gibt zu wenige Ganztagsschulen.<br />
• Es gibt zu wenige Gesamtschulen.<br />
• <strong>Die</strong> B<strong>er</strong>ufsschule war seit jeh<strong>er</strong> das<br />
Stiefkind d<strong>er</strong> Landesregi<strong>er</strong>ung<br />
• <strong>Die</strong> Grundschule wird durch den<br />
Zwang, Auslese zu betreiben, in ihr<strong>er</strong><br />
pädagogischen Arbeit behind<strong>er</strong>t<br />
und v<strong>er</strong>formt.<br />
• Parteipolitisch<strong>er</strong> Filz (z.B. bei d<strong>er</strong><br />
Besetzung d<strong>er</strong> Schulleit<strong>er</strong>stellen in<br />
Gymnasien) hat die demokratischen<br />
Prozesse an den Schulen blocki<strong>er</strong>t.<br />
• Üb<strong>er</strong>frachtete Lehrpläne müssen<br />
beseitigt w<strong>er</strong>den.“ (WSZ 2/1991,<br />
Seite 40)<br />
Nachdem die Landtagswahl für die<br />
SPD gewonnen war, die Koalitionsv<strong>er</strong>handlungen<br />
abgeschlossen waren<br />
- leid<strong>er</strong> aus Sicht d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> mit dem<br />
falschen Partn<strong>er</strong> - gab es auch für die<br />
<strong>GEW</strong> einen tiefen Einschnitt:<br />
„Ein Abschied und ein Neubeginn,<br />
Fried<strong>er</strong> Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong>-D<strong>er</strong>scheidt wird<br />
künftig die Kultusminist<strong>er</strong>in Rose<br />
Götte b<strong>er</strong>aten. <strong>Die</strong> Ära „Fried<strong>er</strong>“ ist<br />
für die <strong>GEW</strong> am 05. Juni (1991)<br />
nach acht <strong>Jahre</strong>n zu Ende gegangen.<br />
Ab<strong>er</strong> schon heute steht fest, dass sie<br />
Auswirkungen für lange Zeit haben<br />
wird, denn: Fried<strong>er</strong> Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong>-D<strong>er</strong>scheidt<br />
nimmt seine <strong>GEW</strong>-Üb<strong>er</strong>zeugungen<br />
und Erfahrungen mit hinein<br />
in sein neues Amt als Büroleit<strong>er</strong><br />
d<strong>er</strong> neuen Kultusminist<strong>er</strong>in Rose<br />
Götte. Am 01. Juni hat <strong>er</strong> im Kultusminist<strong>er</strong>ium<br />
sein Büro bezogen.<br />
Üb<strong>er</strong> diesen Karri<strong>er</strong>esprung in eine<br />
„Nadelöhrposition“ des Minist<strong>er</strong>iums<br />
für Bildung und Kultur können<br />
sich alle Gew<strong>er</strong>kschaft<strong>er</strong>Innen im<br />
Lande nur freuen, denn das bedeutet<br />
nichts and<strong>er</strong>es, als dass d<strong>er</strong> Mann,<br />
d<strong>er</strong> die <strong>GEW</strong>-Politik in den letzten<br />
<strong>Jahre</strong>n so nachdrücklich geprägt hat,<br />
nun d<strong>er</strong> bildungspolitische B<strong>er</strong>at<strong>er</strong><br />
d<strong>er</strong> Minist<strong>er</strong>in ist und die von ihr<br />
angekündigten Reformmaßnahmen<br />
fachlich begleiten wird. ... Schlagzeilen:<br />
<strong>Die</strong> Arbeit wird nicht wenig<strong>er</strong>.<br />
<strong>GEW</strong> muss weit<strong>er</strong> wachsam bleiben.“<br />
(WSZ 6/1991, Seite 139)<br />
Um keinen auß<strong>er</strong>ordentlichen Gew<strong>er</strong>kschaftstag<br />
einb<strong>er</strong>ufen zu müssen,<br />
„schlägt d<strong>er</strong> GV vor, bis zum<br />
ordentlichen Gew<strong>er</strong>kschaftstag die<br />
laufenden Geschäfte in Teamarbeit<br />
zu führen. Erika Schmitt-Neßl<strong>er</strong> soll<br />
den Landesvorstand gemäß § 17 Ziff<strong>er</strong><br />
6 v<strong>er</strong>antwortlich leiten. <strong>Die</strong> seith<strong>er</strong>ige<br />
volle Freistellung von Fried<strong>er</strong><br />
Bechb<strong>er</strong>g<strong>er</strong>-D<strong>er</strong>scheidt soll auf mehr<strong>er</strong>e<br />
Schult<strong>er</strong>n v<strong>er</strong>teilt und als Teilzeitarbeit<br />
in die Geschäftsführung<br />
eingebracht w<strong>er</strong>den. Für Teilfreistellungen<br />
kämen in Frage: Edgar Thiel,<br />
W<strong>er</strong>n<strong>er</strong> Dörr, Angelika Zaun<strong>er</strong> und<br />
G<strong>er</strong>not Zeitling<strong>er</strong>. Da für die Freistellungen<br />
nicht mehr Geld ausgegeben<br />
w<strong>er</strong>den kann als seith<strong>er</strong>, sollen<br />
zunächst Angelika Zaun<strong>er</strong> mit 10<br />
Stunden, Edgar Thiel und W<strong>er</strong>n<strong>er</strong><br />
Dörr mit je einem Vi<strong>er</strong>tel d<strong>er</strong> regelmäßigen<br />
Arbeitszeit freigestellt w<strong>er</strong>den.<br />
Erika Schmitt-Neßl<strong>er</strong> wird Fried<strong>er</strong><br />
im Hauptvorstand <strong>er</strong>setzen, <strong>Die</strong>t<strong>er</strong><br />
Roß die V<strong>er</strong>tretung im DGB<br />
wahrnehmen und W<strong>er</strong>n<strong>er</strong> Dörr für<br />
Erika in den HA-Bund nachrücken.<br />
<strong>Die</strong> Freistellung für Genot Zeitling<strong>er</strong><br />
soll zurückgestellt w<strong>er</strong>den bis<br />
geklärt ist, ob von d<strong>er</strong> Bundesorganisation<br />
mehr Mittel aus dem Solidaritätsfonds<br />
zur V<strong>er</strong>fügung gestellt<br />
w<strong>er</strong>den können. ... D<strong>er</strong> Freitag ist als<br />
GV-Tag vorgesehen, an dem die laufenden<br />
Geschäfte und die Aufgabenv<strong>er</strong>teilung<br />
besprochen w<strong>er</strong>den sollen.“<br />
(Protokoll d<strong>er</strong> Sitzung des<br />
Hauptausschusses am 05.06.1991 in<br />
Mainz)<br />
Am 15. Juni 1992 wählen die Delegi<strong>er</strong>ten<br />
des Gew<strong>er</strong>kschaftstages d<strong>er</strong><br />
<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in Ludwigshafen<br />
einen neuen Vorstand. <strong>Die</strong><br />
bish<strong>er</strong>ige stellv<strong>er</strong>tretende Vorsitzende<br />
Erika Schmitt-Neßl<strong>er</strong> wird mit<br />
hoh<strong>er</strong> Zustimmung wied<strong>er</strong>gewählt.<br />
Neu kandidi<strong>er</strong>en Bettina G<strong>er</strong>hard,<br />
Fachgruppe Gymnasien, und Tilman<br />
Boehlkau, bish<strong>er</strong> Vorsitzend<strong>er</strong><br />
des <strong>GEW</strong>-Bezirks Koblenz. Nach d<strong>er</strong><br />
Wahl stellen sich - und dies ist bis<br />
heute so - die neuen Vorsitzenden als<br />
ein Team vor.<br />
12 Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> 90-<strong>er</strong><br />
Grünen Jugendbündnis und den<br />
Jungdemokraten. In gemeinsamen<br />
Foren und Pressev<strong>er</strong>lautbarungen<br />
wurde gegen die Kürzungspolitik<br />
d<strong>er</strong> rot-gelben Landesregi<strong>er</strong>ung opponi<strong>er</strong>t.<br />
Daraus entstand die - bis zu<br />
diesem Zeitpunkt - größte in Mainz<br />
durchgeführte Demonstration. <strong>Die</strong><br />
Westdeutsche Schulzeitung 2/93 titelte<br />
auf d<strong>er</strong> Seite 35: „Zorn und Witz<br />
üb<strong>er</strong> den Sch<strong>er</strong>benhaufen, die größte<br />
<strong>GEW</strong>-Demonstration in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“:<br />
„<strong>Die</strong> neue <strong>GEW</strong>-Spitze ist ein Trio<br />
und ständig b<strong>er</strong>eit sich zu v<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>n.<br />
Wir müssen in die Offensive gehen<br />
und dies insbesond<strong>er</strong>e im B<strong>er</strong>eich<br />
d<strong>er</strong> Bildung und müssen imm<strong>er</strong> wied<strong>er</strong><br />
darauf hinweisen, dass d<strong>er</strong> Bildungshaushalt<br />
kein Spartopf ist.“<br />
(Tilman Boehlkau)<br />
„Für Erika Schmitt-Neßl<strong>er</strong> bleibt die<br />
Arbeit im P<strong>er</strong>sonalrat Schw<strong>er</strong>punkt.<br />
...“<br />
„Bettina G<strong>er</strong>hard will die Int<strong>er</strong>essen<br />
d<strong>er</strong> Schularten bess<strong>er</strong> v<strong>er</strong>zahnen. ...<br />
Das Gymnasium v<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>n und v<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>n.<br />
... V<strong>er</strong>teilungskämpfe w<strong>er</strong>den<br />
härt<strong>er</strong> ...“<br />
(Zitat aus d<strong>er</strong> WSZ 7/1992, Seite 146<br />
- 151)<br />
<strong>Die</strong> Erwartungen an die neue Landesregi<strong>er</strong>ung<br />
waren zu hoch geschraubt.<br />
Nach einem gelungenen<br />
Start durch die zusätzliche B<strong>er</strong>eitstellung<br />
von 800 Planstellen im Schulb<strong>er</strong>eich<br />
für das Schuljahr 1991/92<br />
wurden b<strong>er</strong>eits zum Schuljahr 1992/<br />
93 <strong>er</strong>ste Kürzungsmaßnahmen im<br />
Bildungsb<strong>er</strong>eich gegen den Wid<strong>er</strong>stand<br />
d<strong>er</strong> Gew<strong>er</strong>kschaften (<strong>GEW</strong>/<br />
DGB) durchgesetzt.<br />
Mit d<strong>er</strong> Auseinand<strong>er</strong>setzung um<br />
Kürzungsmaßnahmen im B<strong>er</strong>eich<br />
des Bildungshaushaltes (Stundentafelkürzung,<br />
Streichung d<strong>er</strong> L<strong>er</strong>nmittelfreiheit,<br />
wenig<strong>er</strong> Neueinstellungen,<br />
Arbeitszeitv<strong>er</strong>läng<strong>er</strong>ung ...), die<br />
mit dem „Maßnahmenpaket zur Sich<strong>er</strong>ung<br />
d<strong>er</strong> Unt<strong>er</strong>richtsv<strong>er</strong>sorgung<br />
bei steigenden Schül<strong>er</strong>zahlen und<br />
notwendigen Schritten zur Weit<strong>er</strong>entwicklung<br />
des Schulsystems“ vom<br />
22.12.1992 für zehn <strong>Jahre</strong> festgeschrieben<br />
wurden, wurde die <strong>GEW</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> als Ansprechpartn<strong>er</strong><br />
für die Medien int<strong>er</strong>essant, da sie -<br />
bish<strong>er</strong> traditionell d<strong>er</strong> SPD v<strong>er</strong>bunden<br />
- gegen eine SPD-geführte Landesregi<strong>er</strong>ung<br />
„heftig“ zu Felde zog.<br />
In vielen Int<strong>er</strong>views in Rundfunk,<br />
F<strong>er</strong>nsehen und den Printmedien<br />
wurde die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
<strong>er</strong>st<strong>er</strong> Ansprechpartn<strong>er</strong> in allen bildungspolitischen<br />
Fragen.<br />
(SWF „Kopfnuss“, Länd<strong>er</strong>spiegel, SWF<br />
1 Hörfunk, SWR 2 Kultur, RPR, SWR<br />
Abendschau, ZDF, SAT 1, dpa, Rheinzeitung,<br />
Rheinpfalz, Frankfurt<strong>er</strong><br />
Rundschau, Mannheim<strong>er</strong> Morgen ...)<br />
Im Zusammenhang mit dem oben<br />
genannten Maßnahmenpaket von<br />
1992 gab es ein <strong>er</strong>stes Bildungsbündnis<br />
d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> mit<br />
d<strong>er</strong> Landesschül<strong>er</strong>v<strong>er</strong>tretung Gymnasien<br />
und Gesamtschulen sowie mit<br />
dem Landeselt<strong>er</strong>nbeirat, d<strong>er</strong> Fraktion<br />
Bündnis 90/<strong>Die</strong> Grünen, dem<br />
Unt<strong>er</strong> dem Motto: „<strong>Die</strong> <strong>GEW</strong> - Demokratisch,<br />
kompetent und streitbar.<br />
Rotstiftpolitik nein! Bildungsreformen<br />
ja! Bildung muss Vorrang<br />
haben.“, wurde zur Demonstration<br />
am Mittwoch, 03. Februar 1993 ab<br />
16.00 Uhr auf dem Ernst-Ludwig-<br />
Platz in Mainz aufg<strong>er</strong>ufen. An d<strong>er</strong><br />
Demonstration durch die Mainz<strong>er</strong><br />
Innenstadt beteiligten sich nach Polizeiangaben<br />
ca. 7.<strong>50</strong>0 Lehr<strong>er</strong>Innen,<br />
Schül<strong>er</strong>Innen und Elt<strong>er</strong>n. <strong>Die</strong> Teilnehm<strong>er</strong>Innen<br />
zeigten u.a. Plakate<br />
mit folgenden Aufschriften:<br />
• Wenn man uns für Esel hält, w<strong>er</strong>den<br />
wir störrisch.<br />
• <strong>Die</strong> Bildung geht am Stock.<br />
• Im Namen d<strong>er</strong> Rose: Schulreform<br />
geht in die Hose.<br />
• Diät für die Schule, Diäten für die<br />
Abgeordneten.<br />
• Scharping d<strong>er</strong> SparKing!<br />
Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00<br />
13
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> 90-<strong>er</strong><br />
8.000<br />
6.000<br />
4.000<br />
2.000<br />
Auszüge aus d<strong>er</strong> WSZ 2/93:<br />
Bianka Tiedtke, stellv. Bundesvorsitzende<br />
d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong>: „Als <strong>er</strong>stes Land d<strong>er</strong><br />
Bundesrepublik macht diese Landesregi<strong>er</strong>ung<br />
den V<strong>er</strong>such, die Arbeitszeit<br />
für Lehr<strong>er</strong>innen und Lehr<strong>er</strong> einseitig<br />
zu <strong>er</strong>höhen. <strong>Die</strong> Landesregi<strong>er</strong>ung<br />
und ihr Minist<strong>er</strong>präsident machen<br />
sich damit zum Vorreit<strong>er</strong> von<br />
Arbeitszeitv<strong>er</strong>läng<strong>er</strong>ungen. ...“<br />
„... Bem<strong>er</strong>kensw<strong>er</strong>t an den beiden<br />
Reden: Da wurde nicht allein d<strong>er</strong><br />
Bildungsminist<strong>er</strong>in Dr. Rose Götte<br />
die Schuld an dem gegenwärtigen<br />
schulpolitischen Desast<strong>er</strong> zugeschoben,<br />
sond<strong>er</strong>n d<strong>er</strong> Chef d<strong>er</strong> Landesregi<strong>er</strong>ung,<br />
Minist<strong>er</strong>präsident Scharping,<br />
wird als d<strong>er</strong> eigentlich V<strong>er</strong>antwortliche<br />
genannt. ...“<br />
„V<strong>er</strong>handlungen mit d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> geford<strong>er</strong>t,<br />
Konzept zur Sich<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong><br />
Unt<strong>er</strong>richtsv<strong>er</strong>sorgung ist falsch gewichtet.<br />
... D<strong>er</strong> DGB-Landesbezirksvorstand<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hält die<br />
Vorschläge d<strong>er</strong> Landesregi<strong>er</strong>ung, die<br />
Unt<strong>er</strong>richtsv<strong>er</strong>pflichtung anzuheben,<br />
für fehl<strong>er</strong>haft. <strong>Die</strong>s kommt ein<strong>er</strong> V<strong>er</strong>läng<strong>er</strong>ung<br />
d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>arbeitszeit<br />
gleich, so d<strong>er</strong> Vorsitzende des DGB-<br />
Landesbezirks <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, <strong>Die</strong>t<strong>er</strong><br />
Kretschm<strong>er</strong>. D<strong>er</strong> DGB-Landesbezirksvorstand<br />
v<strong>er</strong>langt von d<strong>er</strong> Landesregi<strong>er</strong>ung,<br />
dass sie vor Umsetzung<br />
d<strong>er</strong> v<strong>er</strong>abschiedeten Einsparungsüb<strong>er</strong>legungen<br />
in <strong>er</strong>gänzende V<strong>er</strong>handlungen<br />
mit d<strong>er</strong> Gew<strong>er</strong>kschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft zur<br />
Auslotung and<strong>er</strong>s gewichtet<strong>er</strong> Einsparungsvorschläge<br />
eintritt. ...“<br />
Seit 1995 hat die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> eine positive Mitglied<strong>er</strong>entwicklung<br />
zu v<strong>er</strong>zeichnen:<br />
1992: 6.836<br />
1993: 6.809<br />
1994: 6.024<br />
1995: 7.0<strong>50</strong><br />
Mitglied<strong>er</strong>entwicklung<br />
0<br />
1992 1994 1996 1998<br />
1996: 7.098<br />
1997: 7.410<br />
1998: 7.584<br />
1999: 7.720<br />
<strong>Die</strong>se Mitglied<strong>er</strong>steig<strong>er</strong>ung ist nach<br />
uns<strong>er</strong><strong>er</strong> int<strong>er</strong>nen Analyse u.a. darauf<br />
zurückzuführen, dass seit 1994<br />
eine hauptamtliche Stelle für den<br />
auß<strong>er</strong>schulischen B<strong>er</strong>eich eing<strong>er</strong>ichtet<br />
ist und ebenfalls seit 1994 eine<br />
hauptamtlich besetzte Rechtsschutzstelle<br />
für die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
arbeitet sowie die Mitglied<strong>er</strong>w<strong>er</strong>bung<br />
professionell<strong>er</strong> gestaltet wurde<br />
z.B. durch den abgesenkten Einstiegsbeitrag<br />
für B<strong>er</strong>ufsanfäng<strong>er</strong>Innen<br />
und W<strong>er</strong>begeschenke für W<strong>er</strong>b<strong>er</strong>Innen<br />
ab<strong>er</strong> auch Neueingetretene.<br />
<strong>Die</strong> 90-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong> waren geprägt durch<br />
die Arbeitszeitauseinand<strong>er</strong>setzung<br />
mit dem Minist<strong>er</strong>ium für Bildung<br />
und Kultur bzw. dem Minist<strong>er</strong>ium<br />
für Bildung, Wissenschaft und Weit<strong>er</strong>bildung.<br />
Während unt<strong>er</strong> ein<strong>er</strong><br />
CDU-/F.D.P.-Regi<strong>er</strong>ung in den ausgehenden<br />
80-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong>n endlich die<br />
Arbeitszeitv<strong>er</strong>kürzung für Lehr<strong>er</strong>innen<br />
und Lehr<strong>er</strong> umgesetzt wurde,<br />
nahm die SPD/F.D.P.-Regi<strong>er</strong>ung<br />
diese Arbeitszeitv<strong>er</strong>kürzungen zurück<br />
und führte zusätzliche Arbeitszeitv<strong>er</strong>läng<strong>er</strong>ungen<br />
ein. Begründet<br />
wurde dies mit den enorm steigenden<br />
Schül<strong>er</strong>Innen-Zahlen und den<br />
sinkenden Einnahmen des Landes<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />
Startete d<strong>er</strong> neue Minist<strong>er</strong> für Bildung,<br />
Wissenschaft und Weit<strong>er</strong>bildung,<br />
Prof. Dr. E. Jürgen Zölln<strong>er</strong>,<br />
mit dem von d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> initii<strong>er</strong>ten<br />
Sabbatjahr für Lehr<strong>er</strong>Innen, so<br />
musste die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
all<strong>er</strong>dings auch schm<strong>er</strong>zlich <strong>er</strong>fahren,<br />
dass - trotz heftigst<strong>er</strong> Gegenwehr<br />
- in <strong>er</strong>heblichem Maße weit<strong>er</strong>e<br />
Einschnitte im Bildungsb<strong>er</strong>eich<br />
vorgenommen wurden.<br />
Ein weit<strong>er</strong><strong>er</strong> Erfolg in d<strong>er</strong> Zusammenarbeit<br />
mit Minist<strong>er</strong> Zölln<strong>er</strong> war<br />
die Aufhebung des Radikalen<strong>er</strong>lasses<br />
sowie die Rehabiliti<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong><br />
Opf<strong>er</strong>. Auf d<strong>er</strong> Grundlage des Urteils<br />
des Europäischen G<strong>er</strong>ichtshofes<br />
für Menschenrechte vom 26.<br />
Septemb<strong>er</strong> 1995 wegen des sogenannten<br />
„Radikalen<strong>er</strong>lasses“ wurde<br />
die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> beim Minist<strong>er</strong><br />
für Bildung, Wissenschaft<br />
und Weit<strong>er</strong>bildung, Prof. Dr. E. Jürgen<br />
Zölln<strong>er</strong>, vorstellig und ford<strong>er</strong>te<br />
die Wied<strong>er</strong>einstellung bzw. die Rehabiliti<strong>er</strong>ung<br />
d<strong>er</strong> vom Radikalen<strong>er</strong>lass<br />
betroffenen KollegInnen. Mit<br />
Ablauf des <strong>Jahre</strong>s 1997 wurde den<br />
drei betroffenen Lehrkräften eine<br />
Lösung ihr<strong>er</strong> damaligen Unrechtsbehandlung<br />
in Aussicht gestellt, die<br />
mittl<strong>er</strong>weile auch umgesetzt ist:<br />
• Im Falle d<strong>er</strong> Gehaltskürzung ist die<br />
Rückgängigmachung v<strong>er</strong>einbart worden.<br />
• In den Fällen d<strong>er</strong> Entlassung als<br />
Beamt<strong>er</strong> auf Probe geht es um eine<br />
Zahlung aus Billigkeitsgründen im<br />
V<strong>er</strong>gleichswege.<br />
• <strong>Die</strong> Wied<strong>er</strong>einstellung <strong>er</strong>folgte<br />
rückwirkend zum 01. August 1990<br />
bzw. zum 01. August 1993.<br />
Damit wurden die Ford<strong>er</strong>ungen d<strong>er</strong><br />
<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in vollem<br />
Umfange <strong>er</strong>füllt.<br />
Ein Synonym für die Einschnitte im<br />
Bildungsb<strong>er</strong>eich stellte die „Exp<strong>er</strong>tise<br />
zur Unt<strong>er</strong>richtsv<strong>er</strong>sorgung bei steigenden<br />
Schül<strong>er</strong>Innen-Zahlen in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“ vom 21. Novemb<strong>er</strong><br />
1996 dar, die von dem <strong>GEW</strong>-<br />
Mitglied Prof. Dr. Klaus Klemm im<br />
Auftrag des MBWW <strong>er</strong>arbeitet wurde.<br />
<strong>Die</strong> <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
12/96 titelte „Schafft die Schule ab,<br />
die kostet nur Geld! Wo’s klemmt!“<br />
<strong>Die</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> startete<br />
eine Postkartenaktion:<br />
Auf d<strong>er</strong> Seite 3 d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong>-Zeitung 12/<br />
96 heißt es im Kommentar von Tilman<br />
Boehlkau zu d<strong>er</strong> Exp<strong>er</strong>tise: „Arbeitszeitv<strong>er</strong>läng<strong>er</strong>ung<br />
v<strong>er</strong>nichtet Arbeitsplätze<br />
und schmäl<strong>er</strong>t die Einstellungschancen!<br />
Unv<strong>er</strong>ständnis,<br />
V<strong>er</strong>ärg<strong>er</strong>ung, Empörung, Entsetzen<br />
... Was ist das richtige Wort, mit dem<br />
14 Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> 90-<strong>er</strong><br />
auf die „Exp<strong>er</strong>tise zur Unt<strong>er</strong>richtsv<strong>er</strong>sorgung<br />
bei steigenden Schül<strong>er</strong>Innenzahlen<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“ vom<br />
21. Novemb<strong>er</strong> 1996 reagi<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den<br />
muss? Auf 40 Seiten v<strong>er</strong>sucht d<strong>er</strong><br />
Gutacht<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Landesregi<strong>er</strong>ung<br />
(Prof. Dr. Klaus Klemm) Handlungshinweise<br />
zu geben, wie den steigenden<br />
Schül<strong>er</strong>Innenzahlen begegnet<br />
w<strong>er</strong>den kann, ohne dass es zu den<br />
notwendigen Neueinstellungen<br />
kommt! <strong>Die</strong> Quadratur des Kreises?<br />
Auch diesmal ist sie nicht gelungen!<br />
Fast ausschließlich auf dem Rücken<br />
d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>innen und Lehr<strong>er</strong> soll die<br />
Bewältigung des Problems, das die<br />
Gew<strong>er</strong>kschaft Erziehung und Wissenschaft<br />
nicht negi<strong>er</strong>en will und<br />
kann, ausgetragen w<strong>er</strong>den. Alle Vorschläge,<br />
die mit den Betroffenen<br />
noch diskuti<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den sollen (dadurch<br />
w<strong>er</strong>den sie auch nicht bess<strong>er</strong>!),<br />
laufen auf eine Arbeitszeitv<strong>er</strong>läng<strong>er</strong>ung<br />
und auf gravi<strong>er</strong>ende V<strong>er</strong>schlecht<strong>er</strong>ungen<br />
d<strong>er</strong> Arbeits- und L<strong>er</strong>nbe-<br />
dingungen hinaus. ... Bei allen Üb<strong>er</strong>legungen<br />
hat für die <strong>GEW</strong> Vorrang:<br />
* Es müssen Arbeitsbedingungen<br />
und Belastungsfaktoren b<strong>er</strong>ücksichtigt<br />
w<strong>er</strong>den!<br />
* Es müssen Einstellungsp<strong>er</strong>spektiven<br />
für gut ausgebildete Lehr<strong>er</strong>Innen<br />
<strong>er</strong>öffnet w<strong>er</strong>den!<br />
* Dass nur ein<strong>er</strong> gibt und d<strong>er</strong> and<strong>er</strong>e<br />
nimmt, kommt für die <strong>GEW</strong><br />
nicht in Frage!<br />
* Schule und Politik müssen die bevorstehende<br />
H<strong>er</strong>ausford<strong>er</strong>ung gemeinsam<br />
meist<strong>er</strong>n!“<br />
Eine Vielzahl von Aktionen mit Elt<strong>er</strong>n,<br />
Schül<strong>er</strong>Innen und Lehr<strong>er</strong>Innen<br />
- ab<strong>er</strong> auch mit dem V<strong>er</strong>band Bildung<br />
und Erziehung - kennzeichneten<br />
den Wid<strong>er</strong>stand d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> gegen<br />
diese Arbeitszeitv<strong>er</strong>läng<strong>er</strong>ungen:<br />
• 5 dezentrale Kundgebungen in<br />
Ludwigshafen, Tri<strong>er</strong>, Kais<strong>er</strong>slaut<strong>er</strong>n,<br />
Koblenz und Mainz,<br />
• eine Demonstration in Mainz, gemeinsam<br />
mit dem VBE,<br />
• Hearing im Landtag mit dem Landeselt<strong>er</strong>nbeirat<br />
und dem VBE,<br />
• „Wand<strong>er</strong>tag einmal and<strong>er</strong>s, Schule<br />
ist mehr als Unt<strong>er</strong>richt“,<br />
Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00<br />
15
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Die</strong> 90-<strong>er</strong><br />
• 5 dezentrale V<strong>er</strong>anstaltungen zur<br />
geplanten Einführung d<strong>er</strong> „Vollen<br />
Halbtagsschule“,<br />
• Aktionstag d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> „Geschenke vom Himmel“ in<br />
Worms,<br />
• Aktionstag d<strong>er</strong> Jungen <strong>GEW</strong> auf<br />
dem Neubrunnenplatz in Mainz<br />
(auch mit Schuhe putzen):<br />
Ein weit<strong>er</strong><strong>er</strong> Schw<strong>er</strong>punkt d<strong>er</strong><br />
<strong>GEW</strong>-Arbeit in den ausgehenden<br />
90-<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong>n war die Diskussion um<br />
die Gründung ein<strong>er</strong> <strong>Die</strong>nstleistungsgew<strong>er</strong>kschaft.<br />
Seit August 1997 wird in d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, ab Septemb<strong>er</strong> 1997<br />
in d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> auf Bundesebene, üb<strong>er</strong><br />
die entstehende Gew<strong>er</strong>kschaft für<br />
den <strong>Die</strong>nstleistungsb<strong>er</strong>eich diskuti<strong>er</strong>t.<br />
<strong>Die</strong> Gew<strong>er</strong>kschaften ÖTV,<br />
DAG, HBV, DPG, IG Medien und<br />
<strong>GEW</strong> wollen die größte Einzelgew<strong>er</strong>kschaft<br />
d<strong>er</strong> Welt für den „<strong>Die</strong>nstleistungsb<strong>er</strong>eich,<br />
die dienstleistungsnahe<br />
Industrie, den Medien-, Kultur-<br />
und Bildungsb<strong>er</strong>eich“ schaffen.<br />
In d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> entsteht eine Neustrukturi<strong>er</strong>ungsdebatte,<br />
die auf Bundesebene<br />
sehr kontrov<strong>er</strong>s, in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> all<strong>er</strong>dings sehr einheitlich geführt<br />
wird. Während sich fast alle<br />
Unt<strong>er</strong>glied<strong>er</strong>ungen in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> einstimmig für die neue Gew<strong>er</strong>kschaft<br />
aussprechen, entsteht auf<br />
Bundesebene eine gegenläufige Bewegung,<br />
besond<strong>er</strong>s beeinflusst von<br />
d<strong>er</strong> strikten Ablehnung d<strong>er</strong> neuen<br />
Gew<strong>er</strong>kschaft durch die <strong>GEW</strong>-Landesv<strong>er</strong>bände<br />
Nordrhein-Westfalen,<br />
Nied<strong>er</strong>sachsen, Sachsen-Anhalt,<br />
Thüringen und Brandenburg. In<br />
sehr vielen Mitglied<strong>er</strong>v<strong>er</strong>sammlungen<br />
informi<strong>er</strong>t d<strong>er</strong> Landesvorsitzende<br />
üb<strong>er</strong> die neu entstehende Gew<strong>er</strong>kschaft<br />
und nimmt die Meinungsbildung<br />
aus <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
mit in die Bundesgremien, wo <strong>er</strong> Unt<strong>er</strong>stützung<br />
bei den <strong>GEW</strong>-Landesv<strong>er</strong>bänden<br />
Baden-Württemb<strong>er</strong>g,<br />
Bay<strong>er</strong>n, Schleswig-Holstein und<br />
Sachsen findet. In mehr<strong>er</strong>en Hauptvorstandssitzungen<br />
beschäftigt sich<br />
die <strong>GEW</strong> auf Bundesebene mit d<strong>er</strong><br />
Neustrukturi<strong>er</strong>ung und muss feststellen,<br />
dass die <strong>GEW</strong> sehr uneinheitlich<br />
diese Debatte begleitet.<br />
In Sorge vor ein<strong>er</strong> Spaltung d<strong>er</strong><br />
<strong>GEW</strong> setzt d<strong>er</strong> Koordini<strong>er</strong>ungsvorstand<br />
im Juni 1998 in Dresden die<br />
Gespräche mit den and<strong>er</strong>en Gew<strong>er</strong>kschaften<br />
aus und v<strong>er</strong>schiebt eine<br />
Entscheidung auf den H<strong>er</strong>bst 1998.<br />
D<strong>er</strong> Hauptvorstand tagt im Septemb<strong>er</strong><br />
1998 in Ludwigshafen und entscheidet,<br />
dass im Frühjahr 1999 ein<br />
auß<strong>er</strong>ordentlich<strong>er</strong> Gew<strong>er</strong>kschaftstag<br />
auf Bundesebene einzub<strong>er</strong>ufen ist,<br />
d<strong>er</strong> sich dem Schw<strong>er</strong>punkt Neustrukturi<strong>er</strong>ung<br />
widmet.<br />
Am 19. Mai 1999 beschließt d<strong>er</strong><br />
auß<strong>er</strong>ordentliche Gew<strong>er</strong>kschaftstag<br />
d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> in Würzburg mit 233 zu<br />
170 Stimmen (58 % zu 42 %) die<br />
Eigenständigkeit d<strong>er</strong> <strong>GEW</strong> und<br />
lehnt damit die von vi<strong>er</strong> Landesv<strong>er</strong>bänden<br />
(darunt<strong>er</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>)<br />
beantragte Wied<strong>er</strong>aufnahme d<strong>er</strong><br />
Gespräche zur Gründung ein<strong>er</strong> neuen<br />
<strong>Die</strong>nstleistungsgew<strong>er</strong>kschaft ab.<br />
16 Sond<strong>er</strong>beilage zur <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 5/00