Ausgangsbedingungen und Handlungsbedarf - Gem-esf-bw.de
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Risiken <strong>de</strong>r Fehlinterpretation von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Elisabeth Helming<br />
eine Qualifizierung fachlicher Arbeit verb<strong>und</strong>en sein: Die Einbindung von Strategien <strong>de</strong>s<br />
Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in Prozesse <strong>de</strong>r Qualitätsentwicklung scheint zu<strong>de</strong>m ein Weg zu<br />
sein, <strong>de</strong>r möglicherweise nicht in <strong>de</strong>m Maß Ressourcen bin<strong>de</strong>t, wie oft befürchtet wird,<br />
son<strong>de</strong>rn es wer<strong>de</strong>n die bisherigen Relevanzkriterien lediglich durch ein Weiteres ergänzt,<br />
eine ökonomische Vorgehensweise (vgl. dazu die Praxis-Beispiele in: Deutsches Jugendinstitut<br />
2004). Die For<strong>de</strong>rung, Gen<strong>de</strong>raspekte zu beachten, verliert dadurch vielleicht <strong>de</strong>n Ruf<br />
einer „überhöhten For<strong>de</strong>rung von Emanzen“. Stellungnahmen dieser Art veranschaulichen<br />
zu<strong>de</strong>m weiteren <strong>Handlungsbedarf</strong>, das geschlechterpolitische Prinzip GeM adäquat zu vermitteln<br />
<strong>und</strong> klar zu machen, dass es sich nicht um eine Mo<strong>de</strong>welle han<strong>de</strong>lt, die durch „Aussitzen“<br />
vorübergehen wird, son<strong>de</strong>rn um eine Anfor<strong>de</strong>rung, die langfristig bestehen bleiben<br />
wird, die eine Weiterentwicklung von Reflexivität erfor<strong>de</strong>rt: GeM kann genutzt wer<strong>de</strong>n, um<br />
zielgruppenspezifischer zu arbeiten. 2<br />
Nicht-Betroffenheit von Männern<br />
Auffallend ist <strong>de</strong>r unterschiedliche Umgang mit Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in reinen Frauen<strong>und</strong><br />
in reinen Männerorganisationen, an <strong>de</strong>m exemplarisch die zwei entgegengesetzten<br />
Pole <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Thema ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n können.<br />
Zwei <strong>de</strong>r Organisationen, die an <strong>de</strong>r Befragung teilgenommen haben, sind Verbän<strong>de</strong> mit<br />
ausschließlich männlichen Mitglie<strong>de</strong>rn; einer dieser Organisationen sind – laut Fragebogen<br />
– 125 „Unterorganisationen“ angeschlossen. Bei<strong>de</strong> Organisationen sehen keine Notwendigkeit,<br />
sich mit Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming zu befassen, jeweils mit <strong>de</strong>m Hinweis darauf, dass es<br />
sich bei ihnen um 100%ige Männerverbän<strong>de</strong> han<strong>de</strong>lt. Eine Einschätzung dazu lautet: „Das<br />
Ganze (GeM, d.Vf.) passt nicht auf die För<strong>de</strong>rung von jungen Menschen, die sich männlichen<br />
Vereinen als Stu<strong>de</strong>nten angeschlossen haben. Im Männerverein/-verband über Gen<strong>de</strong>r<br />
Mainstreaming zu sprechen, ist absurd.“ Das Geschlechterverhältnis, das mit <strong>de</strong>m Begriff<br />
Gen<strong>de</strong>r gemeint ist, scheint einem Teil von Männern kein Thema, mit <strong>de</strong>m sie sich auseinan<strong>de</strong>r<br />
setzen müssen; sie fühlen sich anscheinend nicht „gegen<strong>de</strong>rt“, d.h. von „Gen<strong>de</strong>r“<br />
betroffen.<br />
Demgegenüber zeigen sich zwei Organisationen, die ausschließlich weibliche Mitglie<strong>de</strong>r<br />
haben <strong>und</strong> mädchen-/frauenspezifische Arbeit leisten, offen gegenüber Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming.<br />
GeM wird unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r Qualifizierung <strong>de</strong>r Arbeit betrachtet <strong>und</strong> geprüft. In<br />
diesen Verbän<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>t eine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit GeM statt <strong>und</strong> es wer<strong>de</strong>n Positionen<br />
dazu erarbeitet. Männern die Be<strong>de</strong>utung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Wert von GeM für sie selbst plausibel zu<br />
machen, <strong>de</strong>n Gewinn, <strong>de</strong>n sie davon haben könnten, wird ein Angelpunkt für die Nachhaltigkeit<br />
<strong>de</strong>r Strategie. Insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r neuere Diskurs um die Zukunft <strong>de</strong>r Jungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />
jungen Männer <strong>und</strong> ihre Probleme (vgl. dazu z.B. Thimm 2004) gibt jedoch diesem Thema<br />
möglicherweise neuen Auftrieb, u.a. sind die Jugendverbän<strong>de</strong> gefor<strong>de</strong>rt, sich in diesem Zusammenhang<br />
zu positionieren <strong>und</strong> Konzepte zu über<strong>de</strong>nken. 3<br />
2<br />
Eine Studie über die Wirkungen eines Gen<strong>de</strong>r-Moduls in <strong>de</strong>r Ausbildung von Sozialpädagoginnen hat gezeigt, dass durch<br />
die dadurch entwickelte Geschlechterreflexivität insgesamt die Wahrnehmung <strong>und</strong> Akzeptanz von Differenzen geför<strong>de</strong>rt<br />
wur<strong>de</strong> (Schäfer 2004).<br />
3 „Angeknackste Hel<strong>de</strong>n. Pädagogen sorgen sich um die Männer von morgen: Immer mehr Jungen verlassen die Schule mit<br />
miserablen Noten. Sie sind tief verunsichert, männliche Vorbil<strong>de</strong>r fehlen. Forscher rufen bereits die ‚Jungenkatastrophe’<br />
aus, die Leistungen <strong>de</strong>r Mädchen wer<strong>de</strong>n unter<strong>de</strong>ssen immer besser.“ (Thimm 2004, S. 82).<br />
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