Länderprofil Ägypten - Ghorfa
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<strong>Länderprofil</strong> <strong>Ägypten</strong><br />
Seit der Revolution regiert in <strong>Ägypten</strong> der Oberste Militärrat. Ab 28. November 2011 sind<br />
zunächst Wahlen für Ober- und Unterhaus des Parlaments geplant, anschließend<br />
Präsidentschaftswahlen. Die Verfassung sollte eigentlich eine Kommission des neuen<br />
Parlaments ausarbeiten, nun aber soll es ein von den Militärs ernanntes Gremium tun.<br />
<strong>Ägypten</strong> ist das bevölkerungsreichste arabische Land und hat nach Saudi-Arabien und den<br />
Vereinigten Arabischen Emiraten die drittgrößte Volkswirtschaft in der arabischen Welt.<br />
<strong>Ägypten</strong>s Bemühungen um eine Transformation des bestehenden Wirtschaftssystems hin zu<br />
einer liberalen Marktwirtschaft haben sich in den letzten Jahren verstärkt. Elemente dieses<br />
Prozesses sind die gezielte Privatisierung von Staatsunternehmen und die allgemeine<br />
Stärkung des Privatsektors, die Erleichterung und Förderung von Investitionen aus dem<br />
Ausland und die Reform der Zollverwaltung und Senkung der Importzölle. So wurden bereits<br />
die „Bank of Alexandria“, die ehemals drittgrößte Staatsbank und die „Telecom Egypt“<br />
privatisiert bzw. teilprivatisiert. Insbesondere in den Schlüsselbereichen Banken,<br />
Versicherungen, Energie, Transport und Textilien werden weitere Privatisierungen folgen.<br />
Die wirtschaftlichen Perspektiven waren bis in die jüngste Vergangenheit sehr günstig. Der<br />
Tourismus, die Überweisungen von Auslandsägyptern, Einnahmen aus dem Suezkanal und<br />
vor allem die Erlöse aus dem Export von Erdöl und Erdgas sind neben dem Warenexport die<br />
wichtigsten Devisenbringer <strong>Ägypten</strong>s und erreichten in den letzten Jahren noch neue<br />
Rekordstände. Die Gewinne aus der Gasförderung sind zudem noch erheblich<br />
steigerungsfähig.<br />
In den letzten Jahren wurden die Rahmenbedingungen für ausländische Investoren laufend<br />
verbessert, um Direktinvestitionen zu fördern. So hat die „General Authority for Investment<br />
and Free Zones“ (GAFI) so genannte „One Stop Shops“ (OSS) gegründet. Diese OSS<br />
bestehen landesweit und vereinfachen Firmengründungen deutlich. Unter dem Dach der GAFI<br />
wurden in Kairo Vertreter aller Behörden angesiedelt, die in den Genehmigungsprozess<br />
involviert sind. GAFI wickelt in den OSS kostenlos alle Formalitäten mit den staatlichen<br />
Institutionen für die ausländischen Investoren ab und beschafft die Genehmigungen, die für<br />
den Start der Unternehmen erforderlich sind. Nach der Revolution hat die GAFI weitere<br />
Erleichterungen angekündigt. Das Verfahren zur Ansiedlung von Industrieprojekten soll<br />
vereinfacht und die Registrierungszeit für Niederlassungen ausländischer Firnen auf drei Tage<br />
reduziert werden (bisher vier bis sechs Monate). Diese Dreitagesfrist gilt auch für<br />
Repräsentationsbüros. Ein- und Ausfuhrlizenzen sollen auf drei bis fünf Jahre ausgeweitet<br />
werden.<br />
Solche Initiativen und die marktwirtschaftliche Reformpolitik der ägyptischen Regierung sollen<br />
zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum und der Schaffung neuer Arbeitsplätze beitragen.<br />
In den vergangenen Jahren hat sich eine wachsende Zahl ausländischer Firmen in <strong>Ägypten</strong><br />
engagiert. Für die Privatisierung von Staatsunternehmen werden die zum Verkauf stehenden<br />
Unternehmen restrukturiert und für potentielle Investoren Anreize geschaffen – einen solchen<br />
Anreiz stellt u.a. die Steuerbefreiung dar.<br />
Die globale Wirtschafts- und Finanzkrise hatte <strong>Ägypten</strong> relativ gut überstanden. Für das<br />
laufende Jahr 2011 wird allerdings nur ein geringes Wachstum von 1,2% erwartet, nach<br />
Zuwächsen um 5,1 in 2010 und 4,7% in 2009. Im ersten Quartal 2011 kam es zu erheblichen<br />
Produktionsausfällen und die Industrien erholen sich erst langsam wieder. Zwischen 2006 und<br />
2008 lag das Wachstum im Durchschnitt bei 7%. Dieses Niveau wird <strong>Ägypten</strong> nach Angaben<br />
des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung erst im Fiskaljahr 2016/17 wieder erreichen<br />
können. Die Inflationsrate in <strong>Ägypten</strong> blieb 2010 mit 11,7% und 2011 mit 11,1% zweistellig.<br />
Momentan beginnt sich die Auslandsnachfrage zu erholen und auch der Konsum zeigt sich<br />
resistent. Gesucht werden ausländische Investitionen besonders als PPP-Modelle für Projekte<br />
im allgemeinen Infrastrukturbereich gesucht (Straßen, Höfen, Eisenbahnen, Energie, Wasser,<br />
Anfall, sowie Bildung und Gesundheit).<br />
Stand: 11/2011 2