Länderprofil Ägypten - Ghorfa
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<strong>Länderprofil</strong> <strong>Ägypten</strong><br />
Arabische Republik <strong>Ägypten</strong><br />
(Gumhuriyat Misr al-Arabiya)<br />
Wirtschaftliche und politische Entwicklung<br />
Seit dem Sturz der Monarchie (23. Juli 1952) ist die Arabische Republik <strong>Ägypten</strong> eine<br />
Präsidialrepublik. <strong>Ägypten</strong>s politische Lage war über drei Jahrzehnte geprägt durch die<br />
Kontinuität in der politischen Führung. Nach wochenlangen Protesten gegen die Regierung<br />
Anfang 2011 trat Hosni Mubarak, der das Land seit 1981 regierte, als Präsident zurück und<br />
übergab die Macht an den Obersten Militärrat. Dieser löste daraufhin das Parlament auf und<br />
setzte die Verfassung außer Kraft. Der ägyptische Premierminister Essam Sharaf und seine<br />
Kabinettsmitglieder sind Anfang März 2011 von Muhammad Hussein Tantawi, dem Chef des<br />
Hohen Militärrats, vereidigt worden. Sharaf hatte zuvor drei Gefolgsleute des ehemaligen<br />
Präsidenten Mubarak aus ihren Ministerämtern entlassen und damit auf die Forderung der<br />
Demonstranten reagiert.<br />
Bei einer Volksabstimmung am 19. März 2011 gaben etwa 14 Millionen Ägypter ihre Stimme<br />
ab. Eine unabhängige Juristenkommission hatte elf Verfassungsänderungen erarbeitet, über<br />
welche in dem Referendum abgestimmt wurde. Die Verfassungsreform beinhaltet unter<br />
anderem die Verkürzung der Amtszeit zukünftiger Präsidenten auf 4 Jahre sowie die<br />
Beschränkung der Wiederwahl eines Präsidenten auf zwei Amtsperioden. Außerdem<br />
verpflichtet es zukünftige Präsidenten innerhalb von 30 Tagen einen Vizepräsidenten zu<br />
ernennen und errichtet verschiedene Kriterien, die zukünftige Präsidentschaftskandidaten<br />
erfüllen müssen, wie zum Beispiel das Mindestalter von 40 Jahren. 77% der Wähler stimmten<br />
für die Verfassungsänderungen, welche zentrale Forderungen vieler Demonstranten während<br />
der Proteste waren, die zum Sturz Mubaraks führten.<br />
Stand: 11/2011 1
<strong>Länderprofil</strong> <strong>Ägypten</strong><br />
Seit der Revolution regiert in <strong>Ägypten</strong> der Oberste Militärrat. Ab 28. November 2011 sind<br />
zunächst Wahlen für Ober- und Unterhaus des Parlaments geplant, anschließend<br />
Präsidentschaftswahlen. Die Verfassung sollte eigentlich eine Kommission des neuen<br />
Parlaments ausarbeiten, nun aber soll es ein von den Militärs ernanntes Gremium tun.<br />
<strong>Ägypten</strong> ist das bevölkerungsreichste arabische Land und hat nach Saudi-Arabien und den<br />
Vereinigten Arabischen Emiraten die drittgrößte Volkswirtschaft in der arabischen Welt.<br />
<strong>Ägypten</strong>s Bemühungen um eine Transformation des bestehenden Wirtschaftssystems hin zu<br />
einer liberalen Marktwirtschaft haben sich in den letzten Jahren verstärkt. Elemente dieses<br />
Prozesses sind die gezielte Privatisierung von Staatsunternehmen und die allgemeine<br />
Stärkung des Privatsektors, die Erleichterung und Förderung von Investitionen aus dem<br />
Ausland und die Reform der Zollverwaltung und Senkung der Importzölle. So wurden bereits<br />
die „Bank of Alexandria“, die ehemals drittgrößte Staatsbank und die „Telecom Egypt“<br />
privatisiert bzw. teilprivatisiert. Insbesondere in den Schlüsselbereichen Banken,<br />
Versicherungen, Energie, Transport und Textilien werden weitere Privatisierungen folgen.<br />
Die wirtschaftlichen Perspektiven waren bis in die jüngste Vergangenheit sehr günstig. Der<br />
Tourismus, die Überweisungen von Auslandsägyptern, Einnahmen aus dem Suezkanal und<br />
vor allem die Erlöse aus dem Export von Erdöl und Erdgas sind neben dem Warenexport die<br />
wichtigsten Devisenbringer <strong>Ägypten</strong>s und erreichten in den letzten Jahren noch neue<br />
Rekordstände. Die Gewinne aus der Gasförderung sind zudem noch erheblich<br />
steigerungsfähig.<br />
In den letzten Jahren wurden die Rahmenbedingungen für ausländische Investoren laufend<br />
verbessert, um Direktinvestitionen zu fördern. So hat die „General Authority for Investment<br />
and Free Zones“ (GAFI) so genannte „One Stop Shops“ (OSS) gegründet. Diese OSS<br />
bestehen landesweit und vereinfachen Firmengründungen deutlich. Unter dem Dach der GAFI<br />
wurden in Kairo Vertreter aller Behörden angesiedelt, die in den Genehmigungsprozess<br />
involviert sind. GAFI wickelt in den OSS kostenlos alle Formalitäten mit den staatlichen<br />
Institutionen für die ausländischen Investoren ab und beschafft die Genehmigungen, die für<br />
den Start der Unternehmen erforderlich sind. Nach der Revolution hat die GAFI weitere<br />
Erleichterungen angekündigt. Das Verfahren zur Ansiedlung von Industrieprojekten soll<br />
vereinfacht und die Registrierungszeit für Niederlassungen ausländischer Firnen auf drei Tage<br />
reduziert werden (bisher vier bis sechs Monate). Diese Dreitagesfrist gilt auch für<br />
Repräsentationsbüros. Ein- und Ausfuhrlizenzen sollen auf drei bis fünf Jahre ausgeweitet<br />
werden.<br />
Solche Initiativen und die marktwirtschaftliche Reformpolitik der ägyptischen Regierung sollen<br />
zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum und der Schaffung neuer Arbeitsplätze beitragen.<br />
In den vergangenen Jahren hat sich eine wachsende Zahl ausländischer Firmen in <strong>Ägypten</strong><br />
engagiert. Für die Privatisierung von Staatsunternehmen werden die zum Verkauf stehenden<br />
Unternehmen restrukturiert und für potentielle Investoren Anreize geschaffen – einen solchen<br />
Anreiz stellt u.a. die Steuerbefreiung dar.<br />
Die globale Wirtschafts- und Finanzkrise hatte <strong>Ägypten</strong> relativ gut überstanden. Für das<br />
laufende Jahr 2011 wird allerdings nur ein geringes Wachstum von 1,2% erwartet, nach<br />
Zuwächsen um 5,1 in 2010 und 4,7% in 2009. Im ersten Quartal 2011 kam es zu erheblichen<br />
Produktionsausfällen und die Industrien erholen sich erst langsam wieder. Zwischen 2006 und<br />
2008 lag das Wachstum im Durchschnitt bei 7%. Dieses Niveau wird <strong>Ägypten</strong> nach Angaben<br />
des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung erst im Fiskaljahr 2016/17 wieder erreichen<br />
können. Die Inflationsrate in <strong>Ägypten</strong> blieb 2010 mit 11,7% und 2011 mit 11,1% zweistellig.<br />
Momentan beginnt sich die Auslandsnachfrage zu erholen und auch der Konsum zeigt sich<br />
resistent. Gesucht werden ausländische Investitionen besonders als PPP-Modelle für Projekte<br />
im allgemeinen Infrastrukturbereich gesucht (Straßen, Höfen, Eisenbahnen, Energie, Wasser,<br />
Anfall, sowie Bildung und Gesundheit).<br />
Stand: 11/2011 2
<strong>Länderprofil</strong> <strong>Ägypten</strong><br />
Projekte und Investitionsschwerpunkte<br />
Im Gegensatz zu einigen Volkswirtschaften am Golf ist die ägyptische Wirtschaft nicht<br />
ausschließlich rohöllastig, sondern breit gefächert. Ein weiterer Wachstumsmarkt ist der<br />
Tourismus, der zur Zeit 20 Prozent der Arbeitsplätze sichert. Nach der Revolution stehen nun<br />
einige neue Projekte im Bereich der Petrochemie und im Bausektor an: Neue Kraftwerke,<br />
Meerwasserentsalzungsanlagen sind geplant, Eisenbahnstrecken werden modernisiert und<br />
die U-Bahn von Kairo erweitert.<br />
Im Öl- und Gassektor haben in den letzten Jahren vielfältige Explorations- und<br />
Bohrprogramme in <strong>Ägypten</strong> zu einer Steigerung von Produktion und Reserven geführt. Im<br />
Fiskaljahr 2009/10 haben die belegten Reserven an Rohöl, Kondensaten und Gas laut der<br />
Egyptian Petroleum Authority einen Rekordstand von 18,3 Mrd. Barrel Öläquivalent (BOE)<br />
erreicht. In den nächsten beiden Fiskaljahren wird ein Anstieg auf 20 Mrd. BOE erwartet. Für<br />
das Fiskaljahr 2011/2012 plant die ägyptische Regierung eine Vielzahl an Vorhaben im<br />
Gassektor. Es wurde die Entdeckung weiterer Kohlenwasserstoffvorkommen gemeldet. Die<br />
ägyptische Ölgesellschaft EGPC hat eine neue Bieterrunde für Öl und Gas bekannt gegeben.<br />
Es steht die Wiederaufnahme von Gaslieferungen nach Jordanien und Israel zu neuen Preise<br />
an. Zuletzt ist der Außenhandelsüberschuss mit Öl und Gas deutlich gestiegen. Im laufenden<br />
Fiskaljahr sind 36 Gasexplorationsbohrungen geplant. Ziel ist, die Gasreserven um 8,2<br />
Millionen Kubikfuß zu erhöhen, die Rohölreserven um 5 Mio. Barrel und die Reserven an<br />
Kondensat um 105 Mio. zu steigern. Parallel soll die Produktion an 38 Bohrlöchern mit 1,3 cbf<br />
pro Tag aufgenommen werden und 6,4 Mrd. cbf Ergas pro Tag erzeugt werden. <strong>Ägypten</strong> hat<br />
Gasreserven von 78 Billionen cbf und Rohölreserven von 4,5 Mrd. Barrel. 2010 wurden täglich<br />
736.000 Barrel produziert.<br />
Das 20-Jahresprogramm zum Aufbau der petrochemischen Industrie sieht bis 2022<br />
Investitionen von 20 Mrd. USD vor. Insgesamt sollen 50 Produktionseinheiten mit einer<br />
Gesamterzeugung von 15 Mio. Tonnen jährlich entstehen, um die lokalen<br />
Produktionseinheiten zu erweitern. Deutliche Zuwächse sollen bei Ethylen, Propylen und<br />
Polyethylen erzielt werden. Auch die Ammoniak- und Methanolproduktion sollen ansteigen.<br />
<strong>Ägypten</strong> will bis 2027 110 Mrd. USD im Energiesektor investieren. Im Bereich der<br />
konventionellen Energie wird vor allem auf Erdgas gesetzt. Erneuerbare Energien sollen bis<br />
2020 einen Anteil von mindestens 20% bei der Stromproduktion erreichen (davon 12% durch<br />
Wind- und 8% durch Wasserkraft). Auch die Solarenergie wird zunehmend ausgebaut. In<br />
Kureimat wurde unlängst ein solarthermisches Kombikraftwerk fertig gestellt und in Kom<br />
Ombo ist ein 100-MW Solarkraftwerk geplant. Weiterhin wird auch die Kernkraft eine wichtige<br />
Rolle spielen. <strong>Ägypten</strong> hat auch weiterhin Nachholbedarf im Bereich der Umwelttechnik.<br />
Von 2012 bis 2037 sollen 98 Mrd. ägyptische Pfund in den Wassersektor investiert werden,<br />
davon 62 Mrd. in den Abwasserbereich. Einige Kläranlagen und<br />
Meerwasserentsalzungsanlagen sollen über PPPs finanziert werden. Die Holding Company<br />
for Water and Wastewater bereitet derzeit die Ausschreibung für Bau und Betrieb von drei<br />
Meerwasserentsalzungsanlagen vor, die auf der Sinai-Halbinsel und in Hurghada entstehen<br />
sollen.<br />
Die Bedeutung der Erneuerbaren Energien ist bisher gering, soll aber steigen. Bis zum<br />
Sommer 2012 sollen in <strong>Ägypten</strong> neue Stromerzeugungskapazitäten in Höhe von 1.180 MW<br />
entstehen. Hierfür werden Investitionen in Höhe von 650 Mio. USD getätigt. <strong>Ägypten</strong> verfolgt<br />
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<strong>Länderprofil</strong> <strong>Ägypten</strong><br />
das Ziel, Windkraftprojekte mit einer Kapazität von insgesamt 2.690 Megawatt in den<br />
nächsten fünf Jahren zu initiieren. Die Windenergie soll insgesamt auf 7.200 MW ausgebaut<br />
werden. Für entsprechende Windparks, sollten im Laufe des Jahres 2011 Ausschreibungen<br />
veröffentlicht werden - unter anderem in Kooperation mit der KfW Entwicklungsbank. Mitte des<br />
vergangenen Jahres, hatte die Weltbank bereits eine Finanzzusage für ein erstes privatwirtschaftliches<br />
250 MW-Windparkprojekt in <strong>Ägypten</strong> gewährt. Die im Januar angekündigten<br />
Ausschreibungen werden sich auf Grund der politischen Rahmenbedingungen voraussichtlich<br />
jedoch bis nach den Neuwahlen in ca. sechs Monaten verzögern.<br />
Die ägyptische Bauwirtschaft ist und bleibt einer der wichtigsten Bereiche der ägyptischen<br />
Wirtschaft. Besonders wichtig ist dabei der soziale Wohnungsbau. Die Anzahl fehlender<br />
Wohneinheiten für Familien mit niedrigen Einkommen wird auf 1,5 Mio. beziffert. Im 1.<br />
Halbbjahr 2012 sollen dafür rund 10 Mrd. ägyptische Pfund zur Verfügung gestellt werden. 7<br />
Mrd. sollen aus dem Staatshaushalt kommen, 3 Mrd. von Entwicklungspartnern. Der Bau von<br />
einer Millionen Wohneinheiten ist in den nächsten fünf Jahren vorgesehen. Das ägyptische<br />
Bau- und Stadtplanungsministerium plant für November 2011 eine Ausschreibung für die<br />
ersten 200.000 Einheiten.<br />
Die Industrial Development Authority (IDA) will noch in diesem Jahr zwölf neue<br />
Zementlizenzen und fünf neue Lizenzen für Stahlwerke anbieten.<br />
Beim Ausbau des Transportsektors ist neben dem geplanten Ausbau der U-Bahn von Kairo<br />
die Modernisierung der 250 km langen Eisenbahnstrecke zwischen Beni Suef und Assiut zu<br />
nennen.<br />
Geschäftsmöglichkeiten auch für ausländische Unternehmen bietet auch der sehr dynamische<br />
Markt der Medizintechnik, wie z.B. der Gesundheitstourismus, der Betrieb von<br />
Krankenhäusern, Gesundheitsmanagement, E-Healthcare und Trainingskurse. Angesichts der<br />
bisherigen Unterfinanzierung des Sektors versucht die Regierung, das System zu<br />
modernisieren. Neben der öffentlichen Hand investiert auch der Privatsektor stark. Eine<br />
Vielzahl an Krankenhäusern wird neu auf- bzw. ausgebaut. Insbesondere moderne<br />
Ausrüstungen aus dem Ausland werden dabei benötigt.<br />
Der Tourismus ist der wichtigste Devisenbringer des Landes. Noch 2010 betrugen die<br />
Devisenerlöse fast 14 Mrd. US-Dollar und die Zahl der Besucher wuchs um 18% auf satte 15<br />
Mio. Die politischen Umwälzungen haben den Sektor schwer getroffen – für das Fiskaljahr<br />
2010/11 wurde ein Erlösrückgang von 35% verzeichnet. Für 2012 wird allerdings mit einer<br />
Entspannung der Situation dieses beschäftigungsintensiven Sektors gerechnet.<br />
Im Fiskaljahr 2009/10 war die Informations- und Kommunikationstechnik der<br />
dynamischste Sektor in <strong>Ägypten</strong>. Die Zahl der Mobilfunkabonnenten liegt mit über 64 Mio.<br />
mittlerweile bei 80% der Bevölkerung. Auch die Zahl der Internet-User wächst stetig; sie liegt<br />
derzeit bei 22 Mio. 2009/10 wuchsen die Investitionen um 42% auf 19,7 Mrd. ägyptische<br />
Pfund. Der Löwenanteil kam dabei von privater Seite. Nutzer- und Umsatzeinbußen im Jahr<br />
2011 werden nicht von Dauer sein. Die Aussichten für den Sektor sind insgesamt positiv.<br />
<strong>Ägypten</strong> hat sich insbesondere zum Ziel gesetzt, regional führend in der<br />
Automobilzulieferindustrie zu werden und fördert daher im Rahmen des neuen<br />
Investitionsprogramms den Automobilsektor erheblich. 2010 hat sich der ägyptische Kfz-Markt<br />
gut entwickelt; es wurden ca. 250.000 Kfz verkauft. Statt des eigentlich erwarteten<br />
Rekordhochs im Jahr 2011, wird nun ein Rückgang um 50% erwartet. Die langfristigen<br />
Erwartungen stimmen allerdings optimistisch aufgrund des hohen Bevölkerungswachstums<br />
und einer hohen Anzahl an Altfahrzeugen.<br />
Zu den besonders dynamischen Wirtschaftszweigen gehört auch der Handel (Groß- und<br />
Einzelhandel). Die Ausbreitung einer Vielzahl von Super- und Hypermärkten sowie großer<br />
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<strong>Länderprofil</strong> <strong>Ägypten</strong><br />
Shopping Malls ist Teil der dynamischen Entwicklung des ägyptischen Binnenhandels. Um<br />
diesen zu unterstützen, hat die ägyptische Regierung ein Fünfjahresprogramm initiiert, das im<br />
Zeitraum 2009 bis 2013 Investitionen in Höhe von 25 Mrd. ägyptischen Pfund vorsieht. Damit<br />
vor allem ausländische Investoren in den Sektor investieren, wurde Ende 2008 eine neue<br />
Behörde, die Internal Trade Development Authority (ITDA), eingerichtet. Sie soll sich vor allem<br />
Grundstücksthemen widmen und bei administrativen Fragen helfend zur Seite stehen.<br />
Deutsch-ägyptische Wirtschaftsbeziehungen<br />
In den letzten Jahren hat eine deutliche Intensivierung des bilateralen Handels zwischen<br />
Deutschland und <strong>Ägypten</strong> stattgefunden. Die deutschen Exporte sind im Jahr 2009 im<br />
Vergleich zum Vorjahr mit 2,66 Mrd. Euro trotz der weltweiten Wirtschaftskrise nahezu<br />
konstant geblieben. Diese Entwicklung basiert insbesondere auf deutschen Exporten von<br />
Maschinen, elektronischen und chemischen Erzeugnissen sowie Fahrzeugen und<br />
Fahrzeugteilen. <strong>Ägypten</strong> exportiert vor allem Brennstoffe, Textilien und Stahlerzeugnisse nach<br />
Deutschland. 2009 sind insgesamt ägyptische Güter im Wert von rund 832 Mio. Euro nach<br />
Deutschland exportiert worden. Im Jahr 2010 exportierte <strong>Ägypten</strong> Waren im Wert von 954,8<br />
Mio. Euro nach Deutschland (+15%). Die deutschen Exporte beliefen sich auf 2,98 Mrd. Euro<br />
(+11,1%). Im ersten Halbjahr 2011 beliefen sich die deutschen Exporte nach <strong>Ägypten</strong> auf 1,18<br />
Mrd. Euro und die Importe auf 828 Mio. Euro.<br />
An bilateralen Wirtschaftsabkommen ist das Deutsch-Ägyptische Doppelbesteuerungsabkommen<br />
seit 1991 in Kraft, ein neues Abkommen wurde im Jahr 2005 paraphiert; weiter ist<br />
seit 1978 ein Deutsch-Ägyptischer Investitionsförder- und -schutzvertrag in Kraft, ein neues<br />
Abkommen wurde 2005 unterzeichnet und ist seit dem 22.11.2009 in Kraft.<br />
Hervorzuheben ist das am 1.6.2004 in Kraft getretene Assoziierungsabkommen zwischen der<br />
EU und <strong>Ägypten</strong>, das neben Regelungen zum politischen Dialog sowie zur Integration von<br />
Handel und Wirtschaft auch solche zur sozialen und kulturellen Kooperation enthält. Als<br />
Kernelement sieht es innerhalb der nächsten 12 Jahre die Schaffung eines gemeinsamen<br />
Wirtschaftsraumes vor.<br />
Neu in den deutsch-ägyptischen Beziehungen ist die intensive Kooperation im Bildungssektor.<br />
2007 wurde offiziell zum „Deutsch-Ägyptischen Jahr der Wissenschaft und Technologie“<br />
erklärt. Die Anfang Oktober 2003 eröffnete German University Cairo (GUC) ist die erste<br />
deutsche Universität im Ausland.<br />
Anfang April 2011 unterzeichneten <strong>Ägypten</strong> und Deutschland ein MOU zur Förderung der<br />
Energieeffizienz in der Industrie. Das mit „Energy Management and Rationalization in<br />
Egyptian Industry“ betitelte MOU soll <strong>Ägypten</strong> von Deutschlands Erfahrung in Bezug auf<br />
Energiemanagement und Effizienz profitieren lassen. Nach Informationen des Ägyptischen<br />
Industrieministeriums ist eine Rationalisierung sowie effizientere Nutzung des industriellen<br />
Energieverbrauchs Ziel der Initiative. Dies soll die ägyptische Wirtschaft, insbesondere im<br />
Hinblick auf wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen in Bezug auf Energie, stärken.<br />
Die Initiative soll außerdem auch ein speziell auf die lokale Wirtschaft abgestimmtes Capacity<br />
Building sowie Bewusstseinsbildungsprogramm bezüglich optimaler Energienutzung für<br />
Ingenieure und Techniker beinhalten.<br />
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