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Gedenkstätten-Rundschau - Gedenkstättenverbund Gäu-Neckar-Alb

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Paul und Sofie Heussler. Quelle: Bundesarchiv Berlin.<br />

die Nachbargebäude nicht angezündet,<br />

die Inneneinrichtung jedoch<br />

verbrannt. Daran beteiligt sind der<br />

SA-Adjutant Walter Schmid und der<br />

SA-Sturmbannführer Alfons Wagner<br />

aus Rottweil sowie Christian Ade aus<br />

Altoberndorf. Paul Heussler ist vermutlich<br />

ihr Anführer. Am nächsten<br />

Tag meldet die „NS-Volkszeitung“:<br />

„So ist nun auch in Rottweil die<br />

Synagoge, ein Schandfleck unserer<br />

Stadt, dem Volkszorn zum Opfer<br />

gefallen. [...] Es darf erwähnt werden,<br />

daß überall in den Städten unseres<br />

Gaues die Aktionen mit großer Disziplin<br />

durchgeführt wurden. Da aber<br />

der Staat auf jeden Fall das Leben der<br />

Juden schützen wollte, wurden auch<br />

in Rottweil einige Juden zur eigenen<br />

Sicherheit in Schutzhaft genommen.<br />

über das Gasthaus: „Ein anderer Kreis<br />

waren Anhänger Stresemanns, die<br />

zum Teil auch im ‚Pflug’, dem nationalen<br />

Lokal unseres Parteigenossen<br />

Heußler verkehrten. Wie überhaupt<br />

hier festgehalten werden muß, daß<br />

diese Familie immer ein Stützpunkt<br />

nationaler Kreise mit ihrem Lokale<br />

war. Auch der Frontkämpferbund, der<br />

damals einen großen Teil der national<br />

denkenden Soldaten umfaßte, verkehrte<br />

dort [...] Die Anhänger General<br />

Ludendorffs hatten ihren Treffpunkt<br />

ebenfalls im ‚Pflug’.“ Auch die NS-<br />

Frauenschaft nutzt das Gasthaus, wie<br />

die Beilage von 1940 belegt:<br />

„Im großen Wahlkampf des Juli 1932<br />

wurden an einem Sonntag 300 SA-<br />

Leute von der NS-Frauenschaft (26<br />

Frauen) im ‚Pflug’ verpflegt.“ Darüber<br />

hinaus versorgen die Frauen hier auch<br />

verletzte SA-Angehörige nach den<br />

Saalschlachten. Sofie Heussler ist eine<br />

von ihnen. Sie tritt der NSDAP bei und<br />

wird bei der Gründung der Rottweiler<br />

Ortsgruppe der NS-Frauenschaft 1931<br />

Schriftführerin und Geschäftsführerin,<br />

ab 1935 Kreisabteilungsleiterin.<br />

In diesem Zusammenhang nimmt sie<br />

1935 und 1937 an weltanschaulichen<br />

und rassepolitischen Schulungen in<br />

ver schiedenen Gauschulen der NS-<br />

Frauenschaft teil.<br />

Am 19. und 20. Oktober 1935<br />

findet in Rottweil der NSDAP-Kreistag<br />

statt. Der „Pflug“ wird in diesem<br />

Rahmen Schauplatz für die Tagung<br />

14<br />

zum Thema Propaganda und Schulung<br />

sowie für eine Veranstaltung der<br />

„Nationalsozialistischen Handels-,<br />

Handwerks- und Gewerbeorganisation“<br />

und der „Deutschen Arbeitsfront“.<br />

Aus Anlass des Kreistages<br />

bringt die NSDAP eine Festschrift<br />

heraus, in der Paul Heussler mit dem<br />

Satz „Hier verkehrt der Nationalsozialist“<br />

für sein Gasthaus wirbt.<br />

1936 verpachten Paul und Sofie<br />

Heussler das „Gasthaus zum Pflug“.<br />

In Sofie Heusslers Händen verbleibt<br />

die Vermietung der Zimmer im<br />

dortigen Haus. Paul Heussler wird<br />

zum 1. April 1936 als Werkschutzbeamter<br />

bei der zur I.G. Farben gehörenden<br />

Rottweiler Pulverfabrik<br />

eingestellt und avanciert vermutlich<br />

später zum Werkschutzleiter. In der<br />

NSDAP ist er ehrenamtlich als Blockleiter<br />

engagiert.<br />

Am 16. Juni 1936 wird Paul Heussler<br />

aus der SS entlassen, da er „den<br />

Anforderungen nicht genügt“, wie es<br />

in seiner Personalakte heißt. Die<br />

Gründe dafür sind nicht überliefert.<br />

Am 1. April 1937 stellt er ein Gnadengesuch<br />

mit der Bitte um Wiederaufnahme.<br />

Dieser wird am 20. Februar<br />

1938 stattgegeben. Er führt nun die<br />

65. SS-Standarte in Rottweil.<br />

Am Morgen des 10. November<br />

1938 zerstören SA-Männer jüdische<br />

Einrichtungen und die Synagoge in<br />

Rottweil. Wie auch in anderen Orten<br />

wird die Synagoge aus Rücksicht auf<br />

Rottweiler NS-Volkszeitung vom 11. Nov.<br />

1938. (Stadtarchiv Rotweil)

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