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Über die Leo Schöpf Route zum Wilden Freiger - Leipzig

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zuwenden, geht der Hauptteil unserer Gruppe <strong>zum</strong> Grünausee, dann weiter zur<br />

Seescharte und <strong>zum</strong> Gamsspitzl.<br />

<strong>Über</strong> mächtige, von Gletschern abgeschliffene, steil aufragende Felsstufen führt uns<br />

ein kurzer, hervorragend angelegter Klettersteig zur Seitenmoräne. Immer weiter<br />

öffnet sich der Blick. Der Grünausee und <strong>die</strong> Moränen zurückliegender<br />

Vergletscherungen liegen tief unter uns im Schatten. Neben uns zieht der zerrissene<br />

Eiswurm des Wilde <strong>Freiger</strong> Ferners steil bergwärts. Wir folgen der Seitenmoräne.<br />

<strong>Über</strong> dem unteren Eisbruch liegt ein Eisplateau. Dort wollen wir auf den Gletscher<br />

queren. Das Plateau zeigt sich am Horizont. Stunde um Stunde steigen wir über <strong>die</strong><br />

Felsblöcke bergwärts. Am dunkelblauen Himmel ziehen inzwischen einige wenige<br />

weiße Cirrusfasern auf. Immer wieder lassen uns das sonnige Wetter und <strong>die</strong> vielen<br />

leuchtenden Blüten im Moränenschutt <strong>zum</strong> Fotoapparat greifen. Die reiche<br />

Blütenpracht in unmittelbarer Nähe <strong>zum</strong> Gletschereis ist faszinierend.<br />

Gletscherhahnenfuß, Nelkenwurz, Teufelskralle, Hornkraut, Frühlingsenzian blühen<br />

unverdrossen. Daneben prangen <strong>die</strong> üppigen Polster von Alpen-Leinkraut und<br />

Mannsschild-Steinbrech. Eine Vielzahl farbenfroher Flechten überzieht das Gestein.<br />

Am Gletscherplateau halten wir Rast, legen <strong>die</strong> Steigeisen und <strong>die</strong> Ausrüstung an.<br />

Das Eis ist nur am Rand der Moräne schmutziggrau, von Spalten durchzogen und<br />

von Geröll bedeckt. Bald greifen <strong>die</strong> Steigeisen knirschend in den überfrorenen<br />

Neuschnee. Wir queren das weite Gletscherbecken und steigen schräg über den<br />

Gletscher einer Reihe von Felskuppen entgegen. Knapp unterhalb <strong>die</strong>ser Felsgruppe<br />

wollen wir über einen Steilaufschwung des Gletscherstromes <strong>zum</strong> Gipfelgrat<br />

aufsteigen. Ein eisiger Wind schlägt uns entgegen. Erste Nebelfetzen jagen vom<br />

Gipfel herab. Die hohen Wolken sind dichter geworden und ziehen rasch dahin.<br />

Wetterverschlechterung droht! Bald steigen wir über steile, tiefverschneite<br />

Gletscherhänge aufwärts. Plötzlich hüllt uns dichter Nebel ein. Eben so schnell reißt<br />

es wieder auf und hoch über uns funkelt das Gipfelkreuz in der Sonne. Aber immer<br />

wieder fällt Nebel ein. Zeitraubend und kräftezehrend stapfen wir durch tiefen<br />

Schnee. Die Spuren zurückliegender Begehungen sind längst nicht mehr erkennbar.<br />

Dafür lassen uns Streifen im Schnee immer wieder verborgene Spalten erahnen.<br />

Uwe steigt voraus. Dann zögert er, ändert <strong>die</strong> Aufstiegsrichtung. Ein Stapfen im<br />

Schnee mündet in ein kleines, schwarzes Loch! Kurze Zeit später trete auch ich<br />

solch ein kleines Loch in <strong>die</strong> makellose, weiße Schneedecke. Ich lass mich vorsichtig<br />

auf den Bauch fallen und ziehe meinen Fuß aus dem Schnee. Es gibt sie also doch,<br />

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