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Autoren verteilen. Solche Fälle gibt es, und wenn ich mich<br />

nach einem Belegexemplar erkundige, habe ich schon öfters<br />

die patzige Antwort erhalten, dass ich eigentlich froh sein<br />

müsste, wenn mich der Verlag überhaupt druckt, denn<br />

schließlich ist das ja Werbung, und wenn ich nicht will,<br />

gäbe es dutzende, die nur darauf warten, dort gedruckt zu<br />

werden. Also klein sein, nichts rausrücken wollen, aber dann<br />

auch noch frech und überheblich sein – finde ich nicht<br />

okay. Mir ist klar, dass Kleinverlage keine Autorenhonorare<br />

bezahlen können, da die Bücher aus der eigenen Tasche<br />

finanziert werden – aber zumindest ein Belegexemplar als<br />

Anerkennung für die Story sollte schon drin sein. Übrigens<br />

gibt es die Verlage, die so gearbeitet haben, mittlerweile nicht<br />

mehr auf dem Markt. Ich bin nicht schadenfroh, aber es<br />

beweist mir, dass sich Qualität und Engagement letztendlich<br />

durchsetzen.<br />

Hast du ein schriftstellerisches Vorbild?<br />

Mehrere sogar. Stilistisch finde ich Joe R. Lansdale unübertroffen.<br />

Ich habe nie versucht, seinen Stil zu kopieren, da<br />

ich meine Grenzen kenne. Lansdale schreibt aus dem Bauch,<br />

und ich bin viel zu sehr Kopfmensch, als dass mir das je gelingen<br />

würde. Mir bleibt also nur, Lansdale zu bewundern.<br />

Was die Entwicklung und das Zeichnen von Charakteren betrifft,<br />

ist Dennis Lehane ein klares Vorbild. Von ihm habe ich<br />

mir einige Tricks und Kniffe abgeschaut. Was die Handlung<br />

betrifft, bewundere ich die Arbeiten von David Morrell, der sogar<br />

seinen Kurzgeschichten so viel Aufmerksamkeit widmet,<br />

dass Mini-Romane dabei herauskommen, die man locker auf<br />

500 Seiten hätte auswälzen können. Und was das Œuvre eines<br />

Schriftstellers betrifft, so sehe ich in Markus Heitz ein klares<br />

Vorbild. Er hat es geschafft, seine Fantasyromane der Ulldart-<br />

und Zwergen-Reihe bei Piper unterzubringen, seine SF-<br />

Shadowrun-Reihe bei Heyne und seine Horrorromane »Ri-<br />

tus« und »Sanctum« in einer<br />

Reihe bei Droemer/<br />

Knaur. Ihm ist es gelungen,<br />

seine breiten Ideen zu verwirklichen,<br />

ohne sich dem<br />

Schubladisieren der Verlage<br />

zu beugen. Das hat – soviel<br />

ich weiß – bisher nur Wolfgang<br />

Hohlbein geschafft.<br />

Schreibst du lieber alleine oder würdest du auch mit<br />

einem Co-Autor arbeiten? Wenn ja, wer würde dich da<br />

reizen?<br />

Co-Autor ist so ein heikles Thema. Ich habe ein paar Mal<br />

versucht, gemeinsam mit Kollegen eine Story bzw. einen Roman<br />

zu verfassen, aber es hat nicht klappen wollen. Ich halte<br />

nichts davon, eine Story entwickeln zu lassen, um zu sehen,<br />

wohin man getrieben wird. Ich brauche ein festes Konzept, ein<br />

fixes Exposé und ein Ziel vor Augen. Ohne diesen »Leitfaden«<br />

würde ich mich mit unplausiblen und unstimmigen Subplots<br />

verzetteln. Dazu kommt, dass ich mit manchen Ideen unzufrieden<br />

bin oder der Kollege mit meinen Ideen nichts anfangen<br />

kann. Das ist auch legitim, denn ich finde, jeder sollte<br />

das schreiben, wovon er überzeugt ist, ohne sich verbiegen zu<br />

müssen. Dann ist da noch die räumliche Barriere. Wenn man<br />

sich nicht gegenübersitzt, um die Story zu besprechen, sondern<br />

nur telefoniert oder per eMail kommuniziert, wird es<br />

deutlich schwieriger, auf einen grünen Zweig zu kommen.<br />

Aber um die Frage doch halbwegs zu beantworten: Reizen<br />

würde mich eine Gemeinschaftsarbeit mit Torsten Sträter. Allerdings<br />

lese ich seine Storys viel zu gern, als dass ich mich in<br />

seine Arbeit einmischen würde, weil ich lieber rausfinde, was<br />

er allein aus einem bestimmten Storythema gemacht hätte.<br />

Liest du regelmäßig? Wenn ja, was bevorzugt?<br />

Oh ja – lesen, wenn ich im Zug sitze, vor dem Schlafengehen<br />

und wenn ich im Urlaub am Strand liege. Ich gebe ja<br />

kein gelesenes Buch wieder her. Sammeltrieb! Monk‘sche<br />

Zwangsneurose! Was stapelt sich so in meinen Schränken?<br />

Sachbücher über Kampfsport, über fernöstliche Philosophie,<br />

Biografien über Filmregisseure wie die Cohen-Brüder, David<br />

Lynch, Terry Gilliam oder Billy Wilder, Bücher übers Schreiben,<br />

weil mich Technik und Arbeitsweise anderer Autoren interessieren.<br />

Außerdem bin ich ein Fan von SF- und Horror-<br />

Kurzgeschichten und sammle alle Anthologien, die ich auf<br />

Flohmärkten in die Finger kriege. Zuletzt habe ich Romane<br />

von Matthew Delaney, Robert Sheckley, Herbert Rosendorfer,<br />

Richard Laymon, Dan Brown und Andrew Vachss gelesen.<br />

Von Vachss werde ich sicher noch mehr lesen, der Typ ist ein<br />

Wahnsinn.<br />

Gibt es Menschen, die dich bei deinem schriftstellerischen<br />

Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie,<br />

Kollegen? In deinen Anfängen und jetzt?<br />

Die Liste mit den Namen dieser Menschen ist lang, sie sind<br />

in den Danksagungen und Widmungen meiner Bücher erwähnt.<br />

Darauf lege ich deshalb so viel Wert, weil der Weg<br />

vom Storyautor für Fanzines bis zum Romanautor für Kleinund<br />

Mittelverlage ein langer und steiniger war. Nikolai von<br />

Michalewsky hat nicht übertrieben! Ohne fremde Unterstützung<br />

hätte ich das nie geschafft und längst das Handtuch geworfen.<br />

Zu glauben, dass man diesen Weg allein gehen kann,<br />

ist meines Erachtens die arrogante Fehleinschätzung eines<br />

von sich selbst eingenommenen Autors. Solche Menschen<br />

habe ich kennengelernt – und mich nur noch gewundert.<br />

Doch zurück zu den Helfern, die mich seit zehn Jahren mit<br />

ihren Kommentaren in den Wahnsinn treiben.<br />

Das Schreiben haben mir die Autoren Gabi Neumayr, Boris<br />

Koch und Malte Sembten beigebracht, die Workshopleiter<br />

No. 4 • Januar 2010 andromeda extended magazine www.sfcd.eu • p. 12

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