Die „eiserne“ Lunge - Trillium
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TITELTHEMA<br />
Im fortgeschrittenen Stadium mündet<br />
die COPD meist in ein <strong>Lunge</strong>nemphysem,<br />
also eine Überblähung der <strong>Lunge</strong>n bläschen<br />
(Alveolen) mit Zerstörung ihrer hauchdünnen<br />
Wände (Alveolarsepten). <strong>Die</strong>se sind<br />
für den Gasaustausch – die Aufnahme von<br />
Sauerstoff und Abgabe von Kohlendioxid –<br />
zuständig. Werden die Alveolarstrukturen<br />
zerstört, so sinkt die Sauerstoffkonzentration<br />
im Blut ab, was der Patient als Luftnot<br />
empfindet. Der Anstieg der Kohlendioxidkonzentration<br />
ist dagegen eher Ausdruck<br />
des Ringens nach Luft unter Einsatz der<br />
gesamten Atemhilfsmukulatur (Brustkorb,<br />
Rücken, Bauch).<br />
Als Ursache der Überblähung gilt der erhöhte<br />
<strong>Lunge</strong>nwider stand beim Ausatmen.<br />
<strong>Die</strong> kleinsten, fein verzweigten Bronchien<br />
(Bronchioli) werden durch die chronische<br />
Entzündung instabil und fallen leicht in sich<br />
zusammen. <strong>Die</strong> <strong>Lunge</strong> verliert dadurch ihre<br />
natürlich Elastizität, und die Luft kann nicht<br />
mehr vollständig entweichen; sie bleibt in<br />
den Alveolen am Ende der kollabierten<br />
Bronchiolen gefangen (trapped air).<br />
Diagnostik und Selbstkontrolle<br />
Um eine COPD zu diagnostizieren und<br />
ihren Schweregrad zu quantifizieren, ist<br />
neben Anamnese, körperlicher Untersuchung<br />
und Röntgenaufnahmen insbesondere<br />
die <strong>Lunge</strong>nfunktionsprüfung wichtig.<br />
Zwei Kennwerte zieht man zur Beurteilung<br />
heran: Das sogenannte forcierte Einsekunden-Volumen<br />
(FEV1) zeigt an, wie viel<br />
Luft in einer Sekunde ausge atmet werden<br />
kann – und zwar nach maximaler Einatmung<br />
bei maximaler Anstrengung. <strong>Die</strong><br />
Messung der Vitalkapazität (VK, VC oder<br />
IVC) erfolgt dagegen nach tiefem Ausatmen<br />
während einer langsamen, maximal tiefen<br />
Einatmung in die <strong>Lunge</strong>.<br />
Entsprechend der aktuellen Leitlinie der<br />
Global Initiative for Chronic Obstructive<br />
Lung Disease (GOLD) teilt man die COPD<br />
in vier Gruppen A bis D ein, die neben<br />
<strong>Lunge</strong>nfunktionsprüfung auch die Anzahl<br />
plötzlicher Verschlechterungen (sog. Exazerbationen)<br />
und die klinische Symptomatik<br />
berücksichtigen. GOLD A steht für<br />
wenige Symptome und geringes Risiko,<br />
GOLD D für ein schweres Krankheitsbild<br />
mit hoher Gefährdung des Patienten durch<br />
Exazerbationen.<br />
Mit einem einfachen Gerät (Peak-Flow-<br />
Meter) können Patienten die Weite ihrer<br />
Atemwege auch selbst messen, was einer<br />
kleinen <strong>Lunge</strong>nfunktionsprüfung im Alltagsleben<br />
entspricht. Je höher der Peak-<br />
Flow-Wert („Spitzenfluss“), des to weiter<br />
und offener sind die Atemwege. Regelmäßige<br />
Messungen geben einen guten Überblick,<br />
ob die Krankheit stabil verläuft oder<br />
ob gerade eine Verschlechterung eintritt.<br />
Prävention<br />
Vorbeugung ist die beste Therapie, sagt<br />
ein Sprichwort. Das gilt in besonderem<br />
Maße für die COPD, da bei ihr das therapeutische<br />
Arsenal noch immer recht bescheiden<br />
und eine kausale Behandlung nicht<br />
möglich ist. Zu den Präventivmaßnahmen<br />
zählt an erster Stelle der Verzicht auf das<br />
Rauchen. Nach Angaben des <strong>Lunge</strong>ninformationsdienstes<br />
1 sinkt der FEV1-Wert<br />
etwa ab dem 25. Lebensjahr bei Nichtrauchern<br />
jährlich um 20 bis 30, bei Rauchern<br />
1<br />
www.lungeninformationsdienst.de<br />
dagegen um 50 bis 60 Milli liter. Weitere<br />
empfohlene Maßnahmen sind die Teilnahme<br />
an Impfungen und die Beachtung von<br />
Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz, sowie<br />
ab dem 45. Lebensjahr eine Überprüfung<br />
der <strong>Lunge</strong>nfunktion alle fünf Jahre.<br />
Behandlung<br />
Nichtmedikamentöse Maßnahmen haben<br />
in der COPD-Therapie einen hohen Stellenwert.<br />
Ihr Ziel besteht im Wesentlichen darin,<br />
die „AHA-Symptome“ Auswurf, Husten<br />
und Atemnot zu reduzieren, die Leistungsfähigkeit<br />
und damit auch Lebensqualität<br />
des Patienten zu steigern, sowie die Häufigkeit<br />
und Schwere der Exazerbationen<br />
zu verringern. Tatsächlich hängt der Erfolg<br />
der Behandlung ganz entscheidend von der<br />
Mitwirkung des Patienten ab. So ist die<br />
Teilnahme an Programmen zur Tabakentwöhnung<br />
die wichtigste therapeutische<br />
Maßnahme überhaupt. Bewegungsprogramme<br />
wirken dem fortschreitenden<br />
Verlust der <strong>Lunge</strong>nfunktion entgegen und<br />
steigern die Belastbarkeit.<br />
Bei der inhalativen medikamentösen Therapie<br />
kommen zwei Wirkungsprinzipien<br />
Bild: Wikipedia<br />
<strong>Die</strong> „eiserne <strong>Lunge</strong>“ wurde um 1920 in den USA<br />
zur Beatmung von <strong>Lunge</strong>nkranken entwickelt.<br />
In Deutschland kam das monströse Gerät vor<br />
allem bei Atemlähmung durch die Poliomyelitis<br />
zum Einsatz. Der Brustkorb der Patienten wurde<br />
durch rhythmischen Druckwechsel in der luftdicht<br />
abgeschlossenen Röhre gedehnt und zusammengepresst;<br />
nur der Kopf schaute heraus. Viele<br />
dieser Unglücklichen wurden so – über Jahre und<br />
Jahrzehnte eingesperrt – am Leben gehalten.<br />
trilliumreport 2012 10(2):83<br />
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