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Jugend fungierte. Im Ritus diente er der olfakto-<br />

folge, und natürlich von Nietzsches ‚Erfindung‘<br />

99, zitiert bei Kerényi: Apollonreligion, 42) Mit<br />

dem Saturn die Ambivalenz: Im römischen Sa-<br />

rischen Vergegenwärtigung Apolls. Im Umfeld<br />

des „Dionysischen“ und „Apollinischen“ nicht<br />

Bezug auf Platons Dialog „Phaidon“ und auf Py-<br />

turn waren der griechische Kronos, der Vater der<br />

seiner zahlreichen Heiligtümer wurde die Pflanze<br />

unberührt, interpretierten ihn später, nach Loder<br />

thagoras betont Kerényi dagegen die Dualität<br />

drei Weltenherrscher Zeus, Poseidon und Hades,<br />

„als Anreger dichterischer und metaphysischer<br />

aber vor Reckendorfer, die einflussreichen Klas-<br />

dieses Geistes. Sokrates‘ „Annäherung an das<br />

der Herrscher des Goldenen Zeitalters, Gott des<br />

Inspiration“ (Lexikon der Symbole, 193) kulti-<br />

sischen Philologen Walter F. Otto (1874 – 1958)<br />

Unkörperlich-Seelische, die Sehnsucht nach der<br />

Acker- und Städtebaus aber auch Todesgott, der<br />

viert: Im Augenblick solcher Inspiration zeigt N.<br />

und Karl Kerényi (1897 – 1973), auch wenn sie<br />

von den Sinnen losgelösten Einsicht, die bewußt<br />

seine eigenen Kinder verschlingt, mit dem grie-<br />

Loder seinen Apoll.<br />

der Platonischen Etymologie des Namens als ‚A-<br />

fortschreitende Befreiung aus der Gebundenheit<br />

chischen Zeitgott Chronos und dem altitalischen<br />

pollon‘, der Nichtviele, der Eine, widersprachen.<br />

im Leibe (…) ist ein einziger Vorstoß nach akti-<br />

Ackergott Saturn verschmolzen. Außerdem hat-<br />

Apollo ist bei Loder „Phoibos“ und „Agnos“, der<br />

„Apollon ist für die Griechen der Gott der geisti-<br />

ver und passiver Übersinnlichkeit, (…) eine töd-<br />

ten sich ins Bild der mythischen Gottheit Züge<br />

Leuchtende, Reine, der ästhetisch und metaphy-<br />

gen Menschen. Nicht lediglich Gott der Dichter:<br />

liche Sehnsucht nach Reinheit“ (Kerényi: Apol-<br />

des Planeten Saturn aus der astrologischen Tradi-<br />

sisch Inspirierte. Seine Leier hält er nach vorn wie<br />

auch Gott des Pythagoras. […] Mit dem Klang<br />

lonreligion, 39). Apollon ist, „vom Standpunkt<br />

tion gemischt. Ihr gilt Saturn als der sonnenfern-<br />

zur Schau und in die Sonne, als sollten ihre Strah-<br />

seiner Leier hält Apollon das All in Harmonie<br />

der Seele gesehen, ein Aspekt des individuellen<br />

ste, dunkelste, trockenste und kälteste Planet.<br />

len, nicht allein seine Hand, sie spielen. Einen<br />

zusammen, sein Leierschläger ist der Sonnen-<br />

Aufhörens, einer Realität, die von der einen Seite<br />

Diese Lehre hat ihrerseits die Temperamenten-<br />

Bogen dagegen führt er sichtbar nicht mit sich.<br />

strahl“ (Kerényi: Apollonreligion, 42f). Stärker<br />

her gesehen eine finstere Wirklichkeit ist. Sie hat<br />

lehre kontaminiert, in der dem Saturn das eher<br />

Nur wer mythologisch informiert ist, vermag in<br />

als bei Kerényi, der mit der Todesseite Apolls<br />

jedoch auch einen ganz anderen Aspekt. Denn<br />

schlechte und böse melancholische (schwarzgal-<br />

dem Gurt über seiner rechten Schulter den Rie-<br />

immer die Ambivalenz des Gottes, wie sie dem<br />

sie ist verbunden mit der höchsten Reinheits-<br />

lige) Temperament zugeordnet war. Melancholie<br />

men eines Köchers zu erkennen. Die dunkle, die<br />

Platonischen Sokrates erscheint, betont, ist das<br />

aussicht: mit der Aussicht auf völlige Reduktion<br />

ist hier nicht, wie später im herrschenden Diskurs,<br />

mörderische Seite seines sagenhaften Wesens<br />

‚apollinische‘ Apollon-Bild bei Otto so eindeutig<br />

der Lebensmannigfaltigkeit. Darin verschwindet<br />

bloß eine vorübergehende schlechte Stimmung,<br />

tritt hier entschieden in den Hintergrund. Auch<br />

wie bei Loder. Wie ein (nachträglicher) Hinter-<br />

zugleich jede Dunkelheit. So erscheint Apollon,<br />

die jeder schon mal hat, sondern charakterliche<br />

der Unheil erinnernde Lorbeerkranz ist ja für my-<br />

grundkommentar auf dessen Bild liest sich diese<br />

der Finstere und Klare, der Seele. Finsternis und<br />

Konstitution und Disposition. Gesellschaftlich bis<br />

thologisch nicht Versierte kaum zu sehen. Apoll<br />

antidionysische Apollon-Interpretation: „Distanz,<br />

Klarheit zugleich ist er seinem Wesen nach. Seine<br />

dato verachtet, wurde das saturnisch-melancho-<br />

ist hier eindeutig, er ist ein heller Gott und ein<br />

dieses Wort drückt unmittelbar nur Negatives<br />

Gestalt begreift die Verwirklichung der vollkom-<br />

lische Temperament von den Intellektuellen der<br />

ferner, sich entfernender. Von der Welt unter<br />

aus, dahinter aber steht das Positivste: die Hal-<br />

menen Reinheit in sich.“ (Kerényi: Apollonreligon,<br />

Renaissance dann jedoch ‚vergöttert‘. Mit Blick<br />

sich und von seinen Mitgöttern wendet er sich<br />

tung des Erkennenden. Apollon lehnt das allzu<br />

46) Auf dieser liegt, wie gesagt, bei Loders Apol-<br />

auf Saturn und das abendländische Melancho-<br />

ab. Vielleicht schaut er, dem Klang seiner Leier<br />

Nahe ab, die Befangenheit in den Dingen, den<br />

lo das Augenmerk, das Finstre, die Dunkelheit,<br />

liedenken entstand die neue „geistige Form des<br />

lauschend, ins Land der Hyperboreer im hohen<br />

verschwimmenden Blick, und ebenso das see-<br />

sind außen vor. Sein Apoll ist ein lichter Gott.<br />

modernen Genies“ (KPS 14): Es ist konstitutio-<br />

Norden, wo er immer den Winter verbringt und<br />

von woher er jeden Sommer nach Delphi zurückkehrt.<br />

Jenes Land ist der Ort „des vollkommenen<br />

Daseins und der Euthanasia, des seligen<br />

lische Ineinsfließen, die mystische Trunkenheit<br />

und ihren ekstatischen Traum. Er will nicht Seele<br />

(in diesem dionysischen Sinn), sondern Geist (…).<br />

In Apollon grüßt uns der Geist der schauenden<br />

Der unheimlichste der Götter –<br />

Tod und Düsternis<br />

Unmittelbar neben diesen platzierte Loder sei-<br />

nell Saturnkind, Melancholiker, den seine polare<br />

Konstitution kenn- und auszeichnet. Es entstand<br />

das Konzept einer noblen, zweideutigen Melancholie,<br />

der „Melancholia Generosa“ (KPS 351).<br />

Sterbens, wo die Lebenssatten sich, fröhlich<br />

Erkenntnis, der dem Dasein und der Welt mit ei-<br />

nen Gegenpart, Saturn, den „unheimlichsten<br />

Saturn verleiht „die höchsten und edelsten Kräf-<br />

bekränzt, von einem Felsen ins Meer stürzen“<br />

ner Freiheit ohnegleichen gegenübersteht – der<br />

der Götter“ (KPS 309). Loder bezieht sich nicht<br />

te der Seele, Vernunft und Denkvermögen“ (KPS<br />

(Kerényi: Apollonreligion, 42). Loder hat sich auf<br />

echtgriechische Geist, dem es beschieden war,<br />

allein auf antike Darstellungen der Gottheit, er<br />

358) im Übermaß, Enthusiasmus und Inspirati-<br />

den Apollon seiner größten Verehrer, der Pytha-<br />

nicht bloß so viele Künste, sondern schließlich<br />

benutzt auch Attribute, die ihr später erst beige-<br />

on. Sie bedeuten jedoch nicht Glück, sondern ein<br />

goreer und Platoniker, bezogen. In deren Nach-<br />

auch die Wissenschaft hervorzubringen.“ (Otto<br />

geben wurden. Wie dem Apoll so nimmt er auch<br />

tragisches Schicksal. Denn sie gehen mit Leiden,<br />

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