CHAPEAU - NRW.Bank
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<strong>CHAPEAU</strong><br />
konzerte junger virtuosen<br />
Saison 2012/13 | Start 07. 10. 2012<br />
Spielorte Münster<br />
Erbdrostenhof<br />
<strong>NRW</strong>.BANK<br />
Westfälische Provinzial<br />
www.chapeau-classique.de<br />
Eine Konzertreihe der<br />
Gesellschaft zur Förderung der<br />
Westfälischen Kulturarbeit e.V.
PROGRAMM <strong>CHAPEAU</strong> CLASSIQUE 2012/13<br />
Konzerte Junger Virtuosen<br />
CLAQUE 1<br />
CLAQUE 2<br />
CLAQUE 3<br />
CLAQUE 4<br />
CLAQUE 5<br />
CLAQUE 6<br />
Einzelkarten<br />
Ermäßigt<br />
Vorverkauf<br />
Online-Verkauf<br />
Saison-Abo<br />
SO 07.10.2012 · 18 Uhr · Erbdrostenhof<br />
Alexej Gorlatch Klavier<br />
FR 09.11.2012 · 20 Uhr · <strong>NRW</strong>.BANK<br />
Violons Vivants Geigenquartett<br />
SO 09.12.2012 · 18 Uhr · Erbdrostenhof<br />
Roman Viazovskiy Gitarre<br />
SO 20.01.2013 · 18 Uhr · Erbdrostenhof<br />
Mirijam Contzen Violine | Tobias Bredohl Klavier<br />
SO 24.02.2013 · 18 Uhr · Erbdrostenhof<br />
Nils Mönkemeyer & Friends Viola und Ensemble<br />
DO 18.04.2013 · 20 Uhr · Westfälische Provinzial<br />
Alexej Gerassimez Percussion | Nicolai Gerassimez Klavier<br />
Karten<br />
20,00 € Vorverkauf (inkl. Gebühr) und Abendkasse<br />
14,00 € für GWK-Mitglieder, Schüler, Studierende, Schwerbehinderte (Ausweis)<br />
Die Sitzplätze sind nummeriert. Saalpläne: www.adticket.de<br />
Jörgs CD-Forum | Alter Steinweg 4, 48143 Münster, Tel: 0251 / 5 88 89<br />
www.adticket.de | Tel: 0180 / 50 40 300<br />
Mo – Fr 8:30 – 19:30 Uhr und Sa 10:00 – 14:00 Uhr<br />
(14 ct/min aus dem deutschen Festnetz, max. 42ct/min aus dem Mobilnetz)<br />
106,00 € / 76,00 € GWK-Mitglieder, Schüler, Studierende, Schwerbehinderte (Ausweis)<br />
Konzertorte<br />
Erbdrostenhof | Salzstraße 38, 48143 Münster<br />
<strong>NRW</strong>.BANK | Friedrichstraße 1 (Ecke Warendorfer Str.), 48145 Münster<br />
Westfälische Provinzial | Provinzial-Allee 1, 48159 Münster (Zentrum Nord)<br />
Chapeau!<br />
Den Klappzylinder dürfen wir auch in der nächsten<br />
Konzertsaison vor außergewöhnlichen<br />
jungen Musikerinnen und Musikern ziehen.<br />
Ich freue mich, dass Sie, liebe Konzertgäste, die<br />
erste <strong>CHAPEAU</strong> CLASSIQUE-Saison so gut<br />
angenommen haben. So waren unsere Premium<br />
Partner sofort bereit, die Reihe fortzusetzen.<br />
Ich danke der Kulturstiftung der Provinzial Versicherung<br />
und der <strong>NRW</strong>.BANK, dem LWL und<br />
RWE herzlich dafür, dass sie so schöne Konzertereignisse<br />
in Münster möglich machen.<br />
Ich bin sicher, den ein oder andern Namen der<br />
„jungen Meister“, die bei uns auftreten, haben<br />
Sie schon gehört. Denn sie sind international unterwegs<br />
und feiern Erfolge, bei den wichtigsten<br />
Wettbewerben zum Beispiel, oder sie werden<br />
für ihre CD-Produktionen ausgezeichnet, sind<br />
auf den renommierten Podien Deutschlands und<br />
Europas zu Gast. Doch dass sie mit Nordrhein-<br />
Westfalen oder mit der GWK zu tun haben, ist<br />
Ihnen bei dem einen, der andern gewiss neu!<br />
Der ARD-Preisträger Alexej Gorlatch wuchs in<br />
Münster auf, die Geigerin Mirijam Contzen,<br />
europaweit begehrte Solistin, und der GWK-<br />
Preisträger Tobias Bredohl stammen aus<br />
Ascheberg. Roman Viazovskiy, einer der weltbesten<br />
Gitarristen seiner Generation, kam aus<br />
der Ukraine, studierte u.a. in Münster und<br />
Aachen und bekam den GWK-Preis. Die GWK-<br />
Preisträgerin Kira Kohlmann aus Kierspe spielt<br />
mit international ausgezeichneten Geigern im<br />
Geigen(!)quartett der „Violons Vivants“. Als das<br />
„deutsche Bratschenwunder“ wurde Nils Mönkemeyer<br />
populär. Der phänomenale Violaspieler<br />
erhielt, bevor er so berühmt wurde wie wohl<br />
noch kein Bratscher vor ihm, auch einen GWK-<br />
Förderpreis. Und die Essener Brüder Alexej und<br />
Nicolai Gerassimez haben 2012 den Deutschen<br />
Musikpreis gewonnen.<br />
Auch in dieser Saison darf ich Ihnen also<br />
Musik im emphatischen Sinn des Wortes versprechen:<br />
dieses schwebende Zwischen, das<br />
entsteht, wenn alle, Musiker und Publikum,<br />
„ganz da“ sind, in der Musik, die einzig und<br />
allein in diesem einen Moment, der nicht wiederkommt,<br />
lebt.<br />
Herzlich heiße ich Sie auch im Namen unserer<br />
Premium Partner beim neuen <strong>CHAPEAU</strong> CLAS-<br />
SIQUE im Erbdrostenhof, in der Westfälischen<br />
Provinzial und in der <strong>NRW</strong>.BANK willkommen.<br />
Dr. Susanne Schulte<br />
Geschäftsführerin der GWK<br />
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CLAQUE 1 SO 07. Oktober 2012 | 18 Uhr Erbdrostenhof | Salzstr. 38 | 48143 Münster<br />
Alexej Gorlatch Klavier<br />
… wo Beethoven zu einem spricht<br />
Bis er 2011 mit dem 3. Klavierkonzert von<br />
Beethoven den Int. ARD Wettbewerb samt Publikumspreis<br />
gewann, war er ein Geheimtipp. Danach<br />
feierten ihn große Medien an prominentem<br />
Sendeplatz. Alexej Gorlatch, der in Münster aufwuchs,<br />
eröffnet die <strong>CHAPEAU</strong> CLASSIQUE-Saison<br />
mit dem Klassiker überhaupt. Er spiele Beethovens<br />
Musik, schwärmt das Magazin „Audio“,<br />
„so genau auf dem Grat zwischen pianistischer<br />
Wucht und Exaktheit des Details, dass man gar<br />
nicht weiß, was einen mehr bezwingt: dieser<br />
präsente, aus dem Vollen geschöpfte Klang des<br />
Klaviers oder die schier nicht enden wollende<br />
Farbigkeit der Details und der Stimmführung“.<br />
Der 24-Jährige selbst beschreibt seinen Zugang<br />
zu Beethoven im Deutschlandfunk so: „Um das<br />
Wesen dieser Musik zu verstehen, muss man<br />
sich wirklich stark hineinfühlen und alle Phrasen<br />
genau ansehen und verstehen, wo Beethoven<br />
zu einem spricht, was denn hier mehr ist als eine<br />
Verzierung, als eine Girlande hier um die Harmonien<br />
herum, und wirklich verstehen, dass in<br />
jedem Ton auch eine Bedeutung liegt.“<br />
Alexej Gorlatch wurde 1988 in Kiew geboren<br />
und wuchs in Münster auf. Er erhielt ersten<br />
Klavierunterricht bei E.G. Georgiew in Passau.<br />
Mit 12 Jahren wurde er Jungstudent zunächst<br />
bei Martin Hughes an der Universität der Künste<br />
Berlin, später bei Karl-Heinz Kämmerlings an<br />
der Hochschule für Musik und Theater in Hannover.<br />
Dort studierte er auch nach dem Abitur in<br />
Münster weiter und schloss 2012 sein Studium<br />
ab. Alexej Gorlatch spielte schon auf den großen<br />
Konzertpodien der Welt, etwa in der New<br />
Yorker Carnegie Hall oder der Wigmore Hall in<br />
London, in der Pariser Salle Alfred Corot oder in<br />
der Tokioter Suntory Hall und im Gewandhaus in<br />
Leipzig. Außerdem ist er auf großen Festivals zu<br />
Gast und als Solist bei renommierten internationalen<br />
Orchestern.<br />
Programm<br />
Ludwig van Beethoven:<br />
Sonate Nr. 8 c-Moll op. 13 „Pathétique“<br />
Sonate Nr. 14 cis-Moll op. 27/2 „Mondscheinsonate“<br />
Sonate Nr. 17 d-Moll op. 31/2 „Sturm“<br />
Sonate Nr. 31 As-Dur op. 110<br />
© GWK<br />
© Akira Muto<br />
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CLAQUE 2 FR 9. November 2012 | 20 Uhr<br />
Violons Vivants<br />
Allegro vivo<br />
<strong>NRW</strong>.BANK | Friedrichstr. 1 | 48145 Münster<br />
Laurent A. Breuninger, Kira Kohlmann,<br />
Stefan Krznaric und Emika Müller | Violine<br />
Eine Klangwelt gilt’s zu entdecken, eine seltene,<br />
man meint ‚unmögliche‘ Besetzung. Der Name<br />
des Ensembles ist Programm, und es macht ihm<br />
alle Ehre: quicklebendige Geigen sind’s, und nicht<br />
nur zwei, wie im ganz normalen Streichquartett.<br />
Gleich vier bringt Violons Vivants auf die Bühne,<br />
denn für eine Geige lassen diese Musiker jede<br />
Bratsche, jedes Cello stehn. Zu recht, vermisst<br />
man doch keine Stimme, keine Farbe, egal ob im<br />
Quartett von Grażyna Bacewicz, einer der wichtigsten<br />
Vertreterinnen der polnischen Moderne<br />
und Meisterin der Instrumentation, oder in der<br />
Duosonate von Rózsa, einem der bekanntesten<br />
Hollywood-Komponisten. Logisch auch, dass es<br />
die Vier beim Musizieren auf Stühlen nicht hält.<br />
Sie spielen im Stehen, kraftvoll und filigran, von<br />
lento bis allegro molto, mal romantisch und<br />
mit Schmelz, mal aggressiv, mal erzählend oder<br />
lyrisch: ein jedes Mal aber packend vivant.<br />
Über alle Virtuosität hinaus war es sein lebendiges<br />
Spiel, dass Laurent A. Breuninger u.a.<br />
1997 zum Preisträger beim Königin-Elisabeth-<br />
Wettbewerb in Brüssel machte. Heute ist er,<br />
neben seiner Tätigkeit als Solist und Komponist,<br />
Professor an der Hochschule für Musik Karlsruhe,<br />
wo er Kira Kohlmann, Stefan Krznaric und<br />
Emika Müller unterrichtet(e). Kira Kohlmann<br />
(*1983 Gummersbach), GWK-Preisträgerin und<br />
zum Beispiel Finalistin beim Internationalen<br />
Brahmswettbewerb in Österreich, machte 2011<br />
ihren Master mit Auszeichnung bei ihm.<br />
Stefan Krznaric (*1987 Viernheim) erspielte<br />
sich u.a. den 1. Preis beim Wolfgang-<br />
Hofmann-Wettbewerb und den 1. Bundespreis<br />
„Jugend musiziert“ im Violintrio. Auch Emika<br />
Müller (*1989 Heidelberg) gewann einen 1.<br />
Preis beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“,<br />
hinzu kam ein Sonderpreis der Deutschen<br />
Stiftung Musikleben.<br />
Herzlich lädt die <strong>NRW</strong>.BANK in<br />
ihre Konzert-Caféteria ein.<br />
Programm<br />
Ignaz Lachner: Quartett G-Dur op. 107 für vier Violinen<br />
Miklós Rózsa: Sonate für zwei Violinen op. 15<br />
Charles Dancla: Variationen op. 161 über „Ah! Vous dirai-je Maman“<br />
Ferdinand Hiller: Capriccio op. 203<br />
Pablo de Sarasate: Navarra op. 33 (Arr. Laurent Breuninger)<br />
Grażyna Bacewicz: Quartetto per 4 Violini<br />
Charles Dancla: Le carneval de Venise op. 119<br />
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CLAQUE 3 SO 9. Dezember 2012 | 18 Uhr Erbdrostenhof | Salzstr. 38 | 48143 Münster<br />
Roman Viazovskiy Gitarre<br />
Zeitenwanderer<br />
Der LWL freut sich auf ein schönes Weihnachtskonzert<br />
in seinem Erbdrostenhof.<br />
Vor Virtuosität und Spiellust überbordend, dabei<br />
immer musikalisch-musikantisch im allerschönsten<br />
Sinn – ohne Übertreibung kann man Roman<br />
Viazovskiy als einen der besten Gitarristen<br />
seiner Generation bezeichnen. Das Schwierigste<br />
scheint für ihn ein Kinderspiel, er musiziert mit<br />
„hörbarem Genuss und ansteckender Begeisterung<br />
an jeder galanten Wendung, jedem spektakulären<br />
Lauf und jedem magischen Flageolett.<br />
Die Pose des Hexenmeisters vermag er nicht nur<br />
zu behaupten, er verkörpert sie“ (Klassik-heute.<br />
de). Aber: Roman Viazovskiys Magie ist weiß, ist<br />
Kunst. Nichts ist hier bloße Oberfläche, Artistik<br />
und Show. Alles, was der Virtuose tut, steht<br />
im Dienste der Musik, subtiler Darstellung und<br />
gehaltvoller Expression: ein Zeitenwanderer mit<br />
Tiefgang, Wissen, Esprit, ein Meister mit Herz<br />
und Verstand.<br />
Roman Viazovskiy (*1974 Donezk, Ukraine)<br />
studierte bis 1992 am Donezker Musikkolleg bei<br />
Viktor Kriwenko, dann am dortigen Sergey Prokofiev<br />
Konservatorium bei Walerij Iwko (Gitarre)<br />
und Ludmila Popowa (Dirigieren). Nach seinem<br />
Diplom 1996 machte er ein Aufbaustudium<br />
bei Reinbert Evers an der Musikhochschule in<br />
Münster und bei Tadashi Sasaki an der Aachener<br />
Abteilung der Hochschule für Musik Köln.<br />
Roman Viazovskiy, der heute mit deutschem<br />
Pass in <strong>NRW</strong> lebt, bekam den GWK-Förderpreis<br />
und erspielte sich auf den prestigeträchtigsten<br />
internationalen Wettbewerben 1. Preise. Konzertengagements<br />
führten ihn in fast alle Länder<br />
Europas, in den Nahen Osten, nach China, Japan,<br />
Thailand, in die USA und nach Lateinamerika.<br />
Bei den wichtigsten Gitarrenfestivals ist er zu<br />
Gast. Roman Viazovskiy ist Initiator und künstlerischer<br />
Leiter des Internationalen Gitarrenfestivals<br />
& Wettbewerbs Heinsberg. Beim Label<br />
ClassicClips sind seine CDs „Sonatas“ und „Zeitenwanderer“<br />
erschienen.<br />
Programm<br />
Silvius Leopold Weiss: Sonata V in G-Dur<br />
Napoléon Coste: Introduction et Variations sur un motif de Rossini<br />
Konstantin Vassiliev: „Fatum“<br />
Joaquin Turina: Sonata op.61<br />
Thelonious Monk: „Round midnight“<br />
Sérgio Assad: „Aquarelle“<br />
© GWK<br />
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CLAQUE 4 SO 20. Januar 2013 | 18 Uhr Erbdrostenhof | Salzstr. 38 | 48143 Münster<br />
Mirijam Contzen Violine<br />
Tobias Bredohl Klavier<br />
Sonata<br />
„One of today’s most outstanding violinists“,<br />
nannte sie das führende Streichermagazin „The<br />
Strad“. Und die Deutsche Phono-Akademie<br />
ehrte die Geigerin aus Ascheberg 2001 mit dem<br />
begehrten ECHO-Klassikpreis als beste Nachwuchskünstlerin.<br />
Einst als Wunderkind gefeiert,<br />
vom legendären ungarischen Geiger Tibor Varga<br />
ausgebildet, ist Mirijam Contzen heute als Kammermusikerin<br />
auf den großen internationalen<br />
Podien zuhause, als Solistin weltweit bei bedeutenden<br />
Orchestern zu Gast. Betörend, kernig<br />
und nobel ihr Ton, sympathisch ihr Auftreten,<br />
natürlich ihr Charisma. Tobias Bredohl ist Mirijam<br />
Contzen ein kongenialer Partner am Klavier.<br />
Beide liegen auf einer Welle, teilen die Tiefe<br />
der musikalischen Empfindung. Virtuosität und<br />
Expression, Leidenschaft, Intelligenz und Finesse<br />
zünden kontrolliert. Ein Duo, das eins ist mit der<br />
Musik, die es spielt. Pure Präsenz.<br />
Mirijam Contzen (*1976 Münster) trat mit<br />
internationalen Orchestern, darunter das Gewandhausorchester<br />
Leipzig, das Konzerthausorchester<br />
Berlin, das BBC Philharmonic oder das<br />
Sydney Symphony Orchestra, und bei bedeutenden<br />
Festivals auf. Sie arbeitete u.a. mit den<br />
Dirigenten G. Albrecht, Ch. Hogwood, G. Wand,<br />
E. Inbal und Bobby McFerrin, M. Sanderling, R.<br />
Frühbeck de Burgos und R. Goebel zusammen.<br />
Seit 2005 leitet sie ihr Kammermusikfestival auf<br />
Schloss Cappenberg. Unter ihren Kammermusikpartnern<br />
sind Herbert Schuch, Pierre-Laurent Aimard<br />
oder Joshua Bell, Natalia Gutman, Clemens<br />
Hagen, Janine Jansen, Leonidas Kavakos oder<br />
Mischa Maisky. Tobias Bredohl (*1974 Münster)<br />
studierte bei Gregor Weichert an der Hochschule<br />
für Musik Detmold, Abt. Münster, wo er<br />
auch das Konzertexamen machte. Er erhielt den<br />
Förderpreis der GWK und wurde u.a. bei den<br />
internationalen Klavierwettbewerben im tschechischen<br />
Karlsbad, beim Schubert Wettbewerb<br />
Dortmund, beim Premio F. Durante Napoli in<br />
Italien und beim Wartburg-Klavierwettbewerb<br />
Eisenach ausgezeichnet. Seit 1995 gastiert er<br />
als Solist und Kammermusiker in Deutschland<br />
und Europa, u.a. mit Sebastian Manz, Mirijam<br />
Contzen und Zeynep Köylüoglu.<br />
Programm<br />
Paul Hindemith: Sonate in E für Violine und Klavier (1935)<br />
Stefan Heucke: Sonata Nr. 2 für Violine und Klavier op. 58<br />
Johannes Brahms: Sonate für Klavier und Violine Nr. 1 G-Dur op. 78<br />
Claude Debussy: Sonate für Violine und Klavier g-Moll<br />
© GWK<br />
© GWK<br />
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CLAQUE 5 SO 24. Februar 2013 | 18 Uhr Erbdrostenhof | Salzstr. 38 | 48143 Münster<br />
Nils Mönkemeyer & Friends<br />
Nils Mönkemeyer | Viola<br />
Klaus-Dieter Brandt | Violoncello<br />
Andreas Arend | Theorbe<br />
Sabine Erdmann | Cembalo<br />
Reise durch‘s Barock<br />
Herzlich lädt RWE Sie in Münsters<br />
schönsten Festsaal ein.<br />
Als „erstes deutsches Bratschenwunder“ jubelte<br />
ihm das Klassik-Magazin „Rondo“ zu. Wie kein<br />
anderer hat der zweifache ECHO-Preisträger Nils<br />
Mönkemeyer der Viola zu Popularität verholfen,<br />
das Klischee vom Bratscher als verhindertem<br />
Geiger Lügen gestraft: „Irgendwie passte mir der<br />
Klang der Geige nie so richtig, ich wollte es immer<br />
dunkler und voller haben. Die Bratsche hat<br />
einen wunderbar warmen, runden und vollen<br />
Klang, der viel intimer ist als der einer Geige und<br />
direkt von Herzen kommt.“ Nils Mönkemeyers<br />
Virtuosität, sein Feuer sind verinnerlicht. Seine<br />
Viola singt und rockt, natürlich und frei, edel bis<br />
übermütig und melancholisch, geschmackvoll.<br />
Im Barock ist er mit ihr zuhause, gerade wenn<br />
er mit seinem Programm vieler Herren Länder<br />
durchquert. Zusammen mit seinen Freunden<br />
spielt er vergangen Geglaubtes ins 21. Jahrhundert<br />
hinein: neue, authentische Gegenwart – und<br />
eine große Freude.<br />
Nils Mönkemeyer(*1978 Holzwickede)<br />
machte Konzertexamen bei Hariolf Schlichtig<br />
in München. Heute ist der Preisträger der GWK<br />
und int. Wettbewerbe selbst Professor an der<br />
dortigen Hochschule und als Solist und Kammermusiker<br />
auf den Festivals und Konzertpodien<br />
der Welt gefragt. Sabine Erdmann ist, neben<br />
ihrer solistischen Tätigkeit, Mitglied u.a. im Concerto<br />
Grosso Berlin, bei der Kleinen CammerMusik<br />
Potsdam, den Heidelberger Sinfonikern. Der<br />
Lautenist Andreas Arend unterrichtet am<br />
Königl. Konservatorium Kopenhagen. Er ist u.a.<br />
Mitglied des Ensembles „chelycus“ und mit dem<br />
Freiburger Barockorchester, mit Cordarte oder<br />
der Holland Baroque Society zu hören. Klaus-<br />
Dieter Brandt machte Konzertdiplom bei<br />
Roël Dieltiens in Leuven und studierte historische<br />
Aufführungspraxis bei Ilton Wjuniski. Er<br />
gründete das Ensemble „Alte Musik Köln“ und<br />
ist u.a. Solocellist der Musica Antiqua Köln.<br />
Programm<br />
Michel-Richard Delalande: Tänze aus „Les Symphonies de Noel“<br />
Johann Sebastian Bach: Suite d-Moll Nr. 2 BWV 1008<br />
Gaetano Brunetti: Sonate D-Dur für Viola und Basso Continuo<br />
Marie-Elisabeth Jaquet de la Guerre: Sonate Nr. 1 für Viola, Violoncello und Basso Continuo<br />
Johann Sebastian Bach: Suite G-Dur Nr. 1 BWV 1007<br />
Arcangelo Corelli: Sonate d-Moll op. 5, 12 für Viola und Basso Continuo<br />
© GWK<br />
© Irène Zandel<br />
© Jörg Küster<br />
© Douglas<br />
© Hanna Lippmann<br />
12 13
CLAQUE 6 DO 18. April 2013 | 20 Uhr Westf. Provinzial | Provinzial-Allee 1 | 48159 Münster<br />
Alexej Gerassimez Percussion<br />
Nicolai Gerassimez Klavier<br />
Percussion Meets Piano<br />
Herzlich lädt die Provinzial Sie zu Konzert und Pausensnack<br />
in ihre „Beletage“ ein. Ab 19.30 Uhr und<br />
in der Pause haben Konzertbesucher die Gelegenheit,<br />
die Kunstsammlung des Hauses zu besuchen.<br />
Zwei Brüder in einer Musikerfamilie, die, grad<br />
aus den Windeln heraus, schon miteinander<br />
musizierten. „Ich hab ziemlich früh angefangen,<br />
auf allen möglichen Sachen rumzutrommeln,<br />
mit Essstäbchen und allem Möglichen. Das war<br />
irgendwie immer da“. Und: „Bei uns stand ein<br />
Klavier in der Ecke und eher selten hat jemand<br />
drauf gespielt. Mich hat das interessiert, ich<br />
war neugierig.“ So fangen große Musikerkarrieren<br />
an: Alexej gehört heute zu den führenden<br />
Schlagzeugsolisten seiner Generation, Nicolai ist<br />
ein Stern am Pianistenhimmel. Im Duo erobern<br />
die Brüder Gerassimez die Wettbewerbspodien<br />
und Konzertsäle. Ihr Programm ist Globalisierung<br />
aufs Schönste, „Multikulti“ in Reinform und auf<br />
höchstem Niveau. Sie spielen Komponisten unserer<br />
Zeit, aus Europa, den Amerikas, Neuseeland,<br />
von denen jeder seine originäre Mixtur aus Pop<br />
und Folklore, Klassik und Jazz kreiert. Intensität<br />
und Spannung, ohne Grenzen ins Offne, in den<br />
Zauber, die Düfte der Kulturen der Welt.<br />
Der Schlagzeuger Alexej Gerassimez (*1987<br />
Essen) studierte bei Peter Sadlo in München.<br />
Mehrfach war er Bundespreisträger bei „Jugend<br />
musiziert“, gewann u.a. den Wettbewerb des<br />
Deutschen Musikrats und den 1. Preis, sowie den<br />
Publikums- und den Pressepreis beim internationalen<br />
TROMP Percussion Competition in den Niederlanden.<br />
Als Solist und Kammermusiker gastiert<br />
Alexej bei großen Festivals, Konzerte gab er in<br />
diversen Ländern Europas, in Japan und den USA.<br />
Nicolai Gerassimez (*1985 Essen) studierte<br />
bei Matthias Kirschnereit in Rostock. Der Pianist<br />
wurde vielfach ausgezeichnet, nach 1. Preisen<br />
beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“<br />
erhielt er u.a. wiederholt den 1. Preis des Deutschen<br />
Musikwettbewerbs. Nicolai Gerassimez ist<br />
ein gefragter Kammermusikpartner, feste Duos<br />
hat er mit Norbert Anger (Violoncello) und seinen<br />
Brüdern Alexej und Wassily. Solokonzerte und Recitals<br />
führten ihn in renommierte europäische und<br />
amerikanische Musikzentren und zu Festivals.<br />
Programm<br />
Alexej Gerassimez: Variations on Libertango | Roberto Sierra: Los destellos de la resonancia<br />
Alberto Ginastera: Danzas Argentinas | Chick Corea: Childrensongs<br />
Emmanuel Sejourne: Famim 2 | Javier Alvarez: Temazcal<br />
John Psathas: Matres Dance | Richard Michael: Jazzsuite<br />
© GWK<br />
© Monika Lawrenz<br />
14<br />
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Apoll und Saturn<br />
Kommandomodul sowie der Apollo-Rettungsra-<br />
Ob Paul Reckendorfer Mitte der 1960er Jahre<br />
Inspiration, der Reinheit, in eindeutig vertikaler<br />
Susanne Schulte<br />
kete. Innerhalb der Saturn-Raketenfamilie baute<br />
den Wettlauf ins All im Hinterkopf hatte, als er<br />
Gerichtetheit und Offenheit. Apollo trägt Leier<br />
jeweils das nächstgrößere Modell auf der bereits<br />
den antiken Götterhimmel mitsamt Apollo und<br />
und Lorbeerkranz, überlieferungsgetreu hat er<br />
Goldgelb durchstrahlt die Sonne den Götterhim-<br />
für die Vorgängerversion entwickelten Technik<br />
Saturn nach alten Fotografien neu an die Decke<br />
eine jugendliche Gestalt und blondes Haar. Auf-<br />
mel des Festsaals im münsterschen Erbdrosten-<br />
auf und ersetzte einzelne Komponenten durch<br />
des Erbdrostenhof-Festsaals malte? Der Adels-<br />
fällig hier, dass er mit keiner anderen Gottheit<br />
hof. Sie ist das Zentrum, vor ihr Jupiter (Zeus),<br />
leistungsfähigere.“<br />
hof war im Zweiten Weltkrieg zerbombt und<br />
kommuniziert, sein Körper sich vielmehr nach<br />
der Herrscher über die Götter, mit Zepter, Krone<br />
danach wieder aufgebaut worden. Zweihundert<br />
oben, aus dem Bild hinaus dreht. Apoll wirft sich<br />
und Adler, hinter diesem, mit Flügelhaube und<br />
Apollo, Saturn – das sind Kindheitsnamen.<br />
Jahre vorher hatte N. Loder, der österreichische<br />
gleichsam in den goldenen Glanz, den der Him-<br />
Heroldsstab, sein Bote, Merkur (Hermes). Er ver-<br />
„Apollo“ und „Saturn“: das war Amerika, Magie<br />
Maler des Ursprungsbildes, gewiss nur die my-<br />
mel emittiert, als hätte er ein Jenseits im Blick,<br />
bindet Himmel und Erde und führt die Seelen aus<br />
und Fernsehen, auch zur Unzeit und heimlich, im<br />
thologische Bedeutung der antiken Gottheiten<br />
oder aber er hält die Augen geschlossen, auf ein<br />
dieser Welt ins Jenseits. Rechts von Jupiter und<br />
einzigen Programm, in Schwarzweiß; das war<br />
im Sinn, natürlich nicht als Gläubiger, sondern<br />
Inneres, ein (äußeres) Geistiges gerichtet.<br />
Merkur, unweit der Bildmitte, sitzen Apollo und<br />
Zeitungsausschnitte Sammeln, sie ins kartonier-<br />
als gebildeter Kunstmaler, der die gängigen Bild-<br />
Saturn nah beieinander, wie auf einer einzigen<br />
te Spezialheft Kleben, ein Füllerkommentar kam<br />
programme, die symbolischen Qualitäten der<br />
Loder malte jenen Apoll, der kurz nach seiner<br />
Wolke vereint. Apollon war der größte Gott der<br />
hinzu. Meine ganz persönliche Chronik in Uhu-<br />
Götter und die Vorlieben seines Auftraggebers,<br />
Geburt auf Delos, nachdem er mit Nektar und<br />
Griechen nach seinem Vater, Zeus. Um Apoll und<br />
duft: Apollo 11. „The Eagle has landed.“ 21. Juli<br />
des Erbdrosten Heidenreich Freiherr von Droste<br />
Ambrosia, Speisen der Unsterblichkeit, gefüttert<br />
Saturn soll’s hier gehen.<br />
1969, 3:56 Uhr MEZ. „Apollo“ und „Saturn“: das<br />
zu Vischering, kannte. Das Gemälde gehörte zur<br />
und mit einem goldenen Band in Windeln ge-<br />
war die Welt, die selbst die Großen nicht kannten,<br />
Inszenierung barocker Feste. Eigenartig hier das<br />
wickelt worden war, diese sofort sprengte und<br />
Apollo und Saturn – wer heute die Namen goo-<br />
und „Amerika“ meinte das Land, das die großen<br />
Miteinander von Apollo und Saturn, vielleicht<br />
sprach: „Lieb sei mir Leier und Bogen! Verkünden<br />
gelt, weil er die Mythen nicht parat hat, findet<br />
Träume, das Glück, wirklich machte. Ich wollte<br />
eine Bildfindung von Loder, der im übrigen eine<br />
werd ich den Menschen in meinen Orakeln den<br />
zuoberst diesen Wikipedia-Eintrag:<br />
Astronautin werden und betete, dass es klapp-<br />
andere Handschrift hatte als sein Restaurator,<br />
unfehlbaren Willen des Zeus!“ (Kerényi: Mytho-<br />
te. „Apollo“, „Saturn“: Kindheitsnamen und eine<br />
eine „lockere, fahrig-temperamentvolle“. Bei<br />
logie, 107) Worauf die Insel in goldenem Glanz<br />
„Die Familie der Saturn-Raketen gehört zu den<br />
Ahnung, was diese als Erwachsenenworte be-<br />
Reckendorfer wirkt „nahezu alles schwerfälliger<br />
erstrahlte, alles wurde übergoldet und blühte<br />
leistungsstärksten Trägersystemen der Raum-<br />
zeichnen. Namen für ein Hightechprogramm und<br />
und steifer als im Original; dem nachgeschaffe-<br />
und duftete. Bald darauf ermordete der Gott die<br />
fahrt, die jemals gebaut wurden. Sie wurden<br />
die Sehnsucht, die Schwere, Schwerkraft und<br />
nen Werk mit seiner dumpferen Farbigkeit fehlt<br />
Riesenschlange Python in Delphi und eroberte<br />
hauptsächlich von deutschstämmigen Wissen-<br />
Schwermut, zu überwinden und aufzusteigen,<br />
so auch ein guter Teil der lockeren Duftigkeit und<br />
sich so das dortige Orakel. Es war das berühm-<br />
schaftlern und Technikern unter Leitung Wernher<br />
erst ins Licht, dann in unendliche Weiten, übers<br />
der leichte Hauch von skizzenhafter Frivolität<br />
teste der Antike und Zentrum des Apollonkults.<br />
von Brauns für die amerikanische Raumfahrtbe-<br />
Dunkel hinaus und in das Geheimnis. Zu wissen.<br />
und Heiterkeit, die Loders Fresken kennzeich-<br />
Sein Lorbeerkranz erinnert daran, dass Apoll für<br />
hörde NASA im Rahmen des Apollo-Programms<br />
Zu erkennen. Zu erobern. Ein Glück. Vom „space<br />
nen.“ (Korn: Erbdrostenhof, 2005)<br />
den Mord an der Schlange neun Jahre lang büß-<br />
entwickelt […]. Das bekannteste und größte<br />
Mitglied der Familie, die Saturn V, wurde für die<br />
Mondlandungen benutzt und ist gleichzeitig<br />
race“ zwischen Ost und West, im Kalten Krieg<br />
mehr als ein symbolisches Rennen, wusste die<br />
Neunjährige noch nichts. Und dass die Namen<br />
Der lichte Gott –<br />
himmlische Inspiration<br />
te, seine Hirtenzeit im Tempetal. Danach kehrte<br />
er als „Phoibos“, als Reiner, nach Delphi zurück,<br />
mit einem Kranz und Zweig vom Lorbeerbaum.<br />
eine der größten und stärksten Raketen, die je<br />
von Göttern kamen, ahnte das Kommunionkind<br />
Loder hat Apollo nicht mit allen seinen herkömm-<br />
In diesen hatte sich Daphne verwandelt, um sich<br />
eingesetzt wurden. Sie bestand aus drei Stufen<br />
nicht. Es wusste auch nicht, dass Kennedy es<br />
lichen Attributen und in hell-dunkler Ambivalenz,<br />
dem Gott zu entziehen, als er sie begehrte. Lor-<br />
und trug an der Spitze das Apollo-Raumschiff,<br />
den Kommunisten mit dem Apollo-Programm<br />
sondern als lichten Gott dargestellt, als Gott der<br />
beer ist immergrün und duftet stark, weshalb er<br />
bestehend aus Mondlandefähre, Service- und<br />
gezeigt hat…<br />
Musik und des Gesangs, der Weissagung und<br />
seit alters als Sinnbild der Unverweslichkeit und<br />
18<br />
19
Jugend fungierte. Im Ritus diente er der olfakto-<br />
folge, und natürlich von Nietzsches ‚Erfindung‘<br />
99, zitiert bei Kerényi: Apollonreligion, 42) Mit<br />
dem Saturn die Ambivalenz: Im römischen Sa-<br />
rischen Vergegenwärtigung Apolls. Im Umfeld<br />
des „Dionysischen“ und „Apollinischen“ nicht<br />
Bezug auf Platons Dialog „Phaidon“ und auf Py-<br />
turn waren der griechische Kronos, der Vater der<br />
seiner zahlreichen Heiligtümer wurde die Pflanze<br />
unberührt, interpretierten ihn später, nach Loder<br />
thagoras betont Kerényi dagegen die Dualität<br />
drei Weltenherrscher Zeus, Poseidon und Hades,<br />
„als Anreger dichterischer und metaphysischer<br />
aber vor Reckendorfer, die einflussreichen Klas-<br />
dieses Geistes. Sokrates‘ „Annäherung an das<br />
der Herrscher des Goldenen Zeitalters, Gott des<br />
Inspiration“ (Lexikon der Symbole, 193) kulti-<br />
sischen Philologen Walter F. Otto (1874 – 1958)<br />
Unkörperlich-Seelische, die Sehnsucht nach der<br />
Acker- und Städtebaus aber auch Todesgott, der<br />
viert: Im Augenblick solcher Inspiration zeigt N.<br />
und Karl Kerényi (1897 – 1973), auch wenn sie<br />
von den Sinnen losgelösten Einsicht, die bewußt<br />
seine eigenen Kinder verschlingt, mit dem grie-<br />
Loder seinen Apoll.<br />
der Platonischen Etymologie des Namens als ‚A-<br />
fortschreitende Befreiung aus der Gebundenheit<br />
chischen Zeitgott Chronos und dem altitalischen<br />
pollon‘, der Nichtviele, der Eine, widersprachen.<br />
im Leibe (…) ist ein einziger Vorstoß nach akti-<br />
Ackergott Saturn verschmolzen. Außerdem hat-<br />
Apollo ist bei Loder „Phoibos“ und „Agnos“, der<br />
„Apollon ist für die Griechen der Gott der geisti-<br />
ver und passiver Übersinnlichkeit, (…) eine töd-<br />
ten sich ins Bild der mythischen Gottheit Züge<br />
Leuchtende, Reine, der ästhetisch und metaphy-<br />
gen Menschen. Nicht lediglich Gott der Dichter:<br />
liche Sehnsucht nach Reinheit“ (Kerényi: Apol-<br />
des Planeten Saturn aus der astrologischen Tradi-<br />
sisch Inspirierte. Seine Leier hält er nach vorn wie<br />
auch Gott des Pythagoras. […] Mit dem Klang<br />
lonreligion, 39). Apollon ist, „vom Standpunkt<br />
tion gemischt. Ihr gilt Saturn als der sonnenfern-<br />
zur Schau und in die Sonne, als sollten ihre Strah-<br />
seiner Leier hält Apollon das All in Harmonie<br />
der Seele gesehen, ein Aspekt des individuellen<br />
ste, dunkelste, trockenste und kälteste Planet.<br />
len, nicht allein seine Hand, sie spielen. Einen<br />
zusammen, sein Leierschläger ist der Sonnen-<br />
Aufhörens, einer Realität, die von der einen Seite<br />
Diese Lehre hat ihrerseits die Temperamenten-<br />
Bogen dagegen führt er sichtbar nicht mit sich.<br />
strahl“ (Kerényi: Apollonreligion, 42f). Stärker<br />
her gesehen eine finstere Wirklichkeit ist. Sie hat<br />
lehre kontaminiert, in der dem Saturn das eher<br />
Nur wer mythologisch informiert ist, vermag in<br />
als bei Kerényi, der mit der Todesseite Apolls<br />
jedoch auch einen ganz anderen Aspekt. Denn<br />
schlechte und böse melancholische (schwarzgal-<br />
dem Gurt über seiner rechten Schulter den Rie-<br />
immer die Ambivalenz des Gottes, wie sie dem<br />
sie ist verbunden mit der höchsten Reinheits-<br />
lige) Temperament zugeordnet war. Melancholie<br />
men eines Köchers zu erkennen. Die dunkle, die<br />
Platonischen Sokrates erscheint, betont, ist das<br />
aussicht: mit der Aussicht auf völlige Reduktion<br />
ist hier nicht, wie später im herrschenden Diskurs,<br />
mörderische Seite seines sagenhaften Wesens<br />
‚apollinische‘ Apollon-Bild bei Otto so eindeutig<br />
der Lebensmannigfaltigkeit. Darin verschwindet<br />
bloß eine vorübergehende schlechte Stimmung,<br />
tritt hier entschieden in den Hintergrund. Auch<br />
wie bei Loder. Wie ein (nachträglicher) Hinter-<br />
zugleich jede Dunkelheit. So erscheint Apollon,<br />
die jeder schon mal hat, sondern charakterliche<br />
der Unheil erinnernde Lorbeerkranz ist ja für my-<br />
grundkommentar auf dessen Bild liest sich diese<br />
der Finstere und Klare, der Seele. Finsternis und<br />
Konstitution und Disposition. Gesellschaftlich bis<br />
thologisch nicht Versierte kaum zu sehen. Apoll<br />
antidionysische Apollon-Interpretation: „Distanz,<br />
Klarheit zugleich ist er seinem Wesen nach. Seine<br />
dato verachtet, wurde das saturnisch-melancho-<br />
ist hier eindeutig, er ist ein heller Gott und ein<br />
dieses Wort drückt unmittelbar nur Negatives<br />
Gestalt begreift die Verwirklichung der vollkom-<br />
lische Temperament von den Intellektuellen der<br />
ferner, sich entfernender. Von der Welt unter<br />
aus, dahinter aber steht das Positivste: die Hal-<br />
menen Reinheit in sich.“ (Kerényi: Apollonreligon,<br />
Renaissance dann jedoch ‚vergöttert‘. Mit Blick<br />
sich und von seinen Mitgöttern wendet er sich<br />
tung des Erkennenden. Apollon lehnt das allzu<br />
46) Auf dieser liegt, wie gesagt, bei Loders Apol-<br />
auf Saturn und das abendländische Melancho-<br />
ab. Vielleicht schaut er, dem Klang seiner Leier<br />
Nahe ab, die Befangenheit in den Dingen, den<br />
lo das Augenmerk, das Finstre, die Dunkelheit,<br />
liedenken entstand die neue „geistige Form des<br />
lauschend, ins Land der Hyperboreer im hohen<br />
verschwimmenden Blick, und ebenso das see-<br />
sind außen vor. Sein Apoll ist ein lichter Gott.<br />
modernen Genies“ (KPS 14): Es ist konstitutio-<br />
Norden, wo er immer den Winter verbringt und<br />
von woher er jeden Sommer nach Delphi zurückkehrt.<br />
Jenes Land ist der Ort „des vollkommenen<br />
Daseins und der Euthanasia, des seligen<br />
lische Ineinsfließen, die mystische Trunkenheit<br />
und ihren ekstatischen Traum. Er will nicht Seele<br />
(in diesem dionysischen Sinn), sondern Geist (…).<br />
In Apollon grüßt uns der Geist der schauenden<br />
Der unheimlichste der Götter –<br />
Tod und Düsternis<br />
Unmittelbar neben diesen platzierte Loder sei-<br />
nell Saturnkind, Melancholiker, den seine polare<br />
Konstitution kenn- und auszeichnet. Es entstand<br />
das Konzept einer noblen, zweideutigen Melancholie,<br />
der „Melancholia Generosa“ (KPS 351).<br />
Sterbens, wo die Lebenssatten sich, fröhlich<br />
Erkenntnis, der dem Dasein und der Welt mit ei-<br />
nen Gegenpart, Saturn, den „unheimlichsten<br />
Saturn verleiht „die höchsten und edelsten Kräf-<br />
bekränzt, von einem Felsen ins Meer stürzen“<br />
ner Freiheit ohnegleichen gegenübersteht – der<br />
der Götter“ (KPS 309). Loder bezieht sich nicht<br />
te der Seele, Vernunft und Denkvermögen“ (KPS<br />
(Kerényi: Apollonreligion, 42). Loder hat sich auf<br />
echtgriechische Geist, dem es beschieden war,<br />
allein auf antike Darstellungen der Gottheit, er<br />
358) im Übermaß, Enthusiasmus und Inspirati-<br />
den Apollon seiner größten Verehrer, der Pytha-<br />
nicht bloß so viele Künste, sondern schließlich<br />
benutzt auch Attribute, die ihr später erst beige-<br />
on. Sie bedeuten jedoch nicht Glück, sondern ein<br />
goreer und Platoniker, bezogen. In deren Nach-<br />
auch die Wissenschaft hervorzubringen.“ (Otto<br />
geben wurden. Wie dem Apoll so nimmt er auch<br />
tragisches Schicksal. Denn sie gehen mit Leiden,<br />
20<br />
21
mit geistig-körperlicher Kälte und Trockenheit,<br />
Oberkörper, wie häufig auch in der ikonogra-<br />
etablierte, war die Sanduhr populäres Symbol<br />
echt apollinisch-saturnische Bewusstsein ist hier<br />
tiefer Schwermut, bis an Verzweiflung grenzen-<br />
phischen Tradition, nackt ist. Aufs Dunkle, das<br />
der verrinnenden Lebenszeit. Selten hingegen<br />
nicht Bild geworden. Der Auftraggeber des Fres-<br />
den Selbstzweifeln einher und dem drückenden<br />
melancholische Temperament, weist die Darstel-<br />
befinden sich Flügel am Stundenglas. Es sind im<br />
kos ist katholisch.<br />
Bewusstsein von Tod und Vergänglichkeit, dem<br />
Gefühl, immer schon alt zu sein. Deshalb hat der<br />
Typus des Melancholikers, deshalb hat Saturn die<br />
lung. Faltenwurf und Nacktheit unterstützen die<br />
Bewegung der Figur und ihre Körperlichkeit. Räkelt<br />
sich Apoll enthusiastisch ins Licht und wirkt<br />
Erbdrostenhof Fledermausflügel. Loder nimmt<br />
nicht die ikonographische Bedeutung des Nachtund<br />
Dämmerungstiers aus dem humanistischen<br />
Ambivalenz und Tragik<br />
„Apollo“ und „Saturn“: das sind im noblen Dis-<br />
Gestalt eines alten Mannes. Schon Pseudoaristo-<br />
seine Physis dabei zurückgenommen, so wendet<br />
Konzept der „Melancholia Generosa“ auf. Sie<br />
kurs der Tradition Namen mythologischer Ge-<br />
teles hatte diese psychophysische Konstitution<br />
Saturn sich von der Sonne, von Apoll und all<br />
kannte die Fledermaus als ein ambivalentes<br />
stalten, die jede für sich, in je unterschiedlicher<br />
gekannt und mitsamt ihrer Gefahren und Chan-<br />
jenem, wofür dieser steht: Transzendenz, Ewig-<br />
Symbol für das nächtliche Wachen und Studie-<br />
Aspektuierung und Gewichtung, das Höchste-<br />
cen beschrieben. In seinem berühmten „Problem<br />
keit, Glück, Erkenntnis und Kunst, ab. Saturn ist<br />
ren des Geistesmenschen wie für die schädlichen<br />
und-Niedrigste des Menschen, seine Leiblichkeit<br />
XXX,1“ heißt es: „Warum sind alle hervorra-<br />
in seiner Körperlichkeit betont, das Moment des<br />
Wirkungen, u.a. Schwermut, seines Strebens<br />
und Geistigkeit, sein Todesbewusstein und seine<br />
genden Männer, ob Philosophen, Staatsmänner,<br />
Irdischen, Vergänglichen hervorgehoben. Körper<br />
nach dem ‚Licht‘ der Erkenntnis. Er aktualisiert<br />
Unsterblichkeitssehnsucht, sein Bewusstsein<br />
Dichter oder Künstler, offenbar Melancholiker<br />
und Blick sind auf die spielenden Putten gerich-<br />
vielmehr die Verteufelung des Säugers als eines<br />
seiner Zeitlichkeit und Niedrigkeit wie seine<br />
gewesen?“ (vgl. KPS 59)<br />
tet, verhaltene Anspielung auf den, sonst viel-<br />
schon im Alten Testament unreinen Tiers, eines<br />
Sehnsucht nach Erkenntnis, Glück, Transzendenz<br />
fach direkt und brutal ins Bild gesetzten, Mythos<br />
‚saturnischen‘ Vampirs, der schlafenden Kindern<br />
und Ewigkeit verkörpern. Ihre vielleicht tief-<br />
Die humanistische Ambivalenz und Tiefe des<br />
von Kronos: Der Schreckliche frisst seine eigenen<br />
das Blut aussaugt. So nimmt im Unterschied zu<br />
ste Botschaft ist die Polarität, die Ambivalenz<br />
melancholischen Saturn nimmt Loder nicht auf.<br />
Kinder, damit die Prophezeiung sich nicht erfülle,<br />
traditionellen Darstellungen der Erbdrostenhof-<br />
menschlicher Existenz, ihre Unaufhebbarkeit,<br />
Er knüpft vielmehr ans christliche Mittelalter an,<br />
dass eins von ihnen ihn entmachte. Diese grie-<br />
Saturn nicht die Haltung des Denkenden, den<br />
mithin Tragik. Die Antike, der Humanismus und<br />
das die Melancholie als böse verteufelte. Dicht<br />
chische Figur des Kinderfressers wurde später<br />
Kopf auf einen Arm gestützt, ein. Er ist nicht<br />
die philosophisch-künstlerische „andere Mo-<br />
neben seinem vereindeutigten Apoll ist sein<br />
vom italischen Ackerbau- und Zeitgott, der mit<br />
der ‚tiefe‘ Gott, der Gott der bipolaren Melan-<br />
derne“, sofern sie sich auf den humanistischen<br />
Saturn gerade nicht der Gott der geistigen Men-<br />
seiner Sense das Leben der Menschen beschnei-<br />
choliker, die sich geistig in die höchsten Höhen<br />
Apoll und Saturn mitsamt seiner noblen Melan-<br />
schen, der die „beiden Seiten des saturninischen<br />
det, überlagert. Der Kinderfresser wurde „Alles-<br />
aufschwingen und wieder ins Bodenlose abstür-<br />
cholie berief und wo dieser Bezug nicht bloß<br />
Wesens, das Böse und das Traurige wie das Erha-<br />
verschlinger“ (KPS 212), bedeutete jetzt die Zeit,<br />
zen, sondern jener düstere Saturn, der aktiv auf<br />
eitle Attitüde war, wussten im Tiefsten darum.<br />
bene und Tiefsinnig-Kontemplative, in sich verei-<br />
die frisst, was sie hervorbringt. Auch Loders Sa-<br />
Vernichtung sinnt, kurz vor dem Angriff auf das<br />
Wie auch etwa ein protestantischer Zeitgenosse<br />
nigt“ (KPS 309), sondern er ist der Gott der Zeit<br />
turn hat eine Sense in seiner Linken und Flügel<br />
in den Putten neben ihm junge, hoffnungsvolle,<br />
der katholischen Drostes und des Österreichers<br />
und des Todes, einer einseitig negativ, irdisch-<br />
auf dem Rücken, das älteste Attribut des Gottes<br />
aufstrebende Leben.<br />
Loder, der Schriftsteller Johann Georg Hamann,<br />
dunkel aufgefassten Melancholie. Ist Apollo ein<br />
Jüngling, so Saturn ein Greis. Traditionell wurde<br />
Saturn als alter Mann dargestellt, mit „facies<br />
als des Todesbringers Zeit.<br />
Mit Negativsymbolen ist Loders Darstellung<br />
Ergötzende Invention<br />
Doch Loders Saturn erschreckt nicht wirklich.<br />
der „Magus in Norden“, obwohl auch er auf das<br />
christliche Erlösungsversprechen vertraute. Im<br />
Festsaalfresko des Erbdrostenhofs ist die Tragik<br />
nigra“ (KPS 413), düsterem Blick und bärtigem,<br />
fast überdeterminiert. Zum schwarzen Antlitz,<br />
Der Festsaalmaler präsentiert den Gott in einer<br />
verdrängt, nämlich geschieden in zwei sich von-<br />
schwarzem Gesicht, das ein großer Mantel, den<br />
den Putten, Flügeln und zur Sense in der Linken<br />
gemäßigt-indirekten, hof- und festgerechten<br />
einander abwendende Gestalten – so, als wäre<br />
er über den Kopf geschlagen trug, verschattete.<br />
kommt in seiner Rechten noch eine geflügelte<br />
Düsternis, als „ergötzende Invention“ (Johann<br />
sie real aufzulösen, strukturell überwindbar und<br />
Bei Loder sitzt Saturn auf einem Teil seines hel-<br />
Sanduhr hinzu (heute übrigens ein beliebtes<br />
Jacob Schübler, 1731), die nicht aus dem Reich<br />
überwunden. Auf der traditionell guten Seite,<br />
len Mantels, der rechts neben ihm hervorquillt<br />
Tattoo-Motiv). Bevor das PC-Betriebssystem<br />
des gelehrten Spiels und gehobenen Entertain-<br />
nämlich rechts, von der Stirnseite des Saals aus<br />
und hinter einem Flügel hochfliegt, so dass sein<br />
„Windows“ sie als Warte- und Störungszeichen<br />
ments entlässt. Das tragisch-melancholische,<br />
gesehen, sitzt der lichte Apoll, zu seiner Linken,<br />
22<br />
23
auf der bösen Seite, der dunkle Saturn. Eine klare<br />
Ordnung, die nicht aus dem Mythos und seinem<br />
tragischen Realismus der Ambivalenz, sondern<br />
aus der Perspektive christlicher Eschatologie auf<br />
ihn entsteht.<br />
Das ist Illusionsarchitektur geworden. So sind es<br />
die Allegorien christlicher Werte und Tugenden,<br />
die diesen Saturn und Apoll, diesen Götterhimmel<br />
insgesamt tragen wie die gemalten Säulen<br />
eine Etage tiefer das ästhetische Deckenspiel.<br />
Fortitudo und Clementia, Stärke und Milde, Pax<br />
und Liberalitas, d.h. Friedfertigkeit und Freigiebigkeit,<br />
stehen über dem Portrait des Fürstbischofs<br />
Clemens August an der Stirnseite. Concordia,<br />
Caritas, Spes, Eintracht, Liebe und Hoffnung,<br />
befinden sich über dem Portrait von Kaiser Franz<br />
I. an der Rückseite des Saales.<br />
Was in antiker und humanistischer Perspektive<br />
bis heute im Irdischen unauflöslich eins ist, Dunkel<br />
und Licht, scheidet Loder auf seinem Bild. Und<br />
bei aller Bezauberung, die von seiner Kunst ausgeht,<br />
ist es Deko und Kulisse, was er malt, für Feste,<br />
die aus katholischer Heiterkeit kommen. Sie<br />
hat die Tragik überwunden und sich von der Idee<br />
echter Ambivalenz durch die Idee und Person des<br />
Erlösers befreit. Dieser Überwindungswille bestimmt<br />
auch die säkulare Mainstream-Moderne.<br />
„Pythagoras“ statt „Platon“, in humanistischer<br />
Metaphorik gesprochen. Mit dem tragischen<br />
Bewusstsein serviert sie auch den christlichen<br />
Glauben, ein Reservat von Spiritualität, ab. Sie<br />
okkupiert die christliche Lichtmetaphorik und<br />
behauptet sich als „Aufklärung“, die mit rationalen<br />
Mitteln das Dunkel, zu dem jetzt alles andere<br />
wird, klären und erhellen, von ihm erlösen will.<br />
Endgültig. Die Dialektik dieser Aufklärung ist<br />
heute hinreichend reflektiert, ihre Negativbilanz<br />
bei aller Hingabe an den sogenannten Fortschritt<br />
eindringlich kritisiert. Der lebensgefährliche Weg<br />
der westlichen Menschheit von einer, aufgeklärt<br />
gesprochen, ‚dunklen‘ mythisch-religiösen Zeit<br />
durchs humanistische ‚Zwielicht‘ in eine ‚helle‘<br />
Zukunft, die vom Menschen allein gemacht ist,<br />
wird Symbol in den Götternamen des „space<br />
race“: „Saturn“ und „Apollo“, als Gottheiten<br />
ambivalente Urbilder, „metaphysische Formen<br />
erlebter seelischer Realitäten und plastisch geschauter<br />
Naturwirklichkeiten“ (Kerényi: Apollonreligion,<br />
41), sind zu Namen von Trägerraketen<br />
und einem Raumfahrtprogramm verkommen, in<br />
dem mit „Platon“ auch „Pythagoras“, mit der Inspiration<br />
auch die Schwermut über Bord geworfen<br />
ist. Die Sehnsucht nach ‚Fliegen‘: nach Wissen,<br />
Erkenntnis, Transzendenz haben auch die<br />
vermeintlich Guten und Lichten rationalistisch<br />
reduziert und in einem Kalten Krieg politisch, für<br />
Zwecke der Selbstbehauptung und Weltherrschaft,<br />
in Dienst genommen. Und wer Programm<br />
und Trägerraketen des „space race“ benannte,<br />
hatte bestimmt nur eine rationalistisch-helle<br />
Seite der Gottheiten im Blick, wenn er überhaupt<br />
mit dem antiken und humanistischen Himmel<br />
vertraut war.<br />
Mag das Fresko im Erbdrostenhof zunächst bloß<br />
ergötzen, so kann es doch, auch wenn sein Auftraggeber<br />
das gewiss nicht wollte, bei engagierter<br />
Betrachtung aus jener Seinsvergessenheit<br />
entführen, die unseren Alltag und unser Denken<br />
dominiert. Vielleicht werden wir, für Augenblicke,<br />
philosophisch und spüren die tragische Ambivalenz<br />
unserer Existenz, unsere Unerlösbarkeit, im<br />
heiteren Farb- und Formenspiel an der Decke wie<br />
auch in der Musik, die bei <strong>CHAPEAU</strong> CLASSIQUE<br />
erklingt. Sie kann ja selbst, für Momente, erlösen,<br />
ästhetisch, spirituell. Und „Saturn“ und „Apollo“<br />
wieder in Kindheitsnamen verwandeln, voll Zauber<br />
und Sehnsucht und Traum, in Erwachsenenworte<br />
im höchsten Sinn.<br />
Literatur<br />
Gerd Heinz-Mohr: Lexikon der Symbole. Bilder und Zeichen der<br />
christlichen Kunst. Darmstadt 8. Aufl. 1984. – Karl Kerényi: Die<br />
Mythologie der Griechen. 2 Bde. München 1966. – Karl Kerényi: Unsterblichkeit<br />
und Apollonreligion. In: Ders.: Apollon. Studien über<br />
antike Religion und Humanität. Neuausgabe mit einer Folge von<br />
Betrachtungen über Mysterien des Humanen. Düsseldorf 1953,<br />
33-50. – Raymond Klibansky, Erwin Panofsky und Fritz Saxl: Saturn<br />
und Melancholie. Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und<br />
Medizin, der Religion und der Kunst. Frankfurt a.M. 1990 (=KPS). –<br />
Walter F. Otto: Die Götter Griechenlands. Das Bild des Göttlichen im<br />
Spiegel des griechischen Geistes. Frankfurt a.M. 1947.<br />
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Fotos Erbdrostenhof: Susanne Schulte<br />
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