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Geschichte des Vorarlberger Mittelschülercartellverbandes im ...

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<strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> <strong>Vorarlberger</strong><br />

Mittelschülercartellverban<strong>des</strong><br />

<strong>im</strong> Überblick<br />

Ulrich Nachbaur<br />

Feldkirch, 2001


Dieser Abriss der VMCV-<strong>Geschichte</strong> entstand anlässlich eines Referats am 3.<br />

November 2001 <strong>im</strong> Rahmen der VMCV-Führungsakademie in der Jugendherberge<br />

in Feldkirch. Er sei Felix Paul v/o Odin (KBB) zugeeignet, der gerne an diesem<br />

Seminar teilgenommen hätte.<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 2


Bis 1919: Pionierphase in den „Katakomben“<br />

Bis 1919 ist es Mittelschülern streng verboten, sich zu Vereinen zusammen zu<br />

schließen (Koalitionsverbot). Dennoch entstehen <strong>im</strong> Untergrund zahlreiche Verbindungen<br />

als mehr oder weniger offenes Gehe<strong>im</strong>nis. Am Staatsgymnasium Feldkirch<br />

lassen sie sich „Pennalien“, wie Schülerverbindungen auch genannt werden, ab den<br />

1880er Jahren belegen. Dort bildet sich 1897 mit Alemannia die erste <strong>Vorarlberger</strong><br />

Mittelschulverbindung, die nachweisbar einer katholischen Weltanschauung verpflichtet<br />

ist. Alemannia Feldkirch muss jedoch bereits 1898 wieder „sistieren“ (ihren<br />

Aktivenbetrieb einstellen), nachdem ihre deutschnationale Konkurrentin von den<br />

Schulbehörden aufgedeckt worden war. Es ist aber gut möglich, dass Alemannia<br />

den Verbindungsbetrieb noch einige Zeit weiterführt.<br />

Vorbild der Mittelschulverbindungen sind die Hochschulverbindungen; für die katholischen<br />

Pennalien vor allem die Verbindungen <strong>des</strong> Cartellverban<strong>des</strong> der katholischen<br />

deutschen Studentenverbindungen (CV). Die Schülerverbindungen, vermutlich auch<br />

Alemannia Feldkirch, werden von CVern als Keilreservoir für ihre Hochschulverbindungen<br />

gezielt gefördert. Da die Gründung von Pennalien aber zu gefährlich scheint,<br />

beschließen die <strong>Vorarlberger</strong> CV-Studenten 1900 nicht nur die Gründung eines<br />

„<strong>Vorarlberger</strong> Cartellverban<strong>des</strong>“, sondern gleichzeitig auch den Aufbau eines lan<strong>des</strong>weiten<br />

Netzes von Ferialverbindungen, um auf diese Weise unter Führung von<br />

CVern die katholisch gesinnten Mittelschüler zu organisieren. Je<strong>des</strong> Jahr zu Kaisers<br />

Geburtstag (18. August) treffen sich diese launigen Feriensippen zu einem „Kaiserkommers“.<br />

Wir dürfen annehmen, dass das Feriensippenwesen nicht unerheblich<br />

zur Gründung neuer „Semestralverbindungen“ beigetragen hat; nicht nur in Feldkirch,<br />

sondern auch in Dornbirn und Bregenz, wo sich inzwischen weitere öffentliche<br />

Mittelschulen etabliert haben.<br />

Die katholischen Studentenverbindungen sind keine kirchliche Einrichtungen oder<br />

religiöse Vereinigungen. Sie sind weltanschauliche Gesinnungsgemeinschaften, die<br />

als christlichsoziales Gegengewicht zu den deutschnationalen Pennalien gegründet<br />

werden. Christlich, deutsch und frei! prangt auf dem Keilfalter, mit dem die CV-Verbindungen<br />

<strong>im</strong> Sommer 1908 um die Maturanten werben. Gut katholisch, gut österreichisch<br />

und in diesem Sinne auch gut deutsch wollen die katholischen Korporationen<br />

Alt-Österreichs sein. Ihre Treue zu Rom, zu Habsburg und Österreich steht für<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 3


die katholischen Verbindungen der Jahrhundertwende, entgegen der Ansicht der<br />

Deutschnationalen, <strong>im</strong> keinen unüberbrückbaren Gegensatz zum Bekenntnis zur<br />

deutschen Kultur in einem Vielvölkerreich. Damit stehen sie auf Linie mit der christlichsozialen<br />

Programmatik, einschließlich eines christlichen Antijudaismus und sozialen<br />

Antisemitismus.<br />

1907/08 erreichen die politischen Auseinandersetzungen zwischen den aufstrebenden<br />

Christlichsozialen und den Deutschnationalen einen Höhepunkt. Ein Brennpunkt<br />

dieser Konflikte sind die Hochschulen: Wer dem Papst verpflichtet sei, könne kein<br />

richtiger Akademiker sein, Katholische Weltanschauung und freie Wissenschaft<br />

seien unvereinbar. Die „schlagenden“ deutschnationalen Korporationen sprechen<br />

den katholischen Verbindungen, die Mensur und Duell ablehnen, ihre Daseinsberechtigung<br />

an den Hochschulen ab. Der „akademische Kulturkampf“ eskaliert. Die<br />

Folge ist eine Gründungswelle katholischer Hoch- und Mittelschulverbindungen. Ihre<br />

Zahl verdoppelt sich. In Vorarlberg werden 1907 drei katholische Pennalien gegründet:<br />

Siegberg Dornbirn, Kustersberg Bregenz und ein Hainbund in Feldkirch, der<br />

jedoch schon nach kurzer Zeit auffliegt. 1908 folgen zwei weitere Verbindungen:<br />

Artus Tafelrunde Bregenz und aus dem Kreis der Hainbündler Clunia Feldkirch.<br />

Am 19. Dezember 1908 feiern Siegberg, Kustersberg und Artus Tafelrunde mit einem<br />

Weihnachtskommers in Dornbirn die Gründung eines <strong>Vorarlberger</strong> Mittelschülercartellverban<strong>des</strong><br />

(1. VMCV), dem auch die drei Tage später gegründete Clunia<br />

beitritt. „Vorwärts <strong>im</strong> Ländle!“ lautet die Devise.<br />

Siegberg, Kustersberg und Artus Tafelrunde schließen sich gleichzeitig dem österreichweiten<br />

Mittelschüler-Cartell-Verband (MCV) an, der jedoch um 1913 in Agonie<br />

verfällt.<br />

Alle <strong>Vorarlberger</strong> Pennalien müssen von Zeit zu Zeit sistieren; sei es auf Druck der<br />

Schulbehörden oder aus Mangel an Aktiven. Viele der älteren Aktiven rücken ab<br />

1914 zum Kriegsdienst ein. Der 1. VMCV scheint, wie Artus Tafelrunde, den Ersten<br />

Weltkrieg nicht zu überdauern.<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 4


1919 bis 1938: Zeit der Bewährung<br />

1919 erringen die Mittelschüler die Koalitionsfreiheit, bleiben aber dem strengen Reg<strong>im</strong>ent<br />

der Schulleitungen unterworfen. Nach wie vor wohnen praktisch alle Schüler<br />

am Studienort; in privaten „Buden“ oder in Internaten. Die Pennalien nützen die neue<br />

Freiheit und präsentieren sich der Öffentlichkeit.<br />

Tabelle 1: Nicht mehr bestehende katholische <strong>Vorarlberger</strong> Schülerverbindungen<br />

Alemannia Feldkirch<br />

Hainbund Feldkirch<br />

Artus Tafelrunde Bregenz<br />

Markomannia Feldkirch<br />

Olympia Feldkirch<br />

Rhäto-Austria Bludenz<br />

Habichtsburg Bregenz<br />

Vennonia Rankweil<br />

Habichtsburg Bregenz<br />

1897 am Staatsgymnasium Feldkirch gegründet, 1898 sistiert.<br />

1907 am Staatsgymnasium Feldkirch gegründet, jedoch schon nach<br />

kurzer Zeit aufgeflogen; einige Hainbündler beteiligten sich 1908 an<br />

der Gründung der Clunia.<br />

1908 am Staatsgymnasium Bregenz gegründet, Mitglied <strong>des</strong> 1. VMCV<br />

und <strong>des</strong> MCV, spätestens während <strong>des</strong> Ersten Weltkriegs eingeschlafen.<br />

1928 am Katholischen Privatlehrerseminar Feldkirch als Tochterverbindung<br />

der Amelungia Innsbruck <strong>im</strong> Gehe<strong>im</strong>en gegründet, 1933 von<br />

der Schul- und Internatsleitung entdeckt und verboten; Wiedergründungsbestrebungen<br />

nach 1945 scheiterten am Widerstand der Schulleitung.<br />

1928 oder 1929 von aktiven Cluniern <strong>im</strong> Gehe<strong>im</strong>en als elitäre Verbindung<br />

am Bun<strong>des</strong>gymnasium Feldkirch gegründet, <strong>im</strong> März 1929 aufgeflogen;<br />

die Mitglieder wurden aus der Clunia ausgeschlossen; die<br />

meisten von ihnen jedoch kurze Zeit später wieder aufgenommen.<br />

Vermutlich 1925 als Ferialverbindung von Lehramtskandidaten und<br />

Handelschülern in Bludenz gegründet; letztmals nachgewiesen 1927,<br />

dürfte nicht lange bestanden haben.<br />

1957 als lan<strong>des</strong>weite, überkorporative Mittelschullandsmannschaft mit<br />

Sitz in Bregenz gegründet; Mitglied <strong>des</strong> MKV, wesentlich an der Gründung<br />

<strong>des</strong> VLV 1963 beteiligt, dürfte nach 1968 eingeschlafen sein;<br />

1972 Beendigung der MKV-Mitgliedschaft.<br />

1980 an der Höheren Technischen Lehranstalt Rankweil unter Mithilfe<br />

der Clunia Feldkirch und der Altherrenprovinz der Ambronia Innsbruck<br />

gegründet, firmierte als Tochterverbindung Ambronias, Mitglied <strong>des</strong><br />

VLV/VMCV und MKV; mehrmals versuchten aktive Clunier vergeblich,<br />

Vennonia in die Höhe zu bringen, sie wurde 1992 aufgelöst.<br />

1986 von Wellensteinern in der Tradition der Habichtsburg gegründete<br />

feriale „Raubritterschaft“, die jedoch wieder einschlief.<br />

In Wien wird ein Verband der katholisch-deutschen Pennalverbindungen Österreichs<br />

(VPV) aus der Taufe gehoben, der allerdings um 1925 seinen Zenit überschreitet<br />

und sich 1931 wieder auflöst. Von den <strong>Vorarlberger</strong> Verbindungen gehört ihm nur<br />

Clunia Feldkirch (1919 bis 1926, als drittstärkste Mitgliedskorporation) an. Im Winter-<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 5


semester 1924/25 treten die <strong>im</strong> VPV ebenfalls unzufriedenen Tiroler zum zweiten<br />

Mal an Clunia mit dem Plan eines gemeinsamen Verban<strong>des</strong> der Tiroler und <strong>Vorarlberger</strong><br />

Verbindungen heran. Doch ihr Lan<strong>des</strong>verband katholisch-deutscher Mittelschulverbindungen<br />

wird 1926 ohne <strong>Vorarlberger</strong> Beteiligung gegründet und profiliert<br />

sich später als Tiroler Mittelschülerverband (TMV).<br />

Auch in Vorarlberg fehlt es nicht an Bestrebungen, einen neuen Lan<strong>des</strong>verband zu<br />

formieren. Siegberg, Kustersberg und Clunia sammeln sich <strong>im</strong> Wintersemester<br />

1921/22 zu einem <strong>Vorarlberger</strong> Lan<strong>des</strong>kartellverband (1. VLKV), der jedoch keinen<br />

allzu langen Bestand gehabt zu haben scheint.<br />

Einen hoffnungsvollen Ansatz, den LKV wieder ins Leben zu rufen, bietet <strong>im</strong> Juli<br />

1924 eine gemeinsame Festtagung, zu der sich die drei Verbindungen in Dornbirn<br />

treffen. Es reift der Plan eines neuen Kartells, für den Siegberg und Clunia schließlich<br />

auch Kustersberg gewinnen. Am 16. Februar 1925 wird in Bregenz auch tatsächlich<br />

ein Lan<strong>des</strong>kartellverband kath.-deutscher Mittelschulverbindungen (LKV)<br />

gegründet (2. VLKV), der jedoch bereits am 27. Juni 1925 wegen Differenzen zwischen<br />

Clunia und Kustersberg wieder aufgelöst wird. Die drei Verbindungen veranstalten<br />

aber <strong>im</strong>mer wieder gemeinsame Treffen und Tagungen.<br />

Gleichzeitig bilden sich mit großen Schwierigkeiten neue Verbindungen an den Internatsschulen.<br />

Wahrscheinlich 1925 schließen sich Handelsschüler und „Lehrer“ zur<br />

ferialen Mittelschulverbindung Rhäto-Austria Bludenz zusammen, die vielleicht ihr<br />

Zentrum am katholischen Privat-Lehrerseminar der Schulbrüder in Feldkirch hat,<br />

dem eine Handelsschule angeschlossen ist; denkbar sind aber auch Beziehungen<br />

zu Innsbruck. In den Protokollen <strong>des</strong> VCV taucht Rhäto-Austria 1927 letztmals auf;<br />

die Einschätzung, dass ihr kein langes Dasein beschieden sein werde, sollte sich<br />

bestätigen. 1928 entsteht mit Unterstützung der „Lehrerverbindung“ Amelungia Innsbruck<br />

und <strong>des</strong> TMV am Lehrerseminar Feldkirch eine Markomannia, die ihren Betrieb<br />

ohne Wissen der Internatsleitung <strong>im</strong> Verborgenen führt und zu den anderen<br />

<strong>Vorarlberger</strong> Verbindungen keinen Kontakt gepflegt zu haben scheint. Größere Veranstaltungen<br />

hält sie zur Sicherheit in den Ferien ab. Zu Ostern 1933 fliegt Markomannia<br />

Feldkirch auf und muss ihren Betrieb für <strong>im</strong>mer einstellen. Ebenfalls 1933<br />

gründen einige Schüler am Privatgymnasium der Zisterzienser <strong>im</strong> Kloster Mehrerau,<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 6


eine Augia Brigantina Bregenz. Die Gründung kann zwar offiziell erfolgen, formell<br />

aber nur als Ferialverbindung.<br />

Auch die katholischen Pennalien außerhalb der Internate stoßen zunehmend auf<br />

den Widerstand der „Amtskirche“. Sie setzt auf die „Katholische Aktion“, auf straffe<br />

kirchliche Gliederungen statt freiem Vereinskatholizismus; auf die Marianischen Studentenkongregationen<br />

statt Studentenverbindungen. Jahrzehntelang waren die Verbindungsstudenten<br />

in den Kongregationen führend aktiv gewesen, nun soll den Sodalen<br />

verboten werden, Pennalien beizutreten. 1932 eskaliert der Streit mit Bischof<br />

Waitz, der nur mühsam mit Unterstützung <strong>des</strong> <strong>Vorarlberger</strong> CV geschlichtet werden<br />

kann.<br />

Tabelle 2: Mitgliedschaft von katholischen <strong>Vorarlberger</strong> Mittelschulverbindungen in<br />

österreichweiten Verbänden<br />

MCV 1899 - 1913 Siegberg Dornbirn (1908 - 1913)<br />

Kustersberg Bregenz (1908 - 1913)<br />

Artus Tafelrunde Bregenz (1909 - 1913)<br />

VPV 1919 - 1931 Clunia Feldkirch (1919 - 1926)<br />

MKV 1933 - 1938<br />

Pennälertage in<br />

Vorarlberg:<br />

seit 1945<br />

1968 Bregenz<br />

1988 Feldkirch<br />

1997 Feldkirch<br />

Kustersberg Bregenz (1934 - 1938, seit 1963)<br />

Wellenstein Bregenz (seit 1958)<br />

Habichtsburg Bregenz (1959 - 1972)<br />

Sonnenberg Bludenz (seit 1963)<br />

Siegberg Dornbirn (1963 - 1992)<br />

Clunia Feldkirch (1965 - 1972, 1978 - 1991)<br />

Augia Brigantina Bregenz (seit 1985)<br />

Vennonia Rankweil (1988 - 1992)<br />

Gleichzeitig verdüstert sich die politische Situation in Österreich <strong>im</strong>mer mehr: Während<br />

Christlichsoziale und Sozialdemokraten den Bürgerkrieg proben, n<strong>im</strong>mt der nationalsozialistische<br />

Terror zu. 1933 wird die Koalitionsfreiheit der Mittelschüler massiv<br />

eingeschränkt; erlaubt sind nur noch Schülervereinigungen, die zur Pflege österreichisch-vaterländischer<br />

Gesinnung best<strong>im</strong>mt sind oder der sittlich-religiösen Erziehung<br />

dienen. Damit müssen die deutschnationalen Pennalien wieder in den Untergrund<br />

abtauchen; die meisten werden behördlich aufgelöst, andere lösen sich vom<br />

„modernen“ Nationalsozialismus beseelt freiwillig auf. Unter diesen Vorzeichen erfolgt<br />

am 9. September 1933, am Rande <strong>des</strong> österreichische Katholikentages in<br />

Wien, die Gründung eines neuen Mittelschüler-Kartell-Verban<strong>des</strong> der katholischen,<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 7


deutschen, farbentragenden Studentenkorporationen Österreichs (MKV; offizielle<br />

Bezeichnung seit 1935). Von den <strong>Vorarlberger</strong> Pennalien tritt ihm vorerst nur Kustersberg<br />

Bregenz (1934) bei.<br />

Tabelle 3: Lan<strong>des</strong>verbände der katholischen Mittelschulverbindungen Vorarlbergs<br />

1. VMCV 1908 - ? Siegberg Dornbirn<br />

Kustersberg Bregenz<br />

Artus Tafelrunde Bregenz<br />

Clunia Feldkirch (ab 1909)<br />

1. VLKV 1921/22 Siegberg Dornbirn<br />

Kustersberg Bregenz<br />

Clunia Feldkirch<br />

2. VLKV 1925 Siegberg Dornbirn<br />

Kustersberg Bregenz<br />

Clunia Feldkirch<br />

2. VMCV 1935 - 1938 Siegberg Dornbirn<br />

Kustersberg Bregenz<br />

Clunia Feldkirch<br />

Augia Brigantina Bregenz<br />

1. VKMV 1949 - ? Siegberg Dornbirn<br />

Kustersberg Bregenz<br />

Clunia Feldkirch<br />

Sonnenberg Bludenz<br />

2. VKMV 1959 - 1963 Siegberg Dornbirn<br />

Kustersberg Bregenz<br />

Clunia Feldkirch<br />

Sonnenberg Bludenz<br />

Wellenstein Bregenz<br />

Habichtsburg Bregenz<br />

1. VLV / 3. VMCV seit 1963<br />

bis 1992 Lan<strong>des</strong>verband <strong>des</strong> MKV<br />

2. VLV seit 1992<br />

Lan<strong>des</strong>verband <strong>des</strong> MKV<br />

Kustersberg Bregenz<br />

Sonnenberg Bludenz<br />

Wellenstein Bregenz,<br />

Habichtsburg Bregenz (bis 1972)<br />

Siegberg Dornbirn (seit 1963)<br />

Clunia Feldkirch (seit 1965)<br />

Vennonia Rankweil (1980-1992)<br />

Augia Brigantina Bregenz (seit 1984)<br />

Kustersberg Bregenz<br />

Sonnenberg Bludenz<br />

Wellenstein Bregenz<br />

Augia Brigantina Bregenz<br />

Es ist Zeit für die katholischen Verbindungen, klar Stellung zu beziehen und offen<br />

Partei zu ergreifen, gegen den Nationalsozialismus, und für Österreich. Für ein<br />

Österreich allerdings, das die Christlichsozialen mit der Errichtung eines autoritären<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 8


„Stän<strong>des</strong>taates“ vor der drohenden Hitlerdiktatur zu behaupten versuchen. Zu diesem<br />

Zweck soll die österreichische Jugend gleichgeschaltet werden. Die Verbindungen<br />

stehen vor der Wahl: „Staatsjugend“ oder „Konkordatsjugend“? In den Jugendorganisation<br />

der „Vaterländischen Front“ aufgehen oder die formelle Unterstellung<br />

unter die Kirchenhierarchie anerkennen? Sie entscheiden sich für die zweite Möglichkeit.<br />

Siegberg, Kustersberg, Clunia und Augia Brigantina schließen sich 1935<br />

zum Kartellverband der katholischen deutschen Mittelschulverbindungen Vorarlbergs<br />

(2. VMCV) zusammen, der sich dem kirchlich geführten Lan<strong>des</strong>verband der katholischen<br />

Jugendvereine angliedert und damit seine Autonomie weitgehend sichern<br />

kann.<br />

1938 bis 1945: Verbot, Verfolgung und Widerstand<br />

Nach der Okkupation Österreichs durch die deutsche Wehrmacht <strong>im</strong> März 1938 werden<br />

die katholischen Studentenverbindungen vom nationalsozialistischen Reg<strong>im</strong>e<br />

sofort aufgelöst und verboten. Der Anteil von Mitgliedern, die sich der Hitlerdiktatur<br />

verpflichten, ist gering. Dagegen verlieren zahlreiche Verbindungsmitglieder ihre<br />

Stellung, erhalten Berufs- oder Gauverbot oder werden in Gestapo-Haft genommen.<br />

Nicht wenige landen in den Konzentrationslagern, einige bezahlen ihren Widerstand<br />

gegen den Nationalsozialismus sogar mit dem Leben. Die meisten werden, wie<br />

abertausende junge Männer, als Soldaten in einen verbrecherischen Krieg geschickt.<br />

Viele kehren nicht mehr he<strong>im</strong>.<br />

Von den wenigen ehemaligen Aktiven der katholischen Pennalien, die während <strong>des</strong><br />

Krieges - meist Medizin - studieren dürfen, schließen sich einige den ab 1940 als gehe<strong>im</strong>e<br />

Widerstandsgruppen gegründeten oder reaktivierten katholischen Hochschulverbindungen<br />

an.<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 9


1946 bis 1956: Mühsamer Neubeginn<br />

Der Neubeginn nach der Befreiung Österreichs fällt schwer. Die Soldaten, die auf die<br />

Schulbänke zurückkehren, wollen so schnell als möglich maturieren. Die alten Bräuche<br />

der Studentenverbindungen erscheinen vielen Jungen antiquiert, und nach Jahren<br />

der Bevormundung ist der Drang nach individueller Lebensgestaltung groß. Andere<br />

wieder suchen eher eine religiöse Orientierung in kirchlichen Jugendorganisationen.<br />

Auf Unterstützung durch die „Amtskirche“ können die Verbindungen nicht<br />

bauen. Hinzu kommt die neue Mobilität: Fahrschüler lösen die Studenten ab.<br />

Dennoch gelingt bis 1948 die Reaktivierung der Siegberg Dornbirn, Clunia Feldkirch<br />

und Kustersberg Bregenz. Die Wiedergründung Markomannias an der Lehrerbildungsanstalt<br />

in Feldkirch und Augia Brigantinas in der Mehrerau scheitert am<br />

Widerstand der Schul- und Internatsleitungen. Dafür ermöglicht die weitere Verbreiterung<br />

<strong>des</strong> Schulangebots 1949 die Gründung einer Sonnenberg Bludenz. In diese<br />

Zeit fällt der erneute Zusammenschluss zum Verband der katholischen Mittelschulverbindungen<br />

(1. VKMV), der jedoch nicht lange floriert. 1953 lädt der Vorort Siegberg<br />

noch zu einem Lan<strong>des</strong>kommers nach Dornbirn; die Hoffnung, damit einen Beitrag<br />

zur Reaktivierung der seit zwei Jahren wieder sistierten Kustersberg zu leisten,<br />

erfüllt sich nicht. 1955 schläft auch bei Clunia der Aktivenbetrieb wieder ein.<br />

1957 bis 1983: Regeneration <strong>im</strong> MKV<br />

Häufig sind die nahenden Jubelstiftungsfeste, die runden Geburtstage der Verbindungen,<br />

Anlass zu verstärktem Engagement. Jedenfalls erfolgte 1957/58 ein regelrechter<br />

Energieschub, vor allem in Bregenz: 1957 wird am Gymnasium die jubilierende<br />

Kustersberg reaktiviert, die noch <strong>im</strong> selben Jahr für die Schüler der Handelsakademie<br />

und der Höheren Technischen Lehranstalt die Tochterverbindung Wellenstein<br />

Bregenz gründet. 1958 folgt die Gründung einer Habichtsburg Bregenz und<br />

die Reaktivierung der Clunia Feldkirch.<br />

Erstmals sind damit sechs katholische Pennalien aktiv, und einmal mehr stellt sich<br />

die Frage der Zusammenarbeit - diesmal allerdings unter geänderten Vorzeichen:<br />

Sollen die <strong>Vorarlberger</strong> Verbindungen erneut einen autonomen Verband bilden oder<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 10


sollen sie sich dem 1945 wiedergegründeten Mittelschüler-Kartell-Verband der katholischen<br />

farbentragenden Studentenkorporationen Österreichs (MKV) anschließen?<br />

- Für den MKV ist Vorarlberg der letzte „weiße Fleck“, den es zu gewinnen gilt.<br />

Während sich die drei alten Verbindungen traditionell an den Hochschulverbindungen<br />

orientieren und mit dem ausgefeilten, „militarisierten“ Farbenbrauchtum <strong>des</strong><br />

MKV zunächst wenig anfangen können, setzten die jungen Verbindungen auf einen<br />

schlagkräftigen Verband und die große Gemeinschaft. Wellenstein (1958) und Habichtsburg<br />

(1959) treten dem MKV bei. Parallel dazu laufen die Bemühungen, einmal<br />

mehr einen Lan<strong>des</strong>verband zu gründen. Soll es ein autonomer Verband sein oder<br />

ein Lan<strong>des</strong>verband <strong>des</strong> MKV oder eine Kombination aus beidem? An dieser Frage<br />

scheiden sich die Geister. Die Proponenten <strong>des</strong> von Wellenstein und Habichtsburg<br />

gestellten Vorstan<strong>des</strong> treten zurück. Auf Initiative von Clunia und Siegberg konstituiert<br />

sich am 4. Dezember 1958 in Dornbirn schließlich - unabhängig vom MKV - erneut<br />

ein Verband der katholischen Mittelschulverbindungen Vorarlbergs (2. VKMV).<br />

Aber schließlich führt aber das Werben <strong>des</strong> MKV doch zum Erfolg. Nach Wellenstein<br />

und Habichtsburg Bregenz treten ihm 1961 auch Sonnenberg Bludenz und 1963 Kustersberg<br />

Bregenz bei. Gleichzeitig legt Kustersberg dem Vorsitz <strong>im</strong> VKMV zurück,<br />

der sich erübrigt hat, zumal Clunia de facto wieder sistieren musste.<br />

Die vier MKV-Verbindungen schließen sich zu einem Lan<strong>des</strong>verband der <strong>Vorarlberger</strong><br />

Mittelschulverbindungen (1. VLV / 3. VMCV) zusammen. Am 29. September<br />

1963 stellt sich dieser <strong>Vorarlberger</strong> Lan<strong>des</strong>verband <strong>des</strong> MKV mit einem Publikationsfest<br />

in Bregenz der Öffentlichkeit vor. Sein Wahlspruch: „Net lugg lo!“<br />

Noch <strong>im</strong> selben Jahr folgt Siegberg Dornbirn in den MKV, 1965 schließlich auch<br />

Clunia. Der VLV erweist sich als erster Verband von dauerndem Bestand. Der MKV<br />

als Dachverband gibt den <strong>Vorarlberger</strong> Verbindungen Rückhalt und eröffnet ihnen<br />

Kontakte und Freundschaften in ganz Österreich.<br />

1968 lädt der VLV erstmals zum Pennälertag, zur Jahrestreffen <strong>des</strong> MKV, nach Bregenz.<br />

Doch in den folgenden Jahren geraten die meisten <strong>Vorarlberger</strong> MKV-Verbindungen<br />

in eine Nachwuchskrise, die Habichtsburg nicht überlebt. Doch Ende der<br />

1970er Jahre erleben die Pennalien wieder einen Aufschwung. 1980 gründet die<br />

VLV-Spitze an der neuen HTL Rankweil sogar eine neue Verbindung; Vennonia<br />

Rankweil kann allerdings nie richtig Fuß fassen und wird 1992 wieder aufgelöst.<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 11


1983 wird in der Mehrerau Augia Brigantina Bregenz wiedergegründet; diesmal mit<br />

Unterstützung <strong>des</strong> Abtes. Vennonia und Augia Brigantina werden sofort nach ihrer<br />

Gründung in den VLV aufgenommen und treten später auch dem MKV bei (Augia<br />

Brigantina 1985, Vennonia 1988).<br />

Tabelle 4: Vorsitzende <strong>des</strong> VMCV und <strong>des</strong> VLV <strong>des</strong> MKV<br />

Dr. Gebhard Troll KBB, R-B 1963 - 197?<br />

Ing. Kurt Schneider WSB 197? - 1975<br />

Dr. Karl Wachter CLF, SOB 1975 - 1979<br />

DI Ernst Tisch BOW, CLF, VER 1979 - 1984<br />

Mag. Wolfgang Türtscher CLF, KBB, Le, Cld 1984 - 1989<br />

Dr. Ulrich Nachbaur CLF, VER, [KBB], Le, Cld 1989 - 1993<br />

Dr. Ernst Dejaco CLF, [KBB], Le, Cld 1993 - 1995<br />

Mag. Robert Mayer ABB, BbW 1995 - 1998<br />

Martin Oberhauser WSB, ABB 1998 - 2000<br />

Ing. Kurt Schneider WSB seit 2000<br />

Ab 1984: Aufschwung in einem dynamischen Lan<strong>des</strong>verband<br />

Der VLV, der 1986 in <strong>Vorarlberger</strong> Mittelschülerkartellverband (VMKV) umbenannt<br />

wird, erlebt einen enormen Aufschwung. Der VMKV verstärkt das schulpolitische Engagement,<br />

forciert die interne Weiterbildung in weltanschaulichen Fragen und trägt<br />

wesentlich zur inhaltlichen Neupositionierung <strong>des</strong> MKV bei, die <strong>im</strong> MKV-Grundsatzprogramm<br />

von 1987 Gestalt ann<strong>im</strong>mt. Dazu zählt auch eine klare inhaltliche und<br />

personelle Abgrenzung gegenüber dem politischen Rechtspopulismus (Haider) und<br />

der Einsatz für die europäische Integration Österreichs.<br />

Die Bemühungen der dynamischen <strong>Vorarlberger</strong>, die inhaltlichen Konturen <strong>des</strong> MKV<br />

zu schärfen, tragen zwangsläufig zur Polarisierung in einem Dachverband von über<br />

160 Vereinigungen bei, der auf Ausgleich bedacht sein muss. Am stärksten polarisiert<br />

den Verband aber eine andere Frage: die „Mädchenfrage“.<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 12


Seit 1987: Integration von Mädchen<br />

Die Frage der Aufnahme von Mädchen stellte sich in den ersten Jahrzehnten nicht,<br />

da nur wenige Mädchen Mittelschulen besuchten, und die wenigen reine Mädchenschulen.<br />

Ab den 1940er Jahren wurde in Vorarlbergs Mittelschulen schrittweise die<br />

Koedukation eingeführt; spätestens ab den 1960er Jahren nahm die Zahl der Mittelschülerinnen<br />

stark zu.<br />

Tabelle 5: Schritte zur Integration von Mädchen in katholische Mittelschulverbindungen<br />

1909 Winefreda Münster - erste katholische Studentinnenverbindung.<br />

1911 Vereinigung kath.-deutscher Hochschülerinnen, Graz - erste katholische Studentinnenkorporation<br />

in Österreich<br />

1913 Verband Katholisch-Deutscher Studentinnenvereine (VKDSt), dem 1921 u.a. Ostara Innsbruck<br />

beitritt.<br />

1919 Vereinigung katholisch-deutscher Hochschülerinnen Ostara Innsbruck.<br />

1962 Schweizerischer Studentenverein (SchwStV) beschließt, Frauen als „Hospitantinnen“ zuzulassen.<br />

1968 Schweizerischer Studentenverein (SchwStV) stellt seinen Sektionen die Aufnahme von<br />

Frauen als Vollmitglieder frei.<br />

1971 Verein der Freunde der AV Austria mit dem Ziel gegründet, Studentinnen in die ÖCV-Verbindung<br />

Austria Innsbruck zu integrieren; 1983 putschartig aufgelöst.<br />

1973 Christliche österreichische Mädchenverbindung Danubia Krems - erste katholische Mittelschülerinnenverbindung;<br />

1980 aufgelöst.<br />

1977 Vindemia Feldkirch - ÖCV-Verbindung an der Pädagogischen Akademie mit Damenzirkel;<br />

1987 Auflösung der seit Jahren sistierten Verbindung.<br />

1980 Die katholische Mittelschulverbindung Waltharia Meran n<strong>im</strong>mt Mädchen als Vollmitglieder<br />

auf; derzeit sistiert.<br />

1984 Claudiana Innsbruck - Gründung der ersten offiziell „gemischten“ Verbindung in Österreich<br />

unter Beteiligung von Cluniern.<br />

1987 Wellenstein Bregenz richtet einen Damenzirkel ein.<br />

1988 Sechs katholische österreichische Mädchenverbindungen gründen am Rande <strong>des</strong> Pennälertags<br />

<strong>des</strong> MKV in Feldkirch den Verband farbentragender Mädchen (VFM).<br />

1989 Clunia Feldkirch richtet einen Mädchenzirkel ein.<br />

1990 Siegberg Dornbirn richtet einen Mädchenzirkel ein.<br />

1991 Clunia Feldkirch beschließt als erste Mittelschulverbindung Österreichs die Vollintegration<br />

von Frauen und muss <strong>des</strong>halb aus dem MKV austreten.<br />

1992 Assoziierungsabkommen der Clunia Feldkirch mit dem MKV.<br />

Siegberg Dornbirn beschließt die Vollintegration von Frauen und muss <strong>des</strong>halb aus dem<br />

MKV austreten.<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 13


Vereinzelt gliedern Pennalien „Damenzirkel“ oder „Mädchenzirkel“ an, ohne die<br />

Mädchen rechtlich in die Verbindung zu integrieren. Später entstehen auch<br />

katholische Mädchenverbindungen, die sich am Rande <strong>des</strong> Pennälertages 1988 in<br />

Feldkirch zum Verband farbentragender Mädchenverbindungen (VFM) zusammenschließen.<br />

1987 beginnt Wellenstein Bregenz, befreundete Mädchen in einem „Damenzirkel“ zu<br />

organisieren; 1989 folgt Clunia Feldkirch und 1990 Siegberg Dornbirn. Clunia und<br />

Siegberg verfolgen damit aber weiterreichende Ziele: die Vollintegration von Frauen.<br />

Der VMKV setzt sich daher für eine entsprechende Öffnung <strong>des</strong> MKV ein: nach dem<br />

Vorbild <strong>des</strong> befreundeten Schweizerischen Studentenvereins (SchwStV) soll der<br />

MKV künftig auch gemischten Verbindungen und reinen Mädchenverbindungen ein<br />

gemeinsames Dach bieten. Doch mit diesem Modell, das auch vom VFM abgelehnt<br />

wird, finden die <strong>Vorarlberger</strong> <strong>im</strong> MKV keine Mehrheit. Als sich Clunia Feldkirch 1991<br />

und Siegberg Dornbirn 1992 für die gleichberechtigte Aufnahme von Mädchen<br />

entscheiden, müssen sie gleichzeitig aus dem MKV austreten.<br />

Diagramm 1: Parallelstruktur der Lan<strong>des</strong>verbände der katholischen Mittelschulverbindungen<br />

Vorarlbergs seit 1992<br />

MKV<br />

VMCV<br />

VLV<br />

Personalunion der Vorstände<br />

Mitglieder:<br />

Siegberg Dornbirn (1907)<br />

Kustersberg Bregenz (1907)<br />

Clunia Feldkirch (1908)<br />

Sonnenberg Bludenz (1949)<br />

Wellenstein Bregenz (1957)<br />

Augia Brigantina Bregenz (1984)<br />

Mitglieder:<br />

Kustersberg Bregenz (1907)<br />

Sonnenberg Bludenz (1949)<br />

Wellenstein Bregenz (1957)<br />

Augia Brigantina Bregenz (1984)<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 14


Da der MKV zudem nicht mehr duldet, dass dem VMKV Verbindungen angehören,<br />

die nicht dem MKV angehören, nabelt sich der VMKV rechtlich vom MKV ab und benennt<br />

sich später in <strong>Vorarlberger</strong> Mittelschülercartellverband (VMCV) um, da der<br />

MKV Namensverwechslungen befürchtet. Die vier Verbindungen, die keine Mädchen<br />

aufnehmen und damit <strong>im</strong> MKV verbleiben konnten, schließen sich parallel zum<br />

VMCV zu einem <strong>Vorarlberger</strong> Lan<strong>des</strong>verband <strong>des</strong> MKV (2. VLV) zusammen. Damit<br />

bestehen seit 1992 formell - wieder einmal - zwei Verbände nebeneinander, die jedoch<br />

in Personalunion geführt werden.<br />

Was <strong>im</strong> MKV nicht möglich war, funktioniert <strong>im</strong> VMCV problemlos: ein gutes Miteinander<br />

reiner Burschenverbindungen und „gemischter“ Verbindungen.<br />

Literatur:<br />

30 Jahre K.D.ST.V. Kustersberg. 1907-1937. Bregenz 1937.<br />

Franz M. Pfeiffer, Aus der Pennälergeschichte. In: Festschrift 15. österreichischer Pennälertag <strong>des</strong><br />

Mittelschüler-Kartell-Verban<strong>des</strong> Pfingsten 1957 in Wien. Wien 1957, S. 21-31.<br />

Festschrift katholische Mittelschul-Verbindung Kustersberg Bregenz. 1907-1957. Bregenz 1959.<br />

Festschrift katholische Mittelschul-Verbindung Kustersberg Bregenz. 1907-1967. Bregenz 1967.<br />

70 Jahre Feriensippe Montfort. O.O. 1968.<br />

Wilhelm Schmied, Der Mittelschüler-Kartell-Verband (MKV). Wien 1974 (= Beiträge zur österreichischen<br />

Studentengeschichte, Bd. 1).<br />

Wilhelm Schmied, Die katholischen Pennalien bis 1918. In: Die Vorträge der ersten österreichischen<br />

Studentenhistorikertagung. Wien 1974 (= Beiträge zur österreichischen Studentengeschichte,<br />

Bd. 2), S. 43-55.<br />

Uli Nachbaur, Das Farbstudententum in Vorarlberg bis 1914. In: Festschrift der KMV Clunia Feldkirch<br />

zu ihrem 75-jährigen Bestehen. (Feldkirch 1984), S. 80-104.<br />

Uli Nachbaur, Clunias Anfänge. In: Festschrift der KMV Clunia Feldkirch zu ihrem 75-jährigen Bestehen.<br />

(Feldkirch 1984), S. 110-150.<br />

August Fischer, Kustersberg <strong>im</strong> Wandel der Zeit. In: Der Clunier 3 (1984) 3, S. 8-10.<br />

Markomannia Feldkirch. In: Der Clunier 5 (1986) 2, S. 4-5.<br />

Festschrift 80 Jahre Kustersberg 1907-1987 / 30 Jahre Wellenstein 1957-1987. (Bregenz) 1987.<br />

Uli Nachbaur, „Vorwärts <strong>im</strong> Ländle!“ Historische Betrachtungen zur Vorgeschichte und <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong><br />

ersten <strong>Vorarlberger</strong> Mittelschüler-Cartell-Verban<strong>des</strong>. In: Festschrift aus Anlass <strong>des</strong> 46. Pennälertages<br />

<strong>des</strong> MKV zu Pfingsten 1988 in Feldkirch. Feldkirch 1988, S. 9-54.<br />

Wolfgang Rusch, Feriensippen in Vorarlberg. In: Die Vorträge der gemeinsamen 48. deutschen, 8.<br />

österreichischen und 3. schweizer Studentenhistorikertagung : Konstanz 1988. Wien 1989 (=<br />

Beiträge zur österreichischen Studentengeschichte, Bd. 17), S. 88-93.<br />

Heinrich Obermüller, Verboten und verfolgt. Katholische Verbindungen an mittleren und höheren Schulen<br />

<strong>im</strong> deutschen Sprachraum. Bd. 1: Von den Anfängen bis 1918. Wien 1991 (= Tradition und<br />

Zukunft Bd. 1).<br />

Ulrike Unterthurner-Kemmerling, Die katholische Jugendbewegung in Vorarlberg. 1918 bis 1938. Dornbirn<br />

1991 (= Vorarlberg in <strong>Geschichte</strong> und Gegenwart, Bd. 5).<br />

Harduin Weber (Hg.), Festschrift anläßlich <strong>des</strong> 10. Stiftungsfestes der StV Augia Brigantina zu Bregenz-<br />

Mehrerau. Innsbruck 1993.<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 15


Urs Altermatt (Leitung), "Den Riesenkampf zu wagen ..." : Schweizerischer Studentenverein 1841-1991.<br />

Luzern 1993.<br />

Ulrich Nachbaur, Ein Streifzug durch Clunias Vor- und Gründungsgeschichte bis 1928. In: Der Clunier<br />

17 (1998) 1, S. 5-10.<br />

Getrude Polnitzky (Hg.), 10 Jahre VFM. Festschrift. Aus Anlaß <strong>des</strong> 10-jährigen Bestehens <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong><br />

farbentragender Mädchen (VFM). Wien 1998.<br />

Festschrift 100 Jahre Feriensippe Montfort. (Götzis, 1998).<br />

Festschrift 50 Jahre KMV Sonnenberg Bludenz. Bludenz 1999.<br />

Ulrich Nachbaur, „Rhäto-Austria“ Bludenz. Eine vergessene katholische Ferialverbindung von Handelsschülern<br />

und Lehrern. In: Alemannia Studens 1999, Bd. 9, S. 41-58.<br />

Georg Sutterlüty, Die Feriensippe „Silva Brigantina“. Ein geschichtlicher Rückblick. In: Alemannia Studens<br />

1999, Bd. 9, S. 59-80.<br />

Heinrich Obermüller, Aufbruch und Untergang. Katholische Verbindungen an mittleren und höheren<br />

Schulen in Österreich und den Nachfolgestaaten der Monarchie. Bd. 2, Teil 1. Wien 2000 (=<br />

Tradition und Zukunft Bd. 5).<br />

Quellen:<br />

<strong>Vorarlberger</strong> Lan<strong>des</strong>archiv, Clunia Feldkirch.<br />

<strong>Vorarlberger</strong> Lan<strong>des</strong>archiv, CV-Altherrenbund Vorarlberg.<br />

<strong>Vorarlberger</strong> Lan<strong>des</strong>archiv, Nachlass Wilhelm Ender.<br />

<strong>Vorarlberger</strong> Lan<strong>des</strong>archiv, <strong>Vorarlberger</strong> Cartellverband.<br />

<strong>Vorarlberger</strong> Lan<strong>des</strong>archiv, <strong>Vorarlberger</strong> Mittelschülerkartellverband.<br />

Ulrich Nachbaur, <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> VMCV <strong>im</strong> Überblick (2001) 16

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