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Oktober 2010

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Herbstsegeln<br />

Ostsee - <strong>Oktober</strong> <strong>2010</strong><br />

© Monica Freya Jüptner<br />

www.moni-jueptner.de<br />

Segeln und Lernen mit Herz<br />

Ruffinistrasse 34<br />

80637 München<br />

Germany<br />

6. November <strong>2010</strong><br />

1 www.moni-jueptner.de


16. <strong>Oktober</strong> <strong>2010</strong><br />

0740 - Ich stehe in Warnemünde an der S-Bahn, mein Zug ist eben<br />

angekommen. Die ganze Nacht bin ich durch gefahren, von München<br />

über Hamburg, Lübeck, Bad Kleinen und Rostock. 13 Stunden, leider<br />

konnte ich dabei nicht so viel schlafen, wie ich gehofft hatte.<br />

Gestern schon hatten mich besorgte Tagesgäste angerufen, ob der<br />

heutige Tagestörn stattfindet. Seit zwei Tagen sagt der DWD Starkwind,<br />

mit Sturmböen, voraus. Ich habe die Gäste beruhigend hingewiesen,<br />

das wir bitte erst abwarten sollten, was sich real tun wird. Aktuell<br />

haben wir fünf bis sechs Windstärken, am Horizont zieht eine<br />

Gewitterfront heran.<br />

Nun buckel ich mein Gepäck, Seesack, Rucksack und Schlafsack zur<br />

Fähre, von dort an Bord der „El Shalom“.<br />

Nachdem ich meine Sachen an Bord geschleppt und ausgepackt habe,<br />

gehe ich zum Hafenmeister und frage nach der Verpflegung für<br />

den SKS-Törn, der am Sonntagabend beginnt.<br />

Dreimal darf ich zwischen Boot und Hafenmeisterei gehen, bis ich die<br />

Lebensmittel an Bord habe. Dann mache ich mir erst mal einen Kaffee<br />

und ein paar Brote. Dann warte ich auf meine Gäste, zehn an der<br />

Zahl.<br />

1030 - Die ersten Gäste sind da. Immer noch beunruhigt, des Wetters<br />

wegen. Der Wind pfeift im Rigg, doch mehr als fünf Bft. sind es aktuell<br />

nicht.<br />

Ich bespreche mit den Gästen, das wir die Wetterfront abwarten wollen,<br />

wenn sie vorbeigezogen ist, werden wir auslaufen. Bis dahin erkläre<br />

ich Ihnen die Bedienung der Winschen und die Rettungswesten.<br />

Wir besprechen die Sicherheitsregeln und die Bedienung der Bordtoilette.<br />

1130 - Wir laufen aus, nach der Hafenausfahrt von Warnemünde<br />

steht doch ein wenig Welle. Ich schätze im Mittel einen Meter. Ich lasse<br />

einen der Mitsegler am Ruder und koordiniere das Setzen der Segel.<br />

Im zweiten Reff saust die „EL Shalom“ davon, acht Knoten auf<br />

Halbwindkurs.<br />

Wir laufen Kurs Nord, Richtung Kadettrinne die Wellen nehmen zu als<br />

wir aus der Landabdeckung des Fischland heraus kommen. Sie sind<br />

nun im Mittel 1,4 bis 2 Meter. Auch wenn die Stimmung rein äußerlich<br />

noch gut ist, sehe ich in den Augen zunehmend Sorge.<br />

Ich gebe mir Mühe ruhig und gelassen zu bleiben, die Situation ist<br />

nicht Ernst. Doch auch kein wirklicher Spaß mehr. Ls wir längere Böen<br />

mit 34 Knoten haben, lasse ich den Kurs Richtung Warnemünde<br />

nehmen. Ich möchte wieder in die Landabdeckung kommen. Leider<br />

bin ich nun die einzige die die „El Shalom“ noch unter Segeln auf<br />

Kurs halten kann. Den anderen bricht Sie immer wieder aus.<br />

1245 - Ich lasse die Segel bergen. Meine Mitsegler werden immer stiller.<br />

Zwei bis drei der Männer sind noch agil, die Frauen sind auffallend<br />

still. Die fünfjährige Tochter eines Kundenpaares klammert sich<br />

ängstlich an den Papa. Hier ist der Spaß zu Ende. Die Sicherheit geht<br />

vor! Wir fahren zurück in den Hafen.<br />

1330 - Wir sind wieder fest im Hafen von Hohe Düne. Ich brauchte<br />

drei Anläufe um das Schiff an den Steg zu bringen, das wurmt mich!<br />

Dennoch ist die Stimmung an Bord gut. Mich überrascht das meine<br />

Kunden dennoch den Törn genossen haben. Für Sie war es ein tolles<br />

Abenteuer.<br />

Wir klönen noch fast zwei Stunden, bis ich allein an Bord zurück bleibe.<br />

Ich bin dennoch verunsichert, ob ich nicht doch einen Fehler gemacht<br />

habe. War es wirklich vernünftig auszulaufen, unter den gegebenen<br />

Wetterbedingungen, mit den ungeübten Mitseglern an Bord?<br />

2 www.moni-jueptner.de


1500 - Allein an Bord. Ich ziehe mich „Landfein“ an und fahre noch<br />

einmal nach Warnemünde. Ich muss Vorräte ergänzen, nachdem ich<br />

mich ja heute morgen aus der Crewverpflegung bedient hatte.<br />

1700 - Ich bin wieder an Bord. Jetzt wird erst einmal gekocht.<br />

Zwei „Liebesknochen“, eine große Portion Spagetti und fast 60 Seiten<br />

von Burghard Pieskes Buch „Expedition Wiking Saga“ später bin ich<br />

satt und echt müde.<br />

Ich telefoniere noch fast 40 Minuten mit Tina, dann gehe ich gegen<br />

1900 todmüde in meine Koje.<br />

Vorher kümmere ich mich noch um das Wetter für morgen. Angesagt<br />

sind 3 bis 4 Bft. aus Südwest, das freut mich. Ich muss erst die heutige<br />

Fahrt verarbeiten.<br />

17. <strong>Oktober</strong> <strong>2010</strong><br />

0630 - Es ist saukalt! Ich bin auf dem Weg zur Dusche und Toilette.<br />

Nach fast 12 Stunden Schlaf bin ich wenigstens wieder richtig fit. Allerdings<br />

bin ich immer noch nicht sicher, gestern nicht ein wenig zu viel<br />

riskiert zu haben.<br />

0930 - Nach einem gemütlichen Frühstück warte ich auf die nächste<br />

Kundschaft. Die trifft dann auch bald ein. Vier Mittvierziger die Segeln<br />

einmal ausprobieren wollen.<br />

Wir fangen entspannt an das Boot kennen zu lernen, dann fahren wir<br />

ruhig aus dem Hafen raus. Wo gestern noch eine schöne Welle stand,<br />

ist die See fast spiegelblank. Ich bin beeindruckt von den Facetten der<br />

See. Mare Suebicum, Du wundervolles.<br />

1120 - Beide Segel stehen voll ausgerefft. Es war eine ganz schöne<br />

Plackerei die Segel hoch zu bekommen. Wieder versuchen wir zur Kadettrinne<br />

zu kommen. Was bei 1 bis 2 Windstärken sicher nicht so<br />

schnell gehen wird wie gestern. Für die Strecke von 3 Meilen benötigen<br />

wir heute fast eineinhalb Stunden. Das war gestern in 20 Minuten<br />

erledigt *grins*.<br />

1240 - Wir entschließen uns langsam und gemütlich in Richtung Warnemünde<br />

zurück zu segeln. Als und eine Hanse 340 aussegelt, übernehme<br />

ich kurz die Trimmung der Segel, nun läuft die „El Shalom“ flotter,<br />

bald haben wir unseren Kontrahenten ein. Ein paar Schläge kreuzen<br />

wir noch umeinander herum, dann drehen wir kurz nach 1500 ab<br />

um vor Hohe Düne langsam die Segel zu bergen.<br />

1610 - Wir sind wieder fest an unserem alten Liegeplatz. Heute hat der<br />

Anleger im ersten Anlauf geklappt. Wieder klönen wir noch ein paar<br />

Minuten, dann bin ich kurz allein an Bord.<br />

Während ich meine Sachen ordne, sorgen Anja und Ihr Team für Sauberkeit.<br />

In 90 Minuten erwarte ich meine SKS-Schüler.<br />

Die beiden Tagestörns haben mein „Meilenkonto“ um 23sm erhöht, 17<br />

davon unter Segeln. Ein Tag mit Starkwind, wird das Standard?<br />

1700 - Der erste SKS-Schüler, Clemens, steht am Steg. Er ist ein wenig<br />

früher gefahren und demzufolge auch früher da. Ich bitte Ihn an<br />

Bord und lasse ich sich eine Kabine auswählen, dann beginnt er schon<br />

mal damit seine Sachen auszupacken. Währenddessen kommt Lo, der<br />

zweite SKS-Schüler an. Nun fehlen nur noch unsere beiden Urlaubssegler,<br />

dann ist die Crew zusammen. Thomas und Steffen sind kurz<br />

nach 1800 dann auch da. Wir sind komplett.<br />

1930 - Wir sind unterwegs zum „Fressack“ einem Lokal in Warnemünde.<br />

Ich hatte es gestern beim Einkaufen entdeckt und fand den Namen<br />

vielversprechend. Wir wurde auch nicht enttäuscht. Portionen sehr gut,<br />

Qualität prima, Service gut. Was will man mehr.<br />

Das gegenseitige Kennenlernen beim Essen ging schnell. Die Erwartungen<br />

des gemischten Törns wurden abgesprochen und ein Kompromiss<br />

für beide Parteien gefunden. Soweit war ich schon mal zufrieden,<br />

den Rest, würde der morgige Tag zeigen.<br />

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18. <strong>Oktober</strong> <strong>2010</strong><br />

0730 - Allgemeines Wecken. Nun folgt das übliche Ritual, Duschen, Frühstück machen, Wetterdaten sammeln und den Wetterbericht<br />

einholen. DP07 hat um 0745 keinen Wetterbericht gemeldet, also habe ich den dänischen Wetterdienst abgehört. Zusätzlich kann ich<br />

auf meine Windfinder-SMS zurückgreifen. Angesagt sind vormittags 3 späte 5 Bft aus SSW, nachmittags auffrischend auf sechs Windstärken<br />

in der Nacht Böen um acht Beaufort. Es soll ein Tiefdruckgebiet nach Osten durchziehen. In der Frankfurter Allgemeinen können<br />

wir auch noch die Wetterkarte auswerten.<br />

Also werden wir zusehen bald aus dem Hafen zu kommen, dann Maschinenmanöver vor Warnemünde und uns dann nach Westen in<br />

Richtung Wismar verziehen. Da es ein kombinierter Urlaubs- und SKS-Ausbildungstörn ist wird es schwierig werden immer beiden Interessengruppen<br />

nachkommen zu können.<br />

Da die SKS´ler aber auch steuern und Wenden üben müssen, wird ein Kreuzkurs nach Westen dem schon einmal Rechnung tragen.<br />

Morgen wollen wir dann in der Wismarbucht Manöver unter Segeln üben.<br />

1120 - Die Einweisung ins Schiff hat ein wenig gedauert, nun endlich laufen wir aus. Lo fährt den Ableger gut, und wir üben vor Warnemünde<br />

Aufstoppen und schauen wie die Lady auf das Ruder reagiert.<br />

1225 - 54° 11,98`N 012° 04,41! E, die ersten drei Meilen für die Übungsmanöver liegen hinter uns. Also setzen wir die Segel und ab<br />

geht es. Clemens übernimmt die Navigation, Thomas und Steffen betreuen die Schoten und genießen ansonsten die Fahrt. Kurs 263°.<br />

Immer wider sehen wir auch Berufsschifffahrt und die Sonne<br />

ist auch ein gern gesehener Gast an Bord.<br />

1300 - das erste reff wird fällig. Der Ruderdruck nimmt<br />

ziemlich zu, die „El Shalom“ läuft im Mittel 7,5 Knoten durch<br />

Wasser. Ab und an werden 9 Knoten erreicht, dann auch<br />

wieder mal nur 5 bis 6 Knoten, wenn meine Jungs zu sehr<br />

Höhe kneifen.<br />

Ich erkläre Ihnen das wir nicht an Weg nach Westen gewinnen,<br />

wenn wir zu sehr kneifen.<br />

1530 - Heiligendamm und Kühlungsborn liegen hinter uns,<br />

nach Timmendorf sind es immer noch 8 Meilen. 26 Meilen<br />

haben wir aktuell über Grund zurück gelegt. Der Wind<br />

kommt inzwischen mit fast sechs Windstärken aus SW.<br />

Kreuzen heißt halt doch, doppelter Weg, dreifache Zeit,<br />

vierfache Arbeit.<br />

1600 - 54° 08,6`N 011° 37,2`E. Der Wind kommt nun genau<br />

aus der Richtung wo wir hin wollen. Wir bergen die Segel um Timmendorf noch zu halbwegs sinnvoller Zeit zu erreichen. Besonders<br />

da die Fahrwasser der Wismarbucht mir nicht bekannt sind, und ich nicht den Tonnenstrich runter kreuzen möchte.<br />

1910 - Wir sind fest in Timmendorf das Lot zeigt 2,10m an. Tagesetmal 38 sm, davon 22 unter Segeln. Wir gehen nun erst einmal zum<br />

essen. In der „Poeler Kogge“ wird gutbürgerliches Essen angeboten. Portionen super, Preise angemessen, Qualität hervorragend.<br />

2200 - Wir sind vom Essen zurück. Die unangenehme Überraschung zeigt<br />

das Echolot, wir sind auf 1,60m Wassertiefe angekommen. Unser Schiff ist in<br />

den Hafenschlamm eingesunken. Wir sind gefangen, Mist.<br />

Das der Starkwind aus SW den Wasserstand im Hafen so schnell absinken<br />

lässt hätte ich nicht vermutet. Ich weiß, das Starkwindlagen in der Ostsee den<br />

Wasserstand um teilweise mehr als einen Meter heben oder senken können.<br />

Aber dies ging echt fix! Es ist kein Trost für mich, nicht als einzige in die<br />

„Falle“ getappt zu sein.<br />

Da wir nichts mehr ändern können, gehen wir schlafen. Wenn das Sturmtief<br />

im Skagerrak durch ist, sollte auch das Wasser zurück kommen. In der Nacht<br />

orgelt der Wind ganz schön im Rigg. Um 2300 haben wir im Hafen 7 Bft, mit<br />

achter Böen.<br />

19. <strong>Oktober</strong> <strong>2010</strong><br />

0700 - Wetter heute, Wind aus Südwest bis Südsüdwest, anfangs schwach<br />

mit 3 Bft, später auffrischend auf fünf. Prima Lernwetter, nur - wir sitzen ja<br />

noch fest!<br />

1000 - Das Wasser beginnt endlich wieder zu steigen. Und wir machen uns<br />

Gedanken wie wir den halben Tag noch nutzen.<br />

Nach dem Sturm der Nacht, dürfte auf der Ostsee draußen noch ordentlich<br />

Welle stehen. Wir werden also nach Wismar weiter fahren und auf dem Weg<br />

dorthin üben.<br />

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1230 - Wir legen ab. Thomas und Steffen kennen Timmendorf<br />

nun auswendig. Clemens und Lo hatten den Vormittag<br />

Theorie, Motor, Wetter, Segelmanöver - nun soll die Praxis<br />

endlich folgen.<br />

1320 - Wir stehen an der Tonne 27 des Wismar-<br />

Fahrwassers und machen MOB-Übungen unter Maschine,<br />

die Übungen unter Segeln verschieben wir nun leider auf<br />

morgen. Nach jeweils 5 bis 6 Anläufen für die SKS-Schüler<br />

müssen die „Urlauber“ auch jeder zwei Anläufe fahren. So<br />

sehen sie auch diese Perspektive und müssen nicht nur immer<br />

die Boje aus dem Wasser holen.<br />

1500 - Wir sind wieder unterwegs. Wir haben beschlossen<br />

unsere Urlauber kurz in Wismar an Land zu setzen und nach<br />

einem Kaffee dann noch Anleger zu trainieren. Da sich Thomas<br />

und Steffen sonst nur an Bord langweilen würden, ist<br />

das die beste Alternative. Eine halbe Stunde später sind wir<br />

im Westhafen fest. Der Kaffe kocht bald und schnell sind wir<br />

nur noch zu dritt an Bord.<br />

1640 - Wir legen ab und fahren zu alten Hafen. Hinter der „Wismaria“ fahren wir am Kai immer wieder unseren Anleger mit „Eindampfen<br />

in die Vorspring“. Zwischendrin schüttet es eisig, aber wir üben weiter.<br />

1820 - Wie verabredet sind wir wieder im Westhafen. Nun ist Feierabend. Es gibt zum Abendessen Spagetti und anschließend zeigen<br />

uns Thomas und Stefan Wismar. Die Liegegebühr beträgt 23,00 Euro. Die Duschen sind schön, auch wenn man in Wismar dazu ganz<br />

schön weit laufen muss.<br />

20. <strong>Oktober</strong> <strong>2010</strong><br />

0830 - Wetter für heute, vormittags westliche Wind mit 3 bis 4 Bft, nachmittags zunehmend auf sechs, in der Nacht Sturm aus NW mit<br />

Orkanböen. - „Holla die Waldfee!“ Nur raus aus Wismar, da würde alles auf dem Hafen drauf stehen. Außerdem müssen wir ja auch<br />

nach Warnemünde zurück.<br />

Heute wollen wir bis Kühlungsborn fahren, dort üben bis die MOB-Manöver unter Segeln sitzen. Also sputen wir uns und um 0900 legen<br />

wir auch wirklich ab. Prima.<br />

0915 - Lo´s Ableger war richtig gut, während wir die Segel zum setzen<br />

klar machen, gibt es plötzlich einen „Knall“ am Auspuff. Dann war der<br />

„Schuss“ den wir kurz vorher gehört hatten, wohl auch keiner. Sofort<br />

befehle ich „Maschine aus!“, lasse die Genua setzen und übernehme<br />

das Ruder. Unter Segeln laufen wir zurück in den Hafen. Aus Platzgründen<br />

lege ich hinter der „Wismaria“ im alten Hafen an. Während<br />

der Fahrt prüfen Lo und Thomas den Seewassserfilter, der ist ok. Der<br />

Motor ist auch nicht übermäßig heiß.<br />

An Steg stellen wir fest, es kommt ein Kühlwasser. Nachdem die<br />

Schläuche dicht sind, bleibt wohl nur der Impeller übrig. Ich telefoniere<br />

mit Malte von Mola und wir beginnen den Impeller zu tauschen, sobald<br />

der Motor etwas abgekühlt ist.<br />

1030 - Trotz tausch des Impellers, kommt kein Kühlwasser aus dem<br />

Auspuff! Also wieder Telefonate mit Malte, und nachdem wir<br />

„gemeinsam“ den ganzen Kühlkreislauf angesehen haben, bleibt nur das warten auf den Techniker. Ja ist denn dieser Törn verhext?<br />

Wieder ein Zwangsaufenthalt!<br />

Wir gehen erst einmal beim Italiener essen. SO richtig schmecken tut mir das Essen nicht. Das lag sicher nicht am Koch. Mir gehen Gedanken<br />

durch den bauch. Sorge ums Schiff, die noch offenen und so nötigen Übungsstunden für meine Schüler. Ich will hier vor dem<br />

Sturm raus!<br />

1600 - Ronny ist da und nun gehen wir wieder gemeinsam den Motor durch. Ich kann so nur lernen, als assistiere ich Ihm wo es nur<br />

geht. Der Kühlkreislauf ist sauber, wir haben den Impeller auch richtig eingesetzt, der Impeller arbeitet - aber es kommt kein Vakuum<br />

und damit Druck zustande?<br />

Bis 1800 suchen wir, bis Ronny den genialen Einfall hat, die Abdeckung vom Impeller einfach mal umgedreht anzuschrauben, als innen<br />

nach außen. Nun läuft der Motor wieder. Leider können wir nun nicht mehr aus der Falle raus. Wir würden direkt in den Sturm fahren.<br />

1830 - Ich sehe mir den vom Hafenmeister empfohlenen „Nordhafen“ an. Der liegt zwar etwas geschützter, aber die Stege sind sehr<br />

niedrig. Also lieber hier, im alten Hafen bleiben. Wir Fendern unser Schiff ab, setzen lange Festmacherleinen, und beschließen bei Bedarf<br />

Wachen zugehen.<br />

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2300 - Wir haben 8 bis 9 Windstärken, der Seegang in Hafen beträgt teilweise fast einen halben Meter. Die „“El Shalom“ reitet wie auf<br />

See. Immer wieder müssen wir Fender umsetzen, der aktuellen Situation anpassen. Aber die Schiff liegt sicher.<br />

Die Eigner der Fischbudenschiffe, welche hinter uns liegen, kommen auch um nach Ihren Schiffen zu sehen. Wir bieten unsere Hilfe an,<br />

werden aber nicht benötigt.<br />

21. <strong>Oktober</strong> <strong>2010</strong><br />

0330 - Der Wind lässt nach, die Wellen auch. Endlich. Wir<br />

können alle noch einmal bis sieben Uhr schlafen gehen.<br />

0730 - Aufstehen, waschen, Frühstück. Beim Frühstück<br />

wird ordentlich zugelangt! Ziel heute - Warnemünde, dort -<br />

je nach Wetter noch ein paar Übungen.<br />

Windfinder und die FAZ versprechen für heute, vormittags<br />

15kn aus WSW, später auf West drehend und zunehmend.<br />

Am Nachmittag wieder ca. 30kn aus West bis Nordwest, in<br />

der Nacht eventuell noch einmal Sturm. --> Tolle Aussichten.<br />

Die SKS-Prüfung wackelt ganz gewaltig.<br />

0905 - Wir laufen aus. Clemens fährt einen erstklassigen<br />

Ableger und wir fahren, mal wieder, raus aus Wismar.<br />

Noch im Fahrwasser setzen wir die Segel, beide gleich im<br />

zweiten Reff. Das spart nachher Arbeit.<br />

1000 - Wir sind raus aus dem Landschutz und werden von sechs Windstärken empfangen. Gut das wir gleich gerefft gesetzt haben. Wir<br />

haben immer noch fast 2 Meter Wellen, und düsen mit raumen Winden davon. Die Wellen lassen selbst die große „El Shalom“ teilweise<br />

surfen. Im Mittel liegt der Speed bei 8 Knoten durch Wasser, über Grund sogar 9,5kn. Leider traut sich niemand wirklich das Steuern<br />

vor dem Wind zu, so dass ich nun selbst am Ruder stehe.<br />

1225 - Die Genua habe ich fast wegnehmen lassen. Man könnte das jetzt fast als 3.Reff oder schon eher Sturmfock bezeichnen. Ich will<br />

sie auch nur haben um ein wenig Gegendruck zum Groß zu haben. Das sie zum Vortrieb nicht viel bringt, dürfte allen an Bord klar sein.<br />

1430 - Wir sind vor Warnemünde, das Bergen der Segel wird zum Rodeo, auch wenn die Wellen nun abgenommen haben und bei etwas<br />

mehr als einem Meter sind. Unterwegs haben sic Lo und Clemens entschlossen Wetterbedingt die Prüfung abzusagen. Ich bin darüber<br />

erleichtert. Denn wir haben noch gar keine Segelmanöver geübt. Ich nehme mir vor, damit in Zukunft am ersten Tag zu beginnen<br />

und hoffe nie wieder genmischte Törns zu haben.<br />

1500 - Fest in Warnemünde, Allerdings tanken wir noch und verholen uns dann auf unseren Liegeplatz, dicht am Mola-Schuppen. Den<br />

Rest vom Nachmittag verbringen wir teilweise unter der Dusche, in der Sauna oder auch beim Stadtbummel in Warnemünde.<br />

Unsere Meilenbilanz beläuft sich auf 90sm, davon 56sm unter Segeln. Nur an einem Tag hatten wir keinen Starkwind, zwei Tage waren<br />

wir effektiv auf See. Zu wenig für die Ausbildund. Schade.<br />

Abends beenden wir die Reise wieder im „Fressack“.<br />

22. <strong>Oktober</strong> <strong>2010</strong><br />

0800 - Im Hafen pfeift es anständig, draußen geht wieder<br />

die Post ab. Wind mit 25 bis 30kn aus Nordwest.<br />

Wollen die heute wirklich Prüfungen fahren?<br />

1300 - Draußen tanzen wirklich Boote und fahren die<br />

Prüfung. Gut Wind und Welle haben abgenommen, aber<br />

ich beneide die Jungs und Mädels nicht wirklich.<br />

Sicher, das sind realistische Bedingungen, doch für eine<br />

Prüfung zu riskieren das wirklich jemand über Bord<br />

geht?<br />

Ich wünsche denen, welche an diesem Tag bestanden<br />

haben alles Gute für die Zukunft.<br />

Meinen beiden Jungs, die unverschuldet nicht zu Ihrem<br />

Lernerfolg kamen und sinnvollerweise auf die Prüfung<br />

verzichteten wünsche ich im kommenden Jahr bessere Bedingungen und allzeit Gute Fahrt!<br />

1500 - Ich übergebe die „EL Shalo“ an meinen Nachfolger und mache mich auf die Heimreise nach München. Mach´s gut „Große“. Wir<br />

werden uns kommendes Jahr wieder sehen.<br />

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