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Ines Omann, Axel Nordmann – Gutes Leben statt Wachstum des Bruttosozialprodukts<br />
Obergrenze dieses Verbrauchs determinieren, was die gefürchteten Rebound-Effekte durch<br />
Effizienzgewinne verhindern würde.<br />
Bei der Einführung von Zertifikaten (mit zeitlich begrenzter Gültigkeit) ist es die<br />
Aufgabe der Politik zum einen die absolute Menge an Zertifikaten und damit Rechten zum<br />
Umweltverbrauch festzulegen, zum anderen gilt es, die Verteilung der Zertifikate festzulegen.<br />
Die einzige gerechte Lösung erscheint eine gleichmäßige Aufteilung auf alle Menschen,<br />
unabhängig von deren aktuellem Bedarf. Nach dieser ersten Aufteilung kann dann der<br />
Handel auf einem nahezu perfekten Markt beginnen. Die armen Länder, deren Unternehmen<br />
und Haushalte nicht so viel emittieren, wie sie gemäß ihrer Zertifikate dürften, bieten<br />
Zertifikate an, die Industriestaaten, die einen weit höheren pro Kopf Umweltverbrauch haben,<br />
fragen Zertifikate nach. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Dieser Mechanismus<br />
führt zu einer gewaltigen Umverteilung finanzieller Mittel von reichen zu armen Ländern. Die<br />
armen Länder erhalten die Chance, eine eigene funktionierende Wirtschaft aufzubauen, und<br />
sind dabei gut beraten, einen möglichst umweltschonenden Weg einzuschlagen, denn die<br />
Zahl der Zertifikate wird nach Ablauf der Gültigkeit reduziert, um die Gesamtbelastung der<br />
Umwelt zu vermindern. Bei der zweiten Verteilung werden weniger Zertifikate gleichmäßig<br />
auf alle Köpfe verteilt und der Handel beginnt erneut. Entwicklungsländer, die sich nicht um<br />
die effizienteste Technik bemüht haben, müssen nun auf den Verkauf ihrer Zertifikate<br />
verzichten und kommen daher nicht zu neuen Geldmitteln. Ähnlich ergeht es den<br />
Industriestaaten, die auf Investitionen in effiziente Technologie verzichten: Sie müssen in der<br />
nächsten Runde wegen deren größerer Knappheit auch mit höheren Preisen für Zertifikate<br />
und damit schlechterer Wettbewerbsfähigkeit rechnen.<br />
Natürlich gibt es bei einem solchen System viel zu beachten und ganz ohne<br />
Ausnahmeregelungen wird man sicher nicht auskommen. Wie soll man z.B. mit der<br />
ehemaligen Sowjetunion verfahren. Dort ist der Umweltverbrauch hoch, dennoch sind die<br />
Länder zum Teil extrem arm. Zertifikate können sich Länder und Unternehmen dort kaum<br />
leisten. Wer gewährleistet, dass die Verkaufserlöse der Zertifikate tatsächlich direkt oder<br />
indirekt breiten Bevölkerungsschichten in Entwicklungsländern zu Gute kommt und nicht von<br />
einer schmalen Oberschicht konsumiert werden? Trotz dieser offenen Fragen erscheit die<br />
Einführung einer begrenzten Anzahl von Zertifikatstypen mit gemäßigten Reduktionszielen<br />
und einem langen Zeithorizont als ideales Werkzeug zur Lösung globaler Umwelt- und<br />
Verteilungsprobleme. Neben den Zertifikaten gibt es natürlich auch noch andere<br />
Instrumente, die eine nachhaltige (in allen Dimension) Entwicklung fördern können, wie<br />
Ökosteuern (auf Materialinput, Energie u.a.), verstärkte Information, Investitionsoffensiven<br />
etc.<br />
Wie sieht nun das Leben in einer Wohlstandsgesellschaft aus, die sich ständig knapper<br />
werdenden Rechten zur Umweltbelastung gegenübersieht?<br />
Der Staat ist gezwungen, seine Unkosten für Zertifikate über Steuern auf Umweltverbrauch<br />
von seinen Bürgern zurück zu holen. Die Unternehmen müssen ihre Zertifikatskosten auf<br />
den Konsumenten umwälzen. Alles was viel Natur verbraucht ist deutlich teurer, als Dinge,<br />
die effizient und ökologisch hergestellt werden (vgl. auch Abschnitt 2). Die Unternehmen in<br />
Entwicklungsländern haben durch die von den reichen Ländern finanzierten neuen<br />
Maschinen zwar aus dem Stand Effizienzvorteile gegenüber so manchem Unternehmen in<br />
Industrieländern, an einen Export ist aber kaum zu denken, da die Kosten des Transports<br />
den Vorteil meist wieder wettmachen. Durch (wegen der Steuern) teuren oder (wegen neuer<br />
Transportmodi, die effizient, aber langsam sind) langsameren Transport, wird die Welt<br />
wieder etwas größer und der globale Wettbewerb ist zumindest für die Gütermärkte nicht<br />
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