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BUCHBESPRECHUNG S.K. Upadhyay (2004): Seismic Reflection ...

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<strong>BUCHBESPRECHUNG</strong><br />

S.K. <strong>Upadhyay</strong> (<strong>2004</strong>): <strong>Seismic</strong> <strong>Reflection</strong> Processing - With Special<br />

Reference to Anisotropy. - Springer Verlag<br />

Dirk Gajewski, Institut für Geophysik, Universität Hamburg<br />

Der Klappentext verspricht eine flüssige Darstellung der Physik, Mathematik und Methodik der<br />

Reservoirmodellierung in isotropen und anisotropen Medien. Besondere Berücksichtigung sei dabei<br />

der Charakterisierung von Reservoiren und der Interpretation reflexionsseismischer Daten gewidmet.<br />

Als ich das über 600 Seiten starke Buch zum ersten Mal in der Hand hatte, war ich daher sehr<br />

erfreut: Nicht nur, weil mich die angesprochenen Themen in meiner eigenen täglichen Arbeit beschäftigen<br />

und begeistern, sondern auch, weil ich neugierig war, wie der Autor diese beiden fundamentalen<br />

Themenkomplexe behandelt und integriert. Immerhin liegen mit den Büchern von Oz<br />

Yilmaz (<strong>Seismic</strong> Data Analysis, SEG, Tulsa, 2001) und Ilya Tsvankin (<strong>Seismic</strong> Signatures and A-<br />

nalysis of <strong>Reflection</strong> Data in Anisotropic Media, Pergamon, Amsterdam, 2001) bereits zwei hervorragende<br />

und recht aktuelle Werke vor. Diese beiden Standardwerke sucht man jedoch unter den<br />

mehr als 500 Referenzen des Buchs von Uphadhyay vergeblich. Diese Beobachtung hat meine ursprünglich<br />

positive Herangehensweise an das Buch schon im Vorfeld getrübt.<br />

Das Buch besteht aus 18 Kapiteln, die den Themenkomplex in einer allerdings etwas eigenwilligen<br />

Art der Gliederung abdecken. Nach einer Einführung widmet sich das Buch als erstes der Datenakquisition,<br />

gefolgt von einem Abschnitt über die Basisbearbeitungsschritte reflexionsseismischer<br />

Daten wie Demultiplexen, Filterung, Dekonvolution, das Anbringen statischer Korrekturen, aber<br />

auch der Mehrfachüberdeckung (die allerdings Teil der Akquisition, nicht der Datenbearbeitung<br />

ist), sowie Move Out und Migration. Das nächste Kapitel behandelt Anisotropie und Wellenausbreitung,<br />

das übernächste unter anderem Strahlwege, Wellenfrontkrümmungen und Move Out. Die<br />

Themen Move Out und Geschwindigkeiten sowie Geschwindigkeitsanalyse werden dabei über diverse,<br />

auch spätere, Kapitel verteilt. Die Art der Zusammenstellung des Materials erscheint dabei<br />

wenig intuitiv, aber das mag Geschmackssache sein. Man fragt sich allerdings schon, warum beispielsweise<br />

die Nomenklatur zur Beschreibung der Anisotropie nur an wenigen Stellen die in der<br />

angewandten Seismik üblichen Thomsen-Parameter verwendet.<br />

Die folgenden Kapitel befassen sich teilweise mit der Vertiefung der bereits eingeführten Themen,<br />

sowie mit Laufzeitanalysen, der Bestimmung von Anisotropieparametern, Dip Move Out bis zum<br />

True Amplitude Imaging, wobei auch noch ein Exkurs in die Strahlenmethode erfolgt. Dabei wird<br />

kaum ein Aspekt von Bedeutung ausgelassen, so wird auch die AVO-Interpretation und die seismische<br />

Migration sowohl monotypischer als auch konvertierter Wellen diskutiert. Im nächsten Kapitel<br />

werden unter dem Titel „Diverse interpretative Werkzeuge“ u.a. Themen wie die Z-Transformation<br />

und andere mathematische Methoden als auch die Detektion von Flözen und die Anisotropie von<br />

Tonen behandelt, eine sehr eigenwillige Zusammenstellung. Die beiden letzten Kapitel befassen<br />

sich mit dem Wert der bruch-induzierten Anisotropie für die Exploration sowie zukünftigen Visionen.<br />

Die Qualität der Abbildungen lässt häufig zu wünschen übrig. Die meisten Illustrationen stammen<br />

aus Publikationen anderer Autoren und können nicht immer als zeitgemäß angesehen werden. Auch<br />

werden an einigen Stellen aktuelle Entwicklungen nicht berücksichtigt. So hätten in einem modernen<br />

Abriss der zurzeit benutzten seismischen Detektoren die MEMS (Mikro-Elektro-Mechanische<br />

Systeme) nicht fehlen dürfen, die gegenwärtig die angewandte Seismik revolutionieren. Andererseits<br />

halte ich <strong>Upadhyay</strong>s Aussage, die Entwicklung isotroper Bearbeitungsmethoden für reflexi-


onsseismische Daten habe bekanntermaßen die Sättigungsphase erreicht und es müssten nun andere<br />

Verfahren entwickelt werden, für recht kühn. Die seismische Anisotropie erlangt in der Datenbearbeitung<br />

einen immer höheren Stellenwert in der Industrie, die bekanntermaßen nicht gerade als progressiver<br />

Vorreiter für den Einsatz neuer Methoden bekannt ist. Von einer Sättigung bei der Methodenentwicklung<br />

für die Bearbeitung reflexionsseismischer Daten mit Verfahren für isotrope Medien<br />

kann aber keinesfalls die Rede sein.<br />

Aus meiner Sicht hat sich der Autor mit der von ihm gewählten Themenfülle gewaltig verhoben.<br />

Die Gliederung des Textes macht einen wenig strukturierten und eher unfokussierten Eindruck. So<br />

beginnt die Einführung mit der Feststellung, dass es zwei elastische Wellentypen gibt und erläutert<br />

bereits im ersten Absatz die Formeln für den Impedanzkontrast, gefolgt von einer Fülle von Details,<br />

z.B. über verschiedene Typen multipler Reflexionen. An dieser Stelle hätte ich vielmehr eine Motivation<br />

für die Anwendung seismischer Verfahren erwartet sowie gute Gründe, warum die seismische<br />

Anisotropie für die Datenbearbeitung wichtig ist. Einige wichtige Themen wie Move Out, Geschwindigkeiten<br />

und Geschwindigkeitsanalysen sind über das gesamte Buch verstreut. Durch die<br />

beschriebenen Defizite in Struktur und Gliederung stellt sich kein roter Faden ein.<br />

Ich halte es für schwierig genug, in einem Werk zum seismischen Daten-Prozessing einschließlich<br />

Anisotropie die gesamte angewandte Seismik abdecken zu wollen. Yilmazs Buch „<strong>Seismic</strong> Data<br />

Analysis“ behandelt zu über 95% isotrope Medien und besteht mittlerweile aus zwei Bänden mit<br />

mehr als 2000 Seiten. Zusätzlich zu diesem Anspruch lässt <strong>Upadhyay</strong> aber auch noch methodische<br />

Aspekte der Modellierung seismischer Wellen und der Untergrundabbildung mit seismischen Daten<br />

in sein Werk einfließen. Das sprengt nicht nur den Rahmen, sondern hat auch zu dem bemängelten<br />

inkonsistenten Aufbau geführt. Letztendlich bedeutet es, dass zwar vieles angesprochen, aber nur<br />

oberflächlich behandelt werden kann.<br />

Uphadhyays Werk reicht weder an die illustrative Brillianz und Anschaulichkeit von Yilmazs Buch<br />

heran, noch kann es mit der technischen Eleganz von Tsvankins Werk konkurrieren. Es wirkt eher<br />

wie eine über lange Jahre erarbeitete Materialsammlung, die in eine Buchform gebracht wurde. Das<br />

Buch möchte sich in erster Linie an Studierende und Forscher wenden. Dieser Zielgruppe würde ich<br />

jedoch nach wie vor die Bücher von Yilmaz und Tsvankin empfehlen. Ich weiß wirklich nicht, wem<br />

ich dieses Buch überhaupt empfehlen kann.

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