Systemsimulation von effizienten Antrieben - SWISS ENGINEERING ...
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Dossier_Business Software<br />
<strong>Systemsimulation</strong> <strong>von</strong> <strong>effizienten</strong> <strong>Antrieben</strong><br />
Knappe Ressourcen und Umweltbelastungen zwingen zur Entwicklung umweltverträglicher und sparsamer<br />
Techniken in allen Industriebereichen. Gleichzeitig sollen Qualitätsmerkmale wie hohe Funktions- und<br />
Ausfallsicherheit oder schwingungs- und verschleissarmer Betrieb bei steigendem Kostendruck gesichert<br />
werden. Mit Hilfe virtueller Prototypen lassen sich fortschrittliche Technologien ressourcen- und energieeffizient<br />
entwickeln.<br />
Modell eines Hybridantriebsstranges mit Fahrzyklus und Ladezustand der Batterie.<br />
Energieeffizienz ist in der Entwicklung<br />
und Fertigung <strong>von</strong><br />
Maschinen und Anlagen zu<br />
einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor<br />
geworden. Ein<br />
klassisches Beispiel kommt aus<br />
der Automobilindustrie – die<br />
Entwicklung hybrider Antriebe.<br />
Hier gilt es, Energie zurückzugewinnen<br />
und die Übersetzung<br />
variabel auf die effizientesten<br />
Betriebspunkte der Motoren<br />
einzustellen. Das Zusammenspiel<br />
<strong>von</strong> Verbrennungsmotoren<br />
und elektrischen <strong>Antrieben</strong><br />
muss dabei sowohl energetisch<br />
als auch dynamisch durch<br />
regelungs- und steuerungstechnische<br />
Massnahmen abgestimmt<br />
werden. Diese Aufgabe<br />
wirft viele ingenieurtechnische<br />
Fragen auf. Es macht Sinn,<br />
mit einem intuitiv bedienbaren<br />
Simulationstool verschiedene<br />
Lösungsansätze frühzeitig<br />
rechnerisch zu erproben. So<br />
zeigen sich bereits im Vorfeld<br />
der Konstruktion Machbarkeit<br />
und Verbesserungspotenziale.<br />
Etablierte Simulationssoftware<br />
zur ganzheitlichen Modellierung<br />
und Simulation <strong>von</strong><br />
<strong>Antrieben</strong> ist SimulationX. Der<br />
gesamte Triebstrang kann unter<br />
Berücksichtigung <strong>von</strong> betriebspunktabhängigen<br />
mechanischen<br />
Verlusten im Getriebe und elektrischen<br />
Verlusten an den <strong>Antrieben</strong><br />
und ihren Wechselrichtern<br />
einfach dargestellt und untersucht<br />
werden. Auch Last- und<br />
Ladeströme der Elektroantriebe<br />
während eines Fahrzyklus<br />
können mit Hilfe <strong>von</strong> Modellen<br />
komfortabel berechnet werden.<br />
So wird der Ingenieur optimal<br />
bei der Funktionsentwicklung<br />
und ziel führend bei konstruktiven<br />
Entscheidungen unterstützt.<br />
Interdisziplinäre Modellierung<br />
Beim Entwurf moderner<br />
Antriebssysteme müssen<br />
komplexe Wechselwirkungen<br />
der Teilsysteme Mechanik, Hydraulik,<br />
Pneumatik, Elektronik,<br />
Magnetik oder Thermik beachtet<br />
werden. SimulationX er füllt die<br />
Anforderungen an eine interdisziplinäre<br />
Modellierungsumgebung,<br />
die für die Untersuchung<br />
<strong>von</strong> Antriebs komponenten,<br />
Steuerungen bzw. Regelungen<br />
bis hin zur Einbeziehung <strong>von</strong><br />
Prozessabläufen unabdingbar<br />
ist. Anwender haben Zugriff<br />
auf fertige, komponenten- und<br />
funktions orientierte Modellbausteine<br />
aller Antriebsarten<br />
und können je nach ihrem<br />
individuellen Bedarf verschiedene<br />
Modellierungs methoden<br />
(z.B. 1D-Feder-Masse-Systeme,<br />
Mehrkörpersysteme, block- oder<br />
schaltplanorientierte Modellierung)<br />
anwenden (vgl. Handbuch<br />
SimulationX 2012). Die<br />
Parametrierung erfolgt flexibel<br />
in Abhängigkeit der jeweiligen<br />
Aufgabenstellung z.B. mit Katalogdaten,<br />
geometrischen oder<br />
konstruktiven Grössen, gemes<br />
ITI GmbH<br />
ITI GmbH<br />
Energieflussdiagramm in SimulationX.<br />
senen Daten oder Kennfeldern.<br />
Ausserdem hat der Nutzer<br />
freie Wahl bei der Abbildung<br />
der quasistatischen bzw. starren<br />
oder dynamischen Antriebseigenschaften<br />
und kann mittels<br />
einer Vielzahl <strong>von</strong> Analysewerkzeugen<br />
schon während der<br />
Simulation Ergebnisse analysieren<br />
und bewerten.<br />
Analyse mobiler<br />
Arbeitsmaschinen<br />
Hersteller mobiler Arbeitsmaschinen<br />
können aus einer<br />
Vielzahl antriebstechnischer<br />
Systemlösungen wählen. Bei<br />
der Auswahl zu bewerten sind<br />
das Zusammenspiel <strong>von</strong> Motor,<br />
verschiedener hydraulischer,<br />
mechanischer und elektrischer<br />
Antriebskomponenten inklusive<br />
deren Steuerung unter Berücksichtigung<br />
des Arbeitsprozesses.<br />
In Zusammenarbeit mit der<br />
ABB Automation GmbH erfolgte<br />
die Modellierung und Simulation<br />
eines in Tagebauen eingesetzten<br />
Schürfkübelbaggers und<br />
seiner Antriebe (vgl. Heuer/<br />
Grusdat/Schramm/Schreiber<br />
2012). Zur Steigerung der Energieeffizienz<br />
und Minimierung<br />
<strong>von</strong> Wartungs aufwand und<br />
Verschleiss werden die in diesen<br />
Baggern derzeit klassi schen<br />
Gleichstrommotor-Generator-<br />
Antriebssätze durch Asynchron<br />
28 <strong>SWISS</strong> <strong>ENGINEERING</strong> JUNI 2012
ITI GmbH<br />
3D-Modell eines Schürfkübelbaggers<br />
mit Reduzierung der<br />
Antriebsschwingungen per Kompensationselement<br />
(vgl. Heuer/<br />
Grusdat/Schramm/Schreiber 2012).<br />
maschinen mit rückspeisefähigen<br />
Wechselrichtern ersetzt. Neben<br />
energetischen Betrachtungen<br />
standen hier insbesondere<br />
die Schwingungs eigenschaften<br />
der Antriebstränge im Fokus.<br />
Besonders in den Schwenkwerkantrieben<br />
kann es aufgrund<br />
<strong>von</strong> Spiel in Getrieben zu<br />
Schwingungsanregungen kommen,<br />
welche beispielsweise<br />
durch den am Ausleger pendelnden<br />
Schürfkübel verursacht<br />
werden. Das 3D-Modell des<br />
Baggers und die Modelle <strong>von</strong><br />
Antriebsstrang, Motoren und<br />
Ansteuerung ermöglichen die<br />
realistische Abbildung dieser<br />
Effekte. Ein Kompensationselement<br />
für die Drehmomentsteller<br />
wurde simulationsgestützt entwickelt,<br />
dessen Wirksamkeit<br />
im praktischen Einsatz nach <br />
ge wiesen wurde.<br />
Veränderlicher<br />
Antriebsdrehzahl<br />
Viele Verarbeitungsmaschinen<br />
benötigen ungleichförmige periodische<br />
Abtriebsbewegungen<br />
bei möglichst hohen Taktzahlen.<br />
Oft begrenzen aber Lärm, Verschleiss,<br />
überhöhte Belastungen<br />
oder Störungen des technologischen<br />
Prozesses aufgrund <strong>von</strong><br />
Schwingungen die erreichbare<br />
Höhe der Arbeitsgeschwindigkeiten.<br />
Infolge der Massenkräfte,<br />
die mit dem Quadrat<br />
der Drehzahl zunehmen, und<br />
der technologischen Kräfte<br />
sind die Antriebsmomente<br />
und die Antriebsgeschwindigkeit<br />
periodisch veränderlich,<br />
was zu Schwingungsanregungen<br />
führt. Um Abtriebsbewegungen<br />
für technologische<br />
Forderungen mit ungleichförmig<br />
übersetzen den Getrieben<br />
zu erreichen, wird ein System<br />
oft für konstante Antriebsdrehzahlen<br />
ausgelegt. Dies ist<br />
jedoch aus energetischer Sicht<br />
nicht die beste Lösung (vgl.<br />
Dresler/ Schreiber 2011). Der<br />
Einfluss der Drehzahlschwankung<br />
auf den Energiebedarf und<br />
die Schwingungen des Abtriebs<br />
wurde per Simulation analysiert<br />
und eine Methode erarbeitet,<br />
wie Kurvenscheiben mit HS-<br />
Profil bei periodisch schwankenden<br />
Antriebsdrehzahlen<br />
auszulegen sind. Damit werden<br />
sowohl ein energetisch günstiger<br />
als auch schwingungsarmer<br />
Betrieb der Maschinen möglich.<br />
Simulation als Werkzeug<br />
Die Energieeffizienz bestimmt<br />
neben dem Klimawandel auch<br />
die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
betreffenden Unternehmen. Ihre<br />
Umsetzung bedarf nicht nur<br />
neuer technischer und marktreifer<br />
Antriebskomponenten,<br />
sondern auch neuer Methoden,<br />
um deren Systemwirkungen<br />
im Zusammenspiel mit<br />
dem Arbeitsprozess zu bewerten<br />
und optimal abzustimmen.<br />
Eine unbedachte und in ihren<br />
technischen wie wirtschaftlichen<br />
Auswirkungen nicht geprüfte<br />
Antriebsdimensionierung kann<br />
schwerwiegende wirtschaftliche<br />
Folgen haben. Simulationssoftware<br />
ist ein wichtiges, notwendiges<br />
Werkzeug um Sparpotenziale<br />
frühzeitig zu erkennen und die<br />
Energieeffizienz sowie technische<br />
Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit<br />
<strong>von</strong> Anlagen und Maschinen<br />
über alle Branchen hinweg<br />
zu erhöhen.<br />
Uwe Schreiber und<br />
Christoph Schramm<br />
ITI GmbH Dresden<br />
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