Newsletter 1/2013 - Luzerner Kantonsspital
Newsletter 1/2013 - Luzerner Kantonsspital
Newsletter 1/2013 - Luzerner Kantonsspital
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Chirurgie: minimalinvasive Plattenosteosynthese<br />
15 Jahre MIPO – eine Standortbestimmung<br />
Prof. Dr. med. Reto Babst gilt als einer der Pioniere der minimalinvasiven Plattenosteosynthese (MIPO).<br />
Rund 15 Jahre nach ihrer Einführung gibt er eine Übersicht über diese Technik und nimmt eine Standortbestimmung<br />
vor. Von Prof. Dr. med. Reto Babst<br />
Rasche Verbreitung dank neuer Plattensysteme<br />
Die minimalinvasive Plattenosteosynthese wurde in den 1990er-<br />
Jahren erstmals in der Literatur erwähnt. Mit der Entwicklung<br />
neuer Plattensysteme verbreitete sie sich rasch. Diese Plattensysteme<br />
transferierten das Stabilisierungsprinzip des Fixateur externe<br />
auf die epiperiostale Ebene. Der Fixateur interne zeichnet<br />
sich dadurch aus, dass er durch eine winkelstabile Verankerung<br />
der Schraube mit der Platte die Reposition halten und fixieren<br />
kann. Im Gegensatz zu konventionellen Platten und dem Reibungsdruck,<br />
der durch das Anpressen der Platte durch die<br />
Schraube entsteht, wird die periosale Durchblutung des Knochens<br />
beim Fixateur interne nicht gestört und es kommt durch das Fixieren<br />
der Platte, auch wenn diese dem Knochen nicht anatomisch<br />
aufliegt, zu keinem Repositionsverlust. Damit waren die Grundvoraussetzungen<br />
geschaffen, welche die minimalinvasive Applikation<br />
von Platten technisch deutlich vereinfachten.<br />
Hohe Fallzahlen als Voraussetzung<br />
Rund 15 Jahre nach ihrer Einführung ist diese Technik zwar weltweit<br />
verbreitet, sie wird aber aufgrund der erheblichen Lernkurve<br />
lediglich von Chirurgen mit hohen Fallzahlen regelmässig und in<br />
allen Körperregionen angewandt. Zudem stellt sich bei jeder<br />
neuen Technik die Frage nach ihrer Wertigkeit. Als einer der Pioniere<br />
in der Entwicklung und in der Verbreitung dieser neuen Technik<br />
(siehe Literaturhinweis) gilt es daher, heute die Vor- und Nachteile<br />
der minimalinvasiven Plattenosteosynthese kritisch zu<br />
analysieren und sie bezüglich ihrer Evidenz zu hinterfragen.<br />
Prof. Dr. med. Reto Babst, Departementsleiter Chirurgie und<br />
Chefarzt Unfallchirurgie<br />
Das MIPO-Prinzip<br />
Das Prinzip der minimalinvasiven Plattenosteosynthese beruht<br />
auf einer frakturfernen Einführung des Plattensystems mit dem<br />
Ziel, den Frakturfokus nicht zu tangieren und damit die Knochenheilungsvorgänge<br />
nicht zu stören. Die Reposition der Fraktur erfolgt<br />
durch Traktion mithilfe der eingeführten Platte oder mit<br />
Kirschnerdrähten oder Schanzschrauben als Joysticks (Manipulatoren),<br />
welche perkutan frakturnah eingeführt werden. Damit werden<br />
die Extremität in der Achse und der Rotation ausgerichtet und<br />
die Länge eingestellt, bevor der frakturierte Knochenabschnitt,<br />
zuerst temporär und danach definitiv, fixiert wird. Eine temporäre<br />
Fixation ist oft nötig, um die Ausrichtung im Bildverstärker zu kon-<br />
8 LUKS news l Nr. 09 Juli <strong>2013</strong>