Das Tagebuch - Stadtbibliothek Graz

Wir ziehen um, in eine scheußliche Wohnung, weil Papa gemerkt hat – und
das nach fünf Jahren –, dass in unserer Wohnung keine Badewanne ist. Ich
frage mich, wozu er die braucht. Bis jetzt hat die Dusche ja auch immer
gereicht. Mama und Papa haben zwar schon länger darüber geredet, dass
wir uns eine neue Wohnung suchen, aber jetzt ist das mit dem Umzug wohl
endgültig. Wahrscheinlich kommt Papa dann in drei Jahren drauf, dass die
neue Wohnung keinen Balkon hat.
1. September
Heute haben wir Turnen gehabt (in der Schule natürlich). Danach sind wir in
die Hofpause gegangen, und da hat es zwischen Leo und Franz eine Prügelei
gegeben. Meine Freundin Marita und ich holten, so schnell wir konnten, die
Lehrerin. Als wir gemeinsam wieder zurück waren, lag Leo schon am Boden
und schluchzte: „Au, meine Hand, meine Hand tut mir so weh!“ Von Franz
war weit und breit nichts mehr zu sehen. Die Lehrerin hob Leo auf und ging
mit ihm zur Schulärztin. Kurz darauf kam sie zurück – aber ohne Leo. „Wo
ist Leo?“, fragte ich erstaunt. Die Lehrerin sagte, er hätte sich die Hand
gebrochen und seine Eltern würden mit ihm ins Spital fahren. Und bald
darauf fragte sie die Klasse: „Wer hat sich eigentlich mit Leo geprügelt?“ Alle
zeigten vorwurfsvoll auf Franz. Der fing zu weinen an und schluchzte, dass
das keine Absicht gewesen wäre. Dabei kenne ich Franz, der dreht immer
gleich durch, wenn ihn nur irgendwer berührt. Er bekommt dann einen roten
Kopf und beginnt zornig zu quieken wie ein Ferkel, wenn es in Gefahr ist.
Franz hat also trotzdem eine saubere Strafaufgabe bekommen – die Lehrerin
kennt ihn ja schließlich auch. So wie der ist, wollte er der Lehrerin daraufhin
wohl am liebsten eine runterhauen, aber so schlau ist er zum Glück, dass er
weiß, dass er sicher noch mehr Aufgabe bekommen hätte, und hat es also
gelassen.
Ach so, was ich noch sagen wollte: Morgen habe ich Geburtstag.
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