Nr. 56 / Mai 2013 - Museum Laxenburg
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Ich möchte vor allem auf zwei ihrer<br />
Werkzyklen eingehen: 'Die Wege des<br />
Wassers' (Los Caminos del agua)<br />
und 'Mexikanisches Tagebuch' (Diario de<br />
Mexico) .<br />
Lilo Schrammel verbrachte mehrere Jahre<br />
als artist in residence in Mexiko und<br />
befasste sich dort eingehend mit ihrer<br />
Umwelt.<br />
Das vorherrschende Thema bei ihr ist<br />
Wasser, seine Oberfläche die Wellen, die<br />
Weite und Tiefe des Meeres.<br />
Sie widmete sich auch der fast untergegangenen<br />
Geschichte der Azteken, der<br />
Mayas und anderer präkolumbischen<br />
Kulturen.<br />
Das Thema Wasser, die Oberfläche des<br />
Meeres, die Wogen, durchzieht fast alle<br />
ihre Zyklen und verschiedene Techniken<br />
wie Fotocollagen, Linolschnitte und<br />
Skulpturen. Aufgebrochene Ovale und<br />
Kreise collagieren die darunterliegenden<br />
überarbeiteten Fotos von Wellen und<br />
Brandung. Nichts von Schrammels Werk<br />
ist wirklich ruhig, es scheint nur so.<br />
Gezerrte Ovale, aufgerissene Kreise und<br />
Kurven wiederholen sich immer wieder in<br />
gleichen Abläufen.<br />
Für die Künstlerin stehen die unendliche<br />
Weite und Tiefe des Meeres für<br />
unbewusste Befindlichkeiten. Das Meer<br />
spült Erinnerungen hoch und schwemmt<br />
Fundstücke ihrer Selbst als Strandgut ans<br />
Ufer. Wasser fließt ununterbrochen in<br />
bestimmten Wegen und hinterlässt seine<br />
Spuren in allen menschlichen Bereichen.<br />
Visionen von Wasser und Wellen<br />
Eine Annäherung an ihre Arbeiten ist<br />
abhängig von der Wahrnehmungsfähigkeit<br />
der Betrachter, und wie sie ihre Kunst<br />
erleben. Ich möchte über meine Eindrücke<br />
berichten.<br />
Ausgehend vom einfachen keramischen<br />
Gefäß erarbeitete die Künstlerin Kreise,<br />
Spiralen, Ovale, Schlingenwerke,<br />
vielfach wiederkehrende Formen, die auch<br />
unterbrochen werden und so an Spannung<br />
gewinnen.<br />
Einerseits beließ Lilo Schrammel dem<br />
Ton, der wuchtig und schwer ist, seinen<br />
rohen Charakter, andrerseits beschliff und<br />
verfeinerte sie ihn, besonders in ihren<br />
keramischen Miniaturen mit glatten<br />
Schlingen, Röhren und Quetschungen.<br />
Lilo Schrammel formt Strandgut als<br />
schwimmende, organisch anmutende<br />
Skulpturen aus Polyester, wunderbar<br />
geschliffen und weich gerundet.<br />
Keramisch interpretierte Wellen zeigen<br />
sich als sanft auf- und abwogende<br />
Lamellen aus Ton, glasiert in zartem<br />
Beige. Die Horizontale der Wellen festigen<br />
ihren Aufbau.<br />
Linolschnitte, schwarz, blau und grau<br />
erzeugen vibrierende Wellen. Die<br />
oftmaligen Wiederholungen des Gleichen<br />
in ihren Werken erinnern an Erlebtes und<br />
Erfahrenes, das die Künstlerin hineinverwoben<br />
hat.<br />
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