Supraleitung und Suprafluidität (pdf, 1 Mb)
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Supraleiter erster Art 228<br />
Nb substituiertes SrTiO 3 , <strong>und</strong> Ba(Pb 1 x Bi x )O 3 ,<br />
letzteres mit einem T c -Wert von 11 K. In der<br />
Verbindung BaBiO 3 (x ˆ 1) konnte durch die<br />
partielle Substitution des Ba durch Kalium der<br />
T c -Wert mehr als verdoppelt werden. Weitere<br />
supraleitende Oxide sind die Wolframbronzen<br />
A x WO 3 (mit A ˆ Na, K, Rb, Cs; tetragonal verzerrte<br />
Perowskit-Struktur oder in der hexagonalen<br />
Modifikation) <strong>und</strong> der %Spinell Li x-<br />
Ti 3 x O 4 , mit 0,8 x 1,33.<br />
Die höchsten T c -Werte der Hauptgruppenverbindungen<br />
wurden für die Alkaliderivate des<br />
% Fullerens gef<strong>und</strong>en, einer andere Klasse von<br />
Hochtemperatursupraleitern. Demgegenüber<br />
weisen die Alkaliderivate des % Graphits KC 8 ,<br />
RbC 8 , <strong>und</strong> CsC 8 Sprungpunkte von etwa<br />
500 mK, 100 mK bzw. 20 mK auf. Erwähnt sei<br />
noch das einzige supraleitende, anorganische<br />
% Polymer, (SN) x <strong>und</strong> dessen Bromderivat (T c <br />
0,3 K)<br />
Nur wenige Systeme haben bisher technische<br />
Anwendungen gef<strong>und</strong>en, z.B. Nb (% SQUIDs),<br />
NbTi <strong>und</strong> Nb 3 Sn beim Bau von supraleitenden<br />
Hochfeldmagneten (z.B. für %Beschleuniger <strong>und</strong><br />
% Kernspintomographie) <strong>und</strong> jüngst die %Hochtemperatur-Supraleiter,<br />
v.a. Y-123. [AL1]<br />
Supraleiter erster Art, % Supraleiter mit positiver<br />
Oberflächenenergie zwischen supra- <strong>und</strong><br />
normalleitender Phase (%<strong>Supraleitung</strong>). Sie<br />
zeigen den % Meiûner-Ochsenfeld-Effekt. Bei<br />
Überschreiten des kritischen Feldes H c gehen sie<br />
sprunghaft in den Normalzustand über, falls die<br />
Probengeometrie einen verschwindenden Entmagnetisierungsfaktor<br />
n aufweist. Für Proben<br />
mit n > 0 wird der Zwischenzustand (%Zwischenzustand<br />
eines Supraleiters) erhalten. Die<br />
% Kohärenzlänge eines Supraleiters erster Art<br />
muû gröûer als die Eindringtiefe eines magnetischen<br />
Feldes sein, was nur bei einer groûen<br />
% mittleren freien Weglänge der Leitungselektronen<br />
im normalleitenden Zustand der Fall<br />
ist. Deshalb sind im allgemeinen nur reine metallische<br />
Elemente Supraleiter erster Art.<br />
Supraleiter zweiter Art, % Supraleiter mit negativer<br />
Oberflächenenergie zwischen supra<strong>und</strong><br />
normalleitender Phase (% <strong>Supraleitung</strong>).<br />
Supraleiter zweiter Art zeigen nur unterhalb des<br />
unteren kritischen Feldes den %Meiûner-Ochsenfeld-Effekt.<br />
Zwischen unterem kritischem<br />
Feld <strong>und</strong> oberem kritischen Feld befinden sie<br />
sich im %gemischten Zustand eines Supraleiters;<br />
zwischen oberem kritischem Feld <strong>und</strong> dem<br />
kritischen Feld der Oberflächensupraleitfähigkeit<br />
sind sie im Zustand der Oberflächensupraleitfähigkeit.<br />
Die % Kohärenzlänge eines<br />
Supraleiters zweiter Art ist kleiner als die Eindringtiefe<br />
eines magnetischen Feldes, was nur<br />
bei einer kleinen % mittleren freien Weglänge<br />
der Leitungselektronen im normalleitenden<br />
Zustand der Fall ist. Deshalb sind im allgemeinen<br />
% Legierungen Supraleiter zweiter Art.<br />
Supraleitfähigkeit % <strong>Supraleitung</strong>.<br />
<strong>Supraleitung</strong>, Phänomen, bei dem einige Metalle<br />
(% Supraleiter) bei einer sog. % Sprungtemperatur<br />
T c sprunghaft ihren % elektrischen<br />
Widerstand verlieren <strong>und</strong> der %Meiûner-Ochsenfeld-Effekt<br />
auftritt. Abhängig davon, wann<br />
die betrachtete Probe supraleitend wird, werden<br />
% Supraleiter erster Art <strong>und</strong> % Supraleiter zweiter<br />
Art unterschieden. Die <strong>Supraleitung</strong> kann als<br />
eine Manifestation der %<strong>Suprafluidität</strong> gesehen<br />
werden, wobei die %Leitungselektronen des<br />
Metalls die »Flüssigkeit« bilden (% Bändermodell).<br />
<strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong><br />
Dietrich Einzel, Garching<br />
Dieses Essay befaût sich mit einer einheitlichen<br />
theoretischen Betrachtung der <strong>Supraleitung</strong> in<br />
Metallen <strong>und</strong> der <strong>Suprafluidität</strong> in elektrisch<br />
neutralen Fermisystemen. Es soll aufgezeigt<br />
werden, warum dieses faszinierende Phänomen<br />
auch heute noch ± fast ein Jahrh<strong>und</strong>ert nach<br />
seiner experimentellen Entdeckung <strong>und</strong> fast ein<br />
halbes Jahrh<strong>und</strong>ert nach seiner ersten theoretischen<br />
Deutung ± Gegenstand intensiver<br />
Forschung ist. Im ersten Abschnitt wird das<br />
völlig unterschiedliche Verhalten des Normalzustands<br />
dieser Systeme mit dem des Suprazustands<br />
kontrastiert <strong>und</strong> es werden einige wichtige<br />
Aspekte der historischen Entwicklung dieses<br />
Forschungsgebietes nachgezeichnet. Dann<br />
wird eine allgemeine Klassifizierung supraleitender<br />
<strong>und</strong> suprafluider Fermisysteme nach der<br />
Symmetrie ihres Gr<strong>und</strong>zustands durchgeführt.<br />
Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit den<br />
Gleichgewichtseigenschaften dieser Systeme bei<br />
endlicher Temperatur. Schlieûlich wird die<br />
Frage aufgeworfen, wie die <strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> die<br />
<strong>Suprafluidität</strong> auf äuûere Störungen reagiert<br />
<strong>und</strong> was man daraus über die innere Struktur<br />
<strong>und</strong> die Symmetrie der supraleitenden <strong>und</strong> superfluiden<br />
Phase lernen kann. <strong>Suprafluidität</strong> in<br />
% Bosonen-Systemen wird an anderer Stelle behandelt<br />
(% <strong>Suprafluidität</strong>).<br />
1 Normal- <strong>und</strong> Suprazustand<br />
In normalen Metallen beruht der elektrische<br />
Widerstand auf der Streuung der Leitungselektronen<br />
an thermischen Gitterschwingungen<br />
(% Phononen) <strong>und</strong> an % Gitterfehlern (Verunreinigungen,<br />
Fehlstellen, Versetzungen, Korngrenzen,<br />
etc.), die durch eine Streurate 1=t e
229 <strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong><br />
beschrieben wird. Die elektrische Stromdichte<br />
j e relaxiert gemäû <br />
q<br />
qt ‡ 1 <br />
j<br />
t e ˆ en F<br />
e m :<br />
Hier bezeichnen n ˆ N=V die Teilchendichte,<br />
e <strong>und</strong> m die elektronische Ladung <strong>und</strong><br />
Masse. Die treibende Kraft F ˆ eE ist die elektrische<br />
Feldstärke E ˆ rf …1=c†qA=qt, die<br />
sich wie üblich aus den elektromagnetischen<br />
Potentialen f <strong>und</strong> A ableiten läût. Die elektrische<br />
Leitfähigkeit s e charakterisiert den Zusammenhang<br />
zwischen Stromdichte <strong>und</strong> elektrischem<br />
Feld:<br />
j e ˆ s e E ; s e ˆ ne2 t e<br />
m : …1†<br />
Dieser Zusammenhang ist als Drude-Gesetz<br />
(% Drude-Lorenz-Theorie) bzw. als % Ohmsches<br />
Gesetz bekannt. Ihr Kehrwert, der elektrische<br />
Widerstand R e ˆ 1=s e , ist proportional zur<br />
Impulsrelaxationsrate 1=t e . Im Grenzfall T ! 0<br />
verschwinden die Phononen, <strong>und</strong> der ausschlieûlich<br />
durch Defekte verursachte (Rest-)<br />
Widerstand von sehr sauberen Metallen kann<br />
sehr gering sein.<br />
Im Jahre 1911 studierte Heike %Kamerlingh<br />
Onnes in Leiden diese Effekte an Quecksilber im<br />
Temperaturbereich zwischen 1 <strong>und</strong> 5 K. Er kam<br />
zu dem überraschenden Resultat, daû der<br />
elektrische Widerstand R e , anstatt stetig auf den<br />
Restwiderstandswert abzusinken, bei einer kritischen<br />
Temperatur T c ˆ 4,2 K verschwand.<br />
Dieses Phänomen (R e ˆ 0, s e ˆ1) wird seitdem<br />
<strong>Supraleitung</strong> genannt. Die wohl beeindruckendste<br />
Konsequenz des <strong>Supraleitung</strong>sphänomens<br />
demonstrierte Kamerlingh Onnes,<br />
indem er einen Strom in einem supraleitenden<br />
Bleiring bei 4 K in Gang setzte, die Stromquelle<br />
abschaltete <strong>und</strong> einen Dauerstrom % (Dauerstrom,<br />
supraleitender) über ein ganzes Jahr<br />
ohne meûbare Reduktion beobachten konnte.<br />
Kamerlingh Onnes Entdeckung wurde im Jahre<br />
1913 mit dem Physik-Nobelpreis gewürdigt.<br />
Daû das Phänomen der <strong>Supraleitung</strong> noch<br />
mehr beinhaltet als das bloûe Verschwinden des<br />
elektrischen Widerstandes unterhalb einer<br />
Sprungtemperatur T c , zeigten Walther %Meiûner<br />
<strong>und</strong> Robert % Ochsenfeld im Jahre 1933. Sie<br />
entdeckten, daû Supraleiter Magnetfelder reversibel<br />
aus ihrem Inneren verdrängen oder<br />
abschirmen, <strong>und</strong> zwar unabhängig davon, ob<br />
man den Supraleiter im Magnetfeld abkühlt<br />
(Verdrängungseffekt) oder erst unterhalb der<br />
Sprungtemperatur T c ein Magnetfeld anlegt<br />
(Abschirmeffekt). Der Supraleiter verhält sich<br />
somit wie ein idealer Diamagnet. Diese Feldverdrängungseigenschaft<br />
der Supraleiter ist<br />
nach ihren Entdeckern % Meiûner-Ochsenfeld±<br />
Effekt benannt geworden.<br />
Parallel zu dieser Entdeckung entwickelten<br />
die Brüder Fritz <strong>und</strong> Heinz %London, aber auch<br />
Max von % Laue, die phänomenologische sog.<br />
London-Laue-Theorie der <strong>Supraleitung</strong> (1935±<br />
1938), in der eine makroskopische Anzahl supraleitender<br />
Teilchen der Ladung q* <strong>und</strong> der<br />
Masse m*, die sich in den elektromagnetischen<br />
Potentialen f <strong>und</strong> A bewegen, durch eine kollektive<br />
quantenmechanische Wellenfunktion<br />
y ˆ a exp…if† mit Amplitude a <strong>und</strong> Phase f<br />
beschrieben wird. Im Gegensatz zur Interpretation<br />
der gewöhnlichen % Quantenmechanik<br />
von a 2 …r, t† als Wahrscheinlichkeitsamplitude,<br />
ein Teilchen am Ort r zur Zeit t<br />
vorzufinden, wurde a 2 ˆ n s mit der makroskopischen<br />
Teilchenzahldichte der supraleitenden<br />
Ladungsträger verknüpft. Ansonsten<br />
konnten alle aus der Quantenmechanik bekannten<br />
Resultate übernommen werden, insbesondere<br />
die Tatsache, daû der Schrödinger-<br />
Gleichung für y die Kontinuitätsgleichung für<br />
die Kondensat-Dichte q*qn s =qt ‡rj s<br />
q ˆ 0<br />
äquivalent ist, in der die Ladungssuprastromdichte<br />
j s q die Form<br />
j s q ˆ ns q*<br />
m*<br />
n<br />
hrf q*<br />
c A<br />
o<br />
…2†<br />
hat. Die einzelnen Ladungsträger verlieren somit<br />
ihre Individualität völlig, denn sie gehorchen<br />
kollektiv den Gesetzen der Quantenmechanik.<br />
Obwohl diese Theorie nichts über den<br />
Mechanismus, der zur <strong>Supraleitung</strong> führt, aussagt,<br />
betrachtet sie die <strong>Supraleitung</strong> erstmals als<br />
makroskopisches Quantenphänomen <strong>und</strong> kann<br />
Dauerströme, Magnetfeldabschirmung, charakterisiert<br />
durch die sog. Londonsche Magnetfeldeindringtiefe<br />
(%Londonsche Theorie<br />
der <strong>Supraleitung</strong>)<br />
l 2 L ˆ m*c2<br />
4pn s q 2 ,<br />
sowie die sehr viel später entdeckte % Fluûquantisierung<br />
durch einen Supraleiter vorhersagen.<br />
† Wegen der Eindeutigkeitsforderung<br />
dr rf ˆ 2pn, n ˆ 0, 1, ..., an y ergibt<br />
sich für das (Fluû-) Integral über die Querschittsfläche<br />
S eines supraleitenden Hohlzylinders<br />
… die Bedingung<br />
F' ˆ dS H' ˆ nF 0 ; F 0 ˆ hc<br />
S<br />
q* ; n ˆ 0,1,... ,<br />
in der H' ˆ H ‡…4p=c†l 2 L rjs q <strong>und</strong> F 0 das<br />
Quantum des magnetischen Flusses darstellt.<br />
Im Jahre 1961 gelang Robert Doll <strong>und</strong> Martin<br />
Näbauer (unabhängig davon aber auch Deaver<br />
<strong>und</strong> Fairbanks) schlieûlich der experimentelle<br />
Beweis dafür, daû die Gröûe F' quantisiert ist.<br />
Das experimentell bestimmte Fluûquantum lieû<br />
den Schluû zu, daû beim Ladungstransport in<br />
Supraleitern nicht, wie in der London-Theorie<br />
angenommen, einzelne (q* ˆ e, m* ˆ m,<br />
n s ˆ n s ), sondern Paare von Elektronen mit<br />
der doppelten Elementarladung (q* ˆ 2e,<br />
m* ˆ 2m, n s ˆ n s =2† beteiligt sind.<br />
Wie die Metallelektronen zeigen auch elektrisch<br />
neutrale Flüssigkeiten in ihrem Normalzustand<br />
das Phänomen eines Strömungswiderstands.<br />
Die Massenstromdichte j m genügt der<br />
Relaxationsgleichung<br />
<br />
q<br />
qt ‡ 1 <br />
h<br />
t m r r2 j m …r, t† ˆnF…r, t† ,<br />
in der die treibende Kraft F ˆ rP=n in der<br />
Regel ein Druckgradient ist. Im Gegensatz zur
<strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong> 230<br />
Relaxationsrate des elektrischen Stroms gilt<br />
1=t m ˆ 0, da weder Phononen noch Fehlstellen<br />
existieren <strong>und</strong> Zweiteilchenstöûe wegen des<br />
Fehlens von Umklappprozessen nicht zur Impulsrelaxation<br />
führen. Die Relaxation ist deshalb<br />
diffusiv <strong>und</strong> durch die Scherviskosität h<br />
(% Viskosität) bestimmt. Diese vermittelt auch<br />
den Zusammenhang zwischen dem querschnittsgemittelten<br />
Massenstrom hj m i der<br />
Flüssigkeit <strong>und</strong> dem von auûen angelegten<br />
Druckgefälle, der als %Hagen-Poiseuillesches<br />
Gesetz bekannt ist. Für Strömung zwischen<br />
parallelen Platten (Abstand d) gilt<br />
F<br />
hj m iˆs m<br />
m ; s m ˆ nm2 d 2<br />
12h : …3†<br />
Der Strömungswiderstand R m ˆ 1=s m ist<br />
somit proportional zur Scherviskosität der<br />
Flüssigkeit. Seine Beobachtbarkeit zu tieferen<br />
Temperaturen hin wird verdeckt durch die in<br />
fast allen Fällen eintretende Verfestigung dieser<br />
Systeme. Nur Flüssigkeiten, die aus besonders<br />
leichten Atomen (wie zum Beispiel die Isotope<br />
des Heliums 4 He <strong>und</strong> 3 He) bestehen, bleiben bis<br />
zum absoluten Temperaturnullpunkt bei Atmosphärendruck<br />
flüssig. Man nennt diese Systeme<br />
% Quantenflüssigkeiten, da ihr flüssiger<br />
Zustand durch die quantenmechanischen<br />
% Nullpunktsbewegungen hervorgerufen wird.<br />
Im Jahre 1971 entdeckten David % Lee, Douglas<br />
%Osheroff <strong>und</strong> Robert % Richardson bei<br />
einer Sprungtemperatur T c von etwa zwei Tausendstel<br />
K den Übergang von flüssigem 3 He in<br />
zwei superfluide Phasen. Obwohl im Gegensatz<br />
zur Impulsrelaxation die Scherviskosität<br />
scheinbar verschwindet, wies ihr Verhalten sehr<br />
viele Analogien zur Supraleitfähigkeit der<br />
»Elektronenflüssigkeit« in Metallen auf, zeigte<br />
zusätzlich aber eine Vielzahl neuer <strong>und</strong> exotischer<br />
Eigenschaften. Diese Entdeckung löste<br />
eine wahre Flut von experimentellen <strong>und</strong> theoretischen<br />
Veröffentlichungen aus, die über mehr<br />
als zwei Dekaden anhielt <strong>und</strong> schlieûlich im Jahr<br />
1996 mit dem Physik-Nobelpreis für die drei<br />
Entdecker ihre Würdigung fand.<br />
Auch für neutrale suprafluide Fermi-Systeme<br />
mit Teilchen der Masse m* ˆ 2m <strong>und</strong> der superfluiden<br />
Dichte n s ˆ n s =2 läût sich die<br />
London-Theorie anwenden. Wegen der fehlenden<br />
Ladung ist der supraleitende Massenstrom<br />
jetzt allein mit der räumlichen ¾nderung<br />
der Phase der Kondensat-Wellenfunktion verknüpft:<br />
j s m ˆ h ns 2 rf :<br />
…4†<br />
Die wesentliche Gemeinsamkeit der Phänomene<br />
<strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong> läût sich<br />
nur mit den Denkmethoden der Quantenmechanik<br />
verstehen. Sie besteht darin, daû es sich<br />
bei Elektronen <strong>und</strong> 3 He-Atomen, welche Vielteilchensysteme<br />
von typischerweise 10 23 Teilchen<br />
bilden, um % Fermionen handelt, d.h.<br />
Teilchen mit einem halbzahligen %Spin.<br />
Fermionen gehorchen dem % Pauli-Prinzip,<br />
welches besagt, daû nur ein Fermion einen gegebenen<br />
Quantenzustand fk, sg, charakterisiert<br />
durch den Impuls hk <strong>und</strong> die Spinprojektion s,<br />
besetzen kann. (Bei flüssigem 4 He handelt es<br />
sich um ein Bosonen-System.)<br />
Ein moderner Zugang zu den Phänomenen<br />
<strong>Supraleitung</strong> (geladene Fermionen, Elektronen)<br />
<strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong> (neutrale Fermionen) sollte<br />
diese auf ein <strong>und</strong> derselben Stufe behandeln. Ein<br />
erster Schritt in diese Richtung lieû sehr lange,<br />
nämlich bis zum Jahre 1957, auf sich warten. In<br />
diesem Jahr veröffentlichten die Theoretiker<br />
John %Bardeen, Leon % Cooper <strong>und</strong> Robert<br />
% Schrieffer (BCS) ihre mikroskopische Theorie<br />
der <strong>Supraleitung</strong>, nicht ahnend, daû sich diese<br />
Theorie, nach einigen nicht unwesentlichen<br />
Modifikationen, die insbesondere dem Theoretiker<br />
Anthony J. Leggett zu verdanken sind,<br />
auch zur Beschreibung der <strong>Suprafluidität</strong> von<br />
flüssigem 3 He eignen würde. Wegen ihrer universellen<br />
Anwendbarkeit wurde die %BCS-<br />
Theorie im Jahre 1972 mit dem Physik-Nobelpreis<br />
gewürdigt.<br />
2 Klassifizierung paarkorrelierter Fermi-<br />
Systeme<br />
Fermi-Systeme lassen sich durch ihre Teilchendichte<br />
n ˆ…2mE F † 3=2 =…3p 2 h 3 †,mitE F der<br />
% Fermi-Energie, das Energiespektrum e k ˆ<br />
x k ‡ m, mit m dem chemischen Potential<br />
(E F ˆ m…T ˆ 0†), die Gruppengeschwindigkeit<br />
v k ˆr k x k =h <strong>und</strong> die Zustandsdichte an der<br />
Fermi-Kante N F ˆ dn=dE F ˆ 3n=2E F charakterisieren.<br />
Im globalen thermodynamischen<br />
Gleichgewicht wird die mittlere Besetzungswahrscheinlichkeit<br />
dieser Zustände durch die<br />
Impulsverteilung<br />
n k ˆ n…x k †ˆh^c y ks^c ks i …5†<br />
beschrieben. Hier bedeuten ^c y ks <strong>und</strong> ^c ks die<br />
Erzeugungs- <strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren für<br />
ein Fermion im Quantenzustand fk, sg <strong>und</strong> hi<br />
der statistische Mittelwert. Im Normalzustand<br />
des Fermi-Systems ist n k ˆ 1=‰exp…x k =k B T†<br />
‡ 1Š die Fermi-Dirac-Verteilung (%Fermi-Dirac-Statistik).<br />
Das BCS-Modell postuliert, daû es bei tiefen<br />
Temperaturen energetisch günstiger ist, wenn<br />
sich ein temperaturabhängiger Teil der Fermionen<br />
zu sog. %Cooper-Paaren formiert. Der geniale<br />
Aspekt an der Paarungshypothese ist die Einsicht,<br />
daû die Paarung nicht im Orts- sondern<br />
im Impulsraum stattfindet. So ist die zentrale<br />
Annahme der BCS-Theorie die spontane Paarformation<br />
im k-Raum, beschrieben durch einen<br />
im thermodynamischen Gleichgewicht endlichen<br />
statistischen Mittelwert, die Paaramplitude<br />
g h^c ks1^c i 6ˆ 0 ; T T ks1s2 ks2 c : …6†<br />
Hier ist hk ˆ h…k 1 k 2 † der Relativimpuls<br />
des Paares. Das Pauli-Prinzip erzwingt die totale<br />
Antisymmetrie von g ks1s2 beim Vertauschen<br />
der Spins s 1 , s 2 <strong>und</strong> der Impulse k 1 , k 2 :<br />
g ˆ g : …7†<br />
ks2s1 ks1s2<br />
Die Spinabhängigkeit der Paaramplitude<br />
wird durch die Möglichkeiten, zwei Spins vom
231 <strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong><br />
Betrag h=2 <strong>und</strong> mit den Projektionen s 1 , s 2 zum<br />
Gesamtspin s <strong>und</strong> der Gesamtprojektion m s zu<br />
koppeln, festgelegt. Der %Clebsch-Gordon-Koeffizient<br />
für diese Kopplung lautet<br />
!<br />
1 1 <br />
2 2 s<br />
ˆ<br />
s 1 s 2 m s<br />
0<br />
d s,1 d 1 1<br />
ms,1 p d<br />
2 ms,0<br />
@<br />
A<br />
…<br />
p<br />
1† s‡1<br />
d<br />
2 ms,0 d s,1 d ms, 1<br />
s1s2<br />
<strong>und</strong> läût nur die beiden Fälle s ˆ 0 (Singulett-<br />
Paarung) <strong>und</strong> s ˆ 1 (Triplett-Paarung) zu. Für<br />
Singulett-Paarung gilt<br />
<br />
g ˆ 0 g k<br />
ks1s2<br />
ˆ g<br />
g k 0<br />
k …it 2 † , s1s2<br />
s1s2<br />
wobei g k ˆ 12 ‰g k#" g k"# Š. Hier ist t 2 eine der<br />
% Pauli-Matrizen, die zusammen mit der Einheitsmatrix<br />
t 0 ein vollständiges Basissystem<br />
von 2 2-Matrizen bilden.<br />
Wegen Gl. (7) muû g k für Singulett-Paarung<br />
gerade Parität bezüglich k haben, g k ˆ g k . Die<br />
k-Abhängigkeit von g k läût sich mit einer orbitalen<br />
Quantenzahl l klassifizieren, <strong>und</strong> man<br />
spricht von s-Wellen-Paarung (l ˆ 0), d-Wellen-Paarung<br />
(l ˆ 2) u.s.w. Im Fall der Spin-<br />
Triplett-Paarung hat man<br />
g ˆ ks1s2<br />
g k""<br />
1<br />
2 ‰g k#" ‡ g k"# Š<br />
1<br />
2 ‰g k#" ‡ g k"# Š g k##<br />
!s1s2<br />
ˆ g k …tit 2 † s1s2 :<br />
Die Triplett-Komponenten g kx ˆ 12 g <br />
k## g k"" ,<br />
g ky ˆ 12i … g k"" ‡ g k## †, <strong>und</strong> g kz ˆ 12 … g k#" ‡ g k"# †<br />
des Paaramplituden-Vektors g k sind den magnetischen<br />
Quantenzahlen m s ˆ 1, 0, 1 zugeordnet<br />
<strong>und</strong> haben wegen (7) ungerade Parität<br />
bezüglich k, g k ˆ g k . Im Fall der Triplett-<br />
Paarung ist die orbitale Quantenzahl l ungerade<br />
<strong>und</strong> man spricht von p-Wellen-Paarung (l ˆ 1),<br />
f-Wellen-Paarung (l ˆ 3) u.s.w. Man erkennt,<br />
daû mit dem supraleitenden Phasenübergang<br />
eine spontan gebrochene Symmetrie verknüpft<br />
ist, nämlich die bezüglich der lokalen Eichtransformation<br />
^c ks ! ^c ks exp…if=2†, bei der<br />
die Paaramplitude g ks1s2 in g exp…if†<br />
ks1s2<br />
übergeht (%spontane Symmetriebrechung). Die<br />
Formation von Cooper-Paaren wird durch eine<br />
in der Nähe der Fermi-Kante anziehende<br />
Wechselwirkung G …s†<br />
kp vermittelt, welche die<br />
mittleren Paaramplituden g k <strong>und</strong> g k mit einer<br />
neuen Energieskala, dem mittleren sog. Paarpotential<br />
verknüpft:<br />
D k ˆ X<br />
G …0†<br />
kp g p ; d k ˆ X<br />
G …1†<br />
kp g p : …8†<br />
p<br />
p<br />
Die skalaren <strong>und</strong> vektoriellen Paaramplituden<br />
g k , g k , oder äquivalent dazu, die<br />
Paarpotentiale D k <strong>und</strong> d k , werden auch als<br />
Ordnungsparameter (%Phasenübergänge) der<br />
supraleitenden oder superfluiden Phase des<br />
paarkorrelierten Fermi-Systems bezeichnet. Die<br />
Cooper-Paare, deren Gesamtheit man auch als<br />
Kondensat bezeichnet, bilden nun den neuartigen<br />
kollektiven Zustand makroskopischer<br />
Quantenkohärenz, der bereits in der London-<br />
Theorie antizipiert worden ist. Durch die Paarungshypothese<br />
liefert die BCS-Leggett-Theorie<br />
im Gegensatz zur London-Theorie nicht nur<br />
den korrekten Wert für das im Doll-Näbauer-<br />
Experiment bestimmte Fluûquantum, sondern<br />
erlaubt auch eine korrekte Beschreibung der<br />
thermodynamischen, elektromagnetischen, hydrodynamischen<br />
<strong>und</strong> spindynamischen Eigenschaften<br />
supraleitender <strong>und</strong> superfluider Fermi-Systeme.<br />
Im folgenden sollen nun einige der in der<br />
Natur vorkommenden paarkorrelierten Fermi-<br />
Systeme durch die Form ihrer Paarpotentiale<br />
charakterisiert werden. Hierzu zerlegen wir<br />
D k ˆ D 0 …T†f …k† ; d k ˆ D 0 …T†f …k†<br />
in den temperaturabhängigen Maximalwert<br />
D 0 …T† <strong>und</strong> einen k-abhängigen orbitalen Anteil,<br />
der die Möglichkeit einer Anisotropie auf der<br />
% Fermi-Fläche enthält. Man kann in unterschiedlichen<br />
Fermi-Systemen die Symmetrie<br />
des Paarpotentials mit der der Fermi-Fläche<br />
bzw. der Bandstruktur vergleichen. Sind diese<br />
Symmetrien gleich (oder ist nur die Eichsymmetrie<br />
spontan gebrochen), so wird die Paarung<br />
als konventionell (k) bezeichnet. Ist die Symmetrie<br />
des Paarpotentials geringer als die der<br />
Fermi-Fläche (oder gibt es neben der Eichsymmetrie<br />
noch zusätzliche spontan gebrochene<br />
Symmetrien), so nennt man die Paarung unkonventionell<br />
(u).<br />
In die siebziger <strong>und</strong> achtziger Jahre fiel die<br />
Entdeckung neuer, exotischer Supraleiter. Dazu<br />
gehören %organische Supraleiter <strong>und</strong> Supraleiter<br />
mit sog. % schweren Fermionen. Im Jahre<br />
1986 wurden Materialien auf Kupferoxidbasis<br />
(Kuprate) mit Sprungtemperaturen bis zu 153 K<br />
(sog. %Hochtemperatur-Supraleiter) durch Karl<br />
Alex %Müller <strong>und</strong> Georg % Bednorz entdeckt,<br />
die dafür im Jahr darauf mit dem Nobelpreis für<br />
Physik geehrt wurden. Man ist heute davon<br />
überzeugt, daû die superfluiden Phasen des 3 He,<br />
u.a. der % Schwerfermionensupraleiter UPt 3 ,<br />
sowie alle lochdotierten (ld) Kuprat-Supraleiter<br />
einen unkonventionellen Ordnungsparameter<br />
haben. Unerwarteterweise zeigen die elektrondotierten<br />
(ed) Kuprate scheinbar konventionelles<br />
Verhalten. Eine spezielle Konsequenz<br />
dieser Unkonventionalität ist die Tatsache, daû<br />
der Ordnungsparameter Nulldurchgänge oder<br />
Noden haben kann, d.h. er kann auf der Fermi-<br />
Fläche Punkt- (P) oder Linien- (L) förmige<br />
Nullstellen haben. Dieser Sachverhalt ist in<br />
Abb. 1 veranschaulicht. In Tab. 1 sind die Eigenschaften<br />
einiger wichtiger supraleitender (SL)<br />
<strong>und</strong> superfluider Fermi-Systeme zusammengestellt.<br />
Die Fermi-Flächen werden der Einfachheit<br />
halber als sphärisch (D ˆ 3) oder als zylindrisch<br />
(D ˆ 2) angenommen. Aufgeführt sind<br />
Ordnungsparametersymmetrie, Nodenstruktur<br />
<strong>und</strong> die Dimensionalität D ihrer Fermi-Fläche.<br />
Fermifläche<br />
∆0<br />
|∆ k |<br />
k B T<br />
<strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong><br />
1: Skizze einer Node<br />
im Paarpotential. Die offenen<br />
Kreise symbolisieren thermische<br />
Anregungen (Bogoljubow-<br />
Quasiteilchen) für den Fall<br />
k B T < D 0 …T†.
<strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong> 232<br />
(<br />
<strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong> 1: Ordnungsparameter einiger Fermi-Systeme.<br />
System Paarung Anisotropie Bezeichnung D Noden<br />
Klass. SL s ˆ 0, l ˆ 0 k f …k† ˆ1 isotrop 3 ±<br />
3<br />
He-A s ˆ 1, l ˆ 1 u f …k† ˆsin q ^d axial 3 P<br />
3<br />
He-B s ˆ 1, l ˆ 1 u f …k† ˆR…^n, V†^k pseudoisotrop 3 ±<br />
UPt 3 s ˆ 0, l ˆ 2 u f …k† ˆ2psin q cos q E 1g 3 P‡ L<br />
s ˆ 1, l ˆ 3 u f …k† ˆ3 3<br />
2 sin2 q cos q ^d E 2u 3 P‡ L<br />
Kuprat-SL (ld) s ˆ 0, l ˆ 2 u f …k† ˆcos 2f B 1g , d x<br />
2<br />
y 2 2 L<br />
Kuprat-SL (ed) s ˆ 0, l ˆ 0, 2…?† (?) f …k† 1 ?) 2 ±<br />
In Tab. 1 ist 0 q p der (Polar-) Winkel<br />
zwischen einer für den Paarzustand charakteristischen<br />
makroskopischen orbitalen Vorzugsrichtung<br />
^` <strong>und</strong> dem Einheitsvektor ^k auf<br />
der Fermi-Fläche. Für den Fall der Triplett-<br />
Paarung ist d à eine makroskopische Vorzugsrichtung<br />
im Spinraum. R…n, V† ist eine Rotationsmatrix,<br />
welche im Spezialfall des pseudoisotropen<br />
Zustands die Korrelation zwischen<br />
Spin- <strong>und</strong> Bahnfreiheitsgraden der Cooper-<br />
Paare beschreibt. Der Winkel V spielt dabei die<br />
gleiche Rolle wie der Winkel zwischen d à <strong>und</strong> ^`<br />
<strong>und</strong> reflektiert eine von Leggett erstmals diskutierte<br />
zusätzliche spontan gebrochene Symmetrie,<br />
nämlich die relative Spin-Bahn-Symmetrie<br />
des superfluiden Fermi-Systems (<strong>und</strong><br />
damit den unkonventionellen Charakter des<br />
Ordnungsparameters). Da es sich bei den Kupraten<br />
um Quasi-2-D-Systeme handelt, wird die<br />
d x<br />
2<br />
y2-Symmetrie des Paarpotentials durch den<br />
(Azimuth-) Winkel 0 f 2p beschrieben.<br />
3 Paarkorrelierte Fermi-Systeme im<br />
thermischen Gleichgewicht<br />
In der BCS-Behandlung werden die Paarwechselwirkungseffekte<br />
durch einen Hamilton-<br />
Operator in %Molekularfeldnäherung erfaût.<br />
Die folgende Diskussion wird nun der Übersichtlichkeit<br />
wegen auf den Fall der Singulett-<br />
Paarung beschränkt. Die Resultate lassen sich<br />
jedoch problemlos auf den Triplett-Fall verallgemeinern.<br />
Kombiniert man fermionische Erzeugungs-<br />
<strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren zu einer<br />
zweikomponentigen Gröûe, einem sog.<br />
% Spinor ^C y k ˆf^cy k" , ^c k#g, dann ist dieser Hamilton-Operator<br />
formal dem des Normalzustands<br />
äquivalent (% Nambu-Formalismus),<br />
^H MF ˆ X ^C y k x k ^C k ‡ const: …9†<br />
k<br />
Hier ist x k<br />
jedoch eine Energiematrix<br />
<br />
x k ˆ xk D k<br />
,<br />
D* k x k<br />
in deren Diagonale die typischen Energien für<br />
teilchenartige (x k > 0) <strong>und</strong> lochartige (x k < 0)<br />
Anregungen stehen. Das mittlere Paarpotential<br />
bildet die Nebendiagonalelemente <strong>und</strong> führt zu<br />
einer Mischung von Teilchen- <strong>und</strong> Lochbeiträgen<br />
zur Energie. Wegen der spontanen<br />
Paarformation D k 6ˆ 0 für T T c spricht man<br />
im Zusammenhang mit dem Phänomen der<br />
<strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> der <strong>Suprafluidität</strong> auch von<br />
nebendiagonaler langreichweitiger Ordnung.<br />
Der Hamilton-Operator bzw. die Energiematrix<br />
werden diagonalisiert durch die % Bogoljubow-Walatin-Transformation<br />
^C y k ˆ ^ay k By k ,<br />
^a y k ˆf^ay k" , ^a k#g , B k ˆ<br />
!<br />
u k v k :<br />
v* k u k<br />
Da die neuen Erzeugungs- <strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren<br />
wieder fermionische Anregungen<br />
beschreiben, gilt u 2 k ‡ v2 k ˆ 1. Man<br />
erhält<br />
<br />
B y k x k B k ˆ Ek D k<br />
D y k E k<br />
Die Bedingung D k 0 legt die Amplituden<br />
u k <strong>und</strong> v k fest: u 2 k ˆ 12 … 1 ‡ x k=E k †, v 2 k ˆ<br />
1 u 2 k , wobei q<br />
E k ˆ x k ‡ D 2 k : …10†<br />
Die physikalische Bedeutung von E k erkennt<br />
man aus der Form des transformierten Hamilton-Operators<br />
^H MF ˆ U BCS …0†‡ X E k^a y ks ^a ks :<br />
ks<br />
…11†<br />
Der erste Term in (11) ist die Gesamtenergie<br />
des BCS-Gr<strong>und</strong>zustands, während der zweite<br />
Term den Beitrag der thermischen Anregungen,<br />
der sog. Bogoljubow-Quasiteilchen bei endlichen<br />
Temperaturen beschreibt. E k ist somit<br />
das Energiespektrum der Bogoljubow-Quasiteilchen.<br />
Das Paarpotential D k spielt damit die<br />
Rolle einer im allgemeinen anisotropen<br />
% Energielücke im Spektrum der thermischen<br />
Anregungen. Die thermischen Eigenschaften<br />
der Bogoljubow-Quasiteilchen werden durch<br />
die Verteilungsfunktion<br />
n k ˆ n…E k †ˆh^a y ks ^a ksi<br />
1<br />
ˆ<br />
…12†<br />
exp…E k =k B T†‡1<br />
<strong>und</strong> ihre Ableitung nach E k , f k ˆ qn…E k †=<br />
qE k ˆ 1=4k B T cosh 2 …E k =2k B T† beschrieben.<br />
Im globalen thermodynamischen Gleichgewicht<br />
ergibt sich die diagonale Verteilungsfunktion n k<br />
(vgl. (5)) nach der Bogoljubow-Walatin-Transformation<br />
zu<br />
nk ˆ u 2 k n k ‡ v 2 k …1 n k† : …13†<br />
Es ist bemerkenswert, daû die Ableitung von<br />
n k , F k qn k =qx k ˆ…x 2 k =E2 k †f k‡…D 2 k =2E3 k †<br />
…1 2n k †, bei allen Temperaturen T T c der<br />
Summenregel „ 11 dx kF k ˆ 1 genügt.<br />
Die Gleichgewichts-Paaramplitude (vgl. (7))<br />
lautet nach der Bogoljubow-Walatin-Transformation<br />
g k ˆ u k v k … 1 2n k † ˆ Dk tanh E k<br />
2E k 2k B T : …14†<br />
Die Ursachen <strong>und</strong> Mechanismen für die<br />
Paaranziehung G …s†<br />
kp < 0 sind unterschiedlich.<br />
Bei konventionellen Supraleitern vermitteln<br />
meistens die Quanten der Gitterschwingungen,<br />
die Phononen, eine Paaranziehung zwischen<br />
den Elektronen. In einigen Klassen unkonventioneller<br />
Supraleiter (Schwerfermion-, Hochtemperatur-Supraleiter<br />
sowie die superfluide<br />
% Fermi-Flüssigkeit 3 He) glaubt man heute, daû
233 <strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong><br />
antiferromagnetische bzw. ferromagnetische<br />
sog. Spinfluktuationen oder Paramagnonen die<br />
Paaranziehung verursachen. Wir müssen an<br />
dieser Stelle auf eine Diskussion der mikroskopischen<br />
Ursachen für die Paarattraktion<br />
verzichten <strong>und</strong> nehmen lediglich an, daû<br />
die Paarwechselwirkung sehr klein (jN F G …s†<br />
kp j<br />
1) ± wegen dieser Annahme spricht man im<br />
Zusammenhang mit <strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong><br />
auch vom Limes schwacher Kopplung ±<br />
<strong>und</strong> in einer Energieschale der Dicke e c E F<br />
um die Fermi-Energie anziehend ist. Die Lösung<br />
der Energielückengleichung (8) bei endlichen<br />
Temperaturen geschieht durch Einsetzen der<br />
Paaramplitude (14) in Gl. (8) <strong>und</strong> liefert bei der<br />
Sprungtemperatur <strong>und</strong> bei T ˆ 0 die beiden im<br />
Limes schwacher Kopplung universellen sog.<br />
BCS-Mühlschlegel-Parameter, nämlich den für<br />
die Molekularfeldnäherung typischen Sprung in<br />
der spezifischen Wärme bei T c <strong>und</strong> die Energielücke<br />
bei T ˆ 0:<br />
DC<br />
ˆ C…T c † C N…T c ‡†<br />
C N C N …T c ‡ ˆ 3 8 hfp 2i2 FS<br />
† 2 7z…3† hfp 4 i FS<br />
0<br />
1<br />
D 0 …0†<br />
ˆ p= exp g ‡ hD2 Dp<br />
p ln<br />
@<br />
i D0<br />
FSA<br />
k B T c hD 2 p i FS<br />
Hier ist g ˆ 0, 577 ... die Eulersche Konstante,<br />
z…3† ˆ1, 202 ... die Riemannsche z-<br />
Funktion; h...i FS ˆ „ …dW=4p† ... bedeutet<br />
eine Mittelung über die Fermi-Fläche <strong>und</strong><br />
C N …T† ˆN F …p 2 k 2 BT†=3 ist die Wärmekapazität<br />
des normalen Fermi-Systems. In Tabelle 2 findet<br />
man eine Zusammenstellung von BCS-Mühlschlegel-Parametern<br />
für einige repräsentative<br />
paarkorrelierte Fermi-Systeme. Für Temperaturen<br />
0 T T c läût sich die maximale Energielücke<br />
wie folgt interpolieren:<br />
D 0 …T† ˆ<br />
<br />
D 0 …0† tanh pkBTc<br />
D0…0†<br />
r<br />
2<br />
3 DC<br />
CN<br />
1<br />
hfp 2i<br />
FS<br />
<br />
Tc<br />
T 1<br />
<br />
: …15†<br />
4 Paarkorrelierte Fermi-Systeme in<br />
äuûeren Feldern<br />
Schlieûlich untersuchen wir, wie supraleitende<br />
<strong>und</strong> superfluide Fermi-Systeme auf die Gegenwart<br />
räumlich <strong>und</strong> zeitlich schwach veränderlicher<br />
äuûerer Störungen wie ein Vektorpotential<br />
A, ein Magnetfeld H oder eine lokale Temperaturänderung<br />
dT bei beliebigen Temperaturen<br />
0 T T c reagieren. Eine solche Situation<br />
läût sich besonders einfach durch die An-<br />
<strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong> 2: BCS-Mühlschlegel-Parameter<br />
einiger Fermisysteme.<br />
isotrop axial E 1g E 2u d x<br />
2<br />
y 2<br />
DC<br />
C N<br />
12<br />
7z…3†<br />
10<br />
7z…3†<br />
6<br />
5z…3†<br />
286<br />
245z…3†<br />
8<br />
7z…3†<br />
1,426 1,188 0,998 0,971 0,951<br />
D 0 …0†<br />
k B T c<br />
p<br />
e g pe 5=6<br />
2e g pe 47=30<br />
4e g p<br />
3 pe 177=70<br />
18e g<br />
2p<br />
e g‡1 2<br />
1,764 2,029 2,112 2,128 2,140<br />
nahme des sog. lokalen Gleichgewichts beschreiben.<br />
Das bedeutet, daû die Impulsverteilung<br />
n…E k † der Bogoljubow-Quasiteilchen<br />
auch in Gegenwart der Störungen noch eine<br />
Fermi-Funktion n loc …E ks † ist,<br />
n loc … E ks †ˆn E e<br />
k c v k A<br />
gh qEk<br />
2 sH ‡ qT dT<br />
!<br />
,<br />
k B …T ‡ dT†<br />
in der aber das Argument von E k nach E ks ˆ<br />
E k …e=c†v k A …gh=2†sH Q k dT verschoben<br />
ist, wobei Q k ˆ E k =T qE k =qT <strong>und</strong> g das<br />
% gyromagnetische Verhältnis der Fermionen<br />
ist. Die lokale %lineare Antwort (linear response)<br />
des gesamten Quasiteilchensystems<br />
führt bei einer Temperaturänderung dT auf die<br />
Entropieänderung Tds B ˆ C B dT, beim Anlegen<br />
eines Magnetfeldes H auf die Spinmagnetisierung<br />
M B ˆ c B H <strong>und</strong> bei Anwesenheit<br />
des Vektorpotentials A auf den elektronischen<br />
Quasiteilchenstrom j B ˆ…e 2 =c†K B A. Die entsprechenden<br />
sog. Responsefunktionen sind die<br />
% Wärmekapazität C B …T†, die % Paulische<br />
Spinsuszeptibilität c B …T† <strong>und</strong> der Stromresponse-Tensor<br />
K B …T†. Im folgenden fassen wir<br />
die Resultate für diese Gröûen bei beliebigen<br />
Temperaturen zusammen (bei den numerischen<br />
Rechnungen wurde die Interpolationsformel<br />
(15) für D 0 …T† verwendet):<br />
1. Wärmekapazität der Bogoljubow-Quasiteilchen:<br />
C B …T† ˆ1<br />
V<br />
ˆ 1<br />
V<br />
X<br />
ks<br />
X<br />
f k<br />
ks<br />
E k<br />
dn loc …E ks †<br />
dT<br />
E 2 k<br />
T<br />
1 qD 2 k<br />
2 qT<br />
!<br />
: …16†<br />
Abb. 2 zeigt die Temperaturabhängigkeit der<br />
normierten Wärmekapazität C B …T†=C N …T† für<br />
einige paarkorrelierte Fermi-Systeme. Die Resultate<br />
für den E 1g - <strong>und</strong> E 2u -Zustand liegen sehr<br />
nahe an der Kurve für d x<br />
2<br />
y2-Paarung <strong>und</strong> sind<br />
daher nicht eingezeichnet. Man beachte, daû<br />
mit zunehmender Energielückenanisotropie die<br />
Diskontinuität in C B …T† bei T c in demselben<br />
Maûe abnimmt wie der Anstieg von<br />
C B …T†=C N …T† bei tiefen Temperaturen zunimmt<br />
(Entropie-Summenregel).<br />
2. Spinsuszeptibilität der Bogoljubow-Quasiteilchen:<br />
X gh<br />
c B …T† ˆ1<br />
V 2 s dnloc …E ks †<br />
dH<br />
ks<br />
<br />
ˆ gh 2<br />
1 X<br />
f<br />
2 V k ˆ c N Y…T† :<br />
ks<br />
…17†<br />
Hier ist c N ˆ…gh=2† 2 N F die Paulische Spinsuszeptibilität<br />
des Normalzustands. Die Temperaturabhängigkeit<br />
der Spinsuszeptibilität<br />
wird durch die dimensionslose sog. Yosida-<br />
Funktion Y…T† ˆ…1=N F V† P ks f k beschrieben.<br />
Abb. 3 zeigt die Temperaturabhängigkeit<br />
der normierten Spinsuszeptibilität c…T†=c N für<br />
einige paarkorrelierte Fermi-Systeme. Die Resultate<br />
für den E 1g - <strong>und</strong> E 2u -Zustand liegen sehr<br />
nahe an der Kurve für d x<br />
2<br />
y2-Paarung <strong>und</strong> sind<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
0<br />
C B (T )<br />
C N (T )<br />
d x 2 –y 2<br />
Axial<br />
Isotrop<br />
0,2 0,4 0,6 0,8<br />
T<br />
T c<br />
2 2 d x –y<br />
<strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong><br />
2: Temperaturabhängigkeit<br />
der normierten<br />
Quasiteilchen-Wärmekapazität<br />
C B …T†=C N …T† für einige paarkorrelierte<br />
Fermi-Systeme.<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
0<br />
χ (T )<br />
χ N<br />
Pseudoisotrop<br />
d x 2 –y 2<br />
0,2<br />
Axial<br />
0,4 0,6<br />
T<br />
Tc<br />
Isotrop<br />
1<br />
0,8<br />
<strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong><br />
3: Temperaturabhängigkeit<br />
der normierten Spinsuszeptibilität<br />
c…T†=c N für einige<br />
paarkorrelierte Fermi-Systeme.<br />
1
<strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong> 234<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
0<br />
δ λL(T )<br />
λ L(0)<br />
0,2<br />
E 1g ( )<br />
d x 2 –y 2<br />
0,4 0,6<br />
T<br />
Tc<br />
E 1g (II)<br />
E 2u<br />
Isotrop<br />
0,8<br />
<strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong><br />
4: Temperaturabhängigkeit<br />
der normierten<br />
London-BCS-Magnetfeldeindringtiefe<br />
dl L …T†=l L …0† für einige<br />
typische Supraleiter.<br />
1<br />
daher nicht eingezeichnet. Besonders deutlich <strong>und</strong> den superfluiden Massenstrom aus der<br />
wird der Unterschied zwischen dem thermisch BCS-Theorie<br />
aktivierten konventionellen Verhalten <strong>und</strong> dem<br />
linearen Tieftemperaturpotenzgesetz für die<br />
j s m ˆ h mKs 2 rf …20†<br />
Energielücken mit Liniennoden. Bei der Berechnung<br />
der Spinsuszeptibilität in Systemen<br />
mit Spin-Triplett-Paarung ist zu beachten, daû<br />
formal identisch mit den entsprechenden Resultaten<br />
(2) <strong>und</strong> (4) der London-Theorie, mit<br />
dem einzigen Unterschied, daû man die Gröûe<br />
sich die m s ˆ1-Komponenten des Tripletts K s im Rahmen der BCS-Theorie berechnen<br />
paramagnetisch verhalten, d.h. sie tragen einen<br />
konstanten (Pauli-) Beitrag zur Suszeptibilität<br />
bei. Die m s ˆ 0-Komponente repräsentiert den<br />
Beitrag der thermischen Anregungen <strong>und</strong> verschwindet<br />
kann.<br />
Für den Fall einer (uniaxialen) Anisotropie<br />
(Achse ^n) der Fermi-Fläche (^n ˆ ^a, ^b, ^c, mit a, b,<br />
c den Kristallachsen) oder der Energielücke<br />
im Limes T ! 0. So stellt die tem-<br />
(^n ˆ ^`) gilt Kij s ˆ Ks^n k i^n j ‡ K? s ‰d ij ^n i^n j Š.Der<br />
peraturabhängige Gröûe c B …T† im Fall von 3 He- London-BCS-Strom, in die %Maxwell-Gleichung<br />
rB ˆ…4p=c†j s<br />
B nur den m s ˆ 0-Beitrag ( 1 3 ) des Spin-Tripletts<br />
dar. Mit den fehlenden m s ˆ1-Beiträgen ( 2 3 )<br />
e eingesetzt, beschreibt<br />
die Magnetfeldabschirmung des Supraleiters,<br />
lautet die gesamte Spinsuszeptibilität von charakterisiert durch die beiden London-BCS-<br />
3<br />
He-B c…T†=c N ˆ 23 ‡ 1 3 Y…T†, wenn Wechselwirkungseffekte<br />
vernachlässigt werden. Der trope Fermi-Systeme ist K s ˆ Ks<br />
Eindringtiefen l 2 ˆ c2 =4pe 2 K s . Für iso-<br />
Lk, ? k, ?<br />
axiale Zustand zur Beschreibung von 3 k ? ˆ ns =m mit<br />
He-A der superfluiden Dichte n s ˆ n‰1 Y…T†Š. In<br />
besitzt im einfachsten Fall (^d ? ^z) nur die paramagnetischen<br />
Abb. 4 ist die Temperaturabhängigkeit der<br />
m s ˆ1-Komponenten des normierten Magnetfeldeindringtiefe dl L …T† ˆ<br />
Spin-Tripletts (man spricht deshalb auch von l L …T† l L …0† für einige Supraleiter gezeigt.<br />
»equal spin pairing«). Daher behält die Spinsuszeptibilität<br />
bei allen Temperaturen T T c<br />
ihren Normalzustands-(Pauli-)Wert. Für den<br />
E 2u -Zustand gilt im einfachsten Fall ^d ˆ ^z. Somit<br />
trägt nur die m s ˆ 0-Komponente des Tripletts<br />
zur Spinsuszeptibilität bei, c…T† ˆc B …T†.<br />
3. Stromresponse der Bogoljubow-Quasiteilchen<br />
Der Unterschied zwischen dem thermisch aktivierten<br />
Tieftemperaturverhalten für isotrope<br />
Paarung <strong>und</strong> den linearen Tieftemperaturpotenzgesetzen<br />
für den Fall der Dominanz von<br />
Liniennoden ist auch in dieser Gröûe deutlich.<br />
Man beachte, daû die E 1g - im Gegensatz zur<br />
E 2u -Energielücke eine starke Anisotropie in den<br />
1 X dn<br />
K Bij …T† ˆc<br />
…E<br />
v ks †<br />
k, ?-Komponenten aufweist. Dies könnte für<br />
e V ki die Identifikation der Ordnungsparametersymmetrie<br />
in UPt 3 nützlich sein.<br />
dA<br />
ks<br />
j<br />
ˆ 1 X<br />
Das Tieftemperaturverhalten der lokalen<br />
f<br />
V k v ki v kj : …18†<br />
Responsefunktionen für isotrope Energielükken<br />
ist thermisch aktiviert, lim T!0 Y…T† ˆ<br />
ks<br />
Die Gröûe K B beschreibt den Quasiteilchenbeitrag<br />
Y 0 …T† ˆ…2pD 0 =k B T† 1 2 exp … D0 =k B T† <strong>und</strong> dastrom<br />
zum gesamten elektronischen Supramit<br />
qualitativ unterschiedlich von dem für<br />
j s e ˆ …e2 =c†K s … A ‡rL†,indemK ˆ<br />
K D K B <strong>und</strong> K Dij ˆ…1=V† P Energielücken mit Nodenstruktur. Im letzteren<br />
ks F kv ki v kj der Fall existieren thermische Anregungen, in<br />
diamagnetische Anteil des Stroms ist. Man beachte,<br />
daû das Vektorpotential durch einen<br />
Phasengradienten ergänzt worden ist (Eichtransformation<br />
des Vektorpotentials A ! A ‡<br />
rL), um dem Resultat für den Suprastrom eine<br />
eichinvariante Form zu geben. Die Ersetzung<br />
Abb. 1 durch kleine Kreise symbolisiert, bei<br />
tiefen Temperaturen k B T D 0 besonders in der<br />
Umgebung der Noden, was zu den in Abbildungen<br />
2±4 sichtbaren Potenzgesetzen für<br />
die Responsefunktionen führt. In Tabelle 3 sind<br />
analytische Resultate für das Tieftemperaturverhalten<br />
L ˆ …hc=2e†f verknüpft L mit der Variablen<br />
der drei oben abgeleiteten Response-<br />
f, welche die gebrochene Eichsymmetrie beschreibt.<br />
Somit sind die eichinvarianten Ausdrücke<br />
funktionen für einige supraleitende <strong>und</strong> superfluide<br />
Systeme zusammengestellt.<br />
für den elektronischen Suprastrom Experimentelle Resultate sind im Fall der<br />
<br />
j s e ˆ h<br />
eKs <br />
2 rf e <br />
superfluiden Phasen des 3 He, lochdotierter<br />
c A …19† Kuprate <strong>und</strong> des Schwerfermionsupraleiters<br />
<strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> <strong>Suprafluidität</strong> 3: Tieftemperaturverhalten einiger paarkorrelierter Fermi-Systeme.<br />
Gröûe isotrop axial E 1g E 2u d x<br />
2<br />
y 2<br />
<br />
C B …T†<br />
D 2 0 7p 2 <br />
k B T 2 <br />
27z…3† k B T 1 <br />
27z…3† k<br />
C N …T†<br />
3Y 0 …T†<br />
p B T 1 <br />
27z…3† k B T 1<br />
pk B T 5 D 0 4p D 0 2p 3 D 0 p 2 D 0<br />
c B …T† Y 0 …T† p 2 <br />
k B T 2 <br />
p<br />
c N 3 D 0 2 ln 2 k 1 <br />
BT<br />
p ln 2 k 1 <br />
BT<br />
2ln2 k 1<br />
BT<br />
D 0<br />
3 D 0<br />
D 0<br />
dl Lk …T† 1<br />
l L …0† 2 Y p<br />
0…T† 2 <br />
k B T 2<br />
p 2 <br />
k B T 2 <br />
p ln…2† k<br />
p B T 1<br />
±<br />
2 D 0 8 D 0<br />
2 3 D 0<br />
dl L? …T† 1<br />
l L …0† 2 Y 7p<br />
0…T† 4 <br />
k B T 4 <br />
3p ln…2† k B T 1 <br />
p ln…2† k<br />
p B T 1 <br />
ln 2 k 1<br />
BT<br />
30 D 0 8 D 0 2 3 D 0<br />
D 0
235 Surfactant<br />
UPt 3 im Einklang mit der Annahme unkonventioneller<br />
Cooper-Paarung. Während die<br />
Annahme von p-Wellen-Triplett-Paarung in<br />
3<br />
He-A <strong>und</strong> -B zu einem weitgehend quantitativen<br />
Verständnis von Thermodynamik, Transport,<br />
Spindynamik <strong>und</strong> der kollektiven Moden<br />
geführt hat, lassen sich die lochdotierten Kuprate,<br />
zumindest bei optimaler Dotierung, qualitativ<br />
auf der Basis von Singulett-d x<br />
2<br />
y 2-Paarung<br />
verstehen. Eine mögliche Dotierungsabhängigkeit<br />
der Paarsymmetrie ist Gegenstand<br />
von gegenwärtigen Untersuchungen. Die Identifikation<br />
der Symmetrie des Ordnungsparameters<br />
in UPt 3 ist noch nicht endgültig gesichert,<br />
jedoch sind die E 1g - <strong>und</strong> E 2u -Zustände<br />
ernstzunehmende Kandidaten.<br />
Zusammenfassend sei festgestellt, daû man<br />
die Eigenschaften einer groûen Klasse paarkorrelierter<br />
Fermi-Systeme im Gleichgewicht<br />
<strong>und</strong> in Gegenwart äuûerer Felder im Rahmen<br />
einer erweiterten BCS-Theorie schwacher<br />
Kopplung verstehen kann. Das Postulat der<br />
Paarformation stellt hierbei den entscheidenden<br />
Aspekt der BCS-Theorie dar, unter dem sich<br />
die Phänomene der <strong>Supraleitung</strong> <strong>und</strong> der <strong>Suprafluidität</strong><br />
vereinheitlichen lassen, wenn auch<br />
der Mechanismus, der zur Bildung der Cooper-<br />
Paare führt, in den verschiedenen Klassen supraleitender<br />
Systeme unterschiedlich sein kann.<br />
Literatur:<br />
M. Tinkham, Introduction to Superconductivity,<br />
McGraw Hill, 1996;<br />
J.R. Waldram, Superconductivityof Metals and<br />
Cuprates, IOP Publishing Ltd, 1996;<br />
J.B. Ketterson <strong>und</strong> S.N. Song, Superconductivity,<br />
Cambridge University Press, 1999;<br />
P.G. deGennes, Superconductivityin Metals and<br />
Alloys, Perseus Books, 1999;<br />
D. Vollhardt <strong>und</strong> P. Wölfle, The Superfluid<br />
Phases of Helium 3, Taylor & Francis, 1990;<br />
T. Tsuneto, Superconductivityand Superfluidity,<br />
Cambridge University Press, 1998.<br />
Surface Acoustic Waves, SAW, akustische<br />
Oberflächenwellen, OFW, Moden elastischer<br />
Energie, die sich an der Oberfläche eines Festkörpers<br />
mit Schallgeschwindigkeit ausbreiten<br />
können. Dabei fallen sämtliche mit der Welle<br />
assoziierten Gröûen, wie z.B. die mechanische<br />
Auslenkung der Oberfläche auf eine von der<br />
genauen Struktur des Festkörpers abhängigen<br />
Art <strong>und</strong> Weise etwa exponentiell über eine<br />
Wellenlänge in die Tiefe des Körpers hinein ab.<br />
SAW wurden 1885 erstmals theoretisch von<br />
Lord % Rayleigh im Rahmen einer Arbeit über<br />
Erdbeben beschrieben. Hier haben SAW <strong>und</strong><br />
deren Theorie bis heute eine groûe Bedeutung.<br />
Technologisch werden SAW seit etwa 20 Jahren<br />
im Bereich der Hochfrequenzsignalverarbeitung<br />
eingesetzt. Dabei werden sie auf piezoelektrischen<br />
Substraten (% piezoelektrischer Effekt),<br />
meist %Einkristallen, mit in Planartechnologie<br />
hergestellten Schallwandlern (engl.<br />
transducer) angeregt. Auf piezoelektrischen<br />
Substraten wird die mechanische Welle über die<br />
Gitterdeformation von starken elektrischen<br />
Feldern <strong>und</strong> Potentialen begleitet. Dadurch ist<br />
eine effiziente Konversion eines hochfrequenten<br />
Signals (10 MHz±10 GHz) in eine SAW <strong>und</strong><br />
umgekehrt möglich. Auf Gr<strong>und</strong> der im Vergleich<br />
zur % Lichtgeschwindigkeit geringen<br />
% Schallgeschwindigkeit (ca. 3 km/s) bildet ein<br />
solches Bauelement eine akustische %Verzögerungsleitung<br />
mit einem charakteristischen Frequenzgang.<br />
Solche Bauteile werden in groûer<br />
Zahl als Hochfrequenzfilter (%Filter) im Mobilfunk,<br />
zur Frequenzselektion bei der Fernsehübertragung<br />
etc. eingesetzt. Besonderer<br />
Vorteil der SAW-Filter ist ihre Robustheit, die<br />
Reproduzierbarkeit <strong>und</strong> die Möglichkeit, den<br />
gewünschten Frequenzgang des Filters über<br />
relativ einfache Algorithmen aus der Fourier-<br />
Transformierten (% Fourier-Transformation)<br />
des Schallwandler-Layouts zu berechnen. Auch<br />
wesentlich komplexere Funktionen in der<br />
Hochfrequenz-Signalverarbeitung lassen sich<br />
mit Hilfe von SAW darstellen, die dann zum<br />
Beispiel für die Verschlüsselung von Daten oder<br />
für Identifikationszwecke (elektromagnetisches<br />
Analogon zum Strichcode) eingesetzt werden.<br />
Die Wechselwirkung akustischer Oberflächenwellen<br />
mit externen Randbedingungen, wie des<br />
Umgebungsgasdrucks, eines Massenbelags der<br />
Oberfläche, einer externen Verzerrung des<br />
Substrates, elektrischen Ladungen oder starken<br />
Magnetfeldern, kann zur Sensorik (%Sensoren)<br />
herangezogen werden. Dabei wird im allgemeinen<br />
die durch die Wechselwirkung verursachte<br />
kleine ¾nderung der Schallgeschwindigkeit der<br />
SAW als Meûgröûe verwendet. Auch funkabfragbare<br />
Sensorik mit SAW ist möglich, so<br />
daû eine direkte Kabelverbindung zwischen<br />
Sensor <strong>und</strong> Auswerteelektronik entfallen kann.<br />
In der Gr<strong>und</strong>lagenforschung werden SAWunter<br />
anderem zur Untersuchung der dynamischen<br />
Leitfähigkeit von Quantensystemen auf % Halbleitern<br />
eingesetzt. Auch hier wird die Wechselwirkung<br />
der SAW mit freien Ladungen<br />
(% Elektronen oder % Löcher) in Halbleiterquantenfilmen<br />
ausgenutzt. Auf Gr<strong>und</strong> der periodischen<br />
Deformation des Substrates durch<br />
eine SAW können diese auch in der %Optoelektronik<br />
eingesetzt werden. Hier werden dynamische<br />
optische % Gitter zur akustooptischen<br />
Modulation (% akustooptischer Filter) oder<br />
zum Schalten optischer Signale erzeugt. In<br />
jüngster Zeit werden durch die Kombination<br />
von SAW <strong>und</strong> auch optische Verzögerungsleitungen<br />
<strong>und</strong> Speicher für photonische Signale<br />
diskutiert.<br />
[AW1]<br />
Surface Enhanced Raman Scattering % SERS.<br />
Surfactant, übliche Bezeichnung im englischen<br />
Sprachraum für grenzflächenaktive Substan-
Surfen 236<br />
1/√χ 2<br />
h<br />
1/√χ ( α,β,γ )<br />
M H<br />
M H<br />
1/√χ 1<br />
Suszeptibilitätsellipsoid:<br />
Schnitt durch ein Suszeptibilitätsellipsoid<br />
in der H-M-Ebene<br />
für ein magnetisch anisotropes<br />
System.<br />
zen, die das Benetzungs- oder Kristallwachstumsverhalten<br />
an Grenzflächen verändern. Im<br />
deutschen Sprachgebrauch steht die Bezeichnung<br />
vor allem für Substanzen, die bei Epitaxieprozessen<br />
(%Ober- <strong>und</strong> Grenzflächenphysik,<br />
% Molekularstrahlepitaxie) den Ablauf<br />
des Aufwachsprozesses beeinflussen. So kann<br />
z.B. durch eine monoatomare Schicht von As<br />
oder Sb auf Si ein ebenes Aufwachsen dünner<br />
Ge-Schichten erreicht werden, die andernfalls<br />
als Inselchen in der sogenannten Stranski-<br />
Krastanow-Mode wachsen würden (%Stranski-Krastanow-Wachstum).<br />
Der Surfactant<br />
»schwimmt« dabei auf der Ge-Schicht <strong>und</strong> wird<br />
nicht in den Kristall eingebaut.<br />
Surfen, im Unterschied zum % Segeln eine<br />
Fortbewegungsart, bei der durch das Fehlen<br />
eines Schwertes die Wirkung der Quertriebskraft<br />
F Q nicht vernachlässigt werden kann.<br />
Surges, Spitzenprotuberanzen, aktive % Protuberanzen,<br />
die aus der % Chromosphäre herausgeschleudert<br />
werden (% Flares).<br />
Surveyor, sieben amerikanische Mondsonden<br />
der zweiten Generation, von denen fünf zwischen<br />
1966 <strong>und</strong> 1968 weich auf dem Erdtrabanten<br />
landeten <strong>und</strong> dabei zahlreiche Fernsehbilder<br />
<strong>und</strong> Informationen zur Erde funkten.<br />
Suspension, eine feine, jedoch nicht molekulare<br />
Verteilung eines festen Körpers in einer<br />
Flüssigkeit. Suspensionen sind wie %Emulsionen<br />
im Gegensatz zu Lösungen meist optisch<br />
trübe <strong>und</strong> neigen dazu, sich unter Wirkung der<br />
Schwerkraft in ihre Bestandteile zu zerlegen,<br />
was man durch Zentrifugieren beschleunigen<br />
kann. Im engeren Sinne beschränkt man den<br />
Begriff der Suspension auf Teilchengröûen von<br />
mehr als 10 5 cm. (%Kolloide)<br />
Suspensionspolymerisation, Polymerisationsverfahren<br />
(% Polymerisation), bei dem das<br />
% Monomer durch starkes Rühren in einer nicht<br />
mischbaren Flüssigkeit verteilt <strong>und</strong> das % Polymer<br />
in Perlenform gewonnen wird. Die Polymerperlen<br />
werden durch wasserlösliche Suspensionsstabilisatoren<br />
(z.B. Gelatine, Stärke)<br />
am Verkleben gehindert.<br />
Suspensionsreaktor, homogener Reaktor, bei<br />
dem der feste Brennstoff (Metall oder Oxid) in<br />
der Moderatorsubstanz zu einer Suspension<br />
aufgeschwemmt ist. Vorteil ist, daû die Spaltprodukte<br />
weitgehend in den festen Teilchen<br />
stecken blieben, Nachteil dagegen die zu erwartende<br />
Erosion.<br />
SUSY %Supersymmetrie.<br />
Suszeptanz, Blindleitwert, der Imaginärteil des<br />
komplexen Leitwertes Y: B ˆ Im Y ˆ Im(1/Z); Z<br />
ist der komplexe Wechselstromwiderstand<br />
(% komplexe Gröûen in der Elektrotechnik).<br />
Suszeptibilität, im allgemeinen Sinn eine materialspezifische<br />
Kenngröûe, die die Reaktion<br />
der Materie auf äuûere Felder beschreibt. Sie<br />
beschreibt die ¾nderung % extensiver Gröûen X,<br />
z.B. des % magnetischen Moments oder der<br />
% elektrischen Polarisation, unter dem Einfluû<br />
entsprechender % intensiver Gröûen Y wie<br />
% magnetischen Feldern B oder % elektrischen<br />
Feldern E,<br />
c X, Y ˆ qX<br />
qY ,<br />
<strong>und</strong> heiût entsprechend % magnetische Suszeptibilität<br />
oder % elektrische Suszeptibilität. Üblicherweise<br />
wird c auf das Volumen oder auf die<br />
Stoffmenge von 1 mol bezogen. Die Suszeptibilität<br />
hängt im allgemeinen stark von der Temperatur<br />
ab <strong>und</strong> ist bei magnetischen oder elektrischen<br />
Wechselfeldern abhängig von deren<br />
Wellenlänge (%komplexe Permeabilität,<br />
% komplexe Dielektrizitätskonstante, %Dispersion).<br />
(% verallgemeinerte Suszeptibilitäten)<br />
Suszeptibilitätsellipsoid, Ellipsoid zur graphischen<br />
Bestimmung der % magnetischen Suszeptibilität<br />
c in anisotropen Materialien<br />
(% Anisotropie, % magnetische Anisotropie) sowie<br />
analog der %elektrischen Suszeptibilität.<br />
Die Suszeptibilität ist kein Skalar, sondern ein<br />
% Tensor, so daû der Magnetisierungsvektor<br />
M ˆ m 0 cH (m 0 : absolute %Permeabilität) nichtlinear<br />
vom magnetischen Feldvektor H abhängt,<br />
d.h. die Magnetisierbarkeit durch die Richtungswinkel<br />
a, b, g von H bezüglich der Kristallachsen<br />
bestimmt ist. Man definiert deshalb<br />
auch die skalare Suszeptibilität c(a, b, g) mit<br />
Hilfe der Komponente M H ˆ M H=H (H ˆ<br />
jHj) von M in Richtung von H durch M H ˆ m 0<br />
c(a, b, g) H. Wählt man das Hauptachsensystem<br />
als Koordinatensystem (%Hauptachsentransformation),<br />
erhält man die Beziehung<br />
c…a, b, g† ˆc 1 cos 2 a ‡ c 2 cos 2 b ‡ c 3 cos 2 g,<br />
p<br />
die ein Ellipsoid mit den Hauptachsen 1= c 1,<br />
p p<br />
1= c 2 <strong>und</strong> 1= c3 beschreibt. c(a, b, g) ergibt<br />
p<br />
sich aus dem Radius r ˆ 1= c…a, b, g† , der in<br />
Richtung des Magnetfeldes H liegt (siehe Abb.).<br />
Der Magnetisierungsvektor M weist in Richtung<br />
des Nomalenvektors des Ellipsoids <strong>und</strong> hat den<br />
Betrag<br />
p<br />
c…a, b, g† jHj<br />
jMj ˆm0<br />
,<br />
h<br />
wobei h den Abstand der Tangentialebene zum<br />
Mittelpunkt bezeichnet.<br />
Sutherland-Modell, ein Molekülmodell für<br />
reale Gase, welches die Temperaturabhängigkeit<br />
der %Viskosität h(T) unter Berücksichtigung<br />
der Deformierbarkeit der Teilchen bei Zusammenstöûen<br />
sowie die zwischenmolekularen<br />
Wechselwirkungskräfte in einer halbempirischen<br />
Beziehung, der Sutherland-Gleichung, in<br />
einem p weiten Temperaturbereich erfaût: h ˆ<br />
B T =…1 ‡ C=T†, (B: Sutherland-Konstante, C:<br />
eine weitere stoffspezifische Konstante).<br />
SU(2), die niedrigste nichttriviale spezielle unitäre<br />
Gruppe (%SU(N)) <strong>und</strong> isomorph zur<br />
Gruppe der Drehungen in einem dreidimensionalen<br />
Raum. Ihre niedrigstdimensionale<br />
nichttriviale Darstellung ist durch die zweidimensionalen<br />
% Pauli-Matrizen s i gegeben,<br />
welche die zugehörige %Lie-Algebra su(2) aufgespannen.<br />
Die SU(2) bildet sowohl die %Isospin-<br />
<strong>und</strong> %Spin-Gruppe als auch (in Form der<br />
Untergruppe SU(2) U(1)) die Eichgruppe des
237 symbolische Dynamik<br />
% Glashow-Weinberg-Salam-Modells der elektroschwachen<br />
Wechselwirkung. (%Darstellung<br />
einer Gruppe)<br />
Sv, Einheitenzeichen für die abgeleitete SI-Einheit<br />
%Sievert der %¾quivalentdosis.<br />
Svedberg, The (Theodor), schwedischer Chemiker,<br />
*30.8.1884 Valbo (bei Gävle), ²26.2.1971<br />
Kopparberg (bei Örebro); 1912±49 Professor in<br />
Uppsala; bedeutende Forschungen über Sole,<br />
insbesondere über deren Teilchengröûen; konstruierte<br />
Ultrazentrifugen (erreichte mit einer<br />
1926 gebauten Zentrifuge eine Umdrehungszahl<br />
von 40 100 pro Minute) <strong>und</strong> führte mit diesen<br />
Untersuchungen über Kolloide sowie Proteintrennungen<br />
durch; bestimmte die %molekulare<br />
Masse zahlreicher makromolekularer Verbindungen<br />
<strong>und</strong> entwickelte elektrophoretische Methoden,<br />
unter anderem zur Trennung von Proteingemischen;<br />
entdeckte 1929 das Hämocyanin,<br />
das gröûte damals bekannte organische Molekül;<br />
auch Arbeiten zur Trennung <strong>und</strong> Herstellung<br />
von Radioisotopen; erhielt 1926 für seine Arbeiten<br />
über disperse Systeme den Nobelpreis für<br />
Chemie. Nach ihm ist die Svedberg-Einheit für<br />
den Sedimentationskoeffizienten benannt.<br />
Sverdrup, abgekürzt Sv, nach dem Ozeanographen<br />
H.U. Sverdrup benannte Einheit für<br />
den Wassertransport im Ozean. 1 Sv entspricht<br />
1´10 6 m 3 /s.<br />
Sverdrup-Gleichung, von dem Ozeanographen<br />
H.U. Sverdrup 1947 abgeleitete Gleichung zur<br />
Beschreibung der Bewegung von Wassermassen<br />
im Ozean. Sie beruht auf der Erhaltung der potentiellen<br />
% Vorticity. Berücksichtigt man nur<br />
die windinduzierte Oberflächen-Schubspannung<br />
sowie die Coriolis-Kraft <strong>und</strong> vernachlässigt<br />
die innere Reibung, so ist der totale meridionale<br />
Massentransport M proportional zur<br />
Rotation der Schubspannung:<br />
M ˆ 1<br />
b rot z…t=1 0 †,<br />
wobei t die Oberflächen-Schubspannung <strong>und</strong><br />
1 0 die Dichte ist. Der Proportionalitätsfaktor<br />
b ˆ qf/qy ist die Ableitung des Coriolis-Parameters<br />
f ˆ 2Wsinf nach der geographischen<br />
Breite. Die Sverdrup-Gleichung berücksichtigt<br />
neben dem Ekman-Transport (% Ekman-Spirale)<br />
auch den geostrophischen Massentranport,<br />
der durch konvergente oder divergente Ekman-<br />
Strömungen erzeugt wird. Sie beschreibt das<br />
Phänomen, daû die Oberflächenströme auf der<br />
Ostseite der Ozeane erst zum ¾quator <strong>und</strong> dann<br />
in Richtung Westen abgelenkt werden (% Meeresströmungen).<br />
Sverdrup-Regime, Teil des ozeanischen Strömungssystems,<br />
das durch die %Sverdrup-Gleichung<br />
beschrieben wird.<br />
Swan-Banden, hauptsächlich in den Spektren<br />
von Kohlenstoffsternen auftretende Banden des<br />
Kohlenstoffradikals C 2 .<br />
Swapfile, Auslagerungsdatei, virtueller Arbeitsspeicher<br />
auf der Festplatte eines Computers,<br />
in den Daten <strong>und</strong> Programmcode aus dem<br />
physikalischen Arbeitsspeicher (%RAM) ausgelagert<br />
werden. (% Speicherverwaltung)<br />
S-Wellen, Sek<strong>und</strong>ärwellen, in der %Seismologie<br />
übliche Bezeichnung für Scherungs- oder<br />
Transversalwellen, die im Vergleich zur Kompressionswelle<br />
später ankommt.<br />
s-Wellen-<strong>Supraleitung</strong>, in der % BCS-Theorie<br />
der einfachste Fall, in dem die % Paarwellenfunktion<br />
als Überlagerung ebener s-Wellen angenommen<br />
wird. Hierzu muû die Annahme<br />
gemacht werden, daû die attraktive Wechselwirkung<br />
translationsinvariant ist <strong>und</strong> nur vom<br />
Relativabstand der beiden Elektronen abhängt.<br />
Mit r als Relativkoordinate eines Cooper-Paares<br />
nimmt man den Lösungsansatz<br />
Y…r† ˆX<br />
A k e ikr :<br />
k<br />
Da diese Funktion symmetrisch ist, die Gesamtwellenfunktion<br />
für zwei Elektronen jedoch<br />
antisymmetrisch sein muû, folgt, daû sich die<br />
Elektronenspins bei s-Wellen-<strong>Supraleitung</strong><br />
gr<strong>und</strong>sätzlich in %Singulett-Paarung ausrichten.<br />
Bei komplizierterer Wechselwirkung<br />
können sich auch Cooper-Paare in % Triplett-<br />
Paarung ausbilden, die Ortswellenfunktion ist<br />
dann antisymmetrisch (p-Wellen) oder noch<br />
komplexer (d-Wellen in den % Schwerfermionsupraleitern).<br />
swelling, die swell effect, starke Ausdehnung<br />
eines Polymerstrangs während der Verarbeitung.<br />
%Polymere erleiden während der Verarbeitung<br />
im thermoplastischen oder geschmolzenen<br />
Zustand z.T. sehr starke <strong>und</strong> schnelle<br />
Verformungen, die im molekularen Bereich zu<br />
einer weitgehenden Parallelorientierung der<br />
Kettensegmente führt. Im flüssigen Zustand<br />
können sich die Kettenmoleküle nach der Verformung<br />
wieder verknäulen, was bei der Verarbeitung<br />
dazu führt, daû ein Polymerstrang,<br />
der das M<strong>und</strong>stück einer Spritzdüse verläût, auf<br />
das zwei- bis dreifache anschwillt. Dies ist für<br />
die Herstellung von künstlichen Fasern <strong>und</strong><br />
Plastik von groûer Bedeutung.<br />
Swing-by-Technik, Fly-by-Technik, Gravity-<br />
Assist-Technik, Flugführungsverfahren, bei dem<br />
ein Raumflugkörper auf seiner% Freiflugbahn<br />
so weit in die Nähe eines Himmelskörpers gelangt,<br />
daû dessen Gravitationswirkung <strong>und</strong><br />
Bahngeschwindigkeit zur gewollten Richtungsänderung<br />
sowie zur Vergröûerung oder Verringerung<br />
der Bahngeschwindigkeit des<br />
Raumflugkörpers relativ zur Sonne ausgenutzt<br />
werden kann.<br />
symbolische Dynamik, Beschreibung eines<br />
durch eine % iterierte Abbildung f gegebenen<br />
% dynamischen Systems mit Hilfe (unendlicher)<br />
Symbolfolgen, für die eine zeitliche Dynamik in<br />
Form einer Abbildungsvorschrift s im Symbolfolgenraum<br />
festgelegt wird. Ist die Zuordnung<br />
jedes Zustands x des dynamischen Systems<br />
(z.B. mittels einer geeigneten Partitionierung<br />
des Zustandsraums) zu einer Symbolfolge<br />
s durch einen Homöomorphismus gegeben,<br />
so sind das gegebene dynamische Systeme<br />
<strong>und</strong> seine symbolische Beschreibung topologisch<br />
konjugiert (z.B. das %Smalesche<br />
Hufeisen).<br />
Svedberg, The