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Aufgaben - Walther Meißner Institut - Bayerische Akademie der ...

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WALTHER–MEIßNER–INSTITUT 07. Januar 2014<br />

<strong>Bayerische</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

Lehrstuhl für Technische Physik E23, Technische Universität München<br />

Prof. Dr. Rudolf Gross, Dr. Stephan Geprägs<br />

Tel.: +49 (0)89 289 14201<br />

E-mail: rudolf.gross@wmi.badw.de, stephan.gepraegs@wmi.badw.de Probeklausur<br />

Probeklausur zur<br />

Physik <strong>der</strong> Kondensierten Materie I<br />

WS 2013/2014<br />

Aufgabe 1: Zweidimensionales Gitter<br />

Abbildung 1 zeigt eine fiktive zweidimensionale Kristallstruktur, die aus kugelförmigen Atomen<br />

mit Radius r A = 2, 00 Å und r B = r C = 0, 828 Å sowie den Atommassen m A = 40 u, m B = 12 u<br />

und m C = 14 u aufgebaut ist (atomare Masseneinheit u = 1, 660 538 782(83) × 10 −27 kg).<br />

C<br />

A<br />

B<br />

Abbildung 1: Fiktive zweidimensionale Kristallstruktur.<br />

1.1 Welches Punktgitter beschreibt die Translationssymmetrie des abgebildeten Gitters vollständig?<br />

Geben sie zwei mögliche primitive Gitterzellen mit den zugehörigen Basisvektoren an. Berechnen<br />

Sie die Fläche <strong>der</strong> primitiven Gitterzelle.<br />

1.2 Geben Sie die chemische Formel und die Flächendichte in g/cm 2 des abgebildeten Materialsystems<br />

an.<br />

1.3 Die Atome <strong>der</strong> primitiven Gitterzelle bilden die Basis <strong>der</strong> Kristallstruktur. Wählen Sie eine<br />

Basis mit möglichst hoher Symmetrie aus und geben Sie die Koordinaten <strong>der</strong> Basisatome an.<br />

1.4 Welche Symmetrieeigenschaften haben Punktgitter und Basis. In welchen Symmetrien stimmen<br />

das Punktgitter und die Basis überein? Wie würde sich dies än<strong>der</strong>n, wenn die beiden Atome<br />

B und C identisch wären?<br />

1.5 Beschreiben Sie, wie man die Wigner-Seitz-Zelle erhält, und skizzieren Sie diese für das vorliegende<br />

Gitter.<br />

1


Aufgabe 2: Rechtwinkliges Gitter und Überstrukturen<br />

2.1 Skizzieren Sie ein ebenes, rechtwinkliges Gitter mit Gitterkonstanten a > b, das dazugehörige<br />

reziproke Gitter sowie die Wigner-Seitz-Zelle und die erste Brillouin-Zone.<br />

2.2 Wir nehmen nun an, dass die Atome des Gitters aus Aufgabe 2.1 magnetisch sind, also einen<br />

Spin tragen. Zeichnen Sie die neue Wigner-Seitz-Zelle und die dazugehörige 1. Brillouin-Zone,<br />

wenn benachbarte Spins antiparallel stehen, also antiferromagnetisch geordnet sind. In welchen<br />

Verhältnissen stehen die jeweiligen Gitterkonstanten und Zellflächen?<br />

Aufgabe 3: Kubisch-flächenzentriertes Gitter<br />

3.1 Geben Sie drei Vektoren an, die im Ortsraum die primitive Elementarzelle des kubischflächenzentrierten<br />

Gitters aufspannen.<br />

3.2 Berechnen Sie die Vektoren <strong>der</strong> primitiven Elementarzelle des reziproken Gitters für das<br />

kubisch-flächenzentrierte Gitter.<br />

3.3 Zeigen Sie, dass das reziproke Gitter kubische Symmetrie besitzt.<br />

Aufgabe 4: Strukturanalyse – Laue- und Debye-Scherrer-Verfahren<br />

Betrachten Sie die beiden Laue-Aufnahmen in Abbildung 2.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 2: Laue-Aufnahmen von zwei Kristallen mit<br />

unterschiedlicher Kristallstruktur.<br />

4.1 Um welche Kristallstrukturen handelt es sich? Sind die eindeutige Aussagen über die Kristallstruktur<br />

möglich? Welche Größe muss man neben <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> Punkte auswerten, um den Typ<br />

das Bravais-Gitters o<strong>der</strong> die Atompositionen zu bestimmen?<br />

4.2 Wie muss das Röntgen-Spektrum für eine Laue- bzw. eine Debye-Scherrer-Aufnahme beschaffen<br />

sein?<br />

4.3 Skizzieren Sie das Debye-Scherrer-Beugungsbild, das man mit einem ebenen Flächendetektor<br />

aufnimmt, <strong>der</strong> senkrecht zum Röntgen-Strahl steht wie in Abbildung 3 gezeigt ist.<br />

4.4 Berechnen Sie die relativen Durchmesser von mindestens vier Debye-Scherrer-Ringen für ein<br />

Pulver aus einfach kubischen Kristallen und erläutern Sie, von welchen Netzebenen die Ringe<br />

kommen.<br />

2


Röntgenstrahl<br />

Pulverprobe<br />

Flächendetektor<br />

Abbildung 3: Schematische Darstellung <strong>der</strong> experimentellen Anordnung<br />

in einem Debye-Scherrer-Experiment.<br />

Aufgabe 5: Strukturanalyse – Strukturfaktor<br />

5.1 Berechnen Sie den Strukturfaktor für einen kubisch-raumzentrierten Kristall. Gehen Sie dabei<br />

vom allgemeinen Ausdruck S G = ∑ j f j e −ıG·r j<br />

für den Strukturfaktor aus, wobei G = hb 1 + kb 2 +<br />

lb 3 ein reziproker Gittervektor und r j die Positionen und f j die Atomformfaktoren <strong>der</strong> Basisatome<br />

sind.<br />

5.2 Begründen Sie, warum <strong>der</strong> (100)-Röntgen-Reflex verschwindet.<br />

Aufgabe 6: Bindungstypen<br />

Welche Bindungstypen dominieren in den festen Phasen folgen<strong>der</strong> Materialien: Argon, Magnesium,<br />

Diamant, Kupfer, Graphit, Silizium, Kaliumbromid, Polyethylen ([−H 2 C − CH 2 −] n ), Quarz?<br />

Aufgabe 7: Gitterschwingungen<br />

7.1 Skizzieren Sie die Dispersionsrelation ω(q) für eine einatomige Kette. Vergessen Sie nicht, die<br />

Achsen vollständig zu beschriften.<br />

7.2 Geben Sie den funktionalen Zusammenhang für ω(q) an, wenn es nur Wechselwirkung zwischen<br />

nächsten Nachbarn gibt. Welche Größen kann man aus <strong>der</strong> Dispersion im langwelligen<br />

Limes ableiten?<br />

7.3 Welche Schwingungen gibt es bei einer eindimensionalen Kette aus zwei verschiedenen Atomen?<br />

Skizzieren Sie die Dispersionsrelation ω(q).<br />

7.4 Diskutieren Sie qualitativ, wie die Zustandsdichte D(ω) <strong>der</strong> Phononen pro Frequenzintervall<br />

mit <strong>der</strong> Zustandsdichte Z(q) = L/2π im q-Raum zusammenhängt? Hierbei ist L die Länge <strong>der</strong><br />

eindimensionalen Atomkette.<br />

7.5 Skizzieren Sie die Zustandsdichte für die zweiatomige Kette aus Aufgabe 7.3 und beschreiben<br />

Sie qualitativ, wo und warum in <strong>der</strong> Zustandsdichte Maxima/Divergenzen auftreten und wo<br />

nicht.<br />

Aufgabe 8: Spezifische Wärme<br />

Wir untersuchen die Wärmekapazität eines Silizium-Einkistalls mit einer Gesamtmasse von M =<br />

1 kg. Angaben: Dichte von Silizium ρ = 2, 336 g/cm 3 , Gitterkonstante (kubisch) a = 0, 543 nm,<br />

Debye-Temperatur Θ D = 645 K, Boltzmann-Konstante k B = 1.3806488(13) × 10 −23 J/K.<br />

3


8.1 Diskutieren Sie qualitativ das experimentelle Messverfahren, das Sie zur Messung <strong>der</strong> Wärmekapazität<br />

verwenden würden. Was müssen Sie beachten, wenn Sie die Wärmekapazität möglichst<br />

genau messen wollen?<br />

8.2 Sie messen bei Raumtemperatur eine Wärmekapazität bei konstantem Druck von C p =<br />

703 J/K. Bestimmen Sie daraus die spezifische Wärmekapazität c p pro Masseneinheit (Einheit:<br />

J/K·kg) und Volumeneinheit (Einheit: J/K·m 3 ).<br />

8.3 Welche Wärmekapazität würden Sie für Si klassisch erwarten. Vergleichen Sie diesen theoretisch<br />

erwarteten Wert mit dem Messwert (C p = 703 J/K) und diskutieren Sie eventuelle Abweichungen.<br />

Aufgabe 9: Wärmeleitung bei tiefen Temperaturen<br />

Wir betrachten drei 1 cm lange Zylin<strong>der</strong> aus Silizium, Quarzglas und Kupfer, die an einem Ende<br />

an eine Wärmesenke <strong>der</strong> Temperatur T 0 = 10 K angekoppelt sind (diese Temperatur ist wesentlich<br />

kleiner als die Debye-Temperaturen <strong>der</strong> Materialien). Das an<strong>der</strong>e Ende wird mit einer Heizleistung<br />

von ˙Q = 0, 1 mW geheizt, wodurch eine Temperaturdifferenz von ∆T = 100 mK zwischen<br />

den beiden Probenenden auftritt. Die Wärmeleitfähigkeiten <strong>der</strong> drei Materialien betragen<br />

bei T 0 = 10 K κ Si = 10 W/cm K, κ Quarz = 1, 5 × 10 −3 W/cm K und κ Cu = 4 W/cm K. Benutzen Sie<br />

die Tatsache, dass bei tiefen Temperaturen die Wärmeleitung von Isolatoren bzw. Metallen jeweils<br />

durch die Phononen bzw. Elektronen dominiert wird. Verwenden Sie ferner den allgemeinen Ausdruck<br />

κ = 1 3 c Vvl = 1 3 c Vv 2 τ für die Wärmeleitfähigkeit, wobei c V die auf das Volumen bezogene<br />

spezifische Wärmekapazität, v die Schall- (Phononen) bzw. Fermi-Geschwindigkeit (Elektronen),<br />

l = vτ die mittlere freie Weglänge und τ die mittlere Streuzeit <strong>der</strong> Phononen bzw. Elektronen ist.<br />

9.1 Welche Querschnittsflächen A besitzen die Zylin<strong>der</strong>?<br />

9.2 Die Heizleistung wird um den Faktor 10 erhöht. Wir messen, dass in den drei Proben die<br />

Temperaturdifferenz jetzt nicht mehr wie im Fall kleiner Heizleistung gleich ist. In welcher Probe<br />

ist <strong>der</strong> Temperaturgradient am größten, in welcher am kleinsten?<br />

9.3 Die Temperatur wird von 10 K auf 300 mK erniedrigt. Diskutieren Sie qualitativ, welche Heizleistung<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist, um eine Temperaturdifferenz von 1 mK zu erzeugen?<br />

Aufgabe 10: Fermi-Flächen und Brillouin-Zonen<br />

Wir betrachten ein zweidimensionales quadratisches Gitter mit Gitterkonstante a = 2, 5 Å, auf<br />

dem gleichartige Atome mit jeweils 3 Valenzelektronen angeordnet sind. Angaben: Elektronenmasse<br />

m = 9, 109 382 91(40) × 10 −31 kg, Elementarladung e = 1.602 176 565(35) × 10 −19 C.<br />

10.1 Konstruieren Sie die ersten 3 Brillouin-Zonen.<br />

10.2 Wie groß ist <strong>der</strong> Fermi-Wellenvektor k F und die Fermi-Energie E F für dieses zweidimensionale<br />

System, wenn wir von einer freien Bewegung <strong>der</strong> Elektronen in <strong>der</strong> Ebene ausgehen? Berücksichtigen<br />

Sie die Spin-Entartung.<br />

10.3 Wie än<strong>der</strong>n sich <strong>der</strong> Fermi-Wellenvektor und die Fermi-Energie, wenn wir den Abstand <strong>der</strong><br />

Atome verdoppeln würden?<br />

4

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