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4 Enzyme - Biochemie - Nachhilfe

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00_biochemie.book Seite 64 Freitag, 15. August 2003 6:47 06<br />

4 <strong>Enzyme</strong><br />

4.1 Grundlagen der Enzymchemie<br />

<br />

☺ ☹<br />

<br />

☺ ☹<br />

?<br />

?<br />

Frage: Was sind <strong>Enzyme</strong> und wieso brauchen wir sie?<br />

Antwort: <strong>Enzyme</strong> sind Proteine mit einem Molekulargewicht von<br />

>10.000 Dalton. Ihre Funktion als biologische Katalysatoren besteht darin,<br />

chemische Reaktionen im Organismus zu beschleunigen ohne Einfluss<br />

auf das chemische Gleichgewicht zu nehmen. Dies geschieht durch<br />

Erniedrigung der für die Reaktion benötigten Aktivierungsenergie.<br />

Der Mechanismus läuft folgendermaßen ab: Stoffe, die ein Enzym umsetzt,<br />

werden als Substrate bezeichnet. Das Enzym reagiert mit einem<br />

entsprechenden Substrat zum Enzym-Substrat-Komplex (E+S ES).<br />

Anschließend wird die katalysierte Reaktion ausgelöst (ES EP). Das<br />

Produkt wird abgestoßen (EP E+P) und das unveränderte Enzym<br />

kann erneut Substrat binden.<br />

Alternativ könnte man die Herabsetzung der Aktivierungsenergie nur<br />

durch eine massive Temperaturerhöhung erreichen. Dies wäre jedoch<br />

nicht lange mit dem Leben vereinbar.<br />

In unserem Organismus kommen verschiedenste <strong>Enzyme</strong> zum Einsatz:<br />

Die Bandbreite reicht von relativ unspezifischen (z.B. Peptidasen) bis<br />

hin zu hochspezifischen <strong>Enzyme</strong>n (z.B. Aspartase).<br />

Frage: In welche Klassen lassen sich <strong>Enzyme</strong> am sinnvollsten einteilen?<br />

Antwort: <strong>Enzyme</strong> werden entsprechend ihrer Funktion in 6 Hauptklassen<br />

eingeteilt:


00_biochemie.book Seite 65 Freitag, 15. August 2003 6:47 06<br />

4.1 Grundlagen der Enzymchemie 65<br />

Enzymklasse Funktion Beispiele<br />

Hydrolasen Hydrolytische Abspaltungen Peptidasen, Proteasen<br />

Isomerasen Umwandlung von Isomeren UDP-Galaktose-4-<br />

Epimerase<br />

Ligasen Verknüpfung von Bindungen Pyruvatcarboxylase<br />

Lyasen<br />

Nicht-hydrolytische Abspaltung<br />

Oxidoreduktasen<br />

Transferasen<br />

Reduzierte Form oxidierte<br />

Form<br />

Übertragung von funktionellen<br />

Gruppen<br />

Aldolase<br />

Lactatdehydrogenase<br />

(LDH)<br />

Phosphorylase, Hexokinase<br />

Tab. 4.1:<br />

Enzymklassen<br />

Frage: Erläutern Sie bitte den Begriff Enzymkinetik!<br />

Antwort: Enzymkinetik beschreibt die Substrat- und Produktkonzentration<br />

während einer enzymatisch katalysierten Reaktion in Abhängigkeit<br />

von der Zeit. Dadurch lassen sich verschiedene Enzymaktivitäten<br />

miteinander vergleichen.<br />

Frage: Zu welchen entscheidenden Erkenntnissen gelangten die<br />

Forscher Michaelis und Menten in dieser Richtung? Was können Sie<br />

mir zu Lineweaver und Burk berichten? Verdeutlichen Sie Ihre Ausführungen<br />

anhand einer Skizze!<br />

? <br />

☺ ☹<br />

? <br />

☺ ☹<br />

Reaktionsgeschwindigkeit<br />

des Enzyms<br />

V max<br />

MICHAELIS-MENTEN<br />

3<br />

1<br />

Reaktionsgeschwindigkeit<br />

des Enzyms<br />

LINEWEAVER-BURK<br />

1<br />

2<br />

V max<br />

2<br />

1<br />

V max<br />

3<br />

1<br />

Km<br />

Substratkonzentration<br />

1<br />

1<br />

Km<br />

2<br />

1<br />

Substratkonzentration<br />

Abb. 4.1:<br />

Michaelis-Menten und Lineweaver-Burk


00_biochemie.book Seite 66 Freitag, 15. August 2003 6:47 06<br />

66<br />

4 <strong>Enzyme</strong><br />

!<br />

Antwort: Die Michaelis-Menten-Gleichung beschreibt die Veränderungen<br />

der Reaktionsgeschwindigkeit eines Enzyms mit zunehmender<br />

Substratkonzentration.<br />

Zur Abbildung: Am Punkt ist die Konzentration des Substrates geringer<br />

als die des Enzyms. Hier existieren noch relativ wenig Enzym-<br />

Substrat-Komplexe, die Reaktionsgeschwindigkeit ist entsprechend gering.<br />

Bei Punkt liegt die Hälfte der Enzymmoleküle in gebundener<br />

Form vor. Ein Zustand, bei dem das Enzym mit halber Maximalgeschwindigkeit<br />

arbeitet. Die Substratkonzentration an dieser Stelle wird<br />

als Michaeliskonstante K m bezeichnet. Sie ist ein Maß für die Affinität<br />

des Enzyms zum Substrat. Ist der Wert klein, so ist die Affinität groß<br />

und umgekehrt. Am Punkt sind alle Enzymmoleküle mit Substrat<br />

gesättigt, die Maximalgeschwindigkeit ist erreicht. V max ist demnach ein<br />

Maß für die Arbeitskapazität des Enzyms. Lineweaver und Burk verarbeiteten<br />

diese Erkenntnisse in ihrer Darstellung. Durch doppelt reziproke<br />

Auftragung der Michaelis-Menten-Gleichung, erreichten sie eine<br />

genauere Ablesemöglichkeit von V max und K m (Schnittpunkte statt Annäherungen!).<br />

Merke:<br />

1. Die Reaktion darf nur von einem Reaktionspartner abhängig<br />

sein.<br />

2. Der geschwindigkeitsbestimmende Schritt ist ES E+P.<br />

3. V max ist nur dann möglich, wenn alle Enzymmoleküle vom Substrat<br />

besetzt sind.<br />

4. In vivo gibt es keine <strong>Enzyme</strong>, die im Sättigungsbereich arbeiten.<br />

Ausnahme: Die Glukokinase nach Nahrungsaufnahme!<br />

<br />

☺ ☹<br />

?<br />

4.2 Regulationsmechanismen<br />

Frage: Besitzt unser Organismus Möglichkeiten zur kontrollierten<br />

Enzymregulation?<br />

Antwort: Unser Organismus besitzt eine Vielzahl an Möglichkeiten,<br />

die Enzymaktivität zu beeinflussen. Neben der Enzyminduktion, d.h.<br />

der gezielten Synthese von <strong>Enzyme</strong>n, findet man dabei hauptsächlich<br />

folgende Mechanismen:<br />

• Regulation durch Rückkopplung (enzymatische Selbstregulation):<br />

Hier hat ein Stoffwechselendprodukt direkten Einfluss auf ein Enzym<br />

seines eigenen Syntheseweges. Kommt es zu einer Hemmung<br />

liegt eine negative Rückkopplung vor. Stimuliert es seine Produktion<br />

spricht man von positiver Rückkopplung.


00_biochemie.book Seite 67 Freitag, 15. August 2003 6:47 06<br />

4.2 Regulationsmechanismen 67<br />

• Allosterische Regulation: Allosterische Effektoren binden an die regulatorische<br />

Untereinheit eines oligomeren Enzyms. Dies führt zu<br />

einer Konformationsänderung der katalytischen Untereinheit und<br />

somit zu einer Verbesserung (Aktivator) oder Verschlechterung (Inhibitor)<br />

der Substratbindung.<br />

• Interkonversion: Hierbei findet eine ein- oder ausschaltende chemische<br />

Veränderung des Enzyms statt. Die häufigste Interkonversion<br />

erfolgt durch Phosphorylierung der OH-Gruppen vereinzelter Serin-<br />

und Threoninreste. Je nachdem um welches Enzym es sich handelt,<br />

führt dies zu einer Aktivierung oder Inaktivierung.<br />

• Limitierte Proteolyse: <strong>Enzyme</strong> werden häufig in Form von inaktiven<br />

Vorstufen (Zymogenen) synthetisiert. Diese werden erst durch die<br />

proteolytische Abspaltung bestimmter Kettenreste in ihre aktive<br />

Form überführt. Ein wichtiges Beispiel hierfür bilden die Verdauungsenzyme<br />

Trypsin und Elastin. Sie werden im Pankreas produziert<br />

(Trypsinogen, Proelastase), aber erst im Duodenum aktiviert. Das<br />

verhindert eine Verdauung der Pankreasgänge.<br />

Frage: Was verstehen Sie unter kompetitiver Hemmung? Erläutern<br />

Sie den Reaktionsverlauf und gehen Sie auf die wichtigsten Unterschiede<br />

zur nicht-kompetitiven Hemmung ein!<br />

* Phosphoryliert wird<br />

durch eine Proteinkinase<br />

(ATP-Verbrauch), dephosphoryliert<br />

durch eine<br />

Proteinphosphatase.<br />

? <br />

☺ ☹<br />

Antwort: Die kompetitive Hemmung findet man hauptsächlich bei monomeren<br />

<strong>Enzyme</strong>n. Hier konkurriert das Substrat mit einem strukturähnlichen,<br />

aber nicht umsetzbaren Inhibitor um das aktive Zentrum<br />

des Enzyms. Daher ist die Umsatzmenge einer kompetitiv gehemmten<br />

enzymatischen Reaktion abhängig von der Konzentration beider Substanzen:<br />

Ist die Konzentration oder Enzymaffinität des Inhibitors im<br />

Vergleich zum Substrat sehr hoch, so wird entsprechend weniger Produkt<br />

gebildet als bei umgekehrten Voraussetzungen.<br />

* Das sog. Induced-fit-<br />

Modell beschreibt die<br />

Bindung des Substrats<br />

im aktiven Zentrum des<br />

Enzyms und die daran<br />

gekoppelte Veränderung<br />

der räumlichen<br />

Struktur beider Moleküle!<br />

MICHAELIS-MENTEN<br />

LINEWEAVER-BURK<br />

Reaktionsgeschwindigkeit<br />

des Enzyms<br />

1<br />

2<br />

V max<br />

V max<br />

normal<br />

gehemmt<br />

Die Affinität des Enzyms<br />

zum Substrat sinkt!<br />

Der steigende Km-Wert (z.B. von 2 auf 3)<br />

führt in dieser Abbildung dazu, dass 1/Km<br />

weniger negativ wird (z.B. von – 1 / 2 auf – 1 / 3 ).<br />

1<br />

Reaktionsgeschwindigkeit<br />

des Enzyms<br />

gehemmt<br />

1<br />

V max<br />

normal<br />

Km<br />

Km<br />

gehemmt<br />

Substratkonzentration<br />

1<br />

Km<br />

1<br />

Km<br />

gehemmt<br />

1<br />

Substratkonzentration<br />

Abb. 4.2:<br />

Kompetitive Hemmung


00_biochemie.book Seite 68 Freitag, 15. August 2003 6:47 06<br />

68<br />

4 <strong>Enzyme</strong><br />

!<br />

Die nicht-kompetitive Hemmung betrifft <strong>Enzyme</strong>, welche neben dem<br />

aktiven Zentrum noch ein weiteres, allosterisches Zentrum besitzen.<br />

An dieses können nun, unabhängig davon, ob bereits Substrat am aktiven<br />

Zentrum gebunden ist, reversible Bindungen von Inhibitoren erfolgen.<br />

Die Affinität vom Enzym zum Substrat bleibt dabei unverändert.<br />

Durch die Hemmung der Reaktion ES EP wird jedoch die maximale<br />

Reaktionsgeschwindigkeit negativ beeinflusst.<br />

Merke: Kompetitive Hemmung: Maximalgeschwindigkeit bleibt<br />

gleich, K m -Wert steigt! Nicht-kompetitive Hemmung: Maximalgeschwindigkeit<br />

sinkt, K m -Wert bleibt gleich!<br />

MICHAELIS-MENTEN<br />

LINEWEAVER-BURK<br />

Reaktionsgeschwindigkeit<br />

des Enzyms<br />

V max<br />

V max<br />

gehemmt<br />

1<br />

2<br />

V max<br />

Km<br />

normal<br />

gehemmt<br />

Die Arbeitskapazität<br />

des Enzyms sinkt!<br />

Substratkonzentration<br />

1<br />

Reaktionsgeschwindigkeit<br />

des Enzyms<br />

1<br />

V max<br />

gehemmt<br />

1<br />

Km<br />

Vorsicht! Der REZIPROKE Wert<br />

der maximalen Geschwindigkeit<br />

wird größer. Natürlich nimmt<br />

auch in dieser Darstellung V max<br />

unter Hemmung ab!<br />

Bei sinkendem V max (z.B. von<br />

3 auf 2) wird 1/V max größer<br />

(z.B. von 1 / 3 auf 1 / 2 ).<br />

gehemmt<br />

1<br />

V max<br />

normal<br />

1<br />

Substratkonzentration<br />

Abb. 4.3:<br />

Nicht-kompetitive Hemmung<br />

<br />

☺ ☹<br />

?<br />

Frage: Sie sprachen soeben von Allosterie. Erläutern Sie anhand einer<br />

Skizze die Reaktionsverschiebungen durch Effektoren, die an<br />

das allosterische Zentrum eines Enzyms anlagern!<br />

T Der V-Typ wird<br />

manchmal auch als<br />

M-Typ bezeichnet.<br />

Antwort: Die sinnvollste Einteilung der Effekte, die Aktivatoren oder<br />

Inhibitoren am allosterischen Zentrum von <strong>Enzyme</strong>n auslösen können,<br />

erhält man bei der Betrachtung von sog. K-Typ- und V-Typ-Effektoren.<br />

Dabei bezieht sich die Wirkung des K-Typs auf die Affinität des Enzyms<br />

zum Substrat (K m ). Der V-Typ hingegen beeinflusst die maximale Reaktionsgeschwindigkeit.


00_biochemie.book Seite 69 Freitag, 15. August 2003 6:47 06<br />

4.2 Regulationsmechanismen 69<br />

Reaktionsgeschwindigkeit<br />

des Enzyms<br />

K-TYP<br />

Reaktionsgeschwindigkeit<br />

des Enzyms<br />

V-TYP<br />

1<br />

2<br />

V max<br />

Aktivierung<br />

Zunehmende<br />

Affinität<br />

V max<br />

Hemmung<br />

Abnehmende<br />

Affinität<br />

V max<br />

Aktivierung<br />

Zunehmende<br />

Arbeitskapazität<br />

2 V max<br />

Hemmung Abnehmende<br />

1<br />

2<br />

V max<br />

Arbeitskapazität<br />

Km Km Km Substratkonzentration<br />

ohne<br />

aktiviert<br />

gehemmt<br />

allosterische<br />

Regulation<br />

Substratkonzentration<br />

Abb. 4.4:<br />

Allosterische Regulation vom K- und V-Typ<br />

Zur Verdeutlichung dient das Beispiel der allosterischen Regulation einer<br />

Endprodukthemmung: Hierbei entsteht mit dem Endprodukt (P)<br />

ein spezifischer Hemmstoff, der an das allosterische Zentrum des Enzyms<br />

ankoppelt. Sinnbildlich ragt er mit seiner „Spitze“ in das aktive<br />

Zentrum hinein und verhindert so über den Stopp einer weiteren Substratanlagerung<br />

die Umsetzung zu noch mehr Produkt. Die Endprodukthemmung<br />

sorgt also für eine gewisse Konstanz der Endproduktkonzentration.<br />

Wird nun aufgrund einer außergewöhnlichen Situation<br />

doch mehr Produkt benötigt, kann die Hemmung durch Ausschüttung<br />

einer nicht-hemmenden Konkurrenzsubstanz aufgehoben werden.<br />

Diese koppelt ebenfalls an das allosterische Zentrum des Enzyms und<br />

behindert damit die Anlagerung des Endproduktes. Sie blockiert allerdings,<br />

aufgrund der „fehlenden Spitze“, nicht das aktive Zentrum, wodurch<br />

nun wieder eine Katalyse der zuvor inhibierten Reaktion möglich<br />

ist.<br />

1.<br />

Enzym<br />

S<br />

Substrat<br />

wird umgesetzt zu<br />

P<br />

Produkt<br />

2. P<br />

Das Produkt bindet an ein<br />

P<br />

allosterisches Zentrum des<br />

Enzyms und ragt mit seiner<br />

Spitze in das aktive Zentrum!<br />

S<br />

Daraus folgt: kein<br />

weiterer Substratumsatz.<br />

3.<br />

Bei großem Bedarf an Produkt,<br />

kann ein weiterer, produktähnlicher<br />

Stoff das Produkt vom Enzym verdrängen!<br />

S<br />

Da dieser Stoff nicht bis in<br />

das aktive Zentrum reicht,<br />

wird wieder Substrat zu<br />

Produkt umgesetzt!<br />

P<br />

Produkt<br />

Abb. 4.5:<br />

Endprodukthemmung


00_biochemie.book Seite 70 Freitag, 15. August 2003 6:47 06<br />

70<br />

<br />

☺ ☹<br />

?<br />

4 <strong>Enzyme</strong><br />

Frage: Nun kommt es aber auch in Abwesenheit von Aktivatoren<br />

und Inhibitoren zu einem sigmoiden Kurvenverlauf allosterischer<br />

Enzymreaktionen. Wie erklären Sie sich das?<br />

Antwort: Der sigmoide Kurvenverlauf findet seinen Ursprung in der<br />

positiven Kooperativität. Hier führt die Bindung von Substrat an eine<br />

Enzymuntereinheit zur Veränderung der Konformation einer benachbarten<br />

Untereinheit. Dadurch kommt es zur Freigabe einer vorher versteckten<br />

Substratbindungsstelle. Man sagt, die Untereinheiten gehen<br />

von der t(tense)-Form in die r(relaxed)-Form über. Die Affinität des<br />

Enzyms zum Substrat wird also mit zunehmender Substratbindung größer.<br />

„versteckte“ Bindungsstelle<br />

„freigelegte“ Bindungsstelle<br />

4 5<br />

3<br />

2<br />

1<br />

O 2 -Bindungskurve<br />

1 freie Bindungsstelle<br />

für Sauerstoff O 2<br />

relaxed<br />

1<br />

2 form 3<br />

4<br />

5<br />

+ O 2<br />

+ O 2 O 2 + O 2 O 2 + O 2 O 2 O 2<br />

– O 2<br />

– O 2 O 2 – O 2 O 2 O 2 – O 2 O 2 O 2<br />

Die anderen 3 sind<br />

noch „versteckt“.<br />

Durch Anlagerung von Sauerstoff wird<br />

in der Nachbar-Untereinheit<br />

das aktive Zentrum freigelegt …<br />

… bis alle Untereinheiten<br />

mit Sauerstoff<br />

belegt sind!<br />

Abb. 4.6:<br />

Positive Kooperativität am Beispiel des Hämoglobins<br />

<br />

☺ ☹<br />

?<br />

4.3 Enzymdiagnostik<br />

Frage: Erklären Sie den Begriff Isoenzyme! Gehen Sie auch auf ihre<br />

Bedeutung in der Enzymdiagnostik ein!<br />

Antwort: Isoenzyme katalysieren trotz unterschiedlicher Aminosäuresequenz<br />

die gleichen Reaktionen. Ihr Aufbau und die diagnostische Bedeutung<br />

wird am ehesten am Beispiel der Lactatdehydrogenase (LDH)<br />

deutlich: Die LDH ist ein Enzym aus 4 Untereinheiten. Jede dieser Untereinheiten<br />

ist entweder eine A- oder B-Polypeptidkette. Kombiniert<br />

man diese miteinander, ergeben sich 5 verschiedene Isoenzyme der<br />

LDH. Sie sind organspezifisch und geben somit beim Auftreten im Serum<br />

einen Hinweis auf entsprechende Zellschäden im für sie typischen<br />

Gewebe.


01_Biochem_umb.fm Seite 71 Montag, 1. September 2003 10:39 10<br />

4.3 Enzymdiagnostik 71<br />

Isoenzym<br />

Kombination der<br />

Untereinheiten<br />

Vorkommen<br />

LDH-1 BBBB v.a. Herz (gering: Erythrozyten, Niere)<br />

LDH-2 BBBA Herz, Erythrozyten, Niere<br />

LDH-3 BBAA Granulozyten, Lunge, Gehirn<br />

LDH-4 BAAA Leber, Skelettmuskel, Lunge, Milz<br />

LDH-5 AAAA Leber, Skelettmuskel<br />

Tab. 4.2:<br />

Isoenzyme der LDH<br />

Frage: Worauf beruht das Auftreten der <strong>Enzyme</strong> im Serum und welche<br />

weiteren „Organschaden-Marker“ kennen Sie? Wie sieht die Serum-Enzymaktivität<br />

eines Herzinfarkt-Patienten aus?<br />

? <br />

☺ ☹<br />

Antwort: Zellenzyme kommen normalerweise gar nicht oder in nur<br />

sehr geringen Mengen im Serum vor. Organschäden gehen allerdings<br />

häufig mit Permeabilitätsstörungen der Zellmembran einher. Infolgedessen<br />

können entsprechend ansässige <strong>Enzyme</strong> in das Serum übertreten<br />

und dort vergleichsweise hohe Konzentrationen erreichen. Je nach<br />

Spezifität des Enzyms für ein Organ kann man dann Rückschlüsse auf<br />

den pathologischen Herd ziehen.<br />

Enzym Lokalisation erhöhte Konzentration<br />

im Plasma<br />

Alkalische Phosphatase<br />

(AP)<br />

Amylase<br />

Creatinkinase (CK)<br />

Erkrankungen von<br />

Herz- und Skelettmuskulatur<br />

Glutamatdehydrogenase<br />

(GLDH)<br />

Osteoblasten, Leberu.<br />

Gallenwegsepithel<br />

(Zellmembran)<br />

Pankreas, Mundspeicheldrüsen<br />

Skelettmuskel (CK-<br />

MM)<br />

Herzmuskel (CK-MB)<br />

Gehirn (CK-BB)<br />

Leber<br />

(Mitochondrium)<br />

Knochenerkrankungen,<br />

Rachitis<br />

Akute Pankreatitis,<br />

Mumps, Niereninsuffizienz,<br />

Parotitiden<br />

Leberschädigungen


00_biochemie.book Seite 72 Freitag, 15. August 2003 6:47 06<br />

72<br />

4 <strong>Enzyme</strong><br />

Enzym Lokalisation erhöhte Konzentration<br />

im Plasma<br />

γ-Glutamyltranspeptidase<br />

(γ-GT)<br />

Lactatdehydrogenase<br />

(LDH)<br />

Saure Phosphatase<br />

Leber- u. Gallenwegsepithel<br />

(Zellmembran)<br />

Herz, Erythrozyten<br />

Prostata<br />

(Lysosomen)<br />

Alkoholabusus,<br />

Hepatiden, Cholestasen<br />

Herzinfarkt (Spätdiagnose),<br />

hämolytische<br />

Anämien<br />

Prostatakarzinom<br />

Tab.4.3:<br />

Klinisch wichtige <strong>Enzyme</strong><br />

Die Serum-Enzymaktivität eines Herzinfarktpatienten hängt stark davon<br />

ab, wie weit das schädigende Ereignis bereits zurückliegt. Handelt<br />

es sich um einen frischen Infarkt, so ergibt sich ein starker Anstieg von<br />

CK-MB und HBDH (= LDH-1 + LDH-2). Zur Spätdiagnose hingegen<br />

eignet sich nur die HBDH, da die CK-MB schon nach 4 Tagen wieder<br />

Normalwerte erreicht, die HBDH aber noch bis zu 2 Wochen erhöht<br />

bleibt.<br />

Volumenaktivität<br />

des Enzyms<br />

in U/I<br />

500<br />

400<br />

HBDH (= LDH1 + LDH2)<br />

300<br />

CK<br />

200<br />

100<br />

ASAT<br />

ALAT<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8Tage nach<br />

dem Infarkt<br />

Abb. 4.7:<br />

Enzymaktivität nach Herzinfarkt


00_biochemie.book Seite 73 Freitag, 15. August 2003 6:47 06<br />

4.5 Cofaktoren 73<br />

4.4 Biotransformation<br />

Frage: Was verstehen Sie unter dem Begriff Biotransformation?<br />

?<br />

☺ ☹<br />

<br />

Antwort: Der Begriff Biotransformation beschreibt eine Vielzahl von<br />

Reaktionen, die vorwiegend in der Leber ablaufen. Diese dienen dazu,<br />

exogene Giftstoffe (z.B. Pharmaka) oder auch endogene Abfallprodukte<br />

(z.B. Steroidhormone) weitgehend unschädlich zu machen bzw.<br />

deren Ausscheidung zu beschleunigen.<br />

Man unterteilt grob in 2 Phasen:<br />

• In Phase I werden die Stoffe so genannten Funktionalisierungsreaktionen<br />

unterworfen. Dadurch werden sie in eine – für die zweite<br />

Phase wichtige – reaktivere Form überführt. Es finden oxidierende<br />

(Cytochromoxidase, Katalasen, Peroxidasen, Mono- und Dioxygenasen),<br />

hydrolytische (Hydrolasen, Esterasen) und reduzierende<br />

<strong>Enzyme</strong> Verwendung.<br />

• Die Produkte der ersten Phase werden schließlich in Phase II an<br />

Glucuronsäure, Glutathion, Glycin, Taurin oder Sulfatgruppen gekoppelt.<br />

Somit werden sie nochmals in ihrer Wirkung verändert und<br />

vor allem wasserlöslicher gemacht. In diesem Zustand können sie<br />

relativ problemlos über die Nieren bzw. zu geringen Teilen auch mit<br />

der Galle ausgeschieden werden.<br />

* In der Biotransformation<br />

findet leider nicht<br />

nur Entgiftung, sondern<br />

manchmal auch Giftung<br />

statt , d.h. eine eigentlich<br />

harmlose Substanz<br />

(Prodrug) wird in<br />

einen schädlichen Stoff<br />

überführt!<br />

Beispiel: Methanol <br />

Formaldehyd Ameisensäure.<br />

4.5 Cofaktoren<br />

Frage: Welche Rolle spielen Cofaktoren bei enzymatisch katalysierten<br />

Reaktionen und woher beziehen wir diese? ☺ <br />

? <br />

☹<br />

Antwort: Viele <strong>Enzyme</strong> erlangen ihre katalytische Funktion erst durch<br />

die Anlagerung eines Cofaktors. Cofaktoren leiten sich von verschiedenen<br />

Stoffen ab: So bilden neben den Purin- und Pyrimidinderivaten<br />

(z.B. ATP, UTP) auch Metalle (z.B. Fe 2+ , Cr 2+ ) oder Vitamine entsprechende<br />

Vorläufer. Entsprechend ihrer Assoziation zum Enzym teilt<br />

man Cofaktoren in 2 große Klassen ein: Prosthetische Gruppen (z.B.<br />

FAD, Häm) sind kovalent mit dem Apoenzym verbunden und liegen<br />

am Ende der Reaktion vollständig regeneriert vor. Coenzyme (z.B.<br />

NAD + ) hingegen binden nur für den Verlauf der Reaktion an das Apoenzym.<br />

Sie müssen in einer Folgereaktion wieder aufbereitet werden.<br />

Wichtige Funktionen von Cofaktoren sind (De-)Carboxylierungen,<br />

Gruppen- und Restübertragungen (z.B. C, NH, H) und die Aktivierung<br />

von Sacchariden.<br />

* Apoenzym + Cofaktor<br />

= Holoenzym.

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