I1 Einsam und Alleinsein - FORUM ST. PETER in Oldenburg
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Gabriela Mistral<br />
III 2<br />
DIE ZEHN GEBOTE DES KÜN<strong>ST</strong>LERS<br />
I<br />
Du sollst die Schönheit lieben, denn sie ist der Schatten Gottes über dem Weltall.<br />
II<br />
Es gibt ke<strong>in</strong>e Kunst ohne Gott. Liebst du den Schöpfer auch nicht, bejahst du ihn doch,<br />
<strong>in</strong>dem du nach se<strong>in</strong>em Bilde schaffst.<br />
III<br />
Du sollst die Schönheit nicht als Köder für die S<strong>in</strong>ne darbieten, sondern als natürliche<br />
Speise für die Seele.<br />
IV<br />
Nicht Vorwand für Unzucht oder Eitelkeit soll sie dir se<strong>in</strong>, sondern e<strong>in</strong> Wirken <strong>in</strong> Gott.<br />
V<br />
Du sollst nicht auf Jahrmärkten suchen noch de<strong>in</strong> Werk auf den Markt tragen, denn die<br />
Schönheit ist jungfräulich <strong>und</strong> die Jahrmarktsschönheit ist nicht die ihre.<br />
VI<br />
Sie soll aus de<strong>in</strong>em Herzen aufsteigen <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Lied, <strong>und</strong> der erste, den sie läutert, sollst du<br />
selber se<strong>in</strong>.<br />
VII<br />
De<strong>in</strong>e Schönheit soll auch Erbarmen heißen <strong>und</strong> soll das Herz der Menschen trösten.<br />
VIII<br />
Du sollst de<strong>in</strong> Werk darbr<strong>in</strong>gen, wie man e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zur Welt br<strong>in</strong>gt: du sollst de<strong>in</strong> Herzblut<br />
dafür lassen.<br />
IX<br />
Nicht e<strong>in</strong>schläferndes Opium soll dir die Schönheit se<strong>in</strong>, sondern edler We<strong>in</strong>, der dich zur<br />
Tat entflammt, denn hörst Du auf, Mann oder Frau zu se<strong>in</strong>, hörst du auch auf, Künstler zu<br />
se<strong>in</strong>.<br />
X<br />
Auf alle de<strong>in</strong>e Werke sollst du mit Scham zurückblicken, denn sie blieben h<strong>in</strong>ter de<strong>in</strong>em<br />
Traum zurück <strong>und</strong> h<strong>in</strong>ter dem W<strong>und</strong>ertraum Gottes, der Natur.<br />
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