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I1 Einsam und Alleinsein - FORUM ST. PETER in Oldenburg

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Gabriela Mistral<br />

Wo das Meer e<strong>in</strong>st brüllte, gezüchtigt<br />

von dem Gott, der es bändigen wollte,<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Gott Antwort entgegenwarf<br />

mit zornigen Hirsches Sprüngen,<br />

wo Burschen <strong>und</strong> Mädchen<br />

sich salzige M<strong>und</strong>e reichten<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> goldener Flechte<br />

nur den Reigen des Lebens tanzten,<br />

verblieben Perlmutter,<br />

die bleichen Schnecken,<br />

die ihrer Liebe, ihres Selbst<br />

entleerten Quallen.<br />

Verblieben Dünengespenster,<br />

verwitweter als Asche,<br />

starrten auf die Höhle ihres Leibes,<br />

der so viel Freude gekannt.<br />

Und der Nebel griff mit se<strong>in</strong>er Hand<br />

<strong>in</strong> kahl gewordene Gefieder,<br />

fuhr tastend über tote Albatrosse,<br />

streifte umher wie Antigone.<br />

Waisenblick warfen<br />

Steilküsten <strong>und</strong> Buchten<br />

auf den getilgten Horizont,<br />

der ihre Liebe nicht erwiderte.<br />

Und obschon uns das Meer nie gehörte<br />

wie e<strong>in</strong> geschorenes Lamm,<br />

wiegten die Frauen es alle Nächte<br />

als wäre es ihr K<strong>in</strong>d.<br />

Und obschon uns das Meer <strong>in</strong> den Traum<br />

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