Woche für Woche - WDR.de
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11. März 2009, 20.15 Uhr<br />
<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong><br />
Eine Scheidungskomödie über <strong>de</strong>n aberwitzigen Versuch ein Kind zu teilen
Das »Knut-Gefühl«<br />
Anmerkungen <strong>de</strong>r Autorin Silke Zertz<br />
»Und wir spielten und spielten und spielten, so dass es das<br />
reine Wun<strong>de</strong>r ist, dass wir uns nicht totgespielt haben«,<br />
schreibt Astrid Lindgren, eine, die bekanntlich sehr viel von<br />
Kin<strong>de</strong>rn verstan<strong>de</strong>n hat, über ihre eigene Kindheit auf <strong>de</strong>m<br />
smoländischen Bauernhof Näs. »Geborgenheit und Freiheit«,<br />
schreibt Lindgren, haben ihre Kin<strong>de</strong>rzeit so glücklich gemacht,<br />
glücklich genug um ein Leben lang <strong>de</strong>n Kopf »proppvoll<br />
mit I<strong>de</strong>en« zu haben und Kin<strong>de</strong>rphantasien weltweit mit<br />
ihren Geschichten zu beflügeln. Geborgen war sie in einer<br />
großen Gemeinschaft von Menschen und bei Eltern, die<br />
einan<strong>de</strong>r zärtlich zugetan waren. Freiheit erlebten sie und<br />
ihre Geschwister vor allem in <strong>de</strong>r Natur, einer Natur, die »die<br />
Tage umschloss und so intensiv erfüllte, dass man es als<br />
Erwachsener gar nicht mehr fassen kann.«<br />
Nun gut, sagen wir heute, das ist lange her, wozu jammern?<br />
Dieses Konzept von Kindheit ist <strong>für</strong> immer entschwun<strong>de</strong>n<br />
ebenso wie die Natur, in <strong>de</strong>r sie gelebt wur<strong>de</strong>, müßig es zu<br />
betrauern o<strong>de</strong>r zu romantisieren. Die Vielfalt <strong>de</strong>r Tiere, Bäume,<br />
Steine, Blumen, die tausend Gerüche, die Welt als Spielplatz,<br />
sicher, ihr Verschwin<strong>de</strong>n ist bedrückend – aber auch die<br />
kratzigen Wollstrümpfe sind weg, die bitterkalten Winter und<br />
gottlob! auch die Prügelstrafe, die verwanzten Betten, <strong>de</strong>r<br />
Hunger, das Elend.<br />
Gelegentlich seufzen wir noch, doch wir wehren uns nicht<br />
mehr dagegen, dass »Freiheit« <strong>für</strong> ein Kind im 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
allenfalls noch in virtuellen Welten existiert; im Autozeitalter<br />
fin<strong>de</strong>t Kindheit in simulierter Natur – auf Spielplätzen – statt,<br />
unter <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r Eltern. In einer Welt <strong>de</strong>r Zeckensprays,<br />
<strong>de</strong>r Kontaktallergien und <strong>de</strong>r Sicherheitsverschlüsse ist kein<br />
kindliches Ent<strong>de</strong>ckertum möglich, und echte Geborgenheit,<br />
das Glück, sich selbst als Teil eines Systems zu empfin<strong>de</strong>n,<br />
hat die Gesellschaft an<strong>de</strong>rer Menschen zur Bedingung – auch<br />
und vor allem die Gesellschaft von an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>rn. Eine<br />
historisch neue Einsamkeit macht sich im Lan<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rarmut<br />
breit, eine Verarmung, die sich nicht mit Geld o<strong>de</strong>r<br />
Statistiken messen lässt, sie trifft uns in unserem Wesenskern.<br />
Das »Verschwin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kindheit« ist oft konstatiert<br />
wor<strong>de</strong>n, oft diskutiert in Gesprächsrun<strong>de</strong>n, gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahren. Doch ja, allmählich fällt es uns auf, jetzt wo sie
Vorwort | <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong> | 3<br />
Silke Zertz (Drehbuch)<br />
Die Autorin, Jahrgang 1966, ist selbst Mutter<br />
von zwei Kin<strong>de</strong>rn und lebt in Berlin. Für ihr<br />
Drehbuch zum Film »Ich bin eine Insel«, <strong>de</strong>r<br />
im Juni 2007 mit Ulrike Folkerts in <strong>de</strong>r<br />
Hauptrolle im Ersten gesen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> und<br />
5,66 Mio. Zuschauer erreichte, wur<strong>de</strong> Silke<br />
Zertz mit <strong>de</strong>m »Juliane-Bartel-Preis 2008«<br />
ausgezeichnet. Das Nie<strong>de</strong>rsächsische<br />
Ministerium <strong>für</strong> Soziales, Frauen, Familie und<br />
Gesundheit würdigt mit <strong>de</strong>m Preis Werke,<br />
die Frauenbil<strong>de</strong>r jenseits von eingefahrenen<br />
Klischees in <strong>de</strong>n Mittelpunkt stellen.<br />
Aus ihrer Fe<strong>de</strong>r stammen auch die Drehbücher<br />
zu u.a. »Bloch – Schattenkin<strong>de</strong>r«,<br />
2007, Regie: Christoph Stark, »Der Mustervater<br />
– allein mit Opa«, 2007, Regie: Dagmar<br />
Hirz, »Wir sind das Volk – Liebe kennt keine<br />
Grenzen«, 2006, Regie: Thomas Berger,<br />
»Reife Leistung«, 2005, Regie: Martin Gies,<br />
»Die Mandantin«, 2004, Regie: Macus O.<br />
Rosenmüller, »Der Mustervater – allein unter<br />
Kin<strong>de</strong>rn«, 2003, Regie: Dagmar Hirz.<br />
immer weniger wer<strong>de</strong>n, dass es unseren Kin<strong>de</strong>rn, vorsichtig<br />
gesprochen, nicht gut geht. Dass wir sie, ja was?, vermissen!<br />
Mehr noch als ihre physische Erscheinung vermissen wir<br />
ihren Geist, ihre Frische, das Neue, oft so magisch Unverstehbare<br />
in ihrem Wesen. Reinhard Kahl, preisgekrönter Bildungsexperte<br />
und Autor, macht einen bewegen<strong>de</strong>n Film mit <strong>de</strong>m<br />
Titel »Kin<strong>de</strong>r«. Nicht mehr und nicht weniger zeigt er, als<br />
Kin<strong>de</strong>r beim Spiel, es ist eine köstliche, berühren<strong>de</strong>, einfühlsame<br />
Dokumentation. Und doch ist sie traurig, <strong>de</strong>nn dieses<br />
Entzücken hat, bei näherem Hinsehen, etwas von einem<br />
»Knut-Gefühl«: Ist es <strong>de</strong>nn nicht so, dass sich die Welt gera<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>shalb so über Eisbären begeistert, weil sie nicht mehr lange<br />
diesen Planeten mit uns teilen wer<strong>de</strong>n? Und ist es sogar<br />
möglich, dass das Entzücken <strong>für</strong> das unbefangen spielen<strong>de</strong><br />
Kind im Film <strong>de</strong>shalb so groß, so innig ist, weil es Gefahr läuft,<br />
aus unserer Welt zu verschwin<strong>de</strong>n – wie eine bedrohte Art?<br />
Die Anzeichen sind nicht mehr zu übersehen, am <strong>de</strong>ulichsten<br />
auf einer drastisch materiellen Ebene: Armut, Misshandlung,<br />
Vernachlässigung bis zum kalkulierten To<strong>de</strong>. Der dramatischste<br />
Verlust jedoch ist unsichtbar, er spielt sich in <strong>de</strong>n Köpfen und<br />
Herzen ab. Uns kommt die Kindheitsvorstellung abhan<strong>de</strong>n,<br />
die »I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Kindheit«. Mehr und mehr setzt sich in <strong>de</strong>r globalisierten<br />
Konkurrenzwelt durch, Kindheit als eine möglichst<br />
schnell zu überwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schwächephase auf <strong>de</strong>m Weg zum<br />
Erwachsenwer<strong>de</strong>n anzusehen. Wir verlernen, das Kind in<br />
seinem schlichten »Kindsein« zu würdigen und zu lieben, ihm<br />
seinen Genius zuzubilligen, über diesen zu staunen und von<br />
ihm zu lernen. Immer früher, immer nachdrücklicher muss<br />
das freie, keinem unmittelbaren Nutzen dienen<strong>de</strong> Spiel <strong>de</strong>m<br />
Lernen weichen, stets befeuert von <strong>de</strong>r Angst <strong>de</strong>r Erwachsenen,<br />
irgen<strong>de</strong>in Fenster könnte zuschlagen o<strong>de</strong>r PISA vergeigt o<strong>de</strong>r<br />
eine »Chance <strong>für</strong> später« verpasst wer<strong>de</strong>n. Der Nützlichkeitsterror<br />
unserer Zeit normiert kindliche Gefühlsausdrücke; und<br />
verfehlt einer unserer so wenigen, oft einzigen Sprösslinge<br />
<strong>de</strong>n Standard, wird besorgt analysiert, problematisiert,<br />
pathologisiert – kaum ein Kind heutzutage, das einfach nur<br />
groß wird. Ohne therapeutische Hilfe.<br />
Tja, und das alles soll nun Stoff <strong>für</strong> eine Komödie sein? Ein<br />
einsames Kind wie <strong>de</strong>r schusselige Felix Weingarten? Er ist<br />
behütet, umsorgt, geliebt, verwöhnt – und so unglücklich!<br />
Er empfin<strong>de</strong>t eine tiefe, existentielle Einsamkeit in dieser<br />
Familie, die auch eine Miniatur <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen Alterspyrami<strong>de</strong><br />
sein könnte, bestehend aus Eltern, Eltern <strong>de</strong>r Eltern<br />
und <strong>de</strong>ren Eltern. Und eben ihm, Felix, diesem bedauernswerten<br />
»Einzigen«, auf <strong>de</strong>n sich alle Wünsche, Hoffnungen<br />
und Projektionen <strong>de</strong>r Großen konzentrieren. Seine Sehnsucht<br />
nach »mehr«, nach einem größeren Zusammenhang, sei es<br />
nun die türkische Großfamilie seines Freun<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r, wenn<br />
er schon kein Türke mehr wer<strong>de</strong>n kann, wenigstens Gottes<br />
Himmelreich, ist das Schmerzzentrum, das je<strong>de</strong> gute Komödie<br />
braucht. Genau hier liegen Lachen und Weinen eng beieinan<strong>de</strong>r:<br />
Felix’ materielle Welt verdoppelt sich – zwei Zimmer,<br />
zwei Zahnbürsten, zwei Ritterburgen – während sich seine<br />
ohnehin schmale familiäre Existenz halbiert und er sich<br />
zwischen Mutter und Vater aufteilen muss: <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong>.<br />
Das Komische jedoch, <strong>de</strong>r Stoff also, <strong>de</strong>r eine Komödie<br />
befeuert, das sind die an<strong>de</strong>ren, die Erwachsenen, die ihre Neurosen<br />
pflegen, ihre Kränkungen, Verletzungen, Eitelkeiten,<br />
Egoismen hätscheln, die Verwirrung stiften und Verzweiflung<br />
säen, die sich verstricken in ihrem eigenen Gestrüpp aus<br />
Bedingungen und Vorwürfen, in <strong>de</strong>m sie schließlich selbst zu<br />
Fall kommen. Sie, stellvertretend <strong>für</strong> uns alle, sollten sich<br />
helfen lassen.
6 | <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong><br />
<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong><br />
Besetzung<br />
Miriam Weingarten Tanja Wedhorn<br />
Paul Weingarten Hans-Jochen Wagner<br />
Felix Weingarten Jannis Michel<br />
Dr. Theodor Samel Ulrich Gebauer<br />
Nike Svensson Anna Görgen<br />
Holger Bartel Dominic Boeer<br />
Stab<br />
Regie<br />
Drehbuch<br />
Kamera<br />
Schnitt<br />
Szenenbild<br />
Kostümbild<br />
Ton<br />
Maske<br />
Casting<br />
Produktionsleitung<br />
Produzent<br />
Redaktion<br />
Martin Gies<br />
Silke Zertz<br />
Thomas Etzold<br />
Dagmar Lichius<br />
Bertram Strauss<br />
Katja Pothmann<br />
Ed Cantu<br />
Andrea Allroggen, Barbara Schlensag<br />
Bo Rosenmüller<br />
Thomas Schwetje<br />
Dagmar Rosenbauer, CINECENTRUM Berlin<br />
Katja De Bock<br />
»<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong>« ist eine Produktion von Cinecentrum<br />
Berlin im Auftrag <strong>de</strong>s West<strong>de</strong>utschen Rundfunks Köln.<br />
Inhalt<br />
Felix Weingarten (Jannis Michel) ist sieben Jahre<br />
alt und Einzelkind. Seine Mutter Miriam (Tanja<br />
Wedhorn) ist Hausfrau und ausschließlich um<br />
Felix’ Wohlergehen besorgt. Ob Logopädie gegen<br />
die Rechtschreibschwäche o<strong>de</strong>r Yoga <strong>für</strong> eine<br />
bessere Körperhaltung, Miriam Weingarten tut<br />
alles, um ihren Sohn zu för<strong>de</strong>rn. Sein Vater Paul<br />
(Hans-Jochen Wagner) betreibt eine eigene<br />
Schreinerei, arbeitet viel und ist <strong>de</strong>r Alleinverdiener<br />
in <strong>de</strong>r Familie. Dann passiert das, was statistisch<br />
gesehen mit je<strong>de</strong>r zweiten Ehe in Deutschland<br />
passiert: Felix Eltern trennen sich – einvernehmlich,<br />
wie sie betonen. Und sie sind vorbereitet: Der<br />
Psychologe Dr. Theodor Samel (Ulrich Gebauer) soll<br />
die Trennung begleiten, damit <strong>de</strong>r Sohn keinen<br />
Scha<strong>de</strong>n davon trägt.<br />
Für die Weingartens ist klar, dass sich Felix <strong>de</strong>r<br />
Liebe bei<strong>de</strong>r Elternteile stets Gewiss sein soll,<br />
daher beschließen sie, zu gleichen Teilen <strong>für</strong> Felix<br />
zu sorgen. Ab sofort verbringt <strong>de</strong>r Junge im<br />
Wechsel jeweils eine <strong>Woche</strong> bei <strong>de</strong>r Mutter und<br />
Drehzeit 3. Juni bis 4. Juli 2008<br />
Drehorte<br />
Wuppertal und Umgebung
eine beim Vater. Während sich seine Familie halbiert,<br />
verdoppelt sich seine materielle Existenz.<br />
Was <strong>für</strong> seine Eltern zunächst eine salomonische<br />
Lösung ist, be<strong>de</strong>utet <strong>für</strong> Felix die totale Orientierungslosigkeit.<br />
Er lebt einen äußerst kompliziert<br />
zu organisieren<strong>de</strong>n Alltag mit zwei Spielzimmern,<br />
zwei Betten, zwei Zahnbürsten.<br />
Und auch die Eltern sehen sich mit immer größeren<br />
Problemen konfrontiert. Miriam Weingarten be<strong>für</strong>chtet,<br />
dass das neue Wohnviertel ihres Noch-<br />
Gatten einen schlechten Einfluss auf Felix ausübt.<br />
Denn: Paul Weingarten musste <strong>de</strong>n gutbürgerlichen<br />
Stadtteil verlassen und lebt nun in einem<br />
sozial schwachen Viertel mit hohem Auslän<strong>de</strong>ranteil.<br />
Was die Mutter allerdings als Bedrohung empfin<strong>de</strong>t,<br />
ist <strong>für</strong> <strong>de</strong>n behüteten Felix eine ganz neue Erfahrung.<br />
Hier lernt er Carem kennen, einen Jungen<br />
aus einer türkischen Großfamilie mit unzähligen<br />
Geschwistern, Cousins und Cousinen. Dort ist<br />
immer etwas los und er fühlt sich nicht mehr<br />
alleine.<br />
Paul Weingarten hingegen stößt schnell an seine<br />
Grenzen als er versucht, Beruf und Kin<strong>de</strong>rerziehung<br />
unter einen Hut zu bekommen. Yogatermine<br />
und Logopädie fallen öfters aus als geplant und<br />
statt Vollwertkost gibt es eher mal Pizzaservice.<br />
Ihre Konflikte tragen die Eltern in erster Linie vor<br />
Dr. Samel (Ulrich Gebauer) aus, <strong>de</strong>r schon bald<br />
bemerkt, dass es hier im Grun<strong>de</strong> nicht mehr um<br />
das Wohlergehen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s geht, son<strong>de</strong>rn um die<br />
verletzten Gefühle <strong>de</strong>r Eltern, die sich in einem<br />
immer schärfer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Machtkampf und<br />
gegenseitigen Schuldzuweisungen Bahn brechen.<br />
Und Felix? Der lebt trotz<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Hoffnung, dass<br />
ausgerechnet <strong>de</strong>r Streit, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Alltag «<strong>Woche</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Woche</strong>« zwischen seinen Eltern auslöst, die Familie<br />
wie<strong>de</strong>r zusammenführen kann.
6 | <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong><br />
Interview mit Martin Gies (Regisseur)<br />
»<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong>« ist eine Scheidungskomödie.<br />
An sich stehen das Thema Scheidung und das<br />
Genre Komödie im Wi<strong>de</strong>rspruch zueinan<strong>de</strong>r.<br />
Welche Herausfor<strong>de</strong>rung stellte es an Sie als<br />
Regisseur, diesen Wi<strong>de</strong>rspruch zu einem run<strong>de</strong>n<br />
Ganzen zu inszenieren?<br />
Es gibt wohl kaum ein Thema, das sich <strong>de</strong>r komödiantischen<br />
Bearbeitung verweigert, es sei <strong>de</strong>nn,<br />
man verzichtet aus politischen o<strong>de</strong>r religiösen<br />
überlegungen.<br />
In vielen Komödien sind auch tragische Momente<br />
zu fin<strong>de</strong>n, einige <strong>de</strong>r besten spielen vor ernstem<br />
Hintergrund. Komödien leben von Wi<strong>de</strong>rsprüchen,<br />
Missverständnissen. In »<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong>«<br />
behaupten die Eltern, zwischen ihnen sei alles<br />
geklärt, sie hätten untereinan<strong>de</strong>r keine Probleme<br />
mit <strong>de</strong>r Trennung – nur ihren Sohn wollten sie vor<br />
Scha<strong>de</strong>n bewahren, <strong>de</strong>shalb kämen sie zum<br />
Therapeuten, sie möchten ihn »gerecht« teilen.<br />
Was natürlich schon ein aberwitziges Unterfangen<br />
ist und nach Komödie schreit. Man merkt schnell,<br />
dass zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n gar nichts stimmt, dass<br />
sie ihren Beziehungskrieg auf <strong>de</strong>n schmalen<br />
Schultern <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s austragen. Denn Felix will<br />
überhaupt nicht geteilt wer<strong>de</strong>n – auch nicht<br />
gerecht. Er braucht keine zwei Wohnungen, nicht<br />
zwei Kin<strong>de</strong>rzimmer, will eigentlich auch keine zwei<br />
Ritterburgen, auch wenn sie noch so groß sind,<br />
son<strong>de</strong>rn nur zwei Elternteile, ein Elternpaar.<br />
Die Kunst <strong>de</strong>r Autorin Silke Zertz besteht darin,<br />
alltäglichen Dramen Komisches und Komödiantisches<br />
abzugewinnen, ernste Probleme und<br />
Themen möglichst leicht darzustellen – nicht als<br />
Ausnahmen o<strong>de</strong>r anhand von Extremsituationen,<br />
son<strong>de</strong>rn <strong>für</strong> fast je<strong>de</strong>rmann erlebbar. In Frankreich<br />
nennt man diese Form »Comédie dramatique«,<br />
scheinbar nur ein winziger Unterschied zu unserer<br />
»Tragikomödie«. Natürlich kann es immer bei<strong>de</strong>s<br />
sein: im Leichten das Schwere zeigen, im Schweren<br />
das Leichte ent<strong>de</strong>cken, aber ich fin<strong>de</strong> es treffen<strong>de</strong>r,<br />
das Leichte, die Komödie an die erste Stelle zu setzen.<br />
Für mich als Regisseur ist die Herausfor<strong>de</strong>rung, die<br />
Balance zu halten, die Inszenierung passiert auf<br />
sehr schmalem Grad, manchmal ist es wirklich<br />
eine Art Drahtseilakt, zu keiner Seite hinunter zu<br />
fallen, durch übertriebene Komik nicht die Ernsthaftigkeit<br />
gefähr<strong>de</strong>n, durch zu viel Schwere nicht<br />
das Komödiantische zerstören.
<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong> | 7<br />
Im Mittelpunkt <strong>de</strong>s Films steht <strong>de</strong>r kleine Felix,<br />
gespielt von Jannis Michel. Wie haben Sie die<br />
Arbeit mit einem Kind empfun<strong>de</strong>n?<br />
Da ich auch bei erwachsenen Darstellern auf<br />
Neugier<strong>de</strong> und Spielfreudigkeit, die mit <strong>de</strong>nen<br />
eines Kin<strong>de</strong>s durchaus zu vergleichen sind, angewiesen<br />
bin, empfand ich die Arbeit mit Jannis<br />
als nicht viel an<strong>de</strong>rs. Obwohl kein Trennungskind<br />
und mit Geschwistern gesegnet, konnte er sich<br />
gut in die Figur <strong>de</strong>s »geteilten« Felix – einsam unter<br />
all <strong>de</strong>n Alten, einziges Kind in seiner Familie – einfühlen.<br />
Außer<strong>de</strong>m zeigte sich Jannis schnell als<br />
Profi: Schon bald fragte er mich nach Zahl <strong>de</strong>r<br />
Einstellungen <strong>de</strong>r jeweiligen Szene o<strong>de</strong>r erkundigte<br />
sich nach <strong>de</strong>m Gegenschuss <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong><br />
abgedrehten Einstellung. Nur mit <strong>de</strong>n Szenen, in<br />
<strong>de</strong>nen Felix als etwas tollpatschig, vorsichtig,<br />
ängstlich – von <strong>de</strong>r Mutter zu sehr behütet,<br />
»overprotected« – geschil<strong>de</strong>rt wird, hatte Jannis<br />
seine Schwierigkeiten. Als ehrgeiziger Sportler,<br />
<strong>de</strong>r fast täglich Turmspringen trainiert, fiel es ihm<br />
schwer, sich beim Fußball <strong>de</strong>n Ball abjagen zu<br />
lassen, nicht gleich wie<strong>de</strong>r versuchen, ihn zurück<br />
zu erobern o<strong>de</strong>r nicht wie Michael Schuhmacher<br />
über die Kartbahn zu brausen. Da musste man ihn<br />
im wahrsten Sinne <strong>de</strong>s Wortes bremsen.<br />
MARTIN GIES (Regie),<br />
wur<strong>de</strong> am 2. November 1951 geboren und studierte an <strong>de</strong>r HFF<br />
München. Danach war Martin Gies als freier Autor tätig, dann<br />
als Dramaturg und Produzent bei <strong>de</strong>r Bavaria beschäftigt. Unter<br />
an<strong>de</strong>rem schrieb er die Drehbücher <strong>für</strong> mehrere TATORT-Folgen:<br />
»Das Mädchen von gegenüber«, 1977; »Der Feinkosthändler«,<br />
1978, Regie: Hajo Gies, die Schimanski-Folge »Das Mädchen auf<br />
<strong>de</strong>r Treppe«, 1983, Regie: Peter Adam, und 1986 das Buch <strong>für</strong> <strong>de</strong>n<br />
Schimanski-Spielfilm »Zabou«, Regie: Hajo Gies. Seit 1990 ist er<br />
ausschließlich als Regisseur tätig und inszenierte die TATORT-<br />
Folgen »Ren<strong>de</strong>zvous«, 1990, »Die apokalyptischen Reiter«, 1999,<br />
»Die Frau im Zug«, 2000 und »Eine unscheinbare Frau«, 2001.<br />
Zu seiner Filmographie als Regisseur gehören u.a. die Serie »Drei<br />
mit Herz« (ARD, 1998/99), mehrere Episo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r erfolgreichen<br />
ZDF-Krimiserien »Wilsberg« und »Ein Fall <strong>für</strong> Zwei«, die Komödien<br />
»Ich, <strong>de</strong>r Boß«, 1995, »Nicht ohne meine Schwiegereltern«, 2006,<br />
»Plötzlich Millionär«, 2008, sowie die Tragikkomödie »Reife<br />
Leistung«, ARD, 2007.<br />
Welches ist die zentrale Botschaft, die Sie als<br />
Regisseur <strong>de</strong>m Publikum vermitteln möchten?<br />
Da muss ich an Polanski <strong>de</strong>nken, <strong>de</strong>r gesagt hat,<br />
wenn jemand unbedingt eine Botschaft loswer<strong>de</strong>n<br />
will, soll er zur Post gehen. Für mich geht es darum,<br />
möglichst viel von <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en, <strong>de</strong>n Beobachtungen,<br />
Situationen <strong>de</strong>s Buches in Bil<strong>de</strong>r zu übertragen,<br />
ein Gefühl zu vermitteln als schaue man einem<br />
Stück Leben zu. Man soll manchmal schmunzeln,<br />
manchmal lachen, manchmal betroffen sein.<br />
Einige sollten sich wie<strong>de</strong>r erkennen. Wenn man<br />
selbst in solch einer Geschichte drinsteckt, ist<br />
das natürlich nicht so lustig. Aber wenn man sie<br />
von weitem betrachten kann – praktisch mit<br />
<strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>s betroffenen Kin<strong>de</strong>s – merkt man<br />
vielleicht, wie seltsam, wie komisch o<strong>de</strong>r auch<br />
brutal man sich verhält. Das wäre meine Hoffnung.
8 | <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong><br />
Interview mit Tanja Wedhorn<br />
Die Ehe <strong>de</strong>r Weingartens ist in die Brüche gegangen.<br />
Um zu entschei<strong>de</strong>n, was das Beste <strong>für</strong> <strong>de</strong>n<br />
gemeinsamen Sohn ist, sucht das Ex-Paar Rat beim<br />
Psychologen. Wäre dies – theoretisch gesehen –<br />
ein Weg, <strong>de</strong>n Sie einschlagen wür<strong>de</strong>n?<br />
Natürlich! Das Wichtigste wäre <strong>für</strong> mich, dass das<br />
gemeinsame Kind eine Trennung so gut wie nur<br />
möglich übersteht. Da man aber in einer solchen<br />
Situation selbst mit Trauer, Wut und Enttäuschung<br />
zu kämpfen hat, verliert man das Wohl <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s,<br />
wenn auch ungewollt, schnell aus <strong>de</strong>m Auge. Im<br />
Grun<strong>de</strong> ist »<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong>« ein Beispiel da<strong>für</strong>.<br />
Hilfe von außen in Form eines Psychologen o<strong>de</strong>r<br />
Mediators wäre daher <strong>für</strong> mich absolut vorstellbar.<br />
Miriam Weingarten ist eine fast über<strong>für</strong>sorgliche<br />
Mutter, oftmals kommt es zu Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />
mit Ihrem Noch-Ehemann, wenn dieser wie<strong>de</strong>r<br />
einen Logopä<strong>de</strong>n-Termin nicht eingehalten hat.<br />
Wie sehen Sie sich privat in Ihrer Rolle als Mutter?<br />
Ich hoffe, dass ich im Umgang mit meinem Sohn<br />
Theo tatsächlich so entspannt bin, wie ich es<br />
glaube, zu sein. Ich versuche <strong>für</strong> ihn da zu sein,<br />
wenn er mich braucht, lasse ihn aber seine<br />
eigenen Erfahrungen machen.<br />
Miriam Weingarten ist aus <strong>de</strong>m Beruf ausgestiegen,<br />
um sich zu 100% um die Erziehung ihres Sohnes<br />
zu kümmern. Sie sind selbst eine berufstätige<br />
Mutter. Wie bekommen Sie Beruf und Familie<br />
unter einen Hut?<br />
In meinem ersten Jahr mit Theo waren die Rahmenbedingen<br />
perfekt, so dass Familie und Beruf<br />
fantastisch zusammen passten: Zwei Filme, auch<br />
»<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong>«, wur<strong>de</strong>n in NRW gedreht.<br />
In dieser Zeit wohnten Theo und ich bei meiner<br />
Mutter, die im Ruhrgebiet lebt. Die bei<strong>de</strong>n haben<br />
sich tolle Tage im Wald und im Streichelzoo<br />
gemacht, während ich drehte. Den Sommer über<br />
habe ich zu Hause in Berlin gearbeitet und Theo<br />
war mit seinem Papa zusammen. Zu sehen, wie<br />
gut es <strong>de</strong>m Kleinen mit diesem Arrangement ging,<br />
war eine unglaubliche Erfahrung.
<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong> | 9<br />
<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong> | 9<br />
Durch die Umgangsregelung <strong>de</strong>r Weingartens<br />
muss Miriam ihren Sohn Felix jeweils <strong>für</strong> eine<br />
<strong>Woche</strong> »loslassen«. Wie leicht o<strong>de</strong>r wie schwer<br />
fällt Ihnen das Loslassen bei Ihrem Kind?<br />
Die Arbeit zu »<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong>« war Theos und<br />
meine Feuertaufe: Mein Wie<strong>de</strong>reinstieg in <strong>de</strong>n<br />
Beruf und das erste Loslösen voneinan<strong>de</strong>r. Ich<br />
konnte mich zwar zu meiner Überraschung<br />
100prozentig auf <strong>de</strong>n Dreh konzentrieren, trotz<strong>de</strong>m<br />
gab es die Sorge um Theo und wie er die<br />
Stun<strong>de</strong>n ohne mich verkraften wird als Paralleluniversum<br />
in meinem Kopf. Als er mir nach <strong>de</strong>m<br />
ersten Drehtag gesund und quietschend vor<br />
Freu<strong>de</strong> entgegen krabbelte, habe ich erst mal vor<br />
Erleichterung geheult. Nach und nach habe ich<br />
dann Gott sei Dank begriffen, dass meine Mama<br />
kein notdürftiger Ersatz <strong>für</strong> mich ist, son<strong>de</strong>rn eine<br />
riesige Bereicherung <strong>für</strong> Theo.<br />
Tanja Wedhorn<br />
(Miriam Weingarten)<br />
Die 1971 in Witten (NRW) geborene Schauspielerin<br />
begann zunächst ein Lehramtsstudium,<br />
bevor sie ab 1994 Schauspiel an <strong>de</strong>r Universität<br />
<strong>de</strong>r Künste in Berlin studierte. Mit Serienhauptrollen<br />
in »SK-Babies« und »Die Nesthocker«<br />
wur<strong>de</strong> sie einem breiten Publikum bekannt.<br />
Den eigentlichen Durchbruch schaffte sie allerdings<br />
mit <strong>de</strong>r allerersten <strong>de</strong>utschen Telenovela<br />
»Bianca – Wege zum Glück« (ZDF), in <strong>de</strong>r sie<br />
über 224 Folgen lang die Titelfigur spielte. Im<br />
Jahr 2005 wur<strong>de</strong> sie da<strong>für</strong> mit <strong>de</strong>m österreichischen<br />
Medienpreis »Romy« als beliebtester<br />
weiblicher Shooting Star ausgezeichnet; im<br />
gleichen Jahr war sie auch <strong>für</strong> <strong>de</strong>n »Deutschen<br />
Fernsehpreis« in <strong>de</strong>r Kategorie »Beste Serie«<br />
nominiert. Zuletzt stand die Schauspielerin<br />
<strong>für</strong> die ZDF-Reihe »Eine wun<strong>de</strong>rbare Familie«<br />
(Regie: Bernhard Stephan) vor <strong>de</strong>r Kamera.<br />
»<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong>« (ARD/<strong>WDR</strong>) war Tanja<br />
Wedhorns erste Rolle nach <strong>de</strong>r Geburt ihres<br />
Sohnes.<br />
Filmographie (Auswahl)<br />
Fernsehen<br />
2009 <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong> (Regie: Martin Gies), ARD/<strong>WDR</strong><br />
2008 Meine wun<strong>de</strong>rbare Familie (Regie: Ariane Zeller), ZDF<br />
2008 London, Liebe, Taubenschlag (Regie: Michael Keusch), ZDF<br />
2007 Meine wun<strong>de</strong>rbare Familie (Regie: Bernhard Stephan), ZDF<br />
2007 Soko Köln (Regie: Sascha Thiel), ZDF<br />
2006 Schuld und Unschuld (2-Teiler) (Regie: Marcus Rosenmüller), ZDF<br />
2006 Zwei Bräute und eine Affäre (Regie: Christoph Klünker), ZDF<br />
2005 Sturmjahre (Regie: Markus Serafini), ZDF<br />
2005 Deutschmänner (Regie: Ulli Baumann), ZDF<br />
2004 – 2005 Bianca – Wege zum Glück (Regie: Diverse), ZDF<br />
2004 Zwei Schwiegermütter und ein Baby (Regie: Franziska Meyer-Price), ZDF<br />
2004 E<strong>de</strong>l und Starck (Regie: Uli Zenner), Sat.1<br />
2004 Traumschiff (Regie: Michael Steinke), ZDF<br />
2003 Inga Lindström:Begegnung am Meer (Regie: Karola Mee<strong>de</strong>r), ZDF<br />
2003 Soko 5113 (Regie: Bodo Schwarz), ZDF<br />
2003 Ein Mör<strong>de</strong>risches Spiel (Regie: Patrick Winczewski), ZDF<br />
2003 Balko (Regie: Uli Moeller), RTL<br />
2003 SK-Kölsch (Regie: Matthias Kopp), Sat.1<br />
2002 TATORT – Außer Kontrolle (Regie: Olaf Kreinsen), ARD<br />
2002 Das Schneeparadies (Regie: Erwin Keusch), ZDF<br />
1999 – 2001 Die Nesthocker (Regie: Uli Moeller u.a.), ZDF<br />
2000 Rosamun<strong>de</strong> Pilcher (Regie: Rolf von Sydow), ZDF<br />
1997 – 1998 SK-Babies (Regie: Michael Wenning u.a.), RTL<br />
1996 Wolffs Revier (Regie: Claudia Prietzel), Sat.1
10 | <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong><br />
10 <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong><br />
Interview mit Hans-Jochen Wagner<br />
Sie selbst haben noch keine Kin<strong>de</strong>r. Wie haben Sie<br />
sich auf die Vaterrolle »Paul Weingarten« vorbereitet?<br />
Durch mein privates Umfeld habe ich relativ viel<br />
Kontakt zu Kin<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>shalb fiel es mir nicht<br />
schwer, mich in die Rolle <strong>de</strong>s »Verantwortlichen«<br />
zu versetzen. Komplizierter war es, sich in <strong>de</strong>n<br />
Machtkampf zweier Personen hineinzu<strong>de</strong>nken, die<br />
bei<strong>de</strong> das gleiche Liebesobjekt haben: Ihr Kind. Sie<br />
glauben, das Beste <strong>für</strong> das Kind zu wollen, ohne zu<br />
bemerken, dass sie längst Ihren Ehe- und Rollenkonflikt<br />
auf <strong>de</strong>n Schultern <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s austragen.<br />
Inwieweit hat Ihr Vater Einfluss auf Ihre Erziehung<br />
genommen?<br />
Ich glaube, wie bei vielen Männern meiner Generation,<br />
lei<strong>de</strong>r zu wenig. Die Rollenverteilung war<br />
ziemlich klassisch. Vater stürzt sich ins Berufsleben,<br />
Mutter kämpft mit <strong>de</strong>r Erziehung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r. Dann<br />
kam die Kin<strong>de</strong>rgärtnerin, dann die Grundschullehrerin<br />
usw. Glücklicherweise war ich jahrelang<br />
im Fußballverein, mein Trainer war mein erstes<br />
männliches Vorbild.<br />
Gibt es etwas, was Sie aus Ihrer Rolle <strong>für</strong> sich<br />
persönlich mitgenommen haben?<br />
Eine Erkenntnis, die nicht neu ist, dass Liebe nichts<br />
mit Besitzenwollen zu tun hat, und dass, wenn ein<br />
Kind mit im Spiel ist, alles noch komplizierter wird.<br />
Paul Weingarten ist Alleinverdiener, muss <strong>für</strong> <strong>de</strong>n<br />
Unterhalt von Noch-Ehefrau und Kind aufkommen<br />
und muss sich alle zwei <strong>Woche</strong>n vollständig um<br />
seinen Sohn kümmern. Er hätte es wesentlich<br />
leichter, wenn er die klassische Besuchsregelung<br />
leben wür<strong>de</strong>. Warum geht er <strong>de</strong>n schweren Weg?<br />
Er kämpft um das Recht, seinen Sohn mit zu erziehen,<br />
um <strong>de</strong>n gleich starken Einfluss auf <strong>de</strong>ssen<br />
Entwicklung, was bei klassischer Besuchsregelung<br />
wohl kaum möglich wäre. Damit macht er seiner<br />
Frau natürlich <strong>de</strong>ren bisherige Domäne streitig.<br />
Wann es bei diesem Konflikt noch um das Wohl<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s selbst geht, ist natürlich schwer zu<br />
erkennen. Da<strong>für</strong> braucht man wohl wirklich einen<br />
guten Paartherapeuten.
<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong> | 11<br />
Hans-Jochen Wagner<br />
(Paul Weingarten)<br />
Der 1968 geborene Schauspieler absolvierte<br />
seine Schauspielausbildung an <strong>de</strong>r Hochschule<br />
<strong>für</strong> Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Von<br />
1997 bis 1999 stand er am Wiener Burgtheater<br />
auf <strong>de</strong>r Bühne. Während dieser Zeit gab er auch<br />
sein Film<strong>de</strong>büt in Christian Wagners Kurzfilm<br />
»Zita – Geschichten über sieben Todsün<strong>de</strong>n«<br />
(1998). Weitere Theaterstationen waren das<br />
Deutsche Theater Berlin, das Theater Freiburg<br />
im Breisgau und das Maxim Gorki Theater<br />
Berlin. Seit 2009 gastiert er am Düsseldorfer<br />
Schauspielhaus. Neben seiner Theatertätigkeit<br />
spielt Hans-Jochen Wagner regelmäßig in<br />
Fernseh- und Kinoproduktionen, wie z.B. in <strong>de</strong>m<br />
Sozialdrama »Jena Paradies« (Regie: Marco<br />
Mittelstaedt), in Stefan Krohmers Satire »Sie<br />
haben Knut« o<strong>de</strong>r in »Montag kommen die<br />
Fenster« (Regie: Ulrich Köhler). Den Fernsehzuschauern<br />
ist er auch bekannt durch Rollen in<br />
mehreren TATORT-Folgen.<br />
Filmographie (Auswahl)<br />
Kino<br />
2007 Alle An<strong>de</strong>re (Regie: Maren A<strong>de</strong>), Kino<br />
2007 Absolution (AT) (Regie: Markus Sehr), Kino<br />
2005 Montag kommen die Fenster (Regie: Uli Köhler), Kino<br />
2003 Jena Paradies (Regie: Marco Mittelstaedt), Kino<br />
2002 Sie haben Knut (Regie: Stefan Krohmer), Kino<br />
2001 Re<strong>de</strong>fined (Regie: Eric Hillenbrand), Kino<br />
1997 Die Sieben Todsün<strong>de</strong>n/Die Trägheit (Regie: Christian Wagner), Kino<br />
Fernsehen<br />
2009 <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong> (Regie: Martin Gies), ARD/<strong>WDR</strong><br />
2008 Das Haus meines Vaters (Regie: Matthias Tiefenbacher), ARD<br />
2007 Stolberg (Regie: Christine Hartmann), ZDF<br />
2007 Die Sieben Todsün<strong>de</strong>n – Zorn (Regie: Gabriele Rose), ProSieben<br />
2007 KDD – Kriminaldauerdienst (Regie: Edward Berger), ZDF<br />
2007 TATORT – Verdammt (Regie: Maris Pfeiffer), ARD/<strong>WDR</strong><br />
2006 Der Sonnenhof (Regie: Matthias Tiefenbacher, Ulrich Zenner), ARD<br />
2006 TATORT – Das zweite Gesicht (Regie: Tim Trageser), ARD/<strong>WDR</strong><br />
2005 TATORT – Sternenkin<strong>de</strong>r (Regie: Hannu Salonen), ARD<br />
2005 Tollpension (Regie: Tim Trageser), ARD<br />
2004 Bloch – Ein krankes Herz (Regie: Michael Hamann), ARD/<strong>WDR</strong><br />
2004 Die Mandantin (Regie: Markus Rosenmüller), ZDF<br />
2003 TATORT – To<strong>de</strong>s-Ban<strong>de</strong> (Regie: Thomas Bohn), ARD<br />
2003 Stärker als <strong>de</strong>r Tod (Regie: Nikolaus Leytner), ZDF<br />
2002 Familienkreise (Regie: Stefan Krohmer), ARD/BR<br />
2001 Die Rückkehr (Regie: Christoph Stark), ZDF
12 | <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong><br />
Interview mit Jannis Michel<br />
Du hast in Deinem Alter schon viele anspruchsvolle<br />
Rollen gespielt. In welcher Art und Weise<br />
beeinflussen Dich Deine Filmfiguren auch privat?<br />
Die Filmfiguren beeinflussen mich nicht weiter. Ich<br />
bereite mich immer gut auf die Rollen vor und<br />
spiele sie dann. Es macht mir Spaß in an<strong>de</strong>re Rollen<br />
zu schlüpfen und an an<strong>de</strong>ren Orten zu drehen, aber<br />
wenn das Projekt abgeschlossen ist, freue ich mich<br />
wie<strong>de</strong>r auf meine Familie und meine Freun<strong>de</strong>.<br />
Was hat Dir an <strong>de</strong>r Rolle »Felix« beson<strong>de</strong>rs gut<br />
gefallen?<br />
Felix ist ein Junge, <strong>de</strong>r zwischen seinen Eltern hinund<br />
her gerissen ist. Dass er von bei<strong>de</strong>n mit Ge-<br />
schenken überhäuft wird, fand ich gut. Der Dreh<br />
hat beson<strong>de</strong>rs viel Spaß gemacht, <strong>de</strong>nn er war voll<br />
Action. Ich durfte Go-Kart fahren, auf <strong>de</strong>n Rummel<br />
gehen, Schwebebahn fahren und mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Kin<strong>de</strong>rn Fußball spielen. Ich war sogar <strong>de</strong>r Kapitän<br />
bei einem Fußballspiel zwischen unserer Crew und<br />
<strong>de</strong>r Wuppertaler Presse.<br />
Du hattest einen recht vollen Drehplan. Wie<br />
schaffst Du daneben noch die Schule?<br />
Von meinen Lehrern habe ich viele Aufgaben mitbekommen,<br />
die ich in <strong>de</strong>n Drehpausen o<strong>de</strong>r nach<br />
Drehschluss mit toller Hilfe meines Kin<strong>de</strong>rcoachs<br />
Gudrun Bahrmann erledigt habe. So konnte ich
<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong> | 13<br />
<strong>de</strong>n gesamten versäumten Stoff aufarbeiten, auch<br />
wenn es manchmal ziemlich schwierig war.<br />
Was sind Deine Lieblingsbeschäftigungen außerhalb<br />
von Schauspielerei und Schule?<br />
In meiner Freizeit treibe ich viel Sport, höre gern<br />
Musik und treffe mich mit Freun<strong>de</strong>n. Ich bin an<br />
einer Sportschule und mache dort fünf bis<br />
sechsmal pro <strong>Woche</strong> Turmspringen, was mir<br />
riesigen Spaß macht und wo ich auch sehr<br />
erfolgreich bin.<br />
Filmographie (Auswahl)<br />
Fernsehen<br />
2009 <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong> (Regie: Martin Gies), ARD/<strong>WDR</strong><br />
2008 Familie Dr. Kleist (Regie: diverse), ARD<br />
2008 TATORT – Der glückliche Tod (Regie: Aelrun Goette), ARD/SWR<br />
2007 Vermisst – Liebe kann tödlich sein (Regie: Jorgo Papavassiliou), Sat.1<br />
2007 Suchkind 312 (Regie: Gabi Kubach), ARD<br />
2007 SOKO Wismar – Ganz neu anfangen (Regie: Peter Altmann), ZDF<br />
2007 Hausboot (Regie: Jorgo Papavassiliou), ARD<br />
2006 Das Geheimnis <strong>de</strong>r falschen Mutter (Regie: Mattias Glasner), ZDF<br />
2005 Die Luftbrücke (Regie: Dror Zahavi), Sat.1<br />
2005 Krieg <strong>de</strong>r Frauen (Regie: Kathinka Feistl), ZDF<br />
Jannis Michel<br />
(Felix Weingarten)<br />
Gera<strong>de</strong> einmal 10 Jahre alt, kann <strong>de</strong>r Berliner<br />
Jannis Michel bereits auf eine beeindrucken<strong>de</strong><br />
Filmographie zurückblicken. Sein Debüt gab er<br />
im Jahr 2005 in »Krieg <strong>de</strong>r Frauen« an <strong>de</strong>r Seite<br />
von Gesine Crukowski und Birge Scha<strong>de</strong>. In<br />
»Die Luftbrücke« (Regie: Dror Zahavi) traf er<br />
auf Schauspielkollegen wie Bettina Zimmermann,<br />
Heino Ferch und Ulrich Noethen. Im Jahr<br />
2006 spielt er die Kin<strong>de</strong>rhauptrolle »Paul« im<br />
ZDF-Thriller »Eine gute Mutter« (Regie: Mattias<br />
Glasner), an <strong>de</strong>r Seite von Barbara Auer und<br />
Jördis Triebel. 2007 folgt dann die große<br />
ARD-Produktion »Suchkind 312« (Regie: Gabi<br />
Kubach). Im gleichen Jahr steht er unter <strong>de</strong>r<br />
Regie von Jorgo Papavassiliou noch <strong>für</strong><br />
»Vermisst – Liebe kann tödlich sein« (Sat.1)<br />
und »Hausboot« (ARD) vor <strong>de</strong>r Kamera. Dem<br />
jungen Publikum ist Jannis Michel zu<strong>de</strong>m als<br />
Synchronstimme aus »Bambi II« und »Disney/<br />
Winnie The Pooh« bekannt.
14 | <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong><br />
Interview mit Ulrich Gbauer<br />
Im Film vermittelt Psychologe »Dr. Theodor<br />
Samel« zwischen <strong>de</strong>m Ehepaar Weingarten. Sind<br />
Sie privat auch ein gefragter Vermittler?<br />
Einige halten mich <strong>für</strong> einen Diplomaten. Schon<br />
in <strong>de</strong>r Kindheit schickten mich die an<strong>de</strong>ren vor,<br />
wenn es galt, etwas zu erreichen. Ich war vorsichtig,<br />
aber bestimmt in <strong>de</strong>r Sache. Ein Beispiel: wir<br />
machten Faust von Goethe in Luxemburg.<br />
Der Etat war zu dünn, reichte nirgendwo hin. Also<br />
schickte man mich zum Intendanten. Ich sprach<br />
mit ihm. Er hat die Mehrkosten bewilligt.<br />
Sie sagen selbst, dass Sie immer gern die »Schrägen<br />
und Unlogischen« gespielt haben, Sie jetzt aber<br />
die »Gera<strong>de</strong>n« reizen, »die <strong>für</strong> etwas stehen«.<br />
Für was steht Theodor Samel?<br />
Der ist ein Gera<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Borniertheit <strong>de</strong>r<br />
Großen verzweifelt und unabdingbar <strong>für</strong> <strong>de</strong>n<br />
Kleinen einsteht.<br />
Der Trend geht dahin, sich in schwierigen Situationen<br />
von einem Psychologen beraten zu lassen.<br />
Warum, glauben Sie, dass die Menschen ihre Konflikte<br />
immer weniger alleine bewältigen können?<br />
Ich weiß gar nicht, ob das so stimmt. Ich stelle mir<br />
im Gegenteil oft die Frage, warum sich Menschen<br />
mit Problemen, egal ob mit sich alleine o<strong>de</strong>r mit<br />
Partnern, nicht professionelle Hilfe holen.<br />
Als Schauspieler müssen Sie sich in ihre Figuren<br />
reinfühlen, ein Psychologe in seinen Klienten.<br />
Was trennt <strong>de</strong>n Schauspieler Ulrich Gebauer vom<br />
Psychologen Dr. Theodor Samel?<br />
Der Schauspieler gibt vor, etwas zu sein. Ein guter<br />
Psychologe nicht.
<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong> | 15<br />
Ulrich Gebauer<br />
(Dr. Theodor Samel)<br />
Filmographie (Auswahl)<br />
Kino<br />
2008 Blue Sky (Regie: Christoph Tillmanns), Kino<br />
2000 Der Felsen (Regie: Dominik Graf), Kino<br />
1997 Karambambuli (Regie: Xaver Schwarzenberger), Kino<br />
1987 Die Katze (Regie: Dominik Graf), Kino<br />
Fernsehen<br />
2009 <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong> (Regie: Martin Gies), ARD/<strong>WDR</strong><br />
2008 SOKO Köln: Mein Freund <strong>de</strong>r Mör<strong>de</strong>r (Regie: Martin Schnei<strong>de</strong>r), ZDF<br />
2008 Küstenwache: Weit ins ferne Land (Regie: Zbynek Cerven), ZDF<br />
2008 Unser Mann im Sü<strong>de</strong>n: Geheimnisse (Regie: Martin Gies), ZDF<br />
2003 – 2008 Der Landarzt (Regie: G. Kräa, Axel <strong>de</strong> Roche u.a.), ZDF<br />
2006 – 2007 Der Lehrer (Regie: R. Huber, C. Schnee), RTL<br />
2007 Dr. Psycho (Regie: R. Huettner, R. Huber, u.a.), ProSieben<br />
2006 TATORT – Der Finger (Regie: Peter Fratzscher), ARD<br />
2005 Die Kommissarin – Die Last <strong>de</strong>r Norm (Regie: Charlie Weller), ARD<br />
2004 Stubbe – Nina (Regie: Peter Kahane), ZDF<br />
2003 TATORT – Der vierte Mann (Regie: Hannu Salonen), ARD<br />
2002 TATORT – Flashback (Regie: Matthias Glasner), ARD<br />
1998– 2001 Bei Aller Liebe (Regie: B. Dresewki, W. Henschel u.a.), ARD<br />
2000 Polizeiruf 110 – Bru<strong>de</strong>rliebe (Regie: Ulrich Stark), ARD<br />
1998 TATORT – Mordfieber (Regie: Ulrich Stark), ARD<br />
Der 1956 in Laufen/Oberbayern geborene<br />
Schauspieler studierte an <strong>de</strong>r Universität <strong>de</strong>r<br />
Künste in Berlin. Sein erstes Engagement führte<br />
ihn an das »Schauspiel Stuttgart« unter <strong>de</strong>r<br />
Intendanz von Claus Peymann, <strong>de</strong>m »enfant<br />
terrible« <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Theaters. Peymann<br />
wird wie ein Ziehvater <strong>für</strong> Gebauer, <strong>de</strong>r ihm<br />
1979 ans Schauspielhaus Bochum folgt und<br />
dann 1986 ans Burgtheater Wien, bis es 1990<br />
zum Bruch zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n kommt.<br />
Während <strong>de</strong>r Wiener Zeit dreht Gebauer unter<br />
<strong>de</strong>r Regie von Dominik Graf seinen ersten<br />
Kinofilm »Die Katze« an <strong>de</strong>r Seite von Gudrun<br />
Landgrebe und Götz George. Gebauer spielt<br />
weiter Theater, hat feste Engagements am<br />
Theater Basel, am Schauspielhaus Zürich, am<br />
Nationaltheater Luxemburg und bekommt vor<br />
allem auch immer mehr Aufträge <strong>für</strong>s Fernsehen.<br />
Mehr als 100 Rollen hat er bereits verkörpert,<br />
u.a. in »TATORT«, »SOKO«, »Ein Fall <strong>für</strong> Zwei«<br />
o<strong>de</strong>r »Polizeiruf 110«. Fünf Jahre lang mimt er<br />
<strong>de</strong>n machtgierigen, gerissenen und intriganten<br />
»Claas Moser« in <strong>de</strong>r ZDF-Erfolgsserie »Der<br />
Landarzt«, er spielt <strong>de</strong>n zynisch gewor<strong>de</strong>nen<br />
Pauker »Günter Rose« in <strong>de</strong>r RTL-Serie »Der<br />
Lehrer«. Im Juni 2008 war Start <strong>de</strong>r zweiten<br />
Staffel <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Adolf-Grimme-Preis<br />
ausgezeich-neten Krimi-Serie »Dr. Psycho«<br />
(ProSieben), in <strong>de</strong>r Ulrich Gebauer an <strong>de</strong>r Seite<br />
von Christian Ulmen <strong>de</strong>n ausgebufften SoKo-<br />
Leiter »Hendricks« spielt.<br />
Daten zum Hintergrund<br />
In Deutschland wer<strong>de</strong>n mehr als 50% aller Ehen geschie<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n<br />
vergangenen 15 Jahren sind daraus 2,3 Mio. Scheidungskin<strong>de</strong>r hervorgegangen.<br />
Nicht mitgerechnet sind dabei die Kin<strong>de</strong>r aus Beziehungen<br />
ohne Trauschein und aus getrennt leben<strong>de</strong>n, aber noch nicht geschie<strong>de</strong>nen<br />
Ehen. (Quelle: Statistisches Bun<strong>de</strong>samt)<br />
Was ist das Beste <strong>für</strong> die Kin<strong>de</strong>r? Eine Frage, die getrennten Eltern<br />
meistens Kopfzerbrechen macht und über die sich die Experten uneins<br />
sind. Das Patentrezept scheint noch nicht gefun<strong>de</strong>n. »<strong>Woche</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Woche</strong>« erzählt mit einem Augenzwinkern die Geschichte <strong>de</strong>r Familie<br />
Weingarten, die alles richtig machen will, aber <strong>de</strong>nnoch in ein emotionales<br />
und organisatorisches Chaos gerät, das es <strong>für</strong> <strong>de</strong>n siebenjährigen<br />
Sohn Felix schwer macht, sich noch in <strong>de</strong>r Erwachsenenwelt zurecht<br />
zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Das, was die Familie Weingarten im Film praktiziert, nennt sich im<br />
Fachjargon »paritätisches Wechselmo<strong>de</strong>ll« o<strong>de</strong>r »Doppelresi<strong>de</strong>nz«.<br />
Scheidungskin<strong>de</strong>r mit Doppelresi<strong>de</strong>nz gibt es in Deutschland bisher<br />
wenige. »Etwa fünf Prozent« <strong>de</strong>r getrennten Eltern praktizieren dieses<br />
Mo<strong>de</strong>ll, »Ten<strong>de</strong>nz steigend«, schätzt <strong>de</strong>r belgische Familienforscher<br />
Jan Piet <strong>de</strong> Man. Ganz im Gegensatz zu <strong>de</strong>n USA, wo sich etwa 15 Prozent<br />
<strong>de</strong>r geschie<strong>de</strong>nen Eltern die Erziehung teilen.<br />
Deutsche Experten diskutieren kontrovers. Während Väter-Verbän<strong>de</strong><br />
<strong>für</strong> das Wechselmo<strong>de</strong>ll plädieren, äußern sich viele Juristen und Psychologen<br />
skeptisch. So hat das Oberlan<strong>de</strong>sgericht Bran<strong>de</strong>nburg eine<br />
gleichberechtigte Betreuung been<strong>de</strong>t, »obwohl alles recht reibungslos<br />
funktioniert hat«, wie die Richter zugaben. Es fehlten »gesicherte Erkenntnisse«<br />
über die Auswirkungen. Eltern-Kind-Beziehungen bedürften<br />
einer Strukturierung und Regulierung (AZ., 10 UF 13/02), (Quelle: FOCUS<br />
Nr. 42/2005)
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