Woche für Woche - WDR.de
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6 | <strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong><br />
Interview mit Martin Gies (Regisseur)<br />
»<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong>« ist eine Scheidungskomödie.<br />
An sich stehen das Thema Scheidung und das<br />
Genre Komödie im Wi<strong>de</strong>rspruch zueinan<strong>de</strong>r.<br />
Welche Herausfor<strong>de</strong>rung stellte es an Sie als<br />
Regisseur, diesen Wi<strong>de</strong>rspruch zu einem run<strong>de</strong>n<br />
Ganzen zu inszenieren?<br />
Es gibt wohl kaum ein Thema, das sich <strong>de</strong>r komödiantischen<br />
Bearbeitung verweigert, es sei <strong>de</strong>nn,<br />
man verzichtet aus politischen o<strong>de</strong>r religiösen<br />
überlegungen.<br />
In vielen Komödien sind auch tragische Momente<br />
zu fin<strong>de</strong>n, einige <strong>de</strong>r besten spielen vor ernstem<br />
Hintergrund. Komödien leben von Wi<strong>de</strong>rsprüchen,<br />
Missverständnissen. In »<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong>«<br />
behaupten die Eltern, zwischen ihnen sei alles<br />
geklärt, sie hätten untereinan<strong>de</strong>r keine Probleme<br />
mit <strong>de</strong>r Trennung – nur ihren Sohn wollten sie vor<br />
Scha<strong>de</strong>n bewahren, <strong>de</strong>shalb kämen sie zum<br />
Therapeuten, sie möchten ihn »gerecht« teilen.<br />
Was natürlich schon ein aberwitziges Unterfangen<br />
ist und nach Komödie schreit. Man merkt schnell,<br />
dass zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n gar nichts stimmt, dass<br />
sie ihren Beziehungskrieg auf <strong>de</strong>n schmalen<br />
Schultern <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s austragen. Denn Felix will<br />
überhaupt nicht geteilt wer<strong>de</strong>n – auch nicht<br />
gerecht. Er braucht keine zwei Wohnungen, nicht<br />
zwei Kin<strong>de</strong>rzimmer, will eigentlich auch keine zwei<br />
Ritterburgen, auch wenn sie noch so groß sind,<br />
son<strong>de</strong>rn nur zwei Elternteile, ein Elternpaar.<br />
Die Kunst <strong>de</strong>r Autorin Silke Zertz besteht darin,<br />
alltäglichen Dramen Komisches und Komödiantisches<br />
abzugewinnen, ernste Probleme und<br />
Themen möglichst leicht darzustellen – nicht als<br />
Ausnahmen o<strong>de</strong>r anhand von Extremsituationen,<br />
son<strong>de</strong>rn <strong>für</strong> fast je<strong>de</strong>rmann erlebbar. In Frankreich<br />
nennt man diese Form »Comédie dramatique«,<br />
scheinbar nur ein winziger Unterschied zu unserer<br />
»Tragikomödie«. Natürlich kann es immer bei<strong>de</strong>s<br />
sein: im Leichten das Schwere zeigen, im Schweren<br />
das Leichte ent<strong>de</strong>cken, aber ich fin<strong>de</strong> es treffen<strong>de</strong>r,<br />
das Leichte, die Komödie an die erste Stelle zu setzen.<br />
Für mich als Regisseur ist die Herausfor<strong>de</strong>rung, die<br />
Balance zu halten, die Inszenierung passiert auf<br />
sehr schmalem Grad, manchmal ist es wirklich<br />
eine Art Drahtseilakt, zu keiner Seite hinunter zu<br />
fallen, durch übertriebene Komik nicht die Ernsthaftigkeit<br />
gefähr<strong>de</strong>n, durch zu viel Schwere nicht<br />
das Komödiantische zerstören.