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<strong>Woche</strong> <strong>für</strong> <strong>Woche</strong> | 7<br />
Im Mittelpunkt <strong>de</strong>s Films steht <strong>de</strong>r kleine Felix,<br />
gespielt von Jannis Michel. Wie haben Sie die<br />
Arbeit mit einem Kind empfun<strong>de</strong>n?<br />
Da ich auch bei erwachsenen Darstellern auf<br />
Neugier<strong>de</strong> und Spielfreudigkeit, die mit <strong>de</strong>nen<br />
eines Kin<strong>de</strong>s durchaus zu vergleichen sind, angewiesen<br />
bin, empfand ich die Arbeit mit Jannis<br />
als nicht viel an<strong>de</strong>rs. Obwohl kein Trennungskind<br />
und mit Geschwistern gesegnet, konnte er sich<br />
gut in die Figur <strong>de</strong>s »geteilten« Felix – einsam unter<br />
all <strong>de</strong>n Alten, einziges Kind in seiner Familie – einfühlen.<br />
Außer<strong>de</strong>m zeigte sich Jannis schnell als<br />
Profi: Schon bald fragte er mich nach Zahl <strong>de</strong>r<br />
Einstellungen <strong>de</strong>r jeweiligen Szene o<strong>de</strong>r erkundigte<br />
sich nach <strong>de</strong>m Gegenschuss <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong><br />
abgedrehten Einstellung. Nur mit <strong>de</strong>n Szenen, in<br />
<strong>de</strong>nen Felix als etwas tollpatschig, vorsichtig,<br />
ängstlich – von <strong>de</strong>r Mutter zu sehr behütet,<br />
»overprotected« – geschil<strong>de</strong>rt wird, hatte Jannis<br />
seine Schwierigkeiten. Als ehrgeiziger Sportler,<br />
<strong>de</strong>r fast täglich Turmspringen trainiert, fiel es ihm<br />
schwer, sich beim Fußball <strong>de</strong>n Ball abjagen zu<br />
lassen, nicht gleich wie<strong>de</strong>r versuchen, ihn zurück<br />
zu erobern o<strong>de</strong>r nicht wie Michael Schuhmacher<br />
über die Kartbahn zu brausen. Da musste man ihn<br />
im wahrsten Sinne <strong>de</strong>s Wortes bremsen.<br />
MARTIN GIES (Regie),<br />
wur<strong>de</strong> am 2. November 1951 geboren und studierte an <strong>de</strong>r HFF<br />
München. Danach war Martin Gies als freier Autor tätig, dann<br />
als Dramaturg und Produzent bei <strong>de</strong>r Bavaria beschäftigt. Unter<br />
an<strong>de</strong>rem schrieb er die Drehbücher <strong>für</strong> mehrere TATORT-Folgen:<br />
»Das Mädchen von gegenüber«, 1977; »Der Feinkosthändler«,<br />
1978, Regie: Hajo Gies, die Schimanski-Folge »Das Mädchen auf<br />
<strong>de</strong>r Treppe«, 1983, Regie: Peter Adam, und 1986 das Buch <strong>für</strong> <strong>de</strong>n<br />
Schimanski-Spielfilm »Zabou«, Regie: Hajo Gies. Seit 1990 ist er<br />
ausschließlich als Regisseur tätig und inszenierte die TATORT-<br />
Folgen »Ren<strong>de</strong>zvous«, 1990, »Die apokalyptischen Reiter«, 1999,<br />
»Die Frau im Zug«, 2000 und »Eine unscheinbare Frau«, 2001.<br />
Zu seiner Filmographie als Regisseur gehören u.a. die Serie »Drei<br />
mit Herz« (ARD, 1998/99), mehrere Episo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r erfolgreichen<br />
ZDF-Krimiserien »Wilsberg« und »Ein Fall <strong>für</strong> Zwei«, die Komödien<br />
»Ich, <strong>de</strong>r Boß«, 1995, »Nicht ohne meine Schwiegereltern«, 2006,<br />
»Plötzlich Millionär«, 2008, sowie die Tragikkomödie »Reife<br />
Leistung«, ARD, 2007.<br />
Welches ist die zentrale Botschaft, die Sie als<br />
Regisseur <strong>de</strong>m Publikum vermitteln möchten?<br />
Da muss ich an Polanski <strong>de</strong>nken, <strong>de</strong>r gesagt hat,<br />
wenn jemand unbedingt eine Botschaft loswer<strong>de</strong>n<br />
will, soll er zur Post gehen. Für mich geht es darum,<br />
möglichst viel von <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en, <strong>de</strong>n Beobachtungen,<br />
Situationen <strong>de</strong>s Buches in Bil<strong>de</strong>r zu übertragen,<br />
ein Gefühl zu vermitteln als schaue man einem<br />
Stück Leben zu. Man soll manchmal schmunzeln,<br />
manchmal lachen, manchmal betroffen sein.<br />
Einige sollten sich wie<strong>de</strong>r erkennen. Wenn man<br />
selbst in solch einer Geschichte drinsteckt, ist<br />
das natürlich nicht so lustig. Aber wenn man sie<br />
von weitem betrachten kann – praktisch mit<br />
<strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>s betroffenen Kin<strong>de</strong>s – merkt man<br />
vielleicht, wie seltsam, wie komisch o<strong>de</strong>r auch<br />
brutal man sich verhält. Das wäre meine Hoffnung.