Von Heimweh, Geborgenheit und anderen Gefühlen - Gemeinde ...
Von Heimweh, Geborgenheit und anderen Gefühlen - Gemeinde ...
Von Heimweh, Geborgenheit und anderen Gefühlen - Gemeinde ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
o b e r s i g g e n t h a l i n s i d e<br />
ausgabe IV/ 2001 mai/juni 2001<br />
Hauptartikel<br />
UMKEHRÜBUNG: ANSTATT Z'NACHT GIBT'S EIN Z'MORGEN!<br />
Seit 1934 in Obersiggenthal präsent <strong>und</strong> auf verschiedensten Ebenen aktiv:<br />
Die Pfadfinderabteilung St. Peter Nussbaumen.<br />
Waren Sie schon einmal am Samstag Nachmittag im Wald ob Obersiggenthal? Vielleicht<br />
sind Sie dann auf eine Gruppe wild herumrennender Kinder in türkisfarbenen oder beigen<br />
Hemden gestossen. Womöglich sind Ihnen diese Kinder aber auch schon mitten im Dorf aufgefallen,<br />
beim Kuchenverkaufen im Markthof zum Beispiel. Und wissen Sie, wer Ihnen das<br />
letzte Altpapier entsorgt hat? Das waren diese Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen, die im Sommer<br />
freiwillig zwei Wochen lang in Zelten übernachten, auf dem Feuer kochen <strong>und</strong> auch vor Regen<br />
nicht zurückschrecken. Es sind Wölfli <strong>und</strong> Biendli, Pfadfinder <strong>und</strong> Pfadfinderinnen der<br />
Pfadi St. Peter Nussbaumen.<br />
Aktivitäten in der Gemeinschaft<br />
Ziel der Pfadibewegung ist es, Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen Aktivitäten zu bieten, bei denen sie<br />
ihre Persönlichkeit <strong>und</strong> Fähigkeiten entwickeln können <strong>und</strong> sie zur aktiven Mitarbeit in einer<br />
Gemeinschaft zu animieren.<br />
Die jüngsten Pfadis sind die Biendli <strong>und</strong> Wölfe. <strong>Von</strong> der 2. bis zum Ende der 4. Klasse entdecken<br />
die Kinder Neues, erleben die Gruppe <strong>und</strong> schliessen neue Fre<strong>und</strong>schaften. Auch<br />
das Basteln kommt nicht zu kurz <strong>und</strong> Naturerlebnisse sowie gemeinsame Unternehmungen<br />
sind wichtige Aspekte.<br />
In der 5. Klasse treten Biendli <strong>und</strong> Wölfe in die Pfadistufe über. Als Pfadi sind sie meistens im<br />
Freien anzutreffen: sie lernen sich mit Karte <strong>und</strong> Kompass zu orientieren, mit Werkzeug, Seil<br />
<strong>und</strong> Kochtopf umzugehen <strong>und</strong> erleben spektakuläre Übungen in Wald <strong>und</strong> Dorf. In Sommer<strong>und</strong><br />
Pfingstlagern leben die Pfadis unter einfachen Bedingungen in engem Kontakt mit der<br />
Natur.<br />
Der Lauf der Zeit<br />
Die Pfadiabteilung St. Peter Nussbaumen wurde im Jahre 1934 in Kirchdorf gegründet. Die<br />
Geschichte der Abteilung ist voll von Anekdoten. Immer wieder kam es zu Leitermangel,<br />
1969 benennt man die Abteilung von St. Peter Kirchdorf in St. Peter Nussbaumen um <strong>und</strong><br />
gründet eine neue Abteilung in Kirchdorf. Vier Jahre später rauft man sich zusammen <strong>und</strong><br />
bildet die Abteilung Siggenthal. Doch kaum vereint, trennt man sich 1975 wieder. Wandel ist<br />
ein Begriff, der die Pfadi bis heute prägt. Leiter kommen <strong>und</strong> gehen, Biendli werden zu<br />
Pfadis <strong>und</strong> schliesslich selbst zu Leitern. Und während all dieser Zeit ist man immer noch in<br />
der gleichen Pfadihüttli-Baracke von 1960 einquartiert. Auch wenn sich die Zeiten <strong>und</strong> Methoden<br />
geändert haben, verfolgt man auch heute noch die gleichen Ziele wie anno dazumal.<br />
Man versucht den Kindern das Beste zu bieten, was man kann!
Globalisieren!<br />
In den letzten fünf Jahren hat man sich intensiv bemüht, die verschiedenen Abteilungen der<br />
Region Baden-Wettingen zu vernetzen. Ältere Pfadis der Pfadi Nussbaumen nehmen heute<br />
an gemeinsamen Übungen teil <strong>und</strong> lernen so Pfadis aus <strong>anderen</strong> Ortschaften kennen. Zusammenarbeit<br />
kann so direkt erlebt werden <strong>und</strong> besonders heiter wird jeweils das Wiedersehen<br />
bei kantonalen Anlässen wie dem Bott oder dem Pfadifolkfest PFF.<br />
Verschiedene Projekte in der Abteilung wurden gestartet <strong>und</strong> suchen laufend Mitarbeiter. So<br />
erscheint zweimal im Jahr eine Abteilungszeitschrift, die «Saftpresse», die über die Ereignisse<br />
im Pfadisemester berichtet <strong>und</strong> allerlei Unterhaltendes beinhaltet. Kürzlich wurde von der<br />
Projektgruppe Internet die Website der Pfadi «www.pfadinussbaumen.ch» neu gestaltet. Ein<br />
Pfadipullover wurde angefertigt <strong>und</strong> eine Reorganisation der Pfadistufe durchgezogen.<br />
Regional haben sich ehemalige <strong>und</strong> aktive Leiter dem Projekt Bustrophy zugewandt. Am<br />
Samstag, 20. Oktober findet in Baden auf dem Streckennetz der RVBW die Bustrophy 2001<br />
statt, organisiert durch verschiedene Pfadiabteilungen der Region Baden-Wettingen in Zusammenarbeit<br />
mit der RVBW. In Form eines Sternpostenlaufs wird Pfadfindern, Schulklassen,<br />
Vereinen sowie interessierten Einzelpersonen Abenteuer auf dem regionalen Busnetz<br />
geboten.<br />
Auch die Ehemaligen sind à jour<br />
Die ehemaligen Leiter <strong>und</strong> Leiterinnen der Pfadi haben sich im APV Siggenthal, dem Altpfadfinderverein<br />
Siggenthal zusammengetan <strong>und</strong> pflegen so den Kontakt untereinander <strong>und</strong> mit<br />
der jüngeren Generation. Die tatkräftige Unterstützung bei den Papiersammlungen wird sehr<br />
geschätzt.<br />
Matthias Rinderknecht<br />
Sola 2001<br />
Der Höhepunkt des Pfadijahres ist mit Sicherheit das alljährliche Lager. Die Pfadis zelten<br />
zwei Wochen im Sommerlager, während die 1. Stufe (Wölfe <strong>und</strong> Biendli) ihr Herbstlager in<br />
einem Haus verbringen.<br />
Im Sola (Sommerlager) wird eine richtige kleine Zeltstadt errichtet mit Esszelt, Küche sowie<br />
WC, Waschstelle <strong>und</strong> Lagertor.<br />
Die Lager finden in der ganzen Schweiz statt, letztes Jahr war man in Rosa, Graubünden, ein<br />
Jahr zuvor fand das Kantonallager in Eschenz am Bodensee statt.<br />
Der Ort des diesjährigen Solas ist noch geheim, es findet vom 8. bis 21. Juli gemeinsam mit<br />
einer Abteilung aus Zürich statt.<br />
Matthias Rinderknecht<br />
Auskünfte<br />
Informationen bezüglich den Übungsdaten finden Sie jeden Donnerstag Abend in den Anschlagskästen<br />
im Unterboden, bei der katholischen Kirche Nussbaumen, im OSOS sowie im<br />
Internet unter www.pfadinussbaumen.ch
Der Abteilungsleiter<br />
Fabian Humbel v/o Manitou<br />
Rankstrasse 4<br />
5415 Nussbaumen<br />
Telefon 056 / 282 57 40<br />
gibt Ihnen gerne Auskunft<br />
Das Pfadifolkfest «move.01» in Aarau ist präsent unter<br />
www.pff01.ch<br />
Infos zur Bustrophy erhalten Sie unter<br />
info.bustrophy@gmx.ch<br />
Standpunkt<br />
<strong>Von</strong> <strong>Heimweh</strong>, <strong>Geborgenheit</strong> <strong>und</strong> <strong>anderen</strong> <strong>Gefühlen</strong><br />
Qualität vermag manchen Zeitströmungen zu widerstehen! Einerseits sind es die hohen erzieherischen<br />
<strong>und</strong> ethischen Gr<strong>und</strong>sätze die sich die Pfadibewegung auf ihre Fahne geschrieben<br />
hat, andererseits die jugendgerechte Umsetzung. Noch immer vermag die Idee<br />
tausende von Buben <strong>und</strong> Mädchen zu begeistern.<br />
Ich war überzeugter <strong>und</strong> engagierter Pfader <strong>und</strong> Leiter. Unzählige unbeschwerte, glückliche<br />
Erinnerungen klingen bis heute nach. Wir Buben wurden nicht erzogen, sondern Schritt für<br />
Schritt an die Ideale der Bewegung heran- <strong>und</strong> in die Spielregeln des Zusammenlebens eingeführt.<br />
Die Entwicklung eines ausgeprägten Verantwortungsbewusstseins stand dabei im<br />
Zentrum. Aussenstehende erstaunt es immer wieder, wie schnell Halbwüchsige Führungsrollen<br />
übernehmen wollen <strong>und</strong> können, als Leiter einer Gruppe oder als Spezialist auf einem<br />
bestimmten Arbeitsgebiet.<br />
Bis heute liegt wohl die Attraktivität des Pfadilebens im draussen leben <strong>und</strong> spielen. Wobei<br />
eine der Faszinationen in der raffinierten Mischung von fiktiver Übungsanlage <strong>und</strong> Wirklichkeit<br />
besteht. Dies überträgt sich auch auf die Buben <strong>und</strong> Mädchen. Nicht der Schein, das<br />
Sein zählt. Die Kinder sind echt, h<strong>und</strong>ertprozentig identisch. Wichtiges Identifikationselement<br />
ist der Pfadiname, den sie schon bald nach ihrem Eintritt - meist in einem gruseligen Taufakt<br />
-, erhalten. Nicht mehr Martina, Daniel oder Alexander schleichen sich durch den Wald. Nein,<br />
es sind Caramel, Adler <strong>und</strong> Rabuschka die sich auf Kriegspfad befinden <strong>und</strong> eben mit einer<br />
raffinierten Finte den Schatz geraubt haben. Gemeinsam etwas planen <strong>und</strong> ausführen, jedem<br />
nach seinen Stärken eine Aufgabe zuweisen. Das ist das zentrale <strong>und</strong> erfolgreiche Managementkonzept<br />
der Pfadfinderbewegung. Erprobt <strong>und</strong> bewährt.
Höhepunkte im Jahreslauf waren <strong>und</strong> sind immer noch die Lager. Manch verregnetes PFILA<br />
in der näheren Region <strong>und</strong> manch abenteuerliches SOLA in einem andern Landesteil hat<br />
tiefe Eindrücke hinterlassen. Fernab von Vater <strong>und</strong> Mutter hat sich jeder nach eigenem Gutdünken<br />
einzurichten <strong>und</strong> für seine Siebensachen besorgt zu sein. Eher unproblematisch bei<br />
Schönwetterlage, anspruchsvoll bei Kälte <strong>und</strong> Nässe. Da sind dann die Anleitungen <strong>und</strong> Hilfeleistungen<br />
der „alten Hasen“ Gold wert. Gerade die misslichen Situationen sind es, die bei<br />
Vereinzelten <strong>Heimweh</strong> <strong>und</strong> missmutige Stimmung aufkommen lassen <strong>und</strong> Führerinnen <strong>und</strong><br />
Führer fordern. Wer lernt, mit solchen Situationen umzugehen, lernt fürs Leben. Spätestens<br />
am nächtlichen Lagerfeuer, bei Gesang <strong>und</strong> Unterhaltung, den Arm über die Schulter des<br />
Kameraden gelegt, weicht das <strong>Heimweh</strong> dem Gefühl von <strong>Geborgenheit</strong>; einem dieser grossen<br />
Glücksgefühle das lebenslang anhält.<br />
Bruno „Nöggi“ Burkart<br />
Interviews<br />
Ein Pfadi<br />
Sibylle Schärli, 13, Pfadiname Skratti, erzählt von ihren Pfadierlebnissen<br />
Seit wann bist du dabei?<br />
Als ich in der 2. Klasse war, hat mich meine Schwester in die Biendli (das sind die jüngeren<br />
Pfadis von 8 bis 11) mitgenommen. In der 5. Klasse bin ich dann zur Pfadi übergetreten.<br />
Was gefällt dir am meisten an der Pfadi?<br />
An den Übungen am Samstag-Nachmittag haben wir es immer lustig <strong>und</strong> es ist abwechslungsreich.<br />
Ich treffe dort meine Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen.<br />
Gehst du gerne in Lager?<br />
Eigentlich schon, beim Zelten muss man schauen, dass der Boden keine Steine hat, sonst<br />
schläft man nicht gut! Und die Wanderungen sollten nicht allzu lang sein, so 3 bis 4 St<strong>und</strong>en<br />
ist ok. Ich habe es gerne, wenn man viel in der Natur draussen ist!<br />
Welches war dein bestes Erlebnis?<br />
Letztes Jahr im Sommerlager hatten wir eine Umkehrübung, anstatt Abendessen hat es<br />
plötzlich wieder Morgenessen gegeben - da waren wir fast 24 St<strong>und</strong>en lang wach!<br />
Ein Leiter<br />
Oliver Humbel, 19, genannt Feivel ist Stufenleiter der Pfadi Nussbaumen.<br />
Wie lange bist du schon dabei?<br />
Mittlerweile bin ich schon acht Jahre in der Pfadi.<br />
Wieviel Zeit investierst du pro Woche?<br />
Meistens haben wir ca. ein Höck unter der Woche <strong>und</strong> alle zwei Wochenenden Übung. Pro<br />
Woche gibt das etwa sechs bis acht St<strong>und</strong>en Arbeit.<br />
Wann ist die stressigste Zeit?<br />
Jetzt! Mitte Mai sind wir mitten in der Planung für das Pfingstlager wie auch für das Sommerlager.<br />
Was ist deine Motivation?<br />
Ich möchte den Pfadis etwas weitergeben, was ich selber erlebt habe. Einmal Pfadi - immer
Pfadi!<br />
Inwiefern profitierst du von deiner Arbeit?<br />
Man sammelt vielfältige Erfahrungen <strong>und</strong> steht in Kontakt mit verschiedensten Leuten wie<br />
Bauern, Eltern <strong>und</strong> Behörden.<br />
Dein bestes Erlebnis war...<br />
…als wir zu dritt den 50 km Marsch r<strong>und</strong> um den Murtensee in 13 St<strong>und</strong>en am Stück absolviert<br />
haben! Nachts um 1 Uhr waren wir wieder im Lager!<br />
Weshalb gerade Pfadi?<br />
Hm, warum ich in die Pfadi gehe ist eine schwere Frage. Meist wird einem von Fre<strong>und</strong>en<br />
oder Familienmitgliedern der M<strong>und</strong> wässrig gemacht, es einmal abenteuerlich wie in der Pfadi<br />
zu haben. Bei mir waren es die Geschwister. In der Pfadi hat man „Fun“ <strong>und</strong> kommt mal an<br />
die frische Luft. Das ist auf alle Fälle besser, als vor dem Fernseher zu sitzen <strong>und</strong> sich die<br />
Augen viereckig zu glotzen! Auch für die Jüngeren ist gesorgt, wer zu jung für die Pfadi ist,<br />
geht in die „Bienli <strong>und</strong> Wölfli“. Die Pfadi macht auch tolle Lager <strong>und</strong> wenn man in ein Sola<br />
(Sommerlager) geht, dann kann man sehr viel über die Natur <strong>und</strong> ihre Pflanzen <strong>und</strong> Tiere<br />
lernen, denn im Sola wird IMMER gezeltet. Dann gibt es auch noch einen I.P,. einen Wissenstest.<br />
Der ist meist am Ende der zweiten Sola-Woche. Die Zeit vorher werden einem die Sachen<br />
für den I.P. beigebracht. Der I.P. ist allerdings erst einer von ungefähr vier solchen<br />
Tests. Ich freue mich schon auf das Lager in diesem Sommer.<br />
Litchi (11)<br />
Etwas vom Tollsten, das ich in der Pfadi miterlebt habe, war die Umkehrübung im letzten<br />
Sola, bei der die Nacht zum Tag wurde. In verschiedene Gruppen eingeteilt, hatten wir die<br />
Aufgabe, unseren Glücksbringer „Penungu“ wieder zu finden, der uns irgendwie abhanden<br />
gekommen war. Wir bekamen eine Liste der Sachen, die wir auf unserer Suche mitnehmen<br />
durften. Dazu gehörten Taschenlampe, Schreibzeug <strong>und</strong> auch ein Badeanzug. Als es dann<br />
dämmerte, wurden wir mit verb<strong>und</strong>enen Augen in ein Auto gepackt <strong>und</strong> irgendwo an einem<br />
uns unbekannten Ort wieder ausgesetzt. Nun ging es darum, uns Essen für die vor uns liegende<br />
Nacht zu besorgen. Mit einer Taschenlampe <strong>und</strong> einer ungenauen Wegbeschreibung<br />
tappten wir also durch Wald <strong>und</strong> Wiese auf der Suche nach unseren Leitern, die an verschiedenen<br />
Posten verteilt waren. An diese Posten konnten wir durch diverse Spiele, z.b. ein<br />
Quiz oder Besoffenenstafette, Nahrung gewinnen. Das war recht lustig <strong>und</strong> manchmal sogar<br />
etwas unheimlich. Nachdem wir Würste, Brot, Wasser, Suppenpulver <strong>und</strong> Streichhölzer gesammelt<br />
hatten, machten wir irgendwo am Strassenrand ein Feuer <strong>und</strong> stärkten uns, denn<br />
die Nacht war noch jung.<br />
Es war bestimmt schon vier Uhr morgens, als wir uns zum Fluss aufmachten. Einigen von<br />
uns fielen vor Müdigkeit schon fast die Augen zu, doch das sollte sich bald ändern. Am Fluss<br />
unten trafen wir auf die restlichen Gruppen. Nun gab es eine Stafette bei der die Gruppe, die<br />
am schnellsten war, ein Couvert mit Hinweisen auf den Ort erhielt, an dem der „Penungu“<br />
versteckt war. Je langsamer man jedoch war, desto weniger Hinweise erhielt man. Leider<br />
war unsere Gruppe nicht die schnellste, sondern eher die langsamste. Dennoch studierten<br />
wir die Hinweise <strong>und</strong> rannten weiter flussaufwärts, bis wir an einen kleinen See kamen. Auf<br />
dem See schwammen viele kleine Kerzen <strong>und</strong> mit der langsam aufgehenden Sonne war das<br />
ein unvergesslicher Anblick. Da wir zu den letzten gehörten, die diesen Ort erreichten, hatte<br />
ein andere Gruppe den „Penungu“ schon im See gef<strong>und</strong>en. Einige von uns liessen es sich
nicht nehmen, ein Bad in dem eiskalten Bergsee zu wagen. Das Wasser war wirklich extrem<br />
kalt <strong>und</strong> wir liefen schon blau an, aber es hat riesigen Spass gemacht. Nach diesem erfrischenden<br />
Bad ging’s zurück ins Zeltlager, wo wir alle erschöpft ins unsere Schlafsäcke krochen<br />
<strong>und</strong> sofort einschliefen.<br />
Hera<br />
Im Geschichtsbuch geblättert<br />
1934 wurde die katholische Pfadfinderabteilung St. Peter in Kirchdorf gegründet. Ein Jahr<br />
später fand das erste Ferienlager in Witterswil bei Reinach BL statt. 1936 wurde das erste<br />
Zeltlager auf der Seebodenalp bei Küssnacht durchgeführt. Die dafür benötigten Zelte wurden<br />
mehrheitlich vom damaligen Abteilungsleiter, Pfarrer Jetzer, selber genäht. <strong>Von</strong> da an<br />
fanden jährlich Pfingst-, Sommer- <strong>und</strong> Winterlager der Pfader <strong>und</strong> Rover statt.<br />
Ein Rover-Pfingstlager, welches allen Teilnehmenden sicher in guter Erinnerung geblieben<br />
ist, fand 1947 auf der Insel bei Gnadenthal statt. Am Samstag wurde der mitgebrachte<br />
„Chüngel“ ausgesetzt, damit er für kurze Zeit seine Freiheit geniessen konnte, bevor er am<br />
Sonntag Morgen eingefangen <strong>und</strong> fachk<strong>und</strong>ig am Spiess gebraten wurde. Infolge eines Gewitters<br />
in der Innerschweiz schwoll die Reuss am Sonntag Abend plötzlich an <strong>und</strong> das Lager<br />
musste vorzeitig abgebrochen werden.<br />
Noch während des des 2. Weltkrieges wurde auch der Vorunterricht eingeführt. Daraus entstand<br />
die Handballgruppe „Rover Kirchdorf“ <strong>und</strong> später der SC Siggenthal.<br />
Auf dem Gr<strong>und</strong>stück des Café Chico stand früher ein kleines Gebäude, „Waschhüsli“ genannt.<br />
Ende 1950 wurde es von den Rovern als Treffpunkt mit Cheminée sowie selbstgezimmerten<br />
Bänken <strong>und</strong> Tischen eingerichtet.<br />
1960 übernahmen die Pfader die Magazin-Baracke von der Firma Paul Hitz AG <strong>und</strong> erstellten<br />
die Pfadihütte im Nuechtal.<br />
Hans „Jonny“ Hitz<br />
Impressum:<br />
Redaktion „Obersiggenthal Inside:<br />
Kontaktadressen:<br />
Friderike Saiger<br />
Ellrike Läng<br />
Rolf Duffner<br />
Andy Wenzinger<br />
Obersiggenthal Inside<br />
Postfach 286, 5415 Nussbaumen<br />
Nächster Redaktionsschluss: 25. Juni 2001<br />
InsideObersiggenthal@obersiggenthal.ch
Aus dem <strong>Gemeinde</strong>haus<br />
Wo kauft Obersiggenthal Geld ein?<br />
Diese Frage hört sich vielleicht etwas seltsam an. Aber ebenso, wie eine Privatperson bei<br />
einer grösseren Investition meist Geld aufnehmen muss, ist auch die <strong>Gemeinde</strong> in hohem<br />
Masse auf fremde Geldgeber angewiesen. Dies trifft insbesondere dann ein, wenn flüssige<br />
Mittel fehlen oder grössere Aufgaben, wie Hoch- <strong>und</strong> Tiefbauten anfallen, die eine Verschuldung<br />
nach sich ziehen <strong>und</strong> über lange Jahre verzinst <strong>und</strong> amortisiert werden müssen.<br />
Vorschriften des Kantons<br />
Das <strong>Gemeinde</strong>gesetz ermächtigt den <strong>Gemeinde</strong>rat zur Aufnahme von Darlehen <strong>und</strong> Anleihen.<br />
Bis noch vor wenigen Jahren kannte Obersiggenthal vor allem die traditionelle Art der<br />
Aufnahme von Darlehen <strong>und</strong> Krediten bei Banken, Versicherungen <strong>und</strong> Anleihen bei der<br />
Emissionszentrale der Schweizer <strong>Gemeinde</strong>n. Die Emmissionszentrale hat bekanntlich eine<br />
traurige Berühmheit erlangt durch den Fall Leukerbad, der Gerichte <strong>und</strong> Juristen wohl noch<br />
über lange Jahre beschäftigen wird. Die <strong>Gemeinde</strong> Obersiggenthal ist zwar Mitglied der<br />
Emissionszentrale <strong>und</strong> trägt eine kleine Solidarhaftung mit, hat aber glücklicherweise nie<br />
Darlehen bei dieser Institution aufgenommen. Finanzverwalter <strong>und</strong> <strong>Gemeinde</strong>rat sind deshalb<br />
vor schlaflosen Nächten verschont geblieben.<br />
Konkurrenzlos günstig<br />
1995 revidierte die „Anleihensgemeinschaft Schweizerischer Städte“ ihre Statuten <strong>und</strong> gab<br />
sich den neuen Namen „URBANIS, Finanzierungsgemeinschaft Schweizerischer Städte“.<br />
Voraussetzung zum Betritt dieser Organisation ist eine Mindesteinwohnerzahl von 5000. Die<br />
URBANIS funktioniert auf dem Konzept „Tresorerie-Ausgleich“, das heisst, dass der Kapitalbedarf<br />
der <strong>Gemeinde</strong> A, mit der Überliquidität der <strong>Gemeinde</strong> B direkt ausgeglichen werden<br />
kann. Auf elegante Art <strong>und</strong> Weise bleiben damit eingegangene Steuergelder im Kreislauf der<br />
öffentlichen Haushalte. Die zeitliche Verschiebung zwischen Kapitalüberschuss <strong>und</strong> Kapitalbedarf<br />
wird genutzt um die Zinsbelastung zu vermindern, beziehungsweise die Zinserträge<br />
zu erhöhen. Als Richtschnur für die Festlegung des Zinssatzes gilt dabei der Londoner Interbankensatz<br />
„Libor“. Mit diesem Finanzinstrument kann die <strong>Gemeinde</strong> gegen eine bescheidene<br />
Vermittlungsgebühr, aber ohne Handelsmarge, von den aktuellsten Zinssätzen am Euro-<br />
Markt profitieren. Gegenüber Banken, Versicherungen <strong>und</strong> <strong>anderen</strong> Institutionen ist damit<br />
URBANIS konkurrenzlos günstig.<br />
Tiefe Schuldzinsen<br />
Mit dem Beitritt zur URBANIS begann 1995 für Obersiggenthal eine neue Ära in der Kapitalbeschaffung<br />
<strong>und</strong> Liquiditätsplanung. Bereits damals waren erhebliche Zinsunterschiede, bis<br />
zu 3%, zwischen kurz-, mittel- <strong>und</strong> langfristigen Schulden festzustellen. Zur Verdeutlichung:<br />
Kurzfristige Schulden weisen einen Zeithorizont von unter einem Jahr auf, mittelfristige einen<br />
bis vier <strong>und</strong> langfristige fünf bis zehn Jahre. In Absprache zwischen <strong>Gemeinde</strong>rat <strong>und</strong> Finanzkommission<br />
folgte Obersiggenthal dem Trend, die bereits in früheren Jahren nach Fälligkeit<br />
gestaffelten Schulden intensiver zu bewirtschaften <strong>und</strong> auf neue Art zu refinanzieren.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der geschilderten grossen Zinsvorteile ist es denn auch naheliegend, dass als<br />
Hauptgeldgeber der <strong>Gemeinde</strong> vor allem die URBANIS berücksichtigt wird.<br />
Neue Schuldzinsstrategie<br />
Die neue Strategie, die Schulden in Zukunft zu je einem Drittel in kurzfristig, mittelfristig <strong>und</strong><br />
langfristig zu staffeln, hat sich in Obersiggenthal, bei einer Bruttoverschuldung von derzeit 28<br />
Mio. Franken, in den letzten 6 Jahren finanziell hervorragend bewährt. Die erzielten Zinseinsparungen<br />
von mehreren 100'000 Franken haben jeweils entscheidend zu den positiven Jah-
esabschlüssen der vergangenen Jahre beigetragen. So beschaffte sich die <strong>Gemeinde</strong> beispielsweise<br />
im Jahre 2000 kurzfristige Darlehen zu einem Zinssatz von1.5%!<br />
Ein Rating für Obersiggenthal?<br />
Ein Instrument, das das Vertrauen zwischen Geldgeber <strong>und</strong> Schuldner zusätzlich fördern<br />
kann, ist das sogenannte Rating. Mit diesem klassischen Instrument, das auf einheitlichen<br />
Kriterien aufgebaut sein muss, wird die Bonität eines Schuldners von neutraler Stelle bewertet.<br />
Damit lassen sich ohne weiteres auch günstigere, das heisst risikogerechtere Konditionen<br />
aushandeln. Für Obersiggenthal war das Rating bis heute kein Thema, obwohl die bisherigen<br />
Geldgeber unsere Bonität sehr wohl auf Gr<strong>und</strong> der bekannten Kennzahlen überprüfen.<br />
Im Sinne einer Standortbestimmung kann die Frage eines Ratings überdacht werden.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> einer realistischen Einschätzung dürfte Obersiggenthal bis zum heutigen Tag<br />
mindestens ein AA verdienen.<br />
Paul Meier, Leiter Finanzen