Kleinstädte nullachtfünfzehn? - Archäologie Schweiz
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Katalog<br />
Laufen BL, Rathausplatz<br />
LK 1087, 604 660/252 380. Höhe 350 m.<br />
Ausgrabung: 1988/89.<br />
Städtische Siedlung.<br />
Bibliografie: J. Pfrommer/D. Gutscher, Laufen Rathausplatz. Bern<br />
1999.<br />
Haus 1: Holzhaus der Periode I, Bauphase 1, um 1270/80. Haus 1<br />
hat eine gemeinsame Längswand mit Haus 2. Seine Länge ist unbekannt,<br />
die Breite beträgt mindesten 4.5 m. Das Hausinnere wird<br />
durch eine quer verlaufende Binnenwand unterteilt. Beidseits der<br />
Binnenwand deuten quer verlaufende Bodenbalken auf Holzböden<br />
hin.<br />
Haus 2: Holzhaus der Periode I, Bauphase 1, um 1270/80. Haus 2<br />
hat gemeinsame Längswände mit den Häusern 1 und 3. Seine Länge<br />
ist unbekannt, die Breite beträgt 5.7 m. Das Hausinnere wird<br />
durch eine längs verlaufende Binnenwand halbiert. Der Abschnitt<br />
nördlich der Längswand ist durch eine quer verlaufende Binnenwand<br />
in zwei Räume unterteilt. Jener südlich der Längswand weist<br />
einen Holzboden auf, die übrigen haben Lehm und Erdböden.<br />
Haus 3: Holzhaus der Periode I, Bauphase 1, um 1270/80. Haus 3<br />
hat gemeinsame Längswände mit den Häusern 2 und 4. Seine Länge<br />
ist unbekannt, die Breite beträgt 6.4 m. Das Hausinnere wird<br />
durch zwei Längswände in einen Korridor und beidseits anschliessende<br />
Räume unterteilt. Die Zonen beidseits des Korridors sind<br />
durch je eine Querwand in zwei Räume gegliedert. Der nordwestliche<br />
ist mit einem Holzboden, die übrigen mit Lehm- und Erdböden<br />
versehen.<br />
Haus 4: Holzhaus der Periode I, Bauphase 1, um 1270/80 und<br />
Bauphase 2, um 1300. Haus 4 hat gemeinsame Längswände mit<br />
den Häusern 3 und 5. Seine Länge ist unbekannt, die Breite beträgt<br />
5.7 m. Das Hausinnere wird durch Längs- und Querwände anfänglich<br />
in 7 und nach dem Einbau einer zusätzlichen Querwand in 8<br />
Räume unterteilt. Die zur Gasse hin orientierten Räume weisen<br />
Holz-, die übrigen Lehm- und Erdböden auf. Der schmale langrechteckige<br />
Raum in der nordöstlichen Ecke könnte als Korridor<br />
gedient haben.<br />
Haus 5: Holzhaus der Periode I, Bauphase 1, um 1270/80. Haus 5<br />
hat gemeinsame Längswände mit den Häusern 4 und 6. Seine Länge<br />
ist unbekannt, die Breite beträgt 5.4 m. Das Hausinnere ist<br />
durch Längs- und Querwände in einen L-förmigen Korridor und<br />
zwei nördlich anschliessende Räume aufgeteilt, die beide Lehmund<br />
Erdböden aufweisen. Möglicherweise handelt es sich bei<br />
Haus 5 um eine Stallscheune oder um einen Magazinbau.<br />
Haus 6: Holzhaus der Periode I, Bauphase 1, um 1270/80 und<br />
Bauphase 3, um 1330/40. Haus 6 hat eine gemeinsame Längswand<br />
mit Haus 5. Seine Länge ist unbekannt, die Breite beträgt<br />
mindestens 6 m. Das Hausinnere ist anfänglich durch Längs- und<br />
Querwände in einen Korridor und 6 westlich, nördlich und östlich<br />
anschliessende Räume aufgeteilt. Um 1330/40 werden neue Querund<br />
Längswände eingefügt; zum Teil ersetzen sie Binnenwände der<br />
Bauphase 1. Das Haus ist nun mit Aufgabe des Korridors neu in 8<br />
Räume aufgegliedert. Die zur Gasse orientierten Räume weisen<br />
Holz-, die übrigen Lehm- und Erdböden auf. Feuerstellen der Bauphase<br />
3 weisen auf handwerkliche Arbeiten hin.<br />
Sins AG, Meienberg<br />
LK 1130, 671 000/227 850. Höhe 471 m.<br />
Ausgrabungen: 1987; 2005.<br />
Stadtwüstung, um 1240 bis 1386, historische Quellen.<br />
Bibliografie: J.J. Siegrist, Spätmittelalterliche Herrschaft im südlichen<br />
Freiamt. Argovia 84, 1972, 118–198; W. Merz, Die mittelalterlichen<br />
Burganlagen und Wehrbauten des Kantons Aargau. Aarau 1906.<br />
Stadtmauer: Sie stammt aus der Gründungszeit der Stadt um<br />
1240/50 und steht im Verband mit den Häusern 1 und 2. Ihr Fundament<br />
ist in die Grube gemauert. Im West- und Südwestabschnitt<br />
besteht die Baugrubenverfüllung aus Bollensteinen und Lehm und<br />
im Südostabschnitt aus Brandschutt und Lehm. Das zweischalige<br />
Mauerwerk mit Gusskern hat im Fundamentbereich eine Dicke<br />
von 1.16–1.8 m. Im Bereich von Haus 11, wo sich die Stadtmauer<br />
bis zu einer Höhe von 6.7 m erhalten hat, misst das aufgehende<br />
Mauerwerk an der Basis 1.15 m und verjüngt sich mit starkem<br />
Anzug nach oben auf 0.9 m Dicke. Da keine Konstruktionselemente<br />
eines Wehrgangs erhalten geblieben sind, wird die Mauer noch<br />
mindestens 2 m höher hinauf gereicht haben. Es ist folglich von<br />
einer Gesamthöhe von rund 9–10 m auszugehen.<br />
Unterschiede in der Fundamentstärke und in der Struktur des Mauerwerks<br />
sowie eine Baufuge an der Südwestecke von Haus 1 lassen<br />
auf einen etappierten Bauablauf schliessen.<br />
Haus 1: Steinhaus aus der Gründungszeit der Stadt um 1240/50<br />
mit Erweiterungsbau aus der 2. Hälfte des 13. oder aus dem frühen<br />
bis mittleren 14. Jh. Das Haus steht im Verband mit der Stadtmauer.<br />
Gegliedert ist das L-förmige Gebäude in den rechteckigen<br />
Haupttrakt von 14.3 m Länge und 10 m Breite und in den westlichen<br />
Seitenflügel von 7.5 m Länge und 6.5 m Breite. Die Mauerstärke<br />
beträgt 0.9–1.2 m.<br />
Der Erweiterungsbau ist an der Ostseite des Haupttrakts und der<br />
Stadtmauer angebaut, vollständig unterkellert und hat eine Länge<br />
von 7 m bei einer Breite von 4 m. Seine Nord- und Ostwand bestehen<br />
aus einhäuptig aufgeführten Sockelmauern, darüber ist eine<br />
Holzkonstruktion zu vermuten. Der Zugang zum Keller erfolgt von<br />
Norden her durch einen Kellerhals.<br />
Nach dem Brand von 1386 wurde das Haus wieder aufgebaut und<br />
der Haupttrakt bei dieser Gelegenheit vollständig unterkellert.<br />
Nach Ausweis der Benutzungsspuren und weniger Funde blieb es<br />
bis ins 16. Jh. bewohnt. Danach folgte sein Abbruch zugunsten<br />
eines Neubaus.<br />
Haus 2: Steinhaus aus der Gründungszeit der Stadt um 1240/50.<br />
Es steht im Verband mit der Stadtmauer. Der im Grundriss rechteckige<br />
Steinbau hat eine Länge von 12.2 m und eine Breite von 7 m.<br />
Die Mauerstärke beträgt 1 m.<br />
Nach dem Brand von 1386 wurde das Haus wieder aufgebaut und<br />
bei dieser Gelegenheit vollständig unterkellert. Da sich im Keller —<br />
verfüllt mit Bauschutt — keine Benutzungsspuren feststellen liessen<br />
und auch keine Funde angetroffen wurden, muss das Gebäude<br />
schon bald nach seiner Wiederherstellung wieder aufgegeben worden<br />
sein.<br />
Haus 3: Steinhaus aus der 2. Hälfte des 13. oder aus dem frühen<br />
bis mittleren 14. Jh., an die Stadtmauer und an die Südmauer von<br />
Haus 2 angebaut. Der im Grundriss trapezförmiger Bau hat eine<br />
mittlere Länge von 7.7 m und eine mittlere Breite von 7.2 m und ist<br />
vollständig unterkellert. Der nordostseitige Zugang liegt unter dem<br />
altanartigen Treppenpodest des Hocheingangs, dessen östliche<br />
Zungenmauer im Verband mit Haus 4 steht.<br />
Haus 3 wurde nach dem Brand von 1386 wieder aufgebaut. Da sich<br />
im Keller — verfüllt mit Bauschutt — keine Benutzungsspuren feststellen<br />
liessen und auch keine Funde angetroffen wurden, muss das<br />
Haus schon bald nach seiner Wiederherstellung wieder aufgegeben<br />
worden sein.<br />
Haus 4: Steinhaus aus der 2. Hälfte des 13. oder aus dem frühen<br />
bis mittleren 14. Jh., an die Stadtmauer und an die Südostmauer<br />
von Haus 3 angebaut. Der im Grundriss trapezförmige Bau hat<br />
eine mittlere Länge von 7.6 m und eine mittlere Breite von 7.2 m<br />
26 P. Frey, <strong>Kleinstädte</strong> <strong>nullachtfünfzehn</strong>? Mittelalterliche <strong>Kleinstädte</strong> in der Nordwestschweiz