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Mechanismen der Tiefenwahrnehmung

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Visuelle Aufmerksamkeit und Blickbewegungen<br />

Vorlesung<br />

Wintersemester 2011/’12<br />

<strong>Tiefenwahrnehmung</strong>, Stereosehen<br />

Hendrik Koesling<br />

Phänomen <strong>Tiefenwahrnehmung</strong><br />

Wie ist Tiefensehen möglich?<br />

Wie funktioniert Tiefensehen?<br />

1


Phänomen <strong>Tiefenwahrnehmung</strong><br />

•Die Beantwortung dieser Fragen wird umso spannen<strong>der</strong>, wenn man sich<br />

vergegenwärtigt, daß die Umwelt auf unserer Retina zweidimensional<br />

abgebildet wird.<br />

•Das Abbild auf <strong>der</strong> Retina eines Menschen ist zwar zweidimensional, das gleiche<br />

Abbild aber enthält Hinweisreize, die dem Menschen Tiefensehen aufzwingen.<br />

• Beispiel: Ein Objekt, das ein an<strong>der</strong>es Objekt teilweise verdeckt.<br />

Phänomen <strong>Tiefenwahrnehmung</strong><br />

•Dieses Bild ist auf unserer Retina zweidimensional abgebildet, aber wir<br />

schließen aus <strong>der</strong> Tatsache, daß ein Objekt ein an<strong>der</strong>es teilweise verdeckt,<br />

daß das verdeckte Objekt weiter hinten liegen muß.<br />

2


Systematisierung<br />

•Es gibt verschiedene Hinweisreize, die uns das Tiefensehen ermöglichen.<br />

Klassifikation: Hinweisreize des Tiefensehens<br />

Okulomotorische<br />

Visuelle<br />

• Konvergenz<br />

• Akkomodation<br />

(binokular)<br />

Bildhafte<br />

• Verdeckung<br />

• Größe<br />

• Höhe<br />

• Lineare<br />

Perspektive<br />

Monokulare<br />

Bewegungsinduzierte<br />

• Bewegungsparallaxe<br />

• Verdeckung und Aufdeckung<br />

Binokulare<br />

• Binokulare<br />

Disparität<br />

Achtung!<br />

Um über die Tiefe eines Objekts zu „entscheiden“ wird unser<br />

Gehirn nie nur ein Hinweisreiz heranziehen, es wird viele o<strong>der</strong> alle<br />

benutzen, um eine optimale Tiefeninformation zu bekommen.<br />

3


Okulomotorische Hinweise<br />

•Okulomotorische Hinweisreize beruhen auf unserer Fähigkeit, einerseits<br />

die Position unserer Augen und an<strong>der</strong>erseits die Spannung unserer<br />

Augenmuskeln wahrnehmen zu können.<br />

Okulomotorische Hinweise<br />

Konvergenz<br />

•Nähern wir unseren Finger unserer Nase, so konvergieren unsere Augen und wir<br />

spüren deshalb eine gewisse Spannung unserer Augenmuskulatur. Entfernen wir<br />

den Finger weiter von uns weg, so divergieren unsere Augen und die Spannung<br />

<strong>der</strong> Augenmuskulatur löst sich. Unser Gehirn ist in <strong>der</strong> Lage, diese Spannung als<br />

Nähe und eine Entspannung als Tiefe zu interpretieren.<br />

Quelle: www.gesundheit.de<br />

Quelle: www.oberscharrer.de<br />

4


Okulomotorische Hinweise<br />

Akkomodation<br />

•Es besteht auch ein Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Entfernung eines<br />

Gegenstandes vom Auge und <strong>der</strong> Wölbung <strong>der</strong> Augenlinsen; auch hieraus kann<br />

unser Gehirn seine nötigen Informationen entnehmen.<br />

Quelle: www.augen.de<br />

Quelle: www.rz.uni-karlsruhe.de<br />

Systematisierung<br />

•Es gibt verschiedene Hinweisreize, die uns das Tiefensehen ermöglichen.<br />

Klassifikation: Hinweisreize des Tiefensehens<br />

Okulomotorische<br />

Visuelle<br />

• Konvergenz<br />

• Akkomodation<br />

(binokular)<br />

<br />

Bildhafte<br />

• Verdeckung<br />

• Größe<br />

• Höhe<br />

• Lineare<br />

Perspektive<br />

Monokulare<br />

Bewegungsinduzierte<br />

• Bewegungsparallaxe<br />

• Verdeckung und Aufdeckung<br />

Binokulare<br />

• Binokulare<br />

Disparität<br />

5


Visuelle Hinweise<br />

•Während die okulomotorischen Tiefenhinweise physiologischer Natur sind<br />

und auf einen Zusammenhang zwischen Entfernung eines gesehenen<br />

Gegenstandes und Verän<strong>der</strong>ungen „rund ums Auge” beruhen, gründen<br />

visuelle Hinweise auf das von uns Gesehene.<br />

Visuelle Hinweise<br />

Monokulare Hinweisreize<br />

•Es handelt sich hierbei um visuelle Hinweisreize.<br />

•Im Gegensatz zu den binokularen Tiefenhinweisen, welche man nur durch<br />

das Sehen von beiden Augen erhalten<br />

kann, kann man monokulare Tiefenhinweise<br />

aus den Bil<strong>der</strong>n, die auf <strong>der</strong><br />

Retina eines einzelnen Auges<br />

abgebildet werden, entnehmen.<br />

6


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Bildhafte Hinweisreize gehören zu den visuellen Tiefenhinweisen und<br />

können aus einem ruhenden Bild entnommen werden.<br />

•Die folgenden Dimensionen o<strong>der</strong> Abbildungsfaktoren ermöglichen es uns,<br />

zweidimensionale Darstellungen räumlich zu sehen<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Verdeckung<br />

Aus <strong>der</strong> teilweisen Verdeckung eines Objekts durch ein an<strong>der</strong>es, erhalten<br />

wir den Hinweisreiz, daß das verdeckte Objekt hinter dem verdeckenden<br />

Objekt liegen muß; allerdings können wir aus diesem Hinweisreiz keine<br />

Informationen bezüglich <strong>der</strong> Entfernung, die zwischen beiden Objekten<br />

liegt, erhalten.<br />

7


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Verdeckung<br />

Daß wir bei sich überschneidenden Figuren automatisch auf Tiefe<br />

schließen, funktioniert nicht nur bei uns bekannten (einfachen) Figuren,<br />

son<strong>der</strong>n auch bei unbekannten Mustern. Dies legt die Vermutung nahe,<br />

daß es sich hierbei um eine angeborene Fähigkeit handelt.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Schatten<br />

Einen großen Einfluß auf die <strong>Tiefenwahrnehmung</strong> haben Schatten, also<br />

die Verteilung von Licht. Mit Hilfe <strong>der</strong> Schatten erkennen wir Erhebungen<br />

und Vertiefungen, denn bei Lichteinfall von oben erzeugen Erhebungen<br />

Schatten nach unten, Vertiefungen Schatten nach oben.<br />

8


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Schatten<br />

Wir erkennen die Erhebungen bzw. Vertiefungen allerdings nur korrekt als<br />

solche, wenn bekannt ist, aus welcher Richtung das Licht einfällt.<br />

Betrachtet man die Abbildung unten, so scheint die Keilschrift in den Stein<br />

hineingeschlagen.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Schatten<br />

Drehen wir die Abbildung jedoch um 180 Grad, so erscheint uns die<br />

Keilschrift aus dem Stein hervorzuragen. Das heißt, es entsteht zwar eine<br />

räumliche Wahrnehmung, diese kann aber verän<strong>der</strong>t werden, wenn man<br />

das Bild umkehrt.<br />

9


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Schatten<br />

Drehen wir die Abbildung jedoch um 180 Grad, so erscheint uns die<br />

Keilschrift aus dem Stein hervorzuragen. Das heißt, es entsteht zwar eine<br />

räumliche Wahrnehmung, diese kann aber verän<strong>der</strong>t werden, wenn man<br />

das Bild umkehrt.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größe<br />

Die wahrgenommene Größe eines Objekts stellt einen Hinweisreiz dar, denn<br />

je größer ein Objekt erscheint, desto eher nimmt man an, daß es näher zum<br />

Betrachter liegt, als ein kleiner erscheinendes Objekt gleicher Art.<br />

10


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Höhe im Bild<br />

Auch die bloße Anordnung von Gegenständen in einer Ebene kann bereits zu<br />

einem Eindruck räumlicher Tiefe führen, denn wir sind es gewohnt, nahe<br />

Objekte weiter unten im Bild, entfernte dagegen weiter oben zu sehen.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Höhe im Bild<br />

Je höher ein Objekt auf unserem Blickfeld erscheint, desto weiter liegt es<br />

von uns entfernt und umgekehrt.<br />

11


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Höhe im Bild<br />

Von diesem Phänomen machten auch die Maler <strong>der</strong> vorperspektivischen<br />

Zeit Gebrauch, wenn sie in ihren Bil<strong>der</strong>n Tiefe erzeugen wollten.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Perspektive<br />

Eine häufig gebrauchte Form <strong>der</strong> perspektivischen Darstellung ist die<br />

sogenannte Linear‐ o<strong>der</strong> Zentral‐perspektive. Parallele Linien eines<br />

Gegenstandes werden nicht parallel abgebildet und scheinen so in <strong>der</strong><br />

Ferne zusammenzulaufen.<br />

12


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Perspektive<br />

Bei <strong>der</strong> perspektivischen Verkürzung scheinen sich die Abstände mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Tiefe zu verringern. Interessant ist, daß die perspektivische<br />

Verkürzung in erster Linie bei von Menschen geschaffenen künstlichen<br />

Strukturen zu beobachten ist, in <strong>der</strong> Natur dagegen kaum auftritt. Es wird<br />

vermutet, daß das Wahrnehmen <strong>der</strong> perspektivischen Verkürzung nicht<br />

angeboren son<strong>der</strong>n erlernt ist.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Perspektive<br />

Beispiel: Ein Autofahrer nimmt Tiefe unter an<strong>der</strong>em deshalb wahr, weil die<br />

objektiv parallelen Seitenbegrenzungen <strong>der</strong> Strasse auf <strong>der</strong> Netzhaut nicht<br />

parallel abgebildet werden und dadurch am Horizont zusammenzulaufen<br />

scheinen. Die Fahrbahn erscheint dem Betrachter mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Entfernung so schmaler.<br />

13


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Perspektive<br />

Die Perspektive besitzt für das dreidimensionale Sehen große Bedeutung,<br />

ist aber keine notwendige Voraussetzung. So erkennen wir Objekte auch<br />

dann noch räumlich wenn die Seitenkanten parallel sind und nicht<br />

perspektivisch verkürzt aufeinan<strong>der</strong> zulaufen (Parallelperspektive).<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Atmosphärische Perspektive<br />

Diese Form <strong>der</strong> Perspektive wird durch Staubpartikel in <strong>der</strong> Luft<br />

hervorgerufen. Aufgrund dieser Partikel erscheinen weit entfernte Objekte<br />

für den Beobachter unscharf und verschwommen. So erscheinen weiter<br />

entfernt liegende Objekte unschärfer als näher liegende.<br />

14


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Atmosphärische Perspektive<br />

Der Effekt ist umso stärker, je verschmutzter die Luft ist und entfällt in<br />

Gebieten, in denen die Luft ungewöhnlich rein ist (zum Beispiel in Wüsten<br />

o<strong>der</strong> auf dem Mond). Hier wirken weit entfernte Gegenstände für den<br />

Betrachter näher, so daß in solchen Gegenden Entfernungen häufig<br />

unterschätzt werden.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Konstanz<br />

Konstanz bezeichnet unsere Fähigkeit, Eigenschaften von Objekten als<br />

gleichbleibend wahrzunehmen, auch wenn sich das Bild auf <strong>der</strong> Netzhaut<br />

än<strong>der</strong>t. Da diese Än<strong>der</strong>ung des Netzhautbildes auf verschiedene Kriterien<br />

bezogen werden kann, unterscheidet man zwischen fünf verschiedenen<br />

Konstanzmechanismen (Formkonstanz, Lagekonstanz,<br />

Orientierungskonstanz, Helligkeitskonstanz und Größenkonstanz).<br />

Wir werden im folgenden jedoch nur auf die Größenkonstanz eingehen.<br />

15


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz<br />

Größenkonstanz bedeutet, daß wir die Größe von Objekten, unabhängig<br />

von <strong>der</strong>en Entfernung, als konstant wahrnehmen.<br />

Zur Erklärung dieses Phänomens herrschen zwei Theorien vor:<br />

• Reizrelationstheorie<br />

• Verrechnungstheorie.<br />

Die Reizrelationstheorie besagt, daß wir einen Zusammenhang zwischen<br />

einzelnen Bil<strong>der</strong>n herstellen, indem wir die Sehwinkel verschiedener<br />

Objekte miteinan<strong>der</strong> ins Verhältnis setzen. Mit dieser Theorie läßt sich die<br />

Größenkonstanz jedoch nur unzureichend erklären. Daher wurde sie<br />

zugunsten <strong>der</strong> Verrechnungstheorie wie<strong>der</strong> verworfen.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Die Größe eines Netzhautbildes eines fixierten Gegenstandes än<strong>der</strong>t sich in<br />

Abhängigkeit von dessen Entfernung zum Betrachter. Die Größe von<br />

Sehwinkel und Netzhautbild stehen direkt miteinan<strong>der</strong> in Beziehung.<br />

16


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Ist die Entfernung zwischen Objekt und Betrachter nur gering, entsteht ein<br />

großer Sehwinkel und, in Abhängigkeit davon, auch ein großes Netzhautbild.<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Entfernung wird <strong>der</strong> Sehwinkel jedoch immer kleiner, auch<br />

die Größe <strong>der</strong> Abbildung auf <strong>der</strong> Netzhaut des Betrachters nimmt folglich ab.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Jedoch hat man in einer solchen Situation nicht den Eindruck, daß das<br />

Objekt kleiner wird, son<strong>der</strong>n nimmt die Objektgröße immer als konstant<br />

wahr.<br />

Dieser Effekt wird dadurch hervorgerufen, daß das Wahrnehmungssystem<br />

zur Größeneinschätzung die Entfernung des betrachteten Gegenstandes<br />

mit einbezieht.<br />

Nach <strong>der</strong> Verrechnungstheorie werden Sehwinkel und Entfernung vom<br />

Wahrnehmungssystem miteinan<strong>der</strong> in Beziehung, <strong>der</strong> Sehwinkel allein sagt<br />

daher noch nichts über die wahrgenommene Größe aus.<br />

wahrgenommene Größe = wahrgenommene Entfernung * Sehwinkel<br />

17


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Die Größe, die man bei einem gegebenen Netzhautbild wahrnimmt, ist<br />

direkt proportional zur wahrgenommenen Entfernung (Emmertsches<br />

Gesetz).<br />

Eine Verkleinerung des Sehwinkels, die aus wachsen<strong>der</strong> Entfernung<br />

resultiert, läßt sich also kompensieren, wenn die Entfernung korrekt<br />

wahrgenommen wird.<br />

Optische Täuschungen treten z.B. immer dann auf, wenn die Relation<br />

zwischen Entfernung und Größe nicht mehr stimmt.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Beispiel: Durch die Perspektive entsteht hier ein Tiefeneindruck.<br />

Die Person weiter hinten im Bild erscheint dadurch weiter entfernt und<br />

wird dementsprechend kleiner. Da ihr kleinerwerdendes Netzhautbild<br />

jedoch mit <strong>der</strong> größeren Entfernung verrechnet<br />

wird, nimmt sie <strong>der</strong> Betrachter als normal groß wahr.<br />

18


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Die nach vorne versetzte Person erscheint direkt neben <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Person dagegen viel zu klein. Obwohl es sich um eine Kopie <strong>der</strong> Person im<br />

Hintergrund handelt, erscheint sie im Vor<strong>der</strong>grund viel kleiner.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Der Sehwinkel, unter dem beide Personen gesehen werden, ist zwar <strong>der</strong><br />

gleiche, nach <strong>der</strong> Verrechnungstheorie wird dieser aber noch mit <strong>der</strong><br />

Entfernung verrechnet. Da die Person im Vor<strong>der</strong>grund näher beim<br />

Betrachter ist als die im Hintergrund, muß sie zu klein<br />

erscheinen, weil hier das kleine Netzhautbild nicht von<br />

einer größeren Entfernung kompensiert wird.<br />

19


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Beispiel 2: Größenverzerrung<br />

In <strong>der</strong> Abbildung unten hat man den Eindruck,<br />

daß die drei Figuren unterschiedlich groß sind.<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Entfernung scheint <strong>der</strong>en<br />

Größe zuzunehmen, obwohl in Wirklichkeit<br />

alle drei gleich groß sind.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Beispiel 2: Größenverzerrung<br />

In <strong>der</strong> Abbildung unten hat man den Eindruck,<br />

daß die drei Figuren unterschiedlich groß sind.<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Entfernung scheint <strong>der</strong>en<br />

Größe zuzunehmen, obwohl in Wirklichkeit<br />

alle drei gleich groß sind.<br />

20


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Beispiel 2: Größenverzerrung<br />

In <strong>der</strong> Abbildung unten hat man den Eindruck,<br />

daß die drei Figuren unterschiedlich groß sind.<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Entfernung scheint <strong>der</strong>en<br />

Größe zuzunehmen, obwohl in Wirklichkeit<br />

alle drei gleich groß sind.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Diese Täuschung wird dadurch hervorgerufen,<br />

daß <strong>der</strong> Betrachter aufgrund <strong>der</strong> Linearperspektive<br />

und <strong>der</strong> perspektivischen<br />

Verkürzung einen Tiefeneindruck gewinnt. Er<br />

sieht zwar alle Figuren unter dem gleichen<br />

Sehwinkel, dieser wird aber zur Größenwahrnehmung<br />

nach <strong>der</strong> Verrechnungstheorie<br />

zusätzlich mit <strong>der</strong> Entfernung verrechnet.<br />

Dadurch erscheint die am weitesten entfernte<br />

Figur am größten.<br />

21


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Noch ein Beispiel zur Größenverzerrung: Auch<br />

hier wird <strong>der</strong> jeweils gleiche Sehwinkel <strong>der</strong><br />

beiden Rechtecke mit <strong>der</strong> Entfernung<br />

verrechnet und beim Betrachter entsteht ein<br />

unterschiedlicher Größeneindruck.<br />

Der Effekt läßt sich noch verstärken, wenn<br />

man die Abbildungen mit nur einem Auge<br />

betrachtet.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Noch ein Beispiel zur Größenverzerrung: Auch<br />

hier wird <strong>der</strong> jeweils gleiche Sehwinkel <strong>der</strong><br />

beiden Rechtecke mit <strong>der</strong> Entfernung<br />

verrechnet und beim Betrachter entsteht ein<br />

unterschiedlicher Größeneindruck.<br />

Der Effekt läßt sich noch verstärken, wenn<br />

man die Abbildungen mit nur einem Auge<br />

betrachtet.<br />

22


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bildhafte Hinweisreize<br />

• Größenkonstanz ‐ Verrechnungstheorie<br />

Noch ein Beispiel zur Größenverzerrung: Auch<br />

hier wird <strong>der</strong> jeweils gleiche Sehwinkel <strong>der</strong><br />

beiden Rechtecke mit <strong>der</strong> Entfernung<br />

verrechnet und beim Betrachter entsteht ein<br />

unterschiedlicher Größeneindruck.<br />

Der Effekt läßt sich noch verstärken, wenn<br />

man die Abbildungen mit nur einem Auge<br />

betrachtet.<br />

Systematisierung<br />

•Es gibt verschiedene Hinweisreize, die uns das Tiefensehen ermöglichen.<br />

Klassifikation: Hinweisreize des Tiefensehens<br />

Okulomotorische<br />

Visuelle<br />

• Konvergenz<br />

• Akkomodation<br />

(binokular)<br />

<br />

Bildhafte<br />

<br />

• Verdeckung<br />

• Größe<br />

• Höhe<br />

• Lineare<br />

Perspektive<br />

Monokulare<br />

Bewegungsinduzierte<br />

• Bewegungsparallaxe<br />

• Verdeckung und Aufdeckung<br />

Binokulare<br />

• Binokulare<br />

Disparität<br />

23


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bewegungsinduzierte Hinweisreize<br />

•Diese Hinweisreize gründen auf Bewegungen des Betrachters o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Umwelt.<br />

• Bewegungsparallaxe<br />

Wenn wir aus einem Zugfenster eines<br />

fahrenden Zuges hinaus schauen können<br />

wir beobachten, daß sich weiter entfernte<br />

Objekte langsamer bewegen als näher<br />

liegende. Diesen Hinweisreiz nennt man<br />

Bewegungsparallaxe.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bewegungsinduzierte Hinweisreize<br />

• Bewegungsparallaxe<br />

Bei einem bewegten nahen Objekt (B) ist eine stärkere Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Blickrichtung nötig, um das Objekt im Blick zu halten, als bei einem fernen<br />

(A).<br />

24


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bewegungsinduzierte Hinweisreize<br />

• Bewegungsparallaxe<br />

Zwei Objekte mit unterschiedlichen Entfernungen scheinen sich relativ<br />

zueinan<strong>der</strong> zu verschieben. Man kann aus dem Verhältnis <strong>der</strong> Parallaxen<br />

Entfernungsunterschiede bestimmen.<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bewegungsinduzierte Hinweisreize<br />

• Bewegungsparallaxe<br />

(Gegen‐) Beispiel A: Versuchspersonen betrachten Kreise auf verschiedenen<br />

Ebenen. Die Kreise sind so beschaffen, daß sie alle gleich groß erscheinen.<br />

Bei einer einäugigen Betrachtung <strong>der</strong> Kreise<br />

ist keine Entfernungseinschätzung möglich<br />

Entfernungsparallaxe kann hier nicht als<br />

Informationsquelle für räumliches Sehen<br />

genutzt werden.<br />

25


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bewegungsinduzierte Hinweisreize<br />

• Bewegungsparallaxe<br />

Beispiel B: Kinetischer Tiefeneffekt. Der Schatten, <strong>der</strong> durch die Lichtquelle<br />

und durch das sich um die eigene Achse drehende, schiefe „T“ auf dem<br />

durchscheinenden Schirm erzeugt wird, wird korrekt als „T“ erkannt, auch<br />

wenn die Versuchsperson den Schirm einäugig betrachtet<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bewegungsinduzierte Hinweisreize``<br />

• Bewegungsparallaxe<br />

Beispiel C: Kinetischer Tiefeneffekt. Bei Rotation von konzentrischen<br />

Kreisen um den Mittelpunkt des äußersten Kreises wird ein dreidimensionaler<br />

Kegelstumpf wahrgenommen<br />

26


Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bewegungsinduzierte Hinweisreize<br />

• Bewegungsparallaxe<br />

Die Frage, warum bei dem ersten Beispiel keine räumliche Wahrnehmung<br />

entsteht, wohl aber bei den nachfolgenden, ist umstritten.<br />

Es wird vermutet, daß die Erklärung in <strong>der</strong> Verknüpfung von einzelnen<br />

Bildelementen zum ganzen Objekt liegt.<br />

So werden in A Punkte nur als Punkte wahrgenommen – flächig, nicht<br />

räumlich<br />

In B und C werden die Linien bzw. Kreise zu ganzen Figuren<br />

zusammengesetzt –die üblicherweise räumliche Objekte darstellen<br />

Visuelle Hinweise ‐ monokular<br />

Bewegungsinduzierte Hinweisreize<br />

• Verdeckung und Aufdeckung<br />

Der Hinweisreiz von Verdeckung und Aufdeckung stellt eine Variante des<br />

oben schon behandelten Hinweisreizes <strong>der</strong> Verdeckung dar<br />

27


Systematisierung<br />

•Es gibt verschiedene Hinweisreize, die uns das Tiefensehen ermöglichen.<br />

Klassifikation: Hinweisreize des Tiefensehens<br />

Okulomotorische<br />

Visuelle<br />

• Konvergenz<br />

• Akkomodation<br />

(binokular)<br />

<br />

Bildhafte<br />

<br />

• Verdeckung<br />

• Größe<br />

• Höhe<br />

• Lineare<br />

Perspektive<br />

Monokulare<br />

Bewegungsinduzierte<br />

<br />

• Bewegungsparallaxe<br />

• Verdeckung und Aufdeckung<br />

Binokulare<br />

• Binokulare<br />

Disparität<br />

Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

•Dieser Hinweisreizkomplex gründet auf <strong>der</strong> Tatsache, daß auf <strong>der</strong> Netzhauzt<br />

<strong>der</strong> beiden Augen leicht unterschiedliche (disparate) Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> gleichen<br />

Gegebenheit abgebildet werden, aber letztlich ein einziges Bild hieraus<br />

entsteht.<br />

28


Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

•Die Disparität ist proportional zur Entfernung zwischen zwei betrachteten<br />

Punkten und gibt somit Auskunft über Entfernungsunterschiede, also über<br />

räumliche Tiefe.<br />

Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Voraussetzung ist jedoch die Vergleichsmöglichkeit zweier Punkte. Ein<br />

Punkt alleine reicht nicht aus, um mit Hilfe <strong>der</strong> Disparität die Entfernung<br />

zu bestimmen.<br />

29


Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Mechansimus: Binokulare Fusion<br />

Man fixiere einen fernen Punkt und halte dabei einen Finger vor das Gesicht. Der Finger<br />

erscheint nun doppelt. Er wird vom linken wie vom rechten Auge gleichzeitig gesehen.<br />

Schließt man abwechselnd das linke und dann das rechte Auge, so stellt man fest, daß <strong>der</strong><br />

Finger zuerst nach links und dann nach rechts springt. Dabei nimmt man die beiden<br />

einfachen monokularen Bil<strong>der</strong> war, aus denen das binokulare Doppelbild entsteht.<br />

Die beiden mokularen Bil<strong>der</strong> des Fingers sind nicht identisch, da die Augen nicht an <strong>der</strong><br />

gleichen Stelle am Kopf angebracht sind, son<strong>der</strong>n in einem gewissen Abstand.<br />

Beim Fixieren des entfernten Punktes ist die Stellung <strong>der</strong> beiden Augen so ausgerichtet,<br />

daß <strong>der</strong> Punkt in <strong>der</strong> linken und rechten Fovea abgebildet wird. Natürlich bestehen auch<br />

von diesem Punkt zwei Netzhautbil<strong>der</strong>, diese liegen aber auf korrespondierenden<br />

Netzhautorten, das heißt auf <strong>der</strong> linken und rechten Retina an <strong>der</strong> gleichen Stelle.<br />

Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Mechansimus: Binokulare Fusion<br />

In diesem Fall "verschmelzen" die Beiträge des linken und rechten Auges<br />

und <strong>der</strong> Punkt wird nicht doppelt, son<strong>der</strong>n einfach gesehen. Diesen<br />

Vorgang nennt man binokulare Fusion.<br />

Beispiel: Fixiert man einen entfernten<br />

Punkt so, daß aus den beiden Pyramiden<br />

genau drei werden, dann sind beide<br />

Pyramiden in den Foveen abgebildet<br />

(und damit auf korrespondierenden<br />

Netzhautstellen).<br />

30


Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Horopter<br />

Es lassen sich allerdings noch mehr Raumpunkte ausmachen, die ebenfalls<br />

nur einfach gesehen werden und die nicht in den beiden Foveen<br />

abgebildet werden. Alle diese ebenfalls auf<br />

korrespondierenden Netzhautorten liegenden<br />

Punkte befinden sich in <strong>der</strong> horizontalen Ebene<br />

auf dem sog. Horopter. Der Horopter ist definiert<br />

als <strong>der</strong> geometrische Ort für alle einfach gesehenen<br />

Raumpunkte.<br />

Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Horopter<br />

Der grüne Punkt wird in den beiden Sehgruben abgebildet und damit auf<br />

korrespondierenden Netzhautorten, daher wird er einfach gesehen.<br />

Das gleiche gilt für den blauen Punkt, da auch er<br />

auf dem Horoptor (in diesem Falle durch den sogn.<br />

Vieth‐Müller‐Kreis dargestellt),also ebenfalls auf<br />

korrespondierenden Netzhautorten, liegt.<br />

Der rote Punkt dagegen würde doppelt gesehen<br />

werden.<br />

31


Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Horopter<br />

Die empirisch ermittelten Horoptoren weichen von <strong>der</strong> theoretischen<br />

Vorhersage des hier dargestellten Vieth‐Müller‐Kreises etwas ab.<br />

Dieser beruht auf <strong>der</strong> Annahme, daß Punkte in<br />

Richtungen, die für beide Augen um den gleichen<br />

Winkel von den Sehachsen abweichen, auf<br />

korrespondierenden Netzhaut‐orten abgebildet<br />

und einfach gesehen werden.<br />

Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Horopter<br />

Darüber hinaus korrespodiert je<strong>der</strong> Punkt eines Auges nicht einfach nur<br />

mit einem einzigen Punkt im an<strong>der</strong>en Auge, son<strong>der</strong>n mit einer Fläche, dem<br />

Panumschen Fusionsareal.<br />

Abweichungen vom Horopter innerhalb eines<br />

solchen Areals zerstören nicht den Eindruck des<br />

einfachen Bildes, führen aber zu einer verän<strong>der</strong>ten<br />

Tiefenwahrnemung.<br />

32


Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

•Querdisparation und Stereopsis<br />

Das visuell wahrgenommene "Bild <strong>der</strong> Umwelt" ist eine Fusion aus den Bil<strong>der</strong>n<br />

des linken und des rechten Auges. Wie aber entsteht dadurch ein<br />

Tiefeneindruck ?<br />

Die Antwort auf diese Frage liegt in <strong>der</strong> Tatsache, daß, wie oben schon erwähnt,<br />

diese beiden Bil<strong>der</strong> nicht identisch sind. Wenn wir einen entfernten Punkt<br />

fixieren, liegen die beiden Abbil<strong>der</strong> dieses Punktes in den Sehgruben des linken<br />

und rechten Auges, also auf korrespondiereden Netzhautorten, was auch auf<br />

alle an<strong>der</strong>en Punkte zutrifft, die auf dem Horopter liegen.<br />

Was geschieht aber mit Abbil<strong>der</strong>n von Punkten, die nicht auf dem Horpter<br />

liegen ? Solche Punkte werden nicht auf korrespodierenden Netzhautorten<br />

abgebildet.<br />

Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Querdisparation und Stereopsis<br />

Beispiel 1: Wird <strong>der</strong> blaue Punkt fixiert, erzeugt<br />

er Abbildungen an korrespondieren<br />

Netzhautorten.<br />

Das Abbild des roten Punktes befindet sich auf<br />

<strong>der</strong> linken Netzhaut links <strong>der</strong> Sehachse und <strong>der</strong><br />

Fovea, auf <strong>der</strong> rechten Netzhaut hingegen wird<br />

<strong>der</strong> Punkt rechts <strong>der</strong> Sehachse abgebildet.<br />

33


Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Querdisparation und Stereopsis<br />

Beispiel 2: Hier liegen die Abbil<strong>der</strong> von roten<br />

Punktes zwar beide rechts <strong>der</strong> Sehgrube, in<br />

diesem Falle differieren aber ihre Abstände zu<br />

den Sehachsen. Auch hier wird <strong>der</strong> rote Punkt<br />

also nicht auf korrespondierenden Netzhautorten<br />

abgebildet.<br />

Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Querdisparation und Stereopsis<br />

Diese Abstandsunterschiede sind wichtige Hinweisreize für das binokulare<br />

Tiefensehen und werden Querdisparation genannt.<br />

Das menschliche visuelle System ist in <strong>der</strong> Lage, die verschiedenen<br />

Beträge <strong>der</strong> Querdisparation als räumliche Tiefe zu interpretieren.<br />

So entsteht aus den beiden zweidimensionalen Netzhautbil<strong>der</strong>n ein<br />

dreidimensionaler Eindruck unserer Umwelt.<br />

34


Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Querdisparation und Stereopsis<br />

Beispiel: Durch Schielen sind das linke<br />

und rechte Quadrat binokular zu<br />

fusionieren. Es entstehen dann drei<br />

Quadrate, von denen das mittlere fixiert<br />

werden soll.<br />

Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Querdisparation und Stereopsis<br />

Da die Abstände zwischen den Kugeln<br />

jeweils gleicher Farbe differieren,<br />

werden sie auf <strong>der</strong> linken Netzhaut an<br />

an<strong>der</strong>er Stelle abgebildet, als in <strong>der</strong><br />

rechten.<br />

Die dadurch hervorgerufenen<br />

Querdisparationen führen zu einer<br />

räumlichen Wahrnehmung <strong>der</strong> Kugeln.<br />

35


Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Querdisparation und Stereopsis<br />

Große Abstandsunterschiede zwischen<br />

den Bil<strong>der</strong>n im linken und rechten Auge<br />

zu <strong>der</strong> jeweiligen Sehachse werden von<br />

unserem optischen System als großer<br />

Abstand zum Horopter interpretiert.<br />

Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Querdisparation und Stereopsis<br />

Nach diesem Prinzip funktionieren Stereogramme, die sich alle die<br />

Möglichkeit des visuellen Systems Querdisparationen als räumliche Tiefe zu<br />

interpretieren zu Nutze machen<br />

36


Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Querdisparation und Stereopsis<br />

Nach diesem Prinzip funktionieren Stereogramme, die sich alle die<br />

Möglichkeit des visuellen Systems Querdisparationen als räumliche Tiefe zu<br />

interpretieren zu Nutze machen<br />

Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Neurophysiologische Voraussetzungen des stereoptischen Tiefensehens<br />

Die frontale Augenaufstellung des Menschen, die ihm ein binokolares<br />

Gesichtsfeld ermöglicht, ist eine <strong>der</strong> Voraussetzungen des stereoptischen<br />

Tiefensehens.<br />

Die Gesichtsfel<strong>der</strong> des linken, sowie des rechten<br />

Auges lassen sich in jeweils einen monokularen<br />

und einen gemeinsamen binokularen Teil, an dem<br />

beide Augen partizipieren, glie<strong>der</strong>n.<br />

37


Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Neurophysiologische Voraussetzungen des stereoptischen Tiefensehens<br />

Die beiden monokularen Teile des Gesichtsfeldes werden temporäre<br />

Halbmonde genannt und haben auf das stereoptische Tiefensehen keinen<br />

Einfluß.<br />

Gegenstände, die innerhalb des binokularen<br />

Gesichtsfeldes liegen und nicht auf korrespondierenden<br />

Netzhautarealen abgebildet werden,<br />

müßten eigentlich doppelt gesehen werden, da<br />

sie ja von den beiden Augen auf unterschiedliche<br />

Weise gesehen werden.<br />

Visuelle Hinweise ‐ binokular<br />

Binokulare Disparität<br />

• Neurophysiologische Voraussetzungen des stereoptischen Tiefensehens<br />

Unter normalen Umständen haben wir jedoch nicht den Eindruck, Gegenstände, die<br />

nicht auf dem Horopter liegen, doppelt zu sehen. Das oben genannte Beispiel mit<br />

dem doppelt wahrgenommenen Finger ist eine <strong>der</strong> wenigen Ausnahmen. Für dieses<br />

Phänomen gibt es verschiedene Erklärungsansätze.<br />

Zum einen mag die geringe Sehschärfe außerhalb <strong>der</strong> Fovea eine Rolle für die<br />

Vermeidung <strong>der</strong> Wahrnehmung von Doppelbil<strong>der</strong>n spielen, zum an<strong>der</strong>en vermutet<br />

man einen binokularen Hemmungsmechanismus. David H. Hubel und Thorsten N.<br />

Wiesel endeckten 1959 im Großhirn einer Katze binokular erregbare Neuronen, die<br />

auf unterschiedliche Disparitäten spezialisiert sind (d.h. die bei einer bestimmten<br />

Abweichung von den korrespondierenden Netzhautarealen, z.B. 15°<br />

Winkelminuten, beson<strong>der</strong>s stark feuern).<br />

Diese Zellen könnten <strong>der</strong> Grund sein, warum wir Gegenstände normalerweise nicht<br />

doppelt sehen.<br />

38


Systematisierung<br />

•Es gibt verschiedene Hinweisreize, die uns das Tiefensehen ermöglichen.<br />

Klassifikation: Hinweisreize des Tiefensehens<br />

Okulomotorische<br />

Visuelle<br />

• Konvergenz<br />

• Akkomodation<br />

(binokular)<br />

<br />

Bildhafte<br />

<br />

• Verdeckung<br />

• Größe<br />

• Höhe<br />

• Lineare<br />

Perspektive<br />

Monokulare<br />

Bewegungsinduzierte<br />

<br />

• Bewegungsparallaxe<br />

• Verdeckung und Aufdeckung<br />

Binokulare<br />

<br />

• Binokulare<br />

Disparität<br />

Zusammenfassung<br />

Der Wahrnehmungsraum als internes Umweltmodell<br />

Wie wir gesehen haben, sind bei <strong>der</strong> räumlichen Wahrnehmung interne<br />

Vorgaben genauso wirksam, wie die Reize aus unserer Umwelt; sonst<br />

könnte das zweidimensionale Netzhautbild keinen räumlichen Eindruck in<br />

uns hervorrufen. Das ist <strong>der</strong> Grund, warum wir zweidimensionale Muster<br />

als Raum auffassen können,wie es bei Stereogrammen <strong>der</strong> Fall ist.<br />

So wie wir den Farbraum als Modell benutzen um Farbphänomene zu<br />

erklären (obwohl Farben in unserem Kopf nicht Räumen entsprechen),<br />

scheint unser Gehirn über ein internes Umweltmodell zu verfügen, das<br />

man Wahrnehmungsraum nennt. Mit Experimenten aus <strong>der</strong> Psychophysik<br />

versucht man mehr über die Eigenschaften dieses Wahrnehmungsraums zu<br />

erfahren.<br />

39


Zusammenfassung<br />

Der Wahrnehmungsraum als internes Umweltmodell<br />

So hat man bemerkt, daß die subjektive Horizontale auf Augenhöhe von <strong>der</strong><br />

objektiv meßbaren abweicht. Sie ist ab einer Entfernung von 2,5m (von <strong>der</strong><br />

Vp) nach außen gekrümmt, bis 2,5m dagegen nach innen.<br />

Dieser und ähnliche Befunde legen die Vermutung nahe, <strong>der</strong> Wahrnehmungsraum<br />

habe hyperbolische Eigenschaften. F.K. Lüneburg versuchte eine<br />

allgemeine mathematische Beschreibung dieses Konzepts zu erarbeiten.<br />

Das stereoptische Tiefensehen steht bei größeren Distanzen als Hinweisreiz<br />

nicht mehr zur Verfügung. Mit Hilfe psychophysikalischer Messungen fand<br />

man heraus, daß sein Wirkungsbereich bei ca. 6m Entfernung endet, es ist<br />

also auf den unmittelbaren Handlungsbereich des Menschen beschränkt.<br />

Zusammenfassung<br />

Der Wahrnehmungsraum als internes Umweltmodell<br />

Es hilft uns sicher einen Ball zu fangen, die Entfernung abzuschätzen, wenn<br />

wir über einen Bach springen, o<strong>der</strong> auch nur um gezielt nach einem Glas<br />

Wasser zu greifen.<br />

Das stereoptische Tiefensehen dient also in erster Linie <strong>der</strong><br />

Handlungsregulation. Dies ist insofern eine wichtige Erkenntnis, da sie uns<br />

verdeutlicht, daß unsere Sinne und unsere internen Vorgaben uns kein<br />

genaues Abbild <strong>der</strong> Wirklichkeit liefern sollen, son<strong>der</strong>n Instrumente sind,<br />

die unser tägliches Überleben sichern sollen.<br />

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