Brücken bauen - Gustav-Adolf-Werk der Evangelischen Kirche ...
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Hans‐Joachim<br />
Ki<strong>der</strong>len, (rechts)<br />
<strong>der</strong> zuständige<br />
Bischof aus Tiflis/<br />
Georgien (<strong>der</strong><br />
wenige Stunden<br />
zuvor dort noch<br />
den Sonntagsgottesdienst<br />
gehalten<br />
hatte),<br />
schlug einen etwas weiteren, ökumenischen Bogen, <strong>der</strong><br />
auch die an<strong>der</strong>en christlichen <strong>Kirche</strong>n im Kaukasus in den<br />
Blick nahm. Schwer ist es mit <strong>der</strong> georgisch‐orthodoxen<br />
Mehrheitskirche, die ihre Mitgliedschaft im Ökumenischen<br />
Rat <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>n beendet hat. Es gibt keine Kontakte.<br />
Im Gegenteil. Die erst kürzlich erfolgte Gesetzesän<strong>der</strong>ung,<br />
die auch an<strong>der</strong>en Religionsgemeinschaften den<br />
Status einer juristischen Person erlaubt, löste erbitterten<br />
Wi<strong>der</strong>stand aus. Diese Frontstellung begünstigt den Zusammenhalt<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en christlichen <strong>Kirche</strong>n. Beson<strong>der</strong>s<br />
guten Kontakt haben die Lutheraner zu den Adventisten<br />
und zur Evangelisch‐Armenischen <strong>Kirche</strong>, die mithilfe <strong>der</strong><br />
Basler Mission vor 100 Jahren gegründet wurde.<br />
Die Evangelisch‐Lutherische <strong>Kirche</strong> Georgiens besteht<br />
heute aus sieben Gemeinden. Gegründet wurde sie im<br />
Jahre 1818, blühte auf, erlitt im Stalinismus dasselbe<br />
Schicksal wie die an<strong>der</strong>en deutsch‐lutherischen Gemeinden.<br />
Nach <strong>der</strong> Selbständigkeit Georgiens im Zuge <strong>der</strong><br />
Perestroika kam <strong>der</strong> emeritierte Saarbrücker Theologieprofessor<br />
Gert Hummel und stiftete mit großem persönlichen<br />
Einsatz den Neubau einer <strong>Kirche</strong>, des Gemeindeund<br />
Pfarrhauses und eines Altenheims. Er wurde <strong>der</strong> erste<br />
Bischof <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>erstandenen Lutherischen <strong>Kirche</strong> Georgiens.<br />
Seine Witwe, Christiane Hummel, ist heute noch<br />
prägende Gestalt <strong>der</strong> Gemeinde in Tiflis und ihrer vielfältigen,<br />
beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> diakonischen Aktivitäten (z. B. Armenspeisung).<br />
Es gibt einen lebendigen Chor und einen<br />
ausstrahlenden Kin<strong>der</strong>gottesdienst. Über ihn wurde u.a.<br />
Irina Solej, Mutter aus einer orthodoxen Familie, gewonnen,<br />
die nach <strong>der</strong> theologischen Ausbildung in Nowa Saratowka/St.<br />
Petersburg heute eine von zwei erfahrenen<br />
Geistlichen <strong>der</strong> Gemeinde ist. Die Frauenarbeit des GAW<br />
hat ihr auch schon Konsultationen in Deutschland ermöglicht.<br />
Die Gemeinde <strong>der</strong> ehemals schwäbischen Siedler ist<br />
heute keine bürgerliche Gemeinde mehr, son<strong>der</strong>n sehr<br />
gemischt, eher eine <strong>Kirche</strong> <strong>der</strong> Armen. Hier wird es in<br />
Zukunft um Konsolidierung des Erreichten und eine größere<br />
Unabhängigkeit von Deutschland gehen, sowohl was<br />
die Finanzierung betrifft als auch etwa die Nachfolge im<br />
Bischofsamt. Es könnte und sollte erstmals ein Bischof aus<br />
den eigenen Reihen sein.<br />
Der bis an den Rand gefüllte Studientag endete mit einer<br />
„kaukasischen“ Kollekte und dem in Lutherisch‐Russland<br />
überall mit Bewegung gesungenen Goßner‐Lied:<br />
„Segne und behüte uns durch deine Güte. Herr, erheb<br />
dein Angesicht über uns und gib uns Licht.“<br />
Wolfgang Barthen, Sup. em, Vorsitzen<strong>der</strong> GAW <strong>der</strong> EKBO<br />
Was tut sich in Kaliningrad?<br />
Renate Begrich hat am 23.02.2013 am Treffen <strong>der</strong> „Kontaktgruppe<br />
Mitte“ teilgenommen. Aus ihrem Bericht einige Ausschnitte:<br />
Zur Propstei gehören momentan 38 Gemeinden mit insgesamt<br />
etwa 1.000 Mitglie<strong>der</strong>n. Durch Abwan<strong>der</strong>ung schrumpften<br />
die Ortsgemeinden auf eine Mitglie<strong>der</strong>zahl, die sich zwischen<br />
4 und 62 bewegt. Lediglich Kaliningrad kann auf die<br />
größere Anzahl von 418 Mitglie<strong>der</strong>n blicken. Neben dem<br />
Propst sind fünf Pfarrer und Pfarrerinnen als Seelsorger tätig;<br />
zwei weitere Pfarrer befinden sich seit dem 1.1.2013 im<br />
Ruhestand und stehen für Vertretungsdienste auf Honorarbasis<br />
zur Verfügung.<br />
Das Grundstück und das Gebäude <strong>der</strong> Auferstehungskirche<br />
in Kaliningrad wurden am 1.12.2012 an die Propstei übertragen.<br />
Die Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiter reduzierte man und passte<br />
sie den Erfor<strong>der</strong>nissen an. Seit dem 1.1.2013 gibt es neue<br />
Arbeitsverträge mit entsprechenden Arbeitsplatzbeschreibungen.<br />
Anfang Februar wurde eine neue Sekretärin als<br />
Teilzeitkraft eingestellt.<br />
Lei<strong>der</strong> sind die altbekannten Bauschäden <strong>der</strong> Auferstehungskirche<br />
größtenteils noch nicht behoben. Das Gebäude benötigt<br />
zudem eine Wärmedämmung. Sodann sind die Telefonleitungen<br />
inzwischen erneuerungsbedürftig.<br />
Wegen zu hoher Kosten und steigen<strong>der</strong> staatlicher Auflagen<br />
hat man beschlossen, das Rehabilitationszentrum für Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche „Jablonka – Apfelbäumchen“ Ende Februar<br />
zu schließen. Die Einrichtung wurde in <strong>der</strong> Nachwendezeit als<br />
ein Zufluchtsort für Straßenkin<strong>der</strong> eröffnet. Heute kümmert<br />
sich <strong>der</strong> Staat mit eigenen Einrichtungen um bedürftige Kin<strong>der</strong>.<br />
Um die Jugendlichen in den weit voneinan<strong>der</strong> entfernt liegenden<br />
Gemeinden zu erreichen und um die weitere Arbeit<br />
mit ihnen zu ermöglichen, stiftete die Evangelisch‐<br />
Lutherische <strong>Kirche</strong> Sachsen für diesen Zweck ein neues Auto.<br />
Das Altersheim „Carl‐Blum‐Haus“ erhielt im Jahre 2012 eine<br />
Spende in Höhe von 20.000 US Dollar aus Kanada und konnte<br />
so die Betreuung von 22 Pflegebedürftigen fortsetzen. Einige<br />
Baumaßnahmen an diesem Hause sind auch hier demnächst<br />
dringend erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Ein Blick in die Zukunft: Die Verantwortlichen in <strong>der</strong> Propstei<br />
haben Überlegungen angestellt, welche Aufgaben ihre Einrichtungen<br />
und Gemeinden in <strong>der</strong> Zukunft übernehmen<br />
könnten und wie finanzielle Probleme möglicherweise zu<br />
lösen seien. Hier nur einige Beispiele: Nicht genutzte Immobilien,<br />
wie z.B. das leerstehende Gemeindehaus in Lomonosovska<br />
(bei Polessk/Labiau) sollten vermietet o<strong>der</strong> verkauft<br />
werden; eine Pilgerherberge mit zwei Räumen in <strong>der</strong> Auferstehungskirche<br />
könnte helfen, das Budget <strong>der</strong> Propstei aufbessern;<br />
im Kaliningra<strong>der</strong> Oblast fehlen 17.000 Kin<strong>der</strong>gartenplätze.<br />
Da das Propsteigelände in <strong>der</strong> Woche nicht genutzt<br />
wird, wäre die Einrichtung eines dreisprachigen Kin<strong>der</strong>gartens<br />
denkbar ... Weitere Auskünfte erteilt gerne auch:<br />
Winfried.Gayko@paulgerhardtstift.de, Tel. 030 45005‐117.