«Gott ist gut. Amen.» - Ethos
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Und Gott?<br />
Nach seiner Ausbildung arbeitete Johannes<br />
als Massschneider und kehrte in die elterliche<br />
Wohnung zurück. «Ich war mit dem<br />
Leben sehr unzufrieden. Ich sehnte mich<br />
nach einem sinnerfüllten und glücklichen<br />
Leben, fand es aber nicht<strong>»</strong>, berichtet er.<br />
Viele Jahre habe er in Vereinen, Kneipen,<br />
beim Kartenspiel und ähnlichem danach<br />
gesucht – vergeblich: «Ich war oft traurig,<br />
einsam und frustriert.<strong>»</strong><br />
Sein Vater versuchte ihm zu helfen, indem<br />
er täglich aus dem Wort Gottes vorlas<br />
und seinen Sohn auch zu Bibelstunden<br />
mitnahm. Doch dort wurde viel zu<br />
schnell gesprochen, als dass Johannes es<br />
vom Mund hätte ablesen können. Auch<br />
einen Dolmetscher, der die Botschaft in<br />
die Gebärdensprache übersetzte, gab es<br />
nicht. Entsprechend verstand der junge<br />
Mann so <strong>gut</strong> wie nichts und empfand diese<br />
Zusammenkünfte als äusserst uninteressant.<br />
Er erzählt: «Wenn ich in der Bibel<br />
las, fand ich sie langweilig. Ich verstand<br />
sie nicht, und deshalb verstand ich auch<br />
die Liebe Gottes nicht.<strong>»</strong><br />
Jahre vergingen, bis sein Vater eines<br />
Tages von einer Bibelfreizeit für Gehörlose<br />
hörte und Johannes nahelegte, daran<br />
teilzunehmen. Widerwillig meldete<br />
sich der 28-Jährige an. Zu seiner grossen<br />
Überraschung entdeckte er unter<br />
den Anwesenden seinen alten Schulkameraden<br />
Dieter. Aber was war das? Der<br />
junge Mann war völlig verändert! Hatte<br />
er sich in früheren Zeiten nur für Krimis<br />
und Cowboy-Geschichten interessiert,<br />
sprach er jetzt völlig bege<strong>ist</strong>ert von<br />
der Bibel. Sein freundliches und hilfsbereites<br />
Wesen weckte Johannes’ Neugier.<br />
Was war der Auslöser für diese erstaunliche<br />
Veränderung? Wie kam es, dass er<br />
die Bibel so liebte?<br />
Dieter erklärte Johannes, dass Jesus<br />
am Kreuz auch für seine Sünden gestorben<br />
sei. «Wenn du deine Sünden bereust,<br />
bekennst und Ihm dein Leben übergibst,<br />
nimmt der Heilige Ge<strong>ist</strong> Wohnung in dir<br />
und bewirkt, dass auch du Gottes Wort<br />
verstehst und ganz persönlich anwenden<br />
kannst<strong>»</strong>, meinte er. Wie sehr wünschte<br />
sich Johannes ein neues Leben! ... und<br />
doch – er wusste, dass er sich dann von<br />
vielem, was ihm bisher wichtig war, trennen<br />
musste. Dieter hatte zu ihm gesagt:<br />
«Du kannst nicht zwei Herren dienen.<br />
Du kannst nicht die Welt und Jesus lieben.<br />
Du musst dich entscheiden!<strong>»</strong><br />
Wieder zu Hause musste Johannes unentwegt<br />
an Dieter und ihre Unterhaltung<br />
denken. Sollte er diesen Weg einschlagen<br />
– oder nicht? Er erzählt: «Der innere<br />
Kampf nahm zu. Ich wurde immer unruhiger<br />
und konnte nicht mehr einschlafen.<br />
Mein Vater betete für mich, doch ich blieb<br />
in dieser schrecklichen Not.<br />
Es war am 28. Oktober 1962, als ich tief<br />
unglücklich zu Bett ging und wieder keinen<br />
Schlaf fand. Ich wollte beten, aber ich<br />
wusste nicht wie. Schliesslich schrie ich<br />
von ganzem Herzen zu Gott: «Lieber Herr<br />
Jesus, schenke mir ein fröhliches Herz!<strong>»</strong><br />
Plötzlich strahlte das Licht Gottes in mein<br />
Leben hinein. In diesem Licht sah ich<br />
mein ganzes sündiges Leben. Ich weinte<br />
über meine Verfehlungen, ja, ich hasste<br />
sie. Im Ge<strong>ist</strong>e sah ich Jesus am Kreuz und<br />
mir wurde bewusst, dass Er auch wegen<br />
meiner Sünde am Kreuz sterben musste.<br />
Ich bat Gott um Vergebung ... worauf sein<br />
Friede in mein Herz strömte und es hell<br />
und froh machte.<br />
Am nächsten Morgen erzählte Johannes<br />
seinem Vater, wie Jesus ihm in<br />
der Nacht begegnet war. Er beichtete ihm<br />
manche verborgenen Sünden. Gemeinsam<br />
lasen sie in der Bibel und beteten ...<br />
Konsequent liess Johannes seinem<br />
Entschluss Taten folgen: Bücher und Zeitschriften,<br />
die zu seinem alten Leben gehörten,<br />
verbrannte er und fing sofort an,<br />
seiner Familie und seinen Arbeitskollegen<br />
von dieser wunderbaren Begegnung<br />
mit Gott zu erzählen. «Jesus hatte mich<br />
total verändert und mir ewiges Leben geschenkt<strong>»</strong>,<br />
berichtet er. «Darüber konnte<br />
ich nicht schweigen.<strong>»</strong><br />
Im Dienst für die Gehörlosen<br />
Was Dieter gesagt hatte, traf ein: Gott<br />
schenkte auch Johannes Verständnis<br />
und eine tiefe Liebe zur Bibel: «Nun erlebte<br />
ich immer wieder, dass das geschriebene<br />
Wort mich zu Jesus, dem lebendigen<br />
Wort, führte.<strong>»</strong> Die beiden Freunde fingen<br />
an, auch anderen Gehörlosen vom Heil<br />
in Chr<strong>ist</strong>us zu erzählen. Johannes: «Mein<br />
Zimmer wurde zum Mittelpunkt dieser<br />
Zusammenkünfte. Dieter erklärte ihnen<br />
das Wort, und ich erzählte aus meinem<br />
Leben mit dem Herrn.<strong>»</strong> Nach und nach<br />
nahmen viele dieser jungen Gehörlosen<br />
Jesus als ihren persönlichen Heiland an.<br />
Von seinen Eltern wusste Johannes,<br />
dass sich hörende Gläubige regelmässig<br />
trafen. Warum – so dachte er – nicht<br />
auch Gehörlose? «Auch wir brauchen regelmässige<br />
Bibelstunden und Gemeinschaft,<br />
um im Glauben zu wachsen.<strong>»</strong> Engagiert<br />
setzte er sich für dieses Ziel ein,<br />
und so durften im Verlaufe der nächsten<br />
Jahre viele Menschen mit dieser Behinderung<br />
zum Glauben an Chr<strong>ist</strong>us finden<br />
und durch die Zusammenkünfte gelehrt,<br />
ermutigt und gestärkt werden.<br />
Durch seine Tätigkeit entstanden auch<br />
Kontakte zu gläubigen Gehörlosen im<br />
Ausland. Mehrmals re<strong>ist</strong>e Johannes nach<br />
England und konnte viel von ihren Erfahrungen<br />
profitieren. Während einer dieser<br />
Konferenzen lernte er seine zukünftige<br />
Frau kennen. Die gebürtige Irin konnte<br />
ein bisschen Deutsch und arbeitete als<br />
Missionarin unter Gehörlosen. Strahlend<br />
meint Johannes: «Ihr Name <strong>ist</strong> Joy, was auf<br />
Deutsch Freude bedeutet! So schenkte der<br />
Herr mir doppelte Freude: Zuerst, indem<br />
ich ihn kennenlernen durfte – und dann,<br />
indem er mir meine Joy schenkte!<strong>»</strong><br />
Nach der Heirat engagierten sich die<br />
beiden weiter unter den Gehörlosen.<br />
Vielfältig war ihr Dienst und forderte sie<br />
ganz: Dolmetschen, Bibelstunden im Inund<br />
Ausland, Seelsorge, viermal jährlich<br />
eine Zeitschrift für Gehörlose herausgeben,<br />
Kontakte zu Missionaren im Ausland<br />
vermitteln und aufbauen und so weiter.<br />
Johannes beschreibt diese Zeit folgendermassen:<br />
«Es ging nicht ohne Kämpfe. Oft<br />
waren wir am Rande unserer Kräfte und<br />
wurden stets herausgefordert, alles Ihm<br />
als Opfer darzubringen ... um im Nachhinein<br />
zu erfahren, dass es im Vergleich<br />
zum Segen, den Er schenkte, gar kein Opfer<br />
war!<strong>»</strong><br />
BEHINDERUNG<br />
ethos 10 I 2008 55