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Schwarze Dame.qxd - Festa Verlag

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vor drei Wochen. Trotzdem zählte Hogart nur sechs Mopeds und<br />

halb so viele Autos auf dem Besucherparkplatz. Gewiss war dies<br />

die einzige Möglichkeit für die Dorfjugend, um sich in dieser<br />

Einöde zu amüsieren – aber auch ein guter Ort für eine<br />

Versicherungsdetektivin, um kurz vor dem Abflug nach Wien<br />

ungestört die Unterlagen des Falls zu ordnen und in Ruhe einen<br />

Martini mit Olive zu trinken.<br />

Mädchen, warum ausgerechnet hier?<br />

Das Tanzlokal hieß Sochor – das Brecheisen. Als Hogart den<br />

Schuppen betrat, wusste er, warum er diesen Namen trug. In der<br />

Diskothek wurde Techno gespielt, so laut, dass er den Türsteher<br />

zuerst nicht verstand, der ihm dreißig Kronen Eintritt abknöpfen<br />

wollte. Wie er auf einem Plakat sah, legte an diesem Abend der<br />

DJ eines Prager Radios auf. So weit außerhalb der Stadt hätte er<br />

das nicht vermutet. Hier jemanden nach Schelling zu fragen war<br />

Zeitverschwendung. Auf der komplett eingenebelten Tanzfläche<br />

bewegten sich einige Mädchen, die sich in den Spiegeln betrachteten,<br />

während die Jungs an der Bar saßen. Hogart verzichtete<br />

auf den Eintritt und das Gratisgetränk und begab sich in das<br />

anliegende Restaurant, wo es bedeutend ruhiger war.<br />

Über den massiven Holztischen hingen zwar ebenfalls beißende<br />

Rauchschwaden, doch wenigstens konnte man sich hier unterhalten.<br />

Auf dem Weg zu einem freien Tisch mit kariertem Stofftuch<br />

und einer tief hängenden rustikalen Lampe warf Hogart ein<br />

paar Münzen in die Jukebox: Johnny Winter, Count Basie und<br />

etwas von den Eagles. Irgendwie schien die Melancholie von Hotel<br />

California zu dieser Kneipe zu passen. Der Kellner, ein bärtiger<br />

Riese mit Baumwollhemd und Hosenträgern, warf ihm einen<br />

anerkennenden Blick zu. Anscheinend war Hogart nicht der<br />

Einzige, der mit dem Technosound aus dem Nebenlokal nichts<br />

anfangen konnte.<br />

Im hinteren Bereich des Restaurants befanden sich einige<br />

aufdringlich blinkende Spielautomaten, zwei Billard-Tische und<br />

eine Reihe Darts-Scheiben, wo sich eine Gruppe Jugendlicher<br />

lautstark amüsierte. Bevor Hogart diese Leute befragte, machte<br />

er sich an die Bedienung heran. Zunächst bestellte er eine Tasse<br />

Kaffee, schwarz ohne Zucker. Anschließend fand er mit seinem<br />

bruchstückhaften Tschechisch heraus, dass der Kellner zwar vor<br />

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