AusdenAnfangsjahrender „Fauna, Verein Luxemburger Naturfreunde“
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Herr Olm und Herr Architekt Nennig sich<br />
gegenseitig verhauen. Die Sache, die damals<br />
viel Staub aufwirbelte, fand heute ihren<br />
Abschluß vor dem hiesigen Zuchtpolizeigerichte,<br />
und zwar erhielt der Oberkontroleur<br />
seine Schläge mit 75 Franken Buße vergolten,<br />
während seinem Widerpart ebenfalls<br />
75 Franken auf den Plan notirt wurden.<br />
Die Kosten haben die beiden Gegner sich<br />
brüderlich zu theilen“ (LW 1894: Nr. 72).<br />
Der entsprechende, am 13. März verfasste<br />
Bericht der „<strong>Luxemburger</strong> Zeitung“ war<br />
lebhafter und ausführlicher, verschwieg<br />
aber die Namen der Kontrahenten (LZ<br />
1894: Nr. 73): „Eine Rauferei, welche wegen<br />
der dabei betheiligten Parteien seiner Zeit<br />
viel besprochen worden war, hatte gestern<br />
eine große Schaar Neugieriger nach dem<br />
Justizgebäude gelockt. Am 2. Februar letzthin<br />
war die auf der Tagesordnung stehende<br />
Oktroifrage in einer hiesigen Schenke zwischen<br />
einem städtischen Beamten, einem<br />
Architekten und einem Notarsgehilfen<br />
lebhaft erörtert worden; da die Herrn nicht<br />
derselben Meinung waren, so artete die<br />
Diskussion bald in Persönlichkeiten aus,<br />
welche die bereits etwas gereizte Stimmung<br />
zur Kampfeslust steigerte; denn als<br />
man nach der Feierstunde auf dem Heimwege<br />
begriffen war, geriethen die Zankenden<br />
plötzlich aneinander und von beiden<br />
Seiten fielen mehrere Streiche; der Beamte,<br />
welcher bei der Keilerei zu Falle gekommen<br />
war, trug sogar einige Verletzungen davon.<br />
Durch die Untersuchung konnte nicht festgestellt<br />
werden, wer der Angreifer war, und<br />
es wurden demgemäß Beamte und Architekt<br />
zu je 75 Fr. Buße und zu den Kosten<br />
verurtheilt, während der Notarsschreiber,<br />
als nicht belastet, ohne Strafe entlassen<br />
wurde.“<br />
Der Architekt und Baumaterialienhändler<br />
Karl (Charles) Nennig hatte am 19. Mai<br />
1890 Maria Theresia (Thérèse) Simonis in<br />
der Stadt Luxemburg geheiratet (LW 1890:<br />
Nr. 144/145). Sie starb 1923 in Straßburg<br />
(LW 1923: Nr. 76/77); ihr Mann verschied<br />
am 25. Oktober 1932 im Alter von 74 Jahren<br />
in Dommeldingen (LW 1932: Nr. 331/332).<br />
9.5. Olms Entlassung als Ober-Oktroikontrolleur<br />
Anfang 1894 wurde Olms Position durch<br />
einen Wechsel der Machtverhältnisse im<br />
Gemeinderat geschwächt. Alexis Brasseur<br />
hatte im Februar 1894 als Bürgermeister<br />
demissioniert, ebenso der Schöffe und<br />
Tabakfabrikant Jos. Heintz. Beide blieben<br />
aber im Gemeinderat. Neuer Bürgermeister<br />
wurde der Brauereibesitzer Emile Mousel,<br />
der sich bereits 1892 der Ernennung Olms<br />
widersetzt hatte; neuer Schöffe wurde der<br />
Kaufmann Victor Clement; der bisherige<br />
Schöffe Dr. Jean-Pierre Herriges blieb weiterhin<br />
im Amt (LW 1894: Nr. 55/56; Ville de<br />
Luxembourg 1894: Nr. 1).<br />
In der Gemeinderatssitzung vom 21. April<br />
1894 begann Olms Schicksal seinen Lauf<br />
zu nehmen. Leo Rischard, Ratsmitglied<br />
und Advokat-Anwalt, gab an, in der Stadt<br />
würden Gerüchte über Unregelmäßigkeiten<br />
(„abus“) in einzelnen Verwaltungen, insbesondere<br />
in der Oktroiverwaltung zirkulieren.<br />
Von Beschlagnahmen herrührendes<br />
Geld sei nicht termingemäß an die Stadtkasse<br />
überwiesen worden. Er fordere deshalb<br />
den Schöffenrat auf, eine Untersuchung<br />
(„enquête“) in die Wege zu leiten (Ville de<br />
Luxembourg 1894: Nr. 3, LW 1894: Nr. 113,<br />
LZ 1894: Nr. 113). Für Olm musste diese<br />
Intervention sowie die anschließende Diskussion<br />
besonders peinlich gewesen sein,<br />
da er neben seiner Funktion als Chef der<br />
Oktroiverwaltung auch noch Redakteur des<br />
Gemeindebulletins (LZ 1894: Nr. 150) war,<br />
und somit der Sitzung wahrscheinlich beiwohnte.<br />
Zu Beginn der Gemeinderatssitzung vom<br />
Samstag, dem 12. Mai 1894, interpellierte<br />
Rat Rischard den Schöffenrat über<br />
das Ergebnis der „enquête“, die auf seinen<br />
Antrag hin über einen höheren Beamten<br />
verhängt worden sei. Er wünschte zu wissen,<br />
ob man dem diesbezüglichen Antrag Folge<br />
gegeben oder ob demselben ein Begräbnis<br />
erster Klasse reserviert worden sei. Schöffe<br />
Clement antwortete, die Untersuchung sei<br />
so gut wie abgeschlossen. Am kommenden<br />
Dienstag oder Mittwoch werde der betreffende<br />
Beamte noch verhört werden und er,<br />
Clement, werde dem Gemeinderat in der<br />
nächsten Sitzung darüber Bericht erstat-<br />
30 Bull. Soc. Nat. luxemb. 113 (2012)