AusdenAnfangsjahrender „Fauna, Verein Luxemburger Naturfreunde“
AusdenAnfangsjahrender „Fauna, Verein Luxemburger Naturfreunde“
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Die Versammlung endete in schönster Tradition<br />
mit Bier und Gesang: „Nachdem unsere<br />
<strong>Luxemburger</strong> für die unerwartete hohe Ehre<br />
herzlich gedankt, begannen, beim schäumenden<br />
Münchener Naß, die Wellen der<br />
Urgemüthlichkeit bei Rede und Gegenrede,<br />
Deklamation und Gesang, immer höher zu<br />
gehen, bis dieselben schließlich in unseren<br />
Nationalliedern ‘Wo d’Uolzécht’ und ‘de Feierwôn’<br />
ausklangen!“<br />
Leonardy hat im 1. Jahrgang der „Mittheilungen<br />
aus den <strong>Verein</strong>ssitzungen“ der<br />
<strong>„Fauna</strong>“ drei kleinere Abhandlungen veröffentlicht:<br />
über Entomologie (Leonardy<br />
1891a), über den Traubenwickler (Leonardy<br />
1891b) und über „zwei kleine Unholde“,<br />
die Hundszecke und das Spargelhähnchen<br />
(Leonardy 1891c). Seine Verbindung mit<br />
der <strong>„Fauna</strong>“ wurde allerdings durch seine<br />
Berufung nach Brüssel unterbrochen; in der<br />
Generalversammlung vom 14. Dezember<br />
1891 wurde er auf Vorschlag des Vorstandes<br />
zum Ehrenmitglied gewählt. Er schickte<br />
der Gesellschaft noch ein bemerkenswertes<br />
Exemplar eines Schwalbenschwanzes, der<br />
mitten im Winter, am 3. Dezember 1893,<br />
in Louvain geschlüpft war, nahm aber, als<br />
er 1896 nach Luxemburg zurückkehrte,<br />
um das Pfarramt in Clausen zu übernehmen,<br />
seine Tätigkeit in der <strong>„Fauna</strong>“ nicht<br />
mehr auf (Massard 1990: 124). Der am 13.<br />
Mai 1858 (nicht am 15. Mai) in Olingen als<br />
Sohn eines Bauern geborene Nicolas Leonardy<br />
(Massard 1990: 123f.) starb am Donnerstag,<br />
den 21. März 1907, „nach längerer,<br />
schmerzlicher Krankheit“ (LW 1907: Nr. 81)<br />
im Alter von 49 Jahren in Clausen. Er wurde<br />
am Sonntag, dem 24. März, in seinem Heimatort<br />
Olingen begraben (LW 1907: Nr. 85).<br />
4. Die „Obermosel-Zeitung“, die<br />
<strong>„Fauna</strong>“ und die Zuchtpferde aus der<br />
Bretagne<br />
Am 15. Dezember 1891 erschien das vierte<br />
Heft der „Mittheilungen aus den <strong>Verein</strong>s-<br />
Sitzungen“ der <strong>„Fauna</strong>“, das die Redaktion<br />
der „Obermosel-Zeitung“ dazu veranlasste,<br />
sich in ihrer Ausgabe vom 26. Februar 1892<br />
näher mit dem <strong>Verein</strong> zu befassen (Obermosel-Zeitung<br />
1892): „Der vor einem Jahre<br />
erst gegründete <strong>Verein</strong> zählt 76 Mitglieder;<br />
Präsident ist Hr. Industriel Viktor Ferrant<br />
v[on] Mamer; Vicepräsident Hr. dstth.<br />
(dienstthuender, d. Verf.) Oberförster Koltz;<br />
die <strong>Verein</strong>sbibliothek zählt bereits über 150<br />
Bände, darunter recht wertvolle Werke. Der<br />
<strong>Verein</strong> steht mit 55 gelehrten Körperschaften<br />
aus Amerika (darunter Chile), Belgien,<br />
Deutschland, Frankreich, Norvegen (sic)<br />
und der Schweiz in Schriftenaustausch,<br />
von denen während des siebenmonatlichen<br />
eigentlichen Bestehens bereits 78 wertvolle<br />
Bände und Broschüren ihm zugegangen<br />
sind. Sicherlich ein schöner Erfolg für das<br />
erste Jahr!“<br />
„Mit den jüngst aus der Bretagne importierten<br />
Zuchtpferden“, hieß es anschließend<br />
in der „Obermosel-Zeitung”, „ist ein bisher<br />
bei uns nicht gekanntes Ungeziefer ins Land<br />
gekommen. In einer der letzten Sitzungen<br />
des <strong>Verein</strong>s ‘Fauna’ zu Luxemburg wurden<br />
mehrere Exemplare einer Fliege vorgezeigt,<br />
die in großer Anzahl auf den im Auftrage<br />
der Regierung in der Bretagne angekauften<br />
Pferden vorgefunden (…) und die, nach<br />
den Aussagen erfahrener Tierärzte und<br />
Pferdezüchter bei uns noch nie beobachtet<br />
wurden. Es ist dies die sog. Pferdelausfliege<br />
(Hippobosco [sic] equina L.)“ (Abb. 2).<br />
Die Zeitung zitierte hier ziemlich wörtlich<br />
aus dem Artikel über die Pferdelausfliege,<br />
den Mathias Kraus im Dezemberheft 1891<br />
veröffentlicht hatte (Kraus 1891), ohne den<br />
Autor aber namentlich zu nennen. Kraus<br />
hatte in der Sitzung der <strong>„Fauna</strong>“ vom 10.<br />
August 1891 die besagten Exemplare der<br />
Pferdelausfliege (Hippobosca equina),<br />
„welche Hr. Koltz an den, vor kurzer Zeit<br />
von Regierungswegen in der [Bretagne]<br />
angekauften Pferden angetroffen” hatte,<br />
gezeigt (SNL 1891: 35; im Sitzungsbericht<br />
steht irrtümlicherweise „Normandie“<br />
anstatt „Bretagne“). Es handelte sich hierbei<br />
um das Bretonische Kaltblutpferd (Abb. 3)<br />
auch einfach Bretone (fr.: Breton oder cheval<br />
breton) genannt (cf. Wikipedia 2012b).<br />
4.1. Polemik um die Pferdelausfliege<br />
Mit diesem „Obermosel-Zeitung“-Artikel<br />
lieferte die <strong>„Fauna</strong>“ indirekt und ungewollt<br />
die Vorlage zu einer politischen Attacke auf<br />
8 Bull. Soc. Nat. luxemb. 113 (2012)