Auenökologie am Oberrhein
Auenökologie am Oberrhein
Auenökologie am Oberrhein
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Auenvegetation<br />
Hochwasser im Donaudelta, Mai 2005 1
Inhalt<br />
I. Einleitung<br />
II.<br />
Ökologie der Auen<br />
- Auentypische Prozesse<br />
Wechsel des Wasserstandes<br />
Substratverlagerung<br />
- Ökologie der Pflanzenarten<br />
III. Vegetation und Standort<br />
- Längszonierung der Aue<br />
Quellen und kleine Bäche<br />
Furkationszone<br />
Mäanderzone<br />
Mündungsgebiet (Ästuar)<br />
- Querzonierung der Aue<br />
Weichholzaue, Hartholzaue<br />
IV. Entstehung von Auen: Der Rhein<br />
2
I. Einleitung<br />
3
I. Definition: Was sind Auen?<br />
Periodisch überflutete Standorte<br />
(1) wechselndem Wasserstand<br />
mit (= Hoch- und Niedrigwasser)<br />
(2) Substratverlagerung<br />
und (= Erosion und Sedimentation)<br />
entlang von Bächen, Flüssen oder Seen<br />
4
Ökologische Prozesse in Auen führen zu<br />
Selektion überflutungstoleranter,<br />
an Störungen angepasster Arten,<br />
also oftmals Pionierarten (r-Strategen)<br />
oder Arten mit vegetativer Regeneration<br />
die zugleich stresstolerant sind gegen O 2 -Mangel im Wurzelbereich<br />
(Hochwasser!) oder gegen Trockenheit (auf Kies-Rohböden)<br />
5
II. Ökologie der Auen<br />
1. Standortstypische Prozesse in Auen<br />
2. Ökologie der Pflanzenarten<br />
6
II. Ökologie der Auen:<br />
1. Standortstypische Prozesse in Auen<br />
Hoch- und Niedrigwasser<br />
Substratverlagerung<br />
7
Auentypische Prozesse und ökologische Folgen<br />
Dauer der Überflutung<br />
Fließgeschwindigkeit des Wassers<br />
Ökologie der Aue 5<br />
Niederterrasse<br />
Jahreszeit des Hochwassers<br />
wirken auf die Sauerstoff-Versorgung der Wurzeln<br />
Hochgestade<br />
Hochwasserlinie<br />
Niedrigwasserlinie<br />
Wechselnde Wasserführung:<br />
Hoch- und Niedrigwasser<br />
8
Auetypische Prozesse:<br />
Hochwasser - Niedrigwasser<br />
Fluß, Ort<br />
Mittelwasser<br />
(m 3 /sec)<br />
Niedrigwasser<br />
(m 3 /sec)<br />
Hochwasser<br />
(m 3 /sec)<br />
NW/HW<br />
Rhein/Basel 1.200 500 5.000<br />
Ökologie der Aue 3<br />
1 : 10<br />
Elbe/H<strong>am</strong>burg 1.200<br />
Dreis<strong>am</strong>/Freiburg < 2,5<br />
250<br />
1 : 100<br />
Donau/Mündung 6.444<br />
Tagli<strong>am</strong>ento/Italien 109 < 40 4.000 1 : 100<br />
Amazonas<br />
Jangtsekiang<br />
ca. 300.000<br />
31.000<br />
9
Wasserführung<br />
Durchschnitt 1200 m 3 /sec<br />
davon<br />
im Rheinseitenkanal 1200 m 3 /sec<br />
im Restrhein<br />
20-30 m 3 /sec<br />
Niedrigwasser 500 m 3 /sec<br />
Maximales Hochwasser 5000 m 3 /sec<br />
Rhein bei maximalem Hochwasser<br />
Neuenburg 1999<br />
10
Auentypische Prozesse: Abflussregime großer Ströme<br />
Ökologie der Aue 4<br />
ELLENBERG (1996)<br />
Gebirgsfluss<br />
(nival-alpines Regime):<br />
Schmelzwasser (Schnee,<br />
Gletschereis) führt zu<br />
Sommerhochwasser<br />
Tieflandsfluss<br />
(pluviales Regime):<br />
Winterregen, Schneeschmelze<br />
führt zu Frühjahrshochwasser<br />
11
Auentypische Prozesse<br />
und ökologische Folgen<br />
Mechanische Schädigung<br />
der Grau-Erlen und Weiden durch<br />
winterlichen Eisgang II (Aries, Rumänien)<br />
Ökologie der Aue 3<br />
12
II. Ökologie der Auen:<br />
1. Standortstypische Prozesse in Auen<br />
Hoch- und Niedrigwasser<br />
Substratverlagerung:<br />
Erosion – Transport – Sedimentation<br />
Korngrößensortierung<br />
13
Auentypische Prozesse: Erosion und Sedimentation<br />
Substratverlagerung<br />
Abtransport (Erosion), Transport<br />
und Ablagerung (Sedimentation)<br />
Ökologie der Aue 5<br />
Materialsortierung<br />
unterschiedlicher Korngrößen<br />
(Geröll, Kies, Sand, Schluff, Ton)<br />
durch unterschiedliche<br />
Fließgeschwindigkeit (Gefälle)<br />
Niederterrasse<br />
Hochgestade<br />
Flußnaher<br />
Uferwall<br />
(Kies)<br />
Hochwasserlinie<br />
Niedrigwasserlinie<br />
Austritt des Grundwasser:<br />
Quellen („Gießen“!)<br />
Versumpfung<br />
Sedimentation von<br />
feineren Bodenarten<br />
gS fS uS uL 14utL
Auentypische Prozesse - Erosion und Sedimentation in der Furkationszone:<br />
Neu abgelagerter Uferwall Isteiner Schwelle, Südbaden<br />
Ökologie der Aue 5<br />
15
„Dachziegelartige“ Einregelung der Kieselsteine<br />
durch starke Strömung bei Hochwasser<br />
Rheinbrücke Hartheim -<br />
Fessenheim, 20.6.2007<br />
16
Bildung von Flußterrassen durch wechselnde Zeiten von<br />
Sedimentation und Erosion<br />
(Cave Stre<strong>am</strong>, Neuseeland)<br />
Waldgesellschaften<br />
basenversorgter Buchen-<br />
und Buchen-Tannen<br />
Tannen-Wälder 4<br />
17
II. Ökologie der Auen:<br />
2. Anpassungen der<br />
Vegetation<br />
18
II. Ökologie der Auen:<br />
2. Anpassungen der Vegetation<br />
- Pionierarten<br />
- vegetativ regenerationsfähig<br />
- Überflutungstoleranz<br />
19
II. Ökologie der Auen: Anpassungen der Vegetation<br />
Pionierarten („Ruderalarten“, „Unkräuter“)<br />
- Viele leichte S<strong>am</strong>en<br />
- S<strong>am</strong>en schnell weit verbreitet<br />
- Schnelles Wachstum, kurzes Lebenszyklus<br />
- Langlebige S<strong>am</strong>enbank, Überdauern ungünstiger Perioden<br />
20
Pionierflur mit Barbarakraut (Barbarea vulgaris)<br />
April 2000, <strong>Oberrhein</strong><br />
21
II. Ökologie der Auen: Anpassungen der Vegetation<br />
Vegetative Vermehrung<br />
- Rhizome, Wurzelausläufer, Stockausschläge,<br />
22
http://linnaeus.nrm.se/flora/mono/poa/agros/agrostov.jpg<br />
Ausläufertreibendes<br />
Straußgras<br />
Agrostis stolonifera<br />
http://biyolojiegitim.yyu.edu.tr/flora<br />
23
Pionierrasen mit Ausläufertreibendem Straußgras (Agrostis(<br />
stolonifera).<br />
- Rheinbrücke Hartheim/Fessenheim<br />
Fessenheim, , 20.6.2007<br />
24
Vegetative Regeneration von Weiden – nach Etablierung<br />
der Verjüngung und Aufsedimentierung des Standorts<br />
Arealentstehung 3<br />
Aus: Bayard & Schweingruber 1991<br />
25
Ökologie der Aue 3<br />
Mechanische<br />
Schädigung an<br />
Silberweide<br />
durch Geschiebetransport<br />
während des<br />
Sommerhochwassers 1999<br />
<strong>am</strong> <strong>Oberrhein</strong><br />
Rindenschaden<br />
26
Vegetative Vermehrung der Bruchweide (Salix fragilis)<br />
<strong>am</strong> Main in Oberfranken<br />
Arealentstehung 3<br />
27
II. Ökologie der Auen: Anpassungen der Vegetation<br />
Überflutungstoleranz<br />
28
Überflutungstoleranz von Bäumen<br />
Vegetation der Fichtenwälder<br />
Waldvegetation Fichtenwälder 1<br />
1<br />
Überflutungstoleranz von Gehölzen<br />
29<br />
SPÄTH (1987), DISTER (1983, HÜGIN (1981), WESTHUS (1986)
Buche:<br />
nicht<br />
überflutungstolerant<br />
Foto: Dr. B. Sittler<br />
30
III. Vegetation und<br />
Standort von Auen<br />
1. Längszonierung<br />
2. Querzonierung<br />
31
Synoptic vegetation<br />
table of alluvial<br />
forests<br />
1, 2: Salicetum albae<br />
3: Stellario-Alnetum<br />
4, 5: Querco-Ulmetum<br />
6-8: Pruno-Fraxinetum<br />
9, 10: Carpinion<br />
ELLENBERG (1996)<br />
32
III. Vegetation und Standort von Auen<br />
III.1 Längszonierung<br />
- Quellbereich, Oberlauf<br />
-Furkationszone<br />
- Mäanderzone<br />
- Mündungsgebiet (Delta, Ästuar)<br />
33
III. Vegetation und Standort von Auen<br />
Längszonierung<br />
- Quellbereich, Oberlauf<br />
-Furkationszone<br />
- Mäanderzone<br />
- Mündungsgebiet (Delta, Ästuar)<br />
34
Quellen, kleine Bäche<br />
Standort:<br />
- nass, geringe Wasserstandsschwankungen<br />
- fließendes Wasser<br />
Unterschiede: Basenversorgung<br />
Vegetation:<br />
Sternmieren-Erlenwald (Stellario-Alnetum)<br />
Quell-Eschenwald (Carici remotae-Fraxinetum)<br />
Bruchweiden-Wald (Salicetum fragilis, Silikatgebiete)<br />
35
Synoptic vegetation table of<br />
alluvial forests<br />
1, 2: Salicetum albae<br />
3: Stellario-Alnetum<br />
= Sternmieren-<br />
Schwarzerlen-Wald<br />
4, 5: Querco-Ulmetum<br />
6-8: Pruno-Fraxinetum<br />
9, 10: Carpinion<br />
ELLENBERG (1996)<br />
36
III. Vegetation und Standort von Auen<br />
Längszonierung<br />
- Quellbereich, Oberlauf<br />
- Furkationszone<br />
- Mäanderzone<br />
- Mündungsgebiet (Delta, Ästuar)<br />
37
Flussaue vom Gebirge bis zum Tiefland<br />
Furkationszone<br />
Mäanderzone<br />
Aus: Ellenberg 1996<br />
38
Auen der Furkationszone („braided river“)<br />
Oberlauf des Waimakariri river, Neuseeland<br />
- Gefälle oft sehr hoch<br />
- Flussbett häufig und unsystematisch verlagert<br />
- Große Geschiebeführung, v.a. Sande und Kiese<br />
- Wasserführung stark schwankend<br />
- Flussbettsedimente horizontal geschichtet<br />
- Keine Sortierung nach Korngrößen<br />
- In Hochgebirgen, in ariden und arktischen Gebieten<br />
39
Gliederung der<br />
<strong>Oberrhein</strong>ebene<br />
Eiszeiten:<br />
Akkumulation<br />
Zwischeneiszeiten:<br />
Erosion<br />
Herausbildung von bis zu<br />
4 Erosionsböschungen<br />
(entsprechen den letzten<br />
4 Eiszeiten)<br />
Lechner 2006<br />
40
Mäanderzone des Rheins<br />
südlich von Speyer<br />
Topographischer Atlas über das<br />
Grossherzogthum Baden,<br />
Ausschnitt aus dem Blatt 11, 1838.<br />
Furkationszone:<br />
<strong>Oberrhein</strong> bei<br />
Straßburg um<br />
1700.<br />
Karte von Seutter.<br />
Furkationszone des Rheins<br />
Flussbreite 2-3km<br />
Ständige Laufverlagerungen<br />
Neuanlage und Verschwinden von<br />
Flussarmen<br />
Entstehen und Vergehen von Sand- und<br />
Kiesbänken<br />
Lechner 2006
Auentypische Prozesse:<br />
Substratverlagerung in<br />
der Längszonierung<br />
Furkationszone<br />
>0.8 Ökologie der %0 Aue 6<br />
Gefälle<br />
>0.8 %<br />
Gefälle<br />
Sedimentation von<br />
Geröll, Kies, Sand<br />
Mäanderzone<br />
Flussaue: Knorpelsalat-Flur (Chondrilletum junceae)<br />
Chondrilletum junceae<br />
=Knorpelsalat-Flur<br />
Aus: Ellenberg 1996<br />
43
Knorpelsalat<br />
(Chondrilla juncea)<br />
Aus: www. Floraweb.de<br />
44
Arten der Furkationszone<br />
Rosmarin-<br />
Weidenröschen<br />
(Epilobium<br />
dodonaei)<br />
Aus: www. Floraweb.de<br />
45
Alpenschwemmlinge als Arten der Furkationszone<br />
Alpen-Leinkraut<br />
(Linaria alpina)<br />
Aus: www. Floraweb.de<br />
46
Pioniere auf neu entstandenen Böden<br />
Aus: Ellenberg 1996<br />
Mit dem Hochwasser angeschwemmte S<strong>am</strong>en finden auf den Kiesböden der<br />
Furkationszone periodische Lebensräume („Alpenschwemmlinge“)<br />
47
T<strong>am</strong>arisken-Gebüsch (Myricarietum germanicae)<br />
Myricarietum germanicae<br />
= T<strong>am</strong>arisken-Gebüsch<br />
Aus: Ellenberg 1996<br />
48
T<strong>am</strong>arisken-Gebüsch (Furkationszone)<br />
From: www.floraweb.de<br />
Deutsche<br />
T<strong>am</strong>ariska<br />
(Myricaria<br />
germanica)<br />
Aus: www. Floraweb.de<br />
49
Flussaue: Lavendelweiden-Wald (Salicetum eleagni)<br />
Salicetum eleagni<br />
= Lavendelweiden-Wald<br />
Aus: Ellenberg 1996<br />
50
LAVENDEL-Weide (Salix eleagnos)<br />
From: www.floraweb.de<br />
51
Sanddorn-Gebüsch der Furkationszone<br />
Sanddorn<br />
(Hippophae<br />
rh<strong>am</strong>noides<br />
ssp.<br />
fluviatilis)<br />
From: www.floraweb.de<br />
Aus: www. Floraweb.de<br />
Boden:<br />
Kies-Rohböden,<br />
(wechsel-)trocken<br />
52
Flussaue: Grauerlen-Wald (Alnetum incanae)<br />
Alnetum incanae<br />
= Grauerlen-Wald<br />
53<br />
Aus: Ellenberg 1996
Grau-Erle (Alnus incana)<br />
Biologie und Ökologie:<br />
- Rohbodenbesiedler<br />
- Kalkliebend<br />
- Boreal-montan- kontinentale Art<br />
- Stresstolerant (Wärme, Dürre)<br />
Grauerlen-Wald<br />
(Alnetum incanae)<br />
Alpen, Voralpen (Wutach,<br />
<strong>Oberrhein</strong>); Karpaten,<br />
dinarische Gebirge<br />
Aus: www. Floraweb.de<br />
54
III. Vegetation und Standort von Auen<br />
Längszonierung<br />
- Quellbereich, Oberlauf<br />
-Furkationszone<br />
- Mäanderzone<br />
- Mündungsgebiet (Delta, Ästuar)<br />
55
Nowitna river/Alaska: Meanders Foto Oliver Kurmis, 9/2002<br />
Mäanderzone<br />
- Gefälle mittel bis gering<br />
- Mäanderbögen, dazu gerade Abschnitte<br />
- Vor allem Seitenerosion, kaum Tiefenerosion<br />
- Mäanderbögen verlagern sich langs<strong>am</strong> und stetig<br />
- Innere Seite des Bogens = Gleithang, äußere =<br />
Prallhang<br />
- Sedimentation als grobbogige Schrägschichtung,<br />
Korngröße nach oben hin abnehmend<br />
- Sande bis Feinlehme transportiert und sedimentiert<br />
- Fluss von Uferwällen gesäumt<br />
- Überflutet bei Hochwasser die zugehörigen Auen<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Nowitna_river.jpg<br />
56
Verlagerung der Arme<br />
des Mississippi<br />
vor 1765<br />
1820/30<br />
1881/83<br />
1930/32<br />
(nach Strahler & Strahler 2002)<br />
58
Flussaue vom Gebirge bis zum Tiefland<br />
Furkationszone<br />
Mäanderzone<br />
Aus: Ellenberg 1996<br />
59
III. Vegetation und Standort von Auen<br />
III.2 Querzonierung<br />
60
Querschnitt einer Flussaue<br />
Aus: Ellenberg 1996<br />
61
Fluss-Röhrichte:<br />
Rohrglanzgras-Röhricht (Phalaridetum arundinaceae)<br />
Phalaridetum arundinariae<br />
(Rohrglanzgras-Röhricht)<br />
62<br />
Aus: Ellenberg 1996
Flussaue: Silberweiden-Wald (Salicetum albae)<br />
Salicetum albae<br />
63<br />
Aus: Ellenberg 1996
Überflutungstoleranz von Bäumen<br />
Vegetation der Fichtenwälder<br />
Waldvegetation Fichtenwälder 1<br />
1<br />
Überflutungstoleranz von Gehölzen<br />
64<br />
SPÄTH (1987), DISTER (1983, HÜGIN (1981), WESTHUS (1986)
Synoptic vegetation table of<br />
alluvial forests<br />
1, 2: Salicetum albae<br />
(Silberweiden-Auwald)<br />
3: Stellario-Alnetum<br />
4, 5: Querco-Ulmetum<br />
6-8: Pruno-Fraxinetum<br />
9, 10: Carpinion<br />
ELLENBERG (1996)<br />
65
Silberweiden-Auwald (Salicetum albae) als Resultat<br />
35-jähriger natürlicher Sukzession Fessenheim/<strong>Oberrhein</strong>, Elsass<br />
Weichholzaue 1<br />
66
Querzonierung der Auen –<br />
Hartholzaue <strong>am</strong> <strong>Oberrhein</strong><br />
Differenzierung der<br />
Auenvegetation 1<br />
Schotterfluren<br />
Kiesbänke<br />
Weichholzaue<br />
Hartholzaue<br />
Quelltümpel<br />
Gießen<br />
Bruchwälder<br />
Pioniervegetation<br />
67
Querzonierung der Auen <strong>am</strong> <strong>Oberrhein</strong><br />
Brauner<br />
Auenrohboden Auenrendsina Auenlehm<br />
(Vega)<br />
Gley<br />
Anmoor<br />
68
Badische Rheinaue: Forstliche Standortsgliederung<br />
Auwaldstufe<br />
Oberste<br />
Hartholzaue<br />
Pegel<br />
Maxau<br />
>780<br />
Höhe ü.<br />
MW<br />
> 300<br />
Überflutung<br />
shöhe (cm)<br />
0-30<br />
Überflutungsdauer (Tage)<br />
Maximum Mittel<br />
(1.4.-30.9.)<br />
140<br />
> 60<br />
69
Eichen-Ulmen-Hartholz-Auwald<br />
Querco-Ulmetum<br />
70<br />
Aus: Ellenberg 1996
Überflutungstoleranz von Bäumen<br />
Vegetation der Fichtenwälder<br />
Waldvegetation Fichtenwälder 1<br />
1<br />
Überflutungstoleranz von Gehölzen<br />
71<br />
SPÄTH (1987), DISTER (1983, HÜGIN (1981), WESTHUS (1986)
Synoptic vegetation table of<br />
alluvial forests<br />
1, 2: Salicetum albae<br />
3: Stellario-Alnetum<br />
4, 5: Querco-Ulmetum<br />
(Eichen-Ulmen-Auwald)<br />
6-8: Pruno-Fraxinetum<br />
9, 10: Carpinion<br />
ELLENBERG (1996)<br />
72
Eichen-Ulmen-Hartholzaue<br />
V Alno-Ulmion (O Fagetalia, K Querco-Fagetea)<br />
Standort:<br />
Periodisch überfluteten Hartholzaue größerer Flüsse<br />
planare bis submontane Stufe<br />
Baumschicht: Stieleiche (Quercus robur), , Flatterulme (Ulmus<br />
laevis), , Feldulme (Ulmus minor), , Esche (Fraxinus excelsior).<br />
Lianen: Hopfen (Humulus lupulus), Weinrebe (Vitis vinifera)<br />
Bodenvegetation: Geophyten, , Nitrophyten<br />
Scilla bifolia, Gagea lutea, Corydalis cava, C. solida, Allium ursinum<br />
Frühere Nutzung als Mittelwald<br />
Naturschutzfachlich sehr wertvoll. Gefährdung durch<br />
Korrektion, Wasserbau, Ulmensterben, Neophyten<br />
73
Eichen-Ulmen-Hartholzaue: Flatter-Ulme (Ulmus laevis)<br />
Eichenreiche Auenwälder 1<br />
From: www.floraweb.de<br />
74
Eichen-Ulmen-Hartholzaue<br />
reich an Frühlingsgeophyten (sowie Nitrophyten, Lianen)<br />
Eichenreiche Auenwälder 1<br />
From: www.floraweb.de<br />
Blaustern<br />
Scilla bifolia<br />
75
IV. Entstehung von Auen:<br />
Die Aue des südlichen<br />
<strong>Oberrhein</strong>s<br />
76
Periglazialer Rheinstrom<br />
Vogesen<br />
Ökologie der Aue 2<br />
„braided river“ im tektonischen Graben<br />
Schwarzwald<br />
- Antransport von Geschiebe aus den Alpen im<br />
Gleichgewicht mit dem Austrag<br />
- Vegetationslose Kiesbänke, Tundrenvegetation<br />
78
Nach Eiszeit:<br />
Alpenrandseen entstehen<br />
weniger Sedimente kommen von oben an,<br />
Erosion nach Norden geht weiter<br />
Sohlenerosion, Eintiefen des Rheins<br />
Entstehung von Niederterrasse, Hochgestade,<br />
postglaziale Rheinniederung, 2-3 km breit<br />
Siedlungen <strong>am</strong> Rand des Hochgestades<br />
Hochwassergefahr in der Rheinniederung,<br />
Erosion <strong>am</strong> Hochgestade bedroht Siedlungen<br />
79
Nacheiszeitlicher Rheinstrom:<br />
Entstehung der Niederterrasse<br />
Ökologie der Aue 2<br />
Niederterrasse<br />
Hochgestade<br />
Aue vor 19. Jhd<br />
Niederterrasse<br />
Hochgestade<br />
Entstehung der Alpenrand-Seen als „Sedimentfalle“<br />
Reduzierter Geschiebenachschub aus den Alpen<br />
Eintiefung des Stroms<br />
- Bildung der Niederterrasse<br />
- Entstehung des Hochgestades<br />
- Entstehung der Aue „bis zum 19. Jhd.“<br />
80
Kiesig-sandige<br />
Böden<br />
+10 o C<br />
Jahresmittel<br />
650 mm/Jahr<br />
81<br />
Mäanderzone<br />
Gefälle > 0,3 %<br />
Übergang<br />
Furkationszone<br />
Gefälle > 0,8 %
Verhältnisse vor Tulla (Scheifele 1962):<br />
„Die Hauptbestockung des Rheinwaldes bestand d<strong>am</strong>als fast ausschließlich<br />
aus hohen Wasserstand ertragenden Holzarten, vorwiegend aus Weiden,<br />
Erlen, Schwarz- und Silberpappeln. An höher gelegeneren Orten traten noch<br />
Eichen, Eschen, Ulmen, Birken und Hainbuchen hinzu. Das Ganze war von<br />
einer üppigen und überaus dichten Strauchschicht unterstanden. Die<br />
Wirtschaftsform war Niederwald in kurzen 8–15jährigen Umtriebszeiten…“<br />
1768: Unterwald von Grißheim<br />
„ ... ödes, nur mit Dornen und Gestrüpp und einigen wenigen Eichen<br />
bestandenes Gelände ...“<br />
Eichen - „ ... krüppelhaft und abgestanden ... “ (von Staden & Coch 2000)<br />
Bericht von 1773 über Beweidung (Barner 1952): „ ...(ich traf)<br />
durchaus in allen Rheininseln, wo ich hink<strong>am</strong>, Huf- und Rindviecher an,<br />
welches den jungen Aufwuchs wie Spargeln zus<strong>am</strong>menfraß…“<br />
Wald der Hartholzaue (Scheifele 1962):<br />
Ebenfalls als Niederwald oder oberholzarmer Mittelwald genutzt, Umtriebszeit<br />
82<br />
etwa 8 bis 15 Jahre, jeweils 30-40/ha Festmeter
1838-1872:<br />
Rektifikation des Rheinstroms nach TULLA<br />
1800: Großherzog Karl Friedrich von Baden:<br />
Auftrag an Oberst TULLA für Hochwasserschutzprogr<strong>am</strong>m<br />
Ökologie der Aue 3<br />
1822<br />
1872<br />
83
Konzept von TULLA:<br />
Verstärkung der Sohlenerosion des Rheins<br />
- durch Begradigung des Flusslaufs („Rektifikation“)<br />
- durch Einengen des Flussbettes (Querriegel,<br />
Seitendämme)<br />
Ökologie der Aue 3<br />
- dadurch Erhöhen der Fließgeschwindigkeit<br />
Längerer Prozess der Eintiefung und Laufverlagerung:<br />
Bei Hochwasser – Verlagerung des Stromstrichs in<br />
gewünschte Richtung<br />
Abtransport großer Geschiebemengen<br />
Ausführung 1838 - 1872<br />
84
1838 – 1872: Rektifikation des<br />
Rheinstroms nach TULLA<br />
Ökologie der Aue 2<br />
Sohlenerosion<br />
Niederterrasse<br />
Niederterrasse<br />
Hochgestade<br />
Hochgestade<br />
Trockenaue<br />
Laufverkürzung zwischen Basel und Mainz um 90 km<br />
Eintiefung durch Sohlenerosion des Flusses<br />
Trockenfallen der alten Aue: Entstehung der „Trockenaue“<br />
Bildung einer neuen Aue („rezente Rheinaue“)<br />
85
Folgen:<br />
Gewinnung von Kulturland<br />
(Land-, Forstwirtschaft)<br />
Verschwinden der meisten Rheininseln<br />
Veränderung der Dyn<strong>am</strong>ik des Lebensraums,<br />
Rückgang/Verschwinden von Arten<br />
86
Absinken des Grundwasserspiegels -<br />
7 m im Süden, 2 m bei Breisach<br />
Entstehung der „Trockenaue“<br />
87
Folge:<br />
Festlegung der Grenze zu Frankreich<br />
88
1928 – 1960: Bau des Rheinseitenkanals (Kembs – Breisach)<br />
Vertrag von Versailles (1919):<br />
Frankreich = alleiniges Wassernutzungsrecht<br />
Rheinwasser bis 1200 m 3 /sec im Rheinseitenkanal<br />
Hochwasser darüber hinaus – im „Restrhein“<br />
89
Literatur<br />
Bayard M, Schweingruber F (1991): Ein Baumgrenzstandort: Das<br />
Wildwasserbett der Maggia im Tessin, Schweiz. Eine dendroökologische<br />
Studie. – Bot. Helv. 101: 9-28.<br />
Ellenberg H (1996): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen. Ulmer,<br />
Stuttgart.<br />
Kollmann J, Vieli M, Edwards PJ, Tockner K, Ward JV (1999): Interactions<br />
betwenn development and island formation in the Alpine river<br />
Tagli<strong>am</strong>ento. – Appl. Veg. Sci. 2: 25-36.<br />
Reif, A, Coch T, Suchant R (2000): Wälder Mitteleuropas. - In: Konold W,<br />
Böcker R, H<strong>am</strong>picke U (Hrsg): Handbuch Naturschutz und<br />
Landschaftspflege. 1. Erg.Lfg. 3/00, 46 S., Ecomed-Verlag, Landsberg.<br />
Strahler AH, Strahler AN (2002): Physische Geographie. 2. Aufl., 686 pp.,<br />
Ulmer, Stuttgart.<br />
Stichpunkte<br />
Standorte der Auen: Wasserstandsänderung,<br />
Substratdyn<strong>am</strong>ik,<br />
90