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Schlüsselstellen lösungsbasierter Instruktion - Wissen ist MANZ

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Praxisbeiträge<br />

<strong>Wissen</strong>schaft<br />

»»<br />

In instruktionspsychologischen Ansätzen konzentriert man<br />

sich auf kognitive Aspekte des Lernens mit Musterlösungen, d. h.<br />

emotional-motivationale Aspekte werden ausgeklammert,<br />

obwohl sie ebenso zentral für Lernen sind. Auch dieser Artikel<br />

konzentriert sich auf kognitive Aspekte.<br />

»»<br />

Der Einsatz von Musterlösungen wird nicht isoliert betrachtet,<br />

sondern als Teil einer dreiteiligen Einheit (deshalb lösungsbeispielbasierte<br />

<strong>Instruktion</strong>). Diese Einheit besteht zunächst aus<br />

einem Einstieg in das jeweilige Thema. Der in Lehrbüchern<br />

übliche Einführungstext wird „instruktionaler Text“ genannt.<br />

Dann folgen ein oder mehrere Lösungsbeispiele. Drittens folgen<br />

mehrere Übungsaufgaben, die Schüler/innen selbständig<br />

bearbeiten. Erst dann wird in Tests erhoben, ob die Lernenden<br />

in der Lage sind, das vermittelte Verfahren in verschiedenen<br />

Situationen anzuwenden.<br />

Die unterrichtspraktische Perspektive<br />

Die Befunde der instruktionspsychologischen Lösungsbeispielforschung<br />

sind eine potenzielle Schatzkammer für Lehrer/innen, die<br />

sich über das Lehren mit Musterlösungen informieren möchten.<br />

Allerdings muss geprüft werden, inwieweit instruktionspsychologische<br />

Forschungsergebnisse tatsächlich für eine unterrichtspraktische<br />

Perspektive brauchbar sind. Drei Aspekte müssen bedacht<br />

werden:<br />

»»<br />

Die instruktionspsychologische Forschung analysiert Effekte bestimmter<br />

Merkmale von Lehrmaterialen unter Optimierungsaspekten.<br />

Lehrkräfte hingegen müssen nicht nur fragen, wie man<br />

etwas vermitteln kann (Frage der Methodik), sondern auch zur<br />

vorgelagerten Frage Stellung beziehen, was überhaupt vermittelt<br />

werden soll (Frage der Didaktik i. e. S.). Die Befunde der <strong>Instruktion</strong>spsychologie<br />

werden für Lehrkräfte also erst relevant,<br />

wenn sie die Lehrinhalte/-ziele<br />

bereits bestimmt haben.<br />

»»<br />

Für diese nachgelagerte Stelle<br />

<strong>ist</strong> zu diskutieren, wie die<br />

Befunde Lehrkräfte bei der<br />

methodischen Gestaltung<br />

ihres Unterrichts informieren<br />

können. Die Forschung<br />

interessiert sich für Effekte<br />

methodischer Variationen. Sie<br />

fragt bspw., ob es besser <strong>ist</strong>,<br />

drei, fünf oder sieben Lösungsschritte<br />

anzugeben. Hierzu<br />

wird bestimmt, was Schü -<br />

ler/innen durch die jeweilige<br />

Option lernen. Der Lerneffekt<br />

wird dabei über das Konstrukt<br />

Graphik 1: <strong>Schlüsselstellen</strong> lösungsbeispielbasierter <strong>Instruktion</strong><br />

der Transferweite gefasst. Sie <strong>ist</strong><br />

ein Maß dafür, wie unterschiedlich<br />

Kontexte sind, in denen<br />

Schüler/innen das zuvor Gelernte anwenden können. So bedeutet<br />

etwa naher Transfer, dass Schüler/innen in der Lage sind, ein<br />

Problem auch bei wechselnden „Oberflächenstrukturen“ zu<br />

lösen (GROSSE & RENKL 2006). Diese inhaltslose Beschreibung<br />

der erbrachten Le<strong>ist</strong>ung <strong>ist</strong> für das Ziel einer <strong>Instruktion</strong>spsychologie<br />

verständlich, denn sie möchte inhaltsunabhängige<br />

Gesetzmäßigkeiten finden, um die Gestaltung von Lehrmaterialien<br />

zu optimieren. Für Lehrkräfte <strong>ist</strong> die inhaltliche Analyse<br />

der Lernergebnisse hingegen zentral. Aus didaktischer Sicht<br />

<strong>ist</strong> Transferweite kein Wert an sich. Unterricht soll vielmehr<br />

Fähigkeiten in eine inhaltlich bestimmte Richtung und mit einer<br />

inhaltlich bestimmten Reichweite ausbilden.<br />

»»<br />

Es wäre für Lehrkräfte sehr hilfreich, bei der Erstellung oder<br />

Bewertung von Lehrmaterialien diejenigen <strong>Schlüsselstellen</strong> zu<br />

kennen, die besonders bedeutsam für die Lernergebnisse der<br />

Schüler/innen sind. Diesbezüglich <strong>ist</strong> zunächst problematisch,<br />

dass der Lernzuwachs in den instruktionspsychologischen<br />

Experimenten erst am Ende der dreiteiligen <strong>Instruktion</strong> erhoben<br />

wird, d. h. nach der Übungsphase. Um <strong>Schlüsselstellen</strong> zu<br />

identifizieren, wäre es hingegen nötig, (Zwischen-)Lernerfolge<br />

zu erheben, um die Einzeleffekte an der betreffenden Schlüsselstelle<br />

zu isolieren. Einige <strong>Schlüsselstellen</strong> dürften sich aber<br />

zumindest indirekt finden lassen, indem man analysiert,<br />

welche Gestaltungsmerkmale für die Streuung von Befunden<br />

verantwortlich sind (vgl. als Beispiel WITTWER & RENKL 2010).<br />

Allerdings <strong>ist</strong> fraglich, ob alle didaktisch relevanten <strong>Schlüsselstellen</strong><br />

aus der Varianz instruktionspsychologischer Befunde<br />

zurückerschlossen werden können. Einige dürften im instruktionspsychologischen<br />

Fokus auf die Effizienz von <strong>Instruktion</strong> gar<br />

nicht erhoben worden sein.<br />

<strong>Schlüsselstellen</strong><br />

Lehrkräfte müssen Lehrmaterialen auswählen und gestalten. Im<br />

Folgenden werden sieben <strong>Schlüsselstellen</strong> diskutiert, die die Lernergebnisse<br />

eines lösungsbeispielbasierten Ansatzes maßgeblich<br />

mitentscheiden dürften. Sie betreffen alle Elemente des dreiteiligen<br />

Ansatzes sowie deren Übergänge (Graphik 1). Relevante instruktionspsychologische<br />

Befunde werden, soweit vorhanden, in die<br />

folgenden Überlegungen eingeordnet.<br />

Musterlösungen hingegen bieten eine konkrete Vorstellung, wie Aufgaben mithilfe<br />

bereichsspezifischer Strategien gelöst werden können.<br />

<strong>Instruktion</strong>aler Text<br />

Die Darstellung in Lehrbüchern beginnt in der Regel mit einem<br />

instruktionalen Text, der in das betreffende Thema einführt. Um<br />

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